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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.02.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970219015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897021901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897021901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-19
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Größere Schriften laut unserem Pi«»- vrrzeichniß. Tabellarischer und Zifferitsatz nach höherem Tarif. Vrlrg-Veila,kU (gesalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Poftbeförderung .-ck 60.—, mit Poftbesörderuog e 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend »Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgr u-AuSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Erpedition zu richten. Druck und Bering von E. Polz in Leipzig. 8V. Freitag den 19. Februar 1897. 9l. Jahrgang. Die Arbeitslosen im Deutschen Reiche. Nach den Zählungen vom 14. Juni und 2. December 1895. I. wd. Die Ergebnisse der Riesenarbeit, vie das Deutsche Reich in seiner Berufszählung vom 14. Juni 1895 und in der Volkszählung von, 2. December 1895 unternommen hat, beginnen jetzt allmählich in ihrer endgültigen Bearbeitung zu erscheinen. Vorläufige Veröffentlichungen baden bereits durch vie statistischen Bureaus der Einzelstaaten stattgefunden. Ebe der letzte Band vorliegt, ebe also ein umfassender und gründ licher Vergleich dieser beiden Zählungen mit der Berufs zählung des Jahres 1882 und eine eingehende Ucbersicht über die vergangenen 16 Jahre industrieller Entwickelung möglich fft, werden freilich noch Jahre vergehen. Man kann daher dem kaiserl. statistischen Bureau nicht genug Dank wissen, daß cs gerade das wichtigste Ergebniß mit vorangestellt hat: die Untersuchungen über die beschäftigungslosen Arbeitnehmer. Die Ausdehnung der Erhebungen auch aus diese Verhält nisse ist einer der wichtigsten Puncte, worin sich die Zählungen de» Jahre» 1895 von der 1882 er Berufszählung unterscheiden. Ein Vergleich mit 1882 ist also leider nicht möglich. Die Zählungen von 1895 sind die ersten, die dieses schwierige Gebiet mit umfassen. Sie wurden daher mit der größten Spannung erwartet. Freunde und Gegner unserer heutigen Wirlhschasisordnung hofften sick ans ihnen neue Waffen zum Kampfe zu bolen. Ist doch das Schlagwort von der „industriellen Reservearmee" seit Jabren das wirk samste des socialvemokratischen Parteiprogramms. Die fetzige Reichsstalfftck setzt uns in den Stand, ihm etwas näher ins Auge zu sehen. Es läßt sich schwer sagen, ob die Erwartungen der Socialdemokratie oder die ihrer Gegner übertroffen worden sind. Wenn man bedenkt, daß unsere Industrie in dem Jahre 1895 und noch mehr 1896 auf zwei der günstigsten zurück- blickt, die sie seil Jahrzehnten gehabt hat, ans Jahre, in eenen viele der bedeutendsten Erwerbszweige geradezu mit einem Mangel an Arbeitskräften zn kämpfen hatten, so müssen zweifellos die nackten Schlußzahlen als sehr hoch erscheinen. 299 352 beschäftigungslose Arbeitnehmer im Juni und 771 005 im December 1895, das sind in der Thal Ergebnisse, die aus Mißstände schließen ltffsen. Eine nähere Betrachtung ist jedoch geeignet, ein anderes Lickt über diese Summen zu verorciten. Die zu beantwortenden Fragen waren im Wesentlichen zivei. Sie bezogen sich ans die Dauer der Arbeitslosigkeit und daraus, od diese ihren Grund in einer vorübergehenden Arbeitsunfähigkeit habe. Ehefrauen ohne eigenen Haupt beruf, Civil- und Militairpersonen, die aus öffentlichen Cassen Pensionen