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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189701030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18970103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18970103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-01
- Tag1897-01-03
- Monat1897-01
- Jahr1897
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1897
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Bezug-PreiS tz> Dl» H4»pl«rp»dMo« »der den km Gtott» h»t«t »»- »« Uurorte» »rrtchteten «>«- ßeckcheve» abgeholt: vt»rt»lj4hrltch^!4.hO, »ei tzwetmaltger tttgltcher Sustelluag tu» hau» ÜÜO. Lurch dt» Post bezogen für Teutschlaud und Lffterrrtch: vtert»I,ayrlich ^4 O.—. Dir»«» täglich» Kr»ujbinidi»7idiing t»S AuSlaud: rnouatlt- ^tz 7S0. HI» Vkorgen-AuSgabe «schont mn '/,? Uhr. dt« Abrub-AuSgabe Dochenwgs «m b Uhr Ue-artio» »»- LrpeMo«: -»hemursssfs« 8. DleTtzpeRtton Ist Wochentag» ununterbrochen ^»fluet vo» früh « bi« Abend« 7 Uhr. ^ Filialen: Htt» kl»««'« Torttm. (Alsrotz Hstzn), UatversitütSsttaß« 3 (PauIIaum). L»»t« S«fch». HM«st»«tftr. 14, pari, «nd «oaigsplatz 7. MmiM Anzeiger. Amts6kalt -es Ä'ömgtichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Nattjes und Nokizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. A«zeige«.Prei» die 6 gespaltene Petitzeile 80 Pfg. Reklamen unter dem Aebactionsstrich («gr- spalten» bv->h, vor den Aamtliennuchrtchren ö gespalten) «0>^. ckrvßer» Dchrtftrn laut unserem Preis- »erzrichnlh. Tabellarsscher und Ziffernsatz auch »öherrm Tarts. Extra-Veilagen (gefalzt), nur mit der MoraiN-AuSaad», oha» Ooflbef-rdcrung >0.—, mit Vostbessrderuug >, 70.—. Äanahmeschlnß fir Anzeigen: Abenb-AuSgab«: Vormittag« 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag» 4Uhr. Bei d»n Atltalen und Annahmestellen je »ine halb» Etuad« früher. Aaieigrn sind st»r« an di» Gesetzt tion zu rtcht»«. Druck »ad Verlag oaa E. Pol» in Leipzig. Tonntag den 3. Januar 1897. 91. Jahrgang. A«- der Woche. ü Kriegsfanfaren haben da« neue Jahr begrüßt. Die Edüstitution Derer, di» sie bliesen, birtet aber einig» Gewähr dafür, daß »« nicht »um Arußersten kommt. Aehnlick drnkl fetbst H»rr Richter. Er schreibt: „Dir Herren von der Börse pfleßen mitunter theilweisr leicht beweglicher Natur »u sna." Di« Sprachwidrigkeit diese« Tatze« zeigt ans köst lich, Weif» da« Brstrrbrn de« Schreiber«, ein crimen laesae »uj«r4li« zu vermeiden. Aber der liebe Gott sieht ja nicht auf dir Grammatik, sondern in« Herz, und Eugen Richter Meint »« gewiß aufrichtia, wenn er die Mitglieder der Productenvors» zu einem Kampfe bi« auf« Messer anfrurrt. Nur fürchtet er da« Marodiren, während die „Nationalzlg.", Vir pudlicistische Führerin im Streit der Schuyverbindnng. von der „bochgemutheten Stimmung", die am Donnerstag auf der Berliner Produktenbörse herrschte, Alle« hofft. Die ganze tief» Bedeutung de« Worte« „hockgemuthet" in diesem Falle »ird man erst zu würdigen verstehen, wenn der „Klad deradatsch" di« kampfbegeisterten Gewappneten im Bilde vor- grführt haben wird. Einstweilen gehl e« ganz wie in einem mobilisirendrn Lande zu. Auch die Sympathien de« wohl wollenden neutralen Auslände« sind schon bekundet, Wien und P«st haben Telegramme gesandt; von der Einleitung von Sammlungen für die Verwundeten, deren es im Ernstfälle genua geben würde, hat man allerdings noch nichts gekört. 