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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.12.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189112259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18911225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18911225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-12
- Tag1891-12-25
- Monat1891-12
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.12.1891
- Autor
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Abon»emerrtspreiS i» der Hauptexpeditiou oder den im Stadt» bezirt and den Vororten ernchletea diu«, qabeftellea abgehol,: vierteljährlich ^««LO. bei zweimaliger täglicher Zu Heilung ia« Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Teulschland und Oesterreich: vieriel^ihrlich 6.—. Direcle tägliche Vreuzbandjeuduug in« Auslaad: monaUich e» 9.—. Die Morgen-Ausgabe »ilchrint täglich '/,7 Uhr. dt» >l«»d Ausgabe Wochentag« 5 Uhr. Ledarlion und Lrpe^itis»: Ä«h»n»rS,affe 8. Di« Expedition ist ununterbrochen go» «ffnet va, früh 8 »l« «bend« 7 Uhr. Filialen: Ott» Klemm's Sortim. (Alfred P«ch»X UniversitätLstraße 1. Loui« Lösche. llathnrineustr. 14, part. und KLoigsplatz 7. Dr»ck und Verl« van E. Pol» in Leipzig. Wp.Mr.Tagcl>la1t Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgrschichte, Handels- «nd beschaftsverkehr. JnsertionspreiS Mo rgen-Ausgabe: die Ogesvaltcne Petti« teile 20 4, Reelamen unter L^iu llletactions. strich t«geipalieal 50^j, vor den Familien- Nachrichten (Ogeivalten! 40 V,. Abend.Ausgabe: die 0geipauene Petitzeile 40 Reclamen unter dem Rebaelionsstrich l« ge,palten! 1 Familieunachrichlen und Anzeigen verlorener Olegenitände «6 gelpalten) 20^. Größere Echnslen laut uuiereni Prris. verzeichnijr. TabeUarsscher und Ziffernsay nach höherem Tarss. Extra-veilagcn (gesalzt), nur mit der Marge» - Ausgabe, ohne Poslbesörderuug Wt—, mit Postdesörderuug 70c—. Huuatimeschluk für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr Mo rge u-AuSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 0 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen >« ein« halb« Stunde früher. Inserate sind stets an die Expedition zu richten. 455. Areitag den 25. December 1891. 85. Jahrgang Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Lonnabend, den 26. Deebr., Vormittags nur bis 9 Uhr eröffnet. Lxpcdltion <Ie8 I,eip/.iL:er I'rrxeblaltes. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Nkdilthn-Sneftnliklir. Zur Förderung und Erleichterung des Neujahrs- Briefverkehrs ist es gestattet, Briefe, Postkarten und Drucksachen, deren Bestellung in Leipzig und in den Bororten von Leipzig durch die Post am I. Januar früh gewünscht wird, bereits vom LS. December ab zur Einliefernng zu bringen. Der Absender hat derartige, mit recht deutlicher und vollständiger Aufschrift zu versehene Briefe rc., welche einzeln durch Postwertzeichen frankirt sein müssen, in einen festen Umschlag zu legen, diesen zu verschließen und mit der Auf schrift zu versehen: Hierin tnsnIüi'KvNeujahrsbriese für den Ort. An das Kaiserliche Postamt 1 in Leipzig (Angustusplay). Solche Umschläge (Packele) mit Nenjahrsbriefen können bis einschließlich den 30. December entweder an den Postaunahmestcllcn abgegeben oder, soweit es der Umfang gestattet, in die in Leipzig und in den Vororten von Leipzig ansgestellten Briefkasten gelegt werden. Am 31. December ist jedoch die Abgabe ausschließlich bei den Annahme