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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.01.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960127019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896012701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896012701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe ohne Seitenzählung
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-01
- Tag1896-01-27
- Monat1896-01
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»t. t47l- 03,75 168,45 217.30 65.-- 185.35 88,»0 101.35 158,40 301,00 158,40 110,— 144,— 310'« 853,— 180,80 155.80 43 50 108.50 175.— 148.30 157,- »'« 100- 311,40 147.50 174 40 188.30 156,4,0 117.30 118.80 311,50, 9111 148,35 34«'— > 58,30 537.— 85,— 187,— 89,80 59.30 131.30 48,05 9,61', 59,37': 1.38-, 287.— ^uslancl i«l> u»6 7« 61'' 25-, 98 l — 1 — 1 — ;Me 55^ .liLV 71', 1°,0 28^ 652 496>> 50Ü '.1880 - 1 s i. 'r 0. 4, o >r. 'r. Id d. -v 1b, llb do 5. V, III ds llk 107,75 10340 98 80 87,90 53,- 34 00 50,00 8140 78,30 93,- 69,35 130— 136 00 87,50 11850 88,00 143,10 105,50 131,— 160 40 121,80 -L l dr, au ;rk, ,r,> m) -V, >Ud liu, >u», eil. cr, S- urr > 86,70 10 l,30 200.75 183, - 117.25 116,— 169,60 134,-- 271.— 118.— 320, - 86.50 157,10 100, - 167,50 216.25 313.75 316.25 l-l-, <1 e. N I3S« zt«u roik 66r alle leue >üo 168,-- 174,60 147,50 148,90 104 60 85,40 96,90 317, 10875 103 40 92,25 50 75 ! k'sst, .) IVeIrsu 27,75 21, ,.ei uar 88,Ob.«1, N. ks 0,10) Ä. 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Di« Morgen«Ll»tgobe erscheint um '/»? Uhr. dt» >d«»d»L»tgab» Wochentag« um 5 Uhr. Le-artio« vu- Erpeditio«: Johannetgafie 8. Dir Expedition ist Wochrntagt ununterbrochen geöffnet von früh 8 btt Abends 7 Uhr. Filialen: ktt» »le«« s Tortim. (Alfred Hahn), UniverfitätSstraß« 1, Laut« Lösche, Satharinenstr. 14, Port, und König-Platz 7. Morgen-Ausgabe 'eimigerIagcblatt Anzeiger. Ämtslilatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Notizei-Amtes der Stadt Leipzig. Anzeigen'PretS dir 6 gespaltene Petitzeile SV Pfg. Neclamrn unter demRrdactiontstrich («ge spalten« 50^. vor den Famtlirnnachrichtrii lkgespalten) 40/H, Größere Schrislen laut uuserrm Prris- verzetchnib. Tabellarischer und Ftffernsap nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesal-t), nur mit der Morgen - Ausgabe, ohne Postbesörderung .4i 60 —, mit Postbesörderung ^l 70,—. Aunahmeschluß för Anzeigen: Abrnd'AuSgabe: vormittag« 10 Uhr Morgen-Au-gabe: Nachmittag« 4Uhr, Für dir Montag.Morgen-Au-gabe, Sonnabend Mittag. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Angatgen sind stets an dir Expedition zu richten. Truck und Verlag von E. Polz in Leipzig 46. Montag den 27. Januar 1896. 96. Jahrgang. Amtlicher Theil. Nutz- und Brennholz-Auction. Montag» den 8. Kcbruar I8S6 sollen von Vormittag« - Vhr an im Burgauer Forstrevier in Abth. 7a, dicht am früheren alten Aorfthaus be, Bühtitz-Ehrcnbcrg 25 Rmtr. Etchen-Nutzschette I. und ll. El., 155 « Hichen- 5 « Buchen- 10 « Ahorn- Vrennscheite 28 « Äüftrrn- »nd 13 « Ltnden- unter den im Termine aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem obengenannten Schlage. Leipzig, am 18. Januar 1896. De« AathS Korstdeputation. Zum Geburtstag des Kaisers. K. Das GeburtStagsfest des Reichsoberhauptes folgt fast unmittelbar einer Feier, die daS monarchische Gefühl des deutschen Volkes in seiner ganzen Starke gezeigt bat. Vor fünfundzwanzig Jahren hatten sich die deutschen Länder, mit Ausnahme der freien Städte