Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960115014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896011501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896011501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-01
- Tag1896-01-15
- Monat1896-01
- Jahr1896
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
85) Lap. 101. Sllgemeiu« Ausgaben bei dem Departemenl! de» Lull»» und üfseutltchea Unterricht«. Zn näherer Be gründung der Neuetnstrlluag von 5000 Beitrag zu den Uu» kosten der Herstellung eine« DdeoLuru» liogu»« lalinao ging der Deputation solaende Mittheilnng zu: „Dir lateinische Lexikographie will dir Geschichte der Sprache durch alle Jahrhunderte, in denen da« Latein lebendig war. in jedem einzelnen Worte zur Darstellung bringen. Da« Wort ist der Spiegel de» Gedanken«. Dir LebrnSgeschichte der einzelnen Wörter stellt in tausendfacher Brechung die Geschichte de« nationalen Fühlen« und Denken« dar. Dt« Wörter haben keine Souderexistenz, sondern sie leben und weben in der Seele de« Volke«, au« der sie geboren sind." Um diese Aufgabe so zu lösen, wie es die heutige Wissenschaft verlangt, gilt «< nicht nur dir Wörter aller Epochen, Gattungen und Schrissteller zu sammeln, sondern auch das Fehlen gewisser häufiger Wörter in gewissen Zeitaltern» io gewissen Literatur» Gattuagea, bet gewissen Autoren zu coostatiren und mit der Vor- sicht, die hier geboten ist, zu erklären. Nach dem tu einem Berichte der königlich sächsischen Gesell- schast der Wissenschaften zu Leipzig vom 8. October 1894 dargelegten Grlladung-plane werden folgende Ausgaben zu be- streiten sein: I. Direktion für da» Jahr 7250 ^l. macht für 20 Jahre I4S000 . II. Revision der Texte, Verzettelung und Excerption der Autoren, vorgesehen für die ersten ü Jahre, ü x 20000 sind 100 000 III. Honorar für die Bearbeitung der Lexikonartikrl: 12 Bände zu 1000 Seiten sind 12 000 Seiten, 30 x 12 000 sind 360000 Alllangend di» Bewilligung von Staatsmitteln zur Deckung der Ausgaben, so hat nach dem Berichte vom 8. October 1894 1) die k. k. österreichische Regierung die Zahlung von jährlich 5000 ^l für 20 Jahre aus ihre Fonds zur Unterstützung wissen schaftlicher Studien übernommen: 2) die künigl. preußische Regierung durch Erlaß vom 9. Februar I v. I. unter Genehmigung de« vorgclegten Gründuiigsplanes der königlichen Akademie zu Berlin und durch einen zweiten Erlaß der königlichen Gesellschaft für Wissenschaften in Göttingen den anlbei- ligen Kostrnbeitrag von jährlich 5000 zur Verfügung gestellt, und es ist 3) der Münchener Akademie für jedes Jahr der Finanzperiode im außerordentlichen Etat zur Herausgabe eines Thesaurus iivxuao latinav die Summe von 5000 bewilligt worden. Der Antrag: die Kammer wolle die Ausgaben nach der Vorlage in der Höhe von 37 000 ^l bewilligen, wurde angenommen. Au» der ziemlich 4V,stüodigea Debatte, die sich bei den Capiteln 94 und 95 rnlwickeltr, geben wir nur da« Hauptsächlichste: Abg. Theucrkoru - Chemnitz ergriff bei der Capuelunter. abthrilung L „Andere Gymnasien und Realgymnasien" da« Wort und wies auf die Ungleichheit hin, die zwischen Len staatlichen und den nur staatlich subve.itionirten Anstalten in Bezug auf die finanzielle Stellung der Lehrer herrsche. Der Zustand bedürfe dringend der Abhilfe. Wenn auch in dieser Beziehung auf den nächsten Etat verwiesen werde, so sei es doch nicht zu wünichen, daß der Zustand noch zwei Jahre andanere. — Außerdem erklärte er, daß es höchst wünschenSwerth sei, den Fachlehrern an den Realschulen das Oderlehrerprädicat zu verleihen. Es könne dies um so leichter aus« geführt werden, als die Staatskasse hierdurch in keiner Weise be lastet werde. E» sei Gepflogenheit an den genannten Anslalien, die Fachlehrer nicht für vollberechtigt anzusehen. So wie ihnen der Obrrlehrertitel gewährt werde, würde DiSciplin und Autorität der Betreffenden ungemein gcstüikt. Abg. Härtwin-Oschatz erklärt im Namen der Deputation, daß di« von den Realgymnasien zu Chemnitz, Freiberg rc. von dem Vorredner erwähnte Petition der Deputation nicht Vorgelegen habe und diese sich mithin mit derselbe» nicht hätte befassen können. StaatSminister von Tcydcwitz bemerkt zu dem Vo>trage nun, daß auch er die Gleichstellung der technischen Lehrer mit den wissen- fchaftlich gebildeten wünsche. Es sei deshalb der Oberlehrertitel auch an eine ganze Anzahl derartiger Lehrer verliehen worden. Wa« die gewünschte Gleichstellung der Lehrer an den staatlich jub- vrotionirten R>aljchulen mit den Lehrern an den Staats anstaltru