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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.01.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970102016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897010201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897010201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-01
- Tag1897-01-02
- Monat1897-01
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^MWWWUWMM BezugS'PreiS t» der Hauptexp^ition odep -ru 1« Stadt, brzirk und den Bororten errichteten Aus gabestelle» nbgrholt: vierteljährlich^14.SO. vei zweimaliger täglicher Anstellung in- Han» 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vjerteuShrlich ^l 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandsendung ins An-jinch: monatlich 7.VO. Di« Alorgen-AuSgabe erscheint um '/,? Uhr. di« Abenb-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. »«- Lrpe-ittr«: As Hunne-, «ff» S. Die Trvedition ist Wochentag- »nunterbroche» geöffnet von sriih S bi» Abends 7 Uhr. Filiale«: Otts Ole««'« Garti«. (Alsreh Hahn), Unt-ersttA-straß« 3 (Paulinnm), «u«i» Lösch», Aatharinenstr. 14, Part, und König-Platz 7. Morgen - Ausgabe mniger TagMM Anzeiger. ÄinlsöktLk -es Äömgticijen Land- «nd Ämlsgerichkes Leipzig, -es Ralljes und Nottzei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. 2. Sonnabend den 2. Januar 1897. Nnzeigerr.PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfq. Reklamen unter dem RedactionSslrich (4ge- spalten) 50/^, vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis« vrrzeichnth. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-veil«,en (gesalzt), nur ms« Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung .sl ÜO—, mit Postbesörderung 70-. Annahmeschluk für Anzeigen: Abend-Au-gabe: Vormittags 10 Uhr. Morgrn-AuSgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition za richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 91. Jahrgang. Dtr öffentliche Verkehr in Sachsen fönst vnd jetzt. Bon k. F. E. Krüber in vocka bei Altenburg. , Nachtnick verbetkn. Der ösfentliche Verkehr im Mittelalter. Der öffentliche Verkehr im Mittelalter war, je weiter zu rück wir seine Entwicklung verfolgen, ein kochst geringfügiger im Vergleich mit unfern heutigen Verhältnissen. Die Gründe hierfür sind mannigfacher Art. Hauptsächlich aber ist der so schwache Verkehr noch im Beginn de« Mittelalter- (vor und nach Eroberung de- heutigen Königreichs Sachsen- durch die von Westen hervordringenden Deutschen) aus der so geringen Bevölkernng-dichtigkeit de- Landes und au- der Bediirfniß- loflakeit der wenigen LandcSbewobner zu erklären. Hatten doch im Jahre 1474 nach Erwisch (Neues Archiv für Sächsische Geschichte 1890, S. 145) die größten Städte im Lande: Freiverg noch nicht 5000, Leipzig und Dresden kaum 4000, Chemnitz, Oschatz, Großenhain 2—3000 Einwohner. Und die- 300 Jahre »ach Entdeckung der Freiberger Silberberg werke, nachdem auch länger als 300 Jahre schon durch geist liche und weltliche Große die Colonisation deS zuvor noch viel weniger bevölkerten, mit dichtem Walde bedeckten Lande« eifrig betrieben worden war. Wie gering mag da die Einwohner zahl zur Zeit der Sorben gewesen sein, die höher als 40Y Meter MeereShöhe überhaupt selten sich ansiedelten