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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.01.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189701174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18970117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18970117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-01
- Tag1897-01-17
- Monat1897-01
- Jahr1897
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.01.1897
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Tabellarischer und Ziffrrnsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefürderung 90 —, mit Postbefürderung 70.—. Änuahmrschlnß für Anzeigen: Abend-Autgabe: vormittags 10 Uhr. Morge n-Au»gabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halb« Stunde froher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Sonntag den 17. Januar 1897. 91. Jahrgang. Aus -er Woche. Wenn an einem kleineren Orte die Ankunft eine» neuen Postsecretair» oder eines DoctorS signalisirt wird, dann wispern die Iüngferchen loci sich die Frage zu: Wie mag er auSsehen? Ist er schon verbeirathet? u. s. w. Das gereicht den Äüngferchen nicht zur Unrhre, sintemalen das Interesse für die junge Männerwelt mit der natürlichen Bestimmung der jungen Mädchenwelt zusammenhängt. Wenn aber ein großer Theil der Presse eines Fünfzig-Millionenreichs über den neuen Minister eines Nachbarstaates die größte Aufregung zeigt, über dessen muthmaßliche Neigungen Betrachtungen anstellt, die im Grunde Selbstbeschwichtigung sind und deshalb Bangigkeit andeuten, so ist daS eine Schande. Einem Ausländer, der diese Unruhe beobachtet und unsere Preßvrrhältnisse nicht gründlich kennt, ist cs nicht zu verargen, wenn er zu dem Schlüsse gelangt: Die Deutschen furchten Gott und den Grafen Murawjew. Aerger ist eS vor 1866, alS man mit banger Erwartung an den Lippen deS TuilerienmanneS hing, auch nicht gewesen. Daß eS als etwas Ernsthaftes notirt wird, wenn ein von der Zarin-Mutter begünstigter Diplomat von seinem Gesandt- fchaftSposten in Kopenhagen als russischer Minister des Aeußern nach Petersburg geht, das versteht sich von selbst. Aber daß deutsche Federn dem Manne daS Gefühl erwecken, sein bloßer Name habe bei uns Schrecken verbreitet, daß man, um die geängstigtrn Kleinen zu berubigen, im bangen Tone einer Mutter, die selbst an den Butzemann glaubt, versichert, der Zar werde uns nichts geschehen taffen, das könnte den Zweffel erregen, ob man in Deutschland berechtigt war, so, wie geschehen, über den Pariser Empfang deS Kaisers Nicolaus zu urtheilen. Glücklicherweise sind alle die Sentiments, die in der letzten Woche zum Borschein gebracht worden sind, dem Kerne deS deutschen Volkes fremd und nur „Druckerschwärze aus Papier". Bei allen anderen Nationen, obgleich keine aus so stolze Probe» der eigenen Kraft zurücksieht wie die unsrige, gehören auch solche Preßerzeugniffe zu den Dingen der Un möglichkeit. Die Wände de» Reichstage« Hallen Wider voU. den fürchterlichen Anschuldigungen grimmiger, aber wohlpräparirter Apostel gegen Alle», wa» nicht socialvemokratische Partei diäten bezieht oder bezahlt. An diesem deutschen Reiche — von sieben Mannen wird eS täglich zu Protokoll gegeben — ist kein gutes Haar, Alles, was nicht Eominerzienralh oder Junker heißt, seufzt in Knechtschaft; selbst wenn