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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970217019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897021701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897021701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-17
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BezugS-PretS D» der Hanptrxpedttion oder den im Stadt- Utzwt und den Vororten erruytrlea Lot- aabffttlleu abgeholt: vierteli«brlich-^i<ü0. dei «veonalig« täglicher Zu siel lang io» Haw»>t LckO- Dmch dir Post b^oaen für DeulschlanL und Oesterreich: vierte Iiclhrlich ^ L—-. Direct» tägliche Krruzbaodsrodiutg ins Ausland: monatlich 7 SO. Dir Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Ubr. die Abend-Ausgabe Wochentags um b Uhr. Ne-artion und Expedition: Iohaeeaes,affe 8. DieExveditiov ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh S bis Abend» 7 Uhr. " Filialen: vtts Mrmm's Sorttm. (Alfred Hahn). Vmversitatssttahe 3 (Pauliiuun), Laut» Lösche. -achariueofkr. 14, Part, und König-Platz 7. Morgen-Ausgabe (Wlger und Tagtlilali Anzeiger. Ämtsvlatt des Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes «nd Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. ^ 8b. Mittwoch den 17. Februar 1897. „Deutschfreifinmge" Klage über bayerischen Partirularismus. K Die „Bosstsche Zeitung" veröffentlichte au, 14. d. Nc'. solgcnde Zuschrift au» München: „Die von Ihnen übernommene hiesige Nachricht, der Prinz- regent von Bayern werde zur Jahrhundertfeier des Geburtstags Kaiser Wilhelm's in Berlin erscheinen, dürfte mit Vorsicht aus« zuuehmen sein. Selbst in Kreisen, die dem Hose näher stehen, ver- meidet man es, sich mit diesem Gedanken vertraut zu machen, und erörtert heut schon die Frage, ob der Prinzregent nicht ouS Alter-« rückiichren diesen Festlichkeiten wird sernbleiben und sich durch den Prinzen Ludwig wird vertreten lassen müssen. — Tie preußij ch- dayerischen Manöver, deren osficieller Titel hier zu Lande „Gemeinsame Hebungen der königlich bayerischen und königlich preu ßischen Truppen" im Schriftverkehr lautet, werden voa einem Theil oer bayeriichea Officierr mit Freuden begrüßt; es sind dies die- >enig»n Kreise, dir die von Ihnen gelegrnmch eines früheren An lasses betonten Vorzüge der Garnison Metz an Ort und Stelle schälen gelernt haben und überhaupt einen engeren Anschluß, ein lausigeres Zusammenwirken mit der übrigen großen deutschen Armee wünschen. Dem bei Weitem überwiegenden Theil des bayerischen OsficiercorpS aber verursachen die bevorstehenden Hrrbst- übungrn jetzt manches Kopfzerbrechen. Sir können sich ebenso wenig wie das „Vaterland'* mit Len Vorthetlen der Manöver großer TruppencorpS befreunden und leugnen die Nützlichkeit, einmal etwas Anderes als dir eigene Inzucht zu sehen, schnür- stracks ab. Dir glauben, nachdem die Regimenter Len „preußischen Drill" sich abgeguckt und inS Bayerische über setzt haben, daß dies schon genügend für ihr weiteres Fortkommen sei. In dieser Selbstgenügsamkeit möchten sie von „auswärts" möglichst wenig an sich hrrankomme» lassen. Sie glauben, auf ihren Lorbeeren von 1870 für alle Zeiten ruhen zu bürfen, ver- messen aber, daß sie ihren damaligen Leistungen die Krone mngeseyt hauen, wenn da- I. EorpS bis zum Schluß deS Loirrseldzuges ebrujo auSgeharrt hätte wie die preußlschen Corps, dir in keiner besseren Verfassung waren. Diese Anschauungsweise hat sich im Lause eines Meiiichcnalters auS der grundsätzlicher: Abgeschlossen heit mehr und mehr bis zur heutigen Blüthe entwickelt; die kleinen Garnisonen, die Recrutirung der Regimenter aus deren nächster Umgebung, der OificirrSersatz auS den gesellschaftlichen Kreisen der Osficiere, ja selbst die Helrathen der jungen Officierr in diese Kreise hinein tragen naturgemäß dazu bei, daß eine Sonderheit auf mili- lairischem Gebiete ins Kraut schießt und eine dem Große« und Ganzen nicht gerade förderliche Entfremdung mehr und mehr sich ausbilden muß. Auch in politischer Beziehung wäre es zu wünschen, wenn dieser Abgeschlossenheit ein Halt geboten würde. Richtig ist ja, daß Politik nicht getrieben werden soll, aber der Einfluß der Umgebung und deS Ninganges ist zu mächtig. Man sieht hier an den Regi men»««, wir der antideutsche Zug durch den KlertkaliSmu», nag « durch die Geistlichkeit selbst, den Adel oder durch den Einfluß von noch höherer Stelle gepflegt werden, stetig gefördert wird. Die Feier deS letzten KaisergedurtstageS hat voa Neuem gezeigt, wie schwer es allerorten wurde, diesem Tage wenigstens den äußeren Glanz eines Festtages zu verleihen. Er verlies eigenttich ganz theilnahmSloS; die öffentlichen militairischen Gevände waren beflaggt, ^dlailweiß", die anderen StaalSgedäudr gar nicht. Der Geist, der in den jungen Officirrrn lebt, ist ohne Schwung, und daran trägt die Er ziehung auf der Schule ihr gut Theil Schuld. In diesem Halbjahr wird an der Universität München beispielsweise von oen drei Historikern nur bayerische Geschichte gelesen; warum keine deutsche? weil r« dir klerikale Kammer so haben will. -Vir in den Gymnasien Geschichte getrieben wird, haben wir lckwn früher zu unserem Leidwesen erfahren müssen. Za Haus« der leinen Eltern hört der junge, dem Osficirrstandr zustrebeadr Mann auch nur die Weisheit, die im „Vaterland" von Herrn vr. Sigl erst jüngst wieder in Nr. 26 und 27 gepredigt worden ist. Do soll Sa eine schwungvolle Stimmung, eine Begeisterung für da» deutsche Reich Herkommen l Wie ganz andere Wahrnehmungen konnte man lS70 bei Au»bruch de» Kriege» machen! Bewegten Herzen» Lenke ich heute noch der ersten Begegnung mit einem bayernckei, jangen Officier in Speyer, der unserer neuen Waffenbrüderschaft die herr lichsten Worte verlieh und damit an« das Alle« bestätigte, wo» wir ans unser« Fahrt durch das Bayerland nach der französischen Grenze zu Liedes und Gutes von der Bevölkerung erfahren halten." Diese Darstellung mag manches Zutreffende enthalten, bei dem eS aber immerhin noch zweifelhaft bleibt, ob dem bayerischen Heere rigrathümliche Erscheinungen geschildert sind, ober ob man eS mit einer allgemein deutschen un erfreulichen Entwickelung zu thun hat, die in Bayern nur ein besonderes locale» Colorit annimmt. Daß ver Kleri kalismus überall, wo er eindringt, den ParticulariSmuS zu verbreiten sucht, ist etwas Selbstverständliches. Wenn er aber im bayerischrn OfficiercorpS stärker geworden ist als ehedem, so hat man darin eben eine der Pflege und Erstarkung der Orthodoxie, ja geradezu der Muckelei in der preußischen Armee parallel laufende Tbat- sache zu erblicken. Jedenfalls haben dem Verfasser der Münchener Eorrespondenz deS „freisinnigen" Berliner Blattes weder Einsicht noch Patriotismus die Feder geführt. DaS zeigt schon die Art, wie es Zweifel in die Meldung von der TheUnahme deS Prinzregenlen an der Berliner Hundert jahrfeier im März erregt — Zweifel, die beiläufig bemerkt, gänzlich behoben waren, als die ..Boss. Ztg." die bissige Bemerkung druckte. Noch klarer aber tritt der Mangel einer patriotischen Absicht in dem verletzenden Urtbeil über die Haltung der tapferen Truppen deS tapferen Generals v. d Tann im Loirefeldzugr von 1870 hervor. Wir werden jenen Helden- müthigen Kriegern nicht die Beleidigung zusügrn, sie gegen die boshaften Anklagen zu vertheidigen. Aber die grobe Tactlosigkeit muß gebrandmarkt werden, der sich ein Berliner Organ durch die Veröffentlichung des elenden Klatsches und dadurch schuldig gemacht hat, daß es in seinen Spalten einem Zweifel daran Raum geben läßt, ob in einem künftigen Kriege die bayerischen Officierr nicht weniger begeistert neben ihren anderen deutschen Kameraden kämpfen werden, al- sie eS 1870/71 grtban. Man muß sich das Zögern, um nicht zu sagen ^den Widerwillen vergegenwärtigen, mit dem der „Fortschritt" in der Berliner Stadtverordneten versammlung an einen positiven Beschluß über die Hundertjahrfeier herangeht, um eine Erklärung für die Un- geheuerlickkeit zu finden, daß ein reichShauplstävlisckeS Blatt dieser politischen Richtung vier Wochen vor jener Gedenk feier für den Einiger vor allem der deutschen Streiter bayerische Kämpfer von 1870 herabseyt. lieber die Kaiser- geburtStagSseier in München bringt der Eorespondent nichts vor, waS die Annahme eines Umschwungs gegen früher gestattet. Er ist auch gar nicht fähig, darüber zu urtheilen, denn ihm fehlt die Kcnnttnß, daß nickt nur die bayerischen, sondern auch die preußischen militairischen Gebäude bei allen feierlichen Gelegenheiten von jeher nur in den Landesfarben geflaggt haben. Und nicht nur die militairischen. Bei der ReichöjubiläumSfeicr im Vorjahre zum Beispiel hatten alle preußischen StaatSzebäude schwarz - weiße Flaggen auf gezogen, und daS war doch gewiß ein deutsche- Fest. Im Uebrigen: wenn die ,Ioff. Ztg." vergleichen will, so möge sie doch einmal die Feier de» 80. Geburtstages ve- Fürsten Bismarck durch Stadt und Bevölkerung in Berlin und m München gegenüberstellea, ferner die Ehrungen, die hier und dort den Veteranen von 1370 im vorigen Er- innerungSjahre erwiesen worden sind. Die Vergleiche fallen sehr zu Ungunften der vom „Deutschen Freisinn" regierten norddeutschen Stadt auS. Was die Vorträge über Geschichte an der Münchener Universität anlangt, so ist das ein ganz anderes Eapitel, allerdings ein ernste-. Hier zeigt sich eben die Wirksamkeit des UltramontaniSmuS, der in Bayern zur Herrschaft gelangt ist. Ader beklagen darf sich darüber am allerwenigsten der Berliner «Freisinn", denn er tbat daS Seinige, um m Baben den Klerikalen die gleiche Machtstellung wie in Bayern zu verschaffen. Wenn dann in die Universitäten Heidelberg und Freiburg der München« Geist rinzirht, wird sich di» „Boss. Ztg." wahrscheinlich auch von dort Zuschriften bestellen, die die Wandlungen beklagen, ab« dabei nicht aufhören, es gut- zuheißen, wenn ihre Partei in Württemberg und Hessen auf die gleiche Entwickelung binarbeiret. Deutsches Reich. * Leipzig, 16. Februar. Herr Vr. Scheven erklärt in der Erfurter national-socialen „VolkSzeirung": „Eine Anzahl bürgerlicher Blätter und selbst Arbeitgeber verbände. so der Verein deutscher Papiersabrikanrrn, haben sich mit unterem Abdruck des Arbeiterliedes von Feddcrsen beschäftigt, und unS darob gefährliche Hetzer und Revolurionaire gescholten. Wer unserer Bewegung nahe steht, weiß, daß d.- «» s-mm.., m das vom °lten gemuthvot en Pi'N^r ^ Verse gebrachte Bild von Pr t alten „Erz- Arbeiterbewegung verglühen hat. ^ besteigen werden, revolutionaire" Arm "Arm d" «arr-raden « ^a- S'uL-chLL °L L-> »l- -- «>„ W« ->» -UP-bt. »ob -» w°, k.- S-° -dl .°d°- 1° - L!n wird », -u» N-r °b --U- gemlllkvollr Paslvr Arvberl'm" „bk'onnen band«lk-. a ein „Bild von Professor Sobm" rn Verse und an die Oeffent lichkcit brachte. . . ^ Berlin, 16. Februar. Im Reichstag bat °°r ..mg"- Tazm t« Reichskanzler felblt die großpoln.lchen Forderungen in einer Erklärung zuruckgewieseii, wie Iw die polnische Ueberhebung selbst und d.e .n der gan n Agitation sich bekundende Undankbarkeit Segrn den preutz. ckm Staat nicht treffender kennzeichnen konnte. H.^' bedeutsam war diese Erklärung aus zweierlei Gründen: Zunächst wurde damit durch den Leiter der Reickspolit.k, der als Katbol.t m besonderem Maße als Autorität dafür bei räch tet werden kann, wo der KatbolicismuS aufhort und der Polon,SuiuS anfänal, die Nothwendigkeit der Abwehr gegen die groß- polnische Bewegung nicht nur zur Sacke reS Preußijchen Staates, sondern zur Sacke deS gesammttn Reiches ge- macht. DaS mag sich insbesondere die Wählerschaft de» EentrumS all uotsm nehmen. Sodann enthielt diese Er klärung die beruhigende Versickerung, daß auch in Zukunft an dieser Ueberzeuguug der Reichs- und StaalSregierung alle Schachzüge der Führer der staatsfeindlichen großpolnifchen Bewegung ergebnislos bleiben werden. 3n dieser letzteren Beziehung kann schon jetzt nicht entschieden genug auf eine neue Wendung in der Polenpoliti! aufmerksam gemacht werden welche vorsichtig, natürlich auch mit Unterstützung der deutschen klerikalen Presse, vorbereitet wird und anscheinend nun in Scene gesetzt werden soll- 2s handelt sich um Nichts Geringeres als uni eine Wiederholung deS vom polnischen Hochadel in Preußen versuchten und feblgeschlagenen ,, söhnungSsckwindelS" im russischen Polen. Man hofft durch ähnlicheLoyalitätSversickerungen, womit man einige Zeit in Preußen Erfolge erstrebte, auf den Zaren zu speculiren und wenn diese Speculation,was sehr wahrscheinlich ist, fehlschlagt— die preußische Regierung in Versuchung zu führen, den Polen neue Zugeständnisse der Schwäche zu machen, aus Desorginß, Rußland könne möglicher Weise der bingestreckten polnischen „Bruderhand" den kleinen Finger Hinhalten. Im Zusammenhang damit ist auch eine unlängst in der „Köln. Volksztg." veröffent lichte Auslassung zu verstehen, die von einem „Kenner" der Ver hältnisse in der Provinz Posen verfaßt war und der Regierung mangelhafte Information über die polnischen Verdättuisse vorwars. In dieser Auslassung wurde — woraus auch Herr von KoScielSki, auf dessen Umgebung die polnisch- russische ,/VersöhnungSpolitik" zurückgcführt wird, Wunders wie viel derzumawen beliebte — mit einem Seitenblick auf die „Unkenntniß der Regierung" hervorgebobrn, daß doch kurz nach 1890 zum ersten Mal seit 1831 in einer ausschließlich aus Polen bestehenden Versammlung ein Toast aus den Kaffer auSzebracht worden ist und sogar Privatpersonen polnischer Nationalität an der Feier des Geburtstags Sr. Majestät Theil genommen haben. G?wiß, Herr v. Koscielski war sogar der Erste dabei, und doch hielt er seine Lemberg« Rede, und doch weiß er jetzt noch damit zu vereinigen, daß ihm, wenn er sich Sommers über auf dem Schlöffe zu Miloslaw von den Strapazen deS Berliner HoflrbenS crbolt. die durchziehenden Musikauten demonstrativ auf dem Schloßhof die polnische National Hymne Vorspielen. Wir können dem „Kenner" der „Köln. Volksztg." auS sehr gutem Grunde versichern, daß diese Ausführungen, die lediglich über die Regierung hinweg an der allerhöchsten Stelle Eindruck machen sollen, nicht ver fangen haben. Darüber ist schon lange kein Mensch mehr Ar»zeigen.Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Reelamen unter dem Rt-actron»srriL !.4u»> spulten- 20-H, vor den Fumüiennacyri-tta sögespalten) «O^j. Größere Schriften laut «userem Preis- Verzeichnis,. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. (extra-Beilagen (gefalzt', nur nsit d« Morgen-Ausgabe, ohne Postbrsörderuny >4 SO.—, mit Postbesörderuog X 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. B« Len Filialen und Annahmestelle» je «in» halbe Stunde früh«. Anzeigen sind stet« an die Ertzektttan zu richten. Druck uud Verlag von E. Polz ta Leipzig. SI. Jahrgang. im Unklaren, daß die polnische Loyalitätspolitik weiter nichts als eme allerdings mustergiltiae „ArbeitStheilung" ist: oben durch Pflege hoher Beziehungen, loyale Ver sicherungen, Phrasen von der gemeinsamen Abwehr der Social demotrakie und Nebelbilder von dem Zusammensteben von Deutschen uud Polen gegen den Panslavismus die nationale Energie des preußischen Beamlentbums in Posen und Wes, preußen brach zu legen, — unten gleichzeitig die Bauern und Kleinbürger in Sokols, Gesang-, Gesellen-, Arbeiter-, Jüngliugö- und Creditocreinen gegen das Deutschtdum zu sammen zu schließen und die tleine Hetzpresse daS Werk der Bosheit, ibre gehässigen Ausfälle gegen Staat und Beamten lbum, fortsetzen zu taffen. Nack der Erklärung des Reichs kanzlers geben wir uns erneut der Ueberzeuguug bin, daß Krone und Regierung unbeirrt bleiben werben. * Berlin, 16. Februar. Die Frage der Eisenbahn bauten in den Schutzgebieten scheint jetzt in das Stadium gekommen zu sein, daß wahrscheinlich nur ein» von den fünf in Frage kommenden Projecten in Form einer bestimmten Forderung an den Reichstag gelanaen wiro. Dem „Hambg. Corr."^ wird dazu geschrieben: „In Bezug auf die Stellung der Fractionen zu den Eisenbabnplänen ist, wie verlautet, eine Aenderung eingetreten. Nach bestimmten Aeußerunqen einflußreicher Abgeordneter bestand in berufenen Kreiien früher die Ueberzeugunz, daß wenigstens ein Theil der Eisenbahnpläne aus eine Majorität im Reichstage rechnen könne. Jetzt ist diese Zuversicht geschwunden, offenbar haben andere notbwendige Ausgaben, wie z. B. die Forderungen für die Marine, hierauf eingewirkt; einzelne Fractionen wollen daher nicht auf neue, wenig übersehbare Forderungen eingehen. Ein anderer viitwirkender Umstand ist der, daß man sowohl im Reichstage wie in den betheiligten Reichsämtern die sack männischen Vorarbeiten für gar nicht genügend hält, um schon an eine Entscheidung in der Sache zu deuten. Aller Wahrsckem lichtest nach wird vom Reichstage nur eine Rate zum Wester bau und zur Unterhaltung der Usambara-Eiseubahn verlangt werden. Diese Linie ist aus eine Strecke von etwa 40 üm nur mit Hilfe von Vorschüssen der deutsch ostafrikanischen Gesellschaft aufs Knappste gebaut worden. Jetzt ist auch diese Quelle erschöpft, die Bahn würde in dem Tropenlande rasch verfallen, auch kann sie ihren Zweck nur erfülle», wenn si« iiack dem ursprünglichen Plane auf 70 üm dis zum Hand» Gebirge verlängert wird. DaS Reich soll nun diese Aufgabe über nehmen. Was Süd west Afrika anlangt, für welches eine Eisenbahn nach dem Inneren bei allen betheilizten Personen am dringlichsten angesehen wird, so kommt in Betracht, daß dort nur oberflächliche Nivellements gemackl worden sind, woraus eine Vorlage für den Reichstag mn finanziellen Verpflichtungen nicht begründet werden kann. Doch scheint cs nicht ausgeschlossen, daß von Swakopmund aus in näherer Frist eine Bahn ins Leben gerufen wird. Mit gewissen Erwartungen sieht man der noch in diesem Monate bevorstehenden Ankunft des Lieutenants Troost ent gegen, der die Bildung einer Gesellschaft zum Bau einer Maulthierbahn beabsichtigt. Nach seiner Ankunft hier wird man über sein Unternehmen Näheres erfahren. Er kann dabei aus allseitige Unterstützung rechnen- auch scheint es, daß ibm hierbei deutsches Capital zur Verfügung gestrlli wirb. Wenn dieses Bahnproject zur Ausführung käme, so würde man Zeit gewinnen, um die Pläne für Dampf- uve Bollbahnen gründlich zu studiren und die Bahnen selbst mil Rübe herzustellen." L. Berlin, 16. Februar. (Telegramm.) Der Kaffe, und die Kaiserin machten beute Vormittag den regelmäßigen gemeinsamen Spaziergang durch den Thiergarten. In« Schloß zurückgekebrt, arbeitete der Kaff« von 10 Uhr ab längere Zeit mit dem General v. Hahnke. Abend» gedenken der Kaiser und die Kaiserin vaS Schauspielhaus zn besuchen («) Berlin, 16. Februar. (Telegramm.) Die Ein segnung deS Reichskanzlers Fürsten vohenlohe und seiner Gemahlin faikd um 11 Uhr Vormittags im Marmorsaale deS Reichskanzlerpalais statt. Cardinal Kopp hielt eine An spräche über daS alttestamentliche Wort: „Da- fünfzigste Jahr sollst Tu feiern". Sodann celedrirte er eine Mesie. die vom Domchor musikalisch begleitet wurde. Hinauf erschien F»«rn»ton. Die Pest iu Iu-ieu. Au» dem Französisch«, Le» Henri de Parvill« (in ,.I» h'atare"). Die Pest, die gegenwärtig in Indien so entsetzlich tobt, beherrscht da» öffentlich, Interesse von ganz Europa. Man ist nicht sicher darüber, ob sie wohl auch diesmal, wie meist bisher, auf Asten beschränkt bleiben, oder ab« nach Europa Vordringen wird. Wird sie die Ouarantainen und sonstigen Äbsperrung-maßreflkln resprctirr»? Schon spricht man von ;wei Erkrankung»fallrn in Marseille, ab« mit Unrecht. Zwei Fäll« hat man aus einem in England ringrtroffenen Schiffe beobachtet, aber die Krankbeit «losch an Ort uud Stelle. E« ist wenig wahrscheinlich, daß wir, da der Frühling vor der Thür steht, das Eindringen der Pest in da» Abendland zu gewärtigen haben; denn sie ist eine eckte Winterkrankeit. Dem sei, wie ihm wolle, die meisten europäischen Regierungen haben die nöthigen Vorkehrungen getroffen, so daß wir wohl sagen dürfen, wir sind der Gefahr gegenüber gut gerüstet und werden eS binnen Kurzem noch besser sein, und sollte vir Seuche ja zu un» gelangen, so kann man sich daraus ver lassen, Laß alle Maßregeln, ihrer Ausbreitung roergisch vor- zubruaen, in vorzüglichster Weise genommen sind. Drr Pest von 18-7 ist ganz unzweiselbasi die alte Pest, trr schwarze Tod deS Mittelalters, sie ist von denselben Symptomen, auch von der starken Anschwellung der Leisten drüsen beamtet und zeigt dieselbe AnsteckungSkrast. Die Seuche reffst die Erkrankten innerhalb dreier Lage, oft inner halb 24 Stunden, dahin, wir vor Zeiten. Da» Bild d« schrecklichen Epidemie zeigt Züge auS dem Alterthum. Ja einer auS dem dritten Jahrhundert unserer Zeitrechnung stammenden, vom Cardinal Mai in der Bibliothek voa Origaba entdeckten Handschrift deSRufus ist zu lesen: „Die Bubonen pest ist durchaus todtlich und verläuft sehr rasch, besonder» in Libyen, Egypten und Syrien. Deni» von Scylla gedenkt ibrer. DioScovideS und Posidonius sprechen en: Lange» und Breites über di« von ihnen eingrschlagene Behandlung», weis« der Pest, die zu ihrer Zeit m Libyen grassirte. Sie ist aus große Entfernungen übertragbar. Ihre Herde find auf Persien und besonder« aus Indien bescbränkt, aber sie ist verschiedentlich biS an die Gestade de» Rothen Meere», de» Persischen Golfe» und de» Kaspischen Meere» vor gedrungen. Di« ersten ganz sicheren Nachrichten über da» Änftreten der Pest stammen aber au» dem 6. Jahrhundert nach Christi Geburt: e» handelt sich da um die sogenannte Justinianische Pest. Sie war 542 in Konflantinopel mit ein« entsetzlich hohen Sterblichkeit verbunden und verbreitet» sich auch über Griechenland und Italien. Im Jahre 1548 arschab ein neuer Borstoß, dem in dem Zeitraum« seit der Justinianischen Pest schon mehrere, wenig« bedeutend« voran- gegangen waren. Ab« diesmal trat die Epidemie mit ganz ungewöhnlicher Heftigkeit auf. Sie ging von Asien au« und überzog nach und nach Italien, Spanien, Marseille und ganz Frankreich. Laura von Nove», berühmt durch Petrarca, stark» an ihr. In den Jabren 1665 und 1668 zeiate sich die Pest in London und 1721 zum letzten Male in Marseille. E» sind noch handschriftliche und gedruckt« Acten und Nachrichten üb« die schrecklichen, von ikr angerichteten Vrrbeerungrn auf uns gekommen An» mediciaffchen Mittheilungen von 1722, di» man jüngst »iede, aufgesnndrn bat, -ehr bervor, daß di» Seuche auS Asien nach Marseille verschleppt worden war, daß sic in bobem Grade ansteckend anftrat, und daß die von ihr Befallenen oft innerhalb weniger Stunden starben. Ein jedes HauS, in daS sie drang, wurde durchseucht, und seine Bewohner starben Ein« nach dem Andern. Daß di« Ansteckungsgefahr eine große war, siebt fest, aber vielleicht bat man sie noch größer dargestellt al» sie wirklich war. Aber wenn auch, eS war immerbin schrecklich genug. Von der allergrößten Bedeutung bei Förderung und Bekämpfung der Pest sind natürlich stet- die hygieiniscken Verhältnisse, unter denen «ine Bevölkerung lebt. Auch jetzt in Bombay, wo die niederen Clafsen in einer schaudererregenden Weise denmirt werden, zeigen sich die Europäer sehr viel wider standsfähiger, und ihre Quartiere werden nur selten be ll!?"'« « b'ttw der berühmten Pest in Egypren ließ sich frststellen, datz d,e Krankheit, wenn sie auch un- mittelbar und mittelbar übertragbar war, lange nicht alle Leute besiel, die mit den Kranken umgingen. Die Pest wütbete von 1i98 bis 180l in Egypten. Französische Aerzte befuchten d,e Pesthöblen ununterbrochen, und die meisten von S'sund. „Die Pest töbtrt nur die, die fick vor chr fürchten", schrieb damals Vr. De«aenrtte». Er öffnete ernem Kranken eine Pestbeule, impfte sich da» Gift ein und sagte zu den Umstehenden: „Nun werden wir ja sehen, ob "fl an den Folgen sterben werde." Er starb nickt. Während der Pest in Kairo 1835 war d« Opsermuth von 9.*,Hingabe s.br groß. Ferdinand ^ «ss'PS, damals Conful ,n Alexandrien, berichtet« in Hilfeleistung zu vervielfältigen und verstanden es, den Muil» der Erkrankten zn beben. Die meisten einheimischen urtt fremden Aerzte machten ihr« Besuche in au- gewachst Seide verfertigtem BurnuS und setzten durch ibre übertrieben , Vorsichtsmaßregeln selbst die Krankenwärter in Schrecken Rigaud und d'Aubert besuchten die Kranken, wie s>- standen und gingen, faßten sie an und ermutdigten sie dui^ ihr Zureden. Zunächst blieben sie gesund, aber Rigau. mußte später seine Menschlichkeit leider doch mit dem Lebe bezahlen. Kurzum, bei der Pest so wenig wie bei der Cholera un. anderen JnfectionSkranklieiten bat die Uebertragung an un. für sich notbwendig die Erkrankung und den Tod de- damu Betroffenen zur Folge. Man mnß das Feld, auf dem di: Aussaat geschieht, v. h. die Organisation der betreffenden Person, in Betracht ziehe». In der Regel geschieht die An steckung durch Kleider und andere mit den Pestkranken in inniger Berührung gewesene Gegenstände. Werden diese der brannt, so wird damit die Quelle der Gefahr gründlich unv auf einmal verstopft. Es scheint aber gerechtfertigt j» sein, noch verschieden - andere, bis jetzt nicht näher gekannte Wege der Uebertragung vorauSzusktzen, so besonder« durch Jnsrctrn und ander: Tbiere, die in dieser Beziehung sehr gefährlich werden dürften Die Pest hat wie alle ansteckenden Krankheiten ihre eigen: Oorm von Mikroben, und Thierr find sebr allgemein Bei breiter dieser Mikroorganismen. Man gebt wobl nickt fehl, wenn man zetzt in Bombay und sonstwo die Ratten für b" «erschlrppung der Teucke mit verantwortlich macht. gewiss« Aersin hat nackgewiesen, daß diffelben Mikroben nicht dlo» bei von der Pest befallenen Menscken Vorkommen, sondern auch bei Natten, di» gl«ichf«llS an dieser
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