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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189702284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18970228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18970228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-28
- Monat1897-02
- Jahr1897
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1897
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s. MM W öchmn ÄzedlM M ÜlWiM R. IV?, ZmtW, A. Kbmr M. Die Eniwickelung der städtischen Gasanstalten. 16. Leipzig, 27. Februar. Am 1. August d. I. werden sich 60 Jahre vollenden, seildem mit dem Inspector Rudolph Blochmann sen. der Vertrag wegen Erbauung einer Gas anstalt vollzogen wurde. Die Vorverhandlungen hierüber hatten, wie bemerkt sei, ein ganzes Jahr in Anspruch ge nommen, denn schon am 6. August 1836 war vom Rathe, nachdem andere frühere Projekte eine Ablehnung erfahren ballen, der Beschluß gefaßt worden, „den Bau der Gasanstalt für Rechnung der Stadt durch Inspector Blochmann aus- sühren zu lassen." Der Ban selbst, auf dem Platze vor dem Gerberlhore, ging schnell vor sich, und so konnte denn schon am 4. September 1838, also nur ein Jahr nach Vollziehung des Vertrages, die Eröffnung der Anstalt erfolgen. Es ist nun von hohem Interesse, die Gasproduction und ihre Vermehrung in den vergangenen sechs Jahrzehnten zu verfolgen. Nachstehend soll das für bestimmte Zeitabschnitte geschehen. Im Eröffnungsjahre 1538 bezifferte sich der Gasverbrauch in der Zeit vom 4. September bis zum Jahresschlüsse auf 23 991 cdm; was einem täglichen Verbrauche von 203 cdm entsprach. Das Jahr 1839 brachte einen Verbrauch von 120 344 cbm, das folgende Jahr einen solchen von 308 309 cdm. Don da ab stellte sich derselbe in den verschiedenen Jahr- fünften wie folgt: 1841-1845: 2054 629 cdm 1846-1850: 2 594 830 . 1851—1855 : 3 893 503 , 1856—1860: 6167 333 . 1861—1865: 11051600 . 1866-1870: I9L23667 . 1871—1875: 31892157 cdm 1876-1880: 46 909 894 . 1881—1885 : 57 219 452 . 1886-1890 : 72 683 520 » 1891-1895 : 89 048150 - Vergleichen wir die Ziffer von 1841—1845 mit derjenigen von 1891—1895, so ergiebt sich, daß die Gasproduction in dem dazwischen liegenden 50 jährigen Zeitraum eine 44 Mal größere geworden ist! Und es sst hierbei zu berücksichtigen, daß es sich fast nur um eine Production für Alt-Leipzig handelt, denn soweit Vororte von den städtischen Gasanstalten versorgt weiden, sind dieselben im letzten Jahrfünft mit kaum 2 Mill. Eubilmeter am Gesammtverbrauch von 89 Mill. Cubikmeter betheiligt. Natürlich ist es nicht mehr die Gasanstalt vom Jahre 1838, die im Stande wäre, den jetzigen Cvnsum zu be wältigen. Schon nach Vollendung des Baues der Anstalt vor dem Gerberlhore (Ende 1840) zeigte es sich, daß die Anlage für den sich immer mehr steigernden Cvnsum nicht ausreichend sei. Den in der Anstalt vorhandenen drei Gaso metern wurde noch ein vierter hinzugesüzt (1848), der jedoch auf dem Fleischerplatze, etwa an der Ausmündung der Lessingstraße, erricht« wurde und daselbst bis zum Jahre 1867 stand, worauf sein Abbruch und «sein Neuaufbau auf dem Areal der Gasanstalt (an Sielle des desecten ersten GasometerS) erfolgte. Die Anstalt selbst er fuhr fortdauernde Erweiterungen. Doch kam schon Ende der fünfziger Jahre die Erbauung einer zweiten Gasanstalt