ein Gericht den Be leidiger eine» Socialdemokraten verurtheilt, ist diese Erscheinung nur rin Merkmal der herrschenden Elaffenjustiz. Haben ab« die Wände de» Reichstags keine Ohren, so richten die sothanen Gegenleistungen für die Diäten nur geringen Schaden an. Ab geordnete, die etwa dadurch incommodirt werden könnten, sind nur wenige anwesend, und die Zeitungsleser und die Regierungsleute müssen den Wortschwall über sich ergehen lassen, denn den Schluß der Debatten kann das be schlußunfähige Haus nicht herbeisühren. Wie beschlußunfähig es ist, dafür giebt die Rücktrittsdrohung deS Restaurateurs Schutze «inen guten Maßstab. Die Abgeordneten, wenn sie inBerlin sind, leben durch die Bank nicht von Wurzeln, Kräutern und wildem Honig. Der Restaurateur hat bei sehr auskömmlichen Preisen die Speiseräume, Küchen- und sonstigen HauShaltSvorrichtungen, Feuerung und Licht ganz umsonst, und dennoch ist ihm in kaum mehr als vier Wochen ein Verlust von 2500^ erwachsen. Wenn er keinen Betriebszuschuß erhalt, so will er gehen, beneidet von dem deutschen Volke, da» sich nicht so rasch und leicht von diesem ruhmreichsten aller Reichstage trennen kann. Der Kampf der preußischen Productenbörsen gegen das Börsengesetz hat sich durch den Beschluß, keine Notirungen zu veröffentlichen, verschärft, ohne daß dadurch die Frage, ob die jetzt bestehenden „freien Vereinigungen" als Börsen an zusehen sind oder nicht, sich zu Gunsten der Productenhändler verschoben hätte. Die unbefangen urtheilenden Stimmen, welch« das Vorhandensein des ÄörsencharaklrrS annehmen, mehren sich, und früher oder später wird man sich wobl mit der Thatsache abfinden müssen, daß bei den Zusammenkünften der freien Vereinigung, mit Ausnahme des Termingeschäftes, alle die Geschäfte gemacht werden, die sonst an der Börse FeuiUeto«. Die poetische Ukraine. Von vr. Heinrich Ruhe. Es giebt vielleicht in ganz Europa kein Land, in welchem das ungebildete, gewöhnliche Volk in einem so hohen Grade dichterisch beanlagt ist, wie in der Ukraine. Zur Ausbildung und Vervollkommnung dieses schönen, natürlichen Talents trägt unstreitig der Reichthum des glücklichen, gottgescgneten Landes, welches „von Milch und Honig fließt", nicht wenig bei. DaS Wort „Mißernte" mit seinen Schreckbildern, „Hunger und Roth, Elend und Tod" ist in der Ukraine fast gänzlich unbekannt. WaS man dort Mißernte nennt, gilt ander-wo als reicher Segen, als üppige Fülle. Der durch seine außerordentliche Fruchtbarkeit wahrhaft berühmte Acker boden, die großen Herden von Vieh und Pferden, die in der weiten, sonnenbeglänzten Steppe weiden; und die ausgedehnten fetten Weidenplätze mit ihren zahllosen Schwärmen honig reicher Bienen erleichtern wesentlich daS Leben deS ukrainischen Landmanne» und bewahren denselben vor schweren Sorgen, mit welchen da« Volk in anderen Gegenden fast unaus gesetzt zu kämpfen hat. Daher bleibt auch dem Be wohner der Steppe hinreichend Zeit, mit der Natur sich zu befreunden, nicht bloS mittels des Rechens und deS Pfluges, sondern auck mit seinem heißen Herzen Umschau zu halten auf der endlosen Ebene, welche von allen Seiten ihn umgiebt und hier mit Hilfe seiner lebhaften Phantasie die Bilder der Poesie aufzurichten. Tie unabseh bare Steppe, über welcher tiefe Grabesruhe lagert, übt auf abgeschlossen worden sind. Daß aber der Terminhandel die Börse nicht auSmacht, geht daraus hervor, daß außer in Berlin auch bisher an keiner deutschen Getreidebörse, selbst an der hochwichtigen Mannheimer nicht, Termingeschäfte vollzogen werden konnten. Es ist auch die Meldung unrichtig, daß eine Entscheidung deS HandelSministerS, wonach der Berliner Frühmarkt nicht atS Börse zu be trachten wäre, erfolgt sei. Der Börsenberichtcrstatter der „Boss. Zeitung", ein Fachmann, läßt es übrigens dahingestellt, ob die Einstellung der Preisnotirungen den Händlern nicht schade, und in der Thal liegt die Sache nicht so glatt für den Handel, wie gewisse Zeitungen glauben machen wollen. Rechnet man hinzu, daß die Auffassung, als ob der deutsche Kaufmannsstand mit der Börsenreform an seiner Ehre gekränkt sei, durch das neuerliche „ehrenhafte" Auftreten der vielvertheidigtcn Firma Cohn L Rosenberg einen empfindlichen Stoß erlitten hat, so verstärkt sich die Erwartung, daß die Productenhändler wieder in nicht zu ferner Zeit sich in die Lage schicken. Der jetzt bei einer Landtagswahl gegen einen Partei genossen unterlegene frühere württembergische Centrums- abgeordneteKlauS hatindem—demokratischen — „Beobachter" folgende Erklärung veröffentlicht: „Ich halte meine Be richtigung auch gegenüber dem ehemaligen Fractionsgenoffen, der mich unaufgefordert heim „Beobachter" denuncirte und auch daS diesbezügliche denunciatorische Schreiben hierher richtete, vollständig aufrecht. Ich könnte den Namen des Biedermanns der Oeffentlichkeit übergeben, verzichte aber darauf, namentlich im Hinblick darauf, daß derselbe ohne dies so schwer zu tragen hat an dem, was er täglich geladen hat." Da der ehemalige Fractionsgenosse und Biedermann ver- muthlich kein Lastträger ist, so ist unter seiner täglichen Ladung wobl die Wirkung deS, wenn mäßig genossen, nicht sehr incommodirenden württembergischcn LandweinS zu ver stehen. Wenn die CentrumSherrcn fortfahren, sich ihre Tasel- freuden vorzuhalteu, so kann das für Leute, denen das Laster des Neides nicht auhaftet, recht amüsant werden. Deutsche- Reich. ^ Berlin, 16. Januar. Eia Bild der schwierigen Lage, in welcher sich im Jahre 1896 in den verschiedensten LandeStheilen der preußischen Monarchie die Landwirth- schaft befand, ergiebt sich auS den soeben dem Abgeordneten hause zugegangenen Nachweisungen über die Do- mänenvorwerke, die in diesem Jahre neu verpachtet werden mußten. Es waren inSgesammt 59, welche bei einem Areal von 25 133 im einen Pachtzins von 7N 410 -4! und einen Minderbetrag von 130642 -L gegen den bis herigen etatmäßigen Pachtzins erbrachten. Im Ganzen wurden zwei Vorwerke für denselben Preis, 16 höher, 41 nie driger verpachtet. In der Regel war der bisherige Pächter der alleinige Bieter; stellenweise haben selbst wiederholte Pachtauszebote den früheren Pachlbetrag nicht wieder erreichen lassen. Ja einigen Fällen wird bemerkt, daß bei der früheren Verpachtung die Concurrenz den Preis übermäßig hoch getrieben. Einen höheren Pachtzins ergab eine Domäne im Regierungsbezirke Gumbinnen, im Kreise Znowrazlaw die Domäne Nischwitz. Hier kam eine erhebliche Ausdehnung des Rübenbaus in Betracht, dazu eine scharfe Concurrenz bei der Neuverpachtung, so daß der alte Pachtzins von 19 000 ^4: sich auf 32 115 ^ steigerte. Dann ergab eine Domäne in Oppeln 2294 mehr. Fast durchweg er brachten die Neuverpachtungen in der Provinz Hannover Mehreinnahmen, von 18 Vorwerken insbesondere im Bezirk Aurich 10 einen Mehrertrag von 14 000 die Mindereinnahmen in Hannover beliefen sich bei 6 Domänen aus 17 000 .»