anlangr, so glaube er» daß nach Lage der Sache in der laufenden Finanzperiode nicht entsprochen werden könne. Für dir nächste Finanzperiode glaube er aber die Er> süllung der geäußerten Wünsche versprechen zu können. Aus welchem Wege dies möglich sei, darüber könne er heute noch keine Erklärung abgeben. Handle es sich um die Heranziehung von Staatsmitteln, so werde jedenfalls auch die Frage wegen des Fortbestandes der Realgymnasien in den Städten Chemnitz, Freiberg rc. aufgerollt werden, da die Regierung seiner Zeit nur zögernd die Hand zur Errichtung dieser Anstalten geboten habe. — Die vorerwähnte Petition der Realschullehrrr aus Chemnitz rc. sei allerdings zu Händen de« Ministeriums gekommen, allerdings zu einer Zeit, als der Etat bereits abgeschlossen gewesen sei und es habe ihr aus diesem Grunde keine weitere Folge gegeben werden können. Die Petenten hätten nun ihrer Eingabe eine Tabelle beigegebeu, welche einen Vergleich der Lehrergehalte mit denen der Nichtcrgehaltr auf weise. Er wisse wohl den Werth des Vergleichs zu schätzen mit geeigneten Größen. Werde jedoch zu dem Gegenthril gegriffen, so käme schließlich ein schiefe« Unheil heraus und er für seinen Thcil könne den Vergleich mit dem Richterstaud nicht anerkennen. Abg. Rollsutz-Zittau giebt dem Wunsche einer Anzahl von Gymnasiallehrern Ausdruck, welche nicht Alterszulagen, sondern DirnstalterSzulagen dringend wünschen. Die Staatskasse werde, wenn die Regierung ans die Wünsche der Genannten etagiage, durch aus nicht in hohem Maße belastet. Bicrpräfident Streit-Zwickan bittet bei dieser Gelegenheit, auch de» Realgymnasium- zu Zwickau zu gedenken, wenn die Regierung die Regelung der Gehaltsverhältnisse dieser Lehrerkategorie vornehme. StaatSminister von Seybewitz bemerkt, daß wenn die« geschehe, Zwickau selbstverständlich mit einbegriffen werde. Abg. Kellner-Schönberg hofft, daß die Regierung im nächsten EtatSjahre darauf zutomm«, den Procrntsatz der von dem Staate zu leistenden Zuschüsse zu deu AlterSzulagea der Lehrer aus 50 Prveeut zu erhöhen. StaatSminister von Seybetvitz erklärt, daß sich die Regierung sehr freuen würde, die« zu thua, vorausgesetzt, daß eS die Finanz- läge de« Staate« gestatte. «bq. Leithold-Tettau. Für ihn sei die Realschule die Schule ber Zukunft. Der Staat habe ein Interesse daran, tüchtige Lehr kräfte für dieselbe hrrauznziehen Hierzu fei e» aber unbedingt aothweudig, daß die Lehrer au diesen Anstalten mit denen an den Seminarien iu Bezug auf da» Gehalt gleichgestellt würden. DaS Vorgehen der Regierung werd« von allen Seiten auf das Freudigste begrüßt. Bei Beginn der verathung über Eapilel 95 de« EultuS- «tat», Lehrerfemiuar«, hatte wohl Niemand erwartet, daß »in Redrturaier von nahezu drei Stunden beginnen werde. Zunächst »ahm da« Wort: Abg. Trüwell » Annaberg. AIS Vertreter der Stadt Annaberg begrüßt er e» mit Freude», daß die Regierung sich entschloffen habe, eine Vorlage wegen Erbauung eine« neuen SemiuargebäudeS in Annaberg zu mache». Abg. Pvftelt - Trachau erklärt, daß er und seine Freunde zu dra bisherige» Tapitela Alle« bewilligt hätten, wa« gefordert worden wäre und noch wrrde, denn seine Partei habe rin leb hafte« Zatereffe für dt» Anstalten, tu denen die Lebrer gebildet würden. Leider stehe di» Bildung der Lehrer iu den Seminarien hinter denen der Realschulen zurück. Die Dürftigkeit de« Lehrplans zeige sich überall, nur In der Zahl der Rrliatousstunden, die immer noch vier tu der Woche betrage. (Gelächter.) Ob diese Einrichtung eine dauernde sein werde, werde die Ankunft ja lehren. Ebenso verhafte e« sich mit de» bürgerlichen Rechnungsarten, die immer und immer wieder bi« t» die oberste» Lloffen getrieben würden. Ob da nicht Praktischere« an ihre Stelle treten könne, da» wolle er dahin gestellt sein taffe». ES werde zwar auch Psycho- logie, Logik und Pädagogik gelehrt, aber den Seminaristen werde kein« solche Bildung wie deu Gymnasiasten zu Thetl und e» müsse gefordert werden; mau brauche aber höher arbildrte Erzieher für da« Volk. Einzeln« Eantoue der Schweiz feien iu dieser Beziehung schon vorgegouaeu. Er glaube, daß viel zu der Einsetligkeft der Lehrer der Umstand beitrage, daß der junge Mann schon mit 14 Jahren sein« Berufswahl treffen müsse. Man möge ihn die Entscheidung für eine spätere Zeit Vorbehalten. Dann sei er «1» entschiedener Gegner de« Internat». Di« Abgeschiedenheit von der Wett schärfe den Blick für dt« Welt nicht. Abg. HllrNotg-OiLok tritt der Behauptung de« Vorredners, daß die Gymnasien nur für die Söhne der