stellen des Postamts 1 (Augustnsplast) zu bewirken. Die den Umschlägen rc. entnommenen Briefe u. s. w. erhalten sämmtlich den Postavfgabestempel vom 31. December 6—7 Nachmittags. Ausdrücklich wird bemerkt, daß die Einrichtung sich lediglich aus die an Empfänger in Leipzig oder in den Vororten von Leipzig gerichteten Briefe (Ortsbriefe) erstreckt. Es wird ersucht, von dieser Einrichtung, welche der Einliefernng großer Massen von Briefen bei den Postanstalten am Sylvesterabende zu steuern bezweckt und der ordnungsmäßigen Abwickelung des Nenjahrs-Postverkehrs zu Gute kommt, einen recht ausgedehnten Gebrauch zu machen. Leipzig, 20. December 1891. Der Kaiserliche Ober-Postdirector. Walter. Bekanntmachung. Tie unterzeichuete Ortskrankencosie giebt hiermit bekannt, da» die Zahlungstermine für die Beiträge zur Krankenversicherung und j»r -»»attüttät«- und Alter-perficherung pro 1882 wie folgt ieslgssetzt find: Monal)auuar umfass, die Zeit v. 28./I2.91—31VI. 92 — 5, Wochen, - Februar » ... 1./2.92—28./2. » — 4 »März . »»» 29/2. .—3-/4, . —!» » April » ... «V«. .—I./5. . — 4 - »«t . ... 2./5. .-L9./5. . — 4 - Ännl . ... 30. 5. . —3-/7. . — ü . 2«lt . ... 4. 7. .—31/7. . -4 » ANDNft - ... 1. 8. . —28 /8. - — 4 » Eepte«H«r. ... 29. 8. »—2V10. . — S - vktoper . ... 3.10. . -30.10.- - 4 - R»»e»ter - - - - 31./10. .—27./11.-— 4 - Deremper - . . 28./N. .—IV1 93 —S Tie Beträge für di« InpaltdttätS- und AlterSberftcherung werden geietziich von demjenigen Arbeitgeber einaehoben, welcher den Versicherten während der Kalendenvoche zuerst beschostigt bat, wäbrens die Beiträge zur Krankenberstcheruug gemäß K. 36 de« Caslenitntut« zur Berechnung gelangen. Bezüglich derjenige» Arbeitgeber bezw. Dienstherrschaften, welche Tiruftdotn, o. s. w zur Jabaltpttit«- und Atter«»erfiche- rung gemeldet haben und bet denen krankem» ersicherungS- Ppichttir Personen nicht beschäftigt sind, behält sich die Ort«, kranken ca sie auch weiter vor, die Beiträge anstatt tn einmonatlichen Terminen in zwei- oder dreimonatlichen Terminen einzuheden. Leipzig, am 24 Derember l«SI. Die vrl»kra»ke»caffe für Leipii, »,» ll«,e,e,». Albert Brockhau«, . Vorsitzender. Bekanntmachung. Die Öffentliche, Heba««e»-dr»s»»,e» finden MiMnnch, pttt HO., und 1 Nachmittag« Donner«»«,, »«, 41. December »«. Ar«^ / z—5 Uhr. t» «nditorinm der Untd.^ranenNtnU — Trier'jch^ Institut - statt. Leipzig, de» 21. December 1801. _» Lterrtto« der <- . V»«f. V-. L»«0»l. Leknuutmachuug. Melin'ach an uns gerichtete Pelitionen haben an« veranlaßt, dl» Wiedereinführung einer Mittagspause für den Betrieb der Marttdaüe in Erwägung zu ziehen. I» Berücksichtigung der auSgejprochene» Wünsche und der derzeitigen Sachlage haben wir beschlossen, von Montag, den 28. ds«. MtS. od, die Bestiin- muiigeu in 8. 3 Abs. 2 der Marktordnung vom 22. Aprii d. I., oweil sie bisher außer Geltung waren, derart wieder in Krait »u etzen, daß die Millagspausc aus die Zeit von 1 di« 4 Uhr Rach- MittagS sestgesetzt wird. Die Marlihalte ivird daher von dem bezeichneten Tage ab sür das Publicum um l Uhr Mittags geschlossen »nd um 4 Uhr Nach, mittags wieder geöffnet und bleibt dann bis Abends 8 Uhr, an Sonnabenden und Tagen vor Festtagen bi» Abend« 9 Uhr geöffnet. In, Uebrigen verbleibt es bei den bisherigen Bestimmungen der Marktordnung. Leipzig, am 24. December 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. Ia. 6098. vr. Georgi. Lindner. Bekanntmachung. Auf Grund von 8- ö