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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.02.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970212021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897021202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897021202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-12
- Monat1897-02
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rzriqs-Preis Spedition oder den im Stadt» n Bororten errichteten AuS- >eholt: vi«rteliädrlich^>>4.50. .'r täglicher Zustellung ins Durch die Post bezogen für nd Oesterreich: viertel,ährlich rcte tägliche Kreuzbandsendung land: monatlich X 7.50. usgabe erscheint um '/»? Uhr. sgabe Wochentags um 5 Uhr. on und EkpeLition: ohanncSgaffe 8. ist Wochentags ununterbrochen srüh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: 'S Tortim. (Alfred Hahn). lätsstraße 3 (PauUnum), LoniS Lösche. 14, Part. und KönigSplak 7. Abend-Ausgabe. Anzeiger. Ämlsötatt -es Königlichen Land- «nd Ämlsgerichles Leipzig, -es Rathes «n- Nolizei-Äinles -er Ltadt Leipzig. AnzeigenPrei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclamen unter dem Redactionsstrich (4ge- spalten- -50^, vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40/^. Größere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis. Tabellarischer und Ziffernsa- nach höherem Tarif. Extra-Beilage» (gefalzt), nur mit dev Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbesörderung X 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Freitag den 12. Februar 1897. 91. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 12. Februar. ichStag hat gestern noch einen zweiten Stag" auf die Besprechung des svcial- l Antrags auf gesetzliche Einführung des acht- rbeitStages verwendet und wird, da er wegen ttgkeit zu einer Abstimmung nicht schreiten konnte, lten Schwerinstag diesem Anträge widmen müssen. mS bei dieser Zeitausnutzung seine Aufgaben i erledigen können, weiß es jedenfalls selbst nickt, eutztsche Abgeordnetenhaus goß gestern, indem ibedalte fonsetzte, nur Wasser auf abgebrühte Weder neue Thatsachen, noch neue GesichtS- >enen aus die polnische Propaganda und die zu 1'ung getroffenen Maßregeln zu betrachten sind, prache, denn der „Gesichtspunkt", von dem aus ckert die von dieser Propaganda drohende Ge- Nolhwendigkeit ihrer Bekämpfung negirte, ist kein Gesichtspunkt, sondern der Mangel eines ßer allem Zweifel steht, daß in den Pro- i und Wesipreußen das Schwergewicht der i die großpolnische Agitation bei dem nativnal- irgertyum in den Städten liegt. Zn West- nen in erster Linie Danzig, Grauvenz und Thorn in Posen Bromderg unv Posen. DaS sind die Auch von der Uederzeugung ist das national- gemäßigt-liberale Bürgerlhum in den Städten durchdrungen, daß die schließlich entscheidende h^schon längst ist: Polnisch oder Deutsch, Frage die entscheidende jetzt erst recht sein muß, che Agitation die Massen eines polnischen Klein- zu organisiren beginnt, um das Dcutschthum Danzig ist im Äbgeordnetenhause vertreten lbg. Rickert, Posen durch den Kaufmann und ackel; Elfterer ist der Führer der freisinnigen Letzterer ist Mitglied der freisinnigen Votls- beide „merken nichts" von der grvßpolnischen rr Jaeket nicht, obwohl er darüber täglich in Posen e, und Herr Rickert nicht, trotz des wüsten Treibens n Hetzpreffe in Danzig, trotz der Mühe, mit serade dort sogar die deutschen Katholiken gegen Begehrlichkeit, die schon an ihre Kirchen klopft, :». Daraus ergiebt sich für die Nationalliberalen rk von selbst, womit sie zu rechnen haben, wenn ionalen Pflicht gemäß, dem Polonismus Weiler i wollen. — Auch der Proceß Leckert-Tausch im preußischen Äbgeordnetenhause wieder zur a dies bei Gelegenheit der Elatsberathung ge- > ist es möglich und wahrscheinlich, daß die Er- Gegenstanbes heute und an den folgenden Tagen )t. Wir können uns daher daraus beschränken, Anfrage des Abg. Rickert abgegebene Erklärung s v. d. Recke wiederzugeben, das einzige grcif- auch vielleicht nicht durchaus einwankssrcie Er- estrigen Debatte. Herr Rickert hatte gefragt: i der Strafprocebordnung. betreffend das Recht der c Aussage von der Genehmigung des Vorgesetzten ängig zu machen, darf diese Genehmigung nur dann i, wenn die Avtegung des Zeugnisses dein Wohle des »es Bundesstaates nachlheilig >ein kann. Wie ist dieser handhabt worden? Im Proceß Leckert-Lützow beschloß >s, den Herrn von Tausch darüber zu vernehmen, >ie falsche Mittheilung habe, daß Herr von Huhn der Verfasser eines Artikels der „Kölnischen Zeitung" sei. Herr von Tausch verweigerte unter Berufung auf den Schutz des 8 53 das Zeugnist, worauf er sofort zum Polizeipräsidenten geichickt wurde mit der Anfrage, ob rr meine, daß das Zeug- niß dem Wohle des Reiches oder eines Bundesstaats Nach- thril bereiten würde. Tausch kam zurück und erklärte: Herr von Windheim hat mir die Erlaubnist nicht gegeben. Das verursachte natürlich große Erregung in der Presse, auch national gut gesinnter Blätter, und selbst rin Organ des Fürsten Bismarck erklärte, das ginge nicht so weiter, bis Montag würde hoffentlich Herr v. Tausch die Erlaubnist erhalten. Und als am Montag Herr v. Tausch befragt wurde, ob es ihm nun gestattet sei, seinen Gewährsmann zu nennen, sagte er: Ja, es ist der Journalist Stärck. Es lag also vorher ein ungeheurer Mißbrauch des 8 53 vor (sehr richtig!), der um so schlimmer ist, als wir seiner Zeit vertrauensvoll das Recht des 8 53 in die Hand der Regierung gelegt haben. Ich frage den Minister, ob erst seine Intervention nothwendig war, um dem Polizeipräsidenten klar zu machen, daß er diesen Paragraphen nicht anwenden darf? Daraus entgeznete der Minister des Innern: „Die Antwort aus diese Frage muß ich ablehnen, sie betrifft lediglich ein Jnternum der Staatsregierung. (Beifall rechts.) Es wird dem Abg. Rickert aber vielleicht genügen, wenn ich ihm sage, daß die Verweigerung des Zeugnisses, bezw. die Nichlertheilung der Erlaubnist an die Polizeibeamten, Agenten zu nennen, einer bisher ganz konstant inne gehaltenen Praxis entspricht, und ich kann auch nicht anerkenne», daß das den Bestimmungen des 8 53 zuwider ist. Es versteht sich doch eigentlich ganz von selbst, dast, wenn man in solchen Fällen den Agenten nennt, man Gefahr läuft, überhaupt keinen Agenten zu bekommen (Lachen links), und daß dann die politische Polizei ganz aufhören müßte, und daß das nicht dem Wohle des Landes entspricht, brauche ich weiter nicht auszuführen." Die nach der „Franks. Ztg." mitgetheilten Vorschläge über eine Handwcrkcrorganisation, wie sie Ausschüsse des Bundesrathes dem „deutschen" Handwerke zumuthen, übertreffen noch die schlimmsten Befürchtungen, die wegen Entstehung einer gewerbepolitischen Mainlinie gehegt worden sind. Sie tragen durchaus den Stempel der zwer süddeutschen Regierungen, die von der Zwangsinnung am wenigsten wissen wollen, aber am meisten geneigt sind, diese Einrichtung anderen deutschen Gebiets- theilen zu bescheeren. Merkwürdiger Weise hat man sich nicht damit begnügt, dieErrichtung einerZwangsinnung von dem Ver langen der Mehrheit der Angehörigen eines Handwerkszweiges in einem bestimmten Bezirke abhängig zu machen, ein Zusatz läßt den mit Aussicht auf die Mehrheit gestellten Antrag auf Errich tung einer Zwangsinnung ohne vorhergegangene Abstimmung ablehnen, wenn durch andere Einrichtungen als die einer Innung für die Wahrnehmung der gemeinsamen gewerblichen Interessen der betheiligten Handwerker Fürsorge getroffen ist. Ob die Fürsorge getroffen ist, entscheidet die Regierung; der Zwangsinnung abgeneigte Bundesregierungen hätten eS also in der Hand, die Institution principiell und generell von ihrem Gebiete fernzuhallen. Deshalb konnte auch auf die zustimmende Zweidrittcl- oder Dreiviertelmehrheit der „be theiligten" Handwerker, von der, ofsiciösen Andeutungen nach zu schließen, die badische Regierung die Errichtung einer Zwangsinnung abhängig machen zu wollen schien, Verzicht geleistet werden. Wo die Regierung die Einrichtung will, genügt eine ZufallSmehrheit von einer Stimme, um ein Handwerk in einem Bezirke mit der Zwangsinnung zu beglücken; wo die Regierung nicht will, kann eine erdrückende Mehrheit zunftfreundlicher Meister, wenn irgendwo in irgend einem Gewerbe eine solche existiren sollte, nicht einmal dazu gelange». ihre Willensmeinunz zum Ausdruck zu bringen. Da dort, wo ZwangSinnungen errichtet werden können und errichtet sind, alle Bestimmungen deS Berlepsch'schen Entwurfs mit ihren Kosten, Ehicane», ihren Uebergriffen auf die Industrie in Kraft treten sollen, so würden die Verhältnisse des Hand werks in zwangsinnungSsreicn und in zwangsinnungsgesegneten Staaten nicht mehr mit einander zu vergleichen sein, für eine Reihe von fabrikmäßig betriebenen Gewerben wäre der Anreiz gegeben, sich in das zunftlose „Ausland" zu verziehen, die deutsche Rechtseinbeit auf dem Gewerbegebiete wäre gewesen und für das weitere Abbröckeln des Art. 4 der Reichsverfassung ein dem ParticulariSmus sehr willkommenes Präcedenz geschaffen. Aber auch der Wegsall der Regierungsentscheidung, wie sie durch die a limins - Abweisung von Anträgen auf Errichtung von ZwangSinnungen in Aussicht genommen ist — also schon mehr einer chinesischen Mauer als einer Mainlinie zur Fern haltung einer reichsgesetzlich eingesetzten Institution von ge schlossenen Reichsgebieten — würde grundsätzlich und sachlich an den Vorschlägen der Bundesratbsausschüsse wenig ändern. Wenn die Handwerker bezirksweise bestimmen sollen, obZwangs- innung oder nicht, so werden — von der tieseinschneidenden Be reicherung der Deutschland ohnehin zerwühlenden berufsmäßigen Agitation um ein ergiebiges Wirkungsfeld ganz abgesehen — die Contrastc manchmal bis zur Lächerlichkeit, meist aber jeden falls bis zur Unerträglichkeit nahe auf einander rücken. Im klebrigen aber sind wir getrost: diese Mißgeburt, deren Vater particularistischer Egoismus und deren Mutter — untapfere Connivenz gegen unklare Strömungen ist, wird nicht in die deutsche Gesetzessammlung gelangen. Die süddeutschen Mit glieder der Reichstagsparteien, die für die Zwangsinnung Propaganda gemacht haben, können, so gerne sie es in An sehung ihres rcchtsdestructiven Inhalts vielleicht möchten, für die Vorschläge der Bundesrathsausschüsse nicht stimmen, ohne sich selbst der Wählerfopperei zu überführen. Bei der preu ßischen Negierung, als der des führenden deutschen Staates, sollte man diese Unmöglichkeit allerdings voraussehen können, allein das wäre aus verschiedenen Gründen gewagt. Nach den letzten Meldungen kann cs keinem Zweifel mehr unterliegen, daß Griechenland cs wegen Kretas auf einen bewaffneten Eonftict mit der Türkei unter allen Umständen ankommen lassen will. Das geht deutlich hervor aus der den Mächten übermittelten Note, Griechenland könne den Ereignissen auf Kreta nicht als einfacher Zuschauer gegen überstehen wegen seiner Pflicht gegen die Christen und seiner Gefühle für eine bluts- und glaubensverwandte Bevölkerung, dafür spricht, daß der Abschied des Prinzen Georg von seiner Familie in einer Weise sich gestaltet hat, die nickt darauf schließen läßt, daß man es bloS mit einer Demonstration zu lhun hat. Ueberall aus Kreta ist die Lage höchst besorgniß- erregend, die Mohamedaner metzeln wehrlose Christen nieder, Liese zahlen mit gleicher Münze heim, und alle Melkungen sind voll von Mord, Plünderung und Brandstiftung. Am grellsten aber wird das Kritische der Lage dadurch beleuchtet, daß der christliche Generalgouverneur von Kreta sich in das griechische Consulat in Haleppa hat flüchten muffen. Er that dies, weil er befürchtete, sein Befehl, die Einschiffung christlicher Familien nicht zu Verbindern, könnte ihm das Leben kosten. Wie wir an anderer Stelle mitlheilen, hat er jetzt die Flinte völlig ins Korn geworfen und ist um seine Entlassung einge kommen. So kann cS jeden Augenblick zu einer größeren Katastrophe kommen, die eine Landung griechischer Truppen zur Folge hat. Noch scheinen die Cabinette der Großmächte an der Verhütung deö Aeußersten nicht zu verzweifeln; denn sie bemühen sich noch auf diplomatischem Wege, einen Ab bruch der Beziehungen zwischen der Türkei und Griechen land zu verhüten. Wir glauben, um das nochmals zu wieder holen, nicht, daß es zu einem förmlichen griechisch-türkischen Kriege kommen wird; denn wir sind überzeugt, daß, falls griechische Schiffe die kaum mehr zurückzuhaltende türkische Flotte an der Landung zu bindern suchen werden, die vor den be drohten kretischen Hasenplätzen ankernden Kriegsschiffe der europäischen Mächte dem Prinzen Georg ein sehr vernehm liches llaucks vtk entgegenzurufen entschlossen sind. Auch eine Landung von griechischen Truppen und weiterem Kriegs material können die Mächte nicht zulassen. Griechenland riskirt also einen Conflict nicht nur mit der Türkei, und cs muß auf alle Fälle den Kürzeren ziehen. So faßt auch der bereits telegrapbisch signalisirte Artikel der „Hamb. Nachr." die Lage auf. Es heißt in demselben: Das Vorgehen Griechenlands entbehrt jeder Berechtigung und ist ein Gewaltact, zu dem sich dieser bankerotte Staat bei aller Frivolität seiner Politik nur in dem Bewußtsein hat ent schließen können, daß England, vielleicht auch noch ein anderer Staat, ihm Beistand leisten werde. Wir nehmen an, dast die Ant wort der Mächte aus die Kundgebung des griechischen Cabinets in einer gebührenden Zurechtweisung bestehen wird, »nd warten es ab, ob die griechischen Schiffe wirklich den Versuch machen, die Türkei gewaltsam an der Landung von Truppen auf ihrem Gebiete zur Unterdrückung des Aufstandes zu hindern. Sollte cs thalsächlich zu einem Zusammenstoß zwischen den griechischen und türkischen Streitkräften kommen, so dürste dies ein Einschreiten der Mächte und damit eine „Kraftprobe" zur Folge haben, bei der cs sich aber zeigen müßte, ob die englisch-griechische oder die ihr entgegenstehendc Auffassung die Oberhand gewinnt. Die Wahrscheinlichkeit, daß es aus Anlaß eines griechisch-türkischen Zu sammenstoßes zu kriegerischen Verwickelungen im großen Stil kommen würde, ist unseres ErachtenS nicht sehr groß; immerhin erscheint es erforderlich, das intrigante Griechenland, seine Anstifter und Begünstiger zur Ruhe zu bringen. Nack einer Meldung der „Pol. Corr." aus London sollen alle Mächte darüber einig sein, daß es Pflicht Griechenlands sei, sich zurückzuziehen, nachdem eS sich zu weit vorgewagt. Mit Bedenken erfüllt uns aber die Hinzufügung, den Ver tretern der Mächte seien im Wesentlichen identische In structionen zugegangen. Hieraus muß man schließen, daß eine völlige Einigkeit nicht besteht, und man geht nicht fehl mit der Annahme, daß die englische Regierung es wiederum ist, die diffentirt. Der „andere Staat", von welchem die „Hamb. Nachr." andeutungsweise reden, ist, wie wir schon mehrfach hervorhoben, Frankreich. Wie cS sich endgiltig entscheiden wird, ist noch nicht völlig klar. Die Presse ist getbeiltcr Meinung, neigt aber einem Eintreten Frankreichs zu Gunsten Griechenlands zu, unv selbst der „TempS", daS Organ des Ministers des Aeußern, schreibt neuerdings, die Absahrt der griechischen Flotte nach Kreta sei eine geringere Gefahr für den Frieden in Europa, als die zunehmende Kriegsstimmung des griechischen Volkes, die durch keine Rathschläge oder Drohungen abgeschwächt werden könnte, um so mehr, als Griechenland auf die Sym pathien der gesammten gebildeten Welt rechnen könnte. Tie Pariser Börse nahm gestern einen panikartigen Verlauf, und der Verkauf erinnert an Kriegszeiten. Doch kann constatirt werden, daß gegen Mitte des Geschäfts eine kleine Beruhigung eintrat, da bekannt wurde, daß Frankreich eine energische Note nach Athen gerichtet habe. Ob dies thatsächlich der Fall ist, wißen wir nicht. Jedenfalls aber glauben wir, daß es zu einem Einschwenken Frankreichs an In der Irre. Novelle von M. v. Oertzen. Nachdruck verboten. stete sich nicht vor ihm, aber sie fürchtete sich vor seiner schwülen Leidenschaft, die heute über ihr schlagen, ohne daß sie in ihrer Ohnmacht etwas mocht — und ihr war, als müsse sie vor einer ihr Schutz suchen an der Brust jenes ManneS, Schicksal in dieser Stunde gesendet, und zu dem ickte, wie zu einem besseren Menschen — der sie eckte durch stammelnde Laute selbstvergessener lsien — der nichts von ihr begehrte als die Er- Aufgabe des Lebens mit ihr lösen zu dürfen, nn kam die Angst vor dem Unbekannten — dem — der Feierlichkeit der Ehe — bat Adalhart. annte sich. „O, lassen Sie mir Zeit", sprach sie ZS ist zu viel — zu viel auf einmal!" ll Sie nicht quälen", sagte er leise. „Ich kam zu ich hoffte —" rg die Stirn in den Händen. Ein Weg noch stand - der Weg nach Hause. en Sie mir", sprach sie. „Ich muß selbst mit g werden — und in drei Tagen sollen Sie Alles i Tagen", wiederholte er, sich abwendend. Hätte ime sehen können, die aus seinen! Auge schlug, ithe, die sein Gesicht übergoß — er preßte die ander, gewaltsam, als fürchte er, sie möchten jene idchengestalt »Insassen. )e jetzt", sagte er. „Und vielleicht wird Ihnen e kein Grauen cinflößen, daß ich . . ." nein", sagte sie mechanisch. Dann war er gegangen, mmer war dunkel geworden. Nach einer Weile und setzte sich Resa schweigend und rauchend Die» Schweigen war Resa unheimlicher al» sein teS Sprechen. llte aufstehen und wagte cS nicht; sie wollte fort konnte eS nickt — seine Cigarre glimmte roth )unkel und der Rauch zitterte unter der Decke dahin. Julian machte eine Bewegung, und nun erbebte Resa — sie schrie sogar leicht auf. „Ich bitte Dick, Hab' keine Angst", sagte er nervös. „An Dem Geschehenen ist nun einmal nichts zu ändern — und an dem, was ist, auch nicht — aber ich bin doch ick und kein gewissenloser Mensch — es beleidigt mich, wenn Du Dich vor mir fürchtest!" Seine Augen glühten in ihrer Nahe. Schwach und zag setzte sie sich nieder, während die Angst ihr die Kehle zuschnürte. Sie war gebannt. Ihre Glieder wurden schwer. „WaS bat er von Dir gewollt?" Keine Antwort. „Du kannst es nicht sagen — ? Dann denke ich eS mir —" Schweigen. „Resa — nur ein Wort — gedenkst Du noch, wie wir daheim auf dem Dache lagen — an die alte Zeit?" „Oh ja", sprach sie weich. Heiße Thränen schossen in ihre Augen, als sie des Julian von damals gedachte. Er kam ihr näher und beugte sich über sie. Er betrachtete sie genau — und entfernte sich wieder. „Maria Teresa, Du bist ihr ähnlich — Augen, Haare, Mund und — Alles —" „Nicht weiter", sagte Resa, sich emporrichtend. „Warum ist die unselige Geschichte ausgegraben?" Als sie jedoch Julian später verließ, um an ihre Mutter zu schreiben, dachte sie an den Ritter KaSpar v. Riedungen. X. Frau von Willow nahm die Morgenpost in Empfang und bemerkte zu ihrem Erstaunen zwischen Zeitungen und Briefen die Handschrift ihrer Tochter. Sie runzelte die Stirn. Was sollte das außer der Zeit? Sie hatte Nesa's Correspondeuz ganz genau geregelt — nach dem Princip: Ordnung in allen Dingen — unv jede Woche präcis ging ein Brief von E. nach Burg Horst und umgekehrt. Und nun heute — zwei und einen halben Tag zu früh, ein ziemlich dicker Umschlag von Resa, an sie adressirt! Sollte das Kind! Frau von Willow öffnete den Brief ihrer Tochter — vorsichtig mit einem reinen Messer, daS noch auf dem Früh stückstische lag. Ein dünner, eng beschriebener Bogen! Und wie oft hatte sie schon Resa bedeutet, daß eine Dame stets dickes, englisches, gelbes Papier wähle und einen breiten Rand lasse! Ver stimmt drehte Frau von Willow das Blatt in der Hand umher, bis sie endlich las: „Liebe Mama! Verzeihe, daß ich beute die Schranke durchbreche, um in einer wichtigen Angelegenheit mit Dir zu reden. Es ist eine Bitte, die ich Dir ausspreche: Gestatte, daß ich nach Burg Horst zurückkehre! Ich sehne mich so sehr nach Papa und dem alten Hause — (darüber geschrieben, fein und zierlich: Und nach Dir) — und ick meine, Iulian's und May's Gastfreundschaft nickt länger in Anspruch nehmen zu dürfen. Ich bin jetzt über ein Vierteljahr in E. und ich habe Heim weh, wie ich noch nie vorder Heimweh gehabt habe. Ich kann nicht länger hier bleiben. Wohin sollte ich mich flüchten, wenn nicht zu Euch? Verschließt mir tie Thür nicht! Schreibt mir. wann ich kommen darf. Ich zähle die Stunden. Euer sehnsüchtiges Kind Resa." Frau v. Willow faltete den Bogen mit großer Entrüstung wieder zusammen und ging mehrmals im Zimmer auf und ab, bevor sie einen Entschluß faßte... Dann setzte sie sich an ibren Schreibtisch, ergriff ihre sehr spitze Feder, schlug den Messingdcckel des Krhstalltintenfaffcs mit Lärm zurück und tauchte die Feder ein. Sie stieß un bewußt damit auf dem Löschblatt umher, runzelte die Stirn und schrieb mit einem schwungvollen Bogen auf das dicke, gelbe Papier: „Liebe Resa! Soeben in den Besitz Deines Briefes gelangt, beeile ich mich, Dir zu antworten. Was dein Heiniweb betrifft, so möchte ich Dich doch darin erinnern, daß Selbstbeherrschung zu denjenigen Tugenden gehört, die man iu erster Linie suchen muß zu erwerben. Beherrsche Dich! Deine Eltern meinen es gut mit Dir. Erkennst Du auch jetzt noch nicht das Warum und Wie meiner An ordnungen, so wirst Du sie später doch dankbar als weise ansehen müssen. In diesem Sinne wünsche ich Deinen Auf enthalt in E. nicht verkürzt zu sehen und lehne es ab. Dich vorher auS falscher Gefiiblsseligkeit aller jener Chancen zu berauben, die dort sich Dir bieten. Ich boffe künftig nichts dergleichen mebr zu hören und mache Dich bei der Gelegen heit darauf aufmerksam, daß eine gewisse Uebcrschwänglichleit im Briefstil junger Mädchen äußerst verstimmend wirkt. Du bleibst in E., falls nicht eine umwälzende Veränderung eintreten sollte, wie z. B. eine Verlobung oder Aehnliches. Das mein unumstößlicher Wille. Grüße Julian und May bestens von mir und sei selbst gegrüßt von Deiner Mutter. Helene v. Willow." Nachdem Frau v. Willow ihren Brief durchgelesen, Einiges am Stil geändert hatte und vorsichtig mit dem Radirmesser thätig gewesen war, schloß sie ihn in ein dickes Couvert und gab ihn Sillmann zum Besorgen. Erst dann fegte sie hastig die Treppe hinan und klopfte an die Thüre ihres Gemahls. Er schrak schmerzlich aus einem Morgensckläfchen empor, als sie einen Stuhl herbeirückle, so daß eS ohrenzerreißend auf der Diele knarrte, und es gelang ihm gerade noch, ritter lich nach ihrem Befinden zu fragen. „Wie soll mir's gehen", antwortete sie barsch, die Morgen baude fester steckend, „Deine Tochter ist wirklich über die Maßen sentimental und albern, ich war ganz, ganz anders in ihrem Alter!" „Meine Tochter?" fragte er sanft. „Hat sie durch etwas Deinen Unwillen geweckt?" „Sie schreibt mir einen überspannten Brief, daß sie Heim weh hat und daß ich sie holen soll . . ." Das Gesicht des Alten klärte sich auf. „Aber das ist ja — prächtig!" rief er. „Sie bat ihre alten Eltern nicht ver gessen — und wann holst Du sie?" „Dacht' ich's doch!" sagte Frau von Willow mitleidig. „Du bist ebenso schlimm als sie — und weil Du mich in meinen vernünftigen Bestrebungen ihr gegenüber nie unter stützt, wagt sie es, mir zu trotzen — ich stehe allein da — Ihr werdet die Folgen erleben!" „Du wünschest also nickt, daß Resa beimkebrt ..." „Ich habe ihr das schon mitgelheilt. Was ick wünsche, ist, daß Du in demselben Sinne schreibst — soll ich immer der Tyrann, der Popanz sein? Und zwar gleich. . ." „Aber liebes Kind, erlaube —" „Herbert. Du bist ein guter Mann. Aber für die Er ziehung einer Tochter bist Du — nimm mir's nicht übel — zu all!" Herr v. Willow seufzte. „Du magst recht haben — ich kenne die Weit nicht mehr — ich kann den Grund nicht einseben, weshalb man sein einziges Kind zu Fremden giebt — wer weiß, wie lange man's noch bat —" „Eben, weil Du daS nicht verstehst, verlasse Dich aus mich. Resa ist eigensinnig; sie muß gehorchen lernen — da ist ein Rittmeister v. LarinSkv. der sich für sie inleressirt —" „Den? Ob. den — habe ich sortgeschlossen. DaS hat ja auch weiter keinen Zweck, daß Du den liest — schwülstiges Geschwätz eines Backfisches . . „Ja, was soll ick kenn nun eigentlich?" Frau v. Willow hob den Blick gen Himmel — oder viel mehr gegen die Decke der Dtudirstube — und sagte: „Hier
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