*, darunter befindet sich aber ein Ausfall von 7000 weil bei der früheren Verpachtung die Concurrenz den Pachtzins zu hoch hinausgetrieden, und rin Ausfall von 3700 -E, weil die bisherige Pächterin sich zur ordnungsmäßigen Fortsetzung der Pacht nicht geeignet erwiesen hatte. Um genaue Schlüffe aus den Pachtrückgängen ziehen zu können, müßten vor Allem örtliche Verhältnisse, die seinen regen Geist einen gewaltigen, nachhaltigen Einfluß aus und erweitert sein Begriffsvermögen, und die glühende Sonne des Südens erwärmt ihm die Brust und legt Ge fühle und Leidenschaften hinein, die unter einem anderen Himmel nur Jene kennen, die im Lichte der Intelligenz sich sonnen. Wer hätte noch nicht gehört von den wunderbar schönen, tief ergreifenden und schwermutbsvollen Liedern der Ukraine, diesen kostbaren Perlen der Dichtkunst, die das rein mensch liche, heiße und oft leidenschaftliche Denken nnd Fühlen des ukrainischen Volkes besingen! Die ukrainischen Volkslieder zerfallen im Großen und Ganzen in die historischen Lieder, welche die Heldrnzeit deS kleinrussischen Stammes, das Kosakenthum und dessen Kämpfe feiern und von starker, eigentbümlicher lyrischer Färbung sind, und in Fest- und Liebeslieder. AuS den meisten dieser Lieder weht un« eine seltsam ergreifende und erschütternde Wehmuth entgegen. Die greise Mutter nimmt Abschied von ihrem einzigen Sohne, die blühende Braut von dem lheueren Geliebten, weinend umarmten sie zum letzten Male den schmucken Krieger, der da hinauSzieht in die männermordende Schlacht, selbst nicht wissend, ob er jemals in die Heimath wiederkehrt. Wehklagend riefen Mutter und Braut aus: „Leb' wohl, mein Herzchen, leb' wohl, mein Sind, Bleib nicht zu lange beim Heer. Und wenn vier Wochen verflossen sind, Zur Heimath Wiederkehr !" Schmerzzebrocken fügt die trauernde Braut, erfüllt von banger Ahnung, daß man gar bald den tbeuercn Mann, getroffen von feindlichem Geschoß, unter fremdem Himmel und in fremder Erde in ein frühes Grab betten werde, jammernd hinzu: in der Denkschrift nicht ausgeführt sind, zur Benrtheilung herangezogen werden. Wie solche außer der allgemein wenig befriedigenden Lage der Landwirthschaft wirksam gewesen sein können, ergiebt sich aus dem Unterschiede des DurchschnittS- pachtsatzeS, auf den Hektar berechnet. Er betrug in Ost preußen früher 16,13 pro Hektar und sank aus l5,l8 -4!; 3 war der Minderertrag in Westpreußen, 10 in Brandenburg und Pommern, 7,5 .4! in Schlesien, 7 in Sachsen, 1,8 -6 in Hannover und 7 in Hessen-Nassau. In Posen ergab sich ein Pachtmehrbetrag von 8 ^ auf den Hektar. * Berlin, 16. Januar. Wenn die socialistische Be glück ungstheorie den Massen vorspiegelt, im ZukunftS- staate würde bei gleichmäßiger Antheilnabme Aller am Ertrage der Volksarbeit nun für jeden Einzelnen das goldene Zeit alter anbrechen, so kann man aus den Steuerergebnissen in Preußen ungefähr herauSrcchnen, wie hoch sich das Durchschnittseinkommen der WirthschaftSträger belaufen würde. Nimmt man an, daß die 8.6 Millionen steuerfreien selbst ständigen WirthschaftSträger, die weniger als 900 