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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.03.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970308010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897030801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897030801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-08
- Monat1897-03
- Jahr1897
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1758 Deutschland an gewaltigen Charakteren, großen Seelen, scharfblickenden Geistern in sich barg, alle richteten ihr Auge auf Preußen und stellten sich, so eS ihnen irgend möglich war. in den Dienst dieses geknechteten Staates, weil sie wohl wußten, daß in und mit Preußen auch Deutschland zu Grabe getragen werde. Stein, Hardenberg, Humboldt, Schön; Scharnhorst, Blücher, Gneisenau, Aork, Bülow, Tauenzien; Niebubr, Fichte, Schleiermachcr; Nettel beck. Schill, Jahn. Friesen, Lüyow, Theodor Körner, welche Fülle glänzender Namen auS dieser großen Zeit. Und in und mit ihnen — die Seele von Preußens Wieder geburt — „der gute Engel der gerechten Sache" — Preußens Königin Luise. Jede Regung deö VolkSgeistcS, des alten deutschen Freiheitsdranges begleitete sie mit inniger Teil nahme und heißen Segenswünschen. Der alte Nettelbeck, Schill, Hofer, das waren Männer nach ihrem Herzen. „Welch ein Mann, dieser Andreas Hofer!" sagte sie. „Ein Lauer wird ein Feldherr und was für einer! Seine Waffe — Gebet, sein Bundesgenosse — Gott!" Und ach, wie gern laS sie ihren Schiller, ihren Körner. An Goethe wurde sie irre, an Schiller nie. „Nichtswürdig ist die Nation, die nicht ihr alles freudig setzt an ihre Ehre!" — Kann diese Stelle trügen ? so fragte sie. Leider sollte sie mit irdischen Augen den Tag der Freiheit nicht mehr schauen. Am 23. Dezember 1809 zog das schwergeprüfte Königspaar endlich wieder in Berlin ein. Sein erster Gang war in die Kirche. Nur ungern beteiligte es sich an den Festlichkeiten. Die Königin zog sich kurz darnach in die Stille zurück und widmete ihre ganze Sorge dem teuren Gatten und ihren Kindern. Sie war voll trüber Ahnungen. Im Juni 1810 fiel ihr plötzlich ein, ihren Later noch einmal zu besuchen. Am 25. früh brach sie von Charloltenburg aus. Sie war auf der ganzen Fahrt sehr ernst. AlS sie aber im »rsten mecklenburgischen Orte ihres Vaters, der ibr entgegen- gereist war, ansichtig wurde, sprang sie jubelnd aus dem Wagen und fiel ihm um den Hals. Auch die uralte Großmutter, die Mutterstelle an ihr vertreten hatte, lebte noch und empfing sie am Tbore deS Strelitzer Schlosses. Laut weinend warf Luise sich auch an ihre Brust. Ihr Glück voll zu machen, kam am 28. Juni der König. Da schrieb die Gute auf ein Blatt Papier: „Mein lieber Vater! Ich bin heute sehr glücklich, als Ihre Tochter und als die Gattin des besten Gatten. Neustrelitz, am 28. Juni 1810. Luise." Denselben Abend noch wurde sie unwohl. Sie fieberte und klagte über Atembeschwerden. Da sich ihr Zustand in folge eines Aderlasses bedeutend besserte, reiste der König dringender SlaatSgeschäfte wegen ab und schickte den „alten Leim". Nicht lange danach erkrankte der König selbst, während Luisens Genesung scheinbar rasch fortschritt. Am 16. Juli jedoch wurde sie auf einmal von den heftigsten Brustkrämpfen befallen, die fünf Stunden lang dauerten, sodaß die Ärzte die Hoffnung aufgaben und Eilboten an den König sandten. Der Morgen deS letzten Tages, des 19. Juli 1810, brach an. vr. Heim saß an ihrem Bette. Al- sie ihm in- Auge sah, hob sie den Finger auf und sagte: „Wenn ich