dcs LrtsstatutS vom 16. April l890, die Errichtung einer städtischen Schiochtviehversicherungsanstalt am städtischen Vieh- und Schlachthvf belr., in der Fassung des unter dem 12. d. M. bekannt gemachten Nachtrags voin 25. September d. I. und rntjprcchend den bei dein Betriebe der Anstalt gemachten Er- saheungc» haben wir beschlossen, die sür die Versicherung der Schlachtthiere zu erhebenden Prämien vom 1. Januar 1892 ab anderweit sestzuietzen und zwar bis aus Weiteres 1) für Schien und Bullen eine Prämie von 7,50 ^l, 2) kür ttühe und ikatden eine Prämie von 9,50 -st, 3) sür Schweine wie bisher ein« Prämie von 0^8) für das Stück zu erhebe». Wir bringt» dies hiermit zur Kenntnis der Betheiligten. Leipzig, am 24. December >891. In. 0049 1955 Der Rath -rr Stadt Leipzig. I)r. Gcorgi. Lindner. Bekanntmachung für die Herren Vormünder. Die bei dem Unterzeichneten Königlichen Amtsgericht in Pflicht stehenden Herren Vormünder werden hiermit veranlaßt, die wegen ihrer Pflegebefohlenen zu erstattenden Erziehiingsderichte bis »um LI. Januar 18V2 anher «inzureiche». Formulare zu diesen Berichten sind von den Herren Vor mündern, welche antzcrhalb »er Stadt Leipzig motznen» von dem Herrn Ortvrichter ihre- Wohnort«, vo» den übrigen Herren Vor- Mündern aber, wie früher, tn dem Amt«gerichtSgcdande, Zimmer Vr. 7V, 80». 82. IIS und 117» zu erhallen. Bei der Ausfüllung der gedachten Erziehungsberichte ist neben vollständiger Bcantwortung der vorgedrucktcn Fragen noch weiter, und zwar: u. bei ehelich geborenen Pflegebefohlene» der volle Name, Stand, letzter Wohnort und da» Tvdks>ahr des verstorbenen Vaters anzugeden, b. bei unehelich Geborenen sind die Worte beizusügeo „unehelich geboren". Buch wollen die Herren Vorniünder etwa eintretend« Wohnung-. Veränderungen hier zur Anzeige bringen. Leipzig, am 10. December 1891. Königliches Amtsgericht. Adtheilung V. MaanSseld. Bekanntmachung. *Die nächste Anmeldung der Ziehkinder hat Mittwoch, den LO. December o., von Nachm. '/,4—5 Uhr zu erfolgen. Hierbei geben wir nochmals bekannt, daß den Ziehmüttern ge- stattet ist, die Kinderwagen in dem nach der Mühlgaffe zu gelegenen Hausflur de» Stadthauie- aufzustellen. Leipzig, den 23. December. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armcn-Amt.) X. L. IVK Ko. 2773.Hentschel.Hsr. Bekanntmachung. Am heutigen Tage ist Frau Minna Latin« Preiszler, Leidzig-Thonberg, Carvlirengasse lO, wohnhaft, als Hebamme für de» Stadtbezirk Leipzig mit der Maßgabe ver- pflichtet worden, daß sie ohne unsere ausdrückliche Erlaubniß aus dem Stadttheile, in welchem sie jetzt ihre Wohnung hat, nicht in einen anderen Stadttheil verziehen darf. Leipzig, den 19. December 1891. Der «ath der Stadt Leipzig. VUI. 4882. vr. Georgi. Dietrich. ' Bekanntmachung. In der Nacht vom 19. bi« 20. December ds«. I«. ist in dein hinter dem neuen Echützeuhause gelegene» „verschlossenen Holze" gewildert worden. Da bet den zur Hast gebrachten, der Thal dringend verdächtigen Personen Gewehre nicht vorgesnnden worden sind, liegt der Verdacht vor. daß sie dieselben in diesem Holz« oder in der Umgebung weggeworsen oder versteckt haben. ES wird dringend gebeten, jede zur Auffindung der Gewehre dienende Wabrnehmung der Unterzeichneten Behörde oder dem Polizeiamte sofort «nzuz^geil. Leipzig, den 24. December 1891. Königliche LtaatSanwa1kfch«fk. vr. Dürbtg. Politische Duelle. DaS Duell Fejervary-Ugron bietet die Veranlassung, die Frage zu