in Frage, die ihren Platz am Täubchenwege erhalten sollte. Zn Folge eines Obergutachtens des Professor Peltenkofer in München, der sich für einen centralen Betrieb aussprach, sah man jedoch von diesem zweiten Bau ab. Differenzen, cie damals zwischen Blochmann, welcher Leiter der städtischen Gasanstalten geworden war, und dem Rathe entstanden, führten zu einem Directionswechsel. An Stelle Blochmann's trat am 1. November 1860 I. R. Westerholz. Der im Jahre 1861 begonnene Erweiterungsbau war jedoch insofern von einem Unglückssall begleitet, als am t6. October der eiserne Dectel des neuen 881 Ctr. schweren Gasometers trichterförmig einsant. (Es erschien sogar eine tesondere Schrift hierüber „Gutachten, den eingesunkenen Gasometer betreffend", die jetzt sehr selten sein dürfte.) Das führte zu einiger Verzögerung, aber man verblieb fort gesetzt dabei, es bei der Vergrößerung der Anstalt bewenden zu lassen. Am 25. Januar 1873 faßte jedoch der Rath den Beschluß, nunmehr eine zweite Gasanstalt zu erbauen. ES währte aber ein volles Jahr zehnt, ehe mit dem Bau dieser zweiten Anstalt selbst legvnnen wurde, und erst am 18. August 1885 erfolgte ihre Eröffnung. Zum Director derselben wurde Herr Wunder ernannt, der mit Ende des Jahres 1888 die Leitung beider stadtischen Gasanstalten übernahm. Der völlige Umbau, richtiger Neubau der I. Gasanstalt (1888—1890) und die Erweiterung der U. Gasanstalt gehören so sehr der Neuzeit an, daß sie hier nur der Erwähnung bedürfen. Wir kommen nun zu den finanziellen Ergebnissen der städtischen Gasanstalten, und zwar werden wir an dieser Stelle, weil für die Oeffentlichkeit von besonderem Interesse, nur die an die Stadtcasse gezahlten Ueberschüsse in Be lcacht ziehen. Ein erster Ueberschuß wurde in Höhe von c.563,12 im Jahre 1849 gezahlt. 2m folgenden Jahre bezifferte sich der Ueberschuß schon auf 31 030,85 ^ Von da an war der Ueberschuß von Jahrfünft zu Jahrfünft folgender: 1851- -1855 162 056,30 1856- -1860 242 290,61 - 1861- -1865 302 973,03 - 1866- -1870 638 907,60 - 1871- -1875 502 018,07 - 1876- -1880 3 362 214,04 - >881- -1885 5 090 271,72 - 1886- -1890 4 405 240,15 » 1891- -1895 4 006 953,51 - Zu den Ergebnissen der beiden letzten Jahrsünste sei lsierbei bemerkt, daß die 200 000 -L, die seit dem Jahre 1887 alljährlich dem Conto der „Straßen und Wege" zugesührt werden, mit m die Ueberschüsse eingerechnet sind, ebenso die 35 000 und 100 000 welche im Jahre 1894 bez. 1895 den: Be triebsfonds der Gasanstalten überwiesen wurden. Dennoch konnten, selbst unter Einrechnung dieser Beträge, in den letzten beiden Jahrfünften nur wesentlich geringere Ueberschüsse als im Jahrfünft 1881—1885 erreicht werden. Es bat das feinen Grund darin, daß bedeutend höhere Abschreibungen bewirkt wurden. Als Beispiel sei hier nur angeführt, daß im Jahre 1885 153 700 aber im Jahre 1890 507 600 ^ und im Jahre 1895 496 900 »>E abgeschrieden wurden. Diese beträchtlich erhöhten Ab schreibungen nahmen mit dem Jahre 1886 ihren Anfang. Auch die Herabsetzung der Gaspreise (1489 von 22 aus 20 1890 von 20 auf 18 pro Cul'ikmetcr) konnte nicht ganz ohne Einfluß aus den erzielten Ueberschuß bleiben. Dazu kam, daß der Preis des Gases für gewerbliche Zwecke Ende 1885 von 22 auf 18 F, mit Beginn dcö JahreS 1887 aber von l8 auf 15 ..s abgeminderl wurde. (Inzwischen ist seit 1896 eine weitere Herabsetzung auf 12-I pro Cubitmeler eingetreten.) Wenn sich nun auch der Cvnsum in Folge dieser Verbilligung deS Gases erheblich mehrte, so waren die Erträge doch nicht ausreichend, um außer den er beblichen Abschreibungen noch so große Ueberschüsse wie früher für die Stadtcasse zu liefern. Weiter ist in Betracht zu ziehen daß seit dem Jabre 1891 das zu öffentlichen Be leucht nngSzwecke n verbrauchte Gas (etwa 2'/z Millionen Cubikmeter), das bisher zn dem Preise von Il,9 pro Cubilmeter in Einnahme gestellt worden war, lediglich noch mit einem Fixum von 100 000 -L berechnet wird, welcher Betrag nur einein Preise von ungefähr 4,4 ,.s pro Eubilmeter entspricht, während sich der reine Selbstkostenpreis (ohne Ver zinsung und Abschreibungen) auf 6,2 F stellt. Dadurch sind zwar die Ausgaben beim Conto der „Wohlfahrtspolizei" (öffentliche Beleuchtung) gesunken, ebenso aber auch die Ein- uabmen beim Conto der Gasanstalten. Trotz dieser in Betracht tommenden günstigen Momente bei Benrtheilung der Ueberschüsse in den letzten beiden Jahr fünften läßt sich nicht verkennen, daß — anscheinend wenigstens — die Blüthezeit für die Gasproduction über schritten ist. Die Production des Jahrfünfts 1891—1895 weist ja im Ganzen noch eine erhebliche Vermehrung gegen über dem voranzegangenen Jahrfünft auf; aber in den letzten fünf Jabren selbst hat der Verbrauch keine Zu nab me erfahren. Derselbe stellte sich folgendermaßen: 1391 17 355 000 cbm 1802 17 985 000 - 1893 18 061 000 - 189t 17 767 000 - 1895^ 17 880 000 - Eine Mehrung des Consums ist also seit 1891 nicht mehr eingetreten. Die Concnrrenz des elektrischen Lichts, sowie die fast allgemein gewordene Verwendung von Gassparbrennern tritt einer Verbrauchszunahme stark hindernd entgegen. Mit den Betriebsergebniffen rer Gasanstalten wird die Stadt gemeinde dennoch fortgesetzt zufrieden sein lönnen. Wir geben noch zum Schluß eine ganz kurze Darstellung über die Zunahme des öffentlichen Beleuchtungs wesens. Be: Eröffnung der Gasanstalt waren 136 Straßen laternen vorhanden, die mit Gas gespeist wurden. Schon zn Anfang 184t waren es 877. Die nun folgende Ver mehrung war eine langsamere, denn 1858 gab es N40 Gas laternen. Im Jahre 1878 waren es dann .3078, 1885 etwa 4250 und im Jahre 1895 rund 5200. Es sind das die Ziffern für Alt-Leipzig. Sir zeigen uns, welche Entwickelung das öffentliche Beleuchtuugswesen genommen har. UMteruugsbencht vom Monat Januar Mi. «Mi'ttheilung des Kvnigl. sachs. meteorologischen Instituts.) Obgleich der diesjährige Januar keine besonders auffallende Kulte brachte, so blieb doch sein Teinperaturmitiel um 1^.7 mit — 1".8 im Landesdurchschnitt hinter den: Nvimalwertk zurück, und zwar hatten sammtliche Stationen Fehlbeträge, von 0".4 (Dresden) bis zu 2°.3 (Zschadraß, Reitzenhain), auszuweisen. Die höchsten Temperaturen wurden meist am 17. und 18. beobachtet und lagen zwischen 6".4 (Dresden) und 1".4 (Fichtelberg), letztere au: 12.; Leipzig und Banken halten schon am 1. mit 5°.3 bez. 5°.0 den höchsten Stand des Thermometers erreicht. Die kälteste Periode siel in das letzte Drittel des Monats, in welchem Minimaltempera« luren von — 7".3 «Dresden am 30.) bis — 16."8 (Reitzenhain am 21.) austraien; in der Laust» waren der 8. und 9. die Tage niit tiefstem Minimum. Nachtfrost fand 28mal (Leipzig, Freiberg) bis 34mal (Reitzenhain, Fichtelberg) statt und an 18 (Dresden) bis 31 Taget: (Reitzenhain, Fichtelberg) blieb die Mitreltemperatur unter Nu». Tie mittlere relative Jeuchtigleit übertraf mit 93 Proc. in Kemnitz den Normalbetcag um 9 Proc., und besonders stark war auch die Bewölkung in diesen: Monat, welche im Landesdurchschnitt 88 Proc. betrug und damit um 17 Proc. zu hoch war. Ihre Emzelwerthe lagen zwischen 84 Proc. (Zschadraß, Fichtelberg) und 92 Proc. (Leipzig, Reitzenhain). Nahezu normal gestalteten sich die Niederschlagsverhältiiisse. Das Landesmittel des Niederschlags war 37 mm und nur uin 3 mm zu groß. Die Monatssummen der einzelnen Etationen schwankten zwischen 19 mm (Zschadraß) und 69 mm (Attenberg) und wiesen Fehlbeträge von 10 mm (Jichtet- berg) bis zu Ileberschüsseu von 17 mm (Attenberg) auf. Als Schnee wurden hiervon gemessen 15 mm Zschadraß) bis 69 mm (Alten berg), welche im Flachland im letzten Drittel des MonatS eine Schneedecke bis zu 20 cm, in mittlerer Höhenlage dis 43 , m und im Gebirge, wo dieselbe Len ganzen Mona: anhielt, von 60 bis 120 cm hervorbrachten. Die größten Tagesmengen innerhalb 24 Stunden, vom Mittag des einen bis zu dem des anderen, betrugen nur 3,5 (Zschadraß) bhö 17,5 «Allenberg» Millimeter und sielen durchweg vom 24. zum 2o. Niederjchlagstage, d. h. solche mit meßbarem Niederschlag — vvn 0,1 ::>m ub - hatte Altenberg bei der höchsten Monatssumme des Niederschlags wiederum die wenigsten mit 10, der Fichtelberg die meisten mit 28, wozu vielfach Reis und Rauchfrostbildung mit beitragen, die hier besonders statt aufireteu. Tage mit Echneefall gab es 10 «Attenberg) bis 17 (Dresden, Leipzig). Tie durchschnittliche Lindstätte ergab sich im Landesmittel zu 3".1 der Beaufort scheu Scala — 4,3 m Geschwindigkeit in der Secunde und erreichte ihren höchsten Betrag am 6. in Attenberg mit einem Tagesmittel von 8"0 — 11 m. Der trübe, mäßig feucht« Lharakter des diesjährigen Januar kommt zum Ausdruck in der Zusammenstellung der einzelnen nach Bietteltagen in Procenten der Zeit Largestellten Hauptwitterungs» zustünde, wonach sich nur 2,5 Proc. anhaltend sonniges und 13,5 Proc. vorwiegend heiteres, dagegen 50 Proc. trübes, aber trockenes und 34 Proc. Vvn Niederschlägen begleitetes Letter im Landesdurchschnitt ergaben. Nach Flußgebieten geordnet, entfielen auf die acht hauptsächlichsten derselben folgende mittlere Niederschlagsmengen,wobei Li^in Klammern befindliche» Lerche mit (-st) den Ueberschuß gegen den Nvrmalwerth bedeuten: im Gebiet der Elster 33 (-st 1), der Zwickauer Mulde 47 (-st 8), der Zschopau 50 «,-st 6), der Freiberger und vereinigten Mulde 36 (-st 3>, der Llbzuslüsje 40 (-st 4), der Elbe in Sachsen 31 «,-st 4), der Roder und Pulsnitz 31 (-st 5) und im Lausitzer Fluß gebiet 31 (-st 1), also auch hier keine allzugrvßen Abweichungen. Chemnitz, Len 17. Februar 1897. Ulllernchtsweseil. * Tie Äärtuerlehranstalt Köstritz wird ln: laufenden Wintersemester von 92 Gärtnern, davon 8 Ausländer, besucht und dürfte mithin die stärkst besuchte Fachschule für Gärtner sei». Di« Ausbildung umfaßt alle Zweige der Gärtnerei und alle die HilfS- wissenschasten, deren Kenntniß erforderlich ist, um den Vorträgen folgen zu können. Die Theilnahme au den: englischen und fran zösischen Sprachunterricht ist facultatio. Eine Ausnutzung der Arbeitskraft der Gehilfen durch gewöhnliche praktische Arbeit findet durchaus nicht statt und werden dieselben nur so weit zum praktischen Dienste herangezogen, als sie etwaige Lücken in der Vorbildung aus« füllen wollen. In der Lehrlingsabiheilung ll werden junge Leute ausgenommen, die neben der Fachbildung die Berechtigung zum «injährlg'frciwilligen Dienst erwerben wollen. Ter nächste Eursus beginnt Len 22. April und ist der Director 4>r. Settegast zu jeder näheren Auskunft gern bereit. Vermischtes. — Oscherslcben, 26. Februar. Eine freudige Ueberrasthuug ist unserer Stadt zu Theil geworden. Die diesige Firma Wrede Sohn hat unserer Statt ein Geschenk angeboren, dessen Annahme seitens der städtischen Behörden sicher erfolgen wird. Zum Andenken an ihr fünfzigjähriges Bestehen will die genannte Weltfirma der Stadt das Bildniß des Kaisers Wilhelm l. in Gestalt einer überlebens großen Figur auf granitenem Sockel auf den: Platze errichten, wo unser Kriegerdenkmal anö Eisen nur wenige Jahre gestanden hat, bis es wegen Baufälligkeit niedergerisseu werden mußte. Das Denkmal soll bereits an: 22. März ausgestellt sein. Es wird einen hervorragenden Schmuck unserer Stadt bilden und der Firma zur hohen Ehre gereichen. -----z. Schkortleben, 2 t. Februar. Heute Nachmittag hat sich der Knecht Albert Meerbode von hier, 16 Jahre alt, in der Saale erträutt. Der junge Mensch hat diesen Schritt, wie das „W. Tbl." meldet, jedenfalls aus Furcht vor Strafe geihan. Nachdem derselbe kürzlich schon wegen eines Vergehens vor Gericht geladen, zun: Termine aber nicht erschienen war, sollte cr heute Nachmittag wegen verschiedener neuer Vergehen abermals polizeilich verhört werden. Sein Vater wollte ibn zun: Anttsbiireatt bringen, als er ReißanS nahm und sich vor den Augen seines entsetzten Vaters in die hvchgehenden Fluthen der Saale stürzte. ----- München, 25. Februar. Der Mediciner Mar Peer, Obmann des akademischen Sportclubs in Jnnöbruckj unter nahm an: 18. Februar mit seinem jüngeren Clubgenosser: Troyer eine Skitour über die Nockhose in der Saile mit einen: Jochübergang ins Axainerthal. Auf dem Grate wurden die Stier abgelegt und zurückgelasseu und die Nockspitze «2462 m) um halb 3 llhr erreicht. Beim Abstieg von der Spitze fuhren die beiden Tou risten über eine etwa 35" geneigte Schneesläcke ab, um wieder zu ihren Skiern zu gelangen. Das Abfuhren geschah sitzend, Wohl wegen der weichen Beschaffenheit des Schnees. Troyer voraussahrend, sprang, ängstlich geworden durch den mitrulschenden Schnee, ans seiner Bahn zur Seite, »nd Peer fuhr, ihm noch fröhlich zu rufend: „Jetzt geht's lustig!" an ihn: vorbei. Da barst unter ihm die Hs m starke Schneedecke in einer Breite vvn etwa 50 w, und Troyer sah seinen Freund von der so gebildeten Lato ine h in abge rissen! Es läge der Vorwurf nahe, daß Peer als erfahrener Tourist die in der Nachmittagssonne er weichte Schneelehne nicht hätte betreten oder doch nicht auf der selben sitzend hätte absahren sollen. Dagegen ist sicher anzunehmen, daß nicht diese „primäre" Lawine von geringer Ausdehnung sein Ende herbeiführte, da sie erst beim Abstiegen in den „Lehngraben" die Schneedecke der westlichen Bergslauke in großer Ausdehnung ins Nachrutschen brachte und sich mit dieser gewaltigen „secundären" Lawine etwa 800 mj lang, bis 15 m breit, den „Lehngraben" 6—8 m erfüllend, bis in den Thalboden der Lizumer Alpe ergoß. Die ortskundigen Bauern wissen Wohl von dieser alljährlich stattsindenden Lawinenbildung, die gewöhnlich auf Ende März trifft. Peer darf mau aber wohl nicht die Unkenntniß dieses Umstandes vorwersen, da er sich sebr oft bei Erstbesteigungen unbekannten Verhältnissen gegenüber gewachsen zeigte. Troyer, der eine Spur seines Freundes nicht entdecken konnte, eilte nach den nächste:: Ort schaften Axanis und Götzens um Hilfe. Noch am Abend eilte eine Schaar Bauern zur Unglücksstelle. Nach Innsbruck ge langte die trübe Botschaft erst am Vormittag des l9. Februar. Mittags brach eine große Anzahl von Alpinisten, vor Allem Clubgenossen und die Mitglieder des Akademischen Alpen clubs, auf, ans Len Orte« Götzens, Birgitz und ÄramS die Gendarmerie und Hilssmannschast mitfühlend. Die Mächtig keit der Lawine tieß weitere Kräfte wünschen, so daß noch Abends militairische Hilfeleistung angesprochen wurde. Nach einem an strengenden Nachtmarsche kamen um 4 Uhr früh 40 Kaiser jäger unter dem Commandv des OberlieurenairtS Fischer auf die Lizumer Alpe, um nach kurzer Rast die Nachforschung zu beginnen. Da man nicht den geringsten Anhalispunct für die Lage des Verunglückten hatte, wurde die ganze Lawine mit Ouergräben in kurzen Abständen durchschnitten, bei der festen Packung der tiefen Schichten eine sehr an strengende Arbeit. Da fortwährend neue Hilssmannschast aus Innsbruck und den Dörfern eintraf, konnte mit Ablösung ununterbrochen von etwa 100 Mann gearbeitet werden, am Nachmittag freilich nur unter Gefahr neuer Lawinen. Bis zur Stunde fehlt noch jede Spur; die Hoffnung, den Ver- unglückien noch lebend zu finden, ist gering. Die Verwendung von Hunden zur Suche war — vielleicht weil zu spät unter nommen — erfolglos. (M. N. N.) — lrxplosiou in Ser Rodel scheu Tynamitsubrik in Schottland. Die Explosion, welche sich am Mittwoch Morgen in der Frühe in der Nobekffchen Dynamilsabrik in Stevenöivn in der schottischen Grafschaft Ayrslüre zuirug, wurde in dem 15 englische Meilen entfernten Paisley gehört. Seit 1884 ist in Stevenslon keine Explosion vorgelommen. Damals wurden l0 Arbeiterinnen getödtct. Der Schauplatz der dies maligen Erplosion war der Waschraum der Fabril, das Gebäude wurde in Atome zersplittert und die sechs getödteien Arbeiter wurden in Stücke zerfetzt. Als die Arbeiter vor gestern Morgen die Arbeit begannen, besaudeu sich 4200 Pfd. Nitrolglycerin in dem Gebäude, um die Zeit der Explo sion aber waren eS nur 2400 Pfd,, der Rest war fortgeschafft worden. Selbst in dem 25 englische Meilen entfernten Euninock sollen die Häuser gezittert haben. Einem Personen- zug wurden bei Johnstone die Fenster von der Gewalt der Erschütterung zertrümmert. --- Tie Tag« der harten Prüfung begannen für Nansen, wie aus der soeben erschienenen 7. Lieferung srin«S Werkes „In Nacht und Eis" (Leipzig, F. A. BrockhauS) hervor- geht, mit dem 9. October 1893. Da wurde zum ersten Mal' die Probe gemacht, ob daS von dem kühnen Forscher aus gedachte Schiss, die „Fram", die ihm zugeschriebene Fähig keit, die Pressung LeS EiseS zu überwinden, wirklich besitze. Die „Fram" hielt sich vorzüglich. Sie blieb auch Siegerin gegen die Eismassen, dir während «der folgenden drei Jahre gegen sie heranstürmtea. Nansen schreibt darüber: „Montag, den 9. Oktober. Ich fieberte sowohl in der letzten Nacht, wir heute; der Himmel weiß, was solcher Unsinn bedeutet.... Nachmittag- — wir saßen' gerade müßig und plauderten — entstand ganz plötzlich ein betäubendes Getöse, und das ganze Schiff erzitterte: es war die erste Eispressung. Jeder stürzte an Deck, um zuzusehen. Die „Fram" verhielt sich wundervoll, wie ich es von ihr erwaktet hatte. Mit stetigem Druck schob sich das EiS heran, jedoch mußte eS unter uns durchgehen, und wir wurden langsam in die Höh« gehoben. Diese Pressungen wiederholten sich ab und zu den ganzen Narb' mittag und waren manchmal so stark, daß die „Fram" mehrere Fuß gehoben wurde; aber dann konnte das Ecks sie nicht länger tragen und brach unter ihr entzwei. . . Das Eis ist ruhelos, und es gab heute wieder eine ziemlich stantc Pressung. Sie beginnt mit einem leisen Krachen :md Aechzen längs der Schiffsseite, das allmählich in allen Tonarten lauter wird. Jetzt ist «S ein hoher klagende«. Ton, dann ein Grollen, dann ein Knurren, und daS Schiss beginnt, sich aufwärts zu bewegen. Das Geräusch nimmr stetig zu, bis es wie sämuttliche Pfeifen einer Orgel ertön:; das Schiff erzittert und schüttelt sich und erhebt sich in Sprüngen und Sätzen oder wird manchmal langsam gehoben. Es ist ein angenehmes, behagliches Gefühl für uns, wenn wir ans all diesen Ausruhr horchen und unS dabei der Stärle unseres Scbiffes bewußt sind. Manches Schiff wäre schon längst erdrückt worden. Aber bei unS wird das EiS an der Schiffsseite zermalmt, die zertrümmerten Schollen werden haufenweise unter den schweren, unverwundbaren Rumpf ge drängt, und wir liegen wie in einem Bette. Bald beginnt das Geräusch zu ersterben, bas Schiff sinkt in sein« alte Lage zurück, und dann ist Alles wieder so still wie früher," Trotz der Gefahren, die der Mannschaft drohten, gestaltete» die Dreizehn an Bord der „Fram" sich daS Leben so Hefter wie möglich. Man braucht sich nur das auch durch seine Orthographie charakteristische Menü zu einem „Geburtstags- diner" auzusehen, um das urgemüthliche Leben mitzugenießen. Auch sonst ist die ".Lieferung reich an interessantenEvisode». Außerdem bringt sie den Nachweis, daß das Polarmeer nicht, wie früher angenommen wurde, ein seichte- Becke» darstellt. Es ist vielmehr, wie Nausen durch zahlreich? Lothringen nachwies, eine See mit Tiefer: bis zu 3800 w (also tiefer unter dem Meeresspiegel, als z. B. die „Jung* srau" über den: Lauterbrunner Thal aufragtl). Wie Vsk hören, erscheinen die Lieferungen von jetzt an rascher, «m das hochinteressante Wext schnell zu Ende zu führen. — (rin Liebtingsphotograph von Monarchen ist hex Londoner Mr. Rüssel, der sich rühmen darf, fast alle ge krönten Häupter Europas vor seinem Objecliv gehabt zu haben und der sich der besonderen Gönnerschaft der Köniam Victoria erfreut. „Die Königin", so erzählt Mr. Ruffel selbst irn „Windsor - Magazine", „ist eine große Freundin unserer Kunst. In ihren Schlössern befindet sich eine aauzt Anzahl von photographischen Apparaten, die zu meiner «er- sügnrrz stehen, sobald ich zu Ihrer Majestät berufe» wrrv«". Wir hören auch, daß die Kaiserin von Indien da- Muster einer Phatographenclientin ist. Sie fügt sich willig jeder ihr auferlegten Pose und gewährte gern das traditio nelle „freundliche Gesicht". Sie liebt jedoch die Abwechselung auf den verschiedenen Photographien und so erscheint sie bald in einer Haube, bald im Hut, bald ohne Kopfbedeckung vor dem Apparat. Auch ihre Töchter scheinen ihre Vorliebe ge erbt zu haben, mit Ausname der Marquise of Lorne, die Mr. Rüssel als eine „Photographobin" bezeichnet. Als der Marquis, ihr Gatte, zum Vicetöuig in Canava ernannt wur-de, mußte sie sich für ihre neuen Unlerthanen nolhgedrungen Photo« graphiren lassen; seit ihrem Wiedereintritt in das Privatleben hat sie jedoch jede Verbindung mit den Jüngern Daguerre's ab gebrochen. Ganz anders der Prinz von Wales, dessen Liebens Würdigkeit der Londouer Photograph nicht genug zu rühmen weiß. In Coburg-Gotha, anläßlich der Vermählung des jetzigen Zaren, war es der Prinz, der sich, entgegen der scharfen Dpposilon des an Etikette hängenden freiherrlichen HosmarschallS für die Zulassung des Photographen zu einer Larckon-xariv rin- setzte. Es gelang ihm jedoch nur so viel zu erreichen, daß vex Photograpb in einer nahen Wirthschast warten durfte, bis die Berufung kam. Nach langem Harren erschien endlich der Bote, und Mr. Ruffel war es nun vergönnt, die hohen Fürstlichkeiten einzeln und in Gruppen aufzunehmen. „Ihr Phoiographen- hunzer scheint noch nicht gestillt zu sein", bemerkte der englische Thronfolger nach Schluß der Aufnahmen. „Hoheit", erwiderte der Photograph, dessen suchender Blick dem jovialen Prinzen nicht entgangen war, „ich vermisse leider noch Se. Majestät Kaiser Wilhelm ^1." „Da kann Ihnen geholfen werden." Und mit lauter Stimme rief Lev Prinz in den Garten hinaus: „Heoa! Kaiser Wilhelm II. wird verlangt. Wo ist er?" Der Kaiser erschien auf der Bildstäche und fügte sich willig den Wünschen des Photo graphen, der ibu: schon seit längerer Zeit bekannt wax Als der Kaiser später erfuhr, daß der Photograph in Berlin angelangt sei, berief er ihn telegraphisch nach Potsdam wo er eine Reihe von Aufnahmen — in verschiedenen Uniformen — zu machen hatte. Die anderen Potentaten befleißigen sich des denkbar simpelsten Bourgeoisauftreten-: und mit Vorliebe mit einem Regenschirm vor das Lbjeen«. treten. Auch der König von Rumänien ließ sich i>: Coburg in: schlichten bürgerlichen Anzug mit Regenschirm photv- graphiren. Am schlechtesten kommt bei Mr. Ruffel cer- persische Schah weg, der das Photographiren nur mit Wirer willen über sich ergehen läßt, „als würde ihm ein Zahn ge zogen." Mr. Ruffel hat auch geschworen, nie mehr einen muselmanischen Potentaten ausznnehmen. 8vkuI-kLllrsll rllr SLLüvkei» voll mit I-ecker». klUeek- 8«eduncklleokel von Ll. 2.75 bis LI. 12. ZodllI Mappen kllr von I.«ck«rtued. »ckxrarrew Oeckor unä waeelevm Llncklecker, wlt pralxtlsolier Vorrioktanr ram Owkilnxe» unck »uk äew KUelrvn ru lraxsu von Ll. 2 dk, Ll. 12. vollosisn-MLppsll Vkotsn-Mappon in allen kreisln?«». »l>xvnV kk«l»rllt»l« «mpüekll MorltL MLÄIor, 8oduI-I'L80llSll kUr Lli4«l<.l»v>» ro» I.eöertiicb, sclirrnrroui 1,cöer uns magttvcm ttincklccker, mit 1'ru?rorrlcktuii?. um «iolcbe um .Ir», uock uut öom KUcken ru tränen von Ll. 2.5V die Ll. 11.5V. rrüd8lüok8tL80dod6ll roll knrnonknrbeuem 8tokk, «le«?leloiieu ln Leser roll Ll. 1.25 dts Ll. 3.5V. kosÄo-vüodor mit eoliöem l,ecker-Oindaoä mit ans okve 8ct»loes roll Ll. 2.25 bl-, Ll. 1v.
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