Fritz Gansberg. /^^ansberg wurde am 9. April 1871 in Bremen geboren. Hier besuchte er auch die Volksschule (Domschule) und das Lehrerseminar. 1899 wurde er in Bremen Volksschullehrer. Er unterrichtet heute in derselben Klasse, in der er vor 40 Jahren als Schüler saß. Zweimal kam er im Kampf gegen einen unduldsamen und in der ganzen Lehrer schaft nicht geschätzten Schulinspektor auf die Anklagebank. Die Schul verwaltung hatte für die hohe Begabung Gansbergs, der unser pädagogisches Leben nachhaltig und erfolgreich beeinflußt hat, kein Verständnis. Gansberg ist unverheiratet. Er opfert seine ganze Zeit samt Ferien- und Feiertagen der Schule und ihrem inneren Ausbau, der Durchgeistigung der Jugend und der Verlebendigung der Lehrstoffe. 1914 wurde er Soldat und war auch als solcher Dorfschullehrer in der lettischen Waldeinsamkeit. Gansberg steht inseinen pädagogischen Anschauungen Heinrich Scharrel mann nahe. Er gehört mit diesem zu den Führern der von Bremen ausgehenden pädagogischen Resormbewegung und ist wie jener Gegner der Lernschule und Anhänger der Arbeits- und der weltlichen Schule. Lebens voller Unterricht, Wirktichkeitsunterricht, Pädagogik vom Kinde aus, pro duktive Arbeit bezeichnen den Inhalt seiner Pädagogik. Auch in der Dar stellung gleicht er vielfach Scharrelmann. Sein Stil ist ursprünglich, künstlerisch, die Darstellung aphoristisch. Man glaubt, an vielen Stellen Scharrelmanns Schriften zu lesen. Scharrelmann, der übrigens erst durch Gansberg zur Pädagogik kam, sagt in dem Büchlein „Plaudereien über mein Leben und Schassen" (Verlag von Westermann): „Ich bin von Herzen meinem Schicksal dasür dankbar, daß ich in Fritz Gansberg den besten Gefährten für diese Jahre des Suchens nach neuer Erkenntnis gesunden hatte, den es überhaupt nur geben konnte. Wir haben ein Jahrzehnt lang wöchentlich zusammen gearbeitet und uns gegenseitig weitergeholsen, so gut wir konnten. Unsere ersten Bücher sind fast in gemeinsamer Arbeit ent standen. Die Arbeitsgemeinschaft war zeitweise so innig, daß wir heute noch nicht sagen können, welche Sätze und Gedanken in unfern ersten Büchern von uns selber oder welche vom andern sind." Gansberg lehnt allerdings diese letztere Auffassung für sich selber nachdrücklich ab; er beansprucht für die wichtigsten methodischen Vorschläge der beider seitigen Bücher die Priorität; er ist sich bewußt, immer nur Eigenes ge boten und alle unnützen Wiederholungen anderer Autoren vermieden zu haben. Wie bei Scharrelmann vereinigt sich in ihm intuitives und schöpfe risches Denken. An Scharrelmann erinnert auch seine Kritik des bisherigen Schulwesens. Er tadelt an der alten Schule, die auch er eine „Lernschule"