berechtigt zu sein und habe dieses Mißtrauen wiederholt mit scharfen Worten ausgesprochen. Im Laufe des Sommers bekam ich Gelegenheit zu einem flüchtigen Einblick in die Tätigkeit der hiesigen Zensurbehörde. Ich gewann dabei die Überzeugung, daß ich von der wirklichen Größe der unserm Volke von der falschen Kunst drohenden Gefahr bis dahin kaum eine Ahnung gehabt hatte und daß diese Gefahr nur dem kleinen Häuflein der Polizei- beamten und -bediensteten, die selbst von denen, in deren Sinn sie handeln, mit Mißtrauen betrachtet werden, und einem Teile der Verbrecher, die diese Gefahr schaffen, in ihrer ganzen Größe bekannt ist. Ich erbat mir die Erlaubnis, mich über die Art und den Umfang der graphischen Pornographie aus dem hiesigen amtlichen Material zu informieren. Diese Erlaubnis wurde mir mit der größten Bereitwilligkeit erteilt. So konnte ich das Material sammeln, das ich hier den Volks vertretern, Vätern, Müttern, Lehrern, Ärzten als eine unerfreuliche, aber vielleicht doch dem Volke heilbringende Gabe biete. Gegen leibliche Seuchen ist man auf der Hut. Hier handelt es sich um eine geistige Seuche, deren Furchtbarkeit von einem Teil des Volkes törichterweise unterschätzt, ja sogar geleugnet wird, weil politische Gegner nicht müde werden, sie zu bekämpfen. Hier kann nur eines helfen: Man muß den dünnen Schleier, womit die verbrecherischen Verbreiter dieser Seuche ihr Treiben decken, wegziehen, vor den Augen des ganzen Volkes. Dann wird die Wahrheit irr ihrer Furchtbarkeit sichtbar. Sie wird auch den, der nicht durch Schuld zu ihrem Anblick gelangt, im Innersten erschüttern. Vom „harmlosen Lchuhmannsgemüt". Eine übermächtige Gefahr wird von einer kleinen, zu kleinen Schar pflichttreuer Männer mit stumpfen Waffen energisch bekämpft. Die mutigen Kämpfer müssen unterliegen und ernten Verkennung ihrer Mühe, Ver höhnung ihrer Schwäche und häufige Demütigungen, wenn sie die „Vor eiligkeit" einer Beschlagnahme durch die Rückgabe beschlagnahmter Bücher und Bilder wieder gut machen müssen. Mit Beschämung mußte ich mir, als ich erst einen Einblick in die Tätigkeit dieser Männer gewonnen hatte, gestehen, daß ich sie und ihre Arbeit in der Hitze des Kampfes gegen die Pornographie verkannt habe. All die Beamten und Bediensteten, die ich während der Durchsicht der amtlichen Materialsammlungen kennen gelernt habe, sind in ethischer und ästhetischer Beziehung ihrer Aufgabe vollständig gewachsen. Daß sich ihre Arbeitskraft in einer Sisyphusarbeit erschöpft, ist nicht ihre Schuld. Aber mit dem Schlagwort vom „harmlosen Schutzmannsgemüt" wird nun einmal die Tätigkeit aller Polizeibeaniten im Kampfe gegen die falsche Kunst von den Bekämpfern und von den Verteidigern der Pornographie gebrandmarkt. Dieser Umstand zwingt mich, bei den den Nahkampf gegen die Hersteller 1*