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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.03.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970308029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897030802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897030802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-08
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Bezugs-Preis WMM «k» täglich» Mesazhandsea»-«« mich: monakttch ^l ? bO. Pkorgeg^lp-g-be erschrmt u« '/,? Ußd- U» «benh^lusgoh» Woche,kfig« am k Utzs. Mend-Ausgabe Nrdactio» ,ntz EfPe-tgon: -ptzsRechggfir 8 Di« «rtz^W», ift «Hchoflsa,« ,n„tsr»kschs, geöffnet von früh 8 bis Abend- 7 Uhr. FWIe«: Uch)Mr.TagMM Anzeiger. vsuts Lösch«, »et. med Kechseineaf». 14. hart. nnd Ssnigspla» 7. Ämtsvlalt des Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes nnd Nolizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Anzeigen-Prei dis s gespalten- Pejitzeile > Reclamen unter demRedactio^ jpalten- 50/>z, vor den Fanttti, lsgrspaitenj 40-it- Großer« Schriften laut nnsrre- verzeichniß. Tab.Uuiischer und »ach höhere« Tarif- Extra-veil«,e« (g«fai»tl, nur « Mvrgea-Ausgabe, ohne Pvsihesärd -4 V-—. mit Postbesürderung ^s> ?ü Iinnshmeschlvß ftir Ävrri--»: Abeab»Ausgabe: vormittags 10 Uhr. -2»ege ».Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sei den Filialen und Annahmestellen j, ein« halbe Htund« fsNtzsp. UttUiss« siad stet» an die Stztzedition -u richten. Druck und Berlag von E. Polz in Leipzig. ^rM. Montag den 8. März 1897. 91. Jahrgang. Politische La-esscha«. * wipri,. 8. Mürz. In diesem Augenblick» dürfte der «stchsk,nrler der Budaeieammisttpfl he «Reichstags vereil« Erklärungen zur ffentschrise filier »rn «estnnö »er «ksrine und zu den jüngsten Auslassungen de« Stgatssecrfta»r« Holtmann ge geben haben- Wie immer jedoch hie Worte des Fürsten Hohenlobe gelautet haben mögen, sie können der Pflicht zu einigen Bemerkungen gerade uns nicht entheben, weil wir die Zustimmung unserer politischen Freunde zu den gesammten Mqriuessrderungen des porlre-enden Etats in der ersten Plenarsitzung vermißt und sofort nach Kenntnisnahme der Denkschrift anerkannt haben, daß diese im Wesentlichen nicht- weiter dartbnn will, als daß der vom Reichstag gutg-heißene Flottengründungsplan von um und di« mit ihm beabsichtigte maritim» SicherungDeutschlands im weiten Umfang unaus- gestthtt geblieben ist-Wir müssen di» Frage aufwerfen, ob nicht die Borlegung derDenkschriftdieBewilligung der zurZeit verlangten Schiffsbaut»» »her zu gefährden, als die Genehmigung künftiger Mehrforderungen anzubahnen geeignet ist. Die Frage scheint leider, wenn nicht hinsichtlich der Denkschrift an sich, so doch in Bezug aufden Zeitpunkt ihres Erscheinen», im ungünstigen Sinne beantworten werden zu müssen- Man bat bei der Führung dieser Angelegenheit offenbar mit dramatischen Effecten rechnen zu sollen geglaubt. Einer verbältnißmäßig kühlen Vertretung in der ersten Berathung sind nach geraumer Zeit di» Tabellen von der Hand des Kaisers und dj» mündl,che Dazwtschen- kunst des Monarchen gefolgt- Wiederum ließ man eine lange Zeit verstreichen — pje wiederholte Berschiebung der Berathungen de- Marineetats in der Commission hätte sich durch dj» Regierung bequem verhindern lassen — und nun ist mit der Denkschrift ei» Hauptschlag geschehen, der, wollte man, wie es dex Inhalt der Dentschrift an sich beabsichtigt, statt auf die Phantasie, auf den Verstand wirken, zum Beginn der Action, also