2a Deutschland werden die Herren von der Produkten börse nicht einmal aus Sympathien zählen dürfe», außer natürlich im demokratischen und wohl auch im social« demokratischen Lager. E« ist möglich, daß dir AnSsührnngS- bestimmungen zum Börsengesetz, namentlich die preußischen, einzeln» unleidliche Vorschriften enthalten und daß dem Ge setz« selbst empfindliche technische Mängel anhaste». Aber ist dem so, so bat e« der Börsenhandel ganz allein sich selbst zuzuschreiben. Er hat e« von der Börsrn-Enguvte an di« zur letzten Lesung im Reichstage grundsätzlich abgrlehnt, an drm Gesetz« mitzwirken, zwei seiner hervorragendsten Mit glieder, dir eine der Bestimmungen de« Entwurf« guthießen, di» Herren Frentzel und Mendelssohn, sind dasiir proscribirt worden, da« Gesetz mußte ohne die Kaufleute gemacht werden. Die auf Einzelheiten eingehende Kritik in dem eben »kschienenen Berichte der Hambnrger Handelskammer zeigt zu spät den Weg. den die Börsrnwelt hätte gehen sollen. Ham- dura steht aber hierin auch jetzt nock vereinzelt da, in Berlin, in Halle, überall haben die Besucher der Produktenbörsen auf bi» Angabe sachlicher Gründe für ihre Beschlüsse ver zichtet und au« getränktem Ehrgefühl zu bandeln erklärt. Da« letzte Geschäft an der Produktenbörse gestaltete sich demnach al» eine waghalsige Spekulation auf das schlechte Gedächtniß des Publicum-. Gegen die Ehre de« deutschen HanvelsftandeS ist das Gesetz nicht gerichtet und gegen sie ist von keiner ernst zu nehmenden Seite rin Wort gefallen. E» hat sich um dir Beschneid»«« von Auswüchsen gehandelt, di, da« Nationalvermögen schwer geschädigt und dem Ansehen der Börsen wahrlich nicht genützt haben. Diese Diag» find unvergessen, und man erreicht da« Gegentbeil von dem Beabsichtigten, wenn iiian nun wieder die Börse „kein Engel ist so rein" schildert. Hat doch selbst LaSker, rin Mann, der in diesem Falle gegen den Verdacht der Vor- einaenommenheit geschützt war wir kein Anderer, hat doch selbst dieser typische Manchrstermann die Börse eine Akademie für di» Unterweisung in Gesetzesumgehungen genannt. Wie kann r« die Ehr« von Ehrlichen berühren, wenn eine solche Anstalt resoemirt wir»? Aus dem Schmollwinkel heraus werden die Gerreidrhänvler d. h. diejenigen, die mit den« neuen Gesetz nicht einverstanden sind, e« girbt auch andere — keine Bundesgenossen zu sich hrranziekrn. Wohl aber ist die« mög lich bei sachlicher Auseinandersetzung über Einzelheiten und gegenüber Anschuldigungen wie denjenigen, in denen neuer- ding« Mitglieder de» preußischen Herrenhauses ercellirt haben. Die wichtigste Nachricht der Woche ist di» zweifellos zu verlässige Mitteilung, daß dir Bundesregierungen tick über eine Militairstrasprvceßordnung geeinigt haben. Damit ist der Gegenstand, brr der gegenwärtigen Rrichstags- tagung ihre politische Signatur geben wirb, zur parlamen tarischen Behandlung herangereifl. Es wild sich nun zeigen, ob der Reichstag der ihm gestellten staatsmännischen Auf gabe gewachsen ist. Herr Albert Träger, der mit seinem Alter und