Befftrsituirten da sei. entgegen, indem er nachzuweisen sucht, daß gerade eine große Anzahl Minderbemittelter und Sühne armer Leute zu den Zöglingen der Gymnasien zähle. Wenn der Vorredner be hauptet habe» dt« Seminarien befänden sich nicht ans der Höhe der Situation, so sei er der gegrnthritigen Meinung. Befinde sich dt« Semtuarbildung aus einer niedrigen Stufe, so würden all« in der Kammer dafür sein, dieselbe zu erhöhen, r« sei di^ ad« nicht «Gchig. Wenn der »hg. Post,lt sich spöttisch über di« Logik an den Seminarien geäußert, bedauere er, daß nicht I mehr Logik gelehrt werde, denn wenn iu den Köpfen der Volks-j schüler mehr Logik erzeugt werden könnte, dann würden die socia- listischen Irrlehren 1» den Köpfen de« Volke» nicht so bereitwillig Ausnahme finden. Abg R»cthamuier-Kri»bstti»: Der Abgeordnete Poftelt Hab« sich beschwert, daß die Lehrer auf den Seminarien nicht richtig ge bildet würden und vier Stunden Religion wöchentlich zu viel seien. Er, der Redner, mache de» Socialdemokraten den Vorwurf, daß sie ihre Aufgabe in der Familie nicht so erfüllten, wie e« die Religion vorschreide. Sie sei der AuSgangspunct für alle Ordnung, die ausrecht zu erhalten von jedem Staatsbürger verlangt wrrde. > Es sei tief bedauerlich, daß die Socialbemokratie mit allen Mitteln gegen die Bestrebungen des Staate- arbeite. (Gelächter I bei den Socialdemokraten.) Durch die Literatur der Socialdrmo- kratie würden die Herzen der Kinder vergiftet und deshalb laste ein schwerer Vorwurf auf der Partei. (Widerspruch bei den Social- demokratrn.) Was dir Bedeutung des Internats für das Seminar sei, das sei alle-diiigs eine Doctorsrage,die zu lösen, Sache der Regierung sei.! Wir Alle haben Pflichten gegen die Jugend zu erfüllen. In der letzten LandiagSseision wurde über die Prügelstrafe verhandelt. Im > große» Ganzen sind wir Alle Gegner der Priigelstra e, wer aber überhaupt Söhne zu erziehen gehabt hat, der wird wi sen, daß in geeigneten Fällen eine empfindliche körperliche Slra e seine er zieherische Wirkung ausübre. Wer das Treiben der Jugend der I Gegenwart betrachtet, der wird gewiß der Behauptung zustiunnen, daß I die körperliche Züchtigung in gewissen Fällen ausnahmsweise unent behrlich genannt werden muß. Wenn von d.eser Seite der Vorwurf erhoben worden lei, daß unsere Lehrer die Kinder der! Reichen anders behandelten, als die Kinder der Armen, so erkläre ! er, daß die Lehrerschaft des Landes so gewissenlos und parteilich nicht sei. Er sei rS der Leh- richast schuldig, das Z-ngniß zu geben, I daß kein Unterschied von ihr zwischen Arm und Reich gemacht werde. I Wenn die Socialdemokraten ihre Kinder nach ihren Anschauungen bilden wollten, so könnten sie die- thun, aber sie sollten nicht den Bestrebungen Andersdenkender «utgegentreten. (Schluß sotgt.) L Tagesordnung der Zweiten Kammer. Sechsundzwanzigste öffentliche Sitzung: Mittwoch, den 15. Januar, Vormittags 10 ^lhr. I) Allgemeine Vorberathung über den Antrag des Abg. Fräßdors und Genossen aus Wegfall deS Schulgeldes und der Schnlanlagen für die aus Grund von §.3 des Volksichnlg-'srbes errichteten Schulen rc. 2) Allgemeine Vorberathung über den Antrag des Abg. l>r. Mehnert u. Gen., die Uebernahme der Alterszulagen der Volksschullehrer auf die Staatscasse betreffend. 3) Schlnßberathung über den mündlichen Bericht der Gcjetzgebungsdeputation aus das königi. Dccret Nr. 4, den Eiuwurf zu einem Gesetze wegen Ab änderung der Bestimmungen de- EivilstaatSLienergesetzcs vom 7. März 1835 betreffend. liegenden HauShaltplan eingestellt. Nach de» von ihr gegebenen Erläute rungen soll da« Unternehme» von drei Dirrctorea iu der Weise geleitet werden, daß in den ersten fünfJahrea Durchsicht undFeststellung derTexte, Verzettelung und Ausziehen der Schriftsteller nnd in den weiteren Herr von Vincke sagte bei dieser Gelegenheit zu seinem politischen Gegner: „Sie, Herr von Bismarck, sind Führer der Rechten, ich der Linken; wir wollen beide nur da« Beste de« Vaterlandes, sind wir einig, so ist e« auch der Landtag. Die Mrk ist U7wä,f Bä^^ Gefahr ist aus« Höchste gestiegen, "fr a°nr -nergisch- Mittel Aniätzen für den erforderlichen Aufwand ist man von der Voraus-1 k°"l»n noch vor dem Untergänge retten. Da« wFsen S.e w,e frtzung geleitet worden, daß es nicht an Mitarbeitern fehlen werde, I "st Lassen Sie un< al« Edelleute offen und ehrlich bespreche», die aus Gtldentjchädignng verzichten und ihre Beiträge nt« Ehren-1 wo sie zu finden sind. Ich kenne nur einen Weg zur Rettung fache betrachten werden. Sonst würden die grsammten Ausgaben I und bin entschlossen, ihn zu betreten, deshalb werde ich heute «ine halb« Million noch weit übersteigen. Die Verhandlungen über I drei Anträge stellen: 1) Friedrich Wilhelm IV. wird der den Verlag sind noch nicht zum Abschluß gelangt. Die vorliegenden i Regierung für vrrlustiq erklärt. 