dem Könige stürbe und meinen Kindern." Um vier Uhr kam der König mit den beiden ältesten Prinzen. „Wie freue ich mich, Dich zu sehen." Der König weinte laut. „Bin ich denn so gefährlich krank?" flüsterte sie. „Wie bist Du gekommen? Doch nicht mit dem offenen Wagen, Du mit Deinem Fieber?" — „Du siehst, es hat mir nichts geschadet." — „Wer ist denn mit Dir gekommen?" — „Fritz und Wilhelm." — „Ach, welche Freude!" Schluchzend ging der König hinaus, die Prinzen zu holen. Daraus sagte die Königin zu den übrigen: „Der König tbut, wie wenn er Abschied von mir nehmen wollte. Sagt ihm doch, er solle das nicht thun — ich sterbe sonst gleich." Jetzt trat der König mit den Prinzen ein: „Ach lieber Fritz, lieber Wilhelm, seid Ihr da?" Die Knaben stürzten weinend auf ihr Bett. Kurze Zeit darauf hatte sie ausgerungen. Ihre letzten Worte waren: „Ich sterbe. O Jesu, mach' es kurz." Der König drückte ihr die Augen zu. Was hatte er verloren, WaS die Kinder, waS daS preußische, das deutsche Volk. Ein unnennbarer Schmerz ergriff alle Herzen. „Das Unglück deS Landes hat ihr das Herz gebrochen", so hieß es allgemein. „Der Feind hat sie getötet." Die Herzen füllten sich mit glühendem Zorn. Heilige Schwüre stiegen zum Himmel. Die Fäuste ballten sich. „Gott im Himmel!" so ließ sich der alte Blücher ver- ttthmea, „sie muß vor uns zu gut gewesen sein. Es ist doch unmöglich, daß einen Staat so viel auf einander folgende« Unglück treffen kann als den unseligen. Ja meiner jetzigen Stimmung ist mir nichts lieber, als daß ich erfahre, die Welt brenne an allen vier Enden." 2m Mausoleum zu Charlottenburg wurde Luisens sterb liche Hülle beigesetzt. Meister Rauch schuf seiner Königin eia unvergleichlich schöne» Denkmal, und Körner sang in heiliger Trauer an dem Grabe: „Du schläfst so sanft, die stillen Züge hauchen Noch deines Lebens schöne Träume wieder; Der Schlummer nur senkt seine Flügel nieder, Und heil'grr Friede schließt dir klaren Augen. So schlummre fort, bk- deines Volke» Brüder, Wenn Flamnienzeichen von den Bergen rauchen. Mit Gott versöhnt die rost'gen Schwerter brauchen, Das Leben opfernd für die höchste» Güter. Ties führt der Herr durch Nacht und durch Verderben; So sollen wir im Kamps daS Heil erwerben, Daß unsre Enkel freie Männer sterbe». Kommt dann der Tag der Freiheit und der Rache: Dann ruft dein Volk; dann, deutsche Frau, erwacht, Ein guter Engel der gerechten Sache!" Ja, ein guter Engel der gerechten Sacke, da« war sie für die Tage der Befreiungskriege, die den Korsen, der ihrem Gatten den Fuß aus den Nacken gesetzt hatte, von seinem blutigen Tbrone herunterwarfen; das wurde sie in jener herrlichen Zeit, da König Wilhelm, ihr Sobn, zu schwerem Waffengange wider den Frevler zog, der in maßlosem Ehr geize die Schmach von Tilsit zu erneuern gedachte. Und so erfüllte sich ihr demütiges und doch so hoffnungsvolles Wort: „Wenn gleich die Nachwelt meinen Namen nicht unter den Namen der berühmten Frauen nennen wird, so wird sie doch, wenn sie die Leiden dieser Zeit erfährt, wissen, was ick durch sie gelitten habe, und sie wird sagen: sie duldete viel und harrte auS im Dulden. Dann wünsche ich nur, daß sie zu gleich sagen möge: aber sie gab Kindern das Dasein, welche besserer Zeiten würdig waren, sie berbei- zusühren gestrebt und endlich sie errungen haben." — Gott segne das Andenken der teuren Königin bis in die fernsten Zeiten! Kunst und Wissenschaft. 