von verehrten und geliebten Dynastien beherrscht» in einem weiteren nationalen Staaten gebilde vereinigt» auf daß durch dieses die gemeinsamen deutschen Aufgaben wahrgenommen würden. Der neue Bund bot das Maß der Einheit dar, das erreichbar und hinlänglich war, der führende Staat «nd sein Herrscher erklärten sich durch die vereinbarte Verfassung in den Stand gesetzt, die von eben dieser Verfassung der Spitze des Bundes übertragenen Obliegenbeilen zu erfüllen, — aber daS deutsche Volk war nicht befriedigt. Es wollte im Frieden nicht einen Bundespräsidenten, im Kriege nicht einen BundeSfeldberrn, es verlangte auch über dem gemeinsamen Vaterlande einen Monarchen, der ihm durch seine besondere deutsche Würde unmittelbar und nicht nur als König des führenden deutschen Staates zu eigen sein sollte. Und dies nicht etwa, weil der Nation eine stärkere Centralgewalt Bedürfniß war. Die Erwerbung der Kaiserkrone hat die Rechte deS Königs von Preußen im Bunde, die ihm vorher in den Versailler Verträgen zugebilligt waren, nicht um ein Titelchen vermehrt Das Volk wollte einen Obersten mit einer obersten Herrscher würde, einen Monarchen für ganz Deutschland, weil eine Verfassung, ein juristisches Instrument, nicht zu seinem Herzen sprach, weil daS deutsche Gefühl damals, wie zu allen Zeiten, dem Vaterlande die Treue am liebsten und freudigsten durch einen als Herrscher geborenen Mittler erweist. Dieses monarchische Gefühl, daS Staat und Herrscher haus in Ein- verschmilzt, ist tief in der deutschen Natur eingewurzelt und darum keineswegs, wie bei manchem anderen Volke, auf die Vorliebe für höfischen Glanz und Prunk gegründet. Es spottet de- Forschen« nack seinen Quellen — ein Mysterium nennt eS David Friedrich Strauß, selbst ein treuer Monarchist —, aber es ist vorhan den und bewährt sich, selbst wenn getrübt, in den Schicksals stunden eine- deutschen Landes. Diesem Gefühle sind die Väter vor fünfundzwanzig Jahren gefolgt, als sie nach dem Kaiser riesen, und wir haben es ihnen in diesen Tagen gedankt. Wir baden die Ausrufung des Kaisers gefeiert — daS Reich war am 18. Januar 1871 noch nicht eigentlick constituirt — und nicht den Abschluß der Versailler Bündnißverträge. Daß rin so geartetes Volk an der Persönlichkeit deS Trägers der Kaiserkrone lebenvigen Antbeil nimmt, braucht nicht betheuert zu werden. Die Segenswünsche für Kaiser und Reich, die an dem Jubeltage aus deutschen Herzen quollen, haben auch Wilhelm II. gegolten, aufrichtig und herzlich. Um so herzlicher, als die Nation mit der unerschütterlichen Ucberzeugung von den' edlen Ab sichten ihres Kaisers ein Verständnis gewonnen hat für die Steigerung der Schwierigkeiten des Herrscheramtes, die für Wilhelm II. darin gelegen ist, daß er die unermeßliche Fülle der staatlichen Aufgaben in den eigenen Pflichtenkreis zu ziehen sich unablässig bemüht. Man streitet über daS rechte Maß monarchischer Initiative im konstitutionellen Staat. TbörichteS Beginnen! Thörichl, weil die Grenze von der Individualität der Herrscher sich mitbestimmen lassen muß, doppelt thörickt, weil es sich im Reiche Kaiser Wilhelm'S I. und unter dem noch frischen Eindruck seiner Persönlichkeit und seines Thuns bemerkbar macht. Was wäre heute Preußen, wo wäre das vcutsche Reich ohne die von diesem Herrscher, lange vor der Berufung Bismarck'«, ja — wie nachgewiesen — schon vor der Uebernahme der Regentschaft bekundete Initiative! Er hat, der Erste auf dem preußischen Throne, den Gedanken, daß die Lösung der deutschen Frage durch