beziehen, Wittwen von solchen, ferner die Empfänger von Invaliden- und Unsaürenten, letztere bei dauernder völliger ErwerbSunsähigkeit, sollten nicht als beschäftigungslos inilgezählt werden. Dagegen bezweckte die zweite Frage namentlich die Zabl der Kranken und vorübergehend arbeitsunfähigen sestzustellen. Bei einer Betrachtung cer Arbeitslosigkeit als eine» socialen Problems müssen nun diese letzteren von vornherein ausscheiden. Sie würden vor handen sein, auch wenn so etwas wie Mangel an Arbeits gelegenheit gar nicht bestände. Zudem ist für sie, wenigstens für den weitaus überwiegenden Theil, durch unsere Krankenversicherung genügend gesorgt. Nur insofern sind sie auch socialpolitisch von großer Bedentung, als sie den Maßslab für d,e Gesundbeilsgefährlichkeit der einzelnen Gewerbe abgeben, Wir werden auf diesen Punct später zurückkommen. Ziehen wir die Gesammtzabl der vorüber gehend Arbeitsunfähigen (Kranken) — 120 348 im Juni und 217 365 im December — von der Gesammtzabl der Arbeits losen überhaupt ab, so erhallen wir im Ganzen 179 004 Arbeitslose für den Juni uno 553 640 für den December. Nun gab es im Ganzen einschließlich der Dienstboten im Juni 15 497 632 Arbeitnehmer und im December 15 641 100. Auf 100 Arbeitnehmer kamen also im Juni 1895: 1,16, im De cember 3,60, die weder krank noch sonst vorübergehend arbeits unfähig waren, jedoch keine Arbeit hatte», wenigstens nicht im Hauptberuf. . Hiervon würde noch ein nicht ganz unerheblicher -r.heil abgehen, der irrthümlich als arbeitslos aufgeführt ist. Es hat sich nämlich herauSgestelll, daß sich manche als arbeits los bezeichnet haben, die überhaupt nicht unter den Begriff der Arbeitnehmer fallen, z. B. solche, die sich bereits selbst ständig gemacht oder ihren Beruf aus anderen Gründen (Heirath) aufgegeben halten, die zu militairischen Hebungen ungezogen waren, die beurlaubt oder auf Ferien waren, endlich solche, die nicht arbeiten wollten. Dagegen würden namentlich im Sommer diejenigen Vagabunden hinzukommen, die sich überhaupt der Zählung entzogen. Im Allgemeinen meint der Bearbeiter der vorliegenden Statistik gewiß mit Recht, daß die angegebenen Zahlen Maximalzablen sind. Am wichtigsten ist natürlich die Frage nach dem Beruf der Arbeitslosen. Die Reicksstatistik unterscheidet hier, ent sprechend der Berufszählung vom Jahre 1882, zwischen BerufSabt Heilungen, Berufs gruppen und Berufsarten. Von Bcrussabtbeilungen kennt sie 5, nämlich Landwirth. schaft, Gärtnerei, Thierzucht, Forstwirthschaft und Fischerei, Ü. Bergbau und Hüttenwesen, Industrie und Bauwesen, 0 Handel und Verkehr, I). Häusliche Dienste, auch Lohn» . l w-.chscinver An. >>'^^etneindc-» K rwendienst, freie Berussarten. D Die Abtbeilungen ^—0 sind wieder in 22 Berufsgruppen, wie z. B. Textilindustrie enigelheilt, endlich giebt eS noch Berufsarten und zwar unter .4. 6, unter L 161, unter 6 22, unter O 2 und unter L 8. Innerhalb der einzelnen Berufs arten werden ferner noch Hausindustrielle, Angestellte und Arbeiter unterschieden. Eine Scheidung zwischen solchen, die wegen vorübergehender Arbeitsunfähigkeit (Krankheit) und solche», dir aus anderen Gründen arbeitslos waren, ist nach den Unterlagen nicht überall durchführbar, im Folgenden sind also, wenn nickt« Besonderes hervorgehoben ist, überall auch die vorübergehend Arbeitsunfähigen inbegriffen. Die für unsere Zwecke wichtigste Abtheilung ist die Ab theilung ö (Bergbau und Hüttenwesen, Industrie und Bau wesen). Werfen wir zunächst einen kurzen Blick auf die übrigen. Die Abteilung .4 (Landwirthschaft rc.) enthielt nach der Berufszählung vom 14. Juni 1895 5 724 026 Arbeit nehmer, am 2. December 1895 5 776 800. Von diesen waren beschäftigungslos im Juni 38 538 (0,67 Proc.), im December 203 797 (3,61 Proc.). Ziehen wir die vorübergehend Arbeits unfähigen ab, so bleiben im Juni 19 304, im December 162 472 Beschäftigungslose. Fast die Hälfte davon (45,5 Procent) waren Haushaltungsvorstände, von denen auf jeden durchschnittlich nicht ganz 2 nicht erwerbsthätige Familien glieder (Ehefrauen, Kinder unter 14 Jahren, Eltern rc.) kamen. Diese waren also von der Arbeitslosigkeit des Er nährers unmittelbar in Mitleidenschaft gezogen. Die Be schäftigungslosen der Landwirthschaft bilden einen sehr er heblichen Theil (im Juni über 15 Proc., im December über 30 Proc.) der Beschäftigungslosen überhaupt. Der Unter schied zwischen der Juni- und Decemberzählung ist in dieser Gruppe aus naheliegenden Gründen der größte In der Abtheilung 0 (Handel und Verkehr) waren beschäftigungslos im Juni 37 310, im December 58 482, d. h. 2,50 bezw. 3,88 der in dieser Gruppe überhaupt thätigen Arbeitnehmer. Die Zabl würde sich aber bei Abzug der vorübergehend Arbeitsunfähigen auf 11 130 im Sommer und 16 458 im Winter verringern. Gegenüber der Landwirthschaft ist hier der Unterschied zwischen den beiden Jahreszeiten un gleich geringer, das Verhältniß der Beschäftigungslosen zn den Arbeitnehmern überhaupt jevoch selbst im Winter größer. Die ungünstigere Stellung der Gruppe ergiebt sich auch aus der großen Bctheiligung der Angestellten (im Gegensatz zu eigent lichen Arbeitern) an der Arbeitslosigkeit, lieber 14 Proc. aller Beschäftigungslosen waren Angestellte, in der Industrie nur 2,49, in der Landwirthschaft 4,09. Die Dauer der Arbeits losigkeit war länger als in den beiden anderen Gruppen, so wohl bei den vorübergehend Arbeitsunfähigen (Kranken), als auch bei den übrigen Beschäftigungslosen, von den ersteren waren über 5,3, von den letzteren über 47 Proc. länger als 4 Wochen, von diesen wiederum beinahe die Hälfte mehr als : Monate beschäftigungslos! Das Verhältniß der HauS- haltungsvorstänve zu den übrigen Beschäftigungslosen war geringer (27,5 Proc.) als bei der Landwirthschaft, doch batte ein Haushaltungsvorstand durchschnittlich mehr Familien- gliever zu versorgen. Günstig steht die Gruppe hinsichtlich des Alters der Beschäftigungslosen, sie zäblt von allen bei Weitem am wenigsten, die das 50. Jahr überschritten haben (7,68 Proc.). In Gruppe 0 (häusliche Dienste) waren im Juni 49 82t (2,81 Proc), im December 103 918 (5,81 Proc.) be schäftigungslos, bei Abzug der vorübergehend Arbeitsunfähigen im Juni 30 907, im December 68 423. Hier war die Be theiligung des weiblichen Geschlechts absolut größer als dir des männlichen, relativ jedoch auffällig geringer. Währeno nämlich von den männlichen Angehörigen dieser Gruppe im Sommer 7,75, im Winker 21,36 Proc. beschäftigungslos waren, waren diese Ziffern bei den weiblichen nur 2,10 und 3,-56. Nur 28,2 der Arbeitslosen waren ferner Familieuvorstäude. auf die durchschnittlich noch weniger Angehörige kamen, als be: der Landwirthschaft. Im Allgemeinen sind die Verhältnisse hier beim weiblichen Geschlecht so ziemlich am günstigsten, beim männlichen bei Weitem am ungünstigsten. Merkwürdigerweise ist dasselbe bei den im Handel angeftellten weiblichen Per sonen der Fall. Auch unter ihnen ist die verhältmßmäßige Bctheiligung der Arbeitslosen auffallend gering. Aus die Verhältnisse in Gruppe >7 (öffentlicher Dienst, freie Berufe) soll hier nicht weiter eingegaugeu