erörtern, wodurch politische Zweikämpfe, welche sich mebr und mehr zu einer anerkannten Einrichtung auS- zubilden scheinen, vermieden werden können. Gleichzeitig lag der Streitfall Floquet-Eaffaanac vor. unv eS ist noch in frischer Erinnerung, daß derselbe Floquet einen Zweikampf mit Boulangrr auSgefochtcn hat. Auch im österreichischen Abgeordnetenhaus« haben die Antisemiten und dir Jung- czechen einen Ton ringefLbrt, der jederzeit zu Zw«, kämpfen führen kann, und im italienisch» Parlament ist e« Imbrumi, dessen herausfordernde Reden stet» dieselbe Gefahr in sich schließen Da« ist ein krankhafter Zustand und rin Krebsschaden für das Ansehen der Volks- Vertretungen. Daß e» gewisse Beleidigungen giebt, die nicht ungesühnt bleiben dürfen, ist selbstverständlich, eS fragt sich «er. » »mich«, yvrut di« Sich« ^schche» soll. La »irleu Fällen reicht die anilliche Bcsugniß deS Vorsitzenden aus, aber an der Minislerbank findet diese Bcfugniß ihre Grenze, die Vertreter der Regierung stehen nicht unter der DiSciplinar- gcwalt deS gewählten Vorsitzenden der Volksvertreter, wenigstens ist die Auslassung, welche ihnen diese Gewalt zuweilt, stets vom Ministertische auö bestritten worden. In der Regel sind cs nicht die Minister, welche dir Schuld an der artigen Vorkommnissen tragen, wenn auch in dein vorliegenden Falle Fejervary-Ugron daü erste beleidigende Wort vom Minister Fejervary ausgesprochen wurde. Er bczcichnetc be kanntlich die Art und Weise, wie die Mitglieder der Lppo- sition die Regierung anzugreifen pflegen, insbesondere den Angriff UgronS, als Maulheldenlhuin, und dieser ließ daraus als Gegenaiigriff den Ausdruck deS Zweifels folgen, ob der behauptete Mulh auf der anderen Seite vorhanden sei. Unter solchen Umständen gab eS nach den herrschenden An schauungen keinen Ausgleich, bevor Blut geflossen war. Wie immer in solchen Fällen waren die auSgesprockenen Be leidigungen zwar die Veranlassung, aber nicht die Ursache deS Zweikampfes, dieser war vielmehr durch eine seit langer Zeit bestehende Erbitterung zwischen den Mitgliedern der Regierung und der Opposition bervorgerusen, unter den in Ungarn be stehenden politischen Verhältnissen kann man sich höchstens wundern, daß eS nicht schon wiederholt zu ähnlichen Auf tritten gekommen ist. Die Art und Weise, wie TiSza zur Ricderlegung seines AmleS als Ministerpräsident genötbigt worden ist, die Angriffe, welche die KriegSverwaltuaa fort und fort zu erdulden bat, sind wohl geeignet, auch den higslen Man» in Harnisch zu bringen, und wenn dann endlich ru einmal der Mund von dem überläuft, wessen daS Herz voll ist, so ist daS nur natürlich. Die gewohnheitsmäßigen Hetzer und Skandalmacher, an welchen cs in keinem Parlament fehlt, sind eine wabre Plage, und man sollte kein Mittel unbenutzt lassen, um ihnen den Geschmack an ihrem verderblichen Thun zu verderben. Die uneingeschränkte Redefreiheit de» Parlament« ist eine der Grundlagen deS BerfassungSstaateS, aber um so noth- wendiger ist als Gegengewicht gegen persönliche Aus schreitungen die strenge Handhabung der DiSciplinargcwalt deS Präsidenten. Durch Festigkeit und Geschicklichkeit des Vor sitzenden lassen sich viele Schwierigkeiten, die durch die Er regung der Redner und ihre Charaktereigenschaften verschuldet werden, überwinden, aber woran »S fehlt, ist ein empfindlicher materieller Nachtbeil, den dir ParlavWitSredner durch den Ordnungsruf des Präsidenten erleiden. In Frankreich