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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970204011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897020401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897020401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-04
- Monat1897-02
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Nvv und feiueS gerichtlichen Abschlüsse» mit keinem Worte gedacht wird. Hoffentlich lost da» führende CentrumSblatt sein Ver sprechen dald rin. Im anderen Falle wird man annebmen müssen, daß e» dem Urtheiie, im Osten setze die katholische Geistlichkeit da» religiöse Interesse dem polnischen hintan, auch nicht einmal mehr Ausflüchte entgegenzustellen hat. * Berlin, 3. Februar. Der geschäftsführende Ausschuß der Freisinnigen Vereinigung hat an den entsprechenden Ausschuß der Freisinnigen Volkspartei das nach stehende Schreiben gerichtet: Berlin, den 2. Februar 1897. An den gcfchästsfübrenden Ausschuß der Freisinnigen BolkSpartei, zu Händen des Herrn Abgeordneten Engen Richter als Vorsitzenden. Sehr geehrte Herren I Au» Ihrer Antwort vom 3l. Januar ans unser Schreiben vom 30. Januar ersehen wir zu unserem Bedauern, daß Sie nicht nur abgeneigt sind, aus der von unS vorgeschlagenen Grundlage eine Verständigung für die nächsten Wahlen herdeizusuhreu sondern überhaupt ablehnen, schon jetzt in eine Erörterung über ein gemeinsames Vorgehen bei den Wahlen einzutreten. Wir sind bei unserem Vorschläge von der Anschauung ausgegangen, daß, um eine allgemeine kräftige liberale Wahlbewegung einzuleiten, so früh wie irgend möglich die Gewißheit gegeben werden muß, daß alle entschieden liberalen Elemente der Bevölkerung geschlossen in den Wahlkamps gehen, und daß ein» gegenseitige Bekämpfung ver mieden wird. Wir fürchten, daß in Folge der Ablehnung in einer Reihe von Wahlkreisen Conslicte ausbrcchen werden, deren Resultat der Verlust dieser Wahlkreise für beide freisinnige Richtungen sein wird. Es liegt ferner auf der Hand, daß solche Conslicte auch weit über die einzelnen Wahlkreise, in denen sie ausgeiochte» werden, hinaus das Zusammenwirken der liberalen Elemente bei den Wahlen erschweren. Den „selbstständigen und freien Entschließungen der Wähler schaften" wäre durch eine „Empfehlung" der Einigung ein unzu- lässiger Zwang nickt angethan worden. Daß es der politischen Einsicht der Wählerschaften überlassen bleiben muß, die CanSidatcn- sragen zu lösen, war immer und ist auch heute unsere lleber- zeugnng. Die freisinnigen Wählerschaften werden nunmehr selbst ständig Vorgehen müssen, um den Zusammenschluß aller der Reaction feindlichen Kräfte ihrerseits in den einzelnen Wahlkreisen herbeizuführen. Unseres Erachtens aber wäre ei» großer Tbcil der freisinnigen Bevölkerung dankbar gewesen, wenn die Parteileitungen, entsprechend zahlreichen Kundgebungen der öffentlichen Meinung, sich gemeinsam sür die Nothweudlgkeit eines derartigen Borgehens ausgesprochen hätten. Sollte der Centralausschuß der Freisinnigen BolkSpartei „im Verlause der Wohlbewegung bei Annäkerung des Wadlrermins" eine „Ermächtigung" zu Verhandlungen über eine „Cooperation in den dazu geeigneten LandeStheilen" erhallen, wir das am Schluffe Ihres Anschreibens für „nicht ausgeschlossen" erklärt wirb, so bleiben wir zur Erörterung solcher Vorschläge bereit. Hochachtungsvoll Der geschästssührende Ausschuß des Wahlvereins der Liberalen (Sitz Berlin) (Freisinnige Vereinigung). Rickert. Bamberger. K. Schräder. Barth. H. Pachnicke. Friedr. Goldschmidt. Paul Jonas. Berlin, 3. Februar. (Telegramm.) Der Kaiser traf gestern Abend um 10 Uhr aus Kiel auf dem hiesigen Lehrter Bahnhöfe wieder ein und fuhr von dort ins Schloß. Heute Vormittag unternahmen der Kaiser und die Kaiserin den gewohnten Spaziergang durch den Thiergarten. Zurück gekehrt ins Schloß, hörte der Kaiser den Vortrag des Chefs des Geheimen CivilcabinetS Or. v. Lucanus und nahm um t2?/i Uhr die Meldung des Erbgroßberzogs von Baden entgegen. Anschließend daran empfing der Kaiser den Genera der Infanterie Vogel von Falckenstein zur Meldung. Am Nachmittag stattete der Kaiser dem Reichskanzler einen längeren Besuch ab. Berlin, 3. Februar. (Telegramm.) Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" bespricht anläßlich der Reise vr. Boch'S nach Südafrika die Lage »er Rinderpest und schließt: Was daS deutsch-südwestafrikanische Schutz gebiet betreffe, so sei dasselbe bisher von der Krankheit noch verschont geblieben, und es stehe zu hoffen, daß eS dort in Folge der energischen Vorsichtsmaßregeln des Majors Leut wein überhaupt nicht zum Ausbruch der Seuche kommen werde. L. Berlin, 3. Februar. (Privattelegramm.) Die „Nat.-Ztg." berichtet: In der gestrigen Sitzung des geschäftS- sührenden Ausschusses deS Verbandes der deutschen BernfS- gcnosscnschaftcn wurde mit der Beratbung des Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderung der UnfaUversichcrnngsgcsctze. fort gefahren. Es wurde beschlossen, die Auswahl der Beisitzer zu een Sitzungen deS Schiedsgerichts nicht dem Vorsitzenden zu überlassen, sondern durch Gesetz zu regeln. Auch wurde das Strafrecht deS Vorsitzenden über die Beisitzer im Interesse des Ansehens der Letzteren gestrichen. Alsdann erklärte sich der Ausschuß gegen die Bestimmung des Gesetz entwurfs, wonach den Versicherten die Kosten für un begründete Anträge vom Schiedsgericht, beziehungsweise dem ReichsversicherungSamt, auferlegt werden können. Er erklärte ich ferner für die Beibehaltung de» Rekurse» im jetzigen Imfange, sowie für die Besetzung der Spruchkammern de» ReichSversicherungSamlS in der bisherigen Weise und für die ledertragung der nach dem Entwurf den LandeScentral- bebörden zugewicsenen Rechte und Pflichten auf daS Reichs versicherungSamt. Nachdem sich der Ausschuß noch mit der Verschärfung der Strafbestimmungen einverstanden erklärt -alle, wurde beschlossen, ven Mitgliedern des Verbandes von den getroffenen Beschlüssen Kenntniß zu geben und nach Be endigung der Beralbungen der ReichSlagscommission zur Stellungnahme gegenüber den von letzterer gefaßten Be- chlüssen einen außerordentlichen Berussgenossen- chaststag zu berufen. 11. Berlin, 3. Februar. (Privattclegramm.) Delcgirte aller preußischen Landwirthschaftskammcrn sind gestern hier im Stänvehause zu einer Beratbung zusammengetrrten, die vom LandwirtbschaftSminister Freiherr» v. .Hammerstein- Loxten eingeleitet wurde. Den Vorsitz führte der Präsident rer brandenburgischen Kammer v. Arnim-Güterberg. Die Verhandlungen, die vertraulichen Charakters waren und heute ihren Abschluß fanden, drehten sich nach der „Nat.-Ztg." um die Gewinnung einheitlicher GesichtSpiilwte für die Kammern und um ein gemeinschaftliches Vorgehen derselben. — Der „Hambg. Corr." meldet: „DaS Ergebniß der Be- ratbungen der deutsch-russischen Zollconseren; liegt in einem Schlußprolokoll vor, dessen Veröffentlichung erfolgen wird, nachdem die Unterzeichnung stattgesunden hat. In zwischen bat die Durchführung der deutscherseits gemachten Zugeständnisse bereits begonnen. So ist das Verbot der Ein fuhr von Heu und Stroh auö Rußland dahin abgcändcrt, daß die Einfuhr von losem Heu und Stroh auS russischen seuchsufreien Grenzbezirken nach den preußischen Grenzbczirken gestattet ist und daß ferner Heu und Stroh im gepreßten Zustande aus ganz Rußland zur Ausfuhr unter Plomdcn- verschluß in gedeckten Wagen zngelassen wird. Ferner ist Pferden, die ihren Sianvort in Rußland haben, im kleinen Grcnzverkehr oder zur Feldarbeit diesseits der Grenze, nach Untersuchung durch einen preußischen Thierarzk, die Ueber- sckreilung gegen eine 4 Wochen gütige Gesundheitsbescheinigung gestaltet. Die bezüglichen Anordnungen in den Grenzbezirken sind bereits ergangen." — Wie die Münchener „Allg. Ztg." mittheilt, geht man (?) in Dar-es-Salaam mit der Absicht um, sür die Regen zeit eine Volkshochschule ins Leben zu rufen. — DaS ist roch Wohl ein Scher;?! — Major Len tw ein wird laut der „M. N. N." mit Rücksicht auf die in Südafrika herrschende Rinderpest vor läufig von einem Urlaub Abstand nehmen. — Im christlich-socialen „Volk" benutzt Herr Dietrich von Oertzen den Ausgang des Protestes Wille-Stöcker zu einem Angriffe aus die Gerichte, indem er einen Artikel „Stöcker-Witte" mit den Worten schließt: „Wir Christlich- Socialen haben Genügsamkeit gelernt in unseren Ansprüchen an die Justiz. Wir und die anständigen Leute in den unS nahestehenden Parteien warten auch nicht erst auf das Urtbeil der Gerichte, um von ihnen etwas über Stöcker zu erfahren. Das total verfehlte Urlheil erster Instanz bat nicht dem Ansehen Stöcker's, sondern nur dem Ansehen der Gerichte geschadet. So weit sind wir in Deutsch land. Aber wir müssen nach der politischen Seite bin lernen aus diesem Proceß, daß nicht nur die Mäckte von unten, die Mächte deS Jukenthums, wie schon früher, sondern auch starke Mäckte von oben uns mit allen Mitteln ohne viel Auswahl befehden ... Es gilt also die Augen offen und daö Pulver trocken halten, treu sein in der Arbeit, Treue halten den Führern und unverzagt weiter kämpfen — „Mit Gott und ritterlichen Waffen"." — In der Thal, wir sind „weil" gekommen! — In Sachen der Berliner städtischen Feier zum 100. Geburtslage Kaiser Wilhelm'S I. berichtet die „Post": „Tie Festschrift deS Tirectors vr. Gerstenberg, welche gelegentlich der Schulfeiern am 22. März allen reiferen Schülern und Schülerinnen ausgehändigt werden wird, dürfte drei bis vier Druck bogen umsassen. Die früher in Aussicht genommene Speisung von Veteranen aus städtische Kosten mußte in Fortsall kommen, weil dieselbe sich bei der großen Zahl derartiger Veranstaltungen, die sich alle auf einen verhältnißniäßig kurzen Zeitraum zusammen, drängen, nicht durchführen lassen würde. Dagegen wurde der Antrag genehmigt, den Arbeitern der städtischen Werke in Len Tagen des 21. bis 23. März, je nach der Arbeilslheilung, einen freien Tag ohne Lohnverlnst zu gewähren, ebenso Len Insassen der städtischen Hospitäler und sonstigen Anstalten an der allgemeinen Festesfreude den gleichen Antheil zu gewähren, wie dies von jeher an Kaisers Geburtstag u. f. w. üblich war." — Der Centralausschuß der Gesellschaft sür Ver- breitung von Volksbildung stellte in feiner Sitzung vom 31. Januar d. I. den Etat für das laufende Jahr aus. Derselbe schließt mit »loer Einnahme und AuSgabe von 43625 ab. Es sollen den localen BildungSvereine» und den Provinzialverbänden 17 000 überlassen werden, für Bidliotheksbegründungen sind 5000 für Vorträge und Agitation 9000 für die Vereins- Zeitschrift 5000 ^ und für allgemeine Unkosten re. 7625 vor gesehen. Der Etat weist gegen das Vorjahr eine Steigerung von circa 7500 ./t aus. Die diesjährige Generalversammlung der Gesellschaft wird in der Pfingslwoche in Halle o. S. statt« findrn. Als Berathungsgegenstäiwe sind vorläufig in Aussicht ge nommen: 1) Boltr-Hochicbulen; 2) Elternabende. — lieber dir Begründung von Volks-Bibliotheken werden folgende Mit» thcilungen gemacht: Im Jahre 1896 find von der Gesellschaft 90 BolkSbibliotdeke» ne» begründet und 116 bereits bestehende Bibliotheken unterstützt worden. Für den ersteren Zweck sind 4739, ür de» letztere» 3349 Bände, insgescimmt also 8088 Bände unent geltlich abgegeben. Von den seit 1892 begründeten Bibliotheken entsallen l l ans Ost- und Westpreußen, 40 auf Pommern, 52 auf Brandenburg, 13 aus Pose», 12 aus Schlesien, 18 auf Sachsen, 19 auf .Hannover, 7 aus Westfalen, 14 ans Rheinland, 10 aus Süd- dculjchland. Die Zahl der unerledigten Ansuchen um Bibliotheks- bcgründungen ist trotzdem aus 107 gestiegen. — Zum PersonencultuS bei den Socialdemo- kraten tlieill den „Verl. N. N." ein gelegentlicher Mit arbeiter Folgendes mit. Im vorigen Jahre erzählte eine Frau von C. in einer Gesellschaft, was ihr Tags vorher in einem Schlächterladen passirt sei. Während sie dort zum Einkauf verweilte, redete sie ein Kind an, das zu einer Arbeiterfrau gehörte. Sie fragte das Kind, ob es auch beten könne. Das Kind bejahte und sagte dann auf Aufforderung der Dame seinen Spruch auf. Dieser lautete: „Ich bin noch klein, Mein Herz ist rein, Soll Niemand drin wohnen, Als Lassalle allein!" * Hamburg, 2. Februar. Der wiederholt mißlungene Versuch der Antisemiten, in die Bürgerschaft ein- zndringen, ist wiederum gescheitert. Jbr Candidat Raab unterlag gegen den Candidatcn der Linken Langenbeck. (B. T.) o. Posen, 3. Februar. (Privattclegramm.) Die Straf kammer verurlhciltc den Rcdactenr des „Knryer", Smolinski, wegen Verächtlichmachung von Staatseinrichtungen und Beleidigung der Kceisschulinspectoren und Districts- commissare der Provinz Posen zu zweihundert Mark Geld strafe. " Bt-gmffchmcig, 2. Februar. Auf die Glückwunsch - ad resse der braunschweigischen Landes-RechtS-Partei bat der Herzog von Cmmberland mit nachstebendem Handschreiben an die beiden Vorsitzenden der Partei, Preinier- lieutenant a. D. Otto Elster und Graf v. d. Schu'.enbnrg- Heblen, geantwortet: Gmunden, den 29. Januar 18S7. Tie Glückwimschadresse, welche Mir zu der durch Gottes Gnade fortschreitenden Besserung in der schweren Krankheit Meines viel geliebten Sohnes, des Prinzen Georg Wilhelm, von so vielen treuen Bewohnern deS thenren Herzogtums Braunichweig durch Sie dar- gebrachr worden ist, habe Ich mit Freude entgegengenommen. Ich sage hindurch Ihnen und Allen, welche die Adresse unterzeichnet hoben, zugleich im Namen Meines lieben Sohnes, Meinen herzlichsten Tank. Ernst August. - Aus Hoffen. 2. Februar. Nach dem Tode des seitherigen katholischen Pfarrers zu Ilbenstadt in der Wctlerau ist die Stelle neu zu besetzen. Dem Grafen von Leiningen- Westerburg, einem Protestanten, steht das Präsentationsrecht zu. Von katholischer Seile hingegen wird dem Bischof von Mainz die Dcfugniß der Besetzung sämmtlicher Pfarr stellen in seiner Diöcese zugesprochen. Der Präsentator schlug nun einen Priester aus ver Diöcese Limburg vor, der jedoch von der bischöflichen Behörde in Main; nicht angenommen wurde. Der Graf wies gleichwohl den derzeitigen Pfarr- verwalter an, daS Pfarrhaus zu räumen. Auf den Bericht des Pfarrvwars an die bischöfliche Behörde in Mainz kam die Antwort, zu bleiben und erst verGewalt zu weichen; der jetzt von dem Grafen präscnlirte Priester sei, falls er von ver Pfarrei widerrechtlich Besitz ergreife, öffentlich zu exco mmuniciren. Der proteftanliiche Graf wird von den klerikalen Blättern inzwischen eifrig zum Antikatholiken gestempelt. * Ltraffburg i (?., 2. Februar. 2m LandeSauSsLusse forderten die Abgeordetneten Vr. Petri, Mittlerer, Spieß und Andere die Aufhebung der Ausnahmegesetze, die Beseitigung der Mitwirkung deS BundeSrathS beim Zustandekommen von elsaß-lothringischen Landesgesetzen, sowie die Gleichstellung der Reichslande mit den übrigen Bundesstaaten. Oesterreich-Ungarn« * Triest, 2. Februar. Die Meldung deS „Piccolo", der Statthalter habe dem Bürgermeister von Triest bekannt Hegeben, daß der Minislerrath die Aushebung deS Triester Statuts und die Einsetzung eines RegierungScommissarS für eia Jahr beschlossen habe, ist vollständig «u» der Luft gegriffen. Anarchistische» * Prag, 2. Februar. Der kiesige Maurer- und Bau meister Franz Salier, der selbstständig um das Neichsraths Mandat der fünften Curie in Prag candidirt, erstattete der Polizeidirection die Anzeige, Anarchisten hätten in einer geheimen Versammlung beschlossen, ihn wegen seines Auf tretens gegen die Socialistcn zu ermorden. Der Polize,- dircctor sagte den erbetenen Schutz zu und ordnete Er hebungen über den Verlauf der bezüglichen Anarchisten versammlung an. (Frls. Z.) Frankreich. „Petite Röpubliqne". * Paris, 3. Februar. (Telegramm.) Die socialistische „Petite R6publ.", bei der kürzlich eine Palastrevolution stattgesunden bat, ist wieder in die Hände der social istischen Abgeordneten Guesde, Chauvin und Earnaud zurückgekehrt gegen das Versprechen dieser Gruppe, dem Eigen thümcr Teillard sein für die Zeitung aufgewendetes Geld zu erstatten. Die neuen alten Leiter richten heute eine dringende Aufforderung an ihre Partei, daS nöthige Geld zusammen- zustenern. (Voss. Ztg.) Rußland. * Petersburg, 3. Februar. (Telegramm.) Der Ge Heime Rath Jon in vom Ministerium des Auswärtigen ist, wie der „Negiernngsbote" meldet, zum russischen Gesandte n in der Schweiz ernannt worden. Orient. Tie türkische» Wirren. * Kauft,intinopel, 3. Februar. (Meldung des k. k. vsierr - nngar. Corr.-Dur.) Nach hier ans Kreta eingegangenen Berichte» herrscht in dem Kreise Kanea vollständige Anarchie. Es werden zahlreiche Zusammenstöße zwischen Christen und Türken gemeldet. Bewaffnete Christen sind von Apokorona gegen Kanea im Anzuge. In den Kreisen Kandia und Rethymo herrschen ähnliche Zustände. Es wird der Wiederbeginn des Aufstandes befürchtet. Eine Verstärkung der reducirten Besatzung der Insel ist im Gange. Konstantinopei, 3. Februar. (Telegramm.) Ein Jrade des Sultans verbietet in allen Tekes (Mönchsklöstern) die Abhaltung von nächtlichen Gebeten. Die Vorsteher der Tekes mußten sich schriftlich verpflichten, das Verbot ein zuhalten. Tie Maßregel, welche in mobamedanischen Kreisen Aussehen bcrvorrief, hat den Zweck, Versammlungen während des Ramadan zu verhindern. '' Püilippopcl, 3. Februar. (Telegramm.) Nach hier vorliegenden Berichten auS Konstantinopel baben sich dec Staalsratb Tewfit-Dei, ehemaliges Mitglied der ersten jungtiirkischcn Partei, welche in den 70 er Jahren bestand, und Juzuf-Pascha, s. Zt. Deputirter von Jerusalem im türkischen Parlamente, im Aufträge des Sultans nach Paris und London begeben, um die dortigen jungtürkischen Comit^S zum Verzicht auf ibre weitere Thäligkeit zu be wegen und bei den Nedactenren der daselbst erscheinenden jungtürkischen Blätter daraus binzuwirken, daß die Blätter ihr Erscheinen einstellen. — Neueren Berichten zufolge wäre auch die gemeldete Abreise deS Brigadegenerals Tewfil Pascha, der zuletzt Studienleiter in der Kriegsschule und früherer Militair-Attachv in Berlin war, nicht als Flucht anzuseben, sondern aus eine ähnliche Mission Tewfik-PaschaS in Paris zurückzuführen. siäsiE. jeder riet. Sammle, Plüsche Deisel» Private t« jedem Maaße von LIten L. tikU88en, lmdeik UN» llgnälung, Lvefkllf. ^ Man schreibe um Muster uuler genauer Angabe des cyewiinjchlrn. Ikikk MLNISLW t/LS ü2F67I6LlN§tS llücl t/L8 LöStS VIL scnzcuiLr. 1 uxnrc.—rv ie, kol>aLsssisesnZnst>soli!V,45:djorcuri3l>ssnnun>,15!?grietsriDotk. dlalvses7lvestri8.A.I«tis'!Loir.,Ueiitl>«piperilse,dle!isssec>kj,lIxssooi oLk., r>r, 5. — klares ^tnlkjsllickis VuloersriL.ß; LalencirrlL öS., 4. Xlitrol, nach einer schweren Mahlzeit genossen, befördert die Verdauung in hohem Grade. Von jetzt ab auch in halben Flaschen zum Preise von 1,75 per Flasche in allen Apotheken und besseren Drogenhandlnngcn erhältlich. Die Hausratte erreicht eine Körperlänge von 18 und eine Schwanzlänge von 21 cm und hat einen dunkelgrau bis schwarzzrau gefärbten Pelz, der am Bauche etwas Heller ist. Die Wanderratte (Llus ckecumanus) oder braune Ratte, gelegentlich wohl auch, aber unrichtig Wasserratte genannt, hat eine graulich braungelbe, unten etwas lichtere Behaarung, und bei einer größten Körperlänge von 23 cm einen 18 cm langen Schwanz. Bei ihr ist also der Schwanz verhältniß- uiäßig kürzer als bei der Hausratte. Bei beiden zeigt er auf der Außenseite seichte Ningfurchen, so daß er wie auS Ringen zusammengesetzt erscheint: bei der Wanderratte zählt man 220, bei der Hausratte aber bisweilen 260 solcher Ringe. ES steht geschichtlich fest, daß die Wanderratte auS Asten in Europa eingewandert ist, aber es ist meines Erachtens noch nicht ausgemacht, auf welchem Wege. Zuerst wurde sie t727 im Gebiete der Wolga beobachtet und sie mag von hier au» westwärts vorgedrungen sein, gewiß aber ist sie auch auf dem Seewege au» Ostindien zu nnS gekommen. Wie sehr die Wanderratte — die, obwohl sie eine besonders un reinliche Bestie ist, dabei doch al» eine besondere Freundin r:S Wassers überhaupt gelten muß und vorzüglich und gern schwimmt und taucht — den Aufenthalt auf Schiffen liebt, ist bekannt. In London wurde sie zuerst 1730 beobachtet, 1732 in den südfranzösischen Seestädten, 1748 in der Umgebung von Paris. Um 1760 war sie in Thüringen noch unbekannt, aber schon dreißig Jahre später sehr häufig. In Nordhausen wurde sie um 1783, in Quedlinburg 1781 vom Harze her, wahrscheinlich mit Wasen eingefübrt. Bon hier wandert» sie die Bode abwärts nach Egeln, Athensleben, Staßfurt u. s. w.» zog sich auch in die Thäler der ein- münbenden Flüßchen, der Eine, Selke u. a. m., und kam aui diesem Wege nach HatterSleben und Aschersleben. In Ost preußen zeigte sie sich zuerst 1750, in der Schweiz aber erst sechzig Jahre später. Nach dem östlichen Nordamerika kam sie gleichfalls ,n der Mitte de« vorigen Jahrhunderts, und jetzt ist sie, immer al» eine Gefährtin de» Menschen, auf der ganzen, von der Cultur beleckten Erde gleich häufig und gleich lästig. Auf die im Stillen Ocean, westlich von der Landenge von Panama gelegene Gruppe der von Menschen unbewohnten CocoSinselchen findet sie sich, gewissermaßen ver wildert, in einer eigenen Raffe, die etwa» kleiner als die Staminart ist. Diese kam bei Gelegenheit eine» Schiffbruchs, bei dem sich einige Individuen zu retten wußten, aus jene» weltvergessene Fleckchen Erde. AuS den frühesten Berichten über da» Erscheinen und Auftreten der Wanderratte in Europa, z. B. bei Bussen, läßt sich eine bemerkrnSwerthr Thatsachr erkennen, nämlich die, daß da» Thier anfänglich sich nicht aus schließlich an den Menschen anschloß, sondern auch auf freiem Felde hauste. Auch Göze (um 1791) erzählt, daß die Ratten ein hei Quedlinburg gelegenes SliftSvorwerk im Sommer verlassen hatten, auf daS Feld gezogen wären und sich kier wie die Hamster eingeHraben hätten. Nach der Ernte wären sie wieder in die Gebäude gezogen. So scheint die Wander ratte ihre jetzigen LebenSgemchnheiten erst nach und nach erworben zu baven. Eine weitere bemerkcnSlvrrtbe Thatsache ist eS, daß sich die Hausratte in dem Maße, in dem sich die Wanderratte in Europa auSbreilete, zurückzog. Die beiden so nabe mit einander verwandten Thiere können sich durchaus nicht ver tragen, und die Hausratte, als die schwächere, weniger frucht bare und bei aller ihrer Frechheit doch noch bescheidenere Art, muß im Kampfe umS Dasein unterliegen. Unser Freund Göze berichtet, daß er mit eigenen Augen gesehen bade, wie Hausratten aus einem Pferdestall kamen, sobald sich Wander ratten in ihm einauartierl hatten: sie liefen ängstlich aus dem Hose herum und ließen sich lieber todtsch lagen, al» daß sie zurückgekehrt wären. Es bat sich nun seit Mitte de» vorigen Jahrhundert» ein merkwürdiger Vorgang zwischen den beiden rwalisirenden Rattenarlen vollzogen. Anfangs war Iclos rattns im un bestrittenen Besitze einer Stadt, da drang an irgend einem Puncte ckccnmsnus in eine Straße ein und nabm zunächst von Kellern, Ställen und anderen unter der Erve und zu ebener Erde gelegenen Räumlichkeiten Besitz. Kanus zog sich auf die Böden zurück. Bald hatte die Wanderratte alle Parterre- Localitäten der Stabt besetzt, die Aufenthaltsorte wurden knapp für ihre Sippe, die nun auch sich genöthiak sah, die Odern Tbeile der Häuser auszusuchen. Hier stieß sie auf die Hausratte, und hier wurde der Enlscheikungskampf anS- gekämpft. Die Hausratten konnten nirgendshin auSweichen und erlagen unter den Zähnen ihrer schrecklichen Feinde. So ist e» denn gekommen, baß >lus rattns anfängt, eine Selten heit zu werden in Deutschland, wo es einst von ihr wimmelte, denn all die zahlreichen Rattengeschichlen aus der Zeit von der zweiten Hälfte de» vorigen Jahrhunderts beziehen sich aus sie. Jetzt findet sie sich noch in einigen Hafenstädten und wenig in den Verkehr gezogenen Ortschaften des nordwestlichen Deutschland, Thüringen» und Schwaden». Und wie eS dem Thiere in Europa geht, so geht e» ihm auch in den über seeischen Ländern. Der Mensch ist jedenfalls bei diesem Tausche schlecht weggekommen und darf wohl singen: Ach lieber Tod von Meißen, Ach Han' ich meto» alte noch! Aus einen Punct, durch den die Wanderratte dec Menschheit nicht bloS schädlich, sondern geradezu gefährlich wird, fei noch bingewiesen: sie ist nämlich eine Hauptvermittlrrm der Trichinose. Da» Fleisch trichinöser Schweine wird in den Abdeckereien meist vergraben, und man glaubt, hiermit die Gefahr aus der Welt geräumt zu haben. Dem ist aber nicht so. Für die Ratten, die gerade in Schindereien besonder» zahlreich sind, ist eS eine Kleinigkeit, zu dem verscharrten Fleisch zu gelangen. Sie inficiren sich unfehlbar, werden von Schweinen, die sehr lüstern auf ihren Genuß sind und die in jeder Abdeckerei gehalten werden, gefressen, übertragen auf diese ihre Schmarotzer, und so kann die Geschichte zu einer Schraube ebne Ende werden. DaS einzig Richtige ist, trichi nöse Schweine (bis auf Haut und Borsten) völlig zu ver brennen und in Abdeckereien das Halten von Hausschweinen zu verbieten. Wenn einmal in einer Rattencolonie die Trichinose sich eingenistet hat, ist übrigens das Schwein zu ihrer Weiter- vermittelung auf die Ratten gar nicht mebr nölhig: die Tbiere inficiren sich an ihren Kameraden, deren Leichen sie fressen und deren endlichem Schicksale, wenn sie alt, schwach und elend sind, sie nachzuhelsen wissen. Manchem, der irgendwo gelesen hat, daß man ab und zu, wenn auch nur sehr selten, bei Pferden Trichinen gefnndcn hat, mag diese Nachricht seltsam vorgekommen sein. DaS Pferd ist ja einer der allerausgesprochensten Vegetarier, und wenn eS auch bekannt ist, daß einzelne Individuen sehr gern ein ihnen verabreichtes Stück Schinken annebmen nud fressen, so scheint eS doch ausgeschlossen, daß dieses trichinös gewesen ist. Die Sacke dürfte anders Zusammen hängen. Ein mir befreundeter Officier theilte mir mit, vor Jabren, als in Naumburg noch reitende Artillerie lag, hätten sie bei seiner Batterie einen alten Schimmel gehabt, der mit großer List und Gewandtbeit Ratten auS der Krippe sing und sie mit Wollust mit Haut und Haaren fraß. Ich bade nicht die geringste Ursache, an der Wahrhaftig keit de» Mannes zu zweifeln, und abgesehen davon, daß ich ihn vielmehr al- durchaus Lügen und Aufschneidereien abbold kannte, was hätte er davon gehabt, mir Viesen Bären aufzubinden. Zweiselsüchrigen Gemülbern gegenüber ist eS mir aber doch ein Trost, daß ich später bei Göze folgende bestätigende Mit- tbeilung fand: „Im Februar 1790 besuchte mich ein Cavatier von der hiesigen (Ouedlinburger) Garnison, der sein Logis neben einer Mühle hatte, wo die Ratzen Tag und Nacht mit seinen Pferden auS ver Krippe fraßen. — Ein Pollack aber unter meinen Reitpferden, erzätilte.er mir, versteht den Spatz nicht, sondern, wenn ihm die Ratzen zu nahe kommen, so schnappt er eine nach der andern weg und zermalmt sie mit seinen Zähnen, daß wir da« Knattern der Knochen hören können. Er verschlingt sie alStann so geschwind, daß mein Kutscher nicht einmal zuspringen kann, ven Schwanz zu fassen." E« ist eine bekannte Sache, daß die Ratten, und wie eS scheint beide Arten, gelegentlich von einem ganz rätdsethaften Wandertrieb befallen werden und in Schaaren vereinigt große Märsche machen. In Brehm'S Thirrlrben wird eine» solchen Zuge» gedacht, der an einem frühen Herbslmorgen im Verdenschen beobachtet wurde und auS mehreren Tausend Stück bestand, und vor einigen Jahren ging eine Notiz durch die Zeitungen von einer großen Ratteuwanderung, die in Westfale» stattgesunden hatte. Vielleicht hängt mit der Beobachtung solcher Züge die wunderlicke und unheimliche Sage vom Rattenfänger irgend wie zusammen, während sie andererseits wohl zu den Kinder kreuzzügen in Beziehung siebt. Verschiedentlich wird die Sage so bargestellt, laß eö dem Rattenfänger darauf ankäme, den „König der Ratten" in seine Gewalt zu bekommen, dem dann alle anderen folgten, wie die Schafe dem Leithammel. Wie ist eS nun mit diesem berufenen „Rattenkönig"? Wir müssen da zweierlei Arten solcher bestialischer Majestäten genau auSeinanderhalten. Die eine ist seit sehr langer Zeit bekannt (ihrer wird schon von Ge Sn er im Jahre 1551 gedacht) und wirklich volkSthümlich. Dieser Rattenkönig ist der Sage nach ein sehr alte« und großes Rattenindividuum, da» von den andern Ratten gehegt, ge füttert und gewissermaßen verehrt wird und eine goldene Krone auf dem Kopfe trägt. Dieses mythologische Wesen entspricht also dem bekannten Schlangenkönig. Ganz ander» verhält sich die Sache bei der zweiten Art der Rattenkönige, die eine der allerschnurrigsten Scheinwesen und allerhandgreiflichsten Beralberungen ist, die um so be- lustigernd wirkt, al» thatsächlich sogar Naturforscher sick, heutigen TageS noch mit diesem Schelmenstückchen an der Nase herumjühren lassen. Wer sich hiervon überzeugen will, der nehme die neueste Auflage von „Brehm'S Thierleben" (1890), Säugethiere, B. II, und lese nach S. 503 bis 506, wo er erbauliche Dinge erfahren wird. Doch erst der That- bestand. Unter Rattenkönig der zweiten Art versteht man eine Anzahl Ratten, die, wie die Radspeichen um die Nabe an- geordnet, mit ihren Schwänzen unlösbar vereinigt und deren Köpfe nach außen gerichtet sind. Die ersten Nachrichten über solche „wovstra et xrockigiosa' stammen auS den Zeiten deS craffesten und dümmsten Aber glaubens, da noch eia persönlicher Teufel brüllend um herlies und suchte, wen er verschlänge, in hysterische Frauen zimmer fuhr und von glaubensstarken GolteSstreitern beider christlichen Confessionen unter theilweise sehr belustigenden Zwiegesprächen anSgetriebeu wurde, da noch alte Weiber sich auf's Zaubern verstanden und sich mit vielem Erfolg darauf legten, und da die Hexenproceffe in Blüthe waren. (Schluß folgt.)
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