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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970121017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897012101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897012101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-01
- Tag1897-01-21
- Monat1897-01
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In diesem Falle aber war die Wahl schon da durch von vornherein von großem Interesse, daß ursprüng lich angenommen wurde, der Herzog von Orleans werde in dem Wahlkreise candiviren. Und nun, nachdem au» der Candidatur de» Herzogs nichts geworden ist, hat die Wabl nicht an Interesse verloren, sondern im Gegentheil noch zugenommen: dadurch nämlich, daß sie die dem Historiker wohlbekannte Taktik veS Klerikal iSmuS in einem Er eignisse des TageS auch dem Laien klarlegt und daß sie zeigt, von welchem geringen Werthe wie so manches andere Schlagwort der Klerikalen, so auch das ist: er sei die sicherste Stütze der Monarchie und der bestehenden Gesellschaftsordnung. In dem konservativen Wahlkreise bekämpfen einander setzt der dlaudlünge Graf von Bloi» und der Adbs Gayraud. Der Graf von Bloiö verleugnet die Traditionen seine» HauseS nicht, und er erklärt sich offen als einen An hänger des monarchischen PrincipS; der katholische Gkistliche ist weltklüger, und er verkündet feierlich, daß er freimüthig und ehrlichen Sinnes die republikanische StaatSform an erkenne (qu'ii »cceptL ü-anebement et lo^Llement In rSpudliquo). Also der Geistliche bekennt sich zur republikanischen Auf fassung. Er würde rS nicht tbun, wenn er nicht die Genehmigung seiner Oberen zu diesem Schritte hätte. Er hat diese Genehmigung aber um so selbstverständ licher, als za schon der Papst mit der Billigung der republikanischen StaatSform in Frankreich vorangegangen ist. Man sieht hieraus wieder einmal, baß der Klerus viel zu klug ist, um sich auf bestimmte Principien fest zulegen, sondern daß er seine Macht eben dadurch sich er rungen hat, daß er cS versteht, den Zeitläuften Rechnung zu tragen. Der Monarchismus hat zur Zeit geringe Aussichten in Frankreich, und so weit er einigermaßeu Aus sicht hat, find e< gerade die Familien, die der Kirche wenig genehm sind, die bürgerlich-liberalen OrlsaaS und die cäsa- ristisch gesinnten BonaparteS, ohne Aussicht gerade die der Kirche ergebenen Bourbons. Wozu, so denkt der hohe KleruS, sich zu Gunsten der Monarchie compromittiren und seine Kraft ,n doch wahrscheinlich nutzlosen Anstrengungen vergeuden, wenn der Erfolg, den man bestenfalls erzielt, doch nur ein solcher ist, au» dem man keine reine Freude baden kann? Da ist e» denn doch besser, sich nut der Republik zu vertragen, um seine Position zu behalten und um langsam zu erstarken und die Kräfte für den Augen blick aufzusparen, wo die Republik an ibren Wunden un heilbar varniederliegt, und der Kranke sich sehnsüchtig nach dem rettenden Seelenarzte umschaut. Die Kirche arbeitet eben nicht von heute auf morgen, sondern sie setzt mit zäher Geduld schon heute mit ihrer Arbeit ein, wenn sie in einem halben Jahrhundert die Frucht hercinzubringen hofft. Kann man den Klerikalen als Politiker seine Anerkennung für ihre umsichtige Taktik nickt versagen, so muß man doch hervorheden, wie leichten MutheS sie sich auf die Seite deS Erfolges stellen. Und vielleicht sind sie nicht nur auS diesem Grunde für die Republik in Frankreich einzetreten; vielleicht sind sie dabei einem inneren