werden. Sie umfaßt zu verschiedenartige Berussarten uno fällt zuveul der Zahl nach so gut wie gar nickt ins Grwichr. Die Verhältnisse in der Industrie und im Bergbau, sowie einige andere besonders wichtige Ergebnisse sollen in eineui weiteren Artikel behandelt werden. Deutsches Reich. X. Berlin, 18. Februar. Immer wieder zeigt sich zwischen dem deutschen und dein französischen Socialismus der für den Deuisckeu so beschämende Unterschied, daß die deutsche Socialbemokratie auf ihre Jnternationatität stolz ist, während die französische» Socialisten immer, wenn es daraus ankommt, ihre naliouale Gesinnung beweisen. Dies zeigte sich Anfang October v. I., als auch die französischen Socia listen den russischen Kaiser begrüßten; es zeigte sich einen Monat später, als die Socialisten von Lille bei der Eni hüllung eines Denkmals für den General Faidherde einen zündenden patriotischen Aufruf an die „Genossen" erließen, sich bei der Feier zu betheiliaen; es hat sich eben jetzt wieder gezeigt, wo Rochcfort, der Mann der Commune, bei einen. Feste ausdrücklich den Nationalismus der sranzösischeu Socia listen betonte und diese Auffassung eines französischen socialistischen Azeordneleli unter gleichzeitiger Widmung einiger gründlicher Derbheiten an die Adresse der internatic »alen deutschen Socialdemokratie durchaus gebilligt wurde Wie anders die deutschen Socialisten! Ihre Führer reffe, von Land zu Land, uni de» Socialisten anderer Länder die von jenen gar nicht gewünschte Brüderschgst aufzuhalsen: wenn Deutschland mit einem anderen Staate in einen Con lict kommt, wie z. B. im vorigen Jahre bei der Transvaal rage, leistet die deutsche Socialdemokratie dem freinden Staate getreulich Gefolgschaft; von patriotischen und natio nalen Feiern hält sich die deutsche Socialdemokratie grund sätzlich fern. Sv beschämend diese Jnternationalitäl uichi Feuilleton. Die Ortsnamen im Leipziger Stadtgebiet. Vortrag, gehalten im Verein für dir Geschichte Leipzigs von Ne Inhalt» Helm. Nachdruck verbot««. (Schloß.) Au» dem gegebenen Ueberblick bat sich ergeben» daß wir in dem Gebiete unserer Stadt hinsichtlich der sprachlichen Norm zweierlei Ortsnamen zu erwarten haben und zwar die sorbische und die deutsche. Diese Namen galt eS nach ihrer sprachlichen Form und ihrer Bedeutung einzeln nach einander zu betrachten, was aber im ganzen Umfange hier wohl nicht möglich war, weshalb die Ortsnamen, die Namen der Dörfer in engerem Sinne, behandelt wurden, dagegen die Fluß-, Wald-, Straßen- und andere Namen einer späteren Besprechung Vorbehalten blieben. Zunächst wurde unter den ältesten, also sorbischen, Gründungen und Stellen der Name Leipzig genannt. Es herrscht jetzt bei den Forschern Uebereinstimmung darüber, daß das Wort von dem slavifchen Lipa, welches Linde be deutet, abzuleiten ist. Dieser Stamm kommt in der Thal bei den Formen, die das Wort in den verschiedenen Jahr hunderten zeigt, vor, entweder als Lip oder in der Ver breitung Leip. Eine Verschiedenheit herrscht bei den Formen nur hinsichtlich der Endungen und im Hinblick aus diese ist eS schwer, sich zu entscheiden, wie Wohl der Name zu aller erst, aber im Altsorbischen, gelautet haben mag. Dir älteste, bis jetzt bekannte Form bat Dietmar, der Merseburger Bischof, im Anfänge de- elften Jahrhundert» in seiner Chronik geschrieben, sie lautet Lipzi. Sie dürfte indessen nicht aus die rechte Spur nach der ursprünglichen Gestalt führen. Ja den oben erwähnten spateren Formen tritt der K-Laut, entweder hart oder weich auf, und dieser weist auf die Ableitungssilbe islcu. Hängt man sie an ein Substantivum, so entsteht rin Ädjectivum, in diesem Falle Ickpislln, oder in der Form de« Neutrums lüpislro. Dieses kann nicht durch ein deutsches Eigenschaftswort übersetzt werden, da wir keine entsprechende Endung haben, die sich mit dem Worte „Linde" verbinden ließ. In etwa» freier Urbersetzung könnte man sagen „lindentragend". Da lüpi»ko kein Eigenschaftswort ist, so muß man nur ein Hauptwort hinzu denken, um einen vollständigen Namen zn haben, etwa mtzsto, Ort, ober läpisco msrto, übersetzt „Lindrntragender Ort, Lindenort, Lint-icht". Eine Berechtigung, in dem Wort Leipzig die Ab leitungssilbe isko anzunehnikn, kann auch darin gefunden werden, daß eS diese Endung in anderen slavifchen Sprachen bat. Als Beispiel sei angeführt» daß im Wendischen, um Bautzen, Leipzig Lipsk heißt. Den Sinn des Worte» an langend, so mag es sich dabei um einen Lindenwald, oder «inen einzigen, vielleicht heilig verebrten Baum gehandelt haben. Diee Endung isliu unierschridrt für da» rrstrre, denn eS bedeutet die Vielheit tineS Gegenstand«». Freilich kommt der Linden- baum bei uu» nicht mehr «aldbildend vor. Di« Tradition versetzt di« Vrl'mrung Leipzig- da- Rolenrbal. Außerhalb deS städtischen Weichbildes und zwar an der Südseite desselben gab es im dreizehnten Jahrhundert ein Dorf Namen» Lusiz, später als Laussigk bezeichnet. Es war markgräflicbrr Besitz und hatte eine Mühle, die 1241 dem Leipziger Nonnenkloster zugeeianet wurde. Der Name wird auf das Wort zurüagesuhrt, welche- mittels der Ver kleinerungssilbe ika von dem Substantivum PuL, Sumpf, gebildet ist. Es ist der Plural von l.urika, kleiner Sumpf, und man hätte eS hier mit dem Orte an den kleinen Sümvfen zu thun. Diese Ableitung stimmt ganz gut mit der Form Laussigk. DaS „au" macht keine Schwierig keiten, denn es ist auf Rechnung der deutschen Zunge zu setzen, dir diese Umwandlung, die da- u, ja auch wie in vielen Wörtern der eigenen Sprache vorgenommen hat. Sie paßt aber, was die Ableitungssilbe betrifft, nickt auf die Form Lusir. Hier haben wir vielleicht die Endung lei zu suchen, welche auch eine Verkleinerung auSdrückt nnd durch welche man annähernd auf dieselbe Bedeutung kommen würde: „Dorf an einem kleinen Sumpf". Vergegenwärtigt man sich die Lage des Orte», so ist sie etwa zu suchen» wo der botanische Schulgarten angelegt wurde, in einer Gegend, die, vor der Leipziger Flußregulirung, einen ausgeprägten Sumpfcharakter an sich trug, folglich die Namenbeutnng auch der natürlichen Beschaffenheit der Oertlichkeit zutrifft. Auch auf der Norbseite befand sich ein Dorf, daS schon seit Jahrhunderten in die städtische Flur ausgenommen ist und im Hypothekenbuck noch jetzt als Pet scher Mark fort- gefübrt wird. Gegen Ende deS dreizehnten Jahrhunderts, 1287, wo e» den Klarmnonnen in Weißensel- gehörte, wird es Bels genannt, und 1454 heißt e» Petschau. Um die ur sprüngliche Form de« Namen» zu finden, sei bemerkt, daß in Böhmen ein Dorf gleichen Namen» vorkommt, da» tschechisch Lecovu oder verkürzt Leeov hieß. Dieser Name ist aus einem Personennamen entstanden nnd zwar ans die Weise, daß man die Adjectivendung ovu anhängte. Da Lecovu oder verkürzt Lecov. wir lupi^o, rin Ädjectivum ist, so muß man wieder ein Substantivum hinzndenken Lecovo westo, ein Dorf, welches einem gewissen Bec gekörte, während die beiden ersten Namen von einem Appellalivum abgeleitet waren. Wendet man sich den slawischen Siedelungen zu, welche erst jüngst der Stadt einverleibt wurden, so ist im Osten nur eine, Reudnitz, zu nennen. Es tritt urkundlich mit am frühesten auf, denn es wird schon 1248 erwähnt, in welchem Jahre der Markgraf dem Nonnenkloster in dem Dorfe 3>/, Hufe und einen Fischteich anwieS. Es wird hier Rudenitz genannt. Der Name weist auf den slawischen Stamm ruck» bin der in dem Worte ructny, rotb, wicderkehrt. Ter Ausbau deS Worte» ruckenitr ist auf doppelte Weise denkbar. Es kann aus dem Personennamen Uuckux, der unserem deutschen Rothe entsprich», entstanden sein und zwar durch Anhängung der Endung lei. Sie muß von der ganz ähnlich klingenden VerkleinerungSsilbe. welche bei dem Namen I»usir vor- kommt.unterschiedenwrrdrn. DerAltsorbe setzte sie dann aneinrn Personennamen, wenn er die Nachkommen, die Sippe, bezeichnen wollte) Rudinici sind also die blut«vrrwandten Nachkommen d,S Ruvnri. Zugleich bezeichnet« er aber auf ries» Weis» den Ort, in dem diese wohnten. Rudinici ist also auch daS Dorf, in dem Rudnh und die nächsten blutsverwandten Familien desselben saßen. Das ist die eine Art der Ableitung. Der Name kann aber auch von ruäiniea, was so viel wie „Erz grube" bedeutet, Herkommen, also Dorf bei der Erzgrube. Wenn nun auch gegen diese Ableitung keine sprachlichen Be denken vorlirgen, so ist sie doch nicht den natürlichen Ver hältnissen entsprechend. Die Bodenuntrrsuchungen haben keinen Hinweis auf das Vorhandensein von Erz in dieser Gegend gegeben. Von der Ostseite nach Süden sich wendend, findet man die beiden Orte Connewitz und den jetzt mit ihm ver einigten Dobeschiy. Elfteres wird im Jahre 1277, wo es der Ritter Bolrslav von der Merseburger Kirche besaß, Cunawitz genannt. Die ursprüngliche Form wird kcoiffovici gelautet haben. Auch hier zeigt sich ein Personenname Xoiffov mit der Endung viel, also Dorf im Geschlecht des Xonjov. Dieser Name selbst ist wieder abgeleitet von dem einfachen Namen Xom, welcher dem deutschen Worte Roß entspricht, durch die Anhängung von ov. Auf gleiche Weise, nur mit Weglassung von ov ist der Name gebildet, von dem das Wort Dobeschitz herkonunt. Es lautet vodesici und bedeutet die Nachkommen eines gewissen Dobes und das Dorf, in dem sie wohnten. Der Ort wird im Jahre 1275 genannt, in welchem eS theilwcise an daS ThomaSkloster kam. Es bat wohl den westlichen Theil des jetzigen Connewitz ausgemacht, da die Mühle daselbst „Mühle zu Doberschitz" genannt wird. Zu den südlichen in die Stadt aufgenommenen Dörfern gehört auch Lößnig. Hier begegnen wir zum vierten Male einem Namen, der auf ein Appellalivum zurückzusübren ist. Das Dorf erscheint 1465, wo der Kurfürst hier Holz und Wiese verlebnte, als Leßnig, welche- Wort von lss, der Waid, herkommt. Die Endung iuien, welche selbst wieder zusammengesetzt ist, will die an einem gewissen Orte, also hier im Walde thätigen Personen bereichnen, so daß lög'miou den Waldarbeiter, Ißsinilri die Mehrzahl derselben und deren Dorf bedeuten. Bei den einverleibten Orten finket man mit Ausnahme von einem nur slawische Namen, Zuerst sei das aus der Mitte der Elstertbalsohle ganz im UeberschwemmungSgebiet gelegene Schlenßig genannt. Es wird sehr spät erwähnt, zuerst in einem Einwobnerverzeichniß des Nonnenklosters, das sich auf die Jahre 147 t bis 1481 bezieht. Es beißt hier Skeysik und soll nach einem Slu2ka den Namen haben, der e- mit seiner Sippe als Dorf bewohnte. Der Pluralname eines Personennamens findet sich auch in dem Worte Zsch och er, daS schon im Jahre l2t7 vorkommt, a!S der Markgraf die in dem Dorfe liegende Kirche in daS Patronat des Thomaskloster» gab. Es bezieht sich aber dies auf daS jetzt zur Zeit noch nicht zu Leipzig gebörige Großzschocher, indem eS^cooiwre superior, daS obere Zschocher, benannt ist. Ursprüngliche Form ist Sockorx, der Plural von dem Personennamen Loedor, auf deutsch „Stanze". Soc-Iior)-. abgeschwächt sockors, ist also die Familie eine- ge- wissen Stange und ihre Ansiedelung. Da- zu Leivzig ge- hörrnvr Zschocher wird l350 urkundlich genannt al- >Vsn!g«u Schockers, auch r«rrvuw Sekoabere. Kleinzschocher. Letztere Benennung bekam dieses Wohl erst, als neben der slawischen Siedelung Sockoiy ein deutsches Dorf entstanden war, worauf jenes seinem Namen Vie Bezeichnung „groß" vorsetzle. Die letzte slawische Siedelung an der Westseite der Stadl, die wir zu betrachten haben, ist Plagwitz. Nachdem de» Name Connewitz erklärt wurde, läßt sich auch die Etymologie dieses Wortes verstehen. Plagwitz wird 1587 Plachwitz ge schrieben, und findet man darin den Familiennamen Plach, dem die Endungen vo und wi auzrhängt sind, kluekovic» ist das Dorf des Plach, und zwar, wie das vo angiebl, des jungen Plach. lieber die beiden slawischen Namen, die au der Nordseite der Stadt Vorkommen, läßt sich leichter hinweg gehen, da eine neue sprachliche Form hier nicht auftrill Gohlis wird im Jahre 1317 Goluz genannt, wo dein Nonnenkloster Getreidezinsen daselbst zugewiesen wurden. Ce soll ein Dorf der Familie Golouö bedeuten. An Gohlis kann man deutlich sehen, wie nöthig eS ist, die ältesten Formen zu kennen, um die Bildung und Bedeutung der OrtSnamea zu finden. Es giebt in Sachsen fünf Ortschaften dieses Namens, aber nur zwei von ihnen haben dieselbe Ableitung wie unser GobliS. Es wird die Bildung aus Gola, die Haide, an gegeben, die sich aber bei dem Borhandensein deS u und o auS und in den älteren Schreibungen nicht rechtfertigen läßt, auch in der natürlichen Beschaffenheit de» OrteS nickt bc gründet ist. Eutritzsch kommt in der Mitte deS vierzehnte» Jahrhunderts als Uderitz vor und ist zu erklären al? Udorici, das Dorf der Familie Udor. Endlich wurde no^ > die wüste Mark erwähnt, auf der sich im Jahre 121 : das Dorf Olskowitz befand, das von dem Markgrase.: dem ThomaSkloster gestiftet wurde. Seine Lage wird aus tc: Höhe zwischen Connewitz und Probstheida befindlich angegeben, nnd der Ort würde, wenn diese Annahme richtig wäre, mii in daS jetzige Stadtgebiet fallen. Später heißt eS meist Olschwitz oder Olschewitz. Der Name ist von olre, die Erle, mit der Ableitungssilbe orici, abzuleiten und bedeutet „Dor, am Erlenwäldchen". Sollte nicht vielleicht auch hier ein Familienname zu Grunde liegen, so daß in dem Orte «ine ähnliche Bildung wir bei Connewitz und Plagwitz anzunehmrn und der Ort als Dorf der Familie Olsen zu bezeichnen wäre ? Wirft man einen Rücklick aus die hier besprochenen Namen, so finden sich die meisten von ihnen als von Familiennamen abgeleitet, und nur wenige, welche die natürliche Beschaffe» beit der betreffenden Oertlichkeit kennzeichnen. Xonz, in Connewitz Vorkommens, entstand auS Kon und entsprich« unserem Roß; Dok ei in Doberschitz, von äoda, das ist Willkommen; LluLIcs. in Schleußig, von 8luga, gleich Knecht. 8ockor in Zschocher, von 8ockor, Stange oder Pfahl: Llag in Plagwitz, von plsku, Scheu oder Furcht; Ooluv. in GohliS, von xolu, arm, armer Kerl; 17clor in Eutritzsch, von uckn, Glied, Dickbein; Kuckny in Reudnitz, von ruckn^, rvth. leich Rothe. Die vorkommendeu Gattungsnamen sind lckp:>, inde, in Ickpise», Leipzig; I»ura, Sumpf, Iwrev, Laussig; l»es, Wald, Leslnikeu Lößnig, und kuäiüce, Erzgrube, ,n Reudnitz. O. Msr.
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