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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970220016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897022001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897022001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-20
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12S8 Schmalz, sowie deren Ersatzmitteln, im BuudeSrath zuzustimmen, wird von dem Berichterstatter der Commission be fürwortet. Frankenberg weist in der Begründung seines Antrages aus das Beispiel Amerikas und Dänemarks hin, wo Gesetze gegen die Margarine erlassen sind, und bittet, den Antrag möglichst einstimmig anznnehmen. Der LandwirthschastSminister Frhr. von H a m m e r st e i n - L v x t e n erkennt die Nothwendigkeit eines Margarinegesetzes an. Die Regierung werde dem im Reichstage vorliegende» Antrag, die For derung getrennter Verkaufsräume nur inStädten über 5000 Einwohner anzunehmen, nicht wider sprechen. Das Färbeverbot geht über den Rahmen des Gesetzes hinaus, entspreche auch nicht dem Interesse der Landwirthsckaft, da es auch aus die Butter angewendet werden müßte. Die Zurückeroberung des eng lischen Marktes sei nur möglich, wenn Deutschland wirklich reelle Butter producire und die Butter färbe, denn England will gefärbte Butter. Er bitte um Annahme des Antrages. Nach längerer Debatte wurde der Antrag angenommen. L. Berlin, 19. Februar. (Privattelegramm.) Die „Nat.-Ztg." schreibt: In klerikalen Kreisen denkt man jetzt mit Energie an die Gründung eines neuen tirchlich- socialc» OrVcuS nach dem Borbild der alten Bettclorden. ES soll eine Genossenschaft von Arbeiter-Geistlichen ins Leben gerufen werden mit bindenden Gelübden und Unterstützung durch eine Laienabtbeilung, die sich mit der Zeit selbstständig zu einem Tertiaricrorden aus- wachsen würde. Die „Genossenschaft" — eine moderne und unverfängliche Bezeichnung für Mönchsorden — soll durchaus nach dem Muster des Predigerordens der Domini caner und in einer zeitgemäßen Wiederaufnahme der Auf gaben desselben dem Zwecke der Arbeiter-Seelsorge dienen, sich der Arbeiterklasse in Opferliebe hingeben und so die Massen von ihrer grundsätzlichen Unzufriedenheit und Umsturzwuth zur Um- und Heimkehr bringen. Man mag wieder einmal in dieser Gründung, wenn sie verwirklicht wird, die Fähigkeit der römischen Kirche anerkennen, sich den Verhältnissen anzupassen, um ihre Ziele zu erreichen; aber es bedarf schwerlich einer Prophetengabe, um vorauSzusehen, daß dieses mittelalter liche Mittel zur „Lösung der socialen Frage" nicht verfangen wird. Professor Englert in Bonn theilt in einer dem Gegenstände gewidmeten Sckrist „Arbeiter-Geistliche" mit, daß diese von einer bischöflichen Stelle dem „Cultus Ministerium eines Bundesstaates" eingereicht worden und daß dort für die Idee „wohlwollende Bereitwilligkeit" gefunden worden sei. Welcher Bundesstaat, welches Cultusministerium hier gemeint ist, wird weise verschwiegen. — Ein dreister Betrug ist, wie die „Voss. Ztg." berichtet, in der Petitionscommission des Reichstages aus gedeckt worden. Eine Anzahl Deutscher in Ungarn batte um Land und Häuser gebeten, um sich in Deutschland anznsieveln, da eS ihnen in Ungarn unter den widrigen nationalen Ver hältnissen recht schlecht erginge. Gleichzeitig mit dieser Petition kam ein Schreiben derselben Bittsteller aus die Tagesordnung, worin diese sich für die freundliche Antwort des Reichstages bedankten, aber baten, doch mitzutheilen, ob die Antwort wirklich echt sei; ihnen seien Zweifel ausgestiegen, denn vor Kurzem sei ihr Führer, der Baumeister Palmai, mit den von ihnen schon gesammelten Beiträgen zum UebersiedelungSsonds durchgebrannt. Der Brief, auf den im zweiten Schreiben Bezug genommen wird, kann schon deshalb gar nicht vom Reichstage herrühren, da der Reichstag sich noch gar nicht mit der Sache befaßt hat, ist vielmehr anscheinend von jenem Palmai gefälscht, der sich damit von den vertrauensseligen Bauern Gelder erschwindelt bat. — Ter „Franks. Ztg." wird von hier unter dem 18. gemeldet: „Morgen findet hier eine Conferenz einer größeren Anzahl Bürgermeister deutscher Festungsstädte statt, in welcher eine Anzahl wichtiger, gemeinsam berührender Fragen, besonders in Festungsangelegenheiten, zur Besprechung kommen wird." — In der Budgetcommission des Abgeordnetenhauses theilte zu der Frage deS Bernsteinmonopols Minister Frhr. von Hammerstein mit, daß gegen Geh. Commerzien« rath Becker eine Untersuchung wegen verleumderischer Beleidigung und gegen Unbekannt eine Untersuchung ein» geleitet sei. Das Resultat werde dem Landtage mitgetheilt werden. Es stelle sich aber schon so viel heraus, daß die Beamten als schuldlos hervorgehen würden. Die Verträge mit Stantien L Becker seien gekündigt, würden aber im Interesse des FiscuS, der Arbeiter, der Bernsteinhändler und Fabrikanten bis 1. Januar 1898 fortdauern. — lieber das „Verhältniß", in welches die Naumann'schen Nationalsocialen zu dem Bunde der Landwirthe zu treten sich bemühen, schreibt die „Conservative Correspon- denz": „Die Naumann'sche „Zeit" bespricht die General versammlung des Bundes der Landwirthe mit einem gewissen Wohlwollen; namentlich ist das Blatt darüber erfreut, daß aus der Versammlung eine große Zurückhaltung in der Stellung der Landwirthe zu den Nationalsocialen beobachtet worden ist, und kommt darum zu dem Schlüsse, daß die Naumann'sche Richtung sich „weit eher" mit dem Bunde „absurden" könne, als mit den Eonsrrvativen. Wir glauben nicht, daß die Landwirthe durch solches Um-den-Bart-gehen sich beirren lassen werden. Das Hauptziel der National socialen: die Organisation der Landarbeiter zu einer Hilfs truppe der Socialdemokratie, ist den Landwirtben viel zu gut bekannt, als daß sie sich durch einige „wohlwollende" Worte aus die nationalsociale Leimruthe locken lassen könnten." — Die Zahl der aus der Landeskirche AuSgesch ir denen ist. wie die zur Agitation für den Austritt eingesetzte socialdemokratische Commission in einer gestern abgehaltenen Versammlung berichtete, auf 1486, darunter 365 Frauen, gestiegen. — An die Hamburger Hafenarbeiter bat die Berliner Gewerkschaftscommission bis aus den heutigen Tag insge- sammt 158 000 ./-! abgesendet. Die Sammlungen beschränken sich seit Beendigung des Streiks zumeist auf die Einziehung von auSstehenben Sammellisten. Die wöchentlichen großen Beiträge von Berliner Gewerkschaften sind sämmtlich aus gefallen. * Königsberg i.Pr., 19. Februar. (Telegramm.) Der ostpreußische Provinziallandtag wurde beute Mittag durch den Oberpräsidenten Grafen Bismarck mit einer An sprache eröffnet, in welcher der Oberpräsident besonders die Vorlagen, betreffend Kleinbahnen, Mllzbrandschäven und die Negulirung der Memel, befürwortete. * Graudenz, 18. Februar. Wegen Beleidigung der protestantischen Gemeinde in Tnchel, die kürzlich ihr Jubiläum feierte, ist der Rebactenr der „Gazeta Grudziadzka", eines der schlimmsten polnischen Hetzblätter, verklagt worden. DaS Blatt erregt durch die Gehässigkeit seiner Auslassungen schon seit einiger Zeit Aufmerksamkeit. Es schweben gegen die „Gazeta GrudziadSka" noch mehrere andere Processe. In den verflossenen zweieinhalb Monaten haben laut der „Post" Angehörige der Revacüon und Druckerei des genannten Blattes 26 Termine vor dem Untersuchungsrichter gehabt, auch sind zwei Haussuchungen vorgenommen worden. * Hamburg, 18. Februar. Die zur Untersuchung der Arbeitsverbältnisse im Hafen eingesetzte Senatscommission hält 'am Sonnabend ihre erste Sitzung ab, bei der Stauer und Schauerleute vertreten sind. * Barmen, 18. Februar. (Köln. Z.) Um daS Andenken der Kaiser Wilhelm l. und Friedrich III. zu ehren, soll hier eine Ruhmeshalle erbaut werden, für die aus freiwilligen Spenden u. s. w. und einem Beitrage des Kunstvereins in Höbe von 1315,00 inSgesammt 475 000 ^ zur Ver fügung stehen. * BreSlau, 18. Februar. Vor der ersten Strafkammer des hiesigen Landgerichts hatte sich heute der verantwortliche Redacteur der Breslauer socialdemokratischen „Volksmacht", Ernst Zahn, wegen Beleidigung des Pastors Zieker- mann zu verantworten. In der Nummer vom 19. De- cember v. I. deS genannten Blattes stand ein Artikel mit der Ueberschrift „Priesterliche Unduldsamkeit". In diesem Artikel wurde über die Beerdigung eines Socialdemokraten berichtet. Pastor Z habe dort eine sehr erbebende Rede gehalten; während derselben habe er 2 Kränze mit rothen Schleifen aus dem Sarge bemerkt. Der Pastor soll deshalb seine Rede mit der Bemerkung geschlossen haben, daß diese beiden Kränze hier nicht am Platze wären. Der als Zeuge geladene Pastor bestritt, eine solche Aussage getban zu haben, er habe nicht über die Kränze, sondern von der Farbe der Schleifen gesprochen, am Grabe nehme jeder Parteistand ein Ende. Der Angeklagte sprach von einer Taktlosigkeit des Pastors. Der Vorsitzende verurtheilte daS Gebühren der Socialdemokraten, noch am Grabe mit der rothen Farbe zu demonstriren. Der Angeklagte entgegnete, daß die Kränze von der Gattin deS Verstorbenen herrührten. Der Vorsitzende erwiderte, dann habe diese Frau als Socialdemokratin und nicht als Wittwe am Grabe ge standen. Der Staatsanwalt erblickte in dem Artikel eine grobe Beleidigung. Er beantragte gegen Zahn sechs Monate Gefängniß. DaS Gericht hielt eine Beleidigung für er wiesen und verurtheilte den Angeklagten zu 14 Tagen Gefängniß. Grra, 19. Februar. (Privattelegramm.) Der Stadtrath hat im Gemeinderath den Antrag angekündigt. 10000-^ als Fonds für eine Kaiser Wilhelm-Stiftunt zu bewilligen. "Meiningen, 18. Februar. Nachdem der Landtag die Ge währung von Ruhegehalt an Fachlehrer in Volksschulen genehmigt, kam der Sonderetat des hiesigen Landgerichts und des Jenaer Oberlandesgrrichts zur Verhandlung. Nach einem mit Len betheiligteu Regierungen von Meiningen. Preußen und Coburg ab geschlossenen Vertrag erhalten vom i. Juli an die hiesigen Land richter einen Ansangsgehalt von 3500 Las nach ze 5 Dienst fahren um 500 erhöht bis zum Höchstbettag von 5500 steigt. GerichtSschreiber erhallen 1600 bis 3000, Gerichtschreibergehilsen 1300 bis 1800, Copislen 1200 dis 1700 Der Landtag genehmigte diesen Etat sowie Len für das Oberlandesgrricht. * Nürnberg, 18. Februar. Wie da- hiesige socialdemo kratische Organ berichtet, ist sein Redacteur Gaertner vom Amtsgerichte Fürtb auf Grund des groben Unfug-Para graphen im Mandatswege zu einer Geldstrafe von 150 verurtheilt worden. Die „Fürther Bürgerztg.", ein Abklatsch der hiesigen „Frank. Tagespost" und hier gedruckt, hatte einen Artikel gebracht: „Drei Finger müssen eS fein", in dem eine Verhöhnung de- VersassungseideS und eine ungebührliche Verletzung und Beunruhigung der monarchischen und religiösen Gefühle des auf Seiten der staatlichen Ord nung stehenden PublicumS erblickt wird. Gegen daS Straf mandat wurde Einspruch erhoben. (M. N. N.) * München, 18. Februar. Die evangelische Bevöl kerung Bayerns besitzt bis beute kein osficielleS Tages organ, welches ihre Interessen mit Entschiedenheit vertritt. Es ist deshalb die Gründung einer Gesellschaft m. b. H. beabsichtigt, in deren Verlag ^ur Beseitigung dieses Mangels das „Bayer. Evangelische Centralblatt" erscheinen wird. DaS „Bayer. Evangelische Centralblatt" wird entschieden auf dem Boden deS positiven evangelischen Glaubens stehen und für die Interessen der bayerischen Protestanten energisch eintrelen. (Fränk. Ztg.) * München, 19. Februar. (Telegramm.) Das säch- ische Königspaar ist heute Vormittag mit einem Aufenthalte von 20 Minuten hier nach Menlone durcbpassirt. Zur Begrüßung waren auf dem Bahnhöfe erschienen: 'srinzessin Tyerese von Bayern, Herzogin Adelgunde von Modena, der sächsische Gesandte und der sächsische General- Consul. Oesterreich-Ungarn. * Wie», 19. Februar. (Telegramm.) Der Kaiser empfing gestern Nachmittag den Minister deS Aeußeren Grafen Goluchowski in besonderer Audienz. Später empfing Gras Goluchowski den russischen Botschafter Grafen Kapnist und den großbritannische» Botschafter Rumbold.— Der Großherzog und die Großherzogin von Hessen sind heute früh hier eingetroffe» und haben ihre Reise nach Bukarest nach zweistündigem Aufenthalt weiter fortgesetzt. — Die Ernennung des Gesandten in Stuttgart Burian von Rajecz zum Gesandten in Athen w rv veröffentlicht. * Pest, 19. Februar. (Telegramm.) Das Mag natenhaus nahm die Vorlage, betr. die Bedeckung des Deficits der Ausstellung und die Einführung einer Classen- Lolterie, an Orient. Tie türkischrn Wirren. * Konstantinopci, 18. Februar. (Meldung des Wiener Corr.» Bureaus.) Die Ernennung Karatheodory Paschas zum General - Gouverneur der Insel Kreta ist heute erfolgt und hat di« Zustimmung der Mächte erhalten. * Konstantinopki» 19. Februar. Nach Mittheilungen einiger Regierungsbeamten sollen alle (?) beunruhigenden Gerüchte der letzten Tage von der Polizei ausgestreut worden sein, um sich oem Sultan gegenüber wichtig zu machen. (Voss. Ztg.) * Berlin, 19. Februar. S. M. S. „Kaiserin Augusts", Commandant Capitain z. S. Köllner, ist gestern Abend in Malta angekommen und wollte sogleich nach Kohlenübernahme die Reise nach Kanea sortsetzen. * Wien, 19. Februar. Das „Fremdenblati" bezeichnet als Hauptsache betreffs Kretas die Feslhaltung zweier durch die Groß. Mächte vertretenen Grundsätze: 1) kein Balkanstaat darf die Orientsrage eigenmächtig ins Rollen bringen, 2) an Pnncten, wo die Mächte sich sestsetzen, darf die frühere Mißwirthschast nicht wiederkehren. * Noin, 18 Februar. Dir osficiöje lob auch in diesem Falle officiöje? Red. d. „L. T") „Italic" erklärt, die Mächte seien in -ine Sackgasse grralhen. Ein türkisch-griechischer Krieg sei unvermeidlich und Italien werde die Zerschmetterung Griechen lands nicht zulasten können. (M. N. N.) * Rom, 19. Februar. (Telegramm.) Die „Agenzia Strfani" meldet aus Kanea vom 18. d. Mts.: In Beantwortung der Mittheilung des griechischen Consuls über die Proclamation des Oberst VassoS bez. der Annection Kretas durch Griechenland erklärten die Tonsuln der auswärtigen Mächte in einem gemeinsamen Schreiben, sie seien von ihren Regierungen nicht ermächtigt worden, von dem gedachten Schriftstück Act zu nehmen. — Ein von Selmo kommender Dampfer, welcher 19 Verwundete au Bord hatte, überbringt die Meldung, in Selmo seien 125 Muselmanen ermordet worden. Zahlreiche Familien seien noch von den Christen eingeschlossen; die Abmirale hätten beschlossen, nach Selmo ein Panzerschiff mit den Consuln von Rußland, England und Italien abgehen zu lasten, um die erwähnten Familien zu befreien. * London» 13. Februar. (Telegramm.) Die griechen- freundliche Stimmung greift um sich; England lehnte (wie schon gemeldet) den deutschen Vorschlag einer Blockade deS Piräus ab. In Zuschriften an den Liverpooler Reformclub erklärten sich die liberalen Führer Harcourt und Lord Äimberjey entschieden gegen die Verwendung britischer Streilkräste zur Verhinderung der Befreiung der Kretenser von der Türkenherrschaft. — Der „Daily Chroniclr" veröffentlicht eine lange Athener Drahtung, die angeblich aus dem Munde einer hochgestellten Persönlichkeit Griechenland» Haltung in der gegenwärtigen Krisle zu rechtfertigen sucht. Das Leben des Königs war thatsäcb<ch bedroht, eine Revo lution stand bevor, so daß er in diler Zwangslage sich entjchlpß, nach leinen vergeblichen versuchen, den Frieden ausrecht zu hätte»,' den Prinzen Georg zu entsenden» um eine Landung türkischer Truppen auf Kreta zu verhindern. Wa. die Zukunft betreffe, so muffe Europa begreifen, daß Griechuland nicht ans den alten Stand der Dinge zaückkehren könne und werde. Hätten die fremden Kriegsschiffe den Prinzen Georg blockirt, so würde der Beseh. ertheilt worden rin, daß die Kriegsschiffe das türkisch» Gebiet an der Küste von Epirus besetzen. Zum Aeußersten -trieben, halte ein.' geheimes Comit« in Athen mehrere Tausend bewiffnrte Freiwillige' bereit, in Makedonien einzufallea und den Bakgn in Brand zu lecken. Sollten die Türken an der Grenze angvjsen, werde der König den Oberbefehl selber übernehmen. — „Czroa."': bautet' an, der Gewährsmann seines Vertreter« selber Köttsg selbst. (Tel. d. Boss. Ztg.) " ' Brüssel, 19. Februar. (Privattelegramm) General Brialmont ist zur Leitung der'Befestigungen Konstanti-' noprls berufen worden. . . „ * Bukarest, 19. Februar. Der Ersatz des durch einen persönlichen Scandal unmöglich gewordenen Munster« des Aeußeren StoiceScu begegnet in Folge der von iym gestellten, vom Ministerpräsidenten Aurelian» abgelehnten Bedingungen den größten Schwierigkeiten. Die Lage der Regierung ist kritisch. (Voss. Ztg.) ' LasLulltt- SiireLii -Vorsivdt" Gegr. 1869. Vvttvi-Ivti» Gegr. 1869. Leipzig, Rttterstratze 8, I., Telephon-Amt l, 812. Ertheilt Auskünfte auf das In- u. Ausland prompt u. gewissenhaft. p Ltvllt-ömM Ichch. vebrauedsmuster unck Liarkense-utr L ^ allen Ländern gut und schnell. 8 Besondere Nenheitenabtheilnng z Einfuhr.v. Erfindungen. Graste Ncuheitengrnppe, Dauernde Gewerbe-Austtellung Zahllos sin- die Formen,«," »°7, schmerzen auftreten, zahllos die Hebel, die sie im Gefolge haben, und zahllos die Mittel, die zu ihrer Verhütung angepriesen werden. Von größter Wichtigkeit ist, daß dem Uebel bei Zeiten gesteuert, bevor es sich in chronische Nervosität verfestigt. Ein rasch und unfehlbar wirkendes Mittel gegen Kopfschmerzen und Migräne ist das von den Höchster Farbwerken zu Höchsta/M. dargestellte Migränin. Das- selbe ist in den Apotheken aller Länder erhältlich. „Icrk vsroräns KLukls Latki-sLnsr's Ualrksktss. dssonäsrs kür klnäsr." gor: 11 r. krüstvalck, DuiversitLtiHocsvt, Xbtbeilungs-Vorstnoü cksr IVisner ?oliüliuiü. Tageskalender. AuSkunftSstrlle sür Tee - Schifffahrt»- »nd Nelke-Verkehr. ^ Relies-Weltkartr der HamburgerRhrdereien: F.W.Grauprnstein^ Packhosstt.il/I3. Unentgeltliche AuSkunitSertheilung:Wochen- . tagS 9—12 Uhr Vormittags und 3—6 Ubr Nachmittags. Patent-,GevranchSmnster-uMarken-AuSknnftSstclle: Vrühl 2 lTnchhalle), I. Exped. Wochentags 10—12,4—6. Fernspr. I. 682. keffenrliche Bibliotheken. Universitäts-Bibliothek. Die Bibliothek ist an allen Wochentagen geöffnet: Früh von 9—1 Uhr und (mit Ausnodme des Sonnabends) Nachmittag» von 3—ö Uhr. Det Lesesäal. ist geöffnet: Früh von 9—1 und (mit Ausnahme des Sonn» . abends) Nachmittags von 3—6 Uhr. Die Bücher-Ausgabe und' Annahme ersolgl täglich früh von 11—1 Uhr und lmit Aus nahme des Sonnabends) Nachmittags von 3—k Uhr. — Die Filiale im Augusteum ist täglich Vormittags von 11—1 Uhr geöffnet. , ' ' Stadtbibliothek. Montag» und Donnerstag» 11—1 Uhr, die . übrigen Tage 3—5 Uhr. Bibliothek der Handelskämmer (Neue Börse) 10—12 Uhr '' «nd 4—6 Uhr. . , Bibliothek der Innern Mission, Roßsttaße 14. BolkSbibltothek. Roßstt. 14. Mittwoch u. Sonnabend 2—3 U. Musikbibliothek Peter» iKönigSstratze 26) ist an allen Woche»'.' tagen von 11—1 und 3—8 Uhr geöffnet. Bücher» Mnstfalte» In Deutschland lebte da» Märchendrama, wenn e» auch au» der Kunstdichtung periodisch fast verschwand, im Volks- thümlichen Pupprnspirle weiter. Da wurden dir Sagen von der schönen Magelone, von der heiligen Genovefa und vor Allem von dem -rveitbeschrienen Zauderer Doctor Johannes Faust zum Ergötzen des Volke» auf Märkten und Messen in Scene gesetzt. Und schließlich gaben diese allen Puppen spiele den Dichtern wieder neue Nahrung. Die Sage von der heiligen Genovefa dramatisirte zuerst der Maler Müller und eröffnet« dabei den Zauber einer waldfrischen Romantik. Der Stoff blieb ein LiedlingSstoff deutscher Dichter, wenn er auch de» Sageuhaften mehr und mehr entkleidet wurde. Dem Maler Müller folgten Deck, Hebbel, der au» dem Volk»m8rchen eine Tragödie schuf, die Tragödie der ehelichen Treue, und Andere mehr. Maler Müller bearbeitete auch vie Faust-Sage in einem Dramen- Frazment, die nach ihm dann Lessing, ebenfalls fragmentarisch, und in seiner gewaltigen, unsterblichen Dichtung, der impo- nirenden Lösung deS Faust-Problem», Goethe behandelte. Auch in ihm, der Äristophane»' „Vögel" sür die deutsche Bühne bearbeitete, war die Lust am Fabuliren ja groß, und da» Märchenhaft« spielt in vielen seiner Werke eine bedeutsame Rolle. Nach Goethe finden wir die Faust-Sage dramatisch behandelt von Klingemann, spater von Grabbe, der sie mit der Don - Juan - Sage in Verbindung brachte, Braun von Braunthal (Jean Charte»), Ferdinand Stolte, F. Marlow, Adolf Müller u. s. w. Auch Schiller wendete seine Gunst in „Turandot" dem Märchendrama zu. Er griff dabei auf Gozzi'S „Prinzessin Turandot" zurück. Gozzi'S Märchendramen, e« seien noch „Der Rabe", „König Hirsch" genannt, mischten heitere, tragische und satirische Elemente unter einander und trugen viel zur Wiederbelebung der italienischen Nationallileratur bei, die in der alten eomwecki» ckell' arte zu ersticken drohte. Die Blüthezeit erlebte aber die Märchendramatik im Zeit alter ver Romantik. Die Romantiker liebten die Traumwelt der Märchenpoesie, in der ihre üppige Phantasie sich am freiesten bewegen konnte. Ludwig Deck war e« in erster Linie, der da» Märchendrama mit jener romantischen „Ironie" auSstattete, die in Solger ibreo wissenschaftlichen Lobredner fand. Deck schrieb einen „Ritter Blaubart", den „gestiefelten Kater", „Dir verkehrte Welt", „Prinz Zerbino", in denen keilich da» Dolk»märchen wieder zu einer Art aristopl aiiiscber Komödie umaegoffrn wird. Nach ihm sind unter tze« romantischen Dramatikern Lvam Oehtenschläger, ein Däne, der aber auch der deutschen Literatur angehört und die Märchendramen „Aladdin oder die Wunder lampe", „Die Fischertochter" und „Die Drillingöbrüder von DamaSk" dichtete, und in der Zeit der Auslösung der Romantik noch Grillparzer mit seinem bekannten Drama: „Der Traum ein Leben", Jmmermann mit seiner tiefsinnigen Mythe „Merlin" und Plalen zu nennen, der in seiner ersten Komödie „Der gläserne Pantoffel" zwei Märchenstoffe, Aschen brödel und Dornröschen, glücklich verschmolz, dann aber in seinen weiteren Märchenstücken in aristophanischer Weise der Romantik aus den Leib rückte („Der Schatz des Nbampsinit", „Die verhängnißvolle Gabel", „Der romantische Oedipus") Zu diesen aristophanischen Märchen und Possen, die neben Platen in Prutz („Die politische Wochenstube") und GlaS- brenner („KaSpar der Mensch") ibre Repräsentanten fanden, gesellte sich eine zweite Art, die Gottschall al» die moralisch - sentimentale Posse bezeichnet. Ihr Hauptvertreter wurde Raimund, der im „Verschwender", „Alpenkönig und Menschenfeind", „Der Baromeiermacder auf der Zauberinsrl", „Der Diamant deS Geisterkönigs" rc. eine glückliche Mischung von romantischer Traumwelt und Realität, von Humor und Rührung vorzunehmen wußte. Ihm folgte Gaßmann mit seinen viel gegebenen „Blumengeistern", der „Eselshaut", der „Hirschkuh" und „Aschenbrödel", einer Zauberpofse, die auch am Pariser Chütelrl-Theater reuissirte. „Aschenbrödel", „Dornröschen", „Schneewittchen", „Frau Holle" machte Görner zu Helden seiner liebenswürdigen Märchen dramen, die sich bis auf die heutige Zeit lebcnSsrisch erhalten haben und insbesondere um die Weihnachtszeit die Kindlein zu sich kommen lassen. Auf gleichen Bahnen wandern viele andere Autoren: Pohl mit den „Sieben Raben", Raupp mit „Prinzessin Goldhaar", Robert Hertwig mit seinem „Golr- bärchen" und „Marienkind"» Franz Woenig („Was die Tannengeister flüsterten" rc,), Franz Bittona („Ein KindeS- traum"), während Ernst PaSqus („Die schöne Melusine", „Frau BenuS") da» Märchen zum großen Ausstattungsstücke erweiterte. Auch die hervorragenderen deutschen Autoren blieben den Märchenstoffen treu, Grabbe bichiele ei» „Aschenbrödel", Wolsaang Menzel ein dramatisches Märchen „Rübezahl und NarcissuS", Rudolf von Gotischall eine Märchenpoffe „Rübe zahl", Friedrich Röder verschiedene „Dramatische Märchen" mit einem stimmungsvollen, echt poetischen Grundton („Das Märchen vom König Drosselbart"), und auch Autoren wie Ernst Wichrrt („Peter Munt"), Wilbranbt („Der Mestter von Palmyra") konnten sich phantastisch-märchenhafter Züge in ihren dramatischen Schöpfungen nicht ganz ratschlagen. Im kalten Norden schlug die Romantik ebenfalls ihr Gezelt auf und brachte der Märchenpoesie ihre Opfer. An den schon genannten Oehlrnschläger reihten sich jüngere Ro mantiker mit Märchendramen an. So Severin Jngemann, ein Däne; mit „Reinald da» Wunderkinp", der zu den so genannten „PhoSphoristen" gehörige Schwede Atterboom („Die Insel der Glückseligkeit", „Vogel Blau") und Andere. Aber die Märcbenromanlik erstarb im Norden nicht mit der Ro mantik. Auch der poetische Realismus der folgenden Literatur periode blieb ihr treu. Molbech begann mit Dramen wie „Die Braut des Bergkönigs", der „Venusberg", Ibsen ließ im „Brand" und „Peer Gynt" märchenhafte Gestalten Mitwirken, und Holger Drachmann. dem kürzlich bei seinem fünfzigsten Geburtstag ganz Dänemark in so groß artiger Weise huldigte, ist vorwiegend dem Märchendrama ergeben. („Die Prinzessin und das halbe Königreich", „Im Osten von der Sonne, im Westen vom Mond", „Es war einmal", „Tausend und eine Nacht".) Seine Märchenstücke bekunden eine reiche Phantasie und tiefen, poetischen Gehalt. In Frankreich that sich besonders Jutcs Janin, ein ein flußreicher Kritiker, mit ironischen Phantasiestücken, z. B. „Der lobte Esel und die enthauptete Frau", hervor. Auch in den Boulevard-Theatern blühte die Märchcnromantik, trotz der verschiedenen, neuen Literaturströmungen. üppig weiter. Es Vominirt, welchen Weg auch da« Drama einschlageu mag, eS verschafft sich neuerdings sogar in der „modernen Literatur" wieder Geltung. Gegen das idealistische Jambendrama machte der Naturalismus schroffe Opposition.. Und doch gelangten wir über das realistische und historische Drama hinweg neuer dings wieder in vie Sphäre des Märchendrama- und huldigen wieder VerS und Reim. Ludwig Fulda dramatisirte im „Talisman" einen alten Märchenstoff, der schon vom Stricker in seinem „Pfaffen AmiS" erzählt, aber von Fulda in den Orient versetzt wird. In» „Talisman", wir im „Sodn de» Kalifen" sind Märchen- Prinzen die Helden, beide Figuren aber Verkörperungen sittlicher Ideen. Im ersten Stück wendet sich ver Dichter gegen die Willkür tyrannischer Herrschaft und den Unfebidar- kcitSglauben selbstherrlicher Monarchen, im zweiten previgt er den Altruismus, da« Wrtimitleid, die Menschenliebe al» Quelle des menschlichen Glückes. Ernst von Wildrnbruch polrmisirte in eine,» Märchen-Schwank .Da» heilige Lachen" argen den Pessimismus. Ein tiefsinnige- Mysterium gab Richard Zoormann in seinem Drama „Zwischen Himmel : und Erde". Auch die „Königskinder" von Ernst RoSmer . (Elsa Bernstein) gehören unter die Märchendramen. Georg Engel stellte wie Fulda im „Talisman" in seinem Märchen stück „Hadasa" der Herrschertyrannei, dem Größenwahn, der Selbstsucht und Begierde die gottergebene Demurh, Liebe und Opferfreudiakeit gegenüber. Gerhart Hauptmann aber, der HcroS der Jüngstdeutschen, wandte sich, nachdem er bereit» im „Hannele" rin Traumstück gegeben, dem Märchendrama in der „versunkenen Glocke" zu. Im Märchenkleide tritt hier vor uns die Tragödie de» Künstler» hin, die auch dir Tragödie der Menschheit ist. . . ...... .. Wie sind aber die modernen Dichter dazu gekommen, - zu der alten Form de» Märchen» zurückzukehren, sie, die alles Alte über den Hausen werfen wollen? Sie wollen doch in ihren Dramen den Schein ver Wirklichkeit erwecken Können sie das mit dem Märchen erreichen, da» von aller Wirklichkeit absieht, die Fesseln von Raum und Zeit zerbricht und sich der Phantasie als Herrscherin unterwirft? Wie kommen die Naturalisten zu dem Uebernatürlichen? Sie appelliren eben auch an den poetischen Glauben der Menschheit. Die wunderbarsten Situationen werden geglaubt, wenn nur die seelische Wahrheit nicht verletzt wird. Diese seelische Wahr heit aber soll auch im Märchenvrama der Modernen gewahrt : bleiben. Der Serlenkamps im Märchendrama soll didsrlbe Wahrheit in sich tragen» die er im Drama der Wirklichkeit > aufweisen muß. Damit ist die vorläufig letzte Phase in der Entwickelungß- aeschichte de» Märchendrama» erreicht. Zu allen Zeiten hat sich die sittliche Denkart eine» Volke» in seiner Märchen- vichtung am reinsten widergespiegelt.'- Die morgenländischeü Märchen glänzen in üppiger, schillernder Farbenpracht, da» deutsche Märchen aber ist schlicht, au» der Tiefe eine» ein fachen, kinbttchen Empfinden» geboren, ein Ausdruck des Lolkscharakter». Der Dichter aber soll seinem Volke den Spiegel Vorhalten, und weil er da» am freiesten, am un- genirtrsten kann, wenn er den Märchrnspiegel dazu benutzt, d illlm wird auch da» Märchendrama bestehen, so lange e» eine Poesie aus Erden giedt.
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