Gesetze gefolgt, das sie befolgten, und das allerdings in einem totalen Gegensätze zu der Behauptung steht, daß sie für den Thron eintreten. Man braucht sich nur in der Weltgeschichte umzublicken, um zu sehen, daß die katholische Kirche zwar für ein schwaches, in ihren Händen gefügiges Königthum cintrilt, daß sie aber einem starken selbstbewußten Königthume die Wurzeln ab- zuhauen sucht. Man denke nur daran, mit welcher Kunst sie in Deutschland das Kaiserthum mehr und mehr zu er schüttern verstand. Sie scheute sich dabei nicht, den Adel gegen das Königthum zu verhetzen. Alle Mittel waren ihr recht, um Vas Königthum zu schwächen und sich den ent scheidenden Einstuß zu sichern; selbst vor der Revolution schreckte sie nicht zurück. Und darum kann man Wohl sagen, daß der KleruS gegebenenfalls auch vor einem Packe mit der Social- demokratie sich nicht scheuen würde. Jetzt bekämpft er freilich noch die Socialdemokraten, weil diese ihn in seinen Bezirken angreifen und weil vorläufig noch die Socialdemo kralie, wenigstens die zielbewußte, auf einem antireligiösen Boden steht. Wenn aber die Socialdemokratie erst einmal die Gegnerschaft gegen dir Kirche aufgiebt und sich nur ihren gegen die wirlhschastlichen und staatlichen Einrichtungen gerichteten Bestrebungen widmen wird, dann wird auch der KleruS sich mit ihr zu verstehen wissen, denn wie ihm eine auf schwankenden Füßen stehend« Republik lieber ist als die Wiederaufrichlung einer starken Monarchie, so ist ihm auch daS socialistische ChaoS lieber als ein festgefügter Ein heitsstaat. Und so mag unS denn die Wahl in Brest die Lehre geben, daß wir uns niemals darauf verlassen dürfen, daß die an scheinende Gegnerschaft zwischen dem strenggläubigen katho lischen Klerus und den gottlosen Socialisten eine Kluft bilde, die die Vereinigung beider Parteien zu gemeinsamem Kampfe gegen den bürgerlichen Staat uamöglich macke. Deutsches Reich. * Dresden, 20. Januar. (Telegramm.) Graf Golu- chowski stattete beute Vormittag dem Staatsminister v. Metzsch einen Besuch ab und wurde darauf mit dem Sectionsrath Meerey von König Albert in ein st ün di ger Audienz empfangen. Um 1 Uhr fand da» Frühstück beim österreichisch-ungarischen Gesandten Grafen v. Lützow statt. Um 5 Uhr ist Diner beim Staatsminister v. Metzsch. AbendS wohnt Graf GoluchowSki dem Kammer- balle bei. K. Berlin, 20. Januar. Die Aussichten auf da» Zu standekommen eines Margarinegesetzes haben sich, wie all gemein angenommen wird, erheblich gebessert. Von der coaservativen Partei und dem Centrum ist, wie berichtet, di« Forderung des FärbeverboteS fallen gelassen worden, nachdem das Reichsgesundheitsamt ein unschädliche- und un sichtbare» Erkennungszeichen für Margarine gefunden zu baden erklärt hat. E» wird zu prüfen sein, ob daS neue Mittel diese Eigenschaften und dazu die der Unentfernbarkeit, die dem Phenolpbtalcm bekanntlich abgeht, auch wirklich besitzt. Stellt sich das heraus, so Ware ein Hinderniß der Zustimmung beseitigt, das andere bleibt aufrecht, so lange man daraus besteht, daß von der Vorschrift der getrennten Verkaufs räume nur Ortschaften bis zu 0000 Einwohnern aus genommen werden. Die Ziffer ist zu niedrig gegriffen und stellt in zahllosen, überwiegend von Industriearbeitern be wohnten Orten die Möglichkeit de» Verkauf» von Butter und Margarine, mehr jedoch den von Butter in Frage. E» ist auch kein Grund ersichtlich, warum, da da» Princip durch brochen ist, die Ausnahme nicht erweitert werden soll. In Städten, denen Specialgeschäste auch sonst nicht fremd sind, ist daS Verbot der getrennten Verkaufsräume nicht undurch führbar und dürfte nur zu Beginn seine» Inkrafttreten» un angenehm empfunden werden. tt Berlin, 20. Januar. Wie da» neueste PetitionSver- zeichaiß des Reichstages eraiebt, sind dem letzteren bereit einige Eingaben auf Versetzung verschiedener Orte in. höhere ServiSclassrn zugegangen. Weitere und a.-ch solche, welche sich ar/s eine Nendernng der Claffeneiotheilung der Orte be, werden folg.:, weil, wie bekannt, durch den dem BundrSrathe bereit- vorliegenden Gesetzentwurf ein« Aendrrung der Ouartier- leistunzS-Verhältnisse herbemeführt werden soll. Die bestehende Eintheilung der ServiSclassrn sowohl wie der OrtSclaffen datirt auS dem Iabre 1878. Damals ist die einzige, inzwischen erfolgte Umgestaltung beider Eintheilungen vorgenommen, und zwar bei den ServiSclassrn auch so, daß die äußere Anordnung übersichtlicher gestaltet wurde. Beide veränderte Eintheilungen sind dann am 1. April 1879 in Kraft getreten und bis heute, also nahezu 18 Jahre, in Kraft ge blieben. E» ist zweifellos, daß in der Zwischenzeit in den verschiedensten Orten die Verhältnisse, die für die Ouartier leistungen in Betracht kommen, sich geändert baden. Ä!» jedoch in der ReicbStagstagung von 1885/86 der Versuch g macht wurde, auf Grund der damals schon veränderten Ve: dältniffe eine Modifikation deS Quarlierleistung-aesetzeS herbei zuführen, balle man die Absicht, an eine Aenderunz des ServiStarif» heranzugeben, noch nicht. Damals bandelte e'- sich bloS um eine andere Classeneintbeilung der Orte, der ServiStarif war unberücksichtigt geblieben, weil noch nickt genügende Erfahrungen über die Wirkungen desselben Vorlagen. Ob der jetzt dem Bundesrathe vorliegende Gesetzentwurf auck den ServiStarif berücksichtigt, weiß man noch nicht gewiß, indessen ist anzunebmen, daß dies der Fall sein werde. Es baden inzwischen über die Wirkungen deS ServiStarif» von 1878 soviel Erfahrungen gesammelt werden können, daß aus Grund derselben wohl an eine Umgestaltung des Tarif» herangegangen werden kann. * Berlin, 20. Januar. Im preußischen Etat von 1897/98 sind wieder, wie seit Jahren, 3000 zu persönlichen Zulagen zur Erlernung der polnischen Sprache für Ver- waltungöbeamte deutscher Abkunft in polnischen Gegenden anSgeworsen. In den beigegebenen „Erläuterungen" beißt eS darüber: „Nach den sprachlichen Verhältnissen in der Provinz Posen er scheint es geboten, daß Len dortigen VerwaltuagSbehSrdea zuver lässige Subalternbeamte deutscher Abkunst, weiche der polnischen Sprache in Wort und Schrift mächtig sind, zur Verfügung stehen Behufs Schaffung und Erhaltung eines Stammes solcher Beamten in den edeinalS polnischen Gebietstheilen ist die Einrichtung eine- Unterrichtscursus in der polnischen Sprache für Subalternbeamie deutscher Abkunft bei Verwaltungsbehörden in der Provinz Posen in Aussicht genommen. Dir Kosten des Unterrichts sollen aus dem hier in Frage stehenden Fonds bestritten werden und ist zu diesem Zwecke die Bestimmung des letzteren entsprechend erweitert worden." Hierzu bemerkt die ultramontan-pvlenfreundliche „Mär kische Volkszeitung": „Es versteht sich ganz von selbst, daß eine solche Zweck, erweiterung des Fonds nicht nur irgend auf Widerspruch stoßen, sondern überall als geboten «rauftet werden wird. Fragen muß man .ft.e .>.>!> d-'ts.f ..^eiterte Zweck sich vor.ugstveis, auch aut die vonzetNcher. Veainten zu erstrecken hat und zwo. auch nüthigeufall» auf diejenigen in Oberschlrjien, damit die Polizei ihrer Ausgabe, Versammlungen zu überwachen, ent- sprechen kann, ohne ihre Sprachunkenntniß zum Anlaß für Auflösung polnisch-sprachlicher Versammlungen nehmen zu müssen Erforderlichenfalls möge man Loch im Etat die 3000 verdoppeln oder verdreifache». Dagegen kann doch selbst Herr Miguel nichts einwenden." Die „Berl. Neuesten Nach,." knüpfen hieran folgende Auslassung: „Wir finden, daß der Spott des ultraniontanen I Blattes leider nicht ungerechtfertigt ist. Auf Grund der AugeLruckte Lriefe Samuel Mendorfs. Nachdruck verboten. Die Zahl der Briefe, welche wir von dem in Grimma am 8. Iauuar 1632 geborenen Samuel von Pufendorf, dem Zeitgenoffen de» großen Kurfürsten und Verfasser der Geschichte diese» großen Herrscher», besitzen, ist keine große, obschvn Pufendorf mit fast allen hervorragenden Gelehrten und Staatsmännern seiner Zeit brieflichen Verkehr unter hielt. E« begegnete daher nickt nur in Historikerkreisen großem Interesse, als Konrad Varrentrapp im 70. Bande der „Historischen Zeitschrift" eine Reibe bisher meist un bekannter Briefe Pufendorf'S mit erklärenden Fußnoten ver öffentlichte. Fünf dieser Briefe waren an Christian Tho masiuS gerichtet, den gefeierten RechtSlehrer und muth- vollen Bertbeidigrr deutscher Geistesfreiheit, der bekanntlich zuerst in Leipzig wirkte, bi- er von dort durch die Umtriebe der ihm feindlichen Theologen vertrieben wurde, worauf er sich nach Halle wandte, um daselbst zunächst al» Lehrer an der Ritter-Akademie, später als Professor der Rechte an der neugegrüudeten Universität eine ersprießliche Thätiakeit im Dienste der Aufklärung zu entfalte». Der Inhalt dieser fünf Briefe ließ erkennen, wie innig die Beziehungen gewesen sein mußten, die Pufendorf mit ThomasiuS verbauden. In dieser Hinsicht nun hat unser Wissen eine sehr wesent liche Bereicherung erfahren durch eine Publikation de- dänischen Historikers Emil GigaS, welche demnächst im Berlage von R. Oldenbourg in München erscheinen wird.») Diese» Werk enthält 34 ungedruckte Briefe Pufen dorf'» an ThomasiuS, von 1687—1693, denen noch ei» von der Wittwe Pufendorf'S 169? an den Halleschen Freund ihre- Mannes geschriebener Brief angefügt ist. Die Originale der Briefe befinden sich in der königlichen Bibliothek zu Kopenhagen und bilden den wichtigsten Thril eine» in der Thott'schen Manuscriptsammlung befindlichen Packet». Dir Antworten ThomasiuS' an Pufendorf sind leider nicht zu entdecken gewesen. Die Lektüre der Briefe, di« Giga» in dir Orthographie der Originale wiedergegeben und mit sorgfältig redigirlen Anmerkungen versehen hat, gewährt einen seltenen Genuß, weil jeder Brief daS Gepräge der derb-humoristischen, eminent tüchtigen, klugen uud ehrfurchtgebietenden Persönlichkeit seine» Verfasser- tragt. Mit Erlaubniß de- Verleger» drucken wir hier einige ') Brief» Samuel Pafeadors'» au Ehrtstian Ihoma- flu» (1687—1693) Herau«gegrb»a und erklärt von Emil Giga». Zweiter Baad der historischen Bibliothek. Verlag von R. Oldenbourg ta Milachen. Briefe ab, die uns besonder» charakteristisch und interessant erschienen: Berlin den 9 ^prills 1692. Nach anleitung deszen werthen schreiben» von ü. diese» habe die »ssiguation aas die 100 Rr beym kriegs-commissarist ab- gefordert, jo MHH') hierbey zu empfangen haben wird. Ich habe den seildeoten auf Ihr ansordern al» Eantzeley gebühr, vnd stempel gelb 8. Rdr. 3. gr. grzahlet. Bedancke mich für da» überschickte Programm»* *), vnd die mir darin» erwiesene ehre. MHH Rath wird nicht in übel» vermercken, wenn ich wohl meinend erinnere, dasz mau billig den Nimwegischen frieden nicht solle dem Münstrrschen an die fette setzen, al- eiae lexem tünckameotLlem von unserm reich. Der Hochsehl. Khursürst*) hat hart wieder denselben proteetiiet, wie Key den gedruckten »eteu des Nimwegischen frieden» zu sehen. Hat auch zu RegenSbnrg vnd sonsten niemahl» etwas davon hören wollen: vnd ist e» in der that für unser reich rin unsehliger vnd schändlicher friede gewesen, der uns diesen itzigen krieg gebohrrn, vnd dem wir wünschen müszen, dasz der folgende friede solchen eweuälren möge. Wenn der alte 6r. Schwendendörffer^) noch in leben were, würde er sich sehr darüber seLoclalisiren, dasz man nun den gesährllchsenj Llonramdiaum, wie er ihn nannte, pudUee zu lesen sich unter- stünde. Ich habe wohl eine eckitiooem postumam verfertiget, darin viel dinge auSgelaszen, so eigentlich nicht »6 rem dienet«», viel auch hlnzugethan. Aber weil ich mich io lange nicht selbst für den sutorem bekennet, so will ich» auch noch nicht thon. E» ist unmöglich, dasz man die pbaenomsuL Status Oermam «clviren kan, ohne durch diese d^potbeÄo, di« au» der üoo- triva 6s ksuäis odlatis schön iUosrriret wird. In dem büch- lei» 6o kaditu rvlurioni»*) verstehen die tkeoloxi nicht, wa» es sey. Leclesi» iovst eivitati per mcxlum oollqsy, welche» dock eine haupt-tkesis ist. Zweifele aber »icht, MHH werd« selbige den jungen Leuten wiszen in kops zu bringen. Auszer dem, wa» in corpore suris 6o eoUvgiis stehet, so hat Lodde« in seinem LiSriatkau eine gute obsorvatiouem davon. Man kan »S auch wohl illustrirrn mit dem gleichuüsz von der Ostindischen t'om- pazxvis in Holland, die im staot ist, vnd kan doch der staat darüber, per luditum nicht äispooiren. Wiewohl darin der uutrrschied ist, dasz dieser cowpaxnio octrox orhxmair vom staat ist; dir freyheit aber der kirche hat ein höher prineipium. Allein darau» sürcht« ich werde noch ein ärger wesen werden, als mit den kietieten. dasz MHH die heiligen wsritutionv« iuris so gar herunter macht. Louo veu», io guav vos rsservastl temporal Ja wo bleibet den» die sauber« reget: doous lostituista est dvou» Jurist»? Es mulz mir ja geahnet haben, dasz, at» man mir a" 1660 di« prolessiooem lustttutioouw »u Heidelberg ockertrte, ich solche recusirt« tu dem Vorwand, man könte dabey keine grosze ehre einleg«». MHH thut sonsten sehr *) M(»iu) h(ochgr»hrt«r) H(,rr). *) Da» Programm der Sommervorlesungen 1692, 3. April datirt. *) Der große Kurfürst. *) Georg Tobias Schwendendörffer, 1597—1681, ?rot. suri» in Leipig — ThomasiuS legte tu Halle de« Monzambaao seinen staats rechtlichen Vorlesungen im Sommer 1692 zu Eirund« uud gab rin paar Jahre später (1K9K) eine connnentlrte Ausgabe desselben derau». — Die von Pufendorf selbst umgearbeitetr — und ar- milderte — posthume Au»gab« erschien erst 1706 (vgl. Meusel, Hift.-lit..bibliogr. Magaz. 2, SO. 35, und Jastrow in der Zeitschr. s preuß. Gesch., Bd. lA *) Auch über Pufendorf» Vs kaditu rvlftrioms Lkristiavae »6 eitam oivilam hielt ThomasiuS 1692 eine öffentliche Sommervorlrsung. wohl, dasz er sich in posssssioa setzet zu äoeiren, wa» Ihn anstehet, ehe H. 6r. Strick') kommet; der vielleicht ein mooopolium möchte pivteodlren, oder einen ms^oratum, vnd die andern al» caäets coosiüsriren; vnd bade ich schon vorhin daran gedacht, ob selbiger mann nicht etwa MHH möchte verdrusz erwecken. Loch bilde ich mir nicht ein, dasz er so gar arbeitsam ist. Ja übrigem src.s. Berlin d. 26 Novbr. 92. Deszen angenehmes von 8. Kov. nebst den beygesügten tractoteu habe ich wohl erhalten, vnd bin MbH sehr darfür obllxiret. Es ist freylich eine wunderliche ooniunctio Llano- tarum zu Halle, vnd glaube ich, dasz auch der H. Schurtzfleisch noch dazu kommen wird. So bald ich vernommen, dasz der H. Stryck nach Halle kommen würde, habe ich eine ooUisiov mit MHH vnd ihn gefürchtet, worvon auch vorlängst H. L. Rechen der« geschrieben. Denn r» scheinet wohl, daß er in der 3uris- pruäsutL ein wauopoliuw haben wolle. Er will auch, dasz niemand etwa» iu suis rstormlren soll, weswegen er auch seinen successorew zu Frankfurt, H. Oocceiuw angepacket.*) Der autor de» willen bergischen proxrammatis ist wohl rin elender eoeius, der auch einen härter» prcxlucl verdiente. MHH hat nicht umbhin gekaut äoclor Meyer»") also zu begegnen, wie geschehen. Es waren heute 2 »toäiosi bey mir, so itzt von Hamburg lahmen, die zu berichten wüsten, dasz er dorten eine eigene predigt davon gehalten, wie er von MHH Rath so greulich were tructüft worden, welches er so miseru- kiliter ausgesühret, dasz die alten wetber rotz vnd wasser grweinet. Für weniger zeit ist Llsslus bey ihm in Hamburg gewesen, vnd wird wohl MbH das meist» «udjsct von ihren ckiscursen gewesen sehn. Er hat ihn angemuthet an är. iLssensj") stelle zu Coppenhaqen k*rokessor vnd Teutscher Pastor zu werden. Es soll auch 6r. Meyer bereits eine antwort unter der Presse haben wieder H. 6r. Speners letztes scriptum. Das» MbH Rath die 8at)^iseke schreibart einsiellen will, kann ich nicht improbiren.") Ich wolle aber doch nicht rathrn, das» Er eben erpress« scripw solche selbst verdammen soltr. Zum wenigsten kan ich die ursach einer solchen p»Uuo6is »icht adsehen. MHH loetitutim» circa kisto- Heber di« Anstellung Stryck'» so», und sein« Persönlichkeit vgl. Schräder, Gesch. d. Frledrtchs-Universität 1, 52—54. ") Der Nachfolger Strycks al» ?rok. Huris in Frankfurt a. O. war seit 1690 der auch al- Staatsmann bekannte Heiar. v. Cocceji; Stryck war in demselben Jahre nach Wittenberg gekommen. ^ Vgl. oben Nr. XXIX, Anm. 3, und Lude», ThomasiuS S. 211—215. '") Joh. Lassenln». theologischer Universität-Professor und Prediger an der St. Petri-Kirche zu Kopenhagen, al» geistlicher Redner berühmt, starb am 29. «ngust 1692; sein Nachfolger ward varthol. votsac. ") Daß Thomasin» die satyrlsche Form damals auszugeben ge dachte, war eine Folge de» Einflusses, den Spenrr ans ihn au«übte, vgl. Schräckh, Allgem. Biographie 5 lveriin 1778), 340—41. — Schon am 13. November 1690 schreibt Job. Joach. Wolf. Prediger zu S». Ulrich in Maadeburg — damals eb«n>o eifriger Pietist, al« rr später Feind dieser Richtung wurde —, ihm einen in höchst sacrrdotalem Ton gehaltenen Brief, in dem rr ihm versichert, daß „sich sein Herz nach Ihn im Herrn so gar offt recht gesehnrt. absonderlich da Er» so getrost im Nahmen de» Herren ««waget hatt. in der Warheit zu wandeln, und derselben, mitten uuter den falschen und brtrirglichen Geschlecht« der Hrnchrl-Ebristen. zum großen Trost und vieler sreud« der rechtschaffnen Nochfolger de« Herrn Jesu, durch deszen Gnade, rin öffentlicher »nd ganz un- erschrockner Zeuge zu seyn." (Kopenhagen, kgl. Bibliothek, Tbott'jchr Samml„ Nr. 1276. 4".) riam ecclesiastieam ct litsrarism'*) find« ich sehr gut «nd nützlich vnd verlanget auch ein speciweu davon zu sehen; nur bin ich bange, man werde nicht genügsame iotormntiou von allen selbigen prieilerlichen vnd protessorischen ttttriruev be- kommen können, denn diese werden auch einen guten theil von selbiger kistoria ausmachen, gleich wie in der that kistorm civilis meistens daraus bestehet, wie man die kourbcrie aabringet, oder «ftuöiret: welches doch dasz cs in lucew xi<-trukirrt werde ich so nützlich achte, als die bcutelschneider liiswris, damit man den beutet wohl lerne verwahren, wenn man aus der mrsze, oder auf der reyse, vnd in wirthSheusern Ist. Iu summ», alle» ist gut vnd nützlich, was dir leute cistrowpirrn vnd äeuisisiren kan. Wenn aus Halle etwa» reguliere» vnd rechtschaffene» wird, so mag man es unter die notabilia kuiu« seeuli mit rechnen Man wird nun sehen, wa» die itzo daselbst sich befindend» oow- wissioo ausrichten wird, vnd ob sie espabal seyn wird, die wunderlichen köpfe zu reckte zu bringen. Wenn ar. Earpzov") nicht so viel proben von seiner unsinnigkeit bereit» abgelegt, so bette man sich zu todte können weinen, dasz er mit den dilco- laiten aus die Canhel gelaufen. In allen dieser leute aetiovcu siehrl man einen blinden iwpetnm, vnd dasz sie proprilzsttvc loqueuclo mit der leimftange lauffen. Wenn MHH Rath ein- mahl eine müszige stunde hat, so bitte mir die freuvdschafit zu erweisen, vnd Loch eigentlich zu berichten, wie dort ihr wesen stehet, vnd wie r< doch eigentlich aussirhet, auch wa» die caw- missioa aidar befände, vnd ob der H. von Seckendorf etwas gutes aldar schaffet, ique sub üäe silsutiH. Sonsten haben alle solche neue wercke anfangs ihre schwierigkeiten vnd wunderlicke avauturcs, vnd bin ich auch bei einem solchen dinge gewesen, da ick bald wer« ins gedrrngr kommen. Die rechte wotkvcke ist sonsten 1. schaffet genügsame mittel an Hand; 2. macht gute äisposiiion vnd anstalt, vnd 3. voeiret gute auserlrseae leute. Ob ta» den Halle so ist in acht genommen worden «xo ueseio, nee exc> cur». Ich verbleibe sic-s. Ich habe nun Sr. Ehurfl. Durchl. meine kisloricun kHäcii. > IVilkolwi pracseotiret, so bestehet in XU bücher», vnd 1150 bogen von meiner schrifft. Denen H. von Meiader« vnd von Fuchs") ist committirrt jeder die heisste durchzuseheo, welche» mir zu meiner stcherheit sehr dienlich ist, denn nach dem darf mir niemand zu reden, wo jemand etwa» darin verdrösz. Ich hoff» auch bald mit den, Verleger klar zu werden. Aber für Ostern geliebt» Gott werden wir wodl schwerlich mit dem drucken auseheo können, weil das pavpier so Übel z» bekommen, da e» doch so viel Lumpen glebt. ") In dem Programm vom 30. September 1692, von dein hier die Rede zu sein scheint, eröffnet ThomasiuS „allen Weirhettliebenden in Trutschland sein Vorhaben künftige» Jahr Odaervuttoves pr»- llu,cua», die Kirchenhistorie uud Lmloriaw pkilosopkleum wie auch sonsten allerhand Erfindungen »euer Wahrheiten . .. betreffend zu publicireu." ") vgl. Hist. Zeitschr. 70. LLS. — „Aiaolaideu" bezieht sich ohne Zweifel auf „Nicolans de Pia Zrlo", uuter welchem Namen I. F. Mayer seine Schrift gegen einen Ungenannten (nach Mayer s Vermuthung Thomas,a«), der Sprner wider ihn vertheidtgte, heraus, gegeben hatte. Ueber die äußere Geschichte de» Werke» vgl. Dropsen in den Verband!, d. k. sächs. Gesellsch. d. «iffensch. iS. 53 f. (wo von Seidel und Sponheim, ober nicht von Mrinder» gesprochen wird«: ferner Htst. Zeitschr. 70, «1 f.
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