ist dir Censur eingesührt, deren Ertbeilung einen solchen Nachtbeil bedingt, und bei dem lcbhckften Temperament der Franzosen wäre auch ohne solche» Schutz sür die Ausrechthaltung des guten TonS im Parlament nicht auSzukommen. Aber Aus schreitungen einzelner Redner kommen in allen Parlamenten vor, und gegen diese ist der ruhige und friedliche Abgeordnete wie der Vertreter der Negierung nicht hinreichend geschützt. Wenn der Ordnungsruf mit der Zahlung einer Geldbuße deS davon Betroffenen verbunden ist oder im Wiederholungsfälle die Ausschließung von den Sitzungen für eine bestimmte Zeit nach sich zieht, so werden sich die Störenfriede Wohl hüten, ihrem schädlichen Treiben die Zügel schießen zu lassen, und gerade durch eine solche Grenze für die Redefreiheit würden Streitigkeiten vermieden, welche schließlich zum Zweikampf führen. Man kann nicht einwcndcn, daß durch die Verschärfung der DiSciplinargcwalt deS Präsidenten gegen die Abgeordneten diese in Nachtheil den Vertretern der Regierung gegenüber versetzt werden, denn eS ist selbst verständlich, daß die Abwehr einer vom Ministertisch auS gebenden Beleidigung straflos bleiben muß, »nd daß der Prä ttdent, dessen DiSciplinargcwalt über die Minister bestritten ist, die Ausgabe bat, die Abgeordneten gegen Beleidigungen von Seiten der Minister und ihrer Vertreter in Schutz zu nehmen. Solche Angriffe der Minister gegen Abgeordnete geschehen aber erfahrungsgemäß immer nur in den Fällen, wo Beleidigungen dieser gegen die Minister vorangegangcn sind, wenn also dieMöalichkeit dieser Beleidigungen eingeschränkt wird durch strenge Strafen, so ist damit der Hauptgrund sür politische Zweikämpfe beseitigt, ein Gewinn, der in unserer nach Humanität strebenden Zeit nicht hoch genug angeschlagen werden kann. Die Gründe, welche sich für und gegen die Duelle anfuhren lasten, hier zu wiederholen, erachte» wir sür zwecklos, überbaupt ist die Dncllsragc nicht theoretisch, sondern nur praktisch zu losen. Die Ausgabe, welche wir dem Unwesen des Zwei kampfes gegenüber zu erfüllen haben, besteht in der Vermeivung der Ursachen. Es giebt grundsätzliche Gegner deS Duells, die in bestimmten Lebenslage» sich dennoch gezwungen sehen, daS Duell zu wählen, weil ihnen kein anderer A»S weg bleibt, ihre Stellung nach allen Seiten hin zu be- bauplen. Wenn ein Sechzigjähriger, wie Fejervary, der als ruhiger, friedliebender und besonnener Mann nicht bloS in Ungarn, sondern in ganz Europa bekannt ist, ge- nöthiat wird, seine politische Uebcrzcugung mit den Waffen in der Hand zu vertheidiaen, bann müssen zwingende Gründe dafür vorlicgen. DaS Wort Maulheld, aus einen Abgeordneten bezogen, war gewiß sehr verletzend sür diesen, aber wa- ist denn Alles vorangegaagen, bevor der LandeSvertheidigungS- Ministcr in solche Erregung gerieth, daß ihm ein so un- parlamentarischer Ausdruck entschlüpfen konnte? Diese sortwäbrenden Anspielungen aus den Gegensatz zwischen den österreichischen und ungarischen Farben, wie er in der Vergangenheit bestanden hat, die Schwierigkeiten, welche von weiten der Opposition der Aufrechthaltung der Einheit der österreichisch-ungarischen Armee gemacht werden, die unaufhörlichen Streitigkeiten, welche geeignet sind, an höchster Stelle zu verletzen und dir Autorität de« höchsten Kriegsherrn in Ungarn zu schädiaeu, haben schließlich eine Gereiztheit groß arzoaen, welche früher oder spater zu einem gewaltsamen AuSvruch führen mußte. Da» ist