2) Der Prinz von Preußen Angebote zweier großen Firme» bewegen sich zw,scheu 90000 und I wird für unfähig erklärt, sie zu übernehmen. 3) Prinz Friedrich 150000 Honorarzuslduß bei Uebernahme deS Druckes u von Setten de» Verleger-. (Köln. Ztg.) i- w.! 2°. Demnächst gelangt in der N. Kammer der Bericht der Be schwerde- und Petitions-Deputation über die Petitionen de» ge- schäitsführenden Ausschusses des I»nungSverbandeS deutscher Baugewerksmeister, betreffend die Sicherheit der Forderungen der Bouhandwerker zur Verhandlung. Die Deputation beantragt, die Kammer wolle beschließen: Die Petition in den in vorstehendem Berichte bezeichneten Pnnclen der SlaotSregierung zur Kenntnißnahme zu über weisen, im Ucbrigen aber aus sich beruhen zu lasse». Als Berichterstatter wird Herr Abg. vr. Schober sungireo. Kunst und Wissenschaft. Theater. Friedrich Haas« wurde am Montag Abend nach der Vorstellung im Berliner Schauspielbause vom Kaijerpaar in die Loge besohlen. Der Kaiser überreichte ihm persönlich sein Bild in kostbarem Rahmen mit der Warnung: „In Erinnerung an den 13. Januar" und sprach zugleich mit herzlichen Worten seinen Dank aus für TaS, was Haaje der Schauspielkunst geleistet. Die Intendanz des Weimarischen HoftheatrrS übersandte eine kunstvolle Adresse, eine andere Adresse widmete ihm die Berliner Gesellschaft Urania. AuS Weimar, aus Wiesbaden und aus vielen anderen Orlen trafen Kränze und Blumenipenden rin. Von Verehrern und Verehrerinnen wurden ihm Kunstsachcn und Handarbeiten gewidmet * Ueber die Modelle seiner PortrartS plaudert Professor Hubert Hertomer» der berühmte Maler» manches Interessante aus: Der erste bedeutende Mann, der mir zu einem Portrait saß, war Richard Wagner, allein ich hatte solche Mühe, ihn zum Ruhigsitzeu anzuhallen, daß ich nach der ersten Sitzung schon die Sache ganz verzweifelt ausgab und beschloß, den Meister so zu malen, wie sein Bild sich meinem Gedächtnisse eingeptägt hatte. Das Wagnch gelang, und der Meister war so zufrieden damit, daß es nun in Wagner'S „Wahnfried" in Bayreuth hängt. Ten »yIon, den ich später malte, war ebenfalls ein ganz entsetzliches Modell, und es war ein wahres Wunder, daß ich es mit ihm zu drei Sitzungen brachte. Nach diesen aber hatte er genug und: „noch so ein Bild und ich werde verrückt, oder ich gehe zu Grunde", pflegte er zu sagen, und als eines Tage-, ich weiß nicht wie das Gespräch aus die Inquisition kam, sagte er halb ernst, halb lachend: „Ja, die Martern waren groß, gemalt aber wurde doch keiner I" Eines meiner besten Modelle war M>ß Oven Grand und das Bild „Die Dame in Weiß" war denn auch ein Triumph für mich, wie ich ihn mir größer nicht hätte wünschen können, und der meinen Namen über London, Berlin, Wien und München hinaus iu die Welt trug. * Wien, 13. Januar. Das Professoren-Collegium derAkademie der bildenden Künste bat beschlossen, dem Unterrichtsministerium zur Besetzung der Stelle deS in den Ruhestand getretenen Professors der Kupferstechern, Johannes Sonnleitner, die Berufung Max Klinger'S auS Leipzig vorzuschlagen. * Wien» 14. Januar. (Telegramm.) Das Preisgericht hat den Grillparzer.Preis in Höhe von 2400 sl. Gerhart Haupt- manu für sein Drama „Hanuelr" zuerkannt. * Zur antarktischen Forschung. Für die von englischer Seite geplante und in diesem Sommer abgehrnde Südpol-Expedition ist jetzt das Programm ausgestellt, woraus sich rrgirbt, daß die ursprünglich als rein wissenschaftlich gedachte Expedition mit Fang, zwecken verbunden wird. ES soll dabei Walfisch- und Robbenfang getrieben werden, wa« allerdings den Zielen, die sich diele Expedition gesetzt, nicht hinderlich sein würde. Denn in erster Linie handelt eS sich hier zunächst um die Erforschung des magnetischen Südpols und ferner um die Erforschung der Küstenstriche irner großen Bucht im antarktischen Continent, die 1841/42 von James Ross nnd 1894/95 von dem norwegischen Fangschiff „Antarctic" besucht worden ist. Die wissenschaftliche Leitung ist dem Norweger Borchgrevlnk, dem bekannten Theilnehmer der „Antarctic"-Exvedition übertragen worden, und ihm sollen acht bis nenn wissenschaftlich gebildete Männer, darunter einige andere Norweger, zur Seite stehen. Diese wissenschaftliche Exvedttiou