den preußischen König herbeigeführt werden müsse, gefaßt und seine Ausführung in Angriff genommen. Schlimm wäre es, wenn die Natur unseres Staatswesens der Thatkraft seines Hauptes einen mechanischen Zwang auserlegen würde. DaS gerechte Unheil über die monarchische Jniative be stimmt sich nicht nach Regeln einer Staatsdoctrin, sondern nach den Gegenständen, auf die sie gerichtet ist, und danach, ob die Umstände, unter denen sie erfolgt, ein Weiterschreiten in die Welt der Tharsachen gestatten. Kaiser Wilhelm II. wird man die Anerkennung nicht verweigern dürfen, daß er durch das Aufgreifen von Angelegenheiten in wiederholten Fällen Interpret der Empfindung oder der Vollstrecker des Willens der Nation gewesen ist. So auch in diesem eben abgelaufenen Lebensjahre, wo er die Besuvler deutscher Ehre mit Donnerworten in die Schranken zurück gewiesen bat. Nicht immer ist diese Ucbereinstimmung da, aber zu jeder Zeit besteht die Zuversicht, daß die Treue, die daS monarchische deutsche Volk seinem Kaiser weiht, vom Kaiser mit der Treue gegen sein Volk erwidert wird. Auf dieser Gewißheit beruht die Innigkeit des Wunsches, daß Kaiser Wilhelm II. und sein Thun im neuen Jahre und immerdar gesegnet sein mögen! Nachreformatorische Geistlichkeit von Leipzig und Umgebung. Der erste Vortragsabend des Leipziger Geschichts vereins fand Mittwoch, am 15. Januar im Richard Wagner- Saale deS Gasthauses zum „Tbüringer Hof" statt. Vor sitzender Herr Oberlehrer Eduard Mangner. Einigen i stl i ke it von Leipzig und Umgebung. . ^ Hunäckst wies der Herr Redner darauf bin, wie es kem Nachwe.seö bedürfe, daß evangelische --ämle und -vangel, ck Kircke die wichtigsten Culturfactoren waren. Gleickg mg kann es uns sein, wie die Männer bietz-n, die >'" aller der beimathlichen Kirche und wenn eine .sol^e alckänzig von der Kirche vorhanden war, der l'e'mAb'che" Schule gedient haben, es müßle denn ,ein, daß lene Manne bereits von einem cvangelnchen, reformatornchen Geiste b seelt waren, denn nur dieser ließ sie aus der ^.ablon- deS vom römischen Geiste erfüllten Mittelalters berau-Ne - Es sei beispielsweise erinnert an den Zwickauer ^ulmnster PetrusDreökensiS(l409-1414),der sich daran machte, deutlche Lieder bei boben Festen unv in, Hauplgottesbicnste singen rn lassen. Ein ganz anderes Interesse besttzen sur uns die Männer, die seil den Tagen der Reformation der Kircke und Schule gedient haben. Von ihrem Geiste ist Kirche und Gemeinde in individueller Weise beeinslntzt worden, i-rle streuten Samen aus; die spätere Ernte in kommenden Genera tionen weist anf sie zurück. Aber nicht die Namen allem sind von Werth. Je lebendiger jene Gestalten vor uns stehen, je bester wir ihren Lebensgang, insbesondere auch ihre Jugendbildung kennen, desto deutlicher können wir die geistigen Fäden ver folgen desto klarer wird unS die Geschichte der Gemeinden, die von ihnen beeinflußt worben sind. Tann redet wohl mancher alte Leichenstein an der Kirchwand eine beredte Sprache, wenn die Gemeinde weiß, was der Mann, der dort ruht, für die Väter gewirkt hat. Dann sind es nicht stumme Bilder, die, ein Zeugniß dankbarer Pietät vergangener Ge schlechter, von den Wänden des Gotteshauses grüßen, wenn der Beschauer weiß, wer die Männer sind, was sie einst sur die Gemeinde waren und mit ihr gewirkt, getragen unv ge litten haben. Schon manche fleißige Arbeit Lat aus diesem Gebiete geforscht. ES sei nur erinnert an „Carl Gottlob Dietmann's Priesterschaft in dem Kurfürstenthum Sachsen (1752—1787)" und