durch da« Duell geschehen, welche« glücklicher Weise einen für beide Thrile unschädlichen Verlauf genommen hat. Zur Ver meidung politischer Zweikämpfe aiebt eS nur einen Weg und der ,st d,c Mäßigung der Partei-Leidenschaften. Die Gegensätze sind in mehrfacher Beziehung schroff unv unau»- aleichbar, Parteien, welche die Grundlagen von Staat und Gesellschaft in Frage stellen, welche Religion und Politik mit einander vermischen, welch« den Rassrnkampf verkünden, welche endlich da» bewegliche Capital zur herrschenden Macht er beben wollen, sind durch rußige Erörterung der bestehenden MeinungSvcrschietcnbeile» nicht in Schranken zu ballen, viel weniger zuin Schweigen zu bringen. Solche Gegensätze können nur durch große Mäßigung in der Form und ganz allmälig ausgeglichen werden, und dcSdalb glauben wir, daß eine durch sehr fühlbare Folgen für die Zuwicerhantelnkcn unlerstiitzke vom Vorsitzenden straff und mil Umsicht gcbandbable Tis ciplinargewalk daS einzige praktische Mittel ist, um politische Duelle zu verhindern. * Leipzig, 25. Teccmbtr. * Die „Hamburger Nachrichten" bringen folgende Mittheilung: In eine», Artikel bezweifelt die „Magdeburger Zeitung" die Collegialität dcö Fürsten Bismarck gegen seine Ministcrcvllegcn. Uni z» beweisen, „daß sich andere Minister nicht der zarten Rücksicht zn erfreuen gehabt hätten, wie Herr von Boelticher i»> Falle ver Aller»-und Invaliden Versicherung", bezieht sich daS Blatt auf Herrn Eanipbausen. An dem Rücktritte dieses Ministers war Fürst BiSmarck vollständig unbetheiligt. Herr Eampkanscn ist infolge deS pein lichen Eindrucks zurückgctreten, den die Debatte» der letzten er heblicheren ReickStagSutzuiigcn, in denen er das Wort ergriffen batte, auf ihn gemacht hatten. Er hat vollständig aus eigenem Antriebe bemijsionirt, ebne irgend welche Nötbigung, weder von höchster, noch von kanzlcrischcr Seite. Er nannte die Reichstags-Verhandlung, der er beigewohnt balle, in seiner ersten Erregung eine „Abschlachtung" unk erklärte seinen College», er wolle sich einer solchen nicht abermals auSsetzcn. Die „Abschlachtung" ging aber von der Spposition im Reichs tage und keineswegs vo» den College» de» Herrn Campbausen auS. UebrigenS lebt Letzterer, wie wir glauben, noch und würde, wenn er als Zeuge bcrnscn würde, den Sachverhalt ohne Zweifel bestätigen. * Bon den Mitgliedern dcö Reichstages, die bei dem Er laß beS PreßgesctzcS milgcwirkl, hat wohl keiner auch nur entfernt an die Möglichkeit gedacht, daß man den einzelnen Bestimmungen desselben eine solche Ausdehnung geben werke, wie eS beute versucht wird. Vor Kurzem wurde erst der höchst befremdlichen Entscheidung des Reichsgerichts gedacht, wonach der Corrector unter dem GesichlSpuncte der Beihilfe bestraft werden könne, nunmehr macht die SlaalSanwaltsckast in Berlin de» Versuch, Angestellte, die eine rein technische Tbätig- kcit bei Herstellung einer Druckschrift entwickeln, Maschinen- meister, ebenfalls unter dem GcsichtSpuiicte der Beihilfe zur strafrechtlichen Beraiitwortniig zu ziehen Fiir die Feinheit einer solchen RechtSau-legung geht uns, wie wir osten zugcbcn müssen, das Verständlich ab, wir glauben aber auch, daß cs unter den tüchtigsten Criminalistcn recht viele geben wird, welche mit diese», Fortschritte der GcsetzcsanSlcgung nicht gleichen Schritt halten könne»; wenn ei» Angestellter, der vollständig außer Stande ist, ans den Inball einer Zeitung irgend welche» Einstuß anSüben zu