Ein kommen haben, sogar durchweg ie 900 ^ Einkommen hätten, so ergäbe dies zusammen 7740 Millionen Mark, und da daS Gesammtcinkommen der 2,6 Millionen zur Einkommensteuer veranlagten Censiten mit 6086 Millionen Mark angegeben wird, so würde daS steuerpflichtige Gesammtcinkommen in Preußen 13 826 Millionen Mark betragen. Dividirt man diese Summe durch ll,2 Millionen — das ist die Zahl der Besitzer der Einkommen unter und über 900 —, so kommt auf jeden Einzelnen 1234 Ein kommen. Mit anderen Worten: es ergiebt sich von Neuem, was schon wiederholt dargelegt worden, daß alle gut gelohnten gelernten Arbeiter im socialistischen Staate sich schlechter stehen würden als heutzutage. Die Socialdemokratie be hauptet zwar, bei ihrer „örganisirten" socialistisckien Pro duction würde vermöge der Gemeinsamkeit der Productions- mittel der Ertrag viel höher als jetzt und demgemäß das Einkommen des Einzelnen größer sein, als eS sich auS unserem Rrchenexempel ergiebt. Aber das sind Seifenblasen; ungleich wahrscheinlicher ist, wie die „National-Zeitung" mit Recht betört, daß die Production schlechter und der Antbeil dcö Einzelnen daher geringer sein, würde. * Berlin, 16. Januar. Ueber die Arbeitszeit deS Eisenbahn-Personals bei den preußischen Staatsbahnen giebt ein dem Abgeordnetenbaus zugegangener Bericht, der die Verhältnisse im Jahre 1895/96 schildert, nähere Auskunft. Daraus entnimmt die „Franks. Ztg." folgende Angaben: Von 274 264 Beamten und Arbeitern hatten 133 333 eine Arbeitszeit bis zu 10 Stunden, 99 166 von 10—12 Stunden, 19 796 von 12—13 Stunden, 12 244 Von 13—14 Stunden, 4918 von 14—15 Stunden und 4807 von 15—16 Stunden. Die große re Arbeitszeit bestand beimZugbegleitungS- und Locomotivpersonal, bei denen aber andererseits die Ruhepausen während längerer Diensttouren nicht mit gerechnet sind. Beim Bureaupersonal haben von 12 000 Personen 11 149 eine Dienstzeit bis 8 Stunden und nur 252 über 10 Stunden. Die Werkstättearbeiter haben eine Arbeitszeit von durchschnittlich 8 — 10 Stunden, die Bahn hofs- und Güterbodenarbeiter von 10—12 Stunden. Die gleiche Arbeitszeit haben die Bahnwärter, bei denen zum Theil die Arbeitszeit aber bis zu 15 Stunden geht. Von den Weichenstellern haben 11 234 10-12, 1771 12—13, 1105 13—14, 278 14—15 und 202 sogar 15—16 Stunden Arbeitszeit. Auch bei den Stationsbeaniten geht die Arbeitszeit bis zu 16 Stunden, wenngleich eine Zeit von 15 bis 16 Stunden nur von 191 innegehalten war; die Mehr zahl, 5974, hatte 10—12, 1318 12—13, 843 13—14 und 294 14—15 Stunden Arbeitszeit. V. Berlin, 16. Januar. (Telegramm.) Der Kaiser unternahm heute Vormittag den gewohnten Spaziergang durch den Thiergarten und empfing, nach dem Schlosse zurück gekehrt, den Präses der General-OrdenS-Commission General- lieutenantPrinzen znSalm-Horstmarkund den Cbef deö General stabes General v. Schlieffen zum Vortrage. Hieraus arbeitete er mit dem General v. Hahnke. Im Laufe des Nachmittags gedenkt er den Professor Oncken zu empfangen. Zur heutigen „Kann die Hopfenranke nach oben zieh'». Wenn keine Stütze sie hält? Kann des Mädchen» Auge vor Freude glüh'n, Wenn ihr Kosak ihr fehlt?" Dort jammert eine verlassene Schwester um den geliebten Bruder, der fern der theueren Heimath auf blutiger Wahl statt sein junges Leben aushauchte, um den geliebten Bruder, der