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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.03.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970305025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897030502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897030502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-05
- Monat1897-03
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Grünere Schriften laut unserem Preis- verzrtchniß. Tabellarischer und Zifscrnjatz nach höherem Tarif. Vrtra-Beilagen (gesalzt), nur mit de: Morgen. Ausgabe, ohne Postbesörderum X 60.—, mit Postbesürderung .M 70.—. Auilahmeschlub für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. -fiorge»-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stund« früher. Anzeigen sind stets an die Erprdtiton zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^ 117. Freitag den 5. März 1897. Politische Tagesschau. * Leipzig, 5. März. Noch vorgestern mußten die Aussichten auf die Erhöhung -er Bcamtcngchälter sowohl im Reiche als in Preußen als ziemlich trübe bezeichnet werden: beute, nachdem die verstärkte Budgetcommission deS preußischen Abgeordneten hauses die zweite Lesung der Besoldung-Vorlage in zwei Sitzunßen zu Ende geführt hat, kann man mit Genugthuung constatiren, daß nicht nur die Erledigung dieser Vorlage im Plenum gesichert, sondern daß auch daS Zustandekommen des entsprechenden ReichSgeseyeS ganz wesentlich wahr scheinlicher geworden ist. Muß der Reichstag mit der That- sache rechnen, baß endlich die berechtigten Forderungen der preußischen Beamten wenigstens zum größeren Theile erfüllt werden, so kann er den in entsprechender Lage be findlichen Reichsbeamten ihr Anrecht auf eine Aufbesserung füglich nicht verweigern. Allerdings lassen die Beschlüsse der preußischen Budgetcommission noch Manche- zu wünschen übrig, aber immerhin bedeuten sie einen wesentlichen Fort schritt zum Besseren. Die nationalliberalen Mitglieder der Commission können für sich da- Verdienst in Anspruch nehmen, die Erhöhung der Richtergehälter aus 6600 durchgesetzr zu haben. Sie hatten auch darauf gedrungen, daß daS Gehalt der Oberlehrer und der Oberförster erhöht werde. Der an anderer Stelle mitgetheilte Bericht über die gestrige CommissionSsitzung läßt erkennen, woran diese Bemühungen gescheitert sind. Auch sonst sind die nationalliberalen Mitglieder auf Schritt und Tritt bemüht gewesen, Erhöhungen namentlich für die minder besoldeten mittleren Beamten durchzusehen. So können sie mit Genug- thuung auf ihre Thäligkeit in der Commission zurückblickcn. Obgleich, wie wir schon gestern meldeten, ein Theil der conservativen Presse mit dem Resultate der am Dienstag im preußischen Abgcordnetenbause Verbandelten Interpellation über die HandwerkSorganisationS-Borlage sehr unzufrieden ist, regt sich in den Seelen der CentrumSpolitiker wieder der Neid wegen des Vorsprungs, den die conservativen Mitbewerber um die Gunst des nach der Zwangsinnung lüsternen ThrileS der Handwerker durch jene Interpellation in dieser Gunst errungen haben könnten. Und um den lieben Freundrn diesen Vorsprung zu nehmen, greifen die ultra montanen Blätter zu dem alten Mittel, die Handwerker- sreundlichkeil der^ Conservativen in möglichst zweifelbafte- Licht zu setzen. So schieibt ein westfälisches Centrumsblatt: „Bei dem ganz ungewöhnlichen Eifer der Conser vativen, schon vor der Einfahrt des Erntewagens mit dem Dreschflegel zu klappern, fragt sich doch Mancher, ob nicht etwas Besonderes dahinter stecke. Und wir können den Wunsch nicht unterdrücken, daß die Conservativen später, wenn scharf geschossen wird, ebenso reichlich von ihrem Pulver Gebrauch machen mögen, wie jetzt, wo nur rin Manöver mit Platzpatronen stattfand. Darüber werden sich doch wohl alle zielbewußten Handwerker klar sein, Latz sie ihre wahren Freunde erst dann erkennen können, wenn Thaten gefordert werden, und dieser Zeitpunkt wird nach Eingang der BundeSrathsvorlagr im Reichstage eintreten. Bis dabin wird demonstrirt und diplomatisirt Da muß eS sich zeigen, ob es allen Conservativen bitterer Ernst ist mit der Be geisterung für die Handwerkersache, welche sich in den Interpellationen so hitzig bekunden wollte, oder ob gewisse böse Zungen Recht bc- halten, dir meinen, daß die Interpellationen eine vorweg ge nommene Rückzugs-Kanonade seien und durch die gegen- wärtige Ausspielung als der ersten und unübertrefflichen Handwerker. Partei dasür vorgesorgt werden solle, daß nicht die bevorstehende Enttäuschung der Handwerkern die Wahlchance schädige." Conservative Blätter rächen sich für diese Verdächtigung dadurch, daß sie dem Eentrum bittere Vorwürfe westen seines mehr als küble» Verhalten- gegenüber den beiden con servativen Interpellationen im Reichstage und im preußischen Abgeordnetenhause machen, die in der letzteren Körperschaft gefallene Aeußerung eines CentrumSmitgliedeS, es sei ihm unklar, welchen Zweck di« Interpellation verfolge, als schlagenden Beweis der Gleichgiltigkeit de- Centrums gegen daS Wohl des Handwerks hinstellen und die Partei des Herrn vr. Lieber beschuldigen, sie betreibe ihrerseits durch Verdächtigung der conservativen Handwerkerfreunbe und durch Berufung auf künftige Thaten Stimmenfang. Höchst erbaulich muß diese gegenseitige Verdächtigung der „besten Handwerkerfreunbe" für die Handwerker selbst sein. Sie hoffen und harren auf Rettung auS ihren Nöthen und müssen sehen, daß ihre „Retter" sich offen um den Rettung-Preis streiten, der in der Anspannung der „Geretteten" an den politischen Parteiwazen besteht. Aus dieser wenig beneidenswertben Rolle werden sie auch nickt herauskommen, so lange sie unter einander über die Mittel zur Hebung de- Handwerks uneins sind und deshalb nickt nnt dem ganzen Gewichte ihrer numerischen Stärke auftreten können. So lange die „Zünftler" nach der einen Seite, die Zunftgegner nach der anderen Seite ziehen, sieht sich jeder Theil genötbigt, Hilfe bei einer politischen Partei zu suchen, und fällt deshalb der Parteispeculation anheim. Irgend eine Organisation wünscht jeder Theil, und zwar eine solche, die dem ganzen Handwerke zum Vortheile gereicht; über ihre Art müßte sich also bei gutem Willen und gegenseitiger Nachgiebigkeit unter den Handwerkern selbst eine Verständigung erzielen lassen, die eS den getrennten Gruppen ersparte, sich als Streitobjekt neidischer politischer Parteien betrachtet zu sehen. Auch heute läßt sich noch nicht beurtbeilen, ob Äriechevlan- fich für die Zurückziehung der Schiffe und Truppen auS Kreta oder für eine Politik deS äußersten Widerstandes entscheiden wird, doch erhält man den Eindruck, al» ob die KrieczSpartei in Athen au Einfluß gewinne. Darauf deuten wenigstens folgende Nachrichten hin: * Athen, 4. März, 8 Uhr 80 Min. Nach den Kundgebungen vor dem Palais des Kronprinzen begaben sich die Theilnehmer an denselben nach dem Finanzministerium. Eine Abordnung, meist aus Studenten bestehend, begab sich zum Minister Delyannis, der erklärte, die Regierung werde ihre Pflicht thun. Die Manifestanten durchzogen sodann trotz des unaufhörlichen Regens längere Zeit die Straßen der Stadt. * Athen, 4. März. (Meldung der „Agence Havas".) Der neue Kriegsminister empfahl den Truppenbesehlshabern, die äußerste Thätigkeit zu entwickeln, um die Armee fähig zu machen, den gegenwärtigen Verhältnissen in- Auge zu sehen. — Die französischen Freiwilligen wurden überall mit Begeisterung ausgenommen.—Das Amtsblatt veröffentlicht einen Einberufungs befehl der Reserven von 1891, 1890, 1889 und 1888 binnen drei Tagen. * London, 4. März. Heute Nachmittag bat ein eilig zu- sammenberusener CabinetSrath unter Lord Sali-bory's Vorsitz stattgefunden, da, wie verlautet, Griechenland der Note der Mächte Widerstand leistet. * Kopenhagen» 4. März. König Georg von Griechenland telegraphirte seinem Vater, er werde die Flotte noch vor dem m>°-, ».s d-- u.»"n 0---°°»°- Tb°»-chl!» --»»-> ",>-ch»I-nd, w« mr g,N- W8KW einfinden wird, mißtraut man; ab^ L"°L°«° d°.) -- d,/ Verlängerung der Präklusivfrist durckgesetzt. und aus sem Verlangen ist in daS Ultimatum die Andeutung gekommen, daß di/Rechte Griechenland- im Princip anerkannt werben auch widerstrebte er der Erklärung, daß ev. Gewalt Mundet werde. Also im Herzen ist England doch auf unsererSe le. In solchen Argumentationen müssen die Griechen natürlich n bestärkt werden, wenn in Athen Nachrichten ewtreffen, wie folgende: » London, 4. März. Etwa 100 UnterhauS-Mitglieder, darunter einige frühere Minister, sandten dem König Georg eine Depesche, in der di- der Livilisalton auf Kreta bewiesenen Dienste an- erkannt und Griechenland die wärmsten Wünsche ausgesprochen werden. Wenn aber von London auS verbreitet wird, die englische Regierung erörtere die Frage, ob England die Betheüigung an den Zwangs maßregeln gegen Griechenland ver weigern oder gar daS europäische Concrrt verlassen solle, falls die Mächte nicht den Vorschlaa Salisburys annehmen, daß die türkische Polizei Kreta sofort raumen oder auf eine bloS nominelle Stellung beschrankt werben solle, so wird demgegenüber in Berlin hervorgehoben, daß. falls eS zu Zwangsmaßregeln gegen Griechenland kommt, die Commandanten der europäischen Kriegs schiffe vor Kreta von den ihnen ertheilten Voll machten ohne weitere Rückfrage bei ibren Regierungen Gebrauch machen sollen. Auch haben dem „N. Wiener Taablatt" zufolge die Mächte nicht allein bezüglich der Blockade des Piräus eine Einigung erzielt, sondern unter den anzuwenbenden ZwangSmaß- regeln auch die Zurückbeförderung der griechi schen Truppen von Kreta und die Besetzung der Insel durch europäische Truppenkontingente beschlossen. — Inzwischen bauern die türkischen Rüstungen an der thesfalischen Grenze fort, und die Gefahr eine-griechisch- türkischen Zusammenstoßes erhöbt sich von Tag zu Tag. Zu dieser Eventualität bemerken, wie schon telegraphisch kurz erwähnt wurde, die „Hamb. Nachr": Ob der Ausbruch eines türkisch-griechischen Kriege- nothwenLig zur Entfachung eine- Weltkrieges führen müßte, ist zweifel- Haft. Uns scheint auf Seiten aller Mächte dir Neigung, sich nicht auf kriegerische Unternehmungen etnzulaffen, vorzuherrschen. Unter solchen Umständen würde ein türkiich-griechischer Krieg wenigstens nicht von vornherein eine Gefährdung des europäischen Friedens bedeuten. Die Localisirung der Orienlkriege ist heute nicht schwerer 91. Jahrgang. »Inen Krieg zwischen der Türkei und Griechenland ihre zweckmäßigste und beste Lösung erführe. Wir stimmen dem um so mehr zu, als wir eS auch be züglich Kretas unlängst für nothwendig bezeichnet haben, die Landung türkischer Truppen auf der Insel zu gestalten. Die Türkei war stark genug, dort selbst Auskebr zu halten. Es hätte die», um Ausschreitungen zu verhüten, unter der Auf sicht der Mächte geschehen können und der Insel hätte das Geschenk der Autonomie nicht verloren zu gehen brauchen. DaS Letztere deshalb nickt, weil die Gründe, welche jetzt für die Gewährung einer Selbstverwaltung maßgebend sind, auch zu Anfang der griechischen Okkupation vorhanden waren. Kommt eS in Makedonien zum AuSbrnch der Feindseligkeiten, so dürften Oesterreich-Ungarn und Rußland entschlossen sein, die serbisch-bulgarisch-montenegrinischen Znsurrrctions- gelüste in Schranken zu halten. Dann wäre der Krieg auf die Türkei und Griechenland beschränkt, und bei der Ver fassung, in welcher sich die helleniicke Territorialarmee be findet, kann Griechenland kaum auf einen glücklichen AuSgang des Feldzuges rechnen. Wird eS geschlagen, so kehrt die Orienlfrage von selbst zu einem ruhigeren Stadium zurück; siegt eS freilich, so ist ein vulkanischer Ausbruck nationaler Selbstständigkeitsbestrebungen im ganzen ottomanischen Reiche kaum mehr zu beschwören und daS bedeutete die Auflösung der Türkei. Aber w:r glauben, wie gesagt, vorerst nickt an eine Niederlage der türkischen Armee in Makedonien ober Thessalien. Was über den Verlauf der von der Benediger Pest- confereaz gepflogenen Verhandlungen in die Oeffentlichkei! dringt, ist so spärlich und so unklar, daß an dem wesent lichen FiaSco deS ConferenzwerkeS kaum noch ge- zweifelt werden kann. Bei ehrlicher allseitiger Ueberein- stimmung hinsichtlich des wünschenSwertben Zieles und der zur Erreichung desselben einzuschlagenden Mittel und Wege hätte sich die Pestconfrrenz ihre ganze Geheimnißkrämere, sparen können. Daß die Conferenz sich zu dem Losungsworte: Diskretion Ehrensache, bekannte, mußte alsbald dem Argwohn Vorschub leisten, daß nicht alle auf derselben vertretenen Mächte ohne Hintergedanken erschienen waren. Jetzt ist die Conferenz zur Niedersetzung einer „diplomatischen Eom- miision" geschritten, welche die Mittel feststellen soll, um die Vorschläge der technsscken Commissionen znr Anwendung zu bringen. ES ist zebn gegen eins zu wetten, daß die Thäligkeit dieser Commission die Hindernisse, die der Ent faltung einer wirksamen internationalen Pestabwehr im Wege stehen, ebenso wenig beseitigen wird, wie eS in Sachen der Cholera der Fall gewesen, da eS Tbatsacbe ist, daß die Vereinbarungen der Dresdener Ckoleraconferenz noch bis zum heutigen Tage der Unterschrift und damit der Anerkennung durch England entbehren. Man wird sich im Wesentlichen mit papiernen Resultaten und der Erkennlniß begnügen müssen, daß von der Verein barung internationaler Schutzmaßregeln und deren gewissen hafter Durchführung außerhalb oes Machtbereich- der euro päischen FestlandSstaaten ein weiter Weg ist. Deutsche- Reich. ^ Berlin, 4. März. Die Beschwerde der west fälischen katholischen Ansiedler in Lawau ist von nationalliberaler Seite in der Budgetcommission des Abgeord netenhauses zur Sprache gebracht und von amtlicher Seite ist zugegeben worden, daß die Dinge sich so verhalten, wie Feuilleton» iS, Ein Frauenherz. Roman frei nach dem Englischen bearbeitet von Emil Bernfeld. Nachdruck verboten. „Ich will Alles lernen, was Sie wollen, wenn Sir es mich lehren!" erklärte Lord Artbur mit der geduldigen, rührenden Resignation, die seine Hauptwaffe war, wenn Pansy böse wurde, und gegen welche diese am wenigsten auf zukommen vermochte. Sie versuchte au» diesem Grunde keine Antwort, sondern trat, die vorzcschlagene Promenade annehmend, ohne dies doch mit einem ausgesprochenen Wort gerade zu erklären, und die Wahl der Richtung sich vorbehaltend, langsam dahin schreitend ihren Weg durch den Garten an, gefolgt von Flemminghain, dem sie dabei halb über die Schulter sprechend ihre Bemerkungen über Gartencultur — aus Obst-, Gemüse-, Blumengarten und Küche zusainmeiigeholt — mittheilte, die boshaft daraus berechnet waren, einem leidenschaftlichen Horticultur - Freunde oder geschäftstüchtigen Marklgärtner vielleicht großes Interesse einzuflöße», den armen Lord Arthur Flemmingham aber so wenig interessiren konnten, wie nur möglich. „Ich sagte vorhin, Sie wären Freundin von Blumen. Ich sehe. Sie interessiren sich lebbaft für Gärten überhaupt," bemerkte er gelassen nach einer ihrer Tiraden, in der sie so ziemlich Alle- zusammengewürfelt batte, was sie auS ibren bescheidenen Erfahrungen in der Kochkunst und au- ihrem botanischen Unterricht im Pensionat noch im Kopf hatte. „Ganz recht, ich liebe daS Thema," versichert« sie keck. „Sie nickt?" „O, ick bete eS an!" log er geduldig. „Auch Gemüsepflanzen?" „Ah, ick esse sehr gern Gemüse. Ich Hab« — daS heißt, ich will dieser Tage meinem Gärtner den Auftrag geben, unseren Gemüsegarten bedeutend zu vergrößern." „Lieben Sic Rosen?" Pansy stand in diesem Augenblick vor einer reich blühenden Rosenhecke, von der sie eine köstliche dunkelrotbe Centifolie abpflückte. „Ab Rosen, — eine Rose kann mich entzücken l" betbeuerte Flemmingham mit einem leuchtenden Blick auf die Blumen io der Hand der kleinen Amerikanerin. „Und Heliotrop ?" fragte Pansy, die soeben reizend lächelnd, einen kleinen Zweig Heliotrop von einem berauschend duf tenden, vollen Busch ad pflückte. „O HeliotropI Alle jungen Damen meiner Bekanntschaft wissen, daß Heliotrop meine Lieblingsblume ist. Wenn junge Damen meiner Bekanntschaft mich fragten, welche Blume von allen ich am meisten liebe, lautete meine Antwort stetS: HeliotropI" „Sieb an! Sind Sie so beständig in Ihrem Geschmack?" lächelte Pansy neckisch. „Werden Sie auch nie Ihre Ansicht ändern?" „Nie — niemals!" WaS einmal mein Geschmack ist, bleibt mein Geschmack, und — und waS ich liebe, liebe ich!" Pansy fügte die beiden Blumen an einander und umwand die Stiele mit einem Grashalm, so daß sie ein Sträußchen bildeten. „Ist daS nicht hübsch — hübsch für daS Knopfloch?" fragte sie mit einem wunderlieblichen Lächeln. „Entzückend — reizend — reizend wie die Verfertigerin!" betheuerte der enthustaSmirte Lord, seine Hand nach dem Sträußchen ausstreckend. „In der Thal ? DaS freut mich," entgegnete die kleine Boshafte unbefangen. „Da wird eS sich ja sehr hübsch an meinem Kleide machen. Ich hatte es dafür bestimmt I" Und sie befestigte das Bouguetchen an ihrem Gürtel. Noch ehe der auS allen seinen Himmeln gerissene Flemmingham auf eine Antwort denken konnte, kam Margaret mit ihrer Begleitung in Sicht, und daS tßte-ü-tste war beendet — unter ziemlich verwirrenden Gefüblen beider Tbeilnebmer. Pansy begann sich an gesichts Margaret'» und ihrer beiden Begleiter ein wenig zu schämen.wegen der Koketterie, die geübt zu baden sie sich nicht verhehlen konnte, und Flemniinghai» fühlte sich nahe daran, den Kovf zu verlieren unk eine Dummheit zu begeben: entweder, indem er vor Aller Augen Pansy zu Füßen fiel und ihr seine Liebe erklärte, oder indem er mit Toni Blcssingion oder Grey ober nölbigenfalls irgend einem handfesten Gärtnerburschen Streit anfing und sich in ein Paar Gängen Boxkampf Luft machte. Wenn er Beides vermeiden und mit »»geschädigter Position »ach Hause kommen wollte, so Mußt« er thun, WaS er schon oft gelban, nämlich sich b««ilen, daß er forlkam, und für diesen schützen den Ausweg entschied er sich auch heute. „Gehen Sie gleichfalls, die Nelken zu besichtigen, Flemmingham?" fragte ihn Tom, als die Gesellschaften zu sammentrafen. „Nein — nein — es ist für beute zu spät", versicherte der Lord, hastig nach seiner Uhr sehend. „Ich muß fort. Ich hätte beinahe vergessen, daß ich heute noch einige wichtige Briese zu schreiben habe." Blessington, der seinen Gast nicht allein beimkehren lassen wollte, erklärte seinen Entschluß, mit ihm aufzubrechen. „Wenn Sie denn in der Thal fort müssen", bemerkte Mar garet freundlich, „so werden wir Sie bis zum Parktbor be gleiten. Falls Dir der Spaziergang nicht zu weit ist, liebe Pansy", fügte sie, zu dieser gewandt hinzu. „Bist Tu ermüdet?" »»»IT,4 — »4L, sunicpc luiu/ zzciil am ve sicherte Pansy bereitwillig, zur großen Freude Fleiiiiiiinghain', der bei dieser ihrer Erklärung fast bereute, seinen Entschlr so eilig gefaßt zu haben. Als man das Parktbor erreicht hatte, bestiegen Blrssingtc und der Lord ihre Pferde, die sie dortbin hatten bring« lassen und man plauderte noch einige Worte mit einande In der Tbür deS Parkwächte, Häuschens stand Grimes d neue Tbürbüler, scheinbar lässig vor sich hinstarrenv, in d 4.hat aber, wie ein genauer Beobachter wahrgenommen Hab, wurde, mit spähendem, durchdringendem Blick unter den ha Heientten Widern au! die Änippe vor sich hin blinrelnd ui lebe», Wort mit Aufmerksamkeit folgend. ihren^usin Tom?" ^agte Margar „Den Rappen mit den breiten Nüstern, erinnerst Du Di seiner noch?" ^ "Arabi" ist es, d, ^ I. ^ ^ K Tbier zärtlich streicheln „Und was reiten S.e, Lord Artbur? Ihr eigenes Pferd' „.ce,n; ich habe kein Pferd mit mir nach Cvmbertr ^^ "" 2^'" auö Mr. Blessington - Stall, e schlanker Goldfuchs —" „Ab, „Pcstboy", ich weiß. „Pvstboy", der prächtige Gob vvrUcsfl'cher Renner. Hast Du noch immer schone Pferde, Toni?" als je!" rief dieser entbusiaSmirt au „Secks volle,itrie Renner — Tu solltest sie nur seben - me,» «tall ist jetzt so brillant besetzt, wie er noch nie wc er >ll mein ganzer Siolz, mir, wie er jetzt ist, mehr wert als me», Zempiegel", so wabr ich lebe!" ^ Der Thcrwachler GrimeS schien von den begeistert! Worten des jungen SporlSmanneS merkwürdigerweise ganz seltsam berübrl zu werden; er stutzte, richtete den Kopf empor und zog die Stirn einen Moment ausdrucksvoll in die Höbe, dabei aus den sich weit öffn'nden Augen einen schnellen, scharfen Blick auf den Sprecher sendend, wie Jemand, der da etwas für ihn besonders Wichtiges vernommen hat. Es umfaßte das nur einen kurzen Moment; schon im näch sten Moment war er wieder in seine lässige, gleichmütbige Haltung zurückgesiinken: durch Zufall batte jedoch Pansy wenigstens einen Theil seiner Bewegung bemerkt. „Was für ein laucriideS, bissiges Ausseben der Mann dort hat und wie er auf jedes Wort hier lauscht!" sagte sie leise zu Lord Fleiuminghai», der neben ihr hielt. „Den Tbor- wäckier dort meine ich." Lord Artbur setzte sein Augenglas auf und maß den Bezeichnten mit einem müden Bl.ck. „Ich habe den Burschen schon früher geseben, wenn ick nickt irre", äußerte er. „Grey, ist der Mann dort in der Thür nicht Ihr früherer Diener mit dem unverbesserlichen irischen Dorfaccent?" Grey bejahte. Man schüttelte sich die Hände und die Reiter brachen auf. Als sie sich, langsam reitend, eine kurze Strecke entfernt batten, blickte» sie »och einmal zurück Margaret und Pansy standen noch plaudernd am Gitlerthor des ParkeS, Margaret Hroß, schlank und zart, i» einfachem, weißem Kleide, einen Strauß rotber und weißer Nelke» in der Hand, leicht an Pansy gelehnt, um deren Schultern sie liebevoll den Arm gelegt hatte: Letztere kleiner, zierlich, aber das Köpfchen trotzig in den Nacken geworfen, keck und entschlossen blickend, ihr blondes Haar fast goldig glänzend i» den Strablen der darüber hiiigegoss-ne» Abentsonne. „Wie verschieden sie von einander sind!" rief Blessington auS. „Ja wirklich, ganz verschiede»!" bestätigte Fleminiiigbam, aber keiner von Beiden sprach aus, zu wessen Gunsten seiner Meinung nach bei dem Unterschieb zu entscheiden wäre. XII. Die erwarteten Nachrichten, die ihn, wie Grey geäußert, hiiiwegrufen würden, waren bisber nicht eingrlausen und Mar garet begann zu hoffen, daß sie sich unnöthigcr Weise beun ruhigt habe. Sie ersreute sich überdies von Herzen der Ge- lcUschaft Pansy'S und zwar ui» so mehr, als sie fand, daß diese für ihr trauliches Beisammensein mit ihrem Gatten durchaus nicht hinderlich war, denn die kleine Ameri-
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