8b§. Photographie contra Hol,schnitt. Die Entscheidung in dem bei der 2. Strafkammer des Landgerichts I zu Berlin am letzten Dienstag zum Austrag gekommenen Proeeß (Photograph Hahn zu München gegen Berlagsbuchhändler Richard Bong zu Berlin wegen Reproduction eines BiSmarckbildnisseS), der eine für die Holzschneidekunst wichtige Frage behandelt, hat die>enigen nicht überrascht, die mit der Technik der Holzschnitt-Reproduction vertraut sind. Ueberrascht bat Labei indessen einmal, daß der Photographische Sachversländigen-Verein einen in meisterhafter Technik nach einer Photographie ausgefübrten Holzschnitt mit Bezug auf daS Urheber recht (8 7 des Gesetzes vom 9. Januar 1876) als eine mechanische Nachbildung bezeichnen zu müssen geglaubt hat; zweitens, daß die für den Buch- und Kunilhanüet von grundlegender Bedeutung seiende Beantwortung der Frage, dahin gebend, „daß ein Holzschnitt, aus die beschriebene Weise hergestellt, keines wegs eine mechanische Nachbildung eines photographischen Werkes, sondern als eine selbstständige künstlerische Herstellung unter freier Benutzung der Photo- graphie anzusehen sei", erst ain Ende des 19. Jahrhunderts bei Gelegenheit eines Processes zur Belehrung von Kunttverlegern und Kunstfreunden erfolgt ist, nachdem bereits seit Jahrzehnten in der Holzschneidekunst, Vorlagen mittels Handzeichnung auf die geglättete, weiß grundirte Holzplatte zu übertragen, ausgegeben ist und dauir die Vorlagen (Photographien, Zeichnungen u. Lergl.) aus photographischem Wege aus die lichtempfindliche Holzplatte gebracht werden. Der nicht in die Geheimnisse der Technik etngeweihte Laie andererseits, der mit Vergnügen die seit 1879 von der I. I. Webcr'schen VerlagShand- lung herausgegebenen Kunstjournale durchblättcrt hat, wird sich verwundert gefragt haben, ob denn die schönen Kunstblätter, welche die stattliche Reihe der „Meisterwerke der Holzschneide, kunst" enthalten, wirklich nur mechanische Vervielfältigungen seien. Nein, auch wir sind der Ansicht, daß Holzschnitt-Blätter, wie sie das genannte Kunstalbum, ferner die „Moderne Kunst", „Ueber Land und Meer" u. a. dem kunstsinnigen Hause bieten, mit Fug und Recht als Meisterwerke bezeichnet werden können. Auch gebe» wir hier de» Schliißpassus eines erst vor Kurzem von uns in einem größeren Berliner Blatte gebrachte» Aufsatzes, betitelt „Kunstfreund und Reproductionsrecht", wieder: Der Künstler (beziehungsweise Kunstprovucent) mag sich sein Originalwerk so theuer wie möglich bezahlen lassen; der große Kreis der Kunstfreunde aber kann verlangen, daß Reprodnctionen von bedeutenden oder beliebte» Kunstjchöpfungen so bald und so billig wie möglich, unbeschadet natürlich ihrer Güte, in seine Hände gelangen. Endlich begrüßen wir die Entscheidung des Berliner Landgerichts, die hoffentlich mit ehernen Lettern in das Oorpus Iuris eingetragen werden wird, mit um so größerer Freude, alS die neuerdings in Massen auf zinkographischem Wege hergestellten Abbildungen in Familien-Journalen nicht unsern Beifall haben, und andererseits die Holzschneidekunst, deren virtuose Ausnber des Ehrentitels „Meister" verlustig gehen sollten, im Kampfe mit der billig und schnell arbeitenden Zinkographie nunmehr wieder etwas ausathmen und arbeitssreudig sich den ihr in erweitertem Maße gestellten Aus gaben unterziehen kann. Mustk. * Leipzig, 8. März. Aus daS beute Abend 8 Uhr in der TbomaSkirche stattfindende geistliche Concert möge nock mit dem Bemerken besonders bingewiesen werden, daß dasselbe eine Fülle selten gekörter Meisterwerke enthält. Das Bach'sche Orgelstück gehört zu den effectvollsten Werken, die für die Orgel geschrieben wurden, und die kirchliche Festouverture über „Ein' feste Burg" für Orchester und Orgel, sowie das grandiose Guilmant'sche Orgelconcert mit großem Orchester sind in höchstem Grade geeignet, die Zuhörerschaft in eine tiefnachhaltige, weihevolle Stimmung zu versetzen. Leipnyer Tayesknlender 1897. n. Monat Februar. (Schluß.) 