einstens ihr Schutz und Schirm war, der liebevoll für sie sorgte und sanften Trost ihr zusprach, wenn das kleine thörichle Herz vor bitterem Weh schier zu zerspringen drohte. Verwaist und einsam steht sie jetzt im Leben da. „Ihre Augen fließen über, Und sie ruft dem Bruder zu: — O mein Bruder, du mein lieber Heller Falk, wann kehrst Du wieder? Komm zu mir an» fremdem Land gereist, Daß in der Stunde der Noth Du bei mir seist! „Sag mir ein tröstend Wort, Bann aus dem Herzen den Kummer fortl" „An mich arme Verlassene denkt Niemand mehr. ... Da die Stunde der Noth mich beschliche», Verlassen mich Alle, sind von mir gewichen. Hier klagt ein Kosak im Silberbaar, daß der Jugend schöne Iabre so schnell entflohen, jene Zeit, da er in stolzer Iugendkraft mit den holden Jungfrauen tändelte, scherzte nnd koste, und wenn der Hatmann die Streik« zum Kampf rief, in funkelnder Wehre, auf schmuckem Roß, die Brust voll Ruth, und Hand und Arm voll Kraft, in brennender Kampfeslust in die heilige Schlacht wider die wilden Tar- taren zog. Frühstückstafel waren der Fürst zu Schwarzburg-Rudolstadt und der Fürst zu Wied geladen. (-) Berlin, 16. Januar. (Telegramm.) Der ösier- reichisckc Minister des Auswärtigen Graf Goluchowski trai heute Vormittag hier ein und wurde von dem österreichisch ungarischen Botschafter und dem Unterstaatsecretair v. Rotenba» am Bahnhofe empfangen. Er fuhr mit dem Botschaft« nach dem Hotel Bristol und sodann nach der österreichisch ungarischen Botschaft, wo er frühstückte. Darauf stattete der Gras dem Reichskanzler und einigen Botschaftern Besuche ab. Um 7'/i Uhr AbendS wird er vom Kaiser in Audienz empfangen werden und um 8 Ubr bei den Majestäten an der Tafel theilnebmen. — Die „Nordd. Allg. Ztg." theilt mit, Graf Goluchowski werde morgen am Krönung«- und Ordensfesie, Montag an dem Feste des Schwarzen Adler-OrdenS theil nehmen und DienStag einer Einladung des Reichskanzlers zur FrübstückStafel folgen, zu welcher außer den Herren der österreichisch-ungarischen Botschaft höhere Beamte des Reichs- und Staatsdienstes geladen sino. Abends tritt der Minister die Rückreise an. Die „Nordd. Allg. Ztg." schließt ihre Mittbcilung: „Mit dem Wunsche, daß Graf Goluchowski liier die erneute Uebcrzeugunz gewinne, unter Freunden zu weilen, heißen wir den Minister des von allen Deutschen so hochverehrten Kaisers Franz Josef herzlich willkommen." (-) V«lin, 16. Januar. (Telegramm.) Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet, der Reichskanzler werde am 16. Februar daS Fest der goldenen Hochzeit im engsten Familienkreise begeben. Von der Absicht, eine Familienfeier in Schillings- fürst zu veranstalten, hat das Fürstenpaar in Rücksicht aus die vielfachen dringenden Geschäfte, welche den Reichskanzler hier festhalten, abgesehen. I). Berlin, 16. Januar. (Privattelegramm.) Die HanSwerkervorlagc wird dem Vernehmen der „Nat.-Ztg." nach am 18. d. M. endlich das Stadium der Ausschuß- bcrathungen überwunden haben und an das Plenum des BundeSrathe« gebracht werden. ^ Berlin, 16. Januar. (Telegramm.) DaS Ab- georvnetenhaus hat das Letzrer-BesolvuugSgesetz in dritter Lesung angenommen /L Berlin, 16. Januar. ^Telegramm.) Der Präsiccn, deS Abgeordnetenhauses v. Köller muß wegen einer Erkältung das Zimmer buten. — Zu der Behauptung des Münchener Organs des Herrn Quidde, die Fraction der Deutschen Volkspartei habe über ihre Stellungnahme gegenüber der Artillerie vorlage sich überhaupt noch nicht schlüssig gemacht, bemerkt Herr Eugen Richter: Natürlich nicht, da eine solche Vor tage gar nicht gemacht ist. Thatsächlich hat in der Sache eine Verständigung gegenüber den hier einschlagenden Fragen und das eventuelle künftige Verbalten dazu zwischen der Freisinnigen Volkspartei und der Deutschen Volkspartei in einer gemeinsamen FractionSsitzung stattgesunden. — In der „N. A. H." lesen wir: „Seit drei Tagen findet hier in einem kleinen Hinterzimmer deS Criminal- gerichtSgebäudeS die Vernehmung von Zeugen statt, die in der noch schwebenden Klagesache deS Hofpredigers a. D. Stöcker gegen den Redacteur der „Neuen Saarbrücker Zeitung", Schwuchow, vor den Richter, Amtsrichter Schreiner, geladen sind. Herr Schwuchow ist wegen zweier Artikel unter Anklage gestellt worden. In dem ersten Artikel wurde bebauptet, daß Stöcker zu Grunde gegangen sei, weil er den Weg der politischen Besonnenheit, der bürgerlichen Ehrlichkeit und der kirchlichen Lauterkeit verlassen habe, in dem zweiten wurde ausgeführt, daß in den Fällen, in welchen eS ihm möglich gewesen wäre, die abfälligen Urtbeile seiner Gegner durch das Gericht aus ihre Wahrheit bin prüfen zu lassen, er schließlich eS für klüger erachtet habe, den Strafantrag zurückzuziehen. Der Angeklagie Schwuchow batte sich ans eine Reib« von Zeugen berufen, die dir Wahr beit seiner Behauptungen zu bekunden vermöchten, und eS ist beschlossen worden, diese in Berlin commiffarisch vernehme» zu lassen. Die Vernehmung findet nun seit drei Tagen statt und zwar in Gegenwart deS RechtS-Anwalt» Arnold Gold stern als Vertreters des Angeklagten Schwuchow, sowie des „Tahin ist Jugend, Freude und Liebe, Vorbei dir heiße Kampfbegier. ES sterben des Leben» mächtige Triebe, Mich Alten erwartet da- Brav noch hier." Ist der Kosak in der Schlacht gefallen, so fliegen die Adler — er nannte sie seine Brüder — herbei und neben ibm im hohen Grase der weiten Steppe sitzend, flüstern sie dem sterbenden Krieger Worte deS Trostes und der Mahnung zu. Der letzte Gedanke des Sterbenden gehört der beiß geliebten Mutter, die in der Ferne stündlich um den Sobn sich bangt, und welcher nunmehr zugleich mit dem Kinde ein Stück ihres Lebens geraubt wird. „Die Winde heule», es wogt das Gras, ? Der arme Kosak liegt todt und blaß. Auf schwankendem Sträuchlein ruht sein Haupt, Die Augen von grünen Blättern umlaubt. Ist zur Erd» gefallen fein blank Geschoß, Steht ihm zu Füßen sein schwarze- Rotz. Doch ibm zn Haupte im hohen Bra» Ein «aufendsorbiger Adler fotz. Und er pflegt den Kosaken, bringt Trost ihm dar, Hupst um sein Haupt mit dem Lockeuhaar . . . Und der Kosak spricht dem Adler zu: Sei, grauer Adln, mein Bruder, dal Und wenn Du ansängst, Bruder Aar, Mir auszuhacken mein Augenpaar, F'.itgr, flieg» zu meiner Mutter hin! Bring' der Mutter, der vor Bram sich verzehrenden, Kund« vom Sohn, dem nimmer wiederkehrenden, Aber wisse, Bruder Aar, eh' Da zu ihr fliegst. Was Du, wenn sie Dich fragt, zu ihr sprichst: Sag' der Mutter: Dein Sohn im Dienste stand Bei dem Khan» d« Krim, im Tartarenland, " at durch den Dienst gewonnen »ine Königsmaid, in« Lodtrngrub« auf kahler Haid!"
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