an August Hermann Kreyßig's „Album der evangelisch- lutherischen Geistlichkeit im Königreich Sachsen (1883)". Das letztere Werk kann man wohl als die neueste Zusammen fassung der durch die bisherigen Forschungen gewonnenen Er gebnisse bezeichnen. Wer daran geht, eine Geschichte der Geistlichen seines Ortes zusammenzustellen, könnte wohl Kreyßig's Angaben zu Grunde legen und würde für den Lebensgang der betreffenden Männer weiteres Material in den Albums der Fürstenschulen, in den UniversilätSmatrikeln, auch eventuell in Köstlin's „Baccalauri und MaMri" zu suchen haben, ganz abgesehen von den Publikationen der einzelnen Geschichlsvereine. Auf diesem Gebiete ist nock viel zu thun und kann noch viel getban werden. Die localen Archive — Pfarr-, Epboral-, AmtShauptmannschaft- und Amtsgerichts-Archive — sind noch keineswegs durchforscht. Der Herr Redner bemerkte hierbei, daß er in dem 1890er Jahreshefte der Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte deshalb einen allerdings unberücksichtigt gebliebenen Vor schlag gemacht habe, darauf hinausgebend, daß der jenige, welcher ein derartiges Archiv durchforschen will, sich zunächst bei der allgemeinen Durchsicht die Actenstücke, in denen kirchliche Dinge behandelt werden, notiren möge. Dann nehme er diese einzeln genau vor und stelle in über sichtlicher, gedrängtester Form een Inhalt zusammen. Was so der Einzelne gefunden, sendet er in dieser Uedersicht an die Redaktion der „Beiträge der sächsischen Kirchen- geschichte", welche sämmtlicke Arbeiten zusammenfaßt, und, wenn man will, anhangsweise als „Archiv" dem Jabreshefte heigiebt. Von Zeit zu Zeit ist ein Orts- und Personen register anzufertigen. Eine Frage, die eingehender Erwägung bedarf, ist die, ob in diesem Archiv auch die Actenstücke zu verzeichnen sind, welche sich ans die Geschichte deS betreffenden Archivortes selbst beziehen. Zunächst dürfte die« zu verneinen sein. Daß am Orte Material für die betreffende Kirchen aeschichtsforschung vorhanden ist, ist als selbstverständlich an 'unehmen. Zuerst wird Jeder an dem Orte, dessen Geschichte er zum Gegenstände seiner Forschung macht, suchen. Hier aber handelt es sich darum, Material zu finden, gerade dort, wo man es nickt erwartet. Als Probe, wie dieser Vorschlag durckzusübren sei, hatte der Herr Vortragende den Inhalt eines einzigen Aktenstückes des Zwickauer AmlsgerichtSarchivs in der von ibm in Aussicht genommenen Art einzezeichnel. Es ergaben sich 55 Nummern, 22 verschiedene Ort,chaften betreffend. Vielleicht, daß die sächsischen Geschichtsvereine den Vorschlag erwägen und in die Hand nehmen, da er reiche Früchte bringen dürste. Eine andere recht ergiebige, bis jetzt noch fast gänzlich unbenutzte, und doch höchst wertbvolle und zuver lässige Quelle für unsere kirchengeschichtliche Forschung bilden die Aufzeichnungen über die von 1537 bis 1816 in Wittenberg vollzogenen Ordinationen, welche kurz als die Wittenberger Ordinarienbücher" bezeichnet sein mögen. Erst neuerdings konnte sestgestelll werden, seit wann in Wittenberg eine evangelische Ordination stattsand. In der Universitätsbibliothek zu Jena fand sich die Ansprache, die Luther bei der Einführung der Ordination an die Ge meinde gebalten bat. Das geschah am 20. October 153.'