18. Feier des 400. Geburtstages von Philipp Melanchtbon; Flaggen der städtischen Gebäude, Frier ain Rrsorinalioiisdenkmal «Ansprache von Ged. Kirchenratb Superintendent 0. Pank), Frier der Universilät (Gedächtnißrede von Professor v. Kirn) und der Schule», von denen Vr. E. Barth's Privatschnle eine größere Feier veranstaltet, und Aufführung des Jubiläunissestspiels von Pro« frssor Albrccht-Thoma im Carola-Theater durch hiesige Bürger und Studenten (16. A., 17. A. und 18., vgl. 13. A., 14., 15. und 16.). — Vortragsabend des „Schrebervereins der Süd- Vorstadt" (18.). — Hauptversammlung des „Schrebervereins der Wcstvorstadt" (18). — 3l. Stistungssest des gemeinnützigen Vereins „Vorwärts" zu L.-Gohlis (18.). — Maurerversainmlung; Bericht über „den Centralvrrband der Maurer Deutschlands" (17. A.). — Versammlung der Steinarbeiter; Bericht über den Hoser Fachcongreß (l7. N). — Extraconcert des Liszt-Bereins (Beethoven- abend in der Alberthalle) als 1. Concert der Berliner Königlichen Hoscaprlle unter Weingartner'- Leitung (17. A.). — Der Rath dankt in einer Bekanntmachung für ein Bermächtniß des am 24. Oktober 1896 verstorbenen AmtsgerichtSraths l)r. Arthur Kind in Höhe von 80000 das als „Familie-Kind-Stiftung" in Wirksamkeit treten soll, sobald daS StiftungScapitat durch die Zinsen aus 100000 >1 angewachsen ist: es soll dazu dienen, das äußerste Elend der niederen Bolksclassen zu mildern (20.). — Brand der Kreuzkirche in Dresden (17., 17 A. und 18. A., vergl. 19. A ). 17. Sitzung der Stadtverordneten; man begutachtet zustimmend den Ratbsbeschluß. daß die Bestimmung in 8 9 des Straßenvolizei- Regulativs, betreffend das Anbringen von Schleifzeugen an Fuhr werken, aus Lastfuhrwerk keine Anwendung finden solle, beschließt mit 32 gegen 24 Stimmen, die Eingabe deS „Droschkenbesitzer. Vereins Leipzig", die Führung von Halbchaisen an Stelle von Drojchken zu gestatten, aus sich beruhen zu lassen, genehmigt den Ankauf größerer Parcellen in den Fluren von Reudnitz, Anger- Crottendors und Slötleritz, zusammen 70 250 gm, für den Gesammt- preiS von 239 280 .<4 a conto Johannishospital, nimmt die AuS- schnßanträge an, den Rath zu ersuchen, baldigst eine Umwandlung der 4proc. Stndtanleihen vom Jahre 1876 und 1884 in 3'/,proc. vorzunchmen (unter der Bedingung, daß den Inhabern der Stadt schuldscheine bis Ende 1897 noch 4 Proc. Zinsen gewährt werden, daß eine weitere Herabsetzung des Zinsfußes dieser Anleihen bis zum 31. December 1905 ausgeschlossen wird und daß die bisherigen Tilgungspläne beibebalten werden), und genehmigt anderweit die Vorlage wegen Herstellung des Vorplatzes vor dem Haupteingange der Ausstellung mit einem Aufwand« von 9500 -4L unter der Voraussetzung, daß dieser Betrag von der Ausstellung vergütet wird, falls dabei ein Ueberschnß erzielt werden sollte (18. und 19). — Bortrag von Professor vr. BolkenS in der hiesigen Ablheilung der „Deutschen Colonialgesellschait" über das Kilimandscharogediet (18. und 19.) — I. Hauptversammlung der „Socialwisienschastlichen Vereinigung" (18. A.». — Vortrag von Pfarrer vr. Buchwald im „Verein für die Geschichte Leivzigs" über „Mclanchthon's Beziehungen zu Leipzig" (28.). — Vortrag von Oberlehrer vr. Burgkhardt im „Hausväterverband des 3. Bezirks der Nicolaigemeinde" über Melanchthon (21.). — Familienabend des „Vereins ehrenvoll ver- abschieveter Militairs" (20.). — Eine Tabakarbeiterversammlung beschäftigt sich mit dem Ausstande der Tabakarbeiter in der Winters- dorser Filiale der Firma Haschke (19.). — Schmiedevcrsammluug (19.). — Eine Zimmererversammlnng beschäftigt sich mit der Unter stützung der ausgejperrt gebliebenen Zimmerer des Ausstellungsplatzes <18.). —Eine Versammlung der Arbeiter der hier einmündenden preußi sche» Bahne» behandelt die polizeiliche Auflösung ihres Vereins (18. A.); die Auslösung ist wegen Nichtbeachtung deS Vereinsgesetzes erfolgt. — Siebentes philharmonisches Concert in der Albertville unter Leitung von Charles Lamoureux ans Paris (14. und 18. A.). — Siebentes Liszt-Vereins-Concert als zweites Concert der Berliner Königlichen Hofcapelle unter Leitung des HoscapellmeisterS Weingartner in der neuen Halle «des Krystall-PalasteS (18. A.). — 25 jähriges Bestehen der „Leipziger JmmobiliengeseUschasl" (18.). — Die Morgenausgabe meldet die Ernennnng von vr. plril. Gustav Weigand zum außer- ordentlichen Professor an der Universität. 18. Hauvtversammlung des „Vereins selbstständiger Leipziger Kauf- leute und Fabrikanten" (19. A.). — Bortrag von vr. Krebs in der „Pädagogischen Gesellschaft" über „Melanchthon als Pädagog" (20.) — Bortrag von Lehrer Temper im „Leipziger Lehrervcrein" über Melanchthon (24.). — Hauptversammlung des königl. sächs. Militair- Vereins „107er" (20.). — Stistungssest des „Lindenaucr Gärtner- Vereins" i20.). — 17. Gewandhansconcert (19. A.). — 12. Stiftungs- fest des Studentengesangvereins „Wettina" (23.). — Beginn der 1. Vierteljahrsperiode der Verhandlungen des königl. Schwurgerichts (18. A.). — Landgerichtsdirector Vr. Wilkr stirbt in der Heil anstalt Zschadraß bei Cotditz (23.). 19. Ter Schulausschnß macht bekannt, daß der bereits seit Ostern 1892 bestehenden höheren Abtheilung der Gohliser Bürger- schule der Name „IV. höhere Bürgerschule" verliehen worden ist (24.) — Bekanntmachung deS Rathes, betreffend die Verlegung de» Tiesbaumtes nach der Georgenhalle (25.). — Sitzung des Kreis- ausichusses (19. A. und 22. A.). — Vortrag des Geistlichen deS „LandesvereinS für innere Mission", Pastor Weidauer, über „innere Mission und Familie" (21.). — Vortrag von Pastor vr. Seydet im Parochialverein zu L.-Goblis über Melanchtbon (21.). — Vortrag von Professor vr. Marsball in der „Naturforschenden Gesellschaft" über unerwünschte Hausthiere" (24). — Monatsversammlung des „Vereins Leipziger Gastwirthe" (20.). — Versammlung der Metall arbeiter (20. A.) — Der um die Neugestaltung der Leipziger Messen verdiente Terrakotta- und Bronzewaarensabrikant Friedrich Gold scheider stirbt. 29. Der Rath macht die Verlegung de» Krankenversicherungs- amtes nach dem Grundstücke Brühl 80 bekannt (24.) — Stistungssest des „Olä-kiresicle-LIub kor L»xlish vonversation" (24 ). — Haupt versammlung der „Begräbnißcaffe Leipziger Lehrer" (21.). — 29. Stiftungsfest des K. G. MilttairvekelnS „Deutscher Krkeger- verein Leipzig" (22. A ). — Carnevalistische Abrndontrrhaltuna der Sektion Leipzig deS „Verbände» reisender Kausleutr" (22. A). — Eine Versammlung der Bildhauer beschäftigt sich mit der Durch führung der neuen Forderungen (22. A.) — Aufführung deS Lust spiels ,Hm Exil" von H. von Anderten und B. Wolfs im Neuen Theater (22. A). — SchwurgerichlSverhandlung über die Schlägerei in der Plagwitzer Mühlenstraße (20 A.uadLl ). — Antritts vorlesung des außerordentlichen Professor- vr. zue. Curt Burchard über den EinheilSgedanken in der deutschen „RechtSeittwickelung" (21). — Rudolph Madack, Director der Leipziger Creditbank, stirbt (20. A. und 24.) 