gleichzeitig mir der Veröffentlichung des Elats hätte er folgen müsscn.Es kömmt hinzu,daß aus dem Protokoll derFreitagS- sitzung der Budgetcommission herausgelesen werd»n muß, daß mindestens dem Reichsschatzsecretair die Denkschrift und der Inhalt der Ausführungen des Admirals Hollmann so über raschend gekommen sind wie den CommissionSmitgliedern. Graf Vosavowsky hat die Frage, ob er Kenntniß von diesen Dingen besessen habe, unbeantwortet gelassen. Der Reichsschatzsecretair ist ja allerdings so wenig ver antwortlich im Sinne der Berfassung, wie es der StaatSfecretair der Marine ist. Aber die Personalvrrhältnisse der ReichSregiexung sind doch notorisch nicht derart, daß es als ordnungsgemäß befunden werden könnte, wenn der im Auftrag» des Reichskanzlers di» Reichsfinanzea verwaltende Beamte bis zuletzt im Dunkeln über Projekte gelassen wird, die, mögen sie, als dem alten Flottengründungsplan ent sprechend, marine-techflisch nicht- Neues bieten, finanziell — weil eben Schiffsbauten seitdem viel kost spieliger geworden sind — jetzt etwas ganz Andere- zu besagen haben, als wenn sie kurz nach 1873 zur Ausführung geiangt wären. Ob der Reichskanzler selbst den ibm zukvmmenden Einfluß auf die Entwickelung der Dinge viS zu dem Puncts, wo sie am Freitag gesehen wurden genommen hat, werden wir vielleicht noch heut» erfahren Jedenfalls weist per Verlauf der Angelegenheit wieder au das Vorhandensein allgemeiner Regierungsschäden hin. Pq- zu betonen, hätte man vielleicht im Augenblicke keine zwingende Veranlassung, aber dqß beobachtete Ver» fahren hat offenbar die concretk Sache, die der Marine- versttirkung, ungünstig beeinflußt. Herrn Richter- ersicht liche Genugthuung über die neue Denkschrift war freilich belanglos, wichtiger ist ihre Wirkung auf die Presse des Eentrums- Unter dem Eindruck der Denkschrfft wendet sich die „Germania" gegen den Flottenplan, der ihr trotz der entgegengesetzten Versicherung des StaatSfecretair- Hollmann als uferlos und als der Beginn einer gefährlichen „Welt politik" erscheint. Auch fürchtet die „Germania", daß diese Pläne noch recht entwickelungSfähig sein könnten- Das Blatt erklärt: „Wir sind überzeugt, nicht einmal dl« nächsten drei Jahre wird man oushalten und sich mit den in der Denkjchrist angegebenen Neubauten begnügen, sondern man wird noch in diesem Jahrdundert mit Neuforderungen kommen, die über den „Flottengründungsplan" hiflgusgehen. Und nach Ablauf der vier Jahre, in denen wir das „Versäumte" durch Mehrsorderungen wieder einholen wollen, werden die Neusorderungen erst recht anschwellen. Je schneller wir jetzt Alles aus »lnmal bauen, um so länger wird es dauern, bis wir volle Verwendung für die Sä'/, Millionen haben, die alljährlich zu Ersatzbauten verwendet werden sollen; dann wird man finden, daß man das Geld auch sehr gut zu Erweiterungsbauten ver wenden kann." In gleichem Sinne wird in einer in den drei anderen größten EentrumSblättern. der „Köln. VolkSzta.", der Schles. Lolksztz." und dem „Wests. Merkur", veröffentlichten AuS- laffung erklärt, die Centrumswähler würden am Centrum gänzlich irre werden, wenn es auch nur annähernd vollständig die Marineforderungrn bewilligt» würde. Und jedenfalls ist eS daS gerade Gegentheil von einem Erfolg, wenn ein Mann wie vr. Ham machrr, der vermöge seiner politischen Grundanschauung und überdies eines besonderen Interesses und Verständnisses für Colonial- und sonstige überseeische Politik ein Freund nöthiger Flottenverstärkung ist, nichts Anderes zu sagen wußte als der ultramontane Führer, näm lich: angesichts solcher Perspectiven müssen wir die Berathung der zur Entscheidung stehenden Fragenabbrechen. Man ist also nicht ein Schwarzseher, wenn man durch den dra matischen Coup nicht nur Zukünftiges, sondern auch die gegenwärtigen, an sich dringlichen Forderungen gefährdet glaubt. Der Flotten-Nothstand des Augenblicks ist ja so groß, daß man von nationale« Parlamentariern erwarten darf, sie werden Bedenken wegen des Weiteren nicht auf da< Nächstliegende wirke» lassen. Aber die nationalen Parlamentarier bilden die Minderheit des Reichstags, und der günstigen Entscheidung von Marinefragen bei den nächsten Wahlen wäre besser vorgearbeitet worden, wenn die Denkschrift früher vorgelegt und dadurch daS deutsche Volk daran gewöhnt worden wäre, die möglichst schleunige Ausführung de« KlottengründungSplane- von 1873 als eine nationale Lebensfrage zu betrachten. Man sollte doch endlich erkennen, daß die Personen fehlen, denen ein festes, allgemeine- Vertrauen beim Kern des Volkes e- ermöglichen könnte, bi« Nation mit sich fortzureißen. Dem heute au« den Earnevalsferien zurückkehrenden Plenum des Reichstags soll, wie verlautet, in verhältniß- mäßig kurzer Frist di« Vorlage über da« Auswanderung-- wesest zugeben, anscheinend etwas später soll vie langerwar tete Mtlttitrstrifpraretzrefar« an den Reichstag gelangen und für Mitte diese» MoaatS ist bekanntlich die Vorlegung des -««»wrrkerorgantsrtionsentwurfe- angekündigt. Man muß gestehen, daß dem Reichstage diese drei wichtigen Vor lagen zu einer merkwürdig späten Frist zugehen. Mit der Vorlage über die Organisation de- Handwerks ist der Bundes rath seit nunmehr einem halben Jahre befaßt. Die Vorlage über die Regelung des Auswanderung-Wesen- war bekanntlich im Oktober bereits vollständig fertig ausgearbeitet; bei dieser Vorlage dauerte es allerdings ziemlich lange, ehe sie die Eifert,che Sanctiou erhielt, so daß sie mit einer erheblichen Verzögerung an den Bundesrath gelangte. Trotzdem hätte sie wohl, da man nicht gehört hqs. baß sich wegen dieser Vorlage große -Schwierigkeiten im Bundesrathe ergeben batten, schon eher dem Reichstage yorgelegt werden können. Auch die Mililairstrafvroceßreform ist im Bundesrathe mit einer außerordentlichen Langsamkeit behandelt worden, wenn auch hier die gegensätzlichen Standpunkte zwischen verschiedenen Re gierungen schwer auszugleichen gewesen sein möge«. Welches aber auch die Gründe für die Verzögerung der Vorlegung der drei Gesetzentwürfe gewesen sein mögen, soviel siebt fest, daß die gchatmkeit des Reichstages dadurch beeinträchtigt worden ist. Der Reichstag hätte sich die Carnepal-ferie» fchwerlich zu geben gewagt, wenn die Vorlagen einige Woche» früher an ihn gelangt wären. Es wirb denn auch schon zugegeben, daß man gar nicht darauf rechne, der Reichstag werde noch in dieser Tagung mit dem Militairstpasprvceßgesetze zu Ende kommen. Abgesehen davon, daß Hst dadurch bedingte weitere Hinauszögerung de- nun wahrlich lange genug herbeigesehnten Gesetzes bedauerlich ist, wird wohl wieder eine Vertagung der Session statt des Sessionsschlusses eintrelen müssen, damit die Arbeiten an der Militairstrafpryceßreform bis zu den Sommerferien nicht nutzlos gewesen sind. In der Budgetcommission heS Reichstage- hat StaatS- secretair Hollmgiin darauf kurz angespielt, welch« enprmen Anstrengungen Japan hinsichtlich der Vermehrung seines FlottenmaterialS mache. Neue Nachrichten sind darüber bei den