.. Indessen scheinen bis zum Jahr 1537 wenig Ordinationen stattgefunden zu haben, denn Anfang Januar 1537 schickte der .Kurfürst an Melanchthon einen Zettel, von Spalatin geschrieben, in dem er zu Lutber's Schmalkaldener Ar titeln noch die Zusätze in Vorschlag bringt, von denen der zweite Punct die Ordination betrifft. Spalatin schreibt ihm: „Im Falle aber, daß die Bischöfe daS Evangelium nicht annebmen, sondern, wie bisher, hinfort auch, wie denn wohl ru vermuthen, verfolge» würden, daß man von ihnen die Ordination nicht nehmen könnte, bitten wir unterthäniglick, daß der Durchlauchtigste, Hochgeborene Kurfürst zu Sachsen, unser gnädigster Herr, auch die anderen Fürsten und Stände dieses Äieils wollten gnädiglich und günstiglich bedenken, daß aufs Höchste von Nöthen, wie die Ordination zu bestellen sei. Denn alle verständige Christen wissen, daß Niemand ebne Vokation öffentlich lesen soll, derbalben an solcher Vokativ» merklich und viel gelegen." Dies mag die Veranlassung ge wesen sein, daß Luther jetzt ein OrdinationSformuiar aus arbeitete und seit Ende Juni, in Vertretung deS in Dän- mark weilenden Stadtpfarrers Bugenbagen, dasselbe in Ge brauch nahm. Vom 24. Juni 1537 ab kennen wir nun, mit wenigen Ausnahmen, die Namen sämmtlicher evangelischen Geistlichen, die in Wittenberg ordinirt worden sind. WaS ist uns aus gezeichnet in den Wittenberger Ordinarienbückcrn? In ln stattlichen Bänden stehen sie in der Sacristei der Wittenberge» Marienkirche, unter dem Raume, in dem einst die Ordinirlen sich der Prüfung zu unterziehen hatten und der noch heute den Namen Ordiuationsstube sübrt. Diese Ordinarienbücher weisen insgesammt 7426 Einträge auf. Da doch wenige Lücken nachweislich sind, kann man die Zahl der in Witten berg ordinirten sicherlich auf 7500 angeben. Die Ordiairten zahl der einzelnen Jabre ist eine sehr verschiedene. Don 24 im Jabre 1538 steigt sie aus 110 im Jabre 1539, und 119 im Jabre 1540. Tie Ursache war die Einführung der Re sormation im Herzogthnm Sachsen. Die höchste Ziffer das Jahr 1553 mit 126 Ordinirten. Zum letzten Male wird im Jabre 1572 die Zahl 100 überstiegen. Dann gebt eS abwärts. In den Jahren 1644 und 1645 ist je nur einer ordinirt worden. Zweierlei Ursachen waren eS, die diese Feiiilletsii. Die Granate. Tine Trirmerung an die Belagerung von Paris. Bon Bictorieu Sardou. Nachdruck verboten. In der Rue de Trevise wohnte zu Anfang des Jabres 1871 mein alter Freund Dntailly, ein reicher Fabrikant, Gatte einer ausgezeichneten Frau, Vater einer reizenden Tochter, ein geschickter Industrieller, guter Patriot, der zwar in politischer Hinsicht etwas verrückt, sonst aber der beste Mensch von der Welt war. Gerade zu der Zeit, als er seine Koffer zur Abreise packte, war er von der Einschließung von Pari- überrascht worden, batte sich jedoch mit der Ueberzeuanng getröstet, dir Stadt werde sich keine acht Tage halten. Madame Dutaillh, die anderer Ansicht war, batte sich schon seit Längerem mit der Verproviantirung der Wohnung beschäftigt, wo sie eine solche Fülle von Lebensmitteln aufstapelte, daß die Dutailln'S nie den Hunger kennen gelernt bätten, selbst wenn die Be lagerung noch drei Monate langer gedauert haben würde. Sie vervollständigte ihr Werk, indem sie in ihrem Garten einen Kubstall, einen vollständigen Hübnerbof und sogar einen Schweinestall anlegte. Seit dem Monat October war sie der Gegenstand förmlicher Anbetung, vor Allem für mich, denn mein Gedeck war bei den Dutailly'S jeden Donnerstag und Sonntag aufgelegt, und bier entschädigte ich mich für die Entbehrungen der übrigen Woche. Wie sollte man aber auch in diesen Tagen der HungerSnotb nickt in Entzücken gerathe», Aug' in Auge mit einem Rührei mit Speck oder einem Stück tdomngs cko vrie, die mit