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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.03.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970304023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897030402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897030402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-04
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Ämlslikalt des Äönigtichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Nokizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Au-eige«,Preis die 6gespaltene PeUtzelte 80 Psg. Reklamen unter demRedartionSsirich t4ge» syailen) üO.ij, vor den Familieuiiacktichtra (6 gespalten) 40^. größere Schriften laut unserem Preis, »erzeichnib. Tabellarischer und Zisf»rnja- nach höherem Tarif. Extra-Vcilagcu (gefalzt), nur mit de» Morgen-Ausgabe, ohne Postberörderung .>» SO.—, mit Postbeförderuiig 70.-- JinnalfMtschiuk für Änzeigen: Abend-Au-gabr: Vormittag- 10 Uhr. Riorge»«Ausgabe: Nachmitlags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annabmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeige» siud stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. F 115. Donnerstag den 4. März 1897. 91. Jahrgang. Polnische Tagesschau. * Leipzig, 4. März. Für die Iden deS Märzes ist die Einbringung der Haudwerksorganisations-Vorlaiie im Reichstage bestimmt in Aussicht gestellt, und cs zweifelt auch Niemand daran, daß an dem bestimmten Termine diese Treibhauspflanze als an gebliche BölkerfrühlingSblunie ihr Köpfchen aus dem Bundes rath gesteckt haben werde. Dessenungeachtet haben die Con- servativen im preußischen Abgeordnetenhause vor gestern noch einmal über die Sache interpellirt, aber freilich nicht über das Erscheinen der Vorlage an sich, sondern darüber, ob ein Entwurf, welcher den — letzten — Berlepsch'schen zur (Grundlage hat, „noch heute den Absichten der Staatsregierung entspricht" und ob ein solcher Entwurf dem Reichstage zu gehen wird. Der schneidende Hohn» der in dem Wörtchen „noch heute" liegt, läßt auf den Grafen Limburg-Stirum als Redactor der Ans ige schließen. Die preußische „Staats- regierung" hat die Zwaiigsoraanisation thalsächlich niemals bcabsichligt, der Berlcpsch'sche Entwurf ist zusammengesteUl und im Bundcsrath eingebracht worben, weil man in Preußen die zünfllerisch gerichteten Handwerker so lange mit Versprechungen gefüttert hatte, bis man im monarchischen Interesse nicht mehr mit dieser Behandlungsweise forlfahren zu dürfen glaubt,. Jene Verheißungen, verbunden mit dem Wunsche, gewissen für die Zwangsinnuna zwar nicht ein genommenen, aber politisch engagirten Parteien aus einer Sackgasse herauszuhelfen, sind die Enlstehungsursache des Zwangsinnungs - Entwurfs und nichts weiter. Man hält sich auch heule noch für gebunden, und deshalb hat der preußische HandelSniinister Brefeld auf die conservative Interpellation nicht mit Nein geantwortet. Mit Ja aber auch nicht. Die Kritik des Eiertanzes, den der Herr Minister ausgesührt hat, kann ein Kunstverständiger nicht besser schreiben, als indem er nebeneinander stellt, was die „Deutsche Tageszeitung" und die „Staalöbürgerzeitung", zwei gleich eifrig zunftversprechenve Organe, über die Ant wort der „Staalsregierung" sagen. Das eine Blatt findet, die Interpellation haben ihren Zweck erfüllt; „sie hat gezeigt, daß der preußische Herr Handelsminister die Zwangsinnung für nöthig hält". Ter andern Zeitung hingegen erscheint das „Ergebniß der Interpellation bei schärferem Besehen ein recht entmulhigendeS". Diesem Organe bleibt noch immer die bange Frage offen: „Wie steht die preußische Regierung zu der von ibr selbst eingebrachten Vorlage?" Beide Blätter haben Recht» oder vielmehr keins von ihnen hat Recht. Die preußische Re gierung glaubt die Zwangsinnung nicht fallen lassen zu dürfen, aber sie hält nur für den Norden an ihr fest. Die Vorlage, die aus dem Bundesrath kommen wird, hat — es ist eine Komödie, Unkennniiß ihres Inhalts vorzuschützen — zwei „Grundlagen", eine norddeutsche und eine süddeutsche; sic ist ein Doppelgesetz, daS sich nur vermöge einer, wie man in Oesterreich sagt, Falschmeldung als Reichs-, als gemein deutsches Gesetz aufspielen kann. Herr Brefeld hat das sehr deutlich bestätigt, indem er die Gewerbevereine als mit der Zwangsinnung gleichwerthig kennzeichnete und den ungeheuer- lichen Satz aussprach: ob Freiheit, ob Zwang in der Hand- werksorganisalion, sei „eine mehr ziirückiretende Frage." Man könnte ebenso gut sagen: Stehendes Heer oder Miliz, das ist egal, wenn die Leute nur schießen können. Der Minister bat selbst sehr viel vom Genossenschaftswesen gesprochen, die Selbsthilfe ist ibm unverkennbar »eben den Fortbildungs schulen daS Wichtigste für das Handwerk. Der obligatorischen Innung ist aber, eben weil sie auf Zwang beruht und weil auch die preußische Negierung keinen Menschen zwingen kann, gemeinsam mit Leuten, die er nicht für kreditwürdig oder für wirthsckaftlich nicht tüchtig hält, Geschäfte zu etabliren, die genossenschaftliche Thätigkeit untersagt. Kost spielig, zeitraubend und chicanenschwanger, wie die Ein richtung ist, wird sie bei ihren Mitgliedern viel weniger die Lust nach weiterer, frei-corporativer Thätigkeit auskvmnien lassen, als der Gewerbeverein. Und dennoch „eine mehr uriicktretende Frage"! Es ist ein Coinpliment für die Nensckennatur, daß selbst ein dialektisch so gewandter Herr wie Minister Brefeld der überkommenen Aufgabe, eine mißliche Sache zu vertbeivigen,sich nicht besser zu entledigenversteht.alsder vorgestrige Tag gezeigt bat. Dies rbrende Unvermögen trat noch bei einem anderen Puncte, der aber der Cardinalpunct ist, hervor: bei der Frage des Befähigungsnachweises. Der Minister hat durch Aufzählung einer Reihe bekannter und durchschlagender Gegengründe, insbesondere auch durch den Hinweis auf die Zustände im österreichischen Handwerk, dieses Skelett im Hause der Zünftler, den Befähigungs nachweis, bekämpft, mit keinem Worte aber ist er dem Abg. Frhrn. v. Zedlitz entgegengctreten, welcher darthat, daß die Einführung der Zwangsinnung nicht den Verzicht auf de» Befähigungsnachweis, sondern diese Einrichtung zur „notb- wenbigen Folge" haben werde. DaS ist unwiderleglich richtig und die preußische Negierung hat auch nichts Stichhaltiges dagegen vorzubringen, sonst hätte sie gewiß nicht geschwiegen. Man muß also annebmen, daß ihr der Mutb fehlt, auf einem Wege innezuballen, an dessen Ende sie selbst den Befähigungs nachweis siebt, den sie fürchtet. Over traut sich die Regierung der natürlichen Entwickelung gegenüber eine Widerstandskaft zu, der sie sich im Angesichte künstlich emporgelragener Strö mungen bar zeigt? Unsere Billigung des Vorgehens der Reichsregiernnff in der kretische» Frage bat nicht überall in der nationalen Presse ungetbcilke Zustimmung gefunden. Wir wollen darüber nicht rechten, aber die Zuversicht aussprecken, daß außerhalb deS eng gezogenen „freisinnigen" Kreises kein Deutscher Anschauungen, wie sie die „Frei». Ztg." zum Ausdruck bringt, seine gründliche Mißachtung vorenthält. In dem Organe des Herrn Eugen Richter ist nämlich zu lesen: „Aus der deutschen Handelswell kommen bittere Klagen über die besondere Art, wie die auswärtige Politik Teutichlands in der Kretafrage in den Vordergrund getreten ist Auf der Valkanhalbinsel und in der ganzen Levante sind es neben den Armeniern vorzugsweise die Griechen, welche den Handel vermitteln und insbesondere auch für die Vermittelung des Absatzes deutscher Produkte thätig sind. Daß nun gerade von deutscher Seite die Drohung mit der Blockade des Piräus ausgesprochen worden ist, ohne daß Deutichland ein naheliegendes Interesse an der kretischen Frage hätte, hat >n den Kreisen der griechischen Kaufleute auch außerhalb Griechenlands Mißmulh und Erbitterung hervorgebracht, für welche der deutliche Knusmann und der deutsche Export büßen müssen. Es ist v>el von „Welt politik" im Interesse des deutlchen Handels die Rebe, so schreibt man uns; aber gerade der deutiwe Handel noch dem Auslände möchte wünschen, daß die auswärtige Politik etwas weniger „schneidig" geführt wird. Schon die Art, wie die Transvaalirage von deutscher Seite behandelt wurde, hat zahlreiche» Deutschen, die in England oder in englischen Cownien wohnen, erheblichen Schade» in ihrem Erwerbs- und Grichäneimeresse zugeiügt." Es ist nur ein scheinbarer psychologischer Widerspruch wenn eine Richtung, die sich jeder staatlichen Förderung des deutschen Welthandels widersctzr, Fragen deutscher Poliiil und deutscher Ehre lediglich vom Standpunkt eineS Krämers der jeden Kunden warm halten möchte, betrachtet wissen will. Hier zeigt sich der Unterschied zwischen dem selbstbewußten Kaufmann, der sich als Eulturelement fühlt, und dem Schacherer, dem der Prosit über die eigene Persönlichkeit geht. Ueber den ersten Eindruck, welchen die Note Her Mächte in Athen machen würde, konnte man nicht zweifelhaft sein. Die ganze Nation ist noch zu exatlirl,nock> z» sehr von dem Erfolg des griechischen „Befreiungskrieges" berauscht und noch zu tief durchdrungen von der Uneinigkeit und darum Machtlosig keit Europas, als daß sie nicht in „heiliger" Entrüstung über das neue Attentat auf die Ehre Griechenlands hochausflammeu und ciumüthig in den Ruf „Vorwärts trotz alledem!" auS- brechen sollte. Die folgenden Meldungen geben beredtes Zeugniß davon: * Athen, 3. März. In der Stadt herrscht große Erregung. AuS der Provinz laufen Telegramme ein, welche die Regierung dringend zum Widerstand ausforüern. Abends durchzogen Manifestanten die Straßen mit Fahnen, auf denen geschrieben stand: „Hoch die Vereinigung Kretas mit Griechenland!" * Athen» 3. März. (Meldung der „Agence Havas") Der Metropolit in Athen richtete nachfolgendes Telegramm an den Metropoliten in Petersburg, Palladiu«: „Erflehe die Segenswünsche der russischen Kirche für unsere kretischen Brüder, die für ihren Glauben und ihr Heil kämpfen." Ein weiteres Telegramm richtete der Metropolit an den Erzbischof von Canterbury, worin eS heißt: „Im Namen Jesu Christi erhebet Eure Stimme zu Gunsten des Wohles und der Freiheit der grausam unterdrückten kretischen Brüder." * Athen, 4. März. (Telegramm.) Nachts fanden zahl reiche Kundgebungen statt aus Anlaß der Ankunft französischer Studenten. * Athen, 3. März. Die Blätter sprechen sich einstimmig für eine Politik deS Widerstande- auS. Die halbamtliche „Proia" sagt: „Wir sehen nicht ein, weshalb ein griechisch türkischer Krieg den Frieden Europas bedrohen würde. Wir verlangen von Europa nur Gerechtigkeit und macken im Voraus darauf aufmerksam, daß im Falle einer neuen Ungerechtigk.it gegen den Hellenismus der Friede unmöglich sein würbe. „Asty" meint, die Autonomie Kretas schaffe nur ein diplomatisches Flickwerk, welches der Gewalt der Dinge, der Erbitterung und den religiösen Leidenschaften in Kreta nicht Widerstand leisten könne. Ein Selfgovernment für Kreta bedeute Narrheit oder Komödie. Die „Akropolis" erklärt, die Zurückberukung der Trupven aus Kreta sei unmöglich, weil ihr Bleiben dort die einzige Gewähr gegen Blutvergießen sei; sie hätten bereits Tauirnde von Türken vor dem sicheren Tode gerettet. Die Aufforderung der Großmächte übergebe Kreta dem Messer und der Anarchie, die Kreter müßten durch Aushalten Europa zwingen, ihrem Willen nachzugeben, und Europa sei ohne Mittel, den Widerstand der Insel zu brechen. „Nea Emera" meint, Europa könne wohl Griechenland in Zwang halten, aber es würde nicht den Kretern Zwang anthun können. „Wir werden", iagt „Kairoi", „Makedonien und Epirus in Ausruhr ver setzen. Gott wird »nieren Waffen Ersolg verleihen." Da« Blatt räth, einen Volkskrieg unter des Königs Führung zu entfachen, das Aufgebot Aller, vom Knaben btS zum Greise, sei I tzt notkwendig. „Nea Evdimeris", Organ der Regierung, schreibt: „Hoffen mir, daß die Antwort des Ministers TelyanniS dem Wunsche der Nation entspreche." „heskia" kündigt ein» Massen kundgebung an und fügt hinzu: „Laßt uns dahin gehe», wo die Geschosse der Flotte Europas uns nicht erreichen können" (d. h. nach Makedonien! D. Red.). DaS ist eckt griechischer Bombast. Hoffentlich lassen die Minister und der König sich dadurch nickt beeinflussen. Als Männer von politischem Scharfblick müssen sie emsehen, daß ein Nachgeben für Griechenland unbedingt geboten ist. Können sie diese Auffassung der Volksvertretung und dem Volke selbst nickt plausibel machen, so müssen sie abranken, um vielleicht durch diesen äußersten Schritt dem Volke die Besinnung rurückzugeben. Lassen sie aber wider bessere Einsicht ihre Haltung vom Volkswillen bestimmen, so handeln sie feige und ehrlos. Brichk dann eine schwere Stunde für Griechenland herein, wird vielleicht sogar der Friede auf der gesammten Balkan- Halbinsel aufs Aeußerste bedroht, sv wird zwar der Borwurf gegen die Mächte, daß sie zu spät eiliges ckritten sind, nicht in Wegfall kommen, die Hauptschuld aber wirb den König und seine Minister treffen, weil sie nicht im entscheidenden Moment ihre Person eingesetzt und die Pflicht gegen ihr Volk erfüllt baden. Irren wir nicht, so bestehen zwischen der Regierung und dem Parlamente Differenzen über die jetzt einzunehmende Haltung, worauf das Fernbleiben der Mi nister von den Sitzungen der D putirlenkammer hiudeutete. Die Opposition ist nochFeuer undFlamme für energischen Wider stand, sie will Fortsetzung des Kampfes bis aufs Messer, Kriegs erklärung an ganz Europa u. s. w., aber sie ist in rer Minderheit. Die Majorität scheint der Zwangslage der Regierung Rech nung tragen zu wollen, und das Cabinet kann, wenn es will, sich auf diese stützen. Die Minister hatten gestern eine lange Be- ratbung über die Note der Mächte. Als Ergebniß derselben ist nichts weiter bekannt geworben, als die uns auS Alben gemeldete D e miss io n d e S Kri egs in in isters Sm o le n i tz, der als Grund seines Rücktritts angiebt, man habe seine Ansicht, die Occupationsarmee auf Kreta zu verstärken, nicht gctheilt. Demnach scheint auch im Cabinet eine zum Aeußersten und e ne zur Nachgiebigkeit geneigte Strömung vorhanden und die letztere augenblicklich die stärkere zu sein. Allerdings wird nach einem uns eben zugebenden Athener Telegramm verbreitet, Smolenitz babe niemals vor dem Cabinelschef seine Ansicht ausgesprochen, daß es nöthig sei, die Truppen auf Kreta zu verstärken, und sein Demissionsgesuch datirc vom 20. v. M.; allein dieser Versuch, den Riß vorläufig zu verhüllen, hat durchaus keine Bedeutung: «IS Thalsache bleibt bestehen, daß Smolenitz, der Mann des Widerstandes auf jeden Fall, am Tage nach der Ueberreickung der Collectivnote demissionirte, woraus zu schließen sein dürfte, daß er mit der Haltung des Cabinels dem Ultimatum der Mächte gegenüber nicht harnionirl bat. Auch ist es wohl n> t ohne Bedeutung, baß gleichzeitig mit dem Rücktritt res Kri.gsniinislers die Nach richt einlrifft, das Gerücht von der Einberufung zweier weiterer Jabresclassen der Reservisten bestätige sich nicht. Nock schwankt ja die Waage hin und her, und sie kann unter dem Einfluß rer Volksslimniung noch immer zu Ungunsten dessen, was Vernunft und Klugheit gebieten, sinken, aber es ist doch zu hoffen, daß alle die Einflüsse, welche in den nächsten fünf Tagen von den europäischen Cabinetten und den rem griechischen Königs bause verwandten Dynastien in Bewegung gesetzt werden düisteil, stark geling sein werden, um Griechenland vor einer Politik des Wahnsinnes zu bewahren. Wie verlautet, hat England auf der Hinausschiebung rer Präklusivfrist deshalb bestanden, um während dieser Zeit die griechische Regierung im Sinne deS Ultimatums bearbeiten zu können. DieserRathgeber Ein Frantilher). tuet» ti«. Ns Roman frei nach dem Englischen bearbeitet von Emil Bern selb. Nachdruck verbot«». Margaret nahm ibr Häkelzeug wieder aus und fuhr fort zu arbeiten, ahnungslos, daß ibr Gatte in diesem Augenblick ärgerlicher aus sie war, als er geglaubt halte, es je sein zn können. Demgemäß ahnte sie auch nichts von dem Impuls, der ihn weyige Minuten später zu ibr zurücksührte und ibn veranlaßt?, den ganzen Nest des TageS bei ibr zu bleiben, sich nur ihrer Unterhaltung zu widmen, mit ibr zu plaudern und sie zu liebkosen, mit noch größerer Zärtlichkeit als sonst. Es war Neue, aufrichtige, innige Reue, was diese lebhaften äußeren Zeichen seiner Zuneigung hervorief. Denn so tief nnd beiß «tepben Grey sein Weib auch liebte, so pflegte er doch iinr selten dies in Dorten auszusprechen und seine niiiimerruhende Fürsorge und Aufmerksamkeit sür sie war so still, so ruhig, so wenig ausfällig, daß ein oberfläch liches oder unachtsames Gentüth sie kaum bemerkt baben würde. Margaret jedoch kannte und verstand ibren Gatten und wußte die Liebe, die sie gewonnen, Nach ihrem vollen Wertb z» würdigen. Acht Tage nach dem soeben Er;äblten traf Pansy ein. Sie kam ebne ihren Vater, da Mr. Russell sich entschlossen hatte, erst nach Erledigung einiger Geschäfte zu folgen, die ibzn tiock oblagen, und so konnte Margaret sie mit unge trübter Freude begrüßen. Sie kam der Freundin in die Halle entgegen, sobald der Wagen hielt. „Der Zug muß sich verspätet baben", sagte sie, nachdem die erste Begrüßung vorüber war. „Ich fürchtete schon, Du kämest nicht." „Wir batten in der That Verspätung. Und merkwürdig," fuhr die muntere PaNsy fort, „es war förmlich, al- ob ein Hinderniß eintreten sollte, mich von Dir fern zu halten. Als wir am Parktbor anlangten, fanden wir es verschlossen, konnten Nicht hinein und mußten warten, bis der Kutscher Wohl rin halbes Dutzend Mal mit seiner ElkpbaNtknstimme — der Mann trompetet nämlich wie rin Eltphant, wenn kr seine Stimme anstreagt — also ein balbeS Dutzend Mal gerufen hatte, um den Burschen herbei zu citiren, der uns „Wie, der Parkwächter war nickt da?" „Doch; er war da und kam auch schließlich; aber er war im Keller des Hauses beschäftigt gewesen, wie er sagte, und batte unser Rufen nicht gehört. War'S nicht so, Mr. Grey?" Stephen Grey, der die junge Dame mir dem Wagen vom Babnhof abgebolt, murmelte etwas wenig Klares nnd Z» samnienbängeudeS von dem Aktger, den man mit außer dem Hause angestellien Diener» stets haben werde, inan möge zu solchen Posten nehmen, wen man wolle, und Margaret, die errieth, wie unangenehm ibm das Thema sei, ging davon ab, indem sie Paniy fragte, ob sie es sich nickt ein wenig be quem zu macken wünsche und sie einlud. sich von ihr auf da« für sie bereitstebenke Zimntdr geleiten zu lassen. Es war ibr klar geworden, daß Stephen seine eigene» besonderen Gründe habe» müsse, die Fehler in Gliines' Be tragen unter allen Umständen zu verzeihen und daß sie dem gemäß vermeiden müsse, in die Sache einzugreifeii. Jndeß konnte sie nickt umhin, sich irritirt zu sublen. Sie balle mit dein natürliche» Stolz der jungen Hausfrau ans die Tbatsacke geblickt, in einen große», reichen, wohlgeordnete» HauSbält tinzntreren, nnd jetzt schon mehrfache Klagen über Ungehörigkeiten eines Dienstboten gehabt, ohne Ab hilfe oder auch nur Bestrafung de- Uebelthäters durch setzen zu können. Ungleich peinlicher aber berührte es sie, aus der Sachlage erkennen zu müssen, daß ibr Gatte, zu dem sie im Geiste aufsah wie zu einem Halbgott, sich irgend wie, wenn auch selbst nur im geringen Grade, in der Mach: dieses unzeberdigen, aufsässigen Dieners befinde, die ibn hin dere, so gegen diesen aufziitreten, wie es andernfalls wohl unfehlbar geschehen sei» würde. Bei dem in Pansy'« Zimmer setzt folgenden Plaudern zwischen den Freundinnen führte Erster« die vtrschiidrnen Nenigkeiteit in« Feld, die sie mit sich brachte. „Ich babe eine Botschaft an Dick von Deinem Papa. Liebste", berichtete sie. „Wie Du Dick freuen wirst, sie z>< böitnl Er bat mich, Dich zu benachrichtigen, daß er in Kiffze Herkommen wird, um einige Zeit bei Euch zü bleiben." „Ab- sb wird er seine Stellung in der Land-Abi'chiiyli»g«- CoMmiisivn Nicht wievtr rlnnebmett? Sein Urlaub als deren Mitglied muß abgelaufcn sein. Gottlob, da- ist eint Willkommene Nachricht!" „Miß Blessiiiglon war e», die ibn schließlich bestimmte, von der Stellung abzusteben, aber wir Alle batten unser Andriogen mit dem ihrigen vereinigt. Es wäre Wahnsinn gewesen, gefährdet und bedroht, wir er war, in dir Stellung zurückznkebreir. Meinst Du nicht auch?" „Sicherlich, sicherlich! Ich Muß es Stephen erzählen Er wird sich sehr freuen, denn er wurde, gleich mit, ängst licher und ängstlicher, je näher die Zeit beranrückre, wo der Urlaub meines Vaters ablief" „Nun gut; nach dieser Seite hin ist also nichts mebr zu fürchten..— Ja, und Mr. Tont Blessington, der, wie Du weißt, hier in der Nachbarschaft i» Coniberbill sei» Landhaus bat, wird sich für einige Zeit dorthin zulückjiebeit. Hast Du von der Sacke gehört?" „Nein, es sine alles Neuigkeiten für mich, was Du bringst. Wie kommt Tom dazu, sich, wie er es nennt, in ländlich- CiiisaMkeil zu vergraben, bevor die Jagdzeit Ihn dorthin zieht?" „Ich sii'ck'te, er bat Mit seiner Zeitung wieder eitlen kleinen Scandal anaerichtet und sich da in ärgerliche Tinge verwickelt. TU weißt, wir Meiine» iutMer, sein „Z'iispiegct" bringe zn viel Persönliches, und in letzter Zeit bat er cs dainil ärger genicben als je. Ueber Mrs. Werde, die reizende kleine Fra» des Parlamentsmitgliedes Mr. Warde, welcher der junge Lord Timbuty verzweifelt den Hof macken soll, hat er einige scandalöse Iiidisdretibneu gebracht, und während Lord Timbury sich vor Verlegenheit nickt zn fassen weiß, ist Mr. Warte ganz außer sich vor Wutb. Er soll beabsichtigen, die Sacke als Verleumdung dem StaatSanwalt zu übergeben." »Wenn reckt, wenn es sd ist, wie Du sagst, daNn geschieht Tom ganz er seine Strafe erhält!" erklärte Margaret ent rüstet. „Es ist zu schlecht von ihm, die axine, junge Frau so zu verleumden Und solche Dinge it« die Oeffentlickikeit zu bringen!" „Daß er sie in die Oeffentlickkeik bringt, ist gewiß unrecht, Liebste — solche Tinge geboren nicht in die Oeffcnt- lichkeit einer Zeitung!" entgegnele Pansy trocken. „Aber Was da- Verleumden and-trlfft — unter unS gesagt, Margot —, den AnSgatza deS VerleumkuiigsprocesseS dürfte Ble,sIngtoN Nicht sehr zu fürchte,i haben, so lange es noch so etwas zieht wit: „den Beweis der Wahrheit antreten". Wegen dieser Sacke allein würde er denn auch wdbl, glaube ick, nickt dazu geschritten sein, für einige Zeit ha- Feld zu räumen." „Hat er fick noch andere Ungelegenheiten bereitet?" „Papa meinte neulich, es sei sehr »»weise von ibm, ganz unnütz die senische Partei gegen sich gereizt zu haben. Er hat in seiner losen, spottenden Manier gegen diese Fenier — oeer „Dynamffarden" oder „Mondscheinritter" oder wie sie nun heißen mögen — geschrieben, bat sie verhöhnt, sich lustig über sie gemacht — und Papa Meinte, daß sei sehr unvor sichtig von ihm gewesen." „Hat Tom über diese Sachen geschrieben? Mick wundert, daß Stephen mir nie davon vorgctesen. Wir erhalten doch den „Zcitipiegel" jede Woche." „Dein Gatte wird Dich nickst haben mögen an diese Dinge, an die schreckliche Zeit in Dublin erinnern. Ich kann begreifen, daß er ks selbst Nickt zu ertrage» veriüag, daran zurück- zndenk-». Es War schrecklich — o, schiccklick!" „ZiiNi Gstick liegt es hinter uns. Ich habe mich mit meiner Blintbeit aiiSgesöbiit. Sie bat mir Viel geiidlnmen, aber ick weiß mich, wieviel Mehr sie mir gegeben! Sie gab mir ein Glück, für das ick ine dankbar geistig sei» kann, selbst eineitl Unglück wie meiner Blindheit — sie gab mir meinen Gatten, Paust,!" Die junge Amerikanerin blickte in tiefer Rührung auf die FreiiNdin und bei rein seligen, verklärten Lächeln, das sie so sonnig l ell auf den schöne», jungen Zügen leuchten sab, batte sie ei» Gesübl, als könne sie dies liebliche Wesen beneiden um sein Glück, trotz des EleüdS der Blintbeit, das damit ver einigt war. Und dabei kam der kleinen PaNsy did Erinne rung an eine andere Neuigkeit, die sie brachte NNv bie ihr in diesem Augenblick Merkwürdig stabe la „Lord Flemmin,lbastl wird zu Mr. Dlesststgtdit nach Cotnberhill kommest, NM einige Zeit bei ibiti zuili Besuch zu bleiben. Ick weiß stickt, ob ick es Dir schon erzählt babe", sagte sie lcichtMn, tm't musterhaft gespielter Gleichgiltigkeit. „O Pansy, Pansy. Du kleiner Schmetterling", lachte Margaret schelmisch. „Wie keck Du Dich an best Knaben beranwagst» der da« Netz bat! Ich erlebe doch Noch, daß er Dick sängt, wcstst Du nickst seist ans Deiner Hut bist!" „Pab, Kmd, was siüd ta? sür Scherze — aber mein Himmel, wie zerzaust mein Haar vom Wind und von dem ewigen Reiselust ist!" ries Päiisy hastig aus, sich plötzlich abwendend und sich eifiiz vor dem Spiegel zü schaffen machend, als babe die arme blinde Margaret ibr tiefes Er- rötben sehen können. „Ich muß mir da« Häar ein wenig ordnen und — und ich bin so ungeschickt darin! Würdest Du mir erlauben, Hannab kommen »u lasse», Margaret?" „Sicherlich, Liebe. Du findest den Knopf zur Klingel reckst« an rer Thür, wenn Tu die Portisre ein wenig zur Sene ziehst".
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