21. Vortrag des Geh. RegierungSrath Professor vr. Julius Lening, Direktors deS königl. Kunstgewerbemuseums in Berlin, ini VortragSsaale des Grassi-MuseumS über „Das moderne HauS" (24 ). — Schauturnen der Jugendclasse deS „Allgemeinen Turnvereins" (22. A.). — 14. Stistungssest deS K. S. Militairvereins „Kaiser- liche Marine" (23.). 22. Bekanntmachung des RatheS, betreffend die Verlegung der Expeditionen der Gewerbeabtheilung nach der Georgenhalle (24.) — Hochschulvortrag von Professor vr. Sohm über „Den Dienstvertrag nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch" (25.) — Familienabend des „Baterländischen Verein»" (24. A.) — Hauptversammlung des „Vereins für Gemeinwohl zu L.-West" (24.) — Hauptversammlung des „Schrebervereins der Südvorsladt" (24.) — Familienabend des K. S. Militairvereins „Deutscher Kriegervereine für L.-Reudnitz und Umgegend" (23. A.) — Festlichkeit der Mitglieder des Gesamml- ausschuffes für da- Melanchthon-Festspiel in Anwesenheit deS Fest- spietdichters Professor Thoma ans Karlsruhe (24.) — Vortrag des Reichstagsabgeordnete» Wurm aus Berlin in einer von dem social- demokratischen Vereine für den Westen Leipzig- veranstalteten Per- sammlung über „Militarismus und Volk" (23. A.) — Concert der „Singakademie" in der Alberthalle; Aufführung von Theodor Gouvy's „Iphigenie in Tauris" (24.) — Hochwasser, das bis gegen Ende des Monats bei wechselndem Umfange anhält (22. A.) 28. Vortrag von vr. Joh. Spitzner im „Alldeutschen Verband" über vir „Polensrage" (24. A.). — Vortrag von Baurath Arwed Roßbach in der „Leipziger Finkenschast" über dir Geschichte der alten Universitätsbaulichkeiten (24. A.). — 48. Arbeitsversaminlung der „Gesellschaft zur Pflege der Photographie" (25.). — Familien- abend des K. S- Militairvereins „I06er" (26.). — Eine Versamm lung des „Vereins zur Wahrung und Förderung des Schneider gewerbes" behandelt die Differenzen mit den Jnnungsmcistern (24. A.). — Eine Gehitfenversammlung beschäftigt sich mit der während der Ausstellung angeregten Einschränkung der Sonntags ruhe im Barbier-, Friseur- und Perrückenrnacher-Gewerbc (24. A). — Die „Leipziger Anarchisten" beschäftigen sich abermals mit der „Inquisition in Spanien am Ende des 19. Jahrhundert»" (24. A). — 1. Hauptprüfung im Königl. Conservatorium der Musik (24. A). — Geh. RegierungSrath a. D. Beit Gerald von Seckendorfs, früher in Leipzig juristischer Beamter der ehemaligen Kreisdirection, stirbt im Weißen Hirsch bei Dresden, 71 Jahre alt (26.) 24. Sitzung der Stadtverordneten; man nimmt den Nachtrag zum Regulativ über die Erhebung der Anlagen für die evangelisch- lutherische» Kirchen gemäß den Anträgen der Mehrheit des Ber- fasjungsausjchuffeS an (25. Februar, 25. Februar A. und 26. Fe- bruar, vgl. 27. Januar). — Hauptversammlung de» „Vereins für Bolkswvhl" (26.). — Vortrag von Pastor Schäfer aus Altona im „Hausväterverband des 3. Bezirks der Nicolaigemeinde" über den „Hausvater und die Innere Mission" (27. A.). — Haupt- Versammlung des „Kirchcnbanvereins zu L.