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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970129015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897012901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897012901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-01
- Tag1897-01-29
- Monat1897-01
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WWWPWWM „ IW)>U» >»U > »tz«ff tz» ft> gtt>db» Morgen-Ausgabe Me vroegeu-AuSgobe erschettrt «« »/,? Uhr. hli Ndau^EnsPcha Nr<hr>1>DA »> tz Uhr» NrWrti»» «ü LnuMs»: ». Wfi»e«»Wtz«»PAWtz«7Atze. Mille»: vtt» Ms»«'« Guutt«. ^Atsrrd E«hu) r»»n<nch». «uttzariueustr. », Mtt. «ck K«»Ig«platz 7. WpMtr.TagMM Anzeiger. Amlsvlatt des Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, -es Nnthes «nd Polizei-Amtes der Stadt Leipzig. 51. Freitag den 29. Januar 1897. AmzeigenPreiS die -gespaltene Petitzeile 8V Pffz. Reclam«» »ater dem RedacttonSstrich (4g» spalte») 50^, vor de» Famllle»nachrtchte„ (S gespalten) 40/4 Erüßerr Schriften lant vujerem PreiS- verzeichnib- Tabellarischer «nd Zissernsatz nach höherem Tarif Extra-Beilagen (gefalzt), »u» vir d.» Morqrn-AuSgab«, ohne Postbesörderu»« >l 80-, mit Postbeförderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abrnd-Au-gabe: Bormittag» 10 Ul>r. INorge »»Au-gabe: Nachmittag» 4 Uhr Bet de» Filiale» und Annahmestellen je ri», halbe Stunde frntzer. Anzeigen sind stet« an dir Expedition za richten. Druck »ad Verlag von L. Polz in Leipzig. 91. Jahrgang. England in Egypten. »Wir werden — schrieb Anfang December di« »Time«" —, wenn dieser Urtbeil-svruch (Rückzahlung der au« dem Reserve fonds der egyptffchea StaatSschulventilaungScass« zur theilwrisen Bestreitung der Kosten der englischen Dongola-Expe di tion entuonnueNea -00 OVO Pfund) in Kraft tritt, in der Lage sein, em gute« Stück afrikanischen Gebiete« erworben ru Hab« auf «asere eigenen Kosten und auf unsere Rech nung. England beabsichtigte da« nicht, al« der Sudanzug begonnen wurde: wenn aber der Spruch de-Appellgericht«- Hofe« rechtskräftig wird, so können wir un« nicht helfen (!). In diesem Falle und besonder« bi« die egyptische Staats- schuldencaffe zu einer einmüthigen Entscheidung gelangt, un« auszuzahlen, wird die Räumung Egypten« unmög lich,i werden al« je." Armer John Bull! Wir können un« nicht helfen l Wie könnte er sich auch der Gelegenheit entziehen, dem verur- theilteu egyptischrn Staate dir halbe Millwn Pfund Sterling zu leih«, damit er nachher eia« Grund habe zu sagen: erst da« Geld wieder, und daun gehe ich. Und dafür, daß da« Geld nicht wieder gezahlt werden kann, dafür laßt nur John Bull sorgen, so etwa« besorgt er fein. Aber davon, daß die LOS OVO Pfund Sterling, die der Feldzug in Dongvla verschlungen hat, von einem englischen General au«- gearb« tvurdeu, daß sie vor Allem den Bedürfnissen eng lischer Soldaten geopfert wurden, Leuten, die keine Spur von Recht haben, m Egypten Feldzüge zu unternehmen, sei e- gegen, sei e« mit dem erzwungenen Willen de« Khedif«, davon sagt die „Time«" nicht«. Und daß der ganze Sudan, soweit er Egypten angeht, nur durch die Schuld, durch die Machenschaften der englischen Diplomatie Egypten und damit der Cultur verloren gegangen ist, davon weiß die „Times" auch nicht«. Wenn also da- Blatt und mit ihm der ganze Troß der englischen Rufer im Streit von Erwerb)»»- auf „eigene Kosten" redet, nachdem die EnPltu-er «a« «»Glückliche Egypten in d« Sumpf geritten Hab« und e« durch die seit 188K betriebene planmäßige Aussauguug in möglichst knappen Geldverbältnissen zu erhalten bemüht grwesen sind, so ist da« eine schamlose Heuchelei und eine der englischen Unverfrorenheiten, wie sie sich die europäische Welt seit einer Reihe von Jahren von der gsULvt nutlon mit beispielloser Langmuth bieten läßt. Am 25. Juni 1882 unterschrieb — wir folgen hier dem Inhalt eine« in den „Grenzbotra" veröffentlichten Briefe« aus Kairo — der englische Gesandte Dufferin gleich den Vertretern der übrigen Großmächte in Thrrapia das so genannte Lslk-Vsn^ing krotoeol. Darin heißt e«: „Die durch die Unterzeichneten vertretenen Regierungen verpflichten sich, in keinem Arrangement, wie e« sich in Folge ihre« ver einigten Borgehen« in der Regelung der egyptischrn Au» gelegenheit« entwickeln könnte, weder irgend einen territorialen Bortheil, »och die Bewilligung eine« andern ausschließlichen Vorrecht«, noch irgend einen kommerziellen Bortheil für ihre Untertbanen zu suchen al« den, den nicht auch jede andere Nation in gleicher Weise erlangen könnte." Etwa 14 Tage später (11. Juli) schoß der englische Admiral Seymour ohne die geringste Veranlassung, soweit sie nicht von englischer Seite erfadelt war, Alexandria in Trümmer, wobei Hunderte von Ahnungslosen getövlet wurden. Und seitdem lastet die englische Occupation auf dem Nil- thale wie ein riesenhafter Polyp, der seine Fang- arme immer weiter ausstreckt. Derselbe Staat, der in feierlicher Urkunde mit den anderen Großmächten vereint jeder selbstsüchtigen Absicht fernzustehen erklärte, bat sich durch zahllose Jntriguen — bei denen entstellte Zeitung«- Nachrichten, die auf dem Eontinent gläubig nachgedruckt werden, die Hauptrolle spielen — in den Besitz fast aller wichtigeren Armier gesetzt. Kein Egypter kann in der egyptischrn Armee mehr al« Hauptmann werben, die Minister, die nicht nach der Flöte der englischen Räthe und UnterstaatSsecrelaire tanzen, werden wegintriguirt. Dabei beziehen alle Engländer märchenhaften Gehalt, natürlich zur Wohlfahrt des Lande« und der egyptischrn Rasse. 20 bis 30 000 das Jahr ist nichts Außergewöhnliches z ein simpler Lieutenant bat etwa 10 000 ^ (440 egyptische Pfund), der Generalissimus Kitchener Pascha erfreut sich eine- Gebalts von über 50 000 Mark. Die in denselben Chargen siebenden Egypter be kommen weniger, angeblich weil sie mit weniger auSkommea; warum aber auch ein deutscher Polizeihauptmanu mit weniger fertig werden soll al» ein englischer, dürfte schwieriger nachzuwrisen sein. Und warum hält England Egypten besetzt? Angeblich um die dortigen Europäer vor dem beständig drohenden Fanatis mus der Bevölkerung zu schützen, bis ruhigere Zustände ein- aetreten sein würden. Da« ist aber schon längst der Fall. Kein Volk ist geduldiger und ruhiger in socialem Sinne als der Egypter. Dir niederen Elasten, die Fellachen, ar beiten wie die Thiere. Und wer Gelegenheit hat, mit Egyptern der böheren Stände zusammenzukommen, der lernt in vielen von ihnen Männer vou achtunggebietender Bildung und von schätzenSwerthem Charakter kennen. Da« Land ist durchaus reif, sich selbst zu regieren. Die Unruhen im Sudan, daS HerauSharken der Mahdia sind Englands Schuld. Gordon ging mit seiner Schaar unter, weil er die englische Politik nicht verstand, als Ehrenmann nicht verstehen wollte. Seine Tagebücher sind eine furchtbare Anklage gegen „Ihrer Majestät Regierung". Während die „milden" Christen in die wehrlose Bevölke rung von Alexandrien hinriubombardirten, alle» Recht und Gefühl mit Füßen traten, hätte man zugleich von der „fanatischen und rohen" Heidenbande erwarten können, daß sie allen Europäern, wenigstens allen Engländern, die Hälse abgeschnitten hätte. Aber was tharen die „Barbaren"? In Kairo wurde kein Europäer an gerührt. Der egypt.sch-.. «°uverneur lief.rte zur Er nährung mittelloser Europäer täglich ^ anaewiesen. die Barmherzigen Schwestern bekamen ^0 ' , Diese Angaben sind den, trotz mancher weniger anspreche °e Stellen sehr lesenSwerthen »nd 'n Dmtschland leider v^^zu wenig bekannten Buche von H- Refiner. „ g)P enaliicher Occupation" entnommen, da« zur Zeit ,n« Arabisch übW! wird.>esen.r weist mi-Recht darauf hm,, daß^dre Culturmission der Englauder ui EgYP sehr bedenklichen Lichte erscheint wenn man daß , zahlreiche Schul... geschloffen haben daß sie, um Egypten zu schwächen und sich den Sudan gleichsam im 4 azmtke spätere, günstigere Zeiten zu sichern das m b°h-r Bluthe stehende egyptische Sudanland durch Zerlegung , , Staaten iu einen beständig« Kriegszustand Räuber- Dadurch wurden zahlreiche M.ss.on-geb.et den Räuber- schaaren des Mahdi preiSgegeben, und auf den Flur«, üb r die früher die reichen Handelskarawanen zogen, über der« Wege sich ein Telrgraphennrtz spann, brenn« setzt die Lager- feuer der Horden des Khalifa. Das wäre Grund genug, da« Vorgeben der Engländer zu verurtheilen, aber die Tonart m dem oben angeführt« Artikel der „Times" giebt zu denken, sie fordert mehr als bloße Verurtheilung: wenn eS England gelingt, sich durch ähnliche Finanzoperationen gleichsam zum Hypothekar- zläubiger EgypteuS, und zwar zum alleinigen, zu mach«, ,o ist Egypten England verfallen. Und daS wäre e,n furcht barer Schlag für den europäischen, namentlich für den deutschen Handel! Denn mit Egypten nimmt England auch den Suezcanal. Nicht mit Gewalt, bewahre. Da« würde Aufsehen, Entrüstung und Intervention zur Folge haben, und da« haßt John Bull. Er würde zunächst, von der häßlichen Contrvlc der Großmächte befreit, möglichst viel Kriegsmaterial im Lande festlegen zur Erhöhung des Nachdrucks. Dann würde er als Herr deS Lande« der Lowvagnie universelle ckuOaua! maritime cke 8uer durch Plackereien und Ränke da« Leben so sauer machen, daß diese froh wäre, wenn John Bull mit verbindlichem ^Ve cauuot stell» us die Angelegenheit auf seine so müden Schultern nähme. Eine um so näher liegende Möglichkeit, als sich setzt schon die Mehrzahl der Actiea in den Händen von Engländern, 177 000 Stuck seit 1875 in denen der englischen Regierung befinden. WaS aber der Verlust de« internationalen Charakter- de« Suezcaaal« für den Handel bedeutet, werden am besten einige Zahlen lehr«. England brauchte den Canal keinem zu verbiet«, auch keine be sonder« Erhöhungen deS Durchgangszolle- für concurrirende Nationen vorzunehmen; daS wären alle- überflüssige Gewalt- maßregeln. ES brauchte nur — und Niemand könnte ihm darüber Vorwürfe machen — seinen Schissen den Durchgang freizuaeben, und der englische Fracht- verkehr wäre stors a« eoucom-s. Trotz eines solch« etwa vier Procent rentiren. DaS Gesammtcapital bclrägi einschließlich der Immobilien 12 800 000 -j- 3 000 von —, 15 800 000 Pfund Sterling --- 318 000 000 Ein- Verzinsung zu vier Procent erfordert 12 640 000 -/l T Nrttoeinnahme (1890) betrug 53 780 000 In diesem Jahre passirt« 5 331 094 englische Tonnen. Die Abgabe fii v die Tonne beträgt 10 FrcS. -- 8 da« macht 42 648 752 Mark. Es verbleiben also noch 11 181248 England könnte also seinen Schiffen den Durchgang unentgeltlich ge statt« und würde vabei immer noch eine Verzinsung des Capital« zu 3^/«—4 Proc. haben. Was daS für die übrige Handelswelt bedeutet, kann man daraus ersehen, daß z. B der Lloyddampfer „Friedrich der Große" 70 000 Canal gebühr zu zahlen hatte. 1890 passirt« 275 deutsche Schiffe den Canal, die für 490 586 t — knapp gerechnet — S 924 688 Mark zahlt«, also durchschnittlich 14 271 für da« Schiff Inzwischen hat sich nicht nur die Zahl, sondern auch der Toanenzebalt der deutsch« Schiffe bedeutend vermehrt. Den vou der Compagnie dem Verfasser diese- Artikels zugestellten Angaben ist zu entnehmen, daß 1895 314 deutsche Fahrzeuge den Canal benutzt« mit einem Nettotonnevgehalt von 893 645 Tonnen. Die Tonne zu 8 gerechnet — es kommen mit Allem, wa« dazu gehört, aewöhnlich argen 10 ^ heraus —, wären also im vorigen Jahre gezahlt worden 6 549 160 >4k, für das Schiff also durchschnittlich 20 857 ^ Bei solchen Mehrkosten wäre die deutsche Schifffahrt ohnmächtig gegenüber der englischen Concurrenz. Der Frachtverkehr der indisch-australischen Linie ginge zum größte» Theil in die Hände der Engländer über. Es wäre eine Erhöhung der Frachtsätze zu erwarten, die, ohne den Vorsprung vor der Concurrenz wett zu mach«, doch eine fühlbare Verschiebung der Preise mit sich bringe» würde Gerade die täglich« GebrauchSerzeugniffe: Kaffee, Thee, Zucker, Baumwolle u. s. w. würden davon getroffen werden, bis tief inS Binnenland hinein würde der Wellenschlag Vieser Bewegung dringen. Nicht nur unsere HandelSintereffen, die Jnteresien unsere- ganzen Volke- stehen auf dem Spiel. Und wenn England gar den Durchgangspreis erhöhte! Genug: England darf um keinen Preis Herr Egyptensund damitHerr deS Suez canalS werden. Noch ist eS Zeit. Noch hat der Egypter nicht das Gefühl für seine Unabhängigkeit verloren, noch hat England nichi festen Fuß in, Sudan gefaßt, noch hat es keine auf bedeutende vecuniäre Leistungen gestützten Rechtsansprüche auf da« vou ihm besetzte Egypten — alle- Gründe, die einem gemein samen Vorgehen der europäischen Mächte den Er folg sichern werden. Aber e- muß bald geschehen. Die armenischen Greuel haben den Brennpunct der orientalischen Frage von Egypten abgelenkt. John Bull benutzt daS, um im Stillen zu arbeiten. Mit welchem Erfolg, liest man aus dem verhaltenen Triumph der „Time-" heraus „Hofbrau, ade!" Plauderet von R. Freiherr» v. vehdlttz («Sache»). Eiae betäubrade Neuigkeit hat die civllisirte Welt über rascht. Weiß es etwa Jemand noch nicht? — Man höre, staun«, bekreuzige und «ts«e sich; «an fühle fich gerührt, erschreckt, erschüttert, von Weltschmerz erfaßt; man zerdrücke eine Thräue tiefster Dehmnth — kurz, «au vernehme da« wichtigste, wa« da« Culturleb« unsere« immer kürzer werdenden JahrhunderrzipfelS au epochemachenden Momenten anfzuweisen hat: der Mittelpunkt der Welt, da« königlich bayerische HofbräuhauS da unten am kleinen enge», düsteren „Platzl" zu München an der Isar, da« Mekka aller ehrlichen Biertrinker — e« wird um geh aut! — Ja, wa« sind alle Culturfortschritte, Röntgrnstrahl« und flüssige Luft, Heilserum und aSrostatische Bergbahnen, wa« bedeuten alle politischen Umwälzungen, Krisen, Enthüllungen und Fluchten »n die Oeffentlichkeit gegen di« stützende That- sache, daß unsere weltberühmte, schmutzig«, winklige, aber alt-edrwürdige Bierbude, da* HofbräuhauS, vom Erdboden verschwindet?! Fremde, di« im Sommer »ach München komm« werdeu, mögen die« i« Auge behalt«: e« wird ihn«, wenn fie gewohnheitsgemäß ft, durstiger Eile »ach dem Platzl trab« und dort nicht« wie Bretterzäune, Kalkkaub und Ziegel- juhren zu seh« bekommen. Wohl «naussprechlich weh um« Herz werden, und etwa« wie die tragische Stimmung Eha- iniffo's, als er da« Verschwind« seine« väterlichen Schlosse« Bonconrt in den bekannt« rührenden Vers« beklagte, wird auch sie ergreifen: Und bi- von der GW« verschvnmde». Und ei» ««rtelimtb Wt üb« dich hin! Lacht nur, Ihr die Ähr kein ehrliche« deutsche« Bierherz ,m Leibe habt! Aber uu« ander«, die wir altheilige« Brauche aemäß ua« früh. Mittag« oder Abeud« dort »uteu ausre Stärkung in aller Lrbcnsooth, unser» Trost i» all« Srraerniffe» hinterm gemüthlicheu kühl« graue» Steiaknig zu hol« gewohnt war«, wie die Väter und Großväter e« z et Han, und wie die Söhn« und Enkel e« — »SIT VTT EP«»«» EM — »WWW»»» NNRHDHäMLL» — hoffentlich ihn» werde», hi« da« letzt« Faß augestoche» ist und der letzte Weltkatzenjammermorg« trübroth und schaurig heraufdä««ert, lacht «eiuetwegen Euer herz lose« Sach«! — Wir «ah« doch da« Wsre Theil erwählt; »,r war« treu de« alt« bieder» schmucklos« Bau. wir hatten unser, Fried« gemacht »ft de» sonderbar« Zuständ« da a»t«y wir hält« ohu« ei»« Momeut de« Zaudern« ei»« Sruddot« de« „deatsch« Reichsvereiu« -eg« Ber- unremimmg de« Vaffm«, der Lust »d vss v»d««" jlon a» di» Wst «Wt, «ff »aß « d« H-Wst» Hosbräu-Vier- . Und »a Wmat «»»is lieh« ««der». Z sl eit mit ihren „Anforderungen", Landtag und Regierung be- chließen den Umbau, und Alle« muß verruujeniert werden. Da« Ding sah ja, unter unS gesagt, schauderhaft au-, da« mag wahr srm.*) Aber schön war'« Loch. Zum Beispiel der Eiagana! Al« ging- in eine dörfliche AuSspannuna. ein schwerer düsterer Thorbogen, link« und rechts einige Radi weiber und Zeitung-Nymphen; dahinter der sogenannte Hof, eia traurige« lange- Stück Luft mit Tabakswolken und mehr oder weaiger blauem Himmel. Recht« die unter einem Holz dach angebrachten Tische und Banke, für die, welche frische Lust noch nicht ganz für entbehrlich hielten; — besonder« Fremde saßen da mit ihren Frauen, mit knallrothem Bädecker und umgeschnalllem Opernglas .... Link« aber der Eingang in- Allerheiligstr, in die Bier stuben, oder wie man hier sagt, da- Bräustübl. Da trat man, an den herumstehenden Trinkern vorbei, dirrct an die Schänke. Dort war im finstern Winkel irgendwo ein Brunnen, au dem man seinen irgendwo ausgegriffnen Krug auSspülte („auSschwab'a" heißt man» auf gut bayrisch) und, die abgezählten 26 dazulegend, den Krug dann dem Schank kellner präsentirte. Eine flackernde Gasflamme beleuchtete die Scene, — die im Eisengeländer einander drängend« Durstiaen, d« nassen, bierschwimmenden Blechtisch, und den Schänkkellner, den nimmer rastenden Hünen, der Hektoliter „lupft" und mit d« Krügen hantirt von früh bi« spät, als sei da« Alle« eia leichte« Kinderspiel; aber gar gewaltige Muskeln und ein höchst respectabler Rücken gehört zum Hand werk. Zu einem Handwerk, nebenbei gesaat, das in zehn Jahr« seinen Mann in« alte Eis« wirst, aber da« ihn auch dabei zum wohlhabenden Rentier macht. Uad nun weiter link« in die Trinkstuben, an den drängenden, hinaus- oder hiariuwolleuden Leuten vorbei, Männlein und Weibleiu, — meist aber, je weiter wir kommen, desto mehr Mannlein. Denn da hinten regiert zuletzt doch, trotz einzelner Ausnahmen, der trinkbare seßhafte Mann, und da« „zarte" Geschlecht ist nur durch die ur ... wüchsigen Kellnerinnen vertreten. Ja. dies« alten, gutem braven Hofbräuhebeal Wie die Bergbabuloeomotiven, mächtig, gliedergewaltig, selbstbewußt, nur durch ihr Erscheiueu schon sich Platz schaffend im Gewühl» höchst«» mal mit der kraftvollen Stimme: „Sauc', meine Herren!" in die Menge rufend, so stürmt da da« krua- beladen«, schüffeltragend«, echte, alte Münchner „Maß- liebchen" vorbe,. Auf Liedreiz «ud Wespentaille, ckgaute Frisur uud zarte Hände hat st« schon zu Zeit« »ufrrer Väter verzichtet; aber da« ficht uu« nicht an, denn wir wissen, wa« wir vou ihr wall«, «nd fie steht « uu« au« lauaer Erfahrung a», was sie vou uu« wolle» kann: wir wolle, die frischest« MaL so «ah« »ach dem Anstich al« nur möglich, »ud fie will von »»« »nr da« landesübliche in Kupfer zu entrichtend« Trinkgeld. dafür aber auch »och «iu paar Scherzwort«, freundlich« Lreiugab« gemüthlich- *) >« wurde 1-«« «chmck »ud seit Auf,»« de« Iahehundeü« nicht wetz, veqWßeet T. «ed. kneiphafter Natur, kräftig wie ein Rettig, aber würzig wie unser „Anstich". Und wir sie versteht, unseren vielleicht ur alten Scherz heimzuzablen! DaS sprudelt nur so zwischen aeschäftlich« Äeußerungen wie: „Zahlen, ja! — Zwei Brod? — Geb Katbi, schau Deinen Studenten nach! — Zwei Paar Weißwürscht, zwei Maaß? — Psüat Gott, Herr Docter. — Glei! — Dan!' schön! — Ja wohl. War m'r schv' gnua." — Und da« redet da« Ehrenweib den ganzen Tag fort, und kommt doch nicht um ihre» Verstand, und noch weniger um ihr Brod, und arbeitet fort und fort Tag für Tag, Winter und Sommer, Jabr aus, Jahr ein, und im Frühjahr, in den erst« Maitagen, wenn der gött liche Hofbräubock fließt, weiß sie noch genau zwischen Bock- durstigen und Bierlustigeu zu unterscheiden. Denn daß man daS nicht übersehe: Bock und Bier sind nicht dasselbe, nickt nur der Preis, nein, auch der Name unterscheidet sie. Daher denn der echte Münchner den komi schen Au-druck „Bockbier" gar nicht versteht. Da« kommt ihm vor wie etwa eine „viereckige Kugel". Bier ist eben kein Bock, und Bock ist kein Bier. Aber, meine Herrschaften, haben Sie sich nun gestärkt? Dann bitte folgen Sie mir weiter. Denn ich habe Ihnen noch Manche« zu zeigen, und unsere Zeit ist bald um, die Maurer warten m,t Pickel und Hacken, um die alten lieben, bierumdünsteten Mauern einzureißen. Also vorwärts in« eigentliche alte Hofbräu, in die Räume, die jene« welt berühmte Getränk seit so vielen Jahrzehnten entstehen sahen. Denn da« ,st ja der innerste Kern unsere« bierehrlichrn Herzweh«: nicht nur der alte Hof uud links unten die Schänke, nein daS wahre eigentliche Hosbrau selbst, die alte Brauerei mit ihren Sudraumen, Kiihlpfaanen. Gährkellern uud allem drum und dran, — Alle« soll falle«, Alles soll vom Erdboden verweht werden . . . Genug, wer'« heute nicht mehr besucht, der sieht'« nie wieder, und wenn er Tausend Jahre alt wird und täglich zwanzig Liter trinkt. Als»! Schräg hinüber aehen wir, über den Hof. in« Sudhaus. Dean daß in dies« Neinwinkeligen Raumen nicht auch »och Platz ,st für die Mälzerei, da« sehen wir wohl e,a. Ehedem maa da« wohl so gewesen sein, heute wird schon snt viel« Jahr« draußen gemälzt, in Haidhausen, wo fie d,e ganze eine Seite der hübsch langen Wieoerstraße /öuiglich« mechanischen Hofbräubierfabrik" um- gewandelt haben. Aber se, dem, wie ihm wolle, hier fängt d,«vereit»ag de« Gerstentraukr« an. Hier ist, mitt« ,n alt« kolossalen schweren Wölbung«, Mauern und Treppen ««k «»»«lSugl'ch ««worden. Sudhau« mit sriu« 7!. p"r Eudpfan»en. seiner außen an- aedrmtzt« dumpf dröhuendeu Feuerung. Hier scharr. Vierfieder, hier putzt der Pfanneubursch dL riesig. »»«, '» der de«« morgeu wieder da« dram,« Ser«e»in»r vraueuS, der Bräumeifter, m»p p^t^p^^^dir 16L* -Würz." (da. un.ebopL vi«),"L wühft ^«^L -«s «nd läßt .«ffchwL,,«- m,d überwach! dst.Wr- maische" und commaudirt da< Hopfen. Zuletzt auch girbl er da- Signal zum Ueberleiten de« fertig« Gebräu« aus die Kühlpfaanen, die »ach der Straße zu in luftigem, großem Raum flehen, von der Außenwelt weniger durch Mauern getrennt al« durch riefige Feusterbogen, di« nichi mit Gla«, sondern mit Holzjaloufien verkleidet find, durch deren Querspalten der mächtige Kühldampf entweichen kann Haben Sie diese Wolkenballen nie gesehen, da draußen an der Ecke de« „Platzl" und der BräuhauSgaffe? — Nun also, da« war der Dampf au« den Kühlschiffen. Ist daaa einmal da- Bier kühl genu^, so wird e« hinüver geleitet, quer übe, den Hof, in die Gahrbottich«. Dort unt« herrscht arktische Temperatur; dort wird die braune Fluth gezwungen, eine: langsamen, vorsichtig überwacht« Gähruug sich hinzugebr», um dann in großen, auf Wag« stehenden Fässern in die draußen in der Vorstadt befindlich« Lagerkeller gefahren z» werden. Und dort endlich Aber nun bitte recht schnell, denn die Maurer lass:> sich auch durch dir Spende einer Extramaß nicht länger halte/ recht schnell noch einmal hinüber iu die echte alte Bräustul die neben dem Sudbau- rivgezwäogt, recht« vom Hof, i.> ersten Stock liegt. Alte, enge, runde Treppen führen hinai Oben eine enge Thür in riefig dicker Mauer. Der Rau selbst ein sonderbare« Ding, Fenster oben und Fenster unt^ wie in einer uralten Eavelle: einige eiserne „Schlauder quer durch den Raum: Bänke und Tische; ein aller Os ein paar Plakate.'an Haken einige Kleider von Bräuburschen Denn hier ist die ErholuogSstatt der Bierfabrikanten »u. ihrer hilfsbereiten Arbeiter; hier ist, mit einem Worte, ra- echte, wahre „Bräustübl". Da« ist der heiligen Bierräumc wahrhaft allerheiligster, in den selten rin Fremder einmal einen Blick aeworfen hat, den ich aber nun, da die bergende» Mauern fallen, gern Allen zeige, die ein Herz für da« alle, gute, liebe Hofbrauhau« haben. Und nun hinaus! Hiuau« in« feindliche Leben, — aber Vorsicht vor fallenden Ziegelbrocken und nachstäubendem Kalk schult. Denn die Stunde bat geschlagen, uud unser „Mittel puoct" fängt unwiderruflich au, nicht mehr zu sein. Ta? Alte stürzt, e« Ludert sich die Zeit! Mond, verhülle dein Angesicht; — oder wenn e« möglich ist, sage mir, ganz unter un«, wo ich noch geschwind rin Maß frisch angestocheuen Hofbräu« finde» könnte, eh« der Weltuntergang definitiv hereinbricht . . . Nun —, ein süßer Trost ist un« trotz alledem geblieben nur die äußere Hülle wird dem Wandel der Zeiten uatr> worfen; die geweihte Stätte selbst, die so mancher gul. Mensch betrat, bleibt der trinkfesten Nachwelt unverlorr», und so wird hoffentlich auch fer»erhin da« alte Münchener Volkelied sei»« Geltung behalten und bewähr«: ,ckß« l»»g da bruut' am Platz l Steht »och daS hosbrikchaos Go laug mrdt di« G«n»a1bltchk»tl In tKiiach«» »och uft au«.
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