iönncn und der zu dem nach den Weisungen zu verfahren bat, die ilun ertbeilt werden, als Gehilfe im strafrechtlichen Sinne betrachtet wird, dann bat die GcsetzcSauSlcgiing eine Höbe erreicht, welche den Eingriff der gesetzgebenden Gewalt geboten erscheinen läßt. Wir geboren nicht zn denjenigen, die wegen jedes unbefriedigenden UrtbcilS alsbald die Klinke der Gesetzgebung in Bewegung setzen möchten, aber an gesichts der weitgebenben Erweiterungen, welche daS Preß- gescy durch die Auslegung in den letzten Jahren erhallen hat, scheint eS, wie die „Köln. Ztg." mit Recht betont, allerdings nothwcndia zu sein, durch geeignete Bestimmungen dem weit gehenden AuSlegungSeifcr der Ltaatsanwaltschasten und Ge richte einen wirksamen Zügel anzulcacn. Wenn das Prcß- gesetz Lücken bat. so möge man sic auf dem verfassungsmäßig allein zulässigen Wege der Gesetzgebung auöfüllcn, die Aus leaung ist aber nicht dazu da, die Arbeit der Gesetzgebung zu besorgen nnd am allerwenigsten eignet sich das Pregrccht für so feine Auslegungen, wie sie anscheinend jetzt in Mode ge kommen sind. * Nach einer den „Mccklcnb. Nachr." zugegangcnen Mit teilung aus Cannes macht die Wiederherstellung des GroßherzogS von Mecklenburg-Schwerin in erfreu licher Weise weitere Fortschritte. * Dem Actuar Kruse bei dem Amtsgericht Rantzau (Schleswig-Holstein) ist von dein Herrn Iuslizminister die Aufforderung zugcgangc», sich um den vacanlcn Posten eines GcrichtSschrciberS in Kamerun zu melden. Dir Ver pslichtunz dauert vom l Februar 1892 auf 2 Iabrc. Mil der Stelle ist ein Einkommen von oooo jährlich ver bundcn. Außerdem werden lOOO EquipirnngSgelder und freie Hin- und Herreise rugcsichcrt. Dem Vernehmen nach wird Herr -Kruse dem Rufe folge». * AuS Jena wird uns geschrieben: I» Sachen Har- mcning bat die Leitung der freisinnigen Partei endlich cm ausklärcndeS Wort gesprochen. Der Vorstand der Fraclion deS Reichstags hat ans eine Anfrage auö Weimar i» einem von dem Abgeordneten Bambergcr unlerzcilhiieten Schreiben erNärt, daß er die socialistiscbeii Ideen und Bestrebungen der Bodeureformer als unvereinbar mit dem freisinnigen Programm ansche »nd nur deshalb eine Kundgebung in dieser Sache nicht veröffentlicht habe, weil seine Auffassung eine selbstverständliche sei. — Harmening müßte nunmcbr auS der freisinnigen Partei auSschciden, indcß hat er schon vor einigen Wochen erklärt, daß er freiwillig nicht geben werde. E» wird also schließlich nicht» übrig bleiben, als baß man ihn direct auffvrdrrt, aus dcr Fraclion auszuscheiden, oder ihn förmlich auSschlicßt. Tbalsächlich gekört er ja auch viel weniger dcr freisinnigen als einer andern radikaleren Richtung an, die Socialkemokraten bekunden ibin auf jede Weise ihr Vertrauen und Kaden sich bicr auch öffent lich als „passive" Mitglieder dcö Bundes für Bodenreform angemeldrt. Die nationalliberale Partei kann nur befriedigt sein, daß auch die freisinnige von Harmening sich loSsagt, eS giebt kaum einen zweiten Abgeordneten, welcher die nationallibcrale Partei so deftig angegriffen bat als Harmening, welcher sich früher zn ihr bekannte. Wie den Nationalliberalen erging e« dem Fürsten BiSmarck vor den Augen Harmening ». In Gera verflieg er sich zu dem kühnen Wort, er wisse schon längst, was er vom Fürste» Bi-marck zu Hallen habe. Der Fürst solle nun auch wissen, »as er v»n ch« zu hatte» habe. Armer Fürst B^marck, al« wir
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