-Reudnitz ob. Th." (26.). — 2. Stistungssest der Damenablhcilung des „Turn- Vereins der Südvorstadt" (27.). — Eine Versammlung social- demokratischer Handlungsgehilfen beschäftigt sich mit dem Ent- wurs znm neuen Handeisgejetzöuch (25. A.). — Versammlung der in Buchbindereien und verwandten Geschäftszweigen beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen; Bericht über die in Halle abgehallene Hauptversammlung des „Verbandes der Buchbinder Deul>chlanLs" (25. A.). — Rhetorische Soirse von Helene Wagner (26.). — Con cert zum Beste» des Bincenlins-StisteS und der St. Laurentius- Kirche (26.). — Die Morgenausgabe bringt den Bericht über die Januarthätigkeit der Leipziger Orlskrankencasse. — Bekanntmachung des Rathes, betreffend die Verlegunq der Gesundhcitspotizei nach der Georgenhalle (2b.). — Desgleichen, betreffend den Verlaus der Pleißenburg-Baulichkeiten aus Abbruch (25.). 25. Bortrag von Lehrer Mönch im Leipziger Lehrerverein übe: „die Geographie atS erweiterte He»»alhsk>inde" (3. März). — Bortrag von Professor vr. Simroth im Verein für Volkswohl über „Wirth- schastsveretliigungeu im Thier- und Pflanzenreiche" (3. Marz). — 17. Stiftungsfest des Haus- und Grunübesitzervereins zu Lindenan (27.). — Tie Versammlung der Maler- und Lackircrgehtlfen bc- schüftigt sich mit den Malerarbeilen aus dem AussleUungsplatze (26. A ). — Bortrag des socialdemokraiischen Agitators Pens aus Dessau im socialdemokraiischen Vereine für den Osten Leipzigs über „Arbeit. Bildung, Besitz und Christenthum" (26. A.). — 5. Stif tungsfest des Radfahrervereins „Wanderer" (28.). — Schwur gericht-Verhandlung über de» Raubansall aus den Barbicrffubei.- beiitzer L. in dessen Wohnung Windmühlenstraßc 21 (25. A.). — 18. Gewandhansconcert (26. A.). — Ausloojung Leipziger StadtschulL- scheine (26.). — 22. Geburtstag Sr. königt. Hoheit des Prinzen Albert (25. A.). 26. Sitzung der Handelskammer; u. A. Verhandlung über Len Protest von C. Herm. Serbe gegen das Meßadreßbuch (27. Februar und 5. März). — Hauptversammlung der Hastpslichl-Lersicherungs- gejellschasl innerhalb der Leipziger Hausbesitzervereme (26. und 27.). — Vortrag von E. Wuttke im Kaufmän»»chen Verein über (eine Reiseerlebnisse im Kaukasus rc. (28.). — Vortrag von Franz Fürstet!- berg aus Berlin in der „Polytechnischen Gejellschasl" über Bakterien. (2 März). — In einer Versammlung der „Conditoreii-Kreisinnuiig" wird beschlossen, eine Fachschule neben der bestehenden allgemeinen Fort bildungsschule für Conditorenlehrlinge zu begründen und am I.Ociobcr zu eröffnen(27.). — Schau- und Preissrisiren der Damen-Frisirschulen der Leipziger Perrückenmacher- und Friseurinnung und des Gehilfenverciiis (28.». — Versammlung de- „Verein- Leipziger Buchdrucker« und Schrift- that, alS sähe sie di« verweinten Augen nicht, die mit kaltem Waffer bearbeitet worden waren. Ünd ebenso wußte die kleine Frau ganz genau, WaS Hugo vielleicht selbst noch nicht wußte, daß endlich eine große Liebe über ihn gekommen war. Er verrieth sich ja so oft; er wußte Käthe stet-zu finden; sein Auge leuchtete aus, betrat sie daS Zimmer. Er konnte sich sicher seine Umgebung nicht mehr denken, ohne daß Käthe darinnen war. Aber die Wochen vergingen, Clara sab zu ihrem Verdruß, daß die- Sichsuchen der der äußersten Gleichgiltigkeit nach außen nach wie vor zwischen den Beiden bestand. Noch acht Tage, dann war Käthe'S Urlaub zu Ende; Papa Liebmann hatte bereit- au» Norderney gemeldet, daß er sein Töchterchea abholen wolle, wie verabredet. ES war ein Sonntag. „Der letzte, den ich bei Dir ver lebe, Clärchen!" sagte Käthe, die, bereit» im Hellen Kleid, in da» Zimmer ihrer Freundin trat, wo diese eben die letzte Hand an ihre Toilette legte. „Ich mag gar nicht dran denken, Herz", klagte die junge Frau, „wie wirst Du mir fehlen, und Allen!" Bei der letzten Bemerkung wandte sich Käthe zum Fenster und blickte in den herbstlich gefärbten Garten. Alle Unnatur rächt sich, philosophirte sie, an ihr Derbältniß zu Hugo denkend. Warum war sie ihm gegenüber stet« so unfreundlich gewesen? Konnte er dafür, daß er kein Freund der Damenwelt war. Vielleicht harte er einmal trübe Er fahrungen gemacht. Dann hätte sie ihn diese vergessen machen müssen, er sollte wissen, daß nicht alle weiblichen Wesen nicht- taugten. Bon Lieben brauchte ja da keine Rede zu sein. Äber er guckte sie ja kaum an, nur manchmal — Käthe faltete lächelnd die Hände — ja manchmal lag etwas in seinen Augen, da» wie innige Zuneigung auSsab. Nun warS zu spät, Papa wird bald kommen, sie muß fort. Dann werden sie flüchtig, kühl einander Lebewobl sagen, und daS Leben geht für sie seinen Gang weiter. Daheim die Stille de- Dorfe-, die so recht geschaffen ist, Einkehr in sich selbst zu halten, zu grübeln, wie e« sein könnte und warum eS nicht so ist. Selbstquälerisch rief sie sich die Zeit zurück, wo die Harmonie ihre» Innern durch nichts gestört wurde. Wie schön war diese Zeit gewesen! Jeden Morgen mit lachendem Mund daS schöne Dasein begrüßt, jeden Abend mit fromm gefalteten Händen dankerfüllt eingeschlafen. Ja, schön war diese Zeit mit ihrem leisen Hindammern, ihrem wunschlosen Genießen gewesen. Aber schön war auck die letzte Zeit ge wesen, auch da» Unglück kann Glück sein. — Hugo laß lange vor Anfang de» Mittagessen- im Speise zimmer. Er horchte aus den bekannten leichten Tritt. Er bereit» daS Clavier im Nebenzimmer geöffnet, Käthe ihm noch etwas Vorspielen. Sie hatte flüchtig geäußert, daß sie gern die „Folkunger" haben möchte, in Prachtband lag die Partitur da. Sie batte neulich eine Wette gewonnen, die» war sein Geschenk dafür. Unruhig ging er auf und ab, ob sie sich freuen wird? Ob sie ihm rin herzliches Wort dafür giebt? Da ging die Tbür auf und Käthe blieb zögernd sieben. „Immer noch Furcht und Abscheu vor mir?" fragte Hugo mit einem Anflug von Trauer in der Stimme. Sofort kam Käthe herein, entdeckte auch sogleich drüben die weithin leuchtende rothe Partitur und stürzte darauf lo». Sie las erglühend die kurzen Widmunzsworte, die Hugo hinein- aeschrieben hatte. Er sab, wie sie ihn leuchtend ansab, voller Dankbarkeit streckte sie ihm die Hand hin. Da kam Clara — zur Unzeit wie so oft! dachte Hugo —, rief zum Essen, Käthe dankte flüchtig für das „schöne Geschenk", und der kurze Zauber war vorbei. „Ein Bielliebchen!" rief Käthe plötzlich, als man beim Dessert angekommen war. „Das ißt Du natürlich mit, Hugo", meinte Clara, sich gemütblich eine Birne schälend. „Und zwar auf Du und Du!" rief Doctor Korn. Clara blickte ihren Manu erschrocken an — kam ihm jetzt ein verspätetes Verständniß für all ihre früheren Winke und Blicke, und wollte er das Versäumte nun mit einem Schlag nachholen? Einen Augenblick herrschte Schweigen. Clara schielte zu Käthe hinüber, die das dunkelrotbe Gesicht gesenkt batte. Mar erfreute sich an Hugo s Verlegenbeit, eS that ibm unendlich wohl, sich bei der Gelegrnbeit für so manchen Spott seines Schwager- auch 'mat rächen zu können. Er constatirte aus eigner Erfahrung, daß Rache süß ist. Clara sagte sich: Wären die Beiden einander gleicbgiltig, so hätten sie sogleich lachend in den Vorschlag eingewilligt, aber so? Sie biß vergnügt in ihre Birne und nickte der endlich wieder aufsehenden Käthe zu. „Also gut! Ans Du und Du!" ries Hugo, und reichte dem junge» Mädchen seine Rechte, in di« sie mit neuem Er- rötben idre Hand legte. Nun entstand eine neue Pause, bis Clara sagte