seinem zunehmenden politischen Einflüsse die Verpflichtung wachsen suhlt, das Singen von Lenz, Liebe und Wein der leichtlebigen und leichtsinnigen Jugend zu überlassen und sein» Leier nur noch zum Preise der höchsten Tugenden zu rübren, die den veutschen Mann schmücken, schreitet rüstig aus der Bahn weiter, die er vor Jahren niit rinrni HvninuS auf den Erntrums- und Wrlfeiisührer Windtborst als den edelsten Vorkämpfer für Wahrheit, Freiheit und Recht betreten bat. Da ibm der Tod diese« Vor- und Musterbild freisinnigen DeutschthumS entrissen bat, hat er ein neue- gesucht und im „Berliner Tageblatt" gefunden. Er besingt dieses Organ in einer Ode, in der «S beißt, das Blatt sei „Geweiht dem Wahren und Rechten". Wir theilen ven Lesern dies literarische Ereigniß pflichtschuldigst und in der Hoffnung mit, daß sie hier mit un« wieder einmal in wobl- tbuender Weise das Postulat de- wackeren Mathias ElaudiuS erfüllt sehen: Die Barden sollen Lieb' und Wein, Doch öfter Tugend preisen. Deutsche- Reich. Berlin, 2. Januar. Da» „Militairwockenblatt" bat zum Schluß des Jahres einen Artikel gebracht, der nach zwei Seiten diu lebhafte Erörterung hervor, ufl. Zunächst wird darin wieder, ähntich wir zu der Zeit, als die Duell sragt zur Erörterung stand, dir Besonderheit de« Begrifs- der OfficierSebre behandelt. Da hierüber schon oft discutin worden ist, liegt kein Anlaß vor, näher darauf einzugehen, um so weniger, al« die verhüllte Forderung, daß dieser besonderen Osficieisehre auch besondere Vorrechte entsprechen nMen nicht besser begründet wird, als es früher an derselben Stelle geschehest ist. Weil wichtiger ist der Passus, rer sich mit der zweijährigen Dienstzeit befaßt und wie folgt lauter: „Das größte praktische Interesse gruppirt sich um die Durchführung der zweijährigen Dienstzeit, dieselbe legt allen Vorgesetzten die kaum zu bewältigende Aufgabe auf, in zwei Jahren dasselbe zu leisten, wie früher in drei. Die Masse der Abcommandirten erschwert die Aus bildung deS zweiten Jahres in srüher nie gekannter Weise, und dabei steigern die nothwendigen Anforderungen an er höhte Leistungen der Vorgesetzten und Mannschaften sich fortwährend." Bon konservativer Seite wird dies als „den Tbatsachen entsprechend" beglaubigt und auf Grund dieser Ausführungen Stimmung für die Wiedereinführung brr dreilährigen Dienstzeit gemacht, merkwürdiger Weise untrr Berusung auf den General v. Bronsart, der gesagt haben soll, daß die zweijäbrige Dienstzeit sich noch nicht vollkommen bewährt habe. Soweit Vie Wirkung der zweijährigen Dienst» zeit an sich zu benrthtilen war, bat der frühere Kriegminister sie anerkannt. Er hat sein Urtheil zurückgehalten, wo noch ktins gefällt werden konnte, nämlich bezüglich der Leistungen der Mannschaften bei Reservrübungen. Ferner wird vrrgessra, daß die bisherigen Beschwerden über die zweijährig« Dienstzeit lediglich an dir vierten Bataillone anknüpften und durch Zusammenlegung derselben gehoben worden sind. Gerade im Hinblick auf diese Vorlage, die der Reichstag im letzten Frühjahr annahm, haben, wie wir wissen, militairischr Autoritäten, di« wir ebenso hoch einschätzen, wie die der Eonservativen, sich dahin geäußert, daß eS bei der