leitenden Marinebehyrhen iy großer Zahl rinaelroffeu. Es ist ja bekannt, daß auf den japanischen Werften drei Kriegsschiffe zur Zeit im Bau sind. Die Werften sollen nun in großartigster Weise vermehrt werden, um sehr viele Kriegsschiffe gleichzeitig in Bau nehmen zu können. Werften von größerem Um fang werden errichtet in Hiogo, Moji, Uraga und Hakodate; die Werst von Iokohama ist s-st fertig ge- stellt. Der Kriegsbafen von Osaka, der für die Einschiffung größter Truppenmassen bestimmt ist, soll nickt weniger wie 85 Millionen Mark kosten. Die Schiffsbestellungen, welche Japan auf den fremden Werften macht, mehren sich unaus gesetzt; so hat eS kürzlich bei der bekannten Firma Jaroro L Co. in Pvplar zwei TorvedobootSjäger von 3 l Knoten Geschwindigkeit, bei der Firma Normand in Havre fünf Hochsee- Torpedoboote bestellt. Bei der Union Jrvo Work- in Francisco bei CrampS in Philadelphia rc. sind eine stattliche Anzahl Panzerkreuzer im Lau. Die Lieferungsfristen sind so kurz als möglich bemessen. Der Plan, eine japanische freiwillige Flotte zu gründe», macht sehr große Fortschritte, man gedenkt 8 Kreuzer ü 6000 t, 6 Kreuzer L 3000 t und 14 kleinere Dampfer L 500—8000 t auzukavfeo oder zu bauen. Da« Haupt bureau wird in Kobe errichtet, Filialen in Iokohama, Osaka und Tokio. Also StaatSfecretair Hollmann hat yicbt Unrecht gehabt, wenn er auf dir geradezu fieberhaften Austreugungen Japans bezüglich Vermehrung seiner Flotte hinwieS. Es ist vielleicht bei dieser Gelegenheit erwähaenSwerth, daß auch China einen großartigen Flottenbauplan aufgestellt hat. In fünf Jahren soffen sechs große Panzer, »Wölf Panzer kreuzer, zwanzig Kreuzer 2. und 8. Claffe, sowie eine Anzahl Torpedobootsjäaer erbaut werden, die letzteren sollen bin sichtlich ihrer Construction wie die bei Schichau im Bau befindlichen gehalten werden und eine Geschwindigkeit von 32 Knoten haben. Heute Nachmittag, in der vierte» oder fünften stunde, Mutz es sich entscheiden, ob Griechenlantz se,ney freylen Widerstand forlsetzen und de» Krieg an die Pforte erklären oder ob es von den» Schauplatz unrühmlicher Thaten unver richteter Sache zurücklreten will. Wie von Petersburg, so wird auch von Wien aus im letzten Augenblick der Versuch gemacht, dem widerspänstige» Raufbold den Ernst der Lage zu Gemüthe zu führen. Das Wiener officiöse „Fremd en- bla tt" nennt d»e Gründe, welche in den Berichten der Blätter griechischerseilS gegen die Möglichkeit eines Zuxpckwejchen- Griechenlands vor dem Ent- schlusse Europas angeführt werden, absolut unsljchhaltig. Vollends das in den letzten Tage» beliebte Spiele» mit dem Gedanken eines Krieges in Thessalien scheint dem Blatte ein sehr eigenthümlicher Versuch einer Pression aus die Groß mächte zu seiu. Wenn diese Drohung mehr sei, als eipe Drohung mit dep; Selbstmorde, so könne sie nur bedeuten, daß ei» Krieg zwischen Griechenland und bxr Türkei einen solchen zwischen Serbien und der Türkei nnd zwischen Bulgarien und der Türkei zur Folge hätte, was aber doch wohl po» Anderen als von Griechenland ab- bänge. DaS Blatt wünscht, daß durch ausdrückliche Kundgebungen pon Sofia und Belgrad aus jede Möglich keit einer derartigen Täuschung weggeräunst würde. Aber schon aus pem, was bi-her von dort zu hören gewesen, und mehr „och au- den?, was den beiden nördlichen Balkqnstaaten ihr Interesse offenbar vorschreibe, könne Man in Athen erfehen, daß maq irre. Serbien u»d Bulgarien würde» im Falle eines griechisch-türkischen Zusammenstoßes Mit Hilfe der Pforte