wird bei Cap Adare oder der etwas tüdlicher gelegenen Coulman Insel gelandet, von wo auS Borchgrevlnk mit einigen Begleitern eine Reise über da» Inlandeis von Victoria-Land machen und den magnetischen Südpol aussuchen will. Die Schiffe gehen einstweilen auf Fang und holen die Expedition im folgenden Jahre nach der Uebrrwinterung ab. Die Abreise von England erfolgt im August, so daß die Expedition bei Beginn des antarktischen Sommer» auf Victoria-Land rintrrffen kann. Möglicherweise liefern die Borch« grrvink'schen Forschungen wesentliche Südpot, wie vielfach angenommen hängenden Festland umgeben ist. In diesem Falle könnte eine künftige Expedition, deren Ziel die Erforschung des Südpol» selbst ist, dort erfolgreicher wirken als am Nordpol. Ddesnnrua Ilvxnn« Intlune. Der Gedanke der Ausarbeitung eines IdonLuru» iing-uas lurüme, der die Geschichte der lateinischen Sprache, sowohl der Schrift- wie der Volkssprache, durch alle Jahr hunderte, in denen daS Latein noch lebendig« Sprache war, also bis zur Abtrennung der romanischen Tochtersprachen, tn jedem einzelnen Worte zur Darstellung bringen soll, ist fast ein Jahrhundert alt. Wiederholte Versuche einzelner, ihn auszuführen, scheitelten an der Ungunst der Verhältnisse und dem Mangel an Mitteln. Jetzt haben dir Akademien zu Berlin, München und Wien, sowie die Gesellschaften der Wissenschaften zu Bötlingen und Leipzig, denselben in der Hoff nung ausgenommen, daß ihnen von ihren Regierungen dir erforderlichen Sterblichkeit-- und Gesundheitsverhältnisse. * Nach deu Veröffentlichungen de» kaiserlichen Gesundheitsamtes > sind in der Zeit vom 29. December v. I. bis 4. Januar d. I. von je j 1000 Einwodnero, aufs Jahr berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 17,7, in BreSlau 23,7, in Königsberg 26,2, tn Köln > 23,4, in Frankfurt a/Ri. 13,3, in Wiesbaden 16,6, in Hannover I 14.3, in Lasset 16,3, in Magdeburg 20,2, in Stettin 30,2, iu Altona 27,1, iu Straßburg ?. tn Metz ?, in München 22,4, in Nürnberg 17.2, In Augsburg 14,7, in Dresden 18,4, in Leipzig 19,5, in Stuttgart 16,7» in Karlsruhe 13,4, in Brannschweig 17.9, in I Hamburg 16,4. in Wien 21,8, in Pest 25,3, in Prag 22.7, in Triest 24,7, in Krakau?. in Amsterdam 18,2, in Brüssel 24,9, in Paris 22,3, in Lyon 18,2, in London 20,1, in Glasgow 23,3, j in Liverpool 25,1» in Dublin 28,8, in Edinburg 17,3, in Kopen- Hagen 17,0, in Stockholm 15,2, in Christiania 14,6, in Peters-j l>»rg 33,8, in Moskau 34,8, in Odessa 19,5, in Warschau 22,4, iu Rom 17,6, iu Turin ?, in Venedig 27,5, in Alexandrien 30,4,1 in New-Uork 21,8. — Ferner in der Zeit voin 8. biS 14. December r> I.: in Brooklyn 21,4, in Philadelphia 21,2, in Calcutta 34,6, in Bombay 29.4, in Madras 41,8. Der Gesundheitsstand war auch in dieser Woche in den meisten curovä ichen Großstädten ein günstiger und die Sterblichkeit eine ! niedrige, wenn auch in der überwiegenden Mehrzahl der Orte eine etwas größere als in der Vorwoche. Einer sehr geringen Sterblich keit von noch nicht 15,0 pro Mille und Jahr erfreuten sich AugS-§ bürg, Charloltenburg, Darmstadt, Frankfurt a. M., Hagen, Han- »over, Karlsruhe, Erefeld, Osnabrück, Plauen, Posen, Spandau, Solingen, Schön-berg (bei Berlin), Christiania. Günstig (unter! 20,0 »pro Mille) blieb dir Sterblichkeit in Berlin, Brannschweig,! Bremen, Dresden, Düsseldorf, Hamburg, Cassel, Leipzig, Mann« beim, Nürnberg, Stuttgart, Wiesbaden, Amsterdam. Edinburg, I Kopenhagen, Lyon, Odessa, Stockholm u. a. und blieb auch iu Barmen, Magdeburg, Mainz, München, London, Paris, Prag, Warschau, Wien, New - dort u. a. -me mäßig hohe (etwas über j 20,0 pro Mille). — Unter den Todesursachen kamen acute Ent zündungen der Athmungsorgane vielsach in gesteigerter! Zahl als Todesursa^en zur Miltheilung; auch Erkrankungen und Sterbefälle an Grippe wurden häufiger gemeldet. Mehrsache Todesfälle an Grippe kamen aus Hamburg (7), aus Berlin s6), aus London (5), aus Stettin (3), aus Moskau (2) zum Be richt. Dagegen traten acute Darmkrankhetten seltener zu Tage und forderten auch meist weniger Ovfer; nur in wenigen Orten (Breslau, München, Moskau, Warschau u. a) war die Zahl der Sterbefülle eine merklich gesteigerte. Dir Betheiligung deS iLäugltngsaltcrs an der Gesammtsterblictikeit blieb im Allgemeinen eine geringe Hvoit je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, in Berlin 4l, in Leipzig 44, in München 88 Sänglioge. In der Zeit vom 23. bis 30. December 1895 wurden aus Galizien 5 Er- krankungen und 5 Todesfälle an Cho'era zur Meldung gebracht, von