und nur in den fruchtbaren und meist waldlosen Theilen des Flachlandes in offenen, kleinen Orten, geschützt von einer in der Mitte de« Gaue- liegenden Burg, wohnten. Wie gering mag auch um- Jahr 1100 bei Beginn ernstlicher Colonisation, Germanisirung und Christianisirnng unserer Heimath die Bewohnerschaft gewesen sein, wenn man von den 200 Jahre lang fast nicht aufbörenden Kriegen, Raubzügen (Ungarn, Polen) und inneren Unruhen sowie von den häufigen Noth- fahren und mafsenmordenden Seuchen auS jener Zeit liest. So berichtet C. A. Engelhardt (Vaterlandskunde ll, 103) und Pötzsch (Geschichte der großen Wafferfluthen) von zwanzig großen Wafferfluthen, die das Land in der Zeit zwischen 900—1100 schwer heimsuchten. Weiter aber erzählt Engel hardt (ll, 102) mit Angabe der Quellen zn den einzelnen Jahren, daß 990 in Deutschland nach fürchterlicher Dürre und darauf folgendem, langem, harten Winter die Pest ge benscht habt. Ebenso herrschte sie 90.,, 1009, t»20. 1092,93, 1099, 1103, 1126, 32, 38, 51. — Zum Jahre 995 z. B. berichtet die Quedlinburger Chronik: „Für die Sachsen be ginnt da- neue Jahr schlimmer als das vergangene. Denn unter ihnen, und zwar unter den mit dem Beinamen „Oster- leute" (Osterludi) benannten, ist eine so große Pestilenz auS- gebrochen, daß nicht nur bei denselben die meisten Häuser, sondern sogar die meisten Ortschaften leer stehen, da die Einwohner alle gestorben sind." Die Haupterforderniffe zu Nahrung und Kleidung, Getreide, Salz und Tuch, bildeten lange Zeit hindurch die Handels artikel. Späterhin kamen Heringe und Honig, Wollgarn und Rauchwerk dazu. Neben der großen Bedurfnißlosigkeit der wenig zahlreichen, unvermögenden Bevölkerung war die Unsicherheit der noch dazu meist bodenlos schlechte» Wege einer besseren Entwickelung des Handels und Verkehrs höchst nachtheilig. Wenn auch noch nickt der zehnte Theil der mittelalterlichen Burgen zur Höhle eine« Raubritter- diente, wie eS da- Volk heute von fast jedem älteren Rittersitze steif und fest glaubt, so galt doch den reichen, reisenden Kaufleuten gegenüber trotz starken Geleites derselben durch bewaffnete Mannschaft und bis in die neueste Zeit noch er hobener GelritSabgaben nicht nur in Ritterkreffen zeitweise die Losung: „Haust Du meinen Juden, hau ich Deinen Juden!" Die Juden als Handelsvolk finden sick, übrigens schon im ersten Jahrhundert nack Meißens Gründung (928). Denn der HandelSverräther Gunzelin, der luIO daS an einem Elbübergange gelegene, stark befestigte Strebla nicht erobern konnte, dafür aber Nochlitz in Brand steckte, wurde beschuldigt, er habe die Familien von Leibeigenen an Juden verkauft. In der Judenordnung Heinrichs deS Er lauchten von 1265 wurden Christen und Juten rechtlich gleich gestellt. Von 1330 an wurden von den Juden der Mark Meißen und deS PleißnerlandeS besondere, dein Landes Herrn zufließende Steuern erhoben. Zu den Verkehrshindernisse» »nd Handelserschweruiigen gehörten vor Allem die vielen Zollstellen. Nach 1571 gab es für die Elbschiffsabrt mit ihrem Handel zwischen Dresden und Hamburg 28 Zollplätze, 1661 aber zwischen Prag und Hamburg deren gar 18 (H. Heller: Die Handel-Wege Inner- Deutschlands). Und noch im 17., ja 18. Jahrhundert wurden von Leipzig ans die verschiedensten Versuche gemacht, die