friedliche Eroberuflge» machen, indem eine Sjrcheupropinr nqch dep aMr» durch Berat- von Konstantinopel den Hellenen »utwundeq werden würde, wodurch der Helleni-muS außerhalb des Königreichs Griechenland an Boden verlöre. In Alhe» müsse nia» unbediqgl damit rechnen, daß die Großmächte nicht vor Griechenland capi- tulirea werden. Falls die Mahnung derselben unbeachtet bleibe, werde sich keine Macht von der Durchführung der angedroblen ZwangSmaßregelu auSschlielzeu Alle Mächte würden ihr Wort einlösen. Wenn Griechen lanb nicht nachgebe, würden die Drohungen Europas un ausbleiblich zur Tyat werden. — Da- ist eine zehr ^stimmte und sehr energische Sprache, auö der man chließeu müßte, daß auf die gemeinsame Drohung der Mächte ofort per gemeiosame Schlag folgen werde, wenn eben picht noch immer die Gefahr nahe läge, daß die Mächte bei den Verhandlungen über di» Art der Zwang-maßregela wieder uueios werden- Frankreich wird, wie von vornherein anzunehmen war, bei der Stange bleiben. Da- bezeugt folgende Meldung: * Parts, 8. März. (Meldung der „Ngence Hava»/'.) In Voraussicht einer verotiurndea Antwort Griechenlands auf die Note der Mächte fand heute eia lebhafter Meinungsaustausch zwischen den Cabinetten statt, um sich ich" pjx Maßnahmen zu verständigen, welche di« Ablehnung mit sich bringt- Wenn, wie nunmehr vorauszusehen ist, die Antwort Griechenlands eine ver- Sin Frauenherz. 741 Roman frei nach dem Englischen bearbeitet von Emil Bernfeld. Nachdruck verboten. XIV. Major Willmor traf in Gemeinschaft mit Mr. Russsll noch vpp Grey's Rückkehr zu seinem Besuch auf der Abtei ein. Der Mai-r, der von der Abwesenheit seine« Schwiegsr- sohnes noch nicht- wußte, auch nicht gehört hatte, daß dieser zu verreisen beabsichtige, war sehr überrascht von der Sache und fragte verwundert nach dem Grunde der Reise. Margaret würde es schwierig gefunden haben, eine Antwort zu um gehen; sie entschloß sich kurz zu dem einfachsten Ausweg, von vornherein die Wahrheit einzuräumrn. „Er mußte in »migrn persönlichen Geschäft-angelegen- heilen fort, von denen er mir nicht- Näbere» sagen konnte," erklärte sie freimüthig, und ihr Pater, vom Gefühl argloser Discretion geleitet und überdies jedem Mißtrauen fremd, begnügte sich mit dieser Antwort. Dennoch bemerkt« Pansy, daß der Major von irgend etwa« in den Verhältnissen aus der Abtei befremdet schien und »ine gewisse unterdrückte Verwunderung zeigie, als finde er dort nicht Alles so, wie er es erwartet habe Und di« kleine Amerikanerin batte recht gesehen. Den Major verwundert« eine Wahrnehmung, die er aus der Abtei gemacht, und als einigt unscheinbare, kühl amerikanisch» Aenßerunaen des di« Weit nach Dollars messenden Mr. Russell vernrthen, daß diesem scharf blickenden Herrn dieselbe Wahrnehmung gleich falls nicht entgangen, beschloß Mr. Aillm»r, di« Sach« bei seiner Tochter zur Sprache zu bringen. Es war am Nachmittag des Tages nach seiner Ankunft. Er hatte mit Margaret einen Spaziergang durch di« Umgebung des Schlosse« gemacht und sich g» der Genauigkeit erfreut, mit der sie alle Dinge um sie her kannte und von jeder Einzelbejt unterrichte» war. „Du Haft einen sehr guten Mann, nicht wahr, mein« Margot?" fragte er sie. „Jal Sagte ich Dir nicht, daß es so sein werde? Du selbst könntest mich nicht liebevoller und fürsorglicher behandeln!" „Unh Du süblft Dich glücklich, ganz glücklich?" „Och liebe ihn, Vater --- wie könnt« ich anders als glücklich sein!" St« sagte «S warm und mit einem Lächeln auf dem zu ihm