denen 1 ans den Bezirk Przemysl und 4 auf den Bezirk Trum- bowla entfielen. In der Mitte December kamen in Egypten in Damictte, FaraSkour, Zarka, Borachia, Kasr ei Battikh, Kasr Galailah und Abu et Cbekuk nur noch wenige Cholrrafälle zur Kennlniß. Am 30. December ist in Alexandrien ein Cholerafall vorgekommen. — Das Gelbfieber war im November in Vera cruz, Santiago, Ciensuegos und CardenaS noch nicht gänzlich er loschen. In Rio *' Janeiro hat die Erieemie größere Verbreitung ge wonnen. — Bon neu anderen Infektionskrankheiten wurden Sterbesälle an Masern, Diphtherie, Typhus nnd Pocken weniger, an Scharlach und Keuchhusten mehr mitgetheilt als in ber Vorwoche. So waren Todes fälle an Masern in Berlin, Pest, London, Petersburg, Warschau vermindert, in Brandenburg, München, Glasgow, Paris, Venedig, New-Pork vermehrt. Erkrankungen waren in Berlin, München, Pest, Wien, Petersburg sehr zahlreich. — Todesfälle au Scharlach haben in Berlin, Breslau ab-, dagegen in Altona, Leipzig, Pest, sgow, London, Moskau, Petersburg, Wien, Warfchau zu genommen. Erkrankungen gelangten aus Berlin, Pest, Edinburg etwas seltener zur Anzeige. - Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Hamburg, Magdeburg, München, Nürnberg, Pest, Kopenhagen, London, Moskau. Petersburg eine geringere, in Berlin, Halle, Königsberg, Chemnitz, Dresden, Leipzig, Edinburg, Triest eine gesteigerte, tn Breslau, Paris, New-Uork, Wien die gleich große wie in der Borwoche. Erkrankungen waren in Berlin, München, London, Paris, Pet-rsburg, Wien u. a. O. zahlreich. Todesfälle an Unterleibstyphus haben in London, Petersburg, Warschau ab«, in Paris und Rrw-Nvrk etwa» zugenommrn. Aus New-Uork wurden L Todesfälle an Genickstarre, auS London 1 Todesfall an Tollwuth geineldet. Sterbesälle an Pocken gelangten aus Petersburg 7, Ertrinkungen aus London 9, aus Petersburg 8, au« Paris 13 zur Anzeige. Vermischtes. Saalfeld (Thüringen), 13. Januar. Die social- demokratischen Gemeinderärhe in Saalfeld, welche mit 7 gegen 6 bürgerliche Stimmen über die Mehrheit ver fügen, hatten sich unlängst auf dem Gebiete de« Schulwesens tabin praktisch versucht, daß sie die Aufhebung der 1. Bürger schule beschlossen. Nachdem daS Meiningische Ministerium diesem Beschlüsse die Genehmigung, wie vorauSzusehen, ver sagt hat, suchen die socialdemokratischen Slavtväter der Sckul- anstait dadurch den Garaus zu machen, daß sie in der gestrigen Sitzung des GemeinderathS mit 7 gegen 6 Stimmen eine Erhöhung des Schulgelde« der 1. Bürgerschule von 20—60 auf 40—l20 cuso auf da« Doppelte, beschlossen. — Der Bürgermeister hat auf eine bezügliche Anfrage im Magistrat eS adgelehnt, in diesem so zusammengesetzten Gemeinderathe einen Antrag aus eine gemeinsame öffentliche Frier de« 18. Januar zu stellen. Das ist zu bedauern; man sollte den „Patriotismus" der 7 socialdemokratischen Gemeinderäthe sich rubig in einer Ablehnung der nationalen Gedenkfeier be- thatigen lasten. (Hall. Ztg.) Eine Zeitgenossin Pestalozzi'«. In diesen Tagen, wo man sich überall anschickt, den 150. Geburtstag deS edlen Menschenfreundes und Schulmannes H. Pestalozzi zu feiern, werden vielleicht unsere Leser gerne vernehmen, daß in der qucyerwene uesern oie Bvrcy- I §-^wei» noch «ine ekenialiae Schülerin Veftalorri'« lebt - Es > »ureis. -von uumprryauem «ni«m»'rrq Beiträge zu der Frage, ob der ^^hemal'ge ^chuler.n Z^Uozzi S ievt. CS ^ z^live ^ohl. wie die AuSsührung, deren wird, von einem -ulammen-! stehende Frau v. Wattenwy l, geb-1 fc>,g,riden Sätzen selbst beurtheilen mögen: - - — " ' O Gorman-Munkhouse in Gurzelrn bei Tbun im Canton' - - .. r. ^ - .. . - Bern. Sie hat mit ihrer älteren Schwester drei Jahre bei Pestalozzi im Schloß zu Jferten die Schule besucht. Wir haben sie mehrmals von seiner Schulführung und AnstaitS- einrichtung erzählen bören. Sie vergißt auch nie zu erwäbnrn, wie lieb ihn alle Schüler und Schülerinnen gehabt, obschon er nicht hübsch war und meisten« in etwa« vernachlässigter Toilette einherging. Es ist trefflich gesagt, waS auf seinem Denkmal zu Birr im Aargau steht: „Alle« für Andere, für sich nicht«" Einige charakteristische Geschichten au« dem Leben ViSmarck'S erzählt A. Andrae in seinen kürzlich erschienenen „Erinnerungen eines alten Manne» au« dem Jahre 1848". Mim, bewillig, werden Zu dem auf etwa ein. halb. -„er Zeit galt der Träger eines VollbarteS von vorn- berechnften ungedeckten Kossenbe.roge s.nd ouch bere^ von Preußcn l j« politischer Hinsicht al« verdächtig. Eine« TageS für die Akademie tn Berlin und