weitere Schiffbarmachung der Elbe, Saale, Unstrut zu verhindern und den Durchgangsverkehr fast aller Waaren zwischen Norden und Süden über Leipzig zu erzwingen. Denn dem Handels- und Kaufmann waren ganz bestimmte Handelsstraßen, die er ziehen, Stapel- und Zollplätze, die er berühren mußte, bei starker Strafandrohung vorgesckrieben. Namentlich wurde seit Entstehung regeren Verkehrs derselbe immer wieder durch landesherrliche Straßenmandate auf die Hauptverkehrsader KursachsenS, die sogenannte hohe Land straße gewiesen. Dieselbe führte aus Schlesien, Polen, Ruß land, Ostsee durch die Lausitz nach Leipzig. Von da ging sie über Nürnberg nach Süden, über Frankfurt a. M. nack Südwesten. Zugleich entsandte sie den Flußthälern und Gebirgökämmen entlang verschiedene Abzweigungen nach Böhincn. Wie anderwärts sind beim ersten Betreten, Durchziehen nnd Bewohnen des Landes die Flußthäler und Gebirgskämme als von der Natur selbst angelegte Verkehrswege benutzt worden. „Der Fluß ist nicht bloS als Wasserader, welche Waaren trägt, von Bedeutung, sondern auch als Thalbildner, der ebenen Boden für Straßen schafft, die neben ihm her gehen, der Bresche in die Gebirge bricht, und die natürlichen Falten des GcbirgS vertieft und ausebnet." (Ratzel, Anlhropo- geograpbie II, 493.) „Wie in den Arterien und Nerven der Geschöpf« Lebenskraft und Blut pulsiren, fo bewegt sich in oen EtLpalki« ^ud Gel'irgspcrsscn, längs der Fluß länfe und Küstenlinien der Länder die menschliche Bevölkerung. Und wie im Körper der lebenden Geschöpfe da, wo sich mehrere Adern oder Nervenzweige vereinigen, ein wichtiger Knotenpunkt des Organismus entsteht, so müssen auch die jenigen Erdflecke, auf welche viele natürliche BerkehrScanäle hinzirlen, Sammelorte der Bevölkerung, Kreuz- und Brenn puncte deS Verkehrs der Menschen werden." (I. G Kohl, die geographische Lage der Hauptstädte Europas.) Solch ein Knotenpunkt inmitten de- von Ost nnd West und Nord und Süd durch Deutschland fluchenden Verkehrs ist das ganze Radien-Bündel von Eisenbahnen und Handelsstraßen von sich aussendende Leipzig geworden, auf das die alte Haupthandelsstraße von Süd nach Nord im Pleißentbale abwärts (Nürnberg - Eger - Hof- Reichenbach - Leipzig) einmündete; Leipzig beherrscht über haupt von der Nordseite alle Wege über daS Erzgebirge wie Prag auf der Südseite. In der Mitte der Leipziger Bucht vereinigen sich die daS Gebirge auf der längsten Seite deS Dreiecks Sachsen im Süden überschreitenden Straßen, von denen zwei. Uber daS Elstergebirge kommend, sich in Plauen vereinigen, zwei über das westliche Erzgebirge in Zwickau (Muldengebiet), drei über daS mittlere in Chemnitz (Zschopau gebiet), drei über daS östliche im Elbthale. Zu diesen Haupt straßen über das Gebirge herein gesellen pch die dieselben quer durchschneidende, sie kreuzende Querstraße». Diese Landstraßen am Gebirge hin waren im Süden der jetzt von der Bahnlinie Eger - Karlsbad - Komotau - Ossegg - Bodenbach bezeicknete Verkehrsweg, während im Norden Hof-Reichenbach- Zwickau-Chemnitz-Freiberg-Dresden schon früh durch eme vielbenntzte Straße verbunden waren. Der von Prag nack Leipzig über den Komotau Neitzcnhainer Gebirgspaß führende HandelSrveg heißt noch heute bis herab nach Leipzig, in amt lichen Bekanntmachungen