zweijährigen Dienstzeit bleiben werde, abgesehen davon, daß sie sich bewährt habe, auch aus dem Grunde, weil die gegenwärtige Präsenzziffcr bei einer drei jährigen Dienstzeit die Militairlast ins Unerschwingliche steigern würde. Wenn man aber den General v. Bronsart im Zusammenhang mit drin „Militairwockenblatt" citirt, sollte man vor Allem nicht vergessen, daß er selbst im Namen der Militärverwaltung jede Verantwortung für die Artikel des selben ausdrücklich adgelebnt bat. * Berlin, 2. Januar. Während rin Theil der bäuerischen Klerikalen bereits den Standpunkt anfgegebe» hat, daß die geplante Mi li t a i rst rasp roe« ßr esor m gegen ein Reservatrecht Bayerns verstoße, und seine Hoffnungen nicht mehr auf den bayerischen Landtag, sondern nur noch aus den Reichstag setzt, halten die Zäheren unter de» bayerischen Particularisten noch an jener Hoffnung fest. So führt die Augst-. Postztg." aus, eS sei zwar zutreffend, daß die Reform des Militairstrafproceffks in Bauern ein- gesübrt Werten könne ohne Zustimmung deS bayerischen Land tages, da der bayerische Militairstrasproccß nur auf einem zeitlich begrenzten Reservatrecht beruhe. Das Blatt macht aber folgenden EinwanV: „Aber wenn die Reform den Eentralgerichtshof bringt, dann gestaltet sich die Liluotivn anders. Tie Militoirvekwaltung Bayerns ist »i» in sich abgeschlossenes Ganze, zu der di» Recht sprechung in der Armee in allen Instanzen gehört. Und das beruht aus einem Rejervatrecht Bayerns. Wird der Lrntralgerichtshos »rrichiet, so wird ein Tlück der rnilitairischen Rechtspflege und der Mtlilairverwaltung htnweggenommen und das Reservatreckl der Miltlairhoheit Bayerns durchlöchert. Hierzu ist ober di» Husttinmnng des Landtags ersoederlich .... Dieser Rechtsstandpunct ist de« des Landtags Das Ministerium hat diese Rechtsausfassung nicht, es hat aber s. Z. »rtlärt, daß es tropdem jede Aushebung eine» Rejervatrechts von der Zustimmung des Landtags abhängig machen werde (Braiintweinsteuergejetz von 1887). Praktisch stimmen also der Landtag und das köingl. StaatsininiUekium überein. Wir zweifeln deshalb auch gar nicht daran, daß der bayerische Landtag die Gntscheidnng über die Reform des Militairstrafprocesses in di» Hand erhält, sobald dieselbe eine» Eentralgrrichtshos bringt." Diese willkürliche Trennung zwischen der Militairstrasproceß« reform an sich und der Einieyung eines Eentralgericht-Hose« wird, wie die „Voss. Ztg." ruirrffend hieraus entgegnet, nirgend« einen itderzrugenken Eindruck machen. . Bayern ha» sich seine eigene Militairst>afp,vceßdrd»u»g so lanHe Vor behalte», b,S auf versassung-iriäßigki» Wege eine Reichs- militairstrasproceßvrdnung zu Stande kommt. Ein weitere« Reservatrechl besteht nicht. Wenn die bayerischen Klerikal- Particularisten jetzt hinterher mit der willkürlichen Aus legung kommen wollen, daß der Eentralgrrickt-Hos nicht in die Reicks,»ilitairstrasproceßrejorm falle, so widerspricht dies doch dem Sinne einer Reich-Institution, in deren Wesen eben die Eeniralisirung liegt. Nach den bi-her bekannt gewordenen Nachrichten tbeilt die bayerische Regierung diesen Stand punkt auch keineswegs. Sind Meinungsverschiedenheiten vorhanden gewesen, so sind sie jetzt jedenfalls