ausgezeichneten Weinen hinunter gespült wurden I.... Ich war indeß nicht der Einzige, der an diesem gast freundlichen Tische zugelasftn wurde. Neben dem meinen lag noch das Couvert eines anderen ständiaen Gaste-, deS jungen Herrn Anatole Brickaut, Geschäftsführer- der Fabrik, künftigen Ässoci-S und Schwiegersohns des Herrn Dntailly. Dieser brave junge Mann, der etwas melancholisch und sehr schüchtern war, war in die Tochter seines Cb-fS, Fräulein Gertrud, heftig verliebt, und daS junge Mädchen schien diese Liebe auch zu erwidern. Obne daß ein Wort gewechselt worden war, wurde die Candidatur Brickaut'S von den Dutailly'S mit ziemlich freundlichen Augen be trachtet, und die Verbindung der jungen Leute galt still schweigend für abgemacht. Unglücklicherweise verzögerte der Krieg die Sacke. Brichaut, der als Corpora! in der Seine-Mobilgarde stand und in St. Denis casernirt war, that seine Pflicht als Soldat gewiffenbaft, wie er eben Alle- tbat, aber obne jegliche Begeisterung, und wünschte im Stillen diese endlose Belagerung zu allen Teufel», die ihm sein Glück so lange vorenthielt. In solcher Gemüths- Verfassung erlaubte er sich öfters, die Operationen der ein- geschlossenen Truppen mit bitteren Worten zu krilisiren, und diese Kritiken ärgerten wiederum Herrn Dutailly, der ein fanatischer Anbänger deS General Trochu war. Dazu kam, daß der „TempS" damals eine Serie von Artikeln veröffent lichte, in denen der Autor die militairiscken Operationen der Provinztruppen nach seiner etwas ausschweifenden Pbantasie darstellte, ohne sie zu kennen. Dntailly batte diese Hypothesen ernst genommen, er heftete seine kleinen Fähnchen nach den Angaben deS „TrmpS"-Strategen auf seine Karte, folgte ängstlich Viesen chimärischen Märschen und Contremärscken und sagte uns in kurzer Zeit bedeutende Siege voraus. Ter ungläubige Brichaut wagte eine schüchterne Entgegnung; Dutailly wurde ärgerlich, brauste aus, und ick intervenirle gerade zur reckten Zeit, um den Streit zu schlichten; dock im Grunde seiner Seele konnte sich der Cbef über all die Schlachten nicht trösten, die sein Commis ihn nicht gewinnen lassen wollte. Das Erscheinen eine« neuen Tischgenoffen machte dir Lage der Dinge nock verwickelter. Zu meiner Ueberraschung fand ich eines Abend-, als ich mich verspätet batte, an meinem Platze, zur reckten Seit« der Madame Dutailly, eine un bekannte Persönlichkeit, einen großen, breitschultrigen Menschen Auf einer Phantasie-Uniform, die aus der Rumpelkammer irgend eine- TbeaterS stammen mochte, trug er HauptmannS- epauletten, dazu ein paar ungeheure große Schaftstiefel. „Herr Robillard", sagte Herr Dutailly, als er unS gegen seitig vorstellte, „Capitam deS CorpS der verlorenen Kinder von Courbevoie". Erstaunt fragte ich mich, wie dieser Mensch, der mir sofort den Eindruck eines ungeheuren Prahlhanses machte, dazu kam, an unserem Mahle tbeilzunebmen, und Madame Dutailly erklärte mir diese Tbatsache nicht ohne eine gewisse Erregung. Am frühen Morgen hatte sie auf dem Boulevard Poissonivre auf dem Glatteis einen ziemlich gefährlichen Fall getban. Robillard, der zufällig gerate vorbeiging, batte sie in die nächste Apotheke gebracht und dann nach Hause begleitet, und aus Dankbarkeit hatte sie geglaubt, ibren Netter zum Diner einladen zu miisien. Diese Erklärung beruhigte mich, und ich hoffte den Helden bald wieder lo« zu werden. Aber der Mann war kein Dumm kopf; er erzählte, er sei bei einem großen Kohlenbergwerk betbeiligt, daS ihn nöthigte, ganz Europa zu