und sonst, die „Neitzenhainer" Straße. Von ihr zweigt bei Altmörbitz (Kohren) die theil- Weise nur noch als suinpsiger Waldweg exislirende alte Peter - Paulsstraße nach Naumburg (zur Peter - Pauls messe) ab. Nur ein Flußtbal, das der Elbe, konnte nickt als LandbandelSweg benutzt werden, weil cs zum Anlegen einer Straße oberhalb Pirnas bei seiner Enge und den steilabfallenden Felsenwänden keinen Platz ließ. DaS obere Elbtbal ist erst 1818 — 1851 durch Erbauung der Balm Dresden Bodenbach für den Handels verkehr geöffnet worden. Dies ist auch' der Grund, weshalb im Mittelalter Pirna, bis wohin die Schifffahrt^ ungefährdet elbaufwärts ging, und von wo aus mehrere Straßen nach Böhmen über den Nollcndorfer Paß (Teplitz, Aussig) und über Stolpen in die Lausitz gingen (Bautzen, Zittau), ein sehr wichtiger Platz für Handel und Verkebr war. Pirna ist bis um 1500 der eigentliche Elbhafen und war noch früher der Hauptsalzmarkt nach Böhmen, weil in Pirna das zu Schiffe von Magdeburg und daS zu Wagen von Halle kommende Salz zusammenkam. Deshalb ist Pirna in früherer Zeit als Hasen- und Handelsplatz viel bedeutender als Dresden. Auf Einzelnes über die älteren Verkehrswege und Haupkbandelsplätze hier einzugehen, würde zn weit führen. Näheres über „die Verkehrsstraßen in Sachsen nnd ihr Einstuß auf die Städteentwickelung bis 1500" findet sich in einer dies Thema höchst interessant behandelnden, hier mit benutzten Arbeit des Herrn vr. A. Simon-Auerbach i. V.. »nd zwar in Band 7, Heft 2 der von Prof. Or. A. Kirchhofs in Halle herausgegebenen Forschungen zur deutschen LandeS- und Volkskunde. Leipziger Luchhandlungsjnhiliien 1897, öS. Das Jahr 1897 ist für den Leipziger Buchhandel ei» rechtes Jubiläumsjahr, da sich in ihm bei einer ganzen Anzahl von Firmen eine jubiläumzeitige Dauer ihres Bestehens erfüllt. Zu diesen Buchhandlungen gehören: Otto Harrassowitz, Antiquariats-, Sortiments- und Verlagsbuchhandlung «ge gründet unter der Firma Richter L Harrassowitz am 1. Juli 1872), Gustav Körner in L-Anger-Crottendorf, Verlags- »nd Conimifsionsgefchäft (gegründet am 1. November 1872), Oscar Lein er, Verlagsbuchhandlung nnd Buchdruckerei (gegründet am 1. Juli 1847), Oswald Mutze, Verlagsbuchhandlung (gegründet am 15. Februar 1872), und Buchdruckerei) August Neumann's Verlag, Fr. Lucas (gegründet am 1. Januar 1847 in Mitau, seit 15. Mai 1877 in Leipzig), I. H. Robolsky, Buch- und Musi kalienhandlung, Centralbuchhaiidlung für stenographische Literatur (gegründet in Leipzig 1872; Besitzer seit 1893 Fritz Schubert.jun.), Earl Rühle's Mnsikverlag (vormalsP. Tanger) in Leipzig-Reudnitz, verschiedene Musikschulen u. A. umfassend (gegründet ani I. Juli 1822 in Köln), G. E. Schulze (gegründet am I. Januar V847), Barthols Senfs, Musikalienhandlung (gegründet im November I847i, Otto Spamer (gegründet am 31. März 1847), Verlagsbuchhandlung, Buchdruckerei, Artistische Anstalt und Buchbinderei, Th. Staufs er. Buchhandlung und Antiquariat (gegründet am 1. März 1872), Wezel L Naumann, Berlagshandlung und Chromolithographische Kunst- anstatt (gegründet am 1. Januar 1872), Weigel (gegründet 1797), die C. F. Winter'sche Verlagsbuchhandlung in Leipzig (gegründei am 1. September 1822), sowie Heinrich Schmidt und Carl Günther, Verlagsbuchhandlung, die einige Prachtwerke verlegt hat (gegründet am 5. September 1872; Besitzer seit 1887 Carl Günther allein). — Seit 25 Jahren (seit November 1872) in Leipzig ist die Firma Karl Baedeker, Buchhandlung (gegründet im Juni 1827 in Coblenz), die den weltberühmten Reisebücherverlag betreibt, seit 50 Jahren (seit 1. Juli 1847) die Firma C. A. Haendel, Ver lags- und Commissionsbiichhandlung (gegründet 1842 in Pest). Von der seit 23. März >872 in Leipzig befindlichen, 1838 in Erfurt ge gründeten Firma G.W. Körner's Verlag ist seit 1886 der Besitzer 1)r. Max Abraham (seit 1894 mit H. Hinrichsen) der Inhaber der Muiikaliensirma C. F. Peters, sodaß diese Firma Körner nur dem Namen nach weiterbesteht. Die Firma K. F. Köhler's Anti quariat (gegründet 1847), die in ihren Antiquariatsbetrieb alle Fächer der Wissenschaft, Kunst und Literatur ein- dezogen und darüber gegen 400 Kataloge ausgegeben hatte, ist nach dem Tode von Hugo Köhler in de» Besitz von Bernhard Liebisch übergegangen, der 1885 ein wissenschaftliches Antiquariat begründet hat und neben seiner eigenen auch der übernommenen einen Platz vergönnt hat. Einen großen Theil des Köhler'schen Lagers übernahm 1894 allerdings Otto Harrassowitz, eine der jenigen Firmen, die 1897 ihr 25jährigcs Bestehen feiern können; die Firma pflegt in umfassender Weise Las wissenschaftliche Antiquariat und gicbt seit 1884 (außer gelegentlichen Publi- cationen und Verlagsübernahmen) das „Ccnlralblatt für Bibliothekswesen" heraus, das mit Unterstützung deS preußi schen Cultusininisteiiums erscheint und auch die früher selbstständig erschienene Petzholdt'sche Bibliographie in sich aufge- iiominen hat; außerdem gehören zu der Zeitschrift „Beihefte", die werthvolle monobibljographische Studien bringen, so von Hochcgger über die Blockbücher, von Roth über die Mainzer Buchdruckerfamilie Schösser. Ten gleichen Geschäftszweig, Las Antiquariat, vertritt die nun seit 100 Jahren bestehende Firma Oswald Weigel, die 1797 von Johann August Gottlob Weigel errichtet wurde. Das damit verbundene Institut der Bücherauctionen, für Las im 19. Jahr hundert die Säkularisationen von Klöstern ein säst überreiches Material lieferten, ist lange Zeit in Deutschland führend gewesen. Sein Enkel Felix Otto Weigel führte das Antiquariat- und Auctionsgeschäst unter der Firma Oswald Weigel fort, während 1888 das von dessen Vater Theodor Oswald Weigel gepflegte Commijsionsgeschäst an F. Volckmar. daS schon von dem Be gründer der Firma begonnene Verlagsgeschäst (das unter der Firma T. O. Weigel großartige Aufwendungen fordernde Prachlwerke, wie „Denkmale deutscher Baukunst, Bildnern und Malerei" aus Len Bücher markt brachte) an Christ. Herrn. Tauchnitz verkauft wurde. Dieser hat seit kurzer Zeit die zunächst gewählte Firma T. O. Weigel Nach folger, die noch an den kunstsinnigen, opferfreudigen Verleger und Sammler Theodor Oswald Weigel erinnerte, aufgegeben und firmirk jetzt unter seinem eigenen Namen. Die Veranlassung dazu mochte ,»»i>> q.-keu Pak di» Lauptthätigkeit deS Weigel'sche;: Verlags weis znrückliegl; erschienen doch dir ans GrnnL oer reiche» T. L. Weigel'jchen Sammlungen von T. O. Weigel und Dr. A. Zest er mann bearbeiteten „Anfänge der Druckerkunst in Bild und Schrift", 1866, das „Autographen-Prachtalbum" 1848—49. Von den in die Gegenwart hineinreichenden Weigel'ichen Berlagsunternehmnugen ist insbesondere das Kahser'sche Büchcrlexikon zn nennen, das alle seit 1750 im deutschen Buchhandel erschienenen Bücher und Landkarten gewissenhaft verzeichnet. Wurde die Firma Weigel vor 100 Jahren gegründet, so kann das Jubiläum des 75 jährigen Bestehens die C. F. Winter'sche Verlagsbuchhandlung im Jahre 1897 feiern. Sie wurde am 1. September 1822 in Heidelberg gegründet. Während ein Theil deS Geschäfts dort verblieb und noch jetzt unter der Firma Carl Winter's IkniversitätSbnchhandlung daselbst betrieben wird, ging ein anderer Theii von Anten Witter in den Besitz von B. E. Polz in Leipzig über (l. December 1854), der Anfang 1855 auch die Verlagsarlikel der Fest'schen Verlagsbuch handlung und Buchdrnckerei (deren Besitzer er 1835 geworden war: in diese Firma herübernahm. Alleinbesitzer ist seit dem l. October 1864 Carl Friedrich Graubner, der schon 1854 als Polz' Schwieger sohn Theilhaber geworden war. Bevorzugte Gebiete des Verlags sind Jurisprudenz und Nationalökonomie auf der einen, die Natur wissenschaften aus der anderen Seite, Gebiete, die durch hervorragende Werke vertreten sind. Wir erwähnen die „Geschichte der Civilisation in England von H. T. Buckle, deutsch von A. Rüge, C. Keller'S „Grundlehre der Zoologie", JuslnS von Liebig'S berühmte „Chemische Briese", die von diesem begründeten „Annalen der Feuilleton. In zwölfter Stunde. Ein« Geschichte von Z. von ReinShofen. Nachdruck »erboten. Seit zehn Uhr Vormittag- lag da» Bahnhofsgebäude von C verödet. Erst mit vorzeitig herrinbreckender Dunkelheit wurde der um ein Uhr fällige Schnellzug von Magdeburg signalistrt, und eine Viertelstunde später wälzte derselbe sich langsam und schwerfällig heran, die Maschine pustend und schnaubend, wie um mit einer letzten Anstrengung ein Ziel zu erreichen, welche- den Reisende» wenigsten- die Au-stcht eröffnet«, unter Dach und Fach zu kommen. Vir war nicht gerade eine besonder» erfreuliche. Die meisten Passagiere hatten gehofft, den Abend im Kreise lieber Angehörigen oder Freunde zu verleben, und sahen nun, nach einer ermüdenden längeren oder kürzeren Fahrt, sich genöthigt, in dem dumpfen, verräucherten, überfüllten Gast zimmer de- Bahnbof--Restaurant- einer schlaflosen Nacht rntaegrnzngehen. Nichtsdestoweniger suchte die Mehrzahl der Gaste sich mit einer Art Galgenhumor in da- Unabänderliche zu schicken. Schließlich batte man doch noch Glück gehabt und war der Gefahr an- dem Wege gegangen, mit dem Zuge auf freiem Felde im Schnee stecken zu bleiben. Dieser Gedanke verbesserte die anfangs unzweifelhaft wenig behaglich« Stimmung, und allseitig wurde der Beschluß gefaßt, dir Wartezeit bei einer Bowl« sich so angenehm wie unter den Lrstehrnden Verhältnissen möglich zu vertreiben. Nur zwei Herren schienen nicht geneigt, sich so ohne Weiteres die verdrießliche Laune de- Schicksal- gefallen zu lasten. Während der «iu« derselben hiuau-ging, den Versuch zu machen, bei einem ihm bekannten Landwirtb «ineu Schlitten auszutreiben, der ihn »ach dem etwa zwei Stunden weit ent- sernlen Z. böngey würde, erklärte der andere dem Wirth seine Absicht bniselbrn Weg zu Fuß zurückzulrgen. Dieser zeigte sich KckßWschtockbu. Auch ewige Gäste mischten sich » die UntliWWich and riethen dringend ab. „Der Wind treibt seit einer Stunde auS Osten, wo der Himmel schon seit acht Tagen rabenschwarz auSgesehen hat. Wir werden einen Sckneesturm bekommen, wie wir ihn lange nicht erlebt haben. Wie wäre eS denkbar, daß Sie in der Finsterniß den Weg nach Z. finden sollten?" „ES führt doch eine directe Chaussee dorthin — wenigsten« war eS schon vor Jahren so. Sie ist zu beiden Seiten mit Obstbäumen begrenzt. Ich kenne den Weg sehr genau und kann gar nicht fehlgehen." Der Wirth blickte den Herrn, der den Weg genau kennen wollte, einigermaßen verwundert an. Derselbe sah nicht au», als ob er in dieser Gegend wegkundig sei. In seinem ganzen Aeußern war etwa- Fremdländisches ausgedrückt. Sein scharfgeschnittene- Gesicht mit den tiefliegenden, durch dringenden Augen unter einer gewölbten hohen Slirn, der römischen Nase und dem dortretenden Kinn war sichtlich von einer heißeren Sonne, al- der eine- nördlichen Klima« ge bräunt. Auch seine Stimme hatte einen fremden Klang, außerdem aber etwa- Strenge-, Befehlende-, da« keinen Widerspruch znkieß. Trotzdem wurde er noch einmal auf da« Gefahrvolle eine« Unternehmen- aufmerksam gemacht, da von einem Theil der Anwesenden sogar als nnan-führbar be zeichnet wurde. Unmittelbar daraus verließ der Herr da- Gastzimmer. Man war der Meinung, daß er von seinem Vorhaben Abstand genommen habe. Er hatte sich aber nur zu der Frau de- WirlyeS begeben, um ihr seine Adresse mit der Anweisung zu hintertaffen, ihm am folgenden Morgen sein Gepäck nach- zusenven. Dann trat er auf den Perron hinan«. Der Wind war nnmesprungen, er kam in der Tbat ans Osten. Ob er aber Schnee bringen würde, wenigste»« in den nächsten Stunden, konnte Niemand wissen. Vorläufig trieb er nur flimmernde Sternchen an den GaSlaternen vorüber und auck nicht einmal in sehr großer Menge. Jen seits de- Bahnkörper- war noch die alte Barribre, und zu beiden Seiten derselben reckten die wohlbekannten vier Pappeln ihre blätterlosen Zweige zum schwarzen Nacht himmel empor. Ja, er wollte gehen. Er konnte nicht fehlen. Wie die Menschen da drinnen nur von einer Gefahr batten schwatzen können! Ein Schneesturm in der Heimath! Was war er im Vergleich zu all den Dingen, die er in fernen Landen erfahren? Würde er ihm nickt eine Wonne sein? Und die Furcht vor einem solchen sollte ihn veranlassen, nur noch eine Stunde länger die Qual der Ungewißheit zu ertragen, al- nothwendig war? Er hüllte sich fester in seinen Mantel und überschritt rüstig den Schienenstrang. Klar und deutlich lag der Weg, den er zu gehen batte, im Geiste vor ihm, und keine nächt liche Dunkelheit würde ihn irre machen. Dort recht- sah er die Lichter des Dorfes L. Herüberschimmern, etwas ent fernter, link- vom Wege, die de- Marktfleckens H. Wenn er erst beide Ortschaften im Rücken hatte, dann trennte ihn nur noch eine gute Stunde von dem Ziele seiner Sehnsucht. Die Dunkelheit erschien indessen überhand zu nehmen, auch der Wind, der im Laufe der letzten Stunden nach gelassen, machte sich von Neuem auf. Pfeifend in lang- gezogenen Tönen fuhr er anfangs über die baumlose Ebene. Dann erhob sich in der Luft ein unheimliches Brausen, und mit ihm stellte sich ein bemerkbare« Verdichten der Schnee flocken ein. Wenige Minuten später hatte ein orkanartiger Sturm sich entfesselt, wirbelnder Schnee hüllte den einsamen Wanderer wie in eine Wolke ein. Tiefe nächtliche Dunkel heit umgab ihn. Nicht« mehr von einem Lichtschimmer, nach welchem das Auge begehrlich späbte. An rin« Umkehr dachte der Fremde auch jetzt nicht, so wenig er sich noch da- Ernste seiner Lage verbarg. Der Sturm nöthiate ibn alle Augenblicke zum Stehenbleiden, um nur Athem schöpfen «« können. Seiner Berechnung nach batte er bereit« die Halste de« Weges zurückgelegt, und eine .beiße, leidenschaftliche Sehnsucht trieb ihn mit unwidersteh licher Gewalt vorwärts. Heim! In diesem einen Wort wurzelte sei» ganzes Sinnen »nd Denken. Wa- war ihm Sturm nnd Wetter? Was eine nächtliche Wanderung gleich dieser? Nur nach Haus« wollte er. AuSruhen von der rast losen, mühevollen Jagd nach einem Glück, da- durch einen Federstrich batte vernichtet werden lönnrn. Witu an die Engländer abgetreten gerade in einem Augenblick, at er eine Verwirklichung seiner kühnen Pläne erwartet hatte. ES war hart. Er glaubte kaum, daß er irgend etwas aus dem Ruin würde retten können. Ihm war viel — sehr viel genommen, aber noch nicht Alles — hoffentlich nicktt. Wenn er „sie" wiedersinden würde — so wie er sie ver lassen, dann dann Und er würde sie so wiederfinden. Er war felsenfest da von überzeugt. Wie oft batte der Glaube an ihre Treue den gesunkenen Muth belebt! Er - that es auch wieder in dieser Stunde, als er seine Kraft im Kampfe gegen das ihn bedrohende Element erlahmen fühlte, und zwang ibn, sein? Wanderung fortzusetzen, nachdem er bereits die Wabrnebiiiniig gemacht, daß die eingetretene Erschöpfung im raschen Z» nehmen begriffen sei. Noch befand er sich zwar auf de», rechten Wege, obwohl auf der jetzt erreichten Chauffeestreck? keine Baume ihm mehr als Wegweiser dienen konnten. Aiu bellen Tage hätte seine Ortskenntniß ihm vielleicht von Nutzen / sein können, in dieser Dunkelheit war er nicht besser daran, als irgend ein Fremder, der zum ersten Male die Gegend beging. Eine weitere Viertelstunde war vergangen, da stand er abermals still. Der Schweiß rann, mit dem Schnee sich vcr mischend, in großen Tropfen ihm von der Stirn, in nassen Strähnen klebte das Haar ihm an den Schlafen. Selbst der instinktive Erhaltungstrieb war nicht mehr im Stande, ibn zu einem Fortsetzen seiner ebenso mühevollen al« aussichts losen Wanderung zu bewegen, obschon er der ihm drohenden Gefahr, wenn er im Kampf gegen die überhandnebmende Physische Schwäche unterlag, offen ins Auge sab. Gab er den, heißen Ruhebedürfniß nach, so würde er hier, der Heimath nahe, einen elenden Untergang finden und die einzige Hoffnung, die ihn in all den übrrstandeuen Lebensstürmen bowgehalten, unerfüllt bleiben. Lag denn so viel daran? Warum diese Frage? Schämte er sich ihrer nicht? Er, ein Mann, der unverrückt lange Jahre hindurch ein Ziel im Auge behalte» und mit unübertroffener Zähigkeit verfolgt hatte, konnte so fragen? War es unbegreiflich? Was anders batte ihm Muth und Ausdauer gegeben, als der Gedanke an „sie?" Und wenn er „sie" nun traf, als glückliche Gattin — — als Mutter! Es würde rin großer Schmerz für ihn, aber nicht rin unüberwindlicher sein. Sechzehn Jahre war eine lange
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