erledigt, denn wie berichtet, hat der Prinzregrnt nun die Instructionen der bayerischen BundeSraths - Bevollmächtigten für die Vorlage über die Mililairstrafproceßreform genehmigt. Es kann wohl kaum ein Zweifel daran sein, in welchem Sinne sie lauten. * Berlin, 2. Januar. Einige Zeitungen brachten dir Nachricht, daß vom Senidrekiconvent de« Reich-tag« Sorge getragen werden ssll«, Poiizeivigilanken von der Jvurnalistenkridüne des Reichstags zu vertreiben. Dem gegenüber bemerkt di« „N. A. Ztg ", daß zur Journalisten- lribüne nur Personen zugelassen werden, welche von ange sehenen Zeitungen präkentirt und zur Berichterstattung be rufen sind. Da« genannte Blatt fahrt dann fort: „Selbst- vrrständlim ist «S, daß Pvlizeivigilanten als solche amtlich nicht zugelassen werden tonnen und auch niemals zugelassen worden sind. Selbst königliche Polizribeamte baden seit einer Reihe von Jahren die Journaliftcntribüne nicht betreten dürfen. Wenn in der UntersuchungSsachr gegen den Freiherrn v Lützow und den Eomini« Lcckrrt sich herauSaestellt hat, daß der zurrst Genannte aus der Journalistrntridüne de« Reichs tags tbätig gewesen war, so »st festzustellen, daß er ordnungsmäßig von einer angesebrnen Zeitung als Be richterstatter präsentirt worden ist, und di» Zeitung erst im letzten Spätsommrr dies« Präsentation rurückgezdgrn Hai. Personen, die unter der Maske de« Journalisten den Zutritt zur Journalistentribüne zu erschleichen suchen, können nur serngehalten werden, wenn Redaktionen vorsichtiger in der Auswahl ihrer Berichterstatter verfahren, Wa« jeder Redaktion zur nothwendigen Wahruna der Ehr« der wirklichen Jour nalisten nur dringend an« Herz gelegt werden kann; Venn so lange die zugelaffrnen Personen durch ihr Verhalten keine Veranlassung zum Aergerniß geben und sich den Ordnungs- bestiiiimungen de» Präsidenten unterwerfen, hat das Präsi dium durchaus keinen Grund, die allerdings nur unter dem Vorbehalt des Widerrufs gewährt« Zutrittskart« zurückzu ziehen. Ich Reichstag» herrscht bei dem ZulasiungSverfahren zur Tribüne schon mit Rücksicht auf den starken Andrang deutscher und fremder Blättrr eine gebotene groß« Sorg falt und Peinlichkeit, die aber Weiter auSjudehnen nicht er wünscht ist." V. Berlin, 2. Januar. (Telegr.) Der Kaiser empfing heute Vormittag den Ehes des Generalstabes Grasen von Schlieffen zum Vorträge und arbeitet« dann mit dem Ehes des Militair- cäbinets v. Habnkr. Abends um 7 Uhr findet iin Neuen Palais eine größer« Tafel aus Anlaß der hier zur Neujakrs- seier eingetroffenen «omrnandirenden Generäl« statt. — Die Kaiserin empfing gestern nach dem Kaiser die bier accrlditirten Botschaft»! und sodann di« hier anwesenden Gemahlinnen der Ehes- der fürstlichen w. Häuser zur Entgegennahme der Gratulation. Berlin, 2. Januar. (Telegramm.) Da« OrianngS- und Lröensfeft findet im hiesigen Schlosse am l7., ras OrdenSscst für die Ritter des Schwarzen Avler-OrdrnS am lii. Januar er. statt. Dir Majestäten siedeln am 1(. d. M vom Neuen Palais nach Berlin über. A Vorlin, 2 Januar. (Telegramm.) Di« »o»1sch- rnsftsch» E»m«ffst»n znr Berartmng verschied»»»» veterinär polizeilicher und handelspolitischer Fragen hiAt beut« »ine Sitzung ab. Die Beratbungen erleiden nunmehr «in» kurze Unterbrechung durch da« »uisischi Weihnacht-fest. Die der Eoniniission angebörigen russischen Vertreter und der Bot schafter Gras v. Osten-Sacken wurden heute vom Reich« tanzte» zur Tafel geladen. D Verltn, 2. Januar. (Telegramm.) Wir der „Reichs anzeiger" mitldeilt, ist dem Krieg-minister v. Wähler der Stern zum Rothen Adler-Orden 2. Elast» mit Eichenlaub und der Krone und dem UnierstaalSsecrelair v. Rotenhan der Stern zum Rothen Adler-Orden 2. Elaste mit Eichen laub verlieben worden A Vrrlin, 2. Januar. (Telegramm.) Den Abend blättern zufolge ist im Befinden de« TtaatssrcrttairS ». Mar schall «ine weitere Besserung eingetreten, er muß sich aber noch Schonung auferlegen. ö Berti«, 2. Januar. (Privattelegramm.) Mehr fach ist die Erwartung ausgesprochen worden, daß die Vtcu- hewafsimn, der «rtitleric, falls sie durch das Vorgehen anderer Länder notbwendig toerden sollte, von keine» slt» die Entscheidung in Betracht kommenden Partei verweigert werden würde. Für die srsifianige TolkSparkei bestätigt dies jetzt di« „Freis. Ztg ", indem sie in einer Neujabrsvetrachtung schreibt: „Wir werden von FrautrAch aus dsrch Einführung V«S Neuen Feldgeschütz«« unfanfk daran erinnert, daß schon di« NuftechtethaltuNg unserer Machtstellung in Europa an« fortgesetzt dt« gtShten ibpfer in inilitairüchen Aufwendungen auferwgt für Ding«, deren Rotbwendigkeit von keiner Seite ernsthaft bezweifelt weiden kann." MOW In Mölfter Ltun-e. Ein« Beschichte von Z. von RrlnShofea. NaLtruck «»tote«. (Schluß.) Man hatte der Staatsanwaltschaft über Vorgänge Be richt erstattet, welche zu Hunderten von Malen sich wieder holen und noch wiederholen werden, obnr daß eine Bestrafung erfolgt war oder erfolgen wird. Die Untersuchung wurde mit großer Strengt geführt und wild schwirrten di« Gerückte durcheinander, welche den Rädelsführern «in« exemvlarische Strafe zudictirten. Gefänaniß! Die ganze Zukunft einer Neide hoffnungsvoller Söhne achtbarer Eltern vernichtetl Ueberall hatte die graue Sorge ihren Einzug gehalten und man sah mit Bangen dem Kommenden «ntaegen. Da war unerwartet di« Erlösung gekommen. Gustav Brande-, einer der fleißigsten,aber allerdings auch einer derjenigen Schüler, die bei keinen, tollen Streiche gefehlt, batte sich al pen allein Schuldigen bekannt und dann da- Weite gesucht. Eitern oder Geschwister, dir den Fall ihre- Sohne» und Bruder» hätten beklagen können, hatte er nicht. Bei seinen, Vormund, einem alten, leichtlebigen Herrn, wa» er wohl gar cinigem Berständniß begegnet. So mochten Unbefangene die Handlungsweise Gustav Brandt«' vielleicht nicht gerade als diejenige „kolossale Aufopferungsfähigkeit" anseben, al» welche sie von den Abiturienten aerubmt wurde. Zwei Menschen ober gab e«, die sie in, vollen Umfange zu würdigen gewußt. Der ein» derselben war Han«, dir ander« Elisabeth Burow. Nicht der Geflüchtete würde eine exemplarische Straf« verdient haben, wenn denn nun einmal eine solch« hätte ver hängt werden sollen, sondern einzig und allein HanS Burow. Er war in der ganzen Angelegenheit HaupträdtlSfübrer gewesen, wie er der Schwester, von Gewissensqualen über wältigt, mitgetbeilt. Der Freund batte nur die Schuld auf sich genommen, uni ihn vor der allzu großen Strenge seine« BaterS in Schutz zu nehmen. HanS batte zwar mehr als einmal im Laufe der Jahre im Begriff gestanden, offen zu bekennen, was Viele gewußt, dock, konnte keine Rene mehr nützen. Von Gustav Brande« hörte Niemand mehr — — er blieb verschollen. Und doch begehrten zwei Herzen so beiß in Freundschaft und Lieb« nach einer Kunde von ihm. Do waren Jahre dahingeschwunden, fein Andenken lebte fort. Manche Stunde verbrachten di« Geschwister zusammen, um von ihm zu sprechen und seiner guten Eigenschaften sich zu erinnern. Dann wurde HanS Burow in» Leben binanS- geschieudert. Die in der Jugend empfangene Lehre batte als «ine wirksam« sich erwiesen, und di» Stunde, in welcher der Freund sich für ihn geopfert, für immer den Abschluß mit allen Juaendtborheiten herbtigesührt. Er war die Freude und der Stolz seiner Eltern, aber auch ein vorzeitig gereifter Mann geworden. Seit vier Jahren wirkt» er al» Stadt baumeister i» einer großen Nachbarstadl, ohne scheinbar an di« Begründung »ine« eigenen Hausstandes zu denken, wie die Mutter doch so sehnlichst wünscht». Elisabeth glaubt« in der Deei« de» Bruder» zu lesen und wußte, warum er nicht nach einem Glück strebte, da» ihr versagt bleiben würde. Auch der Gedanke an ihn beschäftigt« in dieser Stund« lebhaft ihre Seele. Wie mochte er wohl die Mittheilung von der unerwarteten Wendung in ihrem Schicksale ausnehmen? Sie war seiner Zustimmung nichr sicher. Er hatte gewiß kein Berständniß für ihre Handlungs weise. Ein schmerzliche- Lächeln umspielte ihren Mund. Hau- wußte nicht, wie die Mutter sie mit Vorwürfen, mit Dhränen und Klagen verfolgt, wenn sie eine Parti« abgewiesen, di» fit müde aeworken war — müde zum Sterben. Und dann die Gleichförmigkeit VeS Dasein-, diese» ewige Einerlei! Vielleicht konnte sie noch «inen Wirkungskreis finden. Länger aber noch auf dir versprochene Rückkehr Gustav Brande«' zu warten, würde ihöricdt sein. Entweder halt« er vergrffen, wa« «r ihr eines Tage« gelobt — wa« sie nicht glaubte — oder er war todt. Vielleicht würde der Bruder nicht einmal kommen. In folge der Schneeverwehungen während der letzten Tage waren di» Züge unregelmäßig eingrlaufen, und der Vater hatte ihm geschrieben, daß er lieber auf den Besuch de« SohneS Verzicht leisten, als ihn vielleicht in eine mindesten- höchst fatale Lage gebracht seben wolle. Die Vorstellung von der Wahr scheinlichkeit seine« Fernbleiben« batte etwa« Tröstliche« für sie. Um allem au« dem Wege zu geben, das im Stande hätte fein können, sie in ihrem Entschluß wankend zu machen, war r« gewiß am besten, Han- mit einer vollendeten Tbat- sachr z« überraschen. Die kleine, alkmodische Stutzuhr auf dem Kaminfries hatte acht Uhr geschlagen und bald nachher hörte Elisabeth einen Wagen Vorfahren, dem rasch einig« andere folgten. Im Hause, wo seit einer halben Stunde Stille einartreten war, wurde e« von Neuem laut. Damit war der Auaenbtick ge kommen, in welchem Elisabeth gesellige Verpslichtungen zu übernehmen batt«. Sie wunderte sich, daß vie Mutter noch nickt Veranlassung genommen, sie daran zu erinnern. Tie batte fick langsam und schwerfällig von ihrem Sitze erhoben und schickte sich