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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.03.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970308029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897030802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897030802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-08
- Monat1897-03
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1772 »ach nlkhreren Minuten legte. Dasselbe geschah, als der Redner auf dir Gegenwart des ältesten Lohnes des Altreichskanzlers bin- wies, der heute unter den Anwesenden weile. Sichtlich bewegt erhob sich Gras Herbert Bismarck und dankte der Versammlung. Nachdem sich auch der zweite Jubrlsturm gelegt, erklärte Hosrath vr. Mehnert, daß jedem eonsrrvativ denkenden Manne das Herz zerspringen würde, wen» man au einem solchen Tage nicht des Mannes gedenken wolle, dessen Werk in Aeonen nicht untergeben werde. Er ersuche den Sohu, seinem Vater mitzutheilen, daß ihm di« Herzen aller Dresdner noch ebenso treu entgegen schlügen, als sie es an den, ewig denkwürdigen Tage deS Jahres 1882 gethan, wie er auf der Reise nach Wien kurze Rast in Dresden gehalten. Donnernder Beifall folgte abermals diesen Worten. Gleichzeitig beschloß man, ei»Begrüßungstelegramm an de» Fürsten Bismarck abzusenden. Graf Herbert Bismarck erhob sich daraus zu folgender Rede: „Die Wärme und Herzlichkeit, mit der sein Vater hier empfangen worden sei, habe diesen mit Stolz und Freude erfüllt. Nie hätten die Bewohner Dresdens ein Hehl aus ihrer Freundschaft für den ersten Kanzler des deutschen Reiche» gemacht, einen über vollen Beweis hierfür hätten sie aber bei dem letzten Besuch desselben zum Ausdruck gebracht Er werde es um so unauslöschlicher im Gedächtniß behalten, als die Ehrung des Kanzlers zu einer Zeit geschehen sei, als der Amtsnachfolger desselben seinen unter ihm stehenden Beamten den Umgang mit seinem Vater verboten. Als er (Graf Herbert) seinem Vater vor Kurzem Mittheilnna von der Ein ladung nach Dresden gemacht, habe ihm dieser die herzlichsten Grüße für dieDresdener ausgetragen intt demBrmerkeu, daß er sich oft und gern daran erinnere, welcher Empfang ihn in Dresden seiner Zeit geworden sei. Er, Redner, gestatte sich gleichzeitig den Dank für die damalige Huldigung zu bringen, da er eigentlich die indirecte Veranlassung durch seine Hochzeit gegeben. Fürst Bismarck habe seiner Zeit dazu brigetragen, die Uneinigkeit und Zerrissenheit deS Vaterlandes zu beseitigen. Mit Geuugthuung blicke der Fürst daraus zurück, daß ihm dies alles gelungen sei. Nach einem Wort seines Vaters jei es schwer gewesen, die Stämme in schwerer Arbeit zu einigen, noch schwerer aber werde es sein, dieselben zu trennen. Eoujervativ sei gleichbedeutend mit „erhalten". Er gehöre zwar nicht der Fraction der Conservativen, aber seine Anschauungen seien immer conservativ gewesen. Aufgabe der Conservativen sei es, das geeinte Deutschland zu erhalten und für seine Ausrechtrrhaltuug einzutreten. Wie es den Anschein habe, so sei nach den letzten sieben Jahren, die man wie in der altbiblischen Traumgeschichte zu den sieben dürren in Bezug aus den inneren Ausbau des Reiches rechnen könne, eine neue Aera ange brochen. Es gewinne den Anschein, als wolle man den materiellen Interessen des Volkes mehr als bisher eutgegenkommen. Fürst Bismarck habe sich bereits vor 20 Jahren der wirthschastlichen Interessen angenommen. Als damals unter den Eisenzöllen die Hoch öfen am Rhein ansgeblasen wurden und Tausende von Arbeitern ohne Brod waren, da habe er praktische Wirtschaftspolitik getrieben und in 12 Jahre langer Arbeit die Interessen sämmtlicher produ- cirenden Stände versöhnt. Unter der heutigen Regierung habe man nicht gesammelt, sondern zerstreut. Die Handelsverträge hätten schwere Enttäuschungen gebracht. Werde dieser Thatsache vom Ministertische ent- gegen gehalten, daß Äle noch gethan habe, so müsse er dem widrr- Iprechen. Hätte inan vorher dir Handelsverträge mit den meist begünstigten Nationen gekündigt, so würde mau von manchen Ent- länschungen verschont geblieben sei». Eine praktische Lehre ergebe sich aus diesem Rückblick: alle Erwerbszweige müßten wieder Zusammenhalten, wie es ehedem gewesen sei. Die eminent nationale Politik des Fürste» Bismarck habe es sogar dahin gebracht, daß das Eentrum mitmachte. Was das Handwerk anlange, jo sei das Wort, daß dieses einen goldenen Boden habe, schon längst nicht mehr wahr. Dasselbe sei stiefmütterlich behandelt worden. Gerade die cvnjerva- live Partei sei für dasselbe eingetrete» und habe sich den Vertretern des Handwerks stets angeschlossen. Was die Bäckereiverordnnag anlange, so sei er persönlich gegen dieselbe ausgetreten. Im Bundesrath sei man auch der Anschauung. Laß man hier bei zu weit gegangen sei, aber man könne keinen Rück gang finden. Die Verordnung sei entstanden durch einen Ausschuß, in dem unter anderem ein Socialdemokrat sitze. Er wolle durchaus nicht an der politischen Gleichheit in Bezug aus die Parteien rütteln, die mit den Conservativen und andere» staatsrrhaltenden Parteien aus gleicher Basis ständen. Diejenigen aber, die alles Umstürzen möchten, welche den« Meineid das Wort reden, die Monarchie leugnen, Gott leugnen und die lieber heute als morgen den Anderen den Hals abjchueideu möchten, wenn das Messer stark genug wäre, mit diesen könnten Parteien, die aus dem Boden der Ordnung ständen, nicht pactireu. Der Reichstag vermöge ans seiner Mitte heraus nicht Wandel zu schaffen; nur die Regierung könne mit strengeren Maßregel» Vorgehen. Die Umsturzvorlage sei aufunhaltbarer Basis errichtet gewesen. Die Socialdenwkraten behaupteten, das socialistengesetz habe ihnen nur genützt; und trotzdem documentire diese Partei die größte Angst vor einem solchen. Man paradire mit der großen Stiinmenzahl aus jener Seite; in Wirklichkeit seien diese Zahle» trügerisch, denn jeder, der seiner Bitterkeit über eine Behörde Lust machen wolle, wühle socialdemokratisch. Die Millionen- zisfer der Partei sei hinfällig. Inden Angriffen und Beschimpfungen jener Gegner habe der Ton an Rohheit zngenomme», da dieselben wüßten, daß sie nicht mehr verfolgt würden und er, dem alle diese Beschimpfungen gälten, betrachte dieselben mit der Ruhe eines beobachtenden Naturforschers. (Stürmischer Beifall.) Alles dies sei eine vollwichtige Quittung darüber, daß er aus dein richtigen Wege gewesen. Wenn auch das Ceo- lruln sich ruhig verhalten, wen» derartige Beschimpfungen gegen Sen Fürsten Bismarck erfolgten, wenn auch Berlin wahrschein lich (?) kein Bismarckdenkmal erhalte, so sei sein Werk, das geeinte Deutschland, sein schönstes Denkinal. Die Conservativen, schloß er, stehen auf nationalein Boden. Dieser leuchtende Gedanke wird uns wappnen, wenn wir in den Kampf ziehen, und das Reich muß uns doch bleiben!" (Lang andauernder, stürmischer Beifall.) Ter folgende Redner, Freiherr von Mantrufsel, der bei seinem Auftreten mit stürmischem Händeklatschen begrüßt wurde, verbreitete sich über die Lage der conservativen Partei. Zu nächst erörterte er die Frage seiiies Rücktrittes von der conser- vaiiven Parteileitung. Wenn man sage, daß er der agrarischen Parteileitung unterlegen sei und daß man deshalb Herrn von Levetzow gewählt habe, so bemerke er nur, daß dieser ein sehr guter Agrarier sei. Aus die Behauptung, daß er zurückgewichen sei, weil er der gouvernementalrn Richtung nicht folgen wolle, antworte er, daß seine Anschauungen über diesen Punct vollständig mit denen Levetzow's sich deckten. Ferner habe man ihm Streberthum vor- , worien und behauptet, er »volle Minister werde». Er sei Landes- e i rectvr und auf diesem Posten für alle seine Handlungen verantwortlich. Habe Jemand einen solchen Posten inne, so sehne er sich nicht nach > mem Minislerportefeuille. Dann habe man gesagt, er sei klüger als Heltdors gewesen und habe nicht abgewartet, bis man ihm den Stuhl vor ow Thür gesetzt. Ties sei nicht wahr, denn seit den 7 Jahren, indem er diesen Posten bekleide, habe in der Partei eine seltene E nmnlhigkeit geherrscht. Frage mau nun, welches die Bahn sei, welche die conservotive Partei zu gehen habe, jo müsse er erklären, ras; die bestgehaßteste Partei gewöhnlich auch die grüßte sei. Dies löste zu. Nur müsse die Partei i» der Bewahrung und Er- Imlkung ihrer Grüße recht vorsichtig sei». Sie müsse sich auf die breiten Schichten -des Volkes stützen, ohne auf demago gische Umtriebe zu kommen. Sie dürfe nicht, wie andere Parteien, der Masse Versprechungen machen, dir undurch- suhrbar seien, denn darin liege eine große Gefahr. Wetter aber müsse sie unbeugsam nach oben sein ond ihre volle Selbst ständigkeit nach dieser Richtung hin wahren. Die Regierung brauche eine Stütze; diese könne sie aber nur in der conser- rastvcn Partei haben. Es sei nicht zu leugnen, daß der ^'nservativen Partei auch Gefahren drohten, ganz be- wnders durch die Neuwahlen im Jahre 1898. Ob sie stärker oder schwächer in den Reichstag einziehen werde, dies« Frage sei lcute nicht zu beantworten, das meiste komme in dieser Be ziehung aus die glückliche Wahlparole an; sie dürfe die vor- e zeichneten Wege nicht verlassen. Seien z. B Fehler in Len er- lassenen Gesetzen und Verordnungen gemacht worden, jo müsse die Regierung Wandel schaffen und den gemachten Fehler emgestehe», ebenso aus der anderen Seite den nöthigen Wider- stand leisten. Die Zügel müßten wieder in starker Hand vereinigt »nd der Kutscher «in anderer werdrn. Es sind jetzt Viele an d.r Arbeit, die deutsche Einigkeit zu stören Will die conservative Partei die ausschlaggebende werdrn, jo muß sie unter sich und mit den Regierungen einig sei«. Daun wird nicht daran zu denken fein, daß das deutsche Reich wieder auSeinandrrfällt. Tann werden wir cs zur Blüthe und zum Gedeihen bringen. «Lebhafter Beifall.) Graf L imburg-Stirum sprach über Socialpoliltk und - ocialdemokratir. Großes fei geschehe» in Bezug auf Unfall-, ln ranken- und JnvaUditätsversicheriing. In der kurzen Zeit feit Bestehen dieser Gesetze feien 1150 Millionen Mark auSgtgeben worden, wovon die Arbeitgeber allein 500 Millionen getragen hätten. Dir wciale Krage selbst fei mit der Freizügigkeit ins Leben getreten. Dem Handwerk habe mau Lasten zugemuthet, dir diese« nicht vertragen lönne. Infolge dessen hätten sich viele werthvolle Elemente den aufrichtigen volksbestrcbungen abgrlvrndet und fei den unhaltbaren Versprechungen für die Masse gefolgt. Mau könne den Bestrebungen Narumn»'» nicht folge«, dl» überdies bei den Soclaldemokraten nur aus Spott und Hohn fließen und bei ihren Anhängern uur den Boden für die Cociatdrmokratie vorbereiteten, ebenso wi ^ die freisinnige Partei. Mit einer Partei, wie der joeial- demokralische», welch, Stoai. Kirche und Verfassung negiere, die das Privateigenlhuin abgeschaffl sehen will, könne man nichts gemein haben. Erfülle sich je der Traum der Umstürzler, so werde aus den Trümmern des nutergegangene» Staate» genau dasselbe Bild des früheren erstellen und es werde wieder Arm und Reich, Vornehm und Gering geben. Und das Alles werde mit Strömen von Blut erkauft werden müssen. Die sorialdeiiiokratische Partei fei stark im Niederreißen, aber nicht stark im Ausbau. Mit diabolischer Geschick lichkeit vernichte sie de» Glauben an Ideale. Nach einer Streifung der Hamburger Streitfrage und dem verwerflichen Charakter drr- elbrn betonte er, daß die Staatsmittel im Kampfe gegen dir Social- demvtratir nicht auSreichten und daß entweder dir Revolution komme» müsse oder man dir Initiative im Kampfe gegen di« Socialdemokratie ergreife» müsse. Sachsen sei in dieser Beziehung zielbewußt vvrgc- gangen. Jetzt gebe cs zwei anssichtsvollc Wege: die Bekämpfung mittel» des gemeinen Rechts und mittels der Sondergesetzgebnng. Ohne Sociällsiengrsetz werde es nicht gehen, denn jetzt werde der Zustand als ein geduldeter betrachtet und aufgefaßt. Nur einschneidende Maßregel» im Vereins- und Versammlnugsrecht könnten helfen. Zu bedauern sei es, daß den anszuurhmenden Kampf nicht eia großer Staatsmann zu leite» vermöchte. Man möge aber seiner Lehren eiiigedciik sein und Deutschland werde unter Führung seiner Fürsten siegen, denn der Deutsche fürchte Gott und sonst nichts aus der Welt. (Großer Beifall.) Abgeordneter Aehlijch reserirte nun über die Reorganisation des Handwerks. Bis zum 15. März, führte er aus, werde dem Reichstage über diese Frage eine Vorlage zugehen, ebenso habe der Handelsministcr im preußische» Abgeordnctenhausr in mystischer Weise aus eine Interpellation geantwortet, daß die Vorlage das Motto tragen könne: „Das alte stürzt, es ändert sich die Zeit und neues Leben blüht aus den Ruinen!" So viel stehe srst, daß die Staatsregierung die Hauptsache nicht acceptiren wird, nämlich die gesorderlc stramm Organisation und den Befähigungsnachweis. Seit 1869 seien die Leistungen des Handwerks zurückgrgange», wenn dies auch von link-liberaler Seite mit dem Hinweis bestritten werde, daß man in dir großen Städte gehen und dort sehen könne, was das Handwerk chaffe. Dieser Hinweis sei nicht zutreffend, denn was man dort in den Museen und den Zimmern der Reichen sehe, da» sei nicht mehr Leistung des deutschen Handwerks. Auf das platte Land müsse man gehen und dort Studien mache». Hier trete die Wahrheit zu Tage, Laß der „Meister" ver loren gegangen und an feine Stelle der „Arbeitgeber" und an Stelle des Gehilft» und Lehrlings der Arbeitnehmer getreten sei. Daß man dem deutschen Handwerk die goldene Dreiheit: „Meister, Geselle, Lehrling" genommen, sei die Folge der Gewerbe- ordiiung. Ferner habe die Lust am Lernen, ebenso die Lust am Lehren aufgehört. Mit dem Inkrafttreten der Ge werbeordnung seien auch die verwüstenden Streiks erschienen. Zum Meister schauten vor dieser Zeit Gehilft und Lehrling wie z» einer Autorität aus. Diese Autorität ist verloren gegangen. (Zu rufe: Leider!) Da kein Meisterstand mehr vorhanden war, konnte die Socialdemotratie großgezogrn werden. (Bei all.) Weiter verschwand die sociale Stellung des Hand« werkers. Früher wurden Kinder aus guten Ständen dem selben zugrftihrt, jetzt recrutirt er sich aus den geringsten Stünden. Und der Sohn des Handwerkers will nicht mehr das Geschäft des Vaters erlerne», lieber wird er Schreiber. Frage man, was die Gesetzgebungsmaschine hiergegen gethan habe, o müsse man sagen, sie sei im Großen Ganzen nicht Lagewesen. )lur bei den aus Grund der kaiserlichen Botschaft erlassenen Ge- etzen arbeite sie. Durch diese Gesetze marjchirten wir zwar an der Spitze der Nationen, aber mit der Schaffung neuer Gesetze in dieser Richtung müsse man warten, bis dir anderen Cultur- uationen uns gefolgt seien, Leu» sonst werde unsere Arbeit ans dem Weltmärkte zu theuer und zu schlecht werden und es müßte dann die Zeit kommen, wo unsere Schlote nicht mehr rauchte». Wolle man dem Haiidwerlerstand das Rückgrat stärken, so dürft man demselben nicht mit einer Reihe kleiner Gesetze kommen, da dieselben in Handwerkerkreijen nur als Flickwerk betrachtet würden. In diese» Kreisen sage man unumwunden, man habe kein Herz für das Handwerk Aus das kaiserliche Wort, Laß dem Handwerk geholse» werden solle, habe das Reichsamt Entwürfe zur Kritik gestellt, weiche Handwertskamiiiern ohne Unterbau wollte, während der preutzische Handclsininister das Gegentheil erstrebte. Er be fürchte, Laß, wenn den berechtigten Forderungen des Handwerks nicht nachgekommea werde, dieses ein leeres, unbeschriebenes Papier bleibe. (Zuruf: Traurig!) Nehme man die von der conservativen und der Handwerkerpartei gemachten Vorschläge nicht an, so werde Alles verlorene Mühe sei». Wolle das Handwerk etwas erreichen, so müsse es eine jo gewaltige Vereinigung schaffen, wir sie im Bunde der Landwirthc vorbildlich vorhanden ist. (Lauter Beifall.) lieber wirthschastliche Fragen verbreitete sich dann noch Freiherr v. Erffa. In den abgeschlossenen .Handelsverträgen ohne vorherige .Kündigung der Verträge mit den meistbegünstigten Nationen sieht er den Hauptgrund der traurigen Lage der Landwirthfchaft. Im wirthschastlichen Leben zeige sich zwar ein Aufschwung, aber bei der Landwirthfchaft sei derselbe infolge der Handelsverträge aus geschlossen, es müsse deshalb die Partei aus dem Bode» des Antrages Kanitz stehen bleibe». Redner äußerte sich schließlich hoffnungsvoll über die Aussichten deS Bime- talltsmus. Nachdem »och Gras Roon den Wehrslanv gegen den Vorwurf, daß derselbe kein productiver sei, mit dem Hinweis verthcidigt hatte, daß derselbe alle Stände schütze, und Landtagsabgeordnetrr von Ploetz für de» Bund der Landwirth« gesprochen hatte, führte Reichstagsabgeordneter Prof. vr. Kropatjchek auS: Die Handwerker sollen über der erbetenen Stantshilse nicht die eigene Hilfe vergesse», die feste Geschlossenheit, die tteberwindung der Selbstsucht. Ohne bas kan» die schönste Organisation nicht Helsen, in die die Handwerker ja erst den lebendigen Geist bringen sollen. Mit einem Hoch aus die conservative Partei schloß darauf Hof- rath vr. Mehnert gegen 3 Uhr die Versammlung. — Vorher waren noch Depeschen des Herrn Oberbürgermeisters Beutler, der sich in Leipzig aushielt, sowie eine Depesche des Herrn Reichstagsabgeord- netrn v. Fregr-Ablnaundorf verlesen worden. Ein stark besetztes Festmahl reihte sich Len Verhandlungen an. Meffeuüiche Versammlung von Vereinen. ick. Leipzig, 8. März. Diejenigen Vereine, welche sich nicht mit öffentlichen Angelegenheiten beschäftigen, also vorzugsweise Vr» giinguiigsvereinc der verschiedensten Art, Turnriegrn u. dergl. m., hielten gestern Vormittag im Parterresaale der..Centralhalle" eine öffentliche Versammlung ab. Tie Mitglieder der bezeichnet»» Vereine hatten sich sehr zahlreich eingesundcn, denn es mochte» 300 Personen anwesend sei». Die Tagesordnung lautete: 1. Vortrag über das Leipziger Vereinswesen. H. Stellungnahme zu der Ertheilung von Erlaubnißschcineii bei Festlichkeiten. IH. Discujsio». Nach erfolgter Bureauwahl nahm Herr Weißing als Referent das Wort. Derselbe beleuchtete im Allgemeinen die für das BergnügungSwrsen maßgebenden Staodpuacte der Behörden. Bis 1893 bez. 1. April 1894 hätten die von den Vereinen zu entrichtenden Gebühren 2,50 .X betragen, und wenn bi» über 2 Uhr Nachts getanzt worden wäre, hätte die Strafe pro Stunde 10 .X betragen. Bon 1894 ab sei eine Classificirnng der Locale einaetretrn; bei Vergnügungen in größeren Localen hätte man eine entsprechend höhere Gebühr erhoben. Seit 1895 sei sodann, der Sonntagsruhe halber, die Tanzerlaubniß an Sonnabenden aus 12 Uhr Nachts beschränkt worden; wurde weiter getanzt, so kostete das pro Stunde 10 ^X Endlich werde feit 1896 die Praxis grübt, daß den Vereinen nur noch zwei Vergnügungen alljährlich nach gelassen werdrn, daß die Behörde Vorschriften über die Höhe der Eintrittsgelder mache, daß Programme und Mitgliederlisten ein gereicht werden müßten u. s. w. Redner glaubte, daß diese obrigteitlicheu Maßnahmen zurückzu- führen wären auf Schritte, die seitens der Thraterdtrection und anderer Berufskünstler bei der Behörde unternommen worden feien. Es gelte, sich gegen die Beeinträchtigung des Vergnügung-Wesens zn wehren, und er schlage eine Petition an Rath und Stadt verordnete auf folgender Grundlage vor: 1) Jedem Vereine soll eine bestimmte Zah l vo »Vergnügung in mit Erhebung von Eintritts geld gestattet werden. 2) Die Vergnügungs-Etablissement- sollen in bestimmte Clafsen eingetheilt und die Erlanbnißgrbührrn slels in der gleichen Höhe erhoben werden. 3) Der Rath möge den Vereinen die Einreichung des Programms nicht mehr auf- erlegen. 4) Die Vergnügungen sollen Sonnabends bi» 2 Uhr ohne Erhebung von Strafen für das Tanzen gestattet werden. 5) Die Erlanbniß soll bereits bei Einreichung de- Gesuch- gegeben werden, also unter Umständen auch längere Zeit vor der Abhaltung des Vergnügen-. 6) Die Festsetzung des Eintritt-- und Tanz geld es soll den Vereint» überlassen bleiben. Zum Schluß erinnerte Herr Weißing daran, daß vor drei Jahren eine Borsrand-vereinigung hier bestanden hätte, di« nunmehr in einen Leipziger Berein-verband umgewandrlt worden sei. Er fordere aus, sich den. Verband« zahlreich aozufchließen, denn durch allgemeine» Zusammenschluß der Vereine würden drrr» Interesse» am besten gewahrt. (Beifall.) Nach erösfnrter Debatte »ahm zunächst Herr Tischer (Leipziger Arttstenvercin) das Wort. Der Genannte erklärte sich im All gemeinen dagegen, daß dir Beretne so viele Vergnügungen, aauieotlich aber Theatervorstellungen rc. abhalten. Damit machte» sie sich viele Mühe, während sie doch für billiges Geld ganz gute Kräfte haben könnte». Jetzt siände die Sach« so, daß Diejenigen, weiche sich die Kunst zum Vroderwerb machten, oft gar kein Local mehr erhalten könutrn, deuu dieselben feie» meist von Vereine» besetzt. Wohin solle das führen! Uebrigens thätrn dir jungen Dämchen bester, Strümpfe zu stricken und Knüpfe anzunähea. anstatt ihre Zeit mit Proben und sonstigem für sie unaüthigra Zeug zu verbringen. Dem Redner, der vielfach durch Opposition unterbrochen wurde, antwortete Herr Dirtzr, daß es sich hier nicht um dir Interessen von Artistengrjellschaftrn handle, sondern darum, wir den Vereinen die vielen Scherereien, dir ihnen jetzt gemacht wrrdeu, erspart bleiben können. So habe beispielsweise der von ihm geleitete „Eutritzscher Zitherclub" Anfang November 1896 sein Sttstungssest im „Schloß Drachenfels" abhalten wollen, sei aber hinsichtlich der Erhebung von Tanzgeld abschläglich beschirden worden. A»f erhobene Beschwerde bei der königlichen Kreishauptmannschaft sei erst am 16. November, also nachdem da» Sttstungssest schon vorüber war, der Bescheid ergangen, daß dies« Behörde der Entschließung des Rothes der Stadt Leipzig beitrete, da keine Veranlassung vorlirge, dem Vereine zu gestatten, daß er öffentliche Tanzmusik abhatte. Redner bestritt hierzu, daß es sich im vorliegenden Falle nicht um öffentliche Tanz- musik gehandelt habe. Die Behörden befolgten jetzt aber die Praxis, daß sie nur solchen Vereine» die Erlanbniß zu derartigen Ver gnügungen gäben, in deren Mitglirderzahl sie eine Bewähr dafür er blickten, daß der Verein da- Vergnügen selbstständig durchführe. Gegen solche An-legung müsse Front gemacht werdrn Auch Herr Franz vertrat den gleichen Standpunkt. Wolle mau den vorgedachtrn behördlichen Maßstad aulegra, so würden die Mitgliedcrbeiträge zu einer Höh« sich steigern, die nicht zu erschwingen wäre. Man solle doch nicht das Vergnügen des Volk» todt machen. Herr AlesiuS (vom „Edelsinn") bracht» vor, ihm sei vom RathS- rrgistrator bedeutet worden, die Mitglieder seines Vereins seien noch zu jung, um einen Verein zu bilden. Sie seien aber sämmtlich über 17 Jahre alt gewesen. Wolle man Leute in diesen» Atter znrück- weiseu, so könnte sich kein Athletenclub rc. bilden. Das sei rin Trauerspiel, wie es jetzt zuginge. Herr Latharius führte aus, daß man das jetzige Verhalten der Behörden aus das Vorgehen des Leipziger Artistenvereins zurnckzusühreo habe, der die Behörden mehrmals darum anging, die Vereinsvergnügungen zu beschränken. Vom Vorsitzenden wurde darauf mitgetyeitt, daß Herr AlesiuS sich zum Wort gemeldet habe, der Vorstand ihm daffelbe jedoch nicht geben könne, weil er zu scharf gesprochen habe. Herr Coffier bemerkte zur Geschäftsordnung, daß darüber nicht der Vorstand, sondern die Versammlung zu befinden habe. (Zustimmung.) Der Vorsitzende erklärte, die Beschwerde sei von anderer Seite gekommen. Dir Versammlung beschloß darauf, daß Herrn AlesiuS das Wort zu versratteu wäre. Als der Vorsitzende daraus Herrn Atrsius das Wort ertheille und dieser Len Rednerplatz bestieg, um zu erklären, daß er aus das Wort verzichte, lüste der überwachende Beamte die Ver sammlung auf. Wie nachträglich verlautete, hatte der Beanite dem Vorsitzenden mitgrtheilt, daß er Herrn AlesiuS wegen seiner Ausdruckswrise das Wort nachträglich entziehe. Die Versammlung wußte hiervon nichts, und der Vorsitzende war sich jedenfalls der Tragweite der nochmaligen Worrcrlheitung nicht bewußt. Daher kam es zur Auslösung. Venes Chrater. Leipzig, 7. März. Neueinftudirt ging Shakespeare'- »Hamlet" in Scene — Herr Taeger spielte zum ersten Male die Titelrolle und mit einem Beifall, in den die Kritik einstimmen kann. Die Rolle war durchdacht, und so wenig man von den sogenannten denkenden Künstlern halten mag, die oft ihre Gedanken nicht schöpferisch zu gestalten wissen, die Rolle deS Hamlet verträgt die bleiche Farbe der Reflexion; ja ohne eine tiefer gehende Erlassung des Ganzen, wie auch ledes einzelnen Satzes ist sie nicht mit Erfolg durchzuführen. Herr Taeger spielte keinen aus den verschiedensten Commentaren zusammengelesenen Hamlet; er gab un- den über den Räthseln der Welt und des Lebens brütenden Dänenprinzen, dem die schwer lösbare Aufgabe zugefalleu ist, einen Verbrecher, den Mörder seine- BaterS, zu entlarven und zu züchtigen; und auch der eigene gewissenhaft«, Alles hin und her erwägende Sinn, sowie das im Charakter liegende Uebcrwiegeu der Reflexion über die Thalkraft lähmen dem Arm des Prinzen. Mit Recht deutete Herr Taeger den schwerinüthigen Grund- zug Hamlet'- an, viele seiner Betrachtungen über die Eitelkeit der irdischen Tinge, die Oede und Leere des Lebens gehen offenbar mehr auS diesem seinein innersten Wesen hervor als aus seiner peinlichen Situation. Ter Prinz spielt den Wahnsinnigen — das hob Herr Taeger mit Recht hervor, indeni er diesen Scene» etwas Springendes, Hastiges gab. Da dieser Wahnsinn in vielen GeuialirätSblitzen aufleuchtet, so möchte man heutigen Tags, wo der Zusammenhang von Genie und Wahnsinn oft genug betont worden, leicht die innere Zerrüttung deS Dänenprinzen so dicht an die Grenzen des gespielten Wahnsinns rücken, daß Beides unmerklich in einander überging; doch die Darstellung muß Beides scharf sondern, und das hat Herr Taeaer gethan. Zeder strebsame Künstler arbeitet fort an seiner Rolle, besonders wenn eS sich um eine Aufgabe wie Hamlet handelt. Wir möchten dem Dar steller, so verständnißvoll er auch deu Dialog durchgearbeitet hat, empfehlen, hier und dort den Wortlaut noch deutlicher hervortrrten zu lassen, wenn sein Organ zu sehr in die Tiefe hinabsteigt. Von den größeren Auftritten dürste die erste Begegnung mit dem Geiste seines Vaters und die Erregung Hainlet's, wenn er sich auS den Armen der ihn zurückhaltenden Gefährten loSreißt, noch etwas Gewaltigeres, Ergreifenderes habe», ebenso der Ausbruch deS Triumphes, nachdem er den König durch das Schauspiel entlarvt hat — darin war Dawison unübertrefflich, er entwickelte ein elektrische- Fluidum, welches wahrhaft zündend wirkte. Von den übrigen größeren Rollen ist der König deS Herrn Borcherdk und der Pvlonius deS Herrn Krause bereits mehrfach besprochen; der LaerteS de- Herrn Otto hatte jugendliche- Feuer, woraus eS bei dieser Rolle vorzüglich ankonnnt. Sehr gut war der Horatio de- Herrn Stephany, durchweg von edler Haltnng. Fraulein Weigel als Königin hatte gute Repräsentation und ver leugnet! nirgends die mütterliche Zärtlichkeit gegen den Sohn. Fräulein Laue als Ophelia war ganz das sinnige Mädchen, wie e- die Commentare und die bisherige Bühnenconvenitnz verlangen. Wir heften indeß an das Shakespeare-Räthsrl ein kleines Fragezeichen, wir möchten sic gern einmal lebendiger hervortreten sehen, der Farbeu- auftrag des Frl. baue war uu- z» discret. Es giebt ja genug AnhaltSpuncte für eine andere Auffassung: die Geständnisse des Wahnsinns nicht allein, auch die überlegene Weise, wie sie ihren Bruder Lacrtes nach seiner Moralpredigt auf den Pfad der Tugend verweist und ihn davor warnt, als Wüstling in Paris de» Blumenpfad der Lust zu be treten. Mau braucht ja nicht gerade anzunehmen, daß Hamlet und Ophelia ein intimes Verhältnis hatten; aber da- junge Mädchen ist doch keinesfalls ein solches un beschriebene- Blatt und eine solche rührende Unschuld, wie sie gemeinhin dargestellt wird; sie muß mehr au» sich herauS- treten, soweit die- irgend die stiefmütterliche Behandlung er laubt, die ihr der Dichter zu Thril werden ließ. Herr Thiele als Geist tras den rechten Ton für die Rolle. Wir wissen zwar nicht genau, wie Geister sprechen, aber der Ton, der sich von einer unkenhafteu Grabesstimme noch immer unter schied, hatte etwa- Glaubwürdiges. Gut drclamirte Herr Körner al« Schauspieler, recht gewandte Hofschranrea waren Rosenkranz und Güldenster» der Herren Hänselrr und Feiste!, und Herr Greiner alsFortinbraS sprach die Schlußrede mit Kraft und sittlicher Haltung. Herr Oberregiffeur Adler hatte da- Stück sorgfältig inscenirt; sehr zu loben waren die häufigen Verwandlungen bei offener Scene; man sollte überhaupt den Zwischeuvorhaug, der aus jeder Verwandlung einen Act macht, mehr eiu- schränken. Neu war Einiges in der Scene mit der Königin — nicht die großen Wandbilder, die wir schon öfter ohne Vergnügen gesehen, statt der Mcdaillonbilder, die der Prinz seiner Mutter zeigt, sondern da« Erscheinen de» Geistes in dem Rahme» des einen Bildes. Wäre dieser Geist ein Psycho logische- Gespenst, wie wunderbarerweise GerviuuS behaupte!, so würde diese Anordnung gar nicht so übel sein, um Hamlet s Vision zu erklären; doch da dieser aeharuischte handgreifliche Geist, auch von Horatio und den Wachlofficieren gesehen, im ersten Acte über die Bühne schreitet, so mag man ihm auch im dritten solchen Spaziergang gönnen. Rudolf von Gottschall. Sport. — Tre-Se«, 7. März. Am 26. Juli v. I. veranstaltete das Hanptconsulat Sachsen-Nordböhmen der allgemeinen Rad- sahrrr-Union ein Mristerschastssahren von Meißen nach BorSdors bei Leipzig und zurück, aus welchem der Kaufmann Paul Claus in Leipzig als Sieger hervorging. Ter Bauführer Robert Schröder in Cölln machte Claus den Sieg streitig und es ist deshalb auch noch nicht die Aushändigung des Preises von 300 >> an ElauS erfolgt. Letzterer hat inzwischen gegen Schröder einen Beleidigung-procrß angestrengt, der erstinstanzlich zur Vernrtheilung seines Gegners führte und den Beweis erbrachte, daß der Kläger in durchaus grundloser Weise dahin verdächtigt worden ist, sich unlauterer Mittel bedient zu haben, um als Sieger aus dem Wett fahren hervorzugehen. Der Angeklagte Schröder war bei dem Wettfahren von 3 bis 4 Uhr Morgens als Controlposten in der Nähe des Bahnübergangs bei dem Dorfe Prausitz aufgestellt und will beobachtet haben, daß sich ElauS auf der Fahrt nach Borsdor, von zwei Schrittmachern ziehen ließ. Er stützt sich auf gewiss, Wahrnehmungen, die aber keiiieswegs de» erwähnten Verdacht rechtfertigten, und begnügte sich nicht damit, bei seiner Rückkehr »ach Meißen die im „Kaijergarten" zu Cölln versammelten Preis- richter von dem angeblichen Vorkommniß zu benachrichtigen, sondern stellte die Behauptung auch anderen Personen gegenüber auf, unter denen sich mehrere Nichtradfahrer befanden. Die am 8. Oktober vor. I. vor dem Schöffengericht Meißen abgehaltenc Verhandlung wurde behufs Vorladung von Zeugen vertagt und am 14. Januar d. I. wieder cmfgrnominen. Die Zeugen Anders und Renner aus Leipzig, welche den Kläger Elans aus der Fahrt nach Borsdorf etwa 50 Kilometer und auf der Rückfahrt nach Meißen 25 Kilometer weit als Schrittmacher unter Benutzung des Tandems begleitet hatten, bestritten entschieden, daß Claus von ihnen gezogen worden sei, und sür die Richtigkeit dieser Aussagen sprachen auch dir übrigen Ergebnisse der umsänglichen Beweis aufnahme. Es lag somit mindestens ein Jrrthum seitens des An geklagten vor, und wenn derselbe auch in seiner Eigenschaft als Eontrolperson nach 8 193 des Reichsstrafgejetzbuchs berechtigt war, seine Wahrnehmungen in die Form einer Thatsache gekleidet deu Preisrichtern mitzutheilen, so durste er doch die gänzlich um begründete, schwerwiegende Behauptung nicht in der gedachten Weise weiter verbreiten Schröder verwirkte wegen Beleidigung 30 Geldstrafe eventuell 6 Tage Gesängniß, und die von ibm eingelegt, Berufung wurde vom Landgericht Dresden nach einer erneuten Beweisaufnahme verworfen. (Dr. Nachr.) Vermischtes. — Berlin, 7. März. Wie vorläufig feftgestellt ist, bat die Schneeabsuhr der Stadt Berlin in diesem Winter 861000 über die dafür etatsmäßig festgesetzte Summe gekostet. Zn Charlottenburg bat die Stadtverordneten Versammlung für Schneeabsuhr 37 000 nachträglich zu be willigen; der Voranschlag betrug 5000 ^ ----- Vtraude»;, «>. März. Ein aufregendes Schau spiel bol sich Mittwoch Len Zuschauern des Eisganges ani Fährplatz. Gegen ! > -- Uhr Nachmittags kam im Strom von der Fischerei ber eine Eisscholle angetrieben, auf der der zwölfjährige Knabe Zarski und der zehnjährige Knabe Sch lewe saßen, die vorher ans den Schollen am User gespielt batten und dann plötzlich auf einer etwa 1', ? w im Geviert großen Scholle vom Strom mit fortgerissen wurden. Angst und Schrecken prägten sich auf den blaffen Gesichtern der Kinder aus, und jämmerliches Schreien ertönte von ihren Lippen, als ihre Scholle durch heftigen Znsamnienstoß mir anderen Schollen gerade vor dem Fährplatz in bedenkliches Schwanken gcrieth. Aber doch versuchte Bademeister Czatka das Rettungswerk, indem er sich in einem Kahn den treibenden Schollen mit Mannesmuth entgegenwarf. Ganz nahe dem Ziel, entwich ihm die Scholle mit den Knaben. Deshalb arbeitete er sich wieder anS Ufer, nahm noch den mit einem Ruder versehenen Arbeitsburschen Anas;kowski auf, und nun galt es mit voller Kraft die Knaben, die in zwischen bis zum Schloßberg getrieben waren, dem reißenden Strom abzuringen. Und es gelang den Beiden mit fast über menschlicher Anstrengung, die Knaben hinter dem Schloßberg, nachdem sie auf ihrer grausigen Fahrt mehr als lOOO Meier znrückgelegt hatten, zu erreichen und in ihr Fahrzeug aus zuuchmen. Vach Schluß der Vedaction nngegmlgen. Die il» dieser Rubrik mirgelheillen, während de» Drucke» «viqrlautrneu Delegramm, hrbeu, »i» schon LU« der Uebrrschrist ersichtlich, der Reduktion nicht »orgele,m. Dick« iß Mithin siir Verstümmelungen und unverständliche Lleoduitgr» nicht der» «MwoNlich »u ouche». * Berli«, 8. März. (Privat te leg ramm.) Dem „Berliner Tageblatt" wird aus Paris gemeldet: Die griechische Regierung beantworte die Note der Mächte dahin, Griechenland lehne die Zurückziehung der Truppen auf Kreta ab, da hierdurch auf Kreta völlige Anarchie ent stehen würde. * Barmeu, 8. März. Emil RitterShaus ist heute früh 5 Uhr nach längerem Leiden hier gestorben. * Paris, 8. März. Zn unterrichteten Kreisen verhehlt man sich nicht, daß die von einem französischen Blatte an geregte Zdee, betreffend eine Mitwirkung des Oberst VassoS bei der Pacificirnng Kretas, von den Mächten nicht angenommen werden könne. * Paris, 8. März. Ein Vorschlag betr. die Mitwir kung de» Oberst VassoS bei der Pacificirnng Kretas ist von den Mächten nicht gemacht worden. Man glaubt, daß «in solcher keine Aussicht hätte, angenommen zu werden. * Athen, 7. März. (Meldung der „Agence Havas".> Der Vorschlag einiger Gesandtschaften, (Iriechenlano zu verlassen, wird als ungerechtfertigt angesehen, da trotz der Erregung der Bevölkerung kein Fremder irgend welche Gefahr laufe. Die große Mehrheit der hier lebenden Aus länder bekennt offen ihre griechenfreundlichen Gefühle. * Petersburg, 8. März. Wie der Regien,ng-bote meldet, überreichte der Flügeladjutant Oberst v. Moltkc bei seinem gestrigen Empfange in Zarskoje Szelo dem Kaiser von Rußland ein Schreiben veS Kaisers Wilhelm mit Photographien von der feierlichen Ueberreichung der von Kaiser NicolauS dem preußischen Kaiser Alexander-Garde- Grenadier-Regimente verliehenen Fahnenbänder. >Vn. Warschau, 8. März. (Priv attelegramm) Hiesige Blätter melden, daß sämmtliche hier und in anderen Städten des Königreichs Polen wohnhafte Griechen, welche in ihrer Heimath der Reserve angehören, Befehl erhielten, unverzüglich nach Griechenland zurückzu kehren und sich zur Fahne zu stellen. H««nt»ortlicher Redactrur vr. Herrn. Mischling in Leipzig. Wir den musikalischen Theil Proftssor Vr. ksEar Paul in Leipzig X. L ». Echt» «. lkger). SA) (n.! Pek^Zoi dnrg). - L.4Ü (n. (bi- Alte, SZ2 (bis 8. L 11,86. - (nur Mi O.Li Nachm.: 7.LI. — L. L 721. - k.N> seld-Berl Nachm.: Berlin), ftld auch seid). — 6. N 1«.10 (I Dessau). S. > f4.b8. - 11,20. Ä.lO. - 6,50. - (nur Mi X. ! Wurzen). »8.45 (! (bis Wu Görlitz ü (bis Wu: (Richtunc Bodenbä 8. L bothen r> Großbot s8.42 (b 6. L 5,15. — Liebertw di« Geil Nach 2.17. - X. L u. 2.). - -16.40. - D-Zug 1. u. 2.) — 1-1(2 8. 2 16.40 ( Desjcnt). O. R 13.27. - Nachm. X. 3 Halle). - — *10,4 — *12.c 6,45 (b Halle). - Halle). - 8. S (bis Lai — *10.4 — 12,i Easiel , Echnellz Peri.-Z.. L'. S (von Hl Durchga lSchnell- O. 3 Halle Ai t. u. 2.) Berlin-' x. : (»ach Fr 19,50 li! — *11. Markrai Eisenach — .10,40 l 8. Lc i5.l5 (l 110.31 Pegau), cbi» Gei Säm 45.5. — Nachm. (4.17. 18.10 (i Lim bera-R> Koylsurl '3,10 (d - 14.3 15. Mm — 16.5 X. Z 112,36. Ibis Mc - 19.2 8. Z —16,5( 1'.L,16. 111,21 0. 8 6.40. - 112,57. 18.16. - X. Nachm - 16,4 bis Leu 8. 17,01. Nachm Weida). 0. ! - 16.3 112,52. - 18.1 (nur W X. ! Kain). - "11.16. 16.45. 6. 16,19. 12.48 X. 16,30 ( - 10.
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