emporgekebrten Gesicht; dennoch konnte sich der Major eines Gefübles nicht erwehren, al« lieg« irgend etwa» wie eine leis» Zurückhaltung in ihrem Wesen, sei es im Ausdruck ihrer Züge, sei eS in ihrer Stimme. Ehe er jedoch die Form einer weiteren Frage gefunden, hatte sie da« Gesprächs thrma geändert. „Ist Greyston« Abtei nicht ein reizender Platz? Bitte, Väterchen, sag'", äußerte sie. „Ja, >n der That, sehr bitbsch. Malerisch und historisch interessant; aber ick wollte sagen —" „Ay, historisch interessant, ganz recht!" unterbrach sie ihn eifrig. „Es giebt so viele schöne Gagen hier, Du solltest sie nur höre«! Bon den Punkten ver Umgegend und von un serem Hause selbst. Sogar von einem Gespenst, einem regel rechten Geist, der im Schlosse umgehen soll, wie in alten Ritterburgen!" „Sieh an! Auck «inen angestammten Spuk!" lächelte der Major. „Was da« für eia Muster von einem Schloff« ist!" „Und so malerisch schön, wie Du sagst!" fuhr Margaret in dem Lobe ihres Heimes fort. ..Ich bin überzeugt, der Platz muß gerade jetzt reizend auüsthrn. Du glaubst gar nicht, wie gern ich es nur ein einziges Mal erblicken möchte, um so recht das wirtliche Bild davon im Gtdächtaiß bewahren zu können. Strpben hat zu unserer Aufnahme daS ganze Haus neu einrichten lassen — ist nicht Alle« ganz ent zückend?" . „Sehr schön, m der That, ja, Kind. Aber — ich wollte sagen S« war das zweit« Mal, daß er da« zögernde Wort äußerte, welches klang, als sallte irgend «ine Einschränkung, «in Bedenken folgen. Da« erste Mal batte Margaret cs übergangen; diesmal bei seiner Wiederholung, fühlte sie sich gedrungen, Stand ru halten. „Was wolltest Du sagen, Vater?" fragte sie, da er sich unterbrach. Er legte zärtlich und wie beruhigend seine Hand aus die ihre und streichelte sie. „Ist Drin Gatt» zur Sparsamkeit geneigt.... oder wünscht er au« einem besonderen Grunde, Geld zurückzu- legen — ?" bemerkte er unsicher, i „Er versagt mir nie etwa«, das ich wünsche. Er ist nicht verschwenderisch, aber sicherlich auch picht engherzig mit dem Gelbe." „Sei mir nicht böse. Kleine. Ich wollte nicht« s-geu, daS Dich im Geringsten krä»ken könnt«. Nur --- nur. ich kann mir nicht Helsen, ich finde, daß .... -der e- ist ja Thorheit, wozu Dich damit belästigen, Kind!" „Es belästigt mich durchaus nicht. Mir wird nie etwa« zur Last sein, da« meinen Gatten betrifft. Bitte, sag' mir, Vater, was Du meinst. Natürlich iuteressire ich mich für Alles, bei dem Stephen irgendwie betheiligt ist, und — und — ein» halbe Offenheit und bloße Andeutungen beunruhigen mehr als etwas unumwunden Ausgesprochene-." „Du hast Recht, Kind. Nun denn, die Sache ist die — ich weiß, daß Grey ein Einkommen von fünftausend Pfund jährlich bat und so saat« er mir auch — ich finde aber zu meiner Verwunderung Euren Haushalt -uf der Basis von höchsten« der Hälfte eines solchen Einkommen- eingerichiel. Grey muß mindesten- die Hälfte seiner JabreSrent« frei be halten, und — natürlich entstand »ine gewiss« Neugierde in mir, waS ihn zu solcher Sparsamkeit bestimme." Margaret atbmetr beklommen. Sie zweifelt« keinen Augen blick, daß die Wahrnehmung ihre« Vaters zutreffe, und sie sagte sich, daß diese Oekouomie ihre- Galten irgendwie iml jenem Gebeimniß zusammenbänge, dessen Vorhandensein sie gleich an ihrem Hochzeitstage hatte entdecken müssen und da- seitdem wiederholt seine Spuren hatte merken lassen. Jndeß durfte sie hiervon ja ihrem Vater nichts sagen, noch ver- ratben, daß eS überbaupt etwas zu verbergen gab. Ihre Position