an, da« Zimmer zu verlassen. Da fiel ihr Auge auf den Rosenstrauß Inden, sie ihn in die Hand nahm, durchflog ein Zittern ihr« Gestalt, und in ihrem Gesicht machte sich ein ÄuSörack rührender Hilflosig keit bemerkbar. Würde ihr die Ausführung ihrer Abstckt möglich sein? Wie Brrae«last lag e« auf ihrem Herzen, — aber Zu einerUmkehr war »« zu spät. Die wollte auch nickst umkchren. Do oder so würde die Zukunft eine freudlos« skr sie bleiben, sie konnte aber vielleicht noch etwa« in der Welt nütze». Wie einem raschen Entschlus)« folgend, näherte sie sich der Thür. In demselben Augenblick wurde sie von außen auf gerissen und Han- Burow trat rin. „Liese, wohin willst Du? Nicht von der Stell», sag» ich Dir." Es lag etwa« zornerfüllte-, drohende- in dem Klang seiner Stimme. Sein Gesicht war lebhaft gerötbet und blickte flnster unter der durchnäßten Pelzmütze hervor. Nun warf er sie von sich und ließ seinen Mantel fallen. Gleich zeitig ergriff er die Hand der Schwester und zog sie in dir Mitte de- Zimmer«. „Nickt von der Stell», sag« ich Dir", Wiederholt« er. „Weißt Du eigentlich, wa« Du zu tbun im Veariff stebsl'? Ist daS die Treue, die Du Gustav versprochen? S» willst Du dem besten, edelsten Menschen Dein Wort br«ck»n, und um eine- Menschen willen, der nur di« Tochwr eine« Ge beimratbe« will, weil er dadurch etwa« zu erreichen hofft, das ibm, wenn er in seinen Kreisen bleibt, versagt bleibe» würde. O, mein Gott, wo find« ick nur Wort«, auszudrücken, wa« mich bewegt? Es ist zu viel." Der erregte Mann wischte sich mit einem Tuch« die Schweißtropfen von der Stu» und fuhr dann mit derselben, sich überstürzenden Stimme, fort: ,Lch bab» Dir etwa« mit- rutheilen, Elisabetb, nach dem, wa« ich soeben durch die Mutter erfahren, leidet es auch keinen Aufschub, und alle meine Vorsätze sind in nicht« -rrronnen. Wie kannst Du so bandeln? Wenn Gustav Brande« nun noch lebte! Wenn er käme. Dich an Dein gegeben,« Wort zu erinnern?!" Hans bereut« im nächsten Angenbli«, dies« Wort« ge sprochen zu baden. Er sab vie Schwester erbleichen und wanken, ihre Augen erweiterten sich. Dann aber — ein müde- Lächeln irrt« um ihren Mund. „Er wird nie mehr kommen, HanS", sagt« si« mit leiser Stimm», indem ihr« Hand nach »mem Etützpuncl tastet« Ader der Bruder hatte schon seinen Arm um ihren Leib gelegt und führt« si« zu dem kleiaen Sopda, aus welch«« er sie sanft niedergKiten ließ. Sein Zorn war verraucht. Zärtlich fubr seine Hand über ihr weich,« blonde» Haar. „Versuch« Dich »u beruhigen, Liese", subr er mit einer erzwungenen Rübe fort, di» ihm s» ferne lag, daß ,» ibm nicht gelang, die Schwester zu täuschen. „Ich glaub« »irklick, ich kann Dir »in« gut, Nachricht bringen, wen» Du auch nicht gerade die größten Hoffnungen darauf s«tz«n darfst. Gustav Brande« könnt» aber wirtlich noch leben." Die Wort» d«S Baumeister« verfehl»«» auch ganz den Zweck, zu berubig«». Elisabeth'» wi« «»starrten GeslchtSlüge begannen plötzlich sich zu beleben und ein schwaches Roth kehrte in ihre Wangen zurück, während sie sich aufricktet«. „HanS, Du weißt etwas, nickt nur etwa- Unbestimmte«. Ich kenn« Dich viel zu gut. Du würdest nicht auf eia«
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