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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.01.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189701242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18970124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18970124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-01
- Tag1897-01-24
- Monat1897-01
- Jahr1897
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.01.1897
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» Ü72 D Verltn, 23. Januar. (Telegramm.) Wie der „Nordd. Allg. Ztg." mitgetheilt wird, währte der Portrag des Reichskanzler», weichen der Kaiser Vormittags entgegen nahm, nahezu zwei Stunde^ O verltn, 23. Januar. (Telegramm.) Wie die „Norddeutsche Allgem. Ztg." erfährt, hat die Berathung der Mttitatr - Straf - Proces; - Ordnung und des dazu gehörigen Einführungsgesetzes in den betheiligten Bundes rat Hs- Ausschüssen nunmehr begonnen. (-) verltn, 23. Januar. (Telegramm.) Der „Nordd. Allg. Ztg." zufolge ist die Blättermeldung, der Prinz unv die Prinzessin Friedrich Leopold würden in Vertretung des Kaisers der Feier des Jubiläums der Königin von England beiwohnen, unbegründet. D verltn, 23. Januar. (Telegramm.) Der StaatS- secretair Freiherr v. Marschau ist beute Nachmittag hier wieder eingetroffen. ^ Berlin, 23. Januar. (Telegramm.) Tie Hcrren- hauscommtssion zur Vorberathung des Staatsschulden- tilgungsgesetzes nahm den Entwurf in der Fassung des Abgeordnetenhauses an. Der Finanzminister erklärte sich bereit, auf den Ausgleichsfonds in Folge der Beschlüsse des Abgeordnetenhauses zu verzichten. L. Berlin, 23. Januar. (Privattelegramm.) Die Blättermeldung, daß ein Nachtragsetat der volonial- abtlieilnng in Höhe von 2>/r Millionen Mark für den Bau von Eisenbahnen, sowie für die Uebernahme der Landeshoheit auf Neu-Guinea bereits fertiggestellt sei, wird der „Nat.-Z." als unzutreffend bezeichnet. Es hätten bisher in dieser Beziehung nur Vorverhandlungen slattgefundcn. verltn, 23. Januar. (Privattelegramm.) Die „Wirthschaftltche Bereinigung" deS Herrenhauses hat heute beschlossen, im Plenum einen Antrag einzubringen, durch welchen die königliche Staatsregierung ersucht werden soll, im BundeSrath für die Annahme eines Margarine gesetzes einzulreten, wie solches im vorigen Jahre vom Reichstag beschlossen worden ist. — Wie jetzt berichtet wird, soll der „ReichStagsabgeord- nete" Ahlwardt nun doch nicht nach Deutschland zurück kehren; er hat seinen Wohnsitz von Brooklyn nach Milwaukee verlegt. Die Felder von Brooklyn und Umgegend scheinen demnach abgegrast zu sein. — In Bezug aus die Umgestal tung deS juristischen Studiums wird in Preußen an folgende Stundenzahlen gedacht: u. Einführung in die Rechtswissenschaft 2 bis 3 Stunden, b. Römische Rechls- geschichte unv System des Römischen Privatrechts, zusammen 8 bis 10 Stunden, c. Deutsche Rechlsgeschichte und Grund züge des Deutschen Privatre chts zusammen 6 bis 8 Stunden, ck. Deutsches bürgerliches Recht 16 bis 20 Stunden, o. Uebersicht über die Recktsentwickelung in Preußen mit Rücksicht auf die einzelnen Landeölbeile 1 bis 2 Stunden. Die Uebungen sind auf etwa 2 Stunden wöchentlich ver anschlagt. * Stettin, 22. Januar. Eine heute abgehaltene Ver sammlung pommerscher Landwirthe beschloß die Grün dung einer Getreideverkaufscentrale mit dem Sitz in Stettin. (F. Z.) 0. Posen, 23. Januar. (Privattelegramm.) Die Strafkammer verurtheilte heule den Redacleur des Polen blattes „Przeglond", Josef Winiewicz, wegen Maje stätsbeleidigung zu zweimonatiger Fe st ungs st rase. * Bonn, 22. Januar. In einer auf Anregung des Rectors zusammengelretenen Berlreterversammlung der Studentenschaft Bonns wurde der Wiedereintritt rer ultramontanen Corporationen in die Studentenschaft einstimmig abgelehnt. * Lffenbnrg, 21. Januar. In der heutigen Schwur« gericktssitzung hatte sich der Verleger und Redacteur des Ivcialdemokratischen „Volksfreund", Adolf Geck, wegen Be leidigung des Reichsmarineamtes zu verantworten. Geck hatte unter der Ueberschrift: „Der schwimmende Sarg" einen Artikel der „Sächs. Arbeiterzeitung" nachgcdruckl, in welchem behauptet wird, das unlergeganzene Kanonenboot „Iltis" sei nicht mehr seetüchtig gewesen. Als Beweis wird eine Stelle aus dem Briefe eines Matrosen des „JltiS" an seine Verwandten angeführt. Dort heißt es: „Unser „JltiS" fällt bald auseinander, es hält ihn nur noch der Rost zusammen" . . . Wenn demgegenüber officiöse Schönredner auch behaupteten, der Zustand des Schiffskörpers, der Maschinen und des Kessels lasse auf Grund des Berichtes des Schiffscoinmandanten vom 1. Februar >896 noch eine weitere zweijährige Jndienstbaltung des Schiffes zu, so sei damit die Schuld gewisser Leute nicht ab- gewenbet. Namentlich in diesem Schlußzusatz, der von dem Angeklagten herrührt, erblickte das Reichsmarineamt eine Beleidigung und stellte Strafantrag. Als Sachverständiger war der Vorstand der militairischen Abtheilung deS Reichs- niarineamts, Capitain Fischel, geladen, »ach dessen Gut achten der Bericht deS Schiffscommandanten vom 1. Februar 1896 über die Seetüchtigkeit des „JltiS" den Thatsachen ent sprach. Der Angeklagte, bezw. dessen Vertheidiger, machte unter Berufung auf 8 193 (Wahrung berechtigter Interessen) vor Allem noch geltend, daß der Artikel gar nicht von Geck verfaßt sei und daß der von ihm stammende Zusatz sich nicht gegen bas Reichsmarineamt, sondern gegen diejenigen Personen gerichtet habe, die durch anscheinend unrichtige Berichte die wahre Be schaffenheit deS „Iltis" verschleiert hätten. Die Geschworenen schlossen sich den Ausführungen des VertheidigerS an und verneinten die Schuldfrage, io daß Geck frei ge sprachen werden mußte. Der „Schwäb. Merk." bemerkt zu der Frei sprechung: Dieser AnSgang war für die Kenner unserer Ver hältnisse vorauszusehen; zu bedauern ist nur, daß der Straf antrag überhaupt gestellt und damit dem Socialistenbäuptling wieder einmal Gelegenheit gegeben wurde, in der Rolle des „unschuldig Verfolgten" zu glänzen und sich die billige Mär tyrerkrone aufs Haupt zu drücken. Den Socialdemokraten ist gar nicht« erwünschter, als recht oft in die Lage zu kommen, vor dem Schwurgericht freigesprochen zu werden, weil sie wissen, wie wirksam eine solche ungewollte Propaganda für ihre Zwecke ist. * Karlsruhe, 22. Januar. In der heutigen Straf kammersitzung lehnte ein Angeklagter, der antisemitische Redacteur Reuter, den Vorsitzenden, Landgerichtsdirector Fieser, wegen Befangenheit ab, weil dieser als Vor sitzender der nationalliberalen Kammerfraction im Landtage die antisemitische Bewegung scharf verurtheilte. Der Ge richtshof gab dem Verlangen deS Angeklagten statt. (B. T.) Oesterreich-Ungarn. Neuwahlen. * Wien, 23. Januar. (Telegramm.) Wie daS „Fremdcnblatt" erfährt, finden die Neuwahlen zum ReichS- rathe in Nieder-Oesterreich statt, und zwar für die allgemeine Curie am 9., für die Landgemeinden am 15., für die Städte am 20., für die Handelskammer am 23. und für den Großgrundbesitz am 24. März cr. * Wien, 23. Januar. (Telegramm.) Die Neuwahlen zum Reichsrathe sind für Galizien und die Bukowina amtlich ausgeschrieben. Dieselben beginnen in Galizien am 11. März, in der Bukowina am 4. März und endigen am 22. bezw. am 15. März. Das Wahlprogramm der Socialpolttiker. * Wien, 23. Januar. (Telegramm.) Als erstes Wahlprogramm ist daS der sogenannten Socialpolitiker (Professor Philippovich und Genossen) erschienen. Die Social politiker erklären, in den Wahlkampf einzutreten, um der tiefgehenden Unzufriedenheit Ausdruck zu geben, die alle wirtlich fortschrittlichen und reformatorisch gesinnten Kreise erfüllt. Das Wahlprogramm verwirft den Classenkampf und wendet sich an die herrschenden Classen wegen Schaffung einer wirksamen Wablreforrn. ES verlangt den Ausbau der freiheitlichen Bestimmungen der StaatS- grundgesetze, Gewissens- und Religionsfreiheit, daS Recht der freien Meinungsäußerung, nimmt Stellung gegen den Antisemitismus, verlangt sociale Reformen auch im Interesse der Stellung der Deutschen in Oesterreich und Beseitigung des nationalen Kampfes durch Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen. Weitere Forderungen be treffen u. A. das allgemeine Wahlrecht, Einfluß der Volksver tretung auf die auswärtige Politik. Einführung internationaler Schiedsgerichte, Reform des Vereins- unv Versau« mlungS- rechtes, Bekämpfung der confessionellen Schulen, Aus gestaltung deö Volksschulgcsetzes, Verstaatlichung der Unternehmungen, die für die Zwecke der Allgemeinheit be stimmt sind, unbeschränkte Coalinonsfreiheit, Erweiterung des ArbeitersckutzeS, Einführung deS Achtstundentags für alle gesundheitsschädlichen, schweren oder öffentlichen Fabrik betriebe, Wohlfahrtseinrichlungen, Einschränkung des Heeresaufwandes und zweijährige Dienstzsit. (Voss. Z.) Frankreich. Maßregeln gegen die Pest. * Paris, 23. Januar. (Telegramm.) In dem heute im Elysee abgehaltenen Ministerrathe berichteten die Minister deS Aeußern und des Innern über die wegen der Pest in Indien getroffenen SanitätSmaßregeln. Frankreich habe seine Betbeiligung an einer internatio nalen Conferenz zugesagt, die von Oesterreich angeregt und in Venedig zusammenlreten werde. Die französische Negierung habe für Algier, Tunis und den Senegal die Pilgerfahrten nach Mekka verboten und Schritte gethan, daß auch andere Mächte analoge Maßregeln ergreifen. Während des Ministerrathes Unterzeichnete Präsident Faure eine Ver ordnung, durch welche die Einfuhr nach Frankreich oder Algier aus directem oder indirectem Wege auS Bombay oder an deren von der Pest heimgesuchten Orten kommenden Maaren, außer über die Häfen von Marseille, St. Nazaire, Le Havre, Dünkirchen und Algier verboten wird. Zuwiderhandlungen werden mit den strengsten Strafen bedroht. * Paris, 23. Januar. (Telegramm.) Zahlreiche Blätter bemerken, der Tod deS Senators R6 musst werde die GiltigkeitSerklärung der Wahl des ehemaligen Ministers Consta ns, welcher gegen Rsmusat bei den letzten SenatS- wahlen unterlegen war, nur erleichtern. * Paris, 23. Januar. (Telegramm.) Die Blätter werfen Hanotaux vor, daß Frankreich erst aus englischen Blaubüchern über seine Orientpolitk Aufschluß erhalte, und finden Frankreichs Rolle in den Konstantinopeler Ver handlungen, soweit sie in der englischen Darstellung zu er kennen sei, beschämend untergeordnet. — Das Landhaus des „Genossen" Abgeordneten Vaillant war kürzlich ausgeplündert worden. Gestern sollte die Schluß verhandlung gegen die Einbrecher stattfinden, Vaillant weigerte sich jedoch auf Grund seiner Lehre, gegen sie als Kläger oder Belastungszeuge aufzutreten. Der Gerichtshof wird trotzdem urtheilen. (Boss. Ztg.) Dänemark. Murawjcw. * Kopenhagen, 23. Januar. (Telegramm.) Der König empfing heute den bisherigen Gesandten am hiesigen Hofe, nunmehrigen Verweser des russischen Ministeriums des Aeußeren, Grafen Murawjew, in Audienz. Später wurde mit Epilepsie Behafteten bringt er Heilung, wenn Sanct Valentin darum gebeten wird. Wenn der 22., Petri Stuhl- scier, kalt ist, so bleibt eS vierzig Tage kalt; sonst aber ist cs ein Glückstag, der schwierige Unternehmungen fördert. Die Landleute konnten an diesem Tage Schlangen, Ratten und anderes Ungeziefer aus Ställen und Scheunen verjagen, wenn sie in früher Morgenstunde mit einer Birkenruthe die Wände und den Fußboden berührten, und die Mädchen konnten erfahren, ob sie in dem bevorstehenden Jahre heirathen würden, wenn sie Kränze von Wintergrün und Stroh in einen Bach warfen und mit verbundenen Augen den einen oder anderen zu erhaschen suchten, wobei der grüne Kranz Erfüllung ihrer Wünsche bedeutete. Der wichtigste und für daS Volksleben einflußreichste Tag aber ist Fastnacht, an welchem alle Welt das Privilegium zu allerhand Tollheiten, zu Maskenscherzen und Possen zu lesitzen glaubt. Die alten Deutschen meinten, daß an diesem Tage Frau Holle mit dem wilden Heer durch die Lüfte ziehe, um die Fluren zu segnen, die Faulen aber, die nur essen ohne zu arbeiten, zu bestrafen. Wie von manchem Culturhistoriker angenommen wird, gab diese Volksmeinung von dem wilden Heere oder den« Zug der gefallenen Götter Veranlassung zu rem Worte »Karneval", denn Karn« bedeutet Götterhain und cal gefallen. Die christliche Kirche hat freilich in den latei nischen Worten oarnv vale (Fleisch, lebe Wohl) eine andere Ableitung gefunden. Zweifellos aber sind manche Sitten und Gebräuche, die sich noch bis auf den heutigen Tag in einigen Gegenden Deutschlands erhalten baben, dem Heiden- ihnnl entsprungen, und noch im fünfzehnten Jahrhundert wurde das blumengeschmückte Hertbaschiff durch das Land gefahren, zur Erinnerung an den Umzug, den diese Göttin alljährlich um diese Zeit hielt. Wenn eine Katze in der Fastnacht vom Hause wegblieb, so hieß eS, sie habe sich ver- mutdlich in den Dienst von Frau Holle gestellt, deren Wagen von einem Katzengespann an diesem Tage gezogen wurde. Der Landmann aber schwort darauf, daß seinen Bäumen im kommenden Frühjahr Käfer und Raupen fernbleiben, wenn er sie am FastnachtStage beschneidet, und daß er auf eine reiche Obsternte rechnen darf, wenn er jeden Baum mit einem Strohkranz behängt. Auch die Beobachtung deS Wetters ist für den Landwirth wichtig, denn wie sich dasselbe zu Fastnacht gestaltet, so bleibt eS während deS ganzen Viertel jahres von Ostern bis Johannis. Während in den Ländern romanischer Zunge der Carneval seit Jahrhunderten blüht, ist er in Deutschland seit der Reformation und dem dreißigjährigen Krieg, durch die er fast gänzlich unterdrückt wurde, nur in einzelnen Gegenden wieder mit seinem ganzen Ungestüm aufgelebt. Italien, die Wiege dieser tollen Maskenscherze, entwickelte dieselben auS den römischen Saturnalien, welche das Christenthum nickt zu beseitigen, sondern nur mit einer der neuen Lehre entsprechenden Deutung zu versehen vermochte, und Italien ist eS auch, wo die Faschingsfeste noch heute am volkSthüm- lichsten sind, und am ausgelassensten gefeiert werden. Die Metropole deS CarnevalS ist noch heute Venedig, das mit seinen Canälen und Gondeln, welche die Romantik der all gemeinen Maskerade erhöhen, mit seinen Balconen und säulengezierten Palästen, vor Allem aber mit seinem be rühmten Marknsplatz, sich wie keine andere Stadt der Welt zu dem tollen Treiben, zu den verliebten Abenteuern und Jntriguen, die von dieser Zeit unzertrennlich sind, eignet. Auch die übrigen italienischen Städte pflegen den Carneval mit der alten Vorliebe und die Schilderungen, welche wir Goethe in seiner „Italienischen Reihe" und dem alten Märchenerzähler Andersen in seinem Roman „Der Improvi sator" von dem Fasching in Roni verdanken, zeigen, daß die ehrwürdige Sirbenhügelstadt am Tiber im Lause der Jahr hunderte nicht« von ihrer heiteren Lebenslust eingebüßt bat. In Spanien concentrirt sich daS muntere MaSkentreiben fast nur auf die großen Städte, namentlich Madrid, Cadiz und Sevilla, während Frankreich seinen Carneval weniger öffentlich als vielmehr in Ballsälen und BergnügungSlocalrn Graf Murawjew auch von der Königin empfangen. Für Sonntag ist Graf Murawjew mit sämmtlichen Mitgliedern der russischen Botschaft mit einer Einladung zur königl. Tafel beehrt worden. DienStag wird derselbe die Rückreise nach Petersburg antreten. Orient. Zum Pracetz Stambulow. * Sofia, 23. Januar. (Telegramm.) Die im Jnlande verbreitete Meldung, der im Proceß Stambulow gegen die Mörder vernommene Zeuge Nischkow sei durch Ver mittelung der Regierung in einer Conservenfabrik in Brüssel angestellt, wird von der „Agence balcanique" mit dem Hinzu fügen für vollständig unbegründet erklärt, daß Nischkow als einfacher Privatmann nach Belgien abgereist sei. Die Aus sagen, welche er vor seiner Abreise vor dem Untersuchungs richter bezüglich deS ProcesseS gemacht hat, widersprächen sich vollständig und ließen den Charakter und die Vertrauens würdigkeit Nischkow'S in sehr zweifelhaftem Lichte erscheinen. Afrika. Tie italienischen Gefangenen. * Tjibuti, 23. Januar. (Telegramm.) Meldung der „Agenzia Stefani". Der Commandant deS Schiffes „Provana" empfing von RaS Makonnen die Nachricht, daß Negus Menelik Anfang Januar 2 Colonnen Gefangener nach Harrar abgehen ließ. Der Ge sundheitszustand der Gefangenen ist gut. Die von der italienischen Regierung gesandte HilfScarawane ist am 2. d. MtS. in der Nähe von AdiS-Abeba angekommen. Ter Vorstoh der Derwische. * Agordat, 23. Januar, früh 6 Uhr. (Telegramm.) Die Nacht ist ruhig verlaufen. * Nom, 23. Januar. (Telegramm.) Die letzten Meldungen lassen heute einen Zusammenstoß bei Agordat erwarten, wo General Vigano etwa 5000 Mann zusammenzezogen hat. Anscheinend hat die Besatzung von Kassala Auftrag, die rückwärtige Verbindung der Derwische zu stören und die dortigen Vorgänge durch den optischen Telegraphen zu melden. (Voss. Ztg.) Vom Niger. * London, 23. Januar. (Telegramm.) Nach einer Meldung des Reuter'schen Bureaus aus Egg an hat sich die gesammte Bevölkerung an den Usern deS Niger zwischen Lokotja und Eggan der Niger-Company angeschlossen, nach dem Eggan niedergebrannt worden war, damit es den FulabS nicht als Stützpunkt dienen könnte. Die Bevölkerung, etwa 10 000 Personen, hat auf einer Insel deS Flusses ein Lager aufgeschlagen. * London, 23. Januar. (Telegramm.) Nach einer Drahtmeldung auS Bonny brach dort am 21. Januar in Folge von Streitigkeiten zwischen dem Häuptling Jumbo und dessen Sclaven ein offener Aufstand aus. Die Sclaven setzten Jumbo ab, den die Europäer wieder ein setzten, worauf die Aufrührer die Europäer bedrohten. Diese bewaffneten sich und besetzten daS Telegraphenamt, das von den Schwarzen umzingelt, aber noch nicht angegriffen wurde. (Voss. Ztg.) * Die „Nat.-Ztg." schreibt: Verschiedene Blätter enthalten Mittheilungen über die angebliche Zerstörung der Haupt stadt des Sultanats Dagombo, Uendi, durch eine deutsche Expedition vom Togogebiete aus. Wie wir von zu verlässiger Seite erfahren, enthalten die an amtlicher Stelle Hierselbst eingelaufenen Nachrichten, die bis Ende November vorigen JahreS reichen, nichts von einem solchen Vorgänge. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement -er Finanzen. Bei der Staatsschulden. Verwaltung sind ernannt worden: Naumann, zeither Bureauassistent, als Secretair; Titt- mann, zeither Bureauassistrnt bei der Staatseisenbahn-Verwaltung, als Bureauassistent. Departement des Cultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die 2. ständige Stelle in Cunnersdorf. Collator: das königliche Ministerium des Cultus und öffent lichen Unterrichts. Einkommen: 1000 Gehalt und freie Wohnung. Gesuche sind bis zum 6. Februar an den königl. Bezirksschulinspector für Dresden»Land Schulrath Grüllich rin- zureichen; — zu Ostern zu besetzen: die Kirchschulstelle zu Bernsdorf. Collator: die oberite Schulbehörde. Gehalt: 1202 schul-, 741,70 kirchendienstliches Einkommen inclusive der Nutzungen aus Gärten rc. Ueberdies freie Amtswohnung und 72 sür Fortbildungsunterricht. Gesuche mit sämmtlicken Zeug- nissen bis in die neueste Zeit sinh bis zum 5. Februar bei dem königl. Bezirksschulinspector Schulrath Lötzsch in Glauchau ein- zureichen. — Zur Erledigung gelangt die 3. ständige Lehrerstelle zu Svremberg. Collator: das königl. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen 1000 Gehalt und freie Wohnung. Bewerbungsgesuche unter Beifügung auch des Zeug- nissrs über die musikalische Prüfung sind bis zum 6. Februar an den königl. Bezirksschulinspector Zimmler in Löbau einzureichen. Vermischtes. ---- Flensburg, 23. Januar. (Telegramm.) Infolge anhaltender Schneeverwehungen sind erhebliche Verkehrs störungen im Bahnbetriebe, besonders auf den nördlichen Bahnlinien, entstanden. Die Strecke Flensburg - Kappeln ist feiert. Nur Paris macht hiervon eine Ausnahme, denn während deS Umzuges des fetten Ochsen, deS dveuk xras, der wunderlich aufgeputzt und in Begleitung unzähliger MaSken zur Schlachtbank geführt wird, giebt eS an tollen Scherzen vielleicht keiner anderen Stadt etwas nach. Auch in Oester reich und Süddeutschland zeigt sich daS Faschingstreiben nur in geringerem Maße auf Straßen und öffentlichen Plätzen, desto lustiger geht eS aber in Gesellschaften, in HauS und Familie zu. Dagegen ist der Carneval am Rhein seit Anfang dieses Jahrhunderts, wo ihn die Fran zosen wieder einsührten, in vollem Flor, und die festlichen Umzüge in Köln, daS im Jahre 1893 die fünfzigjährige Jubelfeier seines CarnevalS beging, sowie die in Mainz, Trier, Aachen und anderen Orten der Rhein gegenden zeichnen sich nicht bloS durch treffenden Witz, ge diegene Satyre, sondern sehr häufia auch durch wahrhaft glänzende Costüme, originelle Ideen und gelungene Gruppirungen aus. Selbst protestantische Städte wie Leipzig, Hamburg und Berlin riefen Carnevalsgesellschaften ins Leben, deren Aufgabe eS war, den Carneval mit seinen Narren abenden und Maskenscherzen, seinem Festzug und Corso wieder einzuführen, und namentlich in Leipzig gelang die« wider Erwarten gut, so daß die festlichen Veranstaltungen in den ersten Jahren an solenner Pracht den Aufzüaen in den rheinischen Städten in nichts nachstanden. Leider aber zeigten sich später Ausschreitungen mannichfacher Art, so daß sich die Behörde veranlaßt sah, alle öffentlichen Kundgebungen zu verbieten und den Carneval mit allen seinen Schau stellungen in geschloffene Räume zu verweisen. Zu den Volksbelustigungen der Faschingszeit gehören ferner auch der Schäfslertanz und Metzgersprung in München und der Böttchertanz in Frankfurt am Main. Im FastnachtStage gipfelt — wenigsten« in den Ländern, wo er den Schluß deS CarnevalS bildet — die ausgelassenste Fröhlichkeit; gilt e« doch, sich für die beginnende Zeit der Entbehrungen im Voraus schadlos zu halten, denn nicht nur von Glücksburg ab gesperrt. Die Züge vom Süden treffen mit einstündiger Verspätung ein, die vom Norden mit zwei bis dreistündiger Verspätung und bleiben ohne Anschluß von Seeland und Fünen. — Wien, 23. Januar. (Telegramm.) DaS „Fremden blatt" meldet: Am Donnerstag waren unweit Skiernie- wice vor dem Eintreffen des Warschau-Wiener Schnell- uges große Steine auf die Schienen gelegt, augen- einlich in der Absicht, um den Zug zum Entgleisen zu bringen. Durch die Vorsicht deS Zugführers und die gute Construction der Maschine wurde dies verhindert. Ein Un fall hat sich nicht ereignet. Unter den Paffagieren befand sich der russische General Fürst Trubetzkoi. Die russische Gendarmerie leitete Erhebungen ein. 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Die trefflichen Meistersinger Rosen- blüt, Holz, Wickram, Ayrer und besonders Hans Sachs schufen solche Dichtungen, die freilich in Bezug ans Derbheiten die Grenze des nach unseren Begriffen Erlaubten zuweilen stark überschreiten. Später nahmen diese theatralischen Vor stellungen einen mehr streitenden, politische und gesellschaftliche Uebelstände geißelnden Charakter an, bis endlich die Drangsale des dreißigjährigen Krieges auch diese Spiele verschwinden ließen. Nur einzelne dürftige Ueberreste haben sich noch hier und da erbalten, und das Schönbartlaufen, Guggelfahren rc. ist ans dieselben zurückzuführen. Zwar ist nicht selten der Februar, der „kleine Horn", — wie ihn der deutsche Kalender zum Unterschied vom Januar oder großen Horn, nennt, weil im zweiten Monat deS Jahres der Frost nicht mehr die Macht hat, die Erde mit einer so festen, hornartigen Kruste zu überziehen, wie im Januar, — ein winterlich rauher und strenger Patron, und oft genug übertrisst er an Unfreundlichkeit bei Weitem seinen eisigen Vorgänger. Aber das Bewußtsein, daß es sich bald zum Bessern wenden muß, läßt daS scharfe Regiment leichter ertragen und trotz aller Unbilden der Witterung die Freuden des Faschings mit vollen Zügen genießen. DaS Jahr ist im Aussteigen begriffen, die Tage haben merklich zugenommen, und wenn endlich die lange Fastenzeit vorüber ist, dann erfüllt FrühlingSahnen die Brust, und die Christenheit wie die Natur feiern Ostern, da« große Fest der Auferstehung.
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