war sehr schwierig und für eine» Augenblick zürnte sie ibrein Garten wirklich, daß er sie in diese versetzt Wenn er ihr nur Vertrauen schenken wollte, würde sie wenigstens klar sehen und wissen, wa« zu thun sei, um ihm beizlilleheo. oder doch in Fällen, wir hier, vor einer irrigen Beurtheiluag schützen zu können- So aber, wo sie im Dunkeln tappt», w»« in ihrer Blindheit, hatte sie be, ledem Wort, das st« sprach, zu befürchlen, daß sie die Sache nur schlimmer mach«. Ihr Vater half ihr, ohne «S zu wissen, an- der Verlegen, beit, indem er sür sie da» Wort nah». Er glaubte, sie s», niedergedrückt durch die Eröffnung, dl« er ,hr gemacht, V«d suchte sie zu beruhigen. „Du mußt nicht «in so besondere« Gewicht auf da« legen, waS ick da sage", tröstete er. „Es liegt ja sicherlich nicht» Böse« darin, wenn Jemand spart und auf einfacherem Fuß» lebt, als ibm seine Verhältnisse gestatten oder seine gleich- vermögenden StankeSgenossen eS thun, mit denen er ja in seiner Zurückgezogenheit nicht einmal verkehrt. ES fies mir nur aus, weil ich eS mir nicht so vergegenwärtigt hatte. Du weißt, Kind, mein eigene- Einkommen war jährlich nur dreitausend Pfund, als ich jene- Amt in Dublin bekleidete und ich hielt mebr Pferde als Ihr hier, fast noch einmal so viel Diener, außerdem gaben wir viel« Gesellschaften." „Stephen liebt die lärmende Geselligkeit nicht und ick weiß, eS ist ihm verhaßt, seinen R-ichlhum irgendwie zur Schau zu stellen", erwiderte Margaret leise, von einem Ge fühl der Scham erfüllt, in dem Bewußtsein ihrer Absicht, den Vater zu täuschen. „Gewiß, gewiß!" pflichtete Willmor bei, ohne daß er jedock besonders überzeuat schien. „Und dann", fubr Margaret mühsam fort, tief erröthend. als sie zu neuen Argumente» griff, von denen sie sich sage» mußte, daß sie mindestens in gewisse« Grave, wenn nickl ganz, unwahr seien: „Daun mag Stephen viel verschenken. Er hat ein so gutes Herz und giebt gewiß viel für wob! tbätigr Zwecke fort. Und sicherlich", fügt« sie bastig hinzu, aufathmeab in dem Gesübl, daß sie wenigsten« hier die volle Wahrheit aussprach, „sicherlich würde er«4iber da-, waS er aus Wohltbäligkeitssiun hingjebt, zu Niemandem sprechen." „Ja, und dann — nun, er mag auch vielleicht de» grcßcn Neichthums noch ei» biSchen ungewohnt sein. Er sagte mir, daß er bis zur Erlangung des Majorat-, vor zwei Jahren, einen größeren Zeitraum hindurch vhu« Vermögen gelebt bat, aus der Hand rn den Mund, wie man zu sagen pflegt, auf seinen Erwerb angewiesen, und ein plötzlicher GlückSivechsel wird nicht auf Jedermann gleich wirken. Vielleicht ist Grev durch dir Jahre feiner Vermögenslosigkeit iibervorsicklig ge Macht worden in dem Gebrauch seines jetzigen Reichtbumö. Jedenfalls hat er daS Recht, sein Geld zu verwenden, wie er will- Natürlich werde ich mich nicht einniischen, Kind, daS ist ganz seine Sach«. Du magst ihm übriges« von dem sagen, w»S wir hier besprochen, ««an Du es für angebracht pÄtst." ^ „Vater, Du weißt, daß wir Stephen vertrauen können," sagte Margaret nach einer kurzen Pause sinnend „Gewiß, mein Kind, gewiß! Aber Menschen sind nur Menschen, und Dein Mann sollte «in Engel sein, denn wahr haftig, er hat «inen Engel zum Weibe!" Zu seinem Erstaunen brach Margaret, statt bei seiner Lob preisung zu erröthen oder freudig zu lächeln, in Lhränen aus. Sie fühlt« sich zu unglücklich, in «ine so falsche Position gedrängt zu werden. Sie ihrerseits konnte hier nicht offen bandeln, ohne die
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