durchstreifen und berichtete unS äußerst wohlgefällig von feinen Reiseerinne- rungen. Der Krieg batte ihn, wie er sagte, nach Paris zurvckgeführt, und „er werde den Preußen die Sache schon bewraen". D.e Heldenthaten. die er unS im Anschluß daran auftischte, waren einfach unglaublich. Madame Dutailly Hörle das alberne Geschwätz mit großem Interesse an, und auch ihr Gatte schien den, Capitain alle« aufs Wort zn glauben. Nur Gertrud blieb äußerst gleickgiltig, und der arme, kleine Mobilgardist, der an diesem Abend noch blasser anSsah als sonst und noch s'P" weiten Blouse verschwand, überdies mit einem gräßlichen Schnupfen behaftet war, schien von der Nachbar schaft dieses großen Menschen förmlich erdrückt zu werden, unangenehmsten Anspielungen, noch höhnische Blicke, noch geringschätzige Vergleiche ersparte. Ich erfann einen Vorwand, um mich nach dem Kaffee ans dem Staube zu machen, denn ick batte förmlich Kopf schmerzen von den Prahlereien dieses GaScognerS, den ich Übrigens nickt mehr wicderzusehen hoffte. Darin batte ich mich aber getäuscht: denn am folgenden Sonntag fand ich ihn an demselben Platze, dann am Donnerstag, und schließ lich erschien er zu allen unseren Mahlzeiten. DaS Ebepaar Dutailly war ganz entzückt von ibm Die Dame des Hause« hatte er durch seine unverwüstliche gute Laune und eine fast zärtliche Galanterie gewonnen, für die keine Frau reiferen Alters unempfänglich ist, Papa Dutaill» dagegen durch daS Interesse, das er an den militairischen Auslassungen des „TempS" zu nehmen schien. Anatole. der bei jeder Mahlzeit verschnupfter wurde, sank sichtlich in der Achtung seiner zukünftigen Schwiegereltern. Die Lage de» Dinar wurde immer peinlicher, und nach dem Gefecht von Le Bourge, wo der arme Junge tapfer seine Pflicht getban hatte und am Obrram verwundet worden, war das Schlimmste zu befürchten. Er erzählte unS den Kampf mit so aufrichtiger Schwermulh, daß der Capitain Robillard ihn beinahe einen Deserteur und Feigling genannt hätte. Wenn er es nick, tbat, so geschah dies nur auS Rücksicht für den Hausherrn, aber er gab es ibm deutlich genug zu versieben. Tann bewies er unS mit dem Brustton der Entrüstung, daß die Sache eine ganz andere Wendung genommen batte, wenn sein CorpS dabei gewesen wäre. Dutailly hörte ihm ganz gefesselt von Entzücken zu, während der arme Anatole nock an seiner heftig blutenden Wunde litt, um die sich außer Gertrud kein Mensch kümmerte. Am nächsten Tage batte er Fieber, mußte daS Bett hüten und erschien mehrere Wochen hindurch nicht mehr bei »»seren Mahlzeiten. Während dieser Zeit begann der Capitain sich lebhaft um Fräulein Gertrud zu bewerben, und die Haltung der Eltern war keineswegs geeignet, ihn zu entmuthigen. Fräulein Gertrud kalte roth geweinte Augen, und »ineS Tage« fand ein Streit zwischen ihr und ihrer Mutter statt, die sich immer mehr für Herrn Nobillard begeisterte. Nun hielt ich vic Zeit für gekommen, ernstlich für die armen Kinder ein zutreten. Am Neujahr-tage empfing uns Dutailly mit offenen Armen und strahlendem Gesicht. Der Stratege des „TempS" batte den Prinzen Friedrich Karl eben in der Umgegend von ^.vreux glänzend geschlagen, nachdem er ihn durch einen singirten Rückzug dorthin gelockt batte. Anatole brachte al« NeujahrSaeschenk einen Hasen, den er auf der verlassenen Insel von St. DrniS in der Schlinge gefangen; und der Capitain überreichte Madame Dutailly eine große Düte mit kandirten Maronen in einem preußischen Helm.
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