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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.01.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970130017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897013001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897013001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- S. 746-749 fehlen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-01
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Gröbere Schriften laut unserem Preis- vrrzeichniß. Tabellarischer und Zifsrrnjatz nach höherem Tarif- Extra-Beilagen (gefalzt), ,»r mit d.e Morgen»AuSgab«, ohne Postbrförderung e 60.—, mit Postbeförderung e 70.—. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abeud-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen »Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halb« Stunde früher. Anzeigen sind stet» au die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 53. Sonnabend den 30. Januar 1897. 91. Jahrgang. Für und Alrii L kann da» Leipziger Tageblatt durch alle Postanstalten dcS deutschen Reiches und Oesterreich-Ungarns zum Preise von 4 .<?! bezogen werden. „ In Leipzig abonnirt man für S ./< mit Bringerlohn S ^i! 7» ^ sür beide Monate nnd nehmen Bestellungen entgegen sammtliche ZcitungSspeaileure, die Hanvtexpedition: Johanuesgasse 8, . ^ ^ die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz 7 und Universitätsftratze 3, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstraste 35 Herr L. 0. Llllel, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraste 1 Herr ^keoä. kelor, Colonialwaarenhandlung, Brühl 80 (Ecke Goethestraße) Herr Uerin. He88ko, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Straste(Thomasiusstraßen-Ecke) Herr Ollo k'rrmL, Colonialwaarenhandlung, Löhrstraste 15 Herr Lilurud üetLor, Colonialwaarenhandlung, Marschnerstrahe 0 Herr I'aul 8elu-«>1ber, Drogengcschäft, Nürnberger Strafe 45 Herr 11. L. Aldreelit, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr llobert Orolner, Zweinaundorser Straße 18, - Eutritzsch Herr Robert Altner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Herr Rodert Altner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Lindenau Aldert lüluäner, Wettiner Straße 51, Ecke Waldstraße, Buchbinderei, - Neustadt 8edelt'8 Aiinoneeii-LxpeiHtloii, Eisenbabnstraße 1, Peterskirchhof 5 Herr Aax Xlertd, Buchbinderei, Ranftsche Gasse 6 Herr Rrleür. Rl8elier, Colonialwaarenhandlung, Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. Lnxelwann, Colonialwaarenhandlung, Schützenstraße 5 Herr öul. 8e!iüiil1<-ken, Colonialwaarenhandlung. Westplatz 32 Herr tt. vlttrlod, Cigarrenhandlung, Aorkftraße 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 0. vodU8, Colonialwaarenhandlung, Zeitzer Straße 35 Herr V. KÜ8ter, Cigarrenhandlung, 'in Plagwitz Herr 11. 6rütLmann, Zschochersche Straße 7», . Reudnitz Herr IV. Ruxmann, Marschallstraßc 1. - . Herr Lernli. Weder, Mützengeschäst, Leipziger Straße 6, - Thonberg Herr L. Üänt8ed, Reitzenhainer Straße 58. . Bolkmarsdorf Herr dl. 4. Aauwani», Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Laiserthum und Zocialismus. Bon Prof. Karl Biedermann. In einer zahlreich besuchten Versammlung des diesigen „National-Socialen Verein»" hat.' der bekannte Pfarrer Naumann obiges Thema besprochen. Er hat für seine Aus führungen „lebhaften Beifall" geerntet, von einer nambaften gelehrten Autorität offene Zustimmung erhalten, von keiner Seite Widerspruch erfahren. Er hat dabei mit gewohnter Redegewandtheit die Tat sachen in dasjenige Licht gerückt, in welchem er sie gesehen haben möchte, freilich zum Theil auf Kosten der Wahrheit. So, um einen wichtigen Punct hervorzuheben, verfährt er höchst ungerecht gegen die socialpolitische Gesetzgebung der 80er Jahre und gegen deren hochver diente Schöpfer, unseren unvergeßlichen Kaiser Wilhelm I. und besten großen Reichskanzler, den Fürsten Bismarck, wenn er behauptet, diese Gesetze hätten zwar wohl auf dem Gebiete der Versicherung gegen Krankheit rc. bedeutsame Reformen schaffen „wollen", nicht aber „auf dem Gebiete deS Arbeiter schutzes und der Vertretung der allgemeinen Arbeiterintereffen." Oder betrifft es etwa nicht den „Schutz deS Arbeiters" und die „allgemeinen Arbeiterintereffen", wenn der Arbeiter gegen die nachtheiligen Folgen von Krankheiten und Unfällen im Betriebe wirksam gesichert, wenn ihm bei Invalidität nnd im höheren Alter eine feste Rente zugebilligt wird, die ihn wenigsten- vor eigentlicher Noth schützt? Ist es etwas Geringes, daß in Einem Jahre die Krankenkassen 7 — 8 Millionen Versicherte umfaßten und 2 800 000 Kranken zu Gute kamen, die Unfallversicherung sich auf 18 Millionen erstreckte und in 266 400 Fällen 64 Millionen Mark Entschädigungen gewährte, daß bei der Invaliden- und Altersversorgung 14 t/» Millionen Personen betheiligt sind und daß von diesen im Laufe von sechs Jahren 265 077 die Altersrente, 142,502 die Invalidenrente bezogen? Ist eS etwas Geringes, wenn binnen derselben sechs Jahre im Ganzen kraft der Versicherungs gesetze nahezu 2000 Millionen Mark an die Arbeiter gegeben wurden, davon der größte Tbeil auf Kosten der Arbeitgeber, und daß daS von Letzteren jährlich zu bringende Opfer aus 127 Millionen Mark geschätzt wird? Ist e« nicht ein schweres Unrecht gegen den hochherzigen Kaiser Wilhelm I., wenn die aus seiner Initiative hervorgegangenen arbeiter freundlichen Gesetze in ihren Wirkungen verkleinert werden, als hätten sie nur gewisse Reformen zu Gunsten der Arbeiter einführen „wollen", und gegen den Fürsten BiSmarck, wenn angedeutet wird, sein Naturell „als Junker" sei schuld, daß er sich „von den socialistischen Ideen der neuen Zeit ab- gewandt habe?" Ebenso falsch ist eS, wenn Pfarrer Naumann den angeblichen Wandel in dem Berhältniß unseres dermaligen Kaisers zur Socialdemokratie darauf zurücksührt, daß diese letztere im Reichstage sich den nationalen Interessen der Wehrhaftigkeit und Macht de- Reichs feindlich erwiesen habe. Der Kaiser erkannte je länger je mehr, daß die von ihm den Arbeitern zugedachtea Bortheile vielfach von der Socialdemokratie nicht in deren, sondern in ihrem eigenen Parteiintereffe ver wertbet würden (er hat davon schon beim großen Bergarbeiter streik eine ihn sehr enttäuschende Erfahrung machen müssen), er sah, wie die Socialdemokratie sich immer unverbohlener als RevolutionSpartei entpuppte, wie sie grundsätzlich und plan mäßig alle Grundlagen der Staat-- und Gesellschaftsordnung, Autorität, Religion, Sitte, Familienleben, untergrub, und so kam er — obne deshalb an seinem warmen Gefühl sür die Arbeiter einzubüßen! — endlich zu jenem bekannten Aufruf an da- deutsche Bürgerthum, ihn bei Bekämpfung der gemein gefährlichen Socialdemokratie nachdrücklichst zu unterstützen, eine Mahnung, di« leider ungehört verhallte, wie auch diese neueste Naumann'sche Rede und der ihr gezollte „lebhafte Beifall" beweist. Denn wenn Pfarrer Naumann sich auf die angebliche „Thatsache" beruft, „daß der revolutionaire Gedanke immer mehr und mehr in der Abnahme begriffen sei, daß man auch in socialdemokratischen Kreisen sich mit der Aussöhnung mit der heutigen Staatsform vertraut mache", so ist da» nur ein neue» Anzeichen von der Unklarheit und Selbsttäuschung, die leider vielfach in den Reihen Derer herrscht, welche sich zu Vertretern de» „SocialiSmuS" aufwerfen und von denen Pfarrer Naumaan em Tyvu» ist; ein« Unklarheit, durch deren Lmeintraguug ia weite Kreis« de- Bürgerthum» eben diese Männer eiu« schwere Schuld auf sich laden. Wenn nun vollend» Pfarrer Naumaan als eine Bürg schaft für die Sicherheit des von ihm empfohlenen Bündnisse- zwischen Kaiserthum und SocialiSmuS auf Seiten der Social demokrati« da» Lbthua ihrer „republikanischen Traditionen' fordert und als etwas leicht zu Erreichendes vorauSzusetzen scheint, so ist dies im günstigsten Falle der Gipfelpunkt einer Naivität, von der ihn wahrscheinlich schon sehr bald die lauten Proteste der socialdemokratischen Blätter gegen ein solches Bündnißgescbäft gründlich curiren werden. Pfarrer Naumann wünscht und erhofft „ein sociales Kaiser- tbum" und er ist kühn genug, unserem erlauchten Kaiser diesen Wunsch an seinem Geburtstag gleichsam als ein An gebinde darzubringen. Wir theilen diesen Wunsch, wenn darunter em Kaiserthum verstanden wird, welches ia richtiger Erfassung und werkthätiger Ausführung gesunder socialer, arbeiterfreundlicher Ideen — obne Rast und ohneHast— seine ganze Macht nnd Aufmerksamkeit verwendet, welches aber ebenso fest und klarbewußt den für die wahren Arbeiter interessen verbängnißvollen Bestrebungen und Absichten der Socialdemokratie als politischer Partei entgegentritt. Wir sind überzeugt, daß Kaiser Wilhelm II. eb»so wie sein ruhm voller Großvater ein solches sociales Kaiserthum will und zu bethätigen sucht, nicht aber ein solches, wie daS Ideal deS Pfarrers Naumann, wobei er den Socialdemokraten, sei eS auch als nur verkappten Republikanern, die Hand zum Bunde reichen müßte. Nachschrift. Die obige Besprechung der Naumann'sche« Rede erfolgte auf Grund der ersten Berichte darüber, wie solche dem „Lcipz. Tagebl." zugegangen. ES lag mir daran, daß man außerbalb Leipzigs so wenig lange als möglich unter dem Eindruck bleibe, als sei der „laute" und „anhaltende", von keiner Seite angezweifelte Beifall, den die Rede in der Eentralhallen-Versammlung gefunden, wirklich die Stimme Leipzigs. Ein Protest dagegen scheint in der Thal um so nothwendiger, als Pfarrer Naumann in seinem Schlußwort gesagt hat: . „Zum Sitz deS National-Socialen Vereins sei Leipzig aus dem Grunde gewählt worden, weil eS eine Industriestadt mit Universität ist; dadurch sei die Möglichkeit gegeben, die Bildungselemente herüberzubringen". „Auf die Seite des National-Socialen Vereins", soll damit gesagt sein. Diese Hoffnung deS Redner-, Industrie und Universität Leipzig zur Brutstätte seiner national-socialen Hirngespinnste zu machen, wird, wie ich zu dem gesunden Sinne meiner Mitbürger vertraue, zu Schanden werden. Die Berichte in den „N. Leipz. Nachrichten" und im „General-Anzeiger", di« ich im Obigen noch nicht berück sichtigen konnte, enthalten sachlich nicht- eigentlich Neue-, nur bekunden sie noch deutlicher daS Schwanken des Redner« zwischen der „Socialbemokratie" und einem nebelhaften, von ihm „national" genannten SocialiSmuS. BemerkenSwerth ist eine Stelle, auS welcher hervorgeht, daß Pfarrer Naumann den socialdemokratischen (kollektivistischen und republikanischen) „Zukunftsstaat" wirklich als den Staat der Zukunft be trachtet, gegen der er auch allem Anscheine nach nicht« ein zuwenden hat. Nach dem Bericht der „Nachrichten" räth er der Socialdemokratie, „ihre Macht (!) jetzt schon nutzbringend für den Staat zu verwenden, von dem sie einst Besitz nehmen will". Die« verdeutlicht die etwa» unklaren Worte in dem Be richte in der Abendnummer de- „Leipziger Tageblattes": „Die Socialdemokratie möge den republikanischen Gedanken in den ersten Theil ihre» Programm- setzen, der den Zu- kunftSstaat behandelt. Dann bleibest) er ein Debattir- stück und werde den jetzt (I) zu erstrebenden Zielen entrückt." Im „General-Anzeiger" , der, wie ich höre, da« Organ der neuen Partei werden soll, ist jener Gedanke verschleiert; nur soviel ist gesagt, „die Arbeiterschaft wolle sich eine neue, «inbeitliche Gesetzgebung schaffen"; um da- aber zu können, müsse sie „anerkennen, was zunächst noch (!) lebensfähig und kräftig sei von den alten Mächten und Gewalten". Da« eigentliche Ziel der Naumann'schen Gedanken und Wünsche kann hiernach wohl nicht zweifelhaft sein! Deutsche- Reich. * Leipzig, 29. Januar. Die Herren Naumaan und Genossen machen bekanntlich den maßgebenden Faktoren in Deutschland die bittersten Vorwürfe darüber, daß sie «icht Hal« über Kopf auS einer Socialresorm in die andere sich stürzen. Im tz 1 ihre» Erfurter Programm» sagen sie, „daß sie die wirthschaftliche und politische Machtentfaltuug der deutschen Nation nach Außen für die Voraussetzung aller größeren socialen Reformen im Innern halten"; da» kann, wenn e« einen Sinn haben soll, doch nur heißen, daß Deutschland an neue sociale Reformen nicht eher gehen kann, als bi« r» durch wirthschaftliche oder politische Machtmittel die mit ihm auf dem Weltmärkte concurrirenden Staaten zur Nachfolge auf dem Wege socialer Reformen hat zwingen und dadurch von der deutschen Industrie und der deutschen Landwirthschast die Gefahr der Ver drängung vom Weltmärkte durch billiger producirende Concurrenten hat abwenden können. Wie wenig aber die von der internationalen Conferenz zur Regelung deS Arbeiterschutzes, welche im März 1890 in Berlin tagte, gegebenen Anregungen bei den übrigen Mächten ge- frucbtet haben und bei dem geringen Maße der dem deutschen Reiche zu Gebote siebenden wirthsckastlicken und politischen Machtmittel haben fruchten können, weiß Jeder, der e- wissen will, und müßte Jeder wissen, der über solche Dinge zu reden sich unterfängt. Genaueres erfährt man jetzt darüber durch Mittheilungen aus der Schweiz über die dort und von dort auS unternommenen socialresormatorischen Schritte. Im Sommer 1895 wurde dem BundeSrath von den eid genössischen Räthen der Auftrag ertheilt, daS Thema einer internationalen Regelung der wichtigsten Fragen des Arbeiterschutzes wieder aufzunebmen. Auch diesmal lautete der Bescheid, daß auf Grund der eingezogenen Er kundigungen der Zeitpunkt zu erneuter Inangriffnahme des Problem« wenig günstig sei. Nichtsdestoweniger beschloß daS Industrievepartement, einen Fühler in der erwähnten Richtung auSzustrecken, und richtete am 1. Juni 1896 an die schweize rischen Vertretungen bei den europäischen Industriestaaten ein Schreiben, in welchem eine Specialfrage auS dem weiten Gebiete der Arbeiterschutz-Gesetzgebung in den Vordergrund gerückt wurde, nämlich die Errichtung eines internatio nalen Bureaus für Arbeiterschutz. Dasselbe sollte die Aufgabe haben, die einschlägige Gesetzgebung und Statistik aller Länder zu sammeln und berauSzugeben, jährliche Berichte über den Fortgang der Socialgesetzgebung zu veröffentlichen und als Informationsstelle zu dienen. Dieser Punct war bereits in der Berliner Conferenz berührt worden, hatte aber in so positiver Form in den von ihr den Regierungen zur Nachahmung empfoblenen Leitsätzen nicht Ausdruck gefunden. Die Aufforderung der schweizerischen Regierung an ihre Vertreter sah von jedem übereilten Vor gehen bezüglich de- zu gründenden Bureau- ab und wollte zunächst durch eine Umfrage unter der Hand lediglich er kunden, wie in den betheiligten Staaten die Stimmung für die Ausführung eines solchen Plane« beschaffen sei. Der Berner „Bund" ist nun in der Lage, die Quintessenz der eingegangenen Antworten auf die vertrauliche Anfrage de- BundeSratbs zu registriren. Demnach liegt von keiner Seite die Erklärung vor, daß irgend welche Aussicht bestehe, die internationale Regelung von Arbeilerschutzfragen gegen wärtig mit Aussicht auf Erfolg wieder zu betreiben. Es wird im Gegentheil betont, daß die Inangriffnahme dieser Frage zur Zeit inopportun sei, daß man sich nicht durch internationale Abmachungen binden wolle u. s. w. WaS speciell die Errichtung eines internationalen Bureaus betrifft, so erklärt einer der Staate», daß er diese Anregung brisällig aufnehme, ein anderer ist geneigt, an deren Studium sich zu betheiligen; zwei Groß staaten sind grundsätzlich nicht gegen das Projekt, halten aber dafür, daß der Zeitpunkt für dessen Erörterung noch nicht gekommen sei; die übrigen Staaten sind aus principiellen oder innerpolitischen Gründen, oder weil sie einem inter nationalen Bureau keinen großen Werth beilegen, dem Plan abgeneigt oder sprechen sich unbestimmt au». Der BundeSrath hat jedenfalls au« dem ganzen Inhalt der ihm zugegangenen Auskünfte die Uebrrzeugung gewinnen müssen, daß seine An- regungen nirgend« da« rechte Entgegenkommen gefunden, und beantragt in Folge dessen bei der Bundes versammlung, di« Angelegenheit einstweilen bei Seite zu legen. Bei solcher Lage der Dinge ist eS mindesten« leichtherzig, wenn kurzsichtige Arbeiterfreunde Wider ihr Programm Deutschland zu einem einseitigen weiteren Vorgehen zu zwingen suchen, dessen unausbleibliche Folge die Verdrängung drr deutschen Production vom Weltmärkte und der Ruin von Hunberttausenden von Arbeitern sein würde. -2- Leipzig, 29. Januar. Der Gesammtvorstand de« nationalliberalen Verein» für da» Königreich Sachsen tritt am Sonntag Vormittag zu einer Sitzung zusammen, um innere Parteiangelegeoheiten zu berathen. ^ Leipzig, 29. Januar. Der au» bekanntem Anlaß er folgte Hinwei« drr „Hambg. Nachr.", „Graf Herbert Bismarck sei 47 Jahre alt, er habe also die Grenze auch der Schwabrnmajorennität überschritten, und e» wäre nicht seine Gewohnheit, in seinen eigenen Angelegenbeiten, selbst l wenn e» sich um Wichtigere« handelt al« um eine Hochzeit«- t emladung, die Zustimmung seine« Vater« eiuzuholrn", «r- scheint dem „Berl. Tagebl." als eine günstige Gelegenheit, mit einer Sottise gegen den Fürsten BiSmarck aufzuwarten; eS schreibt nämlich: „Biele Bismarckschwärmer wird es übrigens mit Schmerz er- füllen, daß die Autorität des Fürsten Bismarck sogar in seiner eigenen Familie so wenig anerkannt wird, daß sein Sohn Herbert, wenn er auch „die Grenzen der Schwabrnmajorennität" bereits überschritten Hot, wie die „Hambg. Nachr." sich so schön ausdrücken, nicht einmal bei wichtigeren Dingen als bei Hochzeitseinladungen sich der Zustimmung seines Vaters zu seinen Absichten vergewissert." „Viele Bismarckschwärmer" wird es im Gegentheil mit Vergnügen erfüllen, zu sehen, daß daS . Berl. Tagebl." im Vertrauen auf die alttestamentarischen Erinnerungen seiner Leser einen „Liberalismus" bekundet, der von jeder Rücksicht auf die persönliche Freiheit sich frei hält. A Berlin, 29. Januar. Während von den gleichzeitig mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch in Kraft tretenden Gesetzen die erst in letzter Zeit an den Bundesratb gelangten Ent würfe über die Zwangsversteigerung und die Grunbbuchord- nung bereits dem Reichstage zugegangen sind und in der laufenden Tagung ihre Erledigung finden werden, stecken die schon längst im BundeSrath eingebrachten Novellen zum Gerichtsverfassungsgesetz, zur Civilproceß- ordnung und zur ConcurSordnung noch immer in den Ausschüssen des Letzteren. Es sind hieran jedoch nickk bloS die Schwierigkeit und der Umfang der betreffenden Materien schuld. Man wird auch erst vor der völligen Fertigstellung der genannten Ent würfe die Verabschiedung de« gleichfalls mit dem Bürger lichen Gesetzbuch in Verbindung stehenden und im Reichstage bereits eingebrachten neuen Handelsgesetzbuches abwarten müssen. Aus Anlaß der Revision deS Letzteren haben verschieden« Aenderungen deS Gerichtsverfassungsgesetzes, der Civilproceßordnung und der ConcurSordnung, sowie der Einführungsgesetze zu denselben in Aussicht genommen werden müssen, und eS bleibt abzuwarten, welche Aufnahme die gerade für diese Aenderungen in Betracht kommende Revision im Reichstage finden wird. Jedenfalls wird erst nach der Verabschiedung des Handelsgesetzbuchs der Bundes rath überhaupt in die Lage kommen, die obigen drei Ent würfe fertig zu stellen. Da da« Bürgerliche Gesetzbuch mit dem Beginn deS IabreS 1900 zur Geltung gelangt, so würden noch zwei ReichStagStagungen zur Erledigung der drei Entwürfe zur Verfügung sieben. Indessen herrscht natürlich überall der Wunsch vor, die Verabschiedung möglichst bald herbeizuführeu. Es ist deshalb anzunebmen, daß die nächste ReichstagStagung sich mit den drei Entwürfen wird beschäftigen können. Je früher der Reichstag in der laufenden Tagung daS Handelsgesetzbuch durchberälh, um so eher kann die auf Grund desselben vorzunehmende Aenderung der drei Gesetze erfolgen. Voraussichtlich würde die- vor dem Beginn deS diesjährigen SommerS sein können, so daß also Sommer und Herbst für die öffentliche Kritik namentlich der Concurs- ordnung zur Verfügung wären. Eine möglichst baldige Verab schiedung aller mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch im direkten Zusammenhang stehenden Gesetze empfiehlt sich auS den ver schiedensten Gründen. K. Berlin, 29. Januar. (Telegramm.) Der Kaiser, der am heurigen Vormittage den Vortrag deS Reichs kanzler- in dessen Amtswohnung entgeaennabm, begab sich von da nach dem Centralbahnhof in der FrievricbSstraße, um sich daselbst von der Kaiserin Friedrich zu verabschieden, die nach England abreiste und kebrte sodann nach dem könig lichen Schlosse zurück, wo die FrübstückStafel zur gewöhn lichen Zeit stattfand. Nach derselben fuhr der Kaiser nach dem Lehrter Bahnhöfe und trat um 2>/« Uhr nebst Ge folge mittels Sonderzuges die Reise nach Kiel an, um der daselbst morgen stattfindenden Tauffeierlichkeit deS jüngst- geborenen Sohne- de» Prinzen Heinrich beizuwobnen. Die Kaiserin besuchte gestern Abend da« Promenaden- Concert zum Besten eines Sanatorium« in Uiambara im Kaiserbof, verweilte zunächst in der Usambara-Hüite, nahm daselbst die Vorstellung der verkaufenden Damen entgegen und unterhielt sich mit denselben über die Zwecke deS „Evangelischen Afrika-BereinS". Dann stattete sie der „Ost- afrikanischen Gchamba" einen Besuch ab nnd wohnte darauf einige Zeit der Sprcialitäten-Borstellung bei. Nach längerem Verweilen in dem Wohlthätigkeits-Bazar kehrte die Kaiserin nach dem Schlosse zurück. r-- Berlin, 29. Januar. (Telegramm.) Der „Nordd. Allgem. Ztg." zufolge findet am Sonntag Abend beim Reichskanzler Fürsten Hohenlohe zu Ehren de» russischen Minister- de« Aeußern Murawjew ein größere» Diner statt, zu dem zahlreiche Einladungen ergangen sind.
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