di« Gesellschaft der Wissenschaften Güttingen, von Bayern für die Akademie zu München und von Oester reich für die Akademie zu Wien für die auf zwanzig Jahre an genommene Dauer der Bearbeitung de« Werkes Jahrrsdritrüge von > i« 5000 thrilS fest zugrsagt, tyeilS tn Aussicht gestellt worden, so daß 400000 ^l de» Bedarf« als gesichert anzusehen sind. Bet der Bedeutung für die Wissenschaft, welche da» Werk weil über die Grenzen der philologischen Arbeitsgebiete hinaus, für das Verstand niß de» römischen Recht«, für die frühesten mittelalterlichen Geschichts nun, als Andrae Arm in Arm mit Bismarck Unter den Linden spazieren ging, befreite sich dieser plötzlich von ihm,! indem er auSrief: „Nein, da« geht doch nicht! Gestern ging ich mit NathusiuS (der auch einen Bollbart trug) unv wurde schon am Abend damit angeärgert: „WaS, nun gehen Sie schon am Hellen Tage mit Demokraten?" Dem darf ich mich nicht wieder aussetzen, wenn ich nicht allen Credit ver-1 Wilbelm übernimmt die Regierung unter Leitung eines AuS schufst« de« VereiniAten Landtage« bi« zu seiner Volljährig keit. WaS wollen Sie thun?" — Herr von BiSmarck ant wortete: „Ich danke Ihnen, Herr von Vincke, für Ihre Offenheit und werde ebenso offen antworten. Wenn Sic die Anträge wirklich stellen, versuche ich zunächst, Sie als Hochverräther verhaften zu lasten; gelingt mir die« nicht mehr, wie ich fürchte, so schieße ich Ihnen auf der Tribüne eine Kugel durch den Kopf." Unter diesen Umständen zog Herr von Vincke e« vor, die drei Anträge nicht zu stelle». Eine gefahrvolle Reise auf einer Eisscholle. Bei starkem Nebel bemerkten Neumünsteruer Lootseu durch ein Fernrohr einen dunklen Gegenstand auf einer Eisscholle und erkannten, als sie sich mit ihrem Fahrzeug näherten, ein ca. 17jähriges Mädchen. Bei den nun folgenden Rettungs versuchen mußte mit der größten Vorsicht vorgegange» werden, um nicht etwa mit dem Boot an die Scholle zu stoßen und diese zu zertrümmern. Es blieb deu Schiffern schließlich nichts übrig, al« «ine lange Fangleine mit Schlinge der Gefährdeten zuzuwerfen. Zwei Stunden vergingen, bl« die Rettung endlich gelang. DaS Mädchen sagte au«, e« sei von seiner Herrschaft in Hamburg schlecht behandelt worden, zur Elbe gelaufen, um sich zu ertränken. Im Wasser er wachte jedoch die Daseinslust wieder, und die Lebensmüde rettete sich auf eine Eisscholle, mit welcher sie in den offenen Strom trieb. (Wiederholt.) Brüssel, 12. Januar. Als gestern Abend der Eisen bahnzug der Vicinalbahnlinie Breda (Holland)—Ant werpen in den Bahnhof Antwerpen einlief, stellten sich fünj Zollbeamte auf dem Bahnsteige auf uud erklärten den Eisenbabnzug für beschlagnahmt! Der Zug enthielt nämlich 2000 kg Manilatabak, die eingeschmuggelt werden sollten. Der Tabak hatte einen Werth von 6000 Francs und die zu entrichtenden Zölle betrugen 13 000 Francs. (Wdh.) AuS Sydney wird der „Fkf. Ztg." vom 30. No vember berichtet: Ueber daS tapfere Verhalten eines vier zehnjährigen Mädchens berichten die taSmanischen Blätter, daß der Pächter ver südlich der Hunter-Insel gelegenen Tresoil-Jnsel, Kaye, sich vor ungefähr sechs Wochen mit feiner Frau und zwei seiner Kinder, einem sechzehnjährigen Sohn und einem im Alter von 7 Jahren stehenden Mädchen, in seinem Boote nach der an der Nordküste von Tasmanien gelegenen Ortschaft Woolworth eingeschifft hatte, wahrend die übrigen Kinder, da« schon erwähnte vierzehnjährige Mädchen und fünf kleinere Geschwister auf der Tresoil-Jnsel zurückgeblieben waren. DaS Boot hatte sich kaum vom Lande entfernt, als eS plötzlich unterging und sämmtliche In sassen vor den Augen der vom Ufer auS ihnen nachblickenden Kinder von den Wellen verschlungen wurden. Seit jenem Tage bat das kleine Mädchen bei ihren kleinen Geschwistern die Rolle einer Mutter übernommen, ja, al« die vor handenen Vorrälhe auf die Neige gegangen waren, hat sogar einer der kleinen Jungen den Fleischer spielen und ein Schaf schlachten müssen, von dem die kleine Familie noch ihren Unterhalt fristete, als vor zwei Tagen ein Bootsmann zufällig an der Insel anlegte und auf diese Weise von dem traurigen Vorfall und dem Schicksal der Waisen Keuntniß erhielt. Literatur. Zum 18. Januar 18S6.'Paut Warucke, dessen im vorigen Jahre von der Berliner Studentenschaft preisgekröntes Btsmarcl- Lird wohl in ganz Deutschland und weit über dessen Grenzen hinaus gesungen worden ist, Hot auf Veranlassung der deutschen Eoionie in Antwerpen und für dieselbe ein „Festspiel zur Feier des 25jährigen Gedenktages der Gründung deS Deutschen Reiches" geschrieben, das soeben im Berlage von FritzPfrnntng- storsf, Berlin 0., erschienen ist. (Preis 40 /H.) In der Form eines Dialogs zwischen Hermann dem Cherusker und Kaiser Nothbart schildert der Verfasser in beredten Worten das Sehnen de- deutschen Volkes nach einem einigen Deutschland und die endliche Verwirk lichung desselben unter Kaiser Wilhelm I. Das schwungvolle kleine Festspiel läßt sich ohne große scenische Apparace leicht aussühreu uns durch geringe Abänderungen selbst für dir einfachsten Verhält- »isse verwenden. — kl: c- O Neuheiten vom Büchermarkt: Ein «anzer Mann, Roman von Paul Bliß. Preis 3 Frankfurt a. M. Alfred Baternahm. Der Roman erinnert in der Anlage stark an Wolzogen's .Zece exv", steht jedoch hinsichtlich der Ausiüdrung weit hinter diesem zurück. Vor Allem fehlt chm die Einsachheit, die meisterliche Beschränkung, die das Wolzogen'sche Werk auszetcbnet. Die Figurenzeichnung ist so überladen mit Einzelzügrn.daß vielfach eine geradezu cariclrrndr Wirkung entsteht. Von zwrrchfeUerjchütteriidrm, freilich ganz unbeabsichtigt komischem Eindruck ist dieScene, da ber vom Scheiniod erwachende Held sich aus dem Sarge erhebt, erst die Wächter, die sich die Langeweile der Tobtenwacht mit Kartenspielen vertreiben, „andonnrrt, sie am Kragen packt, in den nebenanliegenden Alkoven schleppt und dort einschließt". Dann ein paar Gläser schweren Weines trinkt, um sich Math zu machen, und nun in das Zimmer seiner trauernden Wittwe geht, die eben ihren Geliebten bei sich hat. Letzterer klettert zum Fenster hinaus, der Gatte läßt ihn lausen, seine Wuth gilt nur der Ehe- brrcherin, die er wieder andoanrrr. Dann reißt er eine Reitpeitsche von der Wand und läßt sie auf sein Weib niedersausea. Für einen eben vom Scheintod Auferstandenrn doch gewiß eine recht anständige Leistung. — Aus nicht viel höherer Stufe al» dieses Werk stehen die „Novellen «n» Erzählungen" von Otto Weddlgea. Preis 4 Robert Friese, Leipzig. Diese Sammlung ist Paul Heyse gewidmet und an« dem Vorworte de« Autor» müssen wir schließen, daß „der Altmeister deutscher Novellistik" sich wohlwollend über jene ausgesprochen hat, waS uns jedoch nicht hindert, ganz entgegengesetzter Ansicht zu sein. Wir hafte» die einzelnen Beiträge nicht nur für recht unbedeutend, sondern in der Mehrzahl sogar für gänzlich unreif. Bon stümperhaftem Anfängerthnm zeigt die Wahl Genre unsere Leser Dann sprang sie ans» sie rang die Hände, sie schaute zum Fenster hinan-, ihr langes blondes Haar hatte sich gelöst, sie starrte in die Ferne, sie sah ihn nicht mehr"; und „die Augen de« Commerzlenraths rollten vor innerer Erregung in seinem Kopfe". Gocthe-Forschrrn, denen „Wahrheit und Dichtung" unbekannt geblieben ist. können wir Weddigen'S Geschichte, die dritte der Sammlung, Friederike von Sesenhetm, empfehle». M. Uhsr. » * « „Psarr-HauS." Unter Mitwirkung von evangelischen Geist lichen ganz Deutschlands und Anderen herausgegeben von Franz Blanckmelster Monatlich 1 Nummer von 3 Bogen. 4". Preis jährlich 3 XII. Jahrgang. 1896. Verlag von Fr. Richter in Leipzig. Nr. 1 enthält: Glückauf I Eia Gruß an unsere Leser und Leserinnen. — Die offenen Fenster in Daniel'« Hause (Daniel 6, 10). Zum neuen Jahrei Gedicht von ?. L. Beyer, Hohenmocker (Pommern). — Vor fünfundzwanzig Jahren. Erleb nisse und Eindrücke bei der Kaiierproclamacton zu Versailles. Bo» I». Beruh. Rogge. Hosprediger iu Potsdam. — Bauet da« Haus! Die deutsche evanarftsch« Gemeinde in Rom und Kirche. (Mit 2 Abbildungen.) Bon I-io. Ideal. Rüunrke, Superintendent i» Gommern. — Vom Küsterdienstr. An« der Mappe eine« Emeritus Bon Pastor ew. Bauer tn Symbow. — NrujohrSgedonken a» meinem Fenster (Ehr. 13,8). Bon etaer Pfarrsrau. — Zur Jahres wende! Gedicht von A. Ungnad, Stendal. — Bücher« und Schristen- knnde. — Ja der Beilage: Neu erschienen« Schrift«», Psarr- «...n.n .. « ce. i lieren will." — Von Moritz v. Bl anckenbura, Bismarck'«,.»-.^. — >,» — - gi!?nn° bereit, den auf die Tstllschas't d!rW.sftn!ch°f,.? Ü Leipzig nächstem Freunde, horte der Verfasser den merkwürdig«. «°c°°z.°. Familiennachrichten. Briefkasten entfallenden Antheil mit jährlich 5000 aus zwanzig Jabr», also im Verlauf eine« kurzen Zwiegespräches, da« zwischen B.Smarck ' ganzen lOOOOO^l aus die Staatscasse zu übernehmen und hat eine I und von Vincke vor der ersten Sitzung de« am 2. April dahingehende Forderung in den dem jetzt versammelten Landtage vor-1 1848 zusammengelrelenen vr»rinigten Landtage« stattfanv.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder