Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970203019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897020301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897020301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Bindefehler = Seiten vertauscht
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-03
- Monat1897-02
- Jahr1897
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BezugS,PreiS -anprexpedition oder den im Stadt bezirk und de» Bororten errichteten Ao<- aabestrllea ab geholt: vierteljährlich 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung tu» Hau» >l 5.50. Durch di« Post bezogen für Deutfchlaud und Oesterreich: vierte jährlich >ll S.—. Dirrcte tägliche Kreuzbandlendung ich» Ausland: monatlich 7.50. Die Morgra-AuSgabe erscheint um V,? Uhr. dt» Abend-AuSgab« Wochentag» um 5 Uhr. Ne-artton und Erve-Mo«: J«havue»»affe 8. Dik Erpeditio, ist Wochentag» ununterbrochea gevffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filiale«: vtt» Ale««'» Sortim. (Alfred Hahn), UniversitätSstraße 3 (Paulinum), Loni» Lösche. Aatharinrnstr. Ich pari, uud Aönig»platz 7. Morgen-Ausgabe. Mzeiger. Äintsbrall des Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes und Nolizei-Äintes der Ltadt Leipzig. Aazeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile SO Psg. Recl amen unter dem RedactionSstrich (4 ge- spalten) bO/>Z, vor den Familiennachrichtra (6 gespalten) Größere Schriften laut unserem Prei-- verzeichniß. Tabellarischer und Zisfernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur «ii d»e Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbesürderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Au-gabe: Bormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» an die Expedition za richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Mittwoch den 3. Februar 1897. 91. Jahrgang. vorwiegend mit dem Abdrucke des Protestes begnügt und war zufrieden, wenn sie zustimmende Erörterungen in den demokratischen Blättern fand. In Berlin hat sich von der „Genossenschaft" bisher sage und schreibe eine Sckuhmacher- versammlunz zusammengefunden, um gegen die Verwendung städtischer Gelder zur Säcularfeier zu protestiren. Inwie weit es sich in dem vorliegenden Falle um des „Volkes Stimme" handelt, wird man daraus entnehmen können, daß die Anarchisten, welche nicht nur den Gegenwaltsstaat, sondern auch die „Genossen" mit Stumpf und Stiel ver tilgen wollen, in der Regel eine weit größere Zuhörerschaft znsammenbringen. Und in der That, noch mehr, als an der fünfundzwanzigjährigen Wiederkehr des Sedantages wird am 22. März die Socialdemokralie die Erfahrung machen, wie wenig sie mit ihrer Verhetzung daS Gemüthsleben selbst des arbeitenden Volkes, das sie angeblich vertritt, zu beeinflussen vermag und wie sehr die große Zahl Derer, die 1893 social demokratisch gewählt haben, zusammenschmilzt, wenn die Führer noch andere Beweise der Vaterlandslosigkeit von ihnen verlangen. 6. U. Berlin, 2. Februar. Die Bestrebungen, die Kunst dem Volke näher zu bringen und dieses dadurch auS den Schnapshöblen und Destillen zu ziehen, haben in der letzten Zeit erheblich an Boden gewonnen. Freilich steht ein großer Theil der in der letzten Zeit hier in Berlin ins Leben ge rufenen Institute zur Pflege des Kunstsinnes direct im Dienste der Socialdemokralie; es braucht daher kaum gesagt zu werden, daß die „künstlerischen" Bestrebungen, die von der „Freien Volksbühne", der „Neuen Freien Volksbühne", der „Arbeiterbildungsschule" und den „Arbeiterlesehallen" auS- gehen, keinen andern Zweck haben, als den, eine Afterkunst großzuzieben und sie in den Dienst des Umsturzes zu stellen. Anders verhält es sich mit den Volksunterhaltungsabenden, an denen dem Volke wahrhaft herzerfrisch mde geistige Nahrung geboten wird. Jetzt will auch die Centralstelle für ArbeiterwohlfahrtSeinrichtungen in ihrer Weise dem Volke die Kunst näher bringen und e» mit idealen An schauungen erfüllen, und dieses Unternebmen verdient uneingeschränktes Lob. Der Leiter der Centralstelle Ec beimer Oberregierungsrath vr. Post har sich u. A. an den Verein Berliner Gymnasiallehrer gewandt und bei diesem angefragt, welche seiner Mitglieder bereit seien, an den Sonntag-Nachmittagen die Führung durch die königl. Kunstsammlungen zu übernehmen Diese Anregung ist aus fruchtbaren Boden gefallen; eine Anzahl der Herren hat sofort ihre Milwirkung au dem gemeinnützigen Unternehmen, das vom CultuSminister und dem Minister für Handel protegirt wirb, zugesagl. In den Arbeitern in unseren so reichhaltigen Kunstsammlungen an den Sonntag-Nachmittagen den Sinn für das Schöne und Erhabene zu wecken und zu pflegen, ist ein Unternehmen, das des Schweißes Werth ist und die besten Früchte tragen muß. * Berlin, 2. Februar. In Sachen v. Tausch bringt die Berliner „Volksztg." folgende Mittheilung, deren Ver tretung ihr überlassen bleibt: „Die Verleihung des Schwarzen AdlerordenS an den Minister v. Miquel ruft die Erinnerung an einen Vorgang wach, der im Anfang vorigen Jahres in höchsten Hofkreisen eifrig besprochen worden ist, und bei dem ebenfalls der Criminalcommifsar v. Tausch eine höchst „eigentbümliche" Rolle gespielt hatte. Bereits früher hatte der Kaiser die Absicht gehabt, dem Finanz minister den Schwarzen Adlerordea zu verleiden. Wie erstaunte der Kaiser aber, als er diese seine Absicht, der er bisher lediglich in intimen Privat - Gesprächen mit befreundeten Herren Ausdruck gegeben halte, plötzlich in einem hiesigen Börsenorgan veröffentlicht fand! In begreiflichem Unwillen befahl der Kaiser, Nachforschungen nach der Quelle dieser Nachricht anzustrengen. Der Auftrag, die Quelle ausfindig zu machen, gelangte an den hierauf „geaichten" Herrn v. Tausch, auf besten Zuverlässigkeit be kanntlich seine Vorgesetzten unbedingt bauten. Der ,jfinkigc" Criminalcommissar batte, wie immer, so auch hier das Glück, nach kürzester Zeit die „richtige Spur" ermittelt zu haben. Dem Kaiser wurde berichtet, daß ein Journalist W., der, ' wie allseitig bekannt war, in engsten Beziehungen zu -lnsere volksbibliothetren. Als ein wichtiges Mittel, die Volkswohlfahrt durch Heran bildung eines tüchtigen, kenntnißreichen Geschlecktes zu fördern, dürfen mit Recht die Volksbibliotheken genannt werden, die einem Jeden zugänglich sind und ihm die Möglichkeit geben, seine schon gewonnene Bildung durch selbstgewählte Lectüre zu vertiefen und sein Wissen zu erweitern. Haben wir in Deutschland in den zahlreichen wissenschaftlichen Bibliotheken auch einen großen Bücherschatz anfgespeickert, so liegt eS doch im Wesen deS dort vorhandenen Büchcr- materiales und der damit vertrauten Verwaltungen, daß nur ein kleiner Theil des Volkes daraus Nutzen ziehen kann. Um das Lese- und BildungSbedürfniß der breiteren Schickten der Bevölkerung zu befriedigen, sind besondere sehr leicht zugängliche Volksbibliotheken nothwendig, die weniger die wissenschaftliche als vielmehr die volksthiiniliche Literatur berücksichtigen. Die Anfänge der Volksbibliotheken liegen mit nur sehr geringen Ausnahmen nicht weiter als ein halbes Jahrhundert zurück. In England und Amerika begann eine lehr erfolgreiche Thätigkcit dafür ziemlich gleichzeitig in den Jahren 1848 und 1849, die Städte schrieben besondere Stenern zur Errichtung und Erhaltung von Volksbibliotheken. den public libraiies, aus, und große Vermächtnisse wurden ihnen zugcwendet. Wenn in England Manchester die Führung übernahm, so in Amerika Boston. Die Leistungen der englischen und amerikanischen Volksbibliotheken, die wobl sehr wesentlich durch die mit ihnen verbundenen Lesehallen und Iournalsäle gefördert werden, sind sehr bedeutend. So wurden in den Volksbibliotheken von Leeds, wo sich außer einer Centralbibliolhek noch an den 38 Volksschulen der Stadt Bibliotkeksilialen befinden, einschließlich des Journal- saalcs 2,1 Millionen, in den Volksbibliotbeken in Manchester 4,5 Millionen Benutzungen in einem Jahre nolirt. Auch in Frankreich sind innerhalb der letzten zehn Iabre ganz be deutende Anstrengungen zur Gründung von Volksbibliotheken gemacht. Wie steht es aber in dieser Beziehung bei uns? Eng land und Amerika sind Deutschland hinsichtlich ihrer Voiks- dibliotheken, sowohl was die Zahl der vorhandenen Bücher und deren Benutzung, als auch waS die zur Verfügung stehenden Geldmittel betrifft, weit voraus, wenn auch bei uns die Anfänge dazu schon fast fünfzig Jahre zurückliegen! In Berlin wurden 1850 durch den Wissenschaftliche» Verein vier Volksbibliotheken eingerichtet, zu denen die Stadt einen jährlichen Zuschuß leistete. Rach Auslösung des Vereins übernahm die Stadt mit dessen Vermögen auch dessen Leih - Bibliotheken. Im Lause der Zeit ist ihre Zahl auf 27 gestiegen, zu deren Unter haltung jährlich je 90(V^ bewilligt werden. Dazu kommen noch verschiedene andere Einnahmen durch Legalzinsen und dergleichen, so daß der Betriebsfonds etwa 26 000 ^ beträgt. Außerdem sind den Bibliotheken wiederholt recht namhafte Geld- und Büchergeschenke gemacht worden, wie ihnen auch die Stadt in Gemeindeschulen geeignete Räume, Feuerungs- nnd Beleuchtungsmaterial rc. unentgeltlich gewährt. Der gesammte Bücherbestand beträgt gegen 96 000 Bände, so daß auf eine Bibliothek durchschnittlich 3500 Bände kommen. Im Vrrwaltungsjahre vom 1. April 1894 bis 31. März 1895 wurden 427 201 Bücher ausgeliehen. Um noch einigt andere Städte heranzuziehen, so mag erwähnt werden, daß es in Dresden zehn, in München und Bremen fünf, in Hannover acht Volksbibliotheken giebt, die meistens in Schulen untergebracht worden sind. Auf An regung und mit Unterstützung der Staatsregierung sind Wohl in fast sämmtlichen größeren sächsischen Landgemeinden Volks- bibliotheken angelegt worden. Wie in Berlin fallen die An fänge dazu auch in Leipzig ins Jahr 1850, denn wenn auch schon in einer Versammlung des Leipziger Zweigvereinö zur Verbreitung guter und wohlfeiler Volksschriften 1847 die Anregung und die einleitenden Schritte zur Errichtung einer Volksbibliothek gethan wurden, so verhinderten doch die Er eignisse des Jahres 1848 und 49 die sofortige Durchführung dieses Planes, der man erst 1850 durch Gründung eines besonderen Bibliothekververeins wieder näher trat. Durch FarrNlatsn. Der Uothftand in Indien. Bon vr. I. von Hiltorp (London). Nachdruck «erboten. Indien und HungerSnoth! Wie schwer vermag unsere Phantasie diese beiden Begriffe in einem Bilde zu vereinigen. Hat Indien nicht seit grauer Vorzeit als daS sprichwörtliche Land märchenhafter Pracht und unerschöpflicher Fülle ge golten? Gleichwie Italien in Europa das Ziel aller Völker wanderungen und mittelalterlichen EroberungSzüge bildete, so wirkte Indiens Reichthum auf alle Herrscher und Völker Asien« mit unwiderstehlicher Anziehungskraft von Alexander dem Großen, den Khalifen Bagdads, den Führern wilder Tartarenhorden, bi» aus Akbar den Großen, den Urenkel Timur», den ersten Großmogul. Waren es nickt wiederum Indiens Schätze, die die Portugiesen und Spanier zu ihren Entdeckungsfahrten anlrieben» und ruht nicht auch heute daS stattliche Gebäude des britischen Weltreichs auf dem indischen Fundament? Und in solchem Lande sollen wir uns jetzt Scenen au-malen, wo Hunderttausende, ja, Millionen um eine Handvoll Reis betteln, zu Skeletten abmagern, schließlich den entsetzlichen Qualen des HungerS erliegen! Die Er klärung liegt in der übertriebenen Vorstellung von der Frucht barkeit Indiens und in seiner Uebervölkerung. Irgendwo auf der gewaltigen Halbinsel giebt eS in jedem Iabre einen mehr oder weniger verbeerenden Mangel an Nahrung. DaS ist eine trübselige Tbatsache. Denn der weitaus größt« Theil de» Lande» hängt in seinem Acker- Bücher- und Geldgeschenke kamen ein kleines Capital und eine kleine Büchersammlung zu Stande, und in einem vom damaligen Besitzer der Centralhalle, dem Stadtratbe L., unentgeltlick gewährten Locale wurde am 4. Juni 1851 die etwa 600 Bände enthaltende Volksbibliothek der Benutzung übergeben. Dankbar sei beute noch der Männer» wie Schletter, A. W. Felix, Heydenreich, Ruß, Opitz, Zille, Hofmeister gedacht, die sich um deren Begründung große Verdienste er worben baben. So lebhaft auch ansänglich die Benutzung der Bibliothek war, so batte doch der Verein, der ohnedies nur eine sehr beschränkte Zahl von Mitgliedern besaß, mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, die in der Beschaffung der nöthigcn Geldmittel lagen. Außer den Zinsen eines Legates von 1000 Thalern, das der Stadtgerichtsactuar Weinich zur Gründung einer Dolksbibliothek vermacht batte, wurde ihm keine weitere Unterstützung zu Tbeil. Dies hatte auch zur Folge, daß die Bibliothek in den ersten 20 Jahren ihres Bestehens fünf Mal das Local wechseln mußte, obwohl sie fast alle ihre Einnahmen auf die Localmietbe verwendete. Daß dabei an eine Ergänzung und Vermehrung der Bücher- vorrätbe nicht zu denken war, leuchtet Wohl ein. Nur erst seit 1875, als dem Verein für seine Bibliothek, die mit Ausscheidung vieler veralteter Bücher doch auf 2000 Bände angewachsen war, ein leicht zugängliches kleines Parterre- zimmer in der damaligen vierten, jetzt katholischen Bürger schule angewiesen wurde, kam sie zur ruhigen Weiler- cntwickelung. An diese erste Dolksbibliothek schlossen sich in demselben Jahre noch zwei andere an, die auf Anregung des Leipziger Zweigvereins der Gesellschaft für Verbreitung von Volks bildung gegründet wurden. Von jetzt an trat nun auch die Stadt mit einer namhaften Unterstützung ein, indem sie aus ihren Mitteln außer unentgeltlichem Ueberlassen der Bibliothek- räume in Schulgebäuden 3400 zur Errichtung der beiden neuen Bibliotheken und 1800 jährliche Unterstützung für die nun bestehenden drei Bibliotheken bewilligte. Diesen drei Bibliotheken folgten noch drei andere, die zusammen 3000 jährliche Unterstützung beziehen. Die Volksbibliotheken sind ihrer alten, schon im Statut von 1851 ausgesprochenen Aufgabe, „den Einwohnern Leipzigs eine gute Lectüre zur unentgeltlichen Benutzung dar- zubicten und dadurch deren geistige und sittliche Fortbildung zu fördern", treu geblieben. Unter den 13—14 000 Büchern, die sie umfassen, bieten sie so viele treffliche Schriften der verschiedensten Zweige unserer deutschen Literatur, daß sie die verschiedensten Bedürfnisse der Leser befriedigen werden. Um den Bewohnern der Stadt ihre Benutzung möglichst zu er leichtern, sind die Bibliotheken in den Schulen verschievener Stadttbeile aufgestellt: die I. und älteste in der katholischen Bürgerschule — Alexanderstraße —, die II. in der 1. köderen Bürgerschule — Augustusplatz —, die III. in der 7. Bürgerschule — Täubchenweg —, die IV. in der 6. Bürgerschule — Arndtstraße —, die V. in der 9. Bezirks schule — L.-Reudnitz, RathhauSstraße —, die VI. in der 2. höheren Bürgerschule, Lortzingstraße. Sie werden wöchentlich an je 3 Tagen, deren Biblivthekstunden im Tageskalender des „Leipziger Tageblattes" bekannt gegeben sind, offen gehalten. Neben diesen 6 Bibliotheken, von denen die 1. dem Bibliothek verein, die übrigen dem Verein für Volkswohl gehören, sind noch drei andere zu nennen: die Connewitzer Volksbibliothek, die im Jahre 1873 gegründet worden ist und bei einem Be stand von 1300 Bänden sich reger Benutzung erfreut. Es be steht für dieselbe auch ein besonderer Bibliotbekverein, der ur Erkaltung der Bibliothek außer einem geringen Lesegeld ür jeden Band eine städtische und eine staatliche Unterstützung erhält; die Eutritzscher Volksbibliothek, die Eigenthum des Gewerbevereins, der auch die Hauptlasten derselben trägt, ist und seit 1875 besteht. Sie ist im ehemaligen Gemeindehause untergebracht, ihr Katalog zählt mit Ausschluß der Zeit schriften 1100 Nummern. In Lindenau gehört die Volksbibliothek dem Schrebervereine an. Die Kataloge sind in den Bibliotheken für 15 Pfennige käuflich zu haben. Die Bücher werden durchschnittlich auf eine Frist von 14 Tagen verliehen. Das Entleihen wird den Lesern bau von dem regelmäßigen Eintreffen des Regens ab. So bald derselbe später kommt oder gar gänzlich auSbleibt, erstarrt der Boden unter den sengenden Strahlen einer tropischen Sonne zu hartem, unfruchtbarem Stein. Indiens Lebensspender ist der Südwestpassatwind, der die Ausdünstung deS indischen Oceans ansammelt und in der kühleren Athmo- sphäre des Festlandes als Regen fallen läßt. Alljährlich im April oder Mai trifft eines Tages von Indien die lakonische Depesche ein: „tlis Llov80on dm-8t". Wobl daS ganze Jahr hindurch durcheilt alle Telegraphen der Welt keine Nachricht, die in ähnlicher Kürze Wohl und Wehe von dreihundert Millionen Menschen meldet. Seit Wochen bat über Indien eine furchtbare trockene Hitze gelagert, alle« Leben erschlafft, die Vegetation stockt, der Boden verdorrt und Jedermann harrt ängstlich de» Tage», wo der Monsun „bricht" und der Regen sich aufs Land ergießt. Dies sind die FrühjahrS- regen, die allerdings bis tief in den Sommer andauern. Nach zwei Monaten abermaliger Hitze, die infolge der Feuchtigkeit der Luft Indien zu einem ungeheueren türkischen Bade macht, beginnt der kühlere Norostpassat zu weben, den die heutigen Meteorologen nicht als einen selbstständigen Monsun, sondern nur al» die rückläufige Bewegung gewisser maßen das umgebogene Ende des SüdwestwinoeS betrachten. Auch dieser Nordostpassat bringt Regen. Diese sogenannten Herbstregen sind indessen schwächer und wankelmütbiger. Sie kommen bald zu früh, ebe noch die Felder bestellt sind, bald zu spät, nachdem die Dürre die Saatköner bereits zerstört hat, und tragen die meiste Schuld an den localen HungerS- nöthrn. Die indische Regierung hat allerdings in den letzten Jahrzehnten durch den Ban künstlicher Bewässerungsanlagen gegen dieses Nebel Abhilfe zu schaffen versucht. In den be sonder» gefährdeten Provinzen können jetzt sieben Millionen möglichst erleichtert, und zu ihrer Ebre wird bezeugt, daß Verluste so gut wie gar nickt Vorkommen. Sind in den Bibliotheken zwar alle Wissenszweige und zwar meistens in anerkannt guten volksthümlichen Bearbeitungen vorhanden, so nimmt doch in ihnen die UnterbaltungSlectüre den größten Raum ein. Unter allen gelesenen Werken ge hören dieser Gruppe 70—80 Procent an. DaS darf auch gar nickt Wunder nehmen, da diese Lectüre die angenehmste und leichteste ist. Und wenn nur Jemand dadurch ein Interesse am Lesen überhaupt gefunden hat, so geht er dann gewiß zur Reisebeschreibung, zu geographischen, geschichtlichen, naturkundlichen, überhaupt zu wissenschaftlichen Werken über, in denen vorzüglich jüngere, strebsame Leser eine reiche Quelle der Anregung und Belehrung finden. Wenn aber die Leipziger Volksbibliotheken, in denen jetzt etwa 20000 Bände jährlich verliehen werden, ihre Aufgabe voll ständig erfüllen sollen, so müssen sie mit Räumen verbunden sein, die es ermöglichen, die Bibliothek an Ort und Stelle zu benutzen. Denn da auch in unserer Stabt ein Theil der Bevölkerung eines behaglichen Heimes entbehrt, so ist es nothwendig, den jungen Leuten einen Raum zum Lesen zu bieten, in kein sii einige Abendstunden bei ungestörter Lectüre zubringen können. In diesen Lesezimmern müßten aber auch verschiedene Wörterbücher und Nachschlagewerke zur augen blicklichen Benutzung und Zeitschriften der verschiedensten Art und Richtung zum Lesen ausliegen, um so mehr, als man sich der Hoffnung bingeben kann, daß sich derartige Lectüre ohne erhebliche Kosten beschaffen läßt. Au einigen unserer vor handenen Leihbibliotheken wird recht wohl ein solches Lese zimmer eingerichtet werden können. Die Frage, ob die vor handenen Volksbibliotheken zu einer Centralbibliolhek vereinigt werden sollen, von der wieder Filialen abhängig wären, mag hier unerörtert bleiben. Wünschenswerth ist allerdings, daß die vielen kleinen Bibliotheken, die im Besitz einzelner Ver eine rc. sind, vereinigt und leichter zugänglich gemacht würden. Bei aller ersprießlichen Tbätigkeit durch Vereine und Private wird doch immer die Hauptaufgabe auf dem Gebiete des DoliSbibliothekwesens der Stadtgemeinde selbst zufallen. Diese bat an der Vertiefung und Erweiterung der geistigen und sittlichen Bildung ihrer Mitbürger das vornehmste Interesse, und wenn eS unbestritten ist, daß in den VolkS- bibliotheken ein wichtiges Moment zu deren Förderung liegt, so wird sie auch für deren Erbaltung und Verwaltung Sorge tragen müssen. Freilich gehören auch zu den Volksbibliotbeken, wie überhaupt zu jeder Bibliothek, Leser, die sie zu ihrer geistigen und gemütblichen Erholung und zu ihrer Weiter bildung fleißig benutzen. Dem Werthe seiner Bibliotheken und der Größe seiner Einwohnerzahl nach könnte Leipzig einen bedeutenderen Leserkreis haben. Vielleicht tragen diese Zeilen dazu bei, das Interesse an den Volksbibliotheken wieder neu zu beleben und eine recht lebhafte Benutzung derselben herbei zuführen. o. Deutsches Reich. * Leipzig, 2. Februar. In unserer Morgennummer vom 26. v. M. batte unser --Mitarbeiter an der Hand der sociaidemokratischen „Burgstädter Volksstimme" auf die „Ar beiterfreundlichkeit" deS sociaidemokratischen Crimmit- schauer Consumvereins (Actiengesellschaft) aufmerksam gemacht. Die „Leipz. Volksztg." bat daraufhin behauptet, der Cvnsumverein sei nicht socialdemokratisch. Auf Grund mehrfacher Erkundigungen stellen wir demgegenüber fest, daß Personen, deren UrtheilSfähigkeit und Unparteilichkeit nicht anzuzweifeln sind, den fraglichen Cvnsumverein als social demokratisch geleitet ansehen und auch die Mehrzabl der Mitglieder zur Socialdemokratie rechnen. Berlin, 2. Februar. Der Protest der socialdemo kratischen Mitglieder der Berliner Stadtverordneten-Ver- sammlung gegen die Veranstaltungen der Stadt zur hundert jährigen Gedenkfeier der Geburt Kaiser Wilhelm's I. hat bisher nur ein bescheidenes Echo im Lande gefunden. Selbst die socialdemokratische Presse hat sich Hektar, also eine Fläche von der Größe deS Königreiches Bayern, bei Regenmangel mit Wasser versorgt werden. Aber zu welch geringem Theil man durch Anstrengungen dieser Art der HungerSnothgefahr vorzubeugen vermag, das zeigt sich, wenn, wie im letzten Herbste, die Winde ganzen Pro vinzen die nöthige Regenmenge versagen. DaS Wort Provinz an sich leitet unS schon irre. In administrativer Bedeutung ist es wobl am Platze, aber wenn wir von der Ausdehnung und Bewobnerzahl eine richtige Vorstellung nach unseren europäischen Begriffen erhalten wollen, müßten wir eigentlich von Großstaaten und Nationen reden. DaS indische Reich umfaßt rund acktzigtausend geo graphische Quadratmeilen. Aber seine dreihundert Millionen Bewohner, die sich in zehn Jahren um ein Volk von dreißig Millionen zu vermehren pflegen, drängen sich auf eine weit kleinere Flache zusammen. Denn viele Tausende von Meilen fallen auf unwirtbsame Gebirge, auf Salz- und Felswüsten, Sümpfe und undurchdringliche Dschungeln. Deshalb finden wir „Provinzen" von der Größe Deutschlands mit einer fast doppelt so hoben Bevölkerungsdichtigleit. Und wir klagen schon über Mangel an Raum für unsere Ellbogen! Dazu kommt, daß neunzig Procent der Bevölkerung Indien» nichts al» Ackerbau treibt. Unter solchen Umständen vergegen wärtige man sich die Bedeutung der folgenden officiellen Aufzablung: Infolge der Verspätung und Geringfügigkeit der Herbstregen sind in den 5000 Quadratmeilen großen Nordwest - Provinzen mit 47 Millionen Bewohnern drei Viertel von HungerSnoth bedroht, im Pandschab 2500 Quadratmeilen mit 10 Millionen, in Bombay 2500 mit 9 Millionen, in den Mittelprovinzen 3500 mit 9 Mil lionen rc. Im Ganzen 15 000 Quadratmeilen mit 80 Mil lionen Bewohnern! Die HungerSnoth von 1877, die verheerendste dieses Jahr hunderts, wülbete in einem Gebiete von „nur" 58 Millionen. Sie raffte fünf Millionen Leben dahin. Trotz der größeren Ausdehnung der Calamität darf man diesmal auf ein weniger schreckliches Resultat boffen. Denn die indische Regierung hat seit jenem Notbjabr unablässig daran gearbeitet, diesem drohenden Feinde Indiens sofort und kraftvoll begegnen zu können. (Hier weichen die Angaben deS Verfassers von denen anderer Schriftsteller und Beobachter ab. D. Red.) Es existirt ein förmlicher HungerSnotbcovex, der jedem Beamten genau vorschreibt, welche Maßnahmen beim Ausbruch eines ivlchen Unglücks in dem betreffenden District zu treffen sind. Die erste und hauptsächlichste Hilfe gewährt die Regierung durch Beschäftigung an sogenannten NothstandSbautcn, Wegen, Eanälen, vor Allem den Erdarbeiten für neue Eisenbahnen. Oder man leiht Grundbesitzern und Dorfgemeinden Vor scküffe, um Brunnen graben zu lauen oder andere Ver besserungen vorzunehmrn. Nur Kranken, durch Alter oder Nahrungsmangel Arbeitsunfähigen und für elternlose Kinder wird ein unentgeltliches Almosen gewährt. Diese Unter stützungen sind nun allerdings ziemlich karg bemessen und richten sich nach dem jeweiligen Preise de» Getreides in dem betreffenden District. Ein Mann verdient täglich etwa so viel, um sich 2—3 Pfund Korn oder Hirse kaufen zn können, selbst für den genügsamen indischen Bauern kaum genug, um Leib und Seele zusammenzuhalten. An diesen staatlichen NotbstandSbauten fiud gegenwärtig bereit» zwei Millionen Menschen beschäftigt und ihre Zabl wird bi- zum Frühjahr täglich um Tausende zunebmen. Aber die Masse der Noth- leidenden bleibt doch immer von privater Mildtbatigkeit ab hängig. DaS Kastenwesen mit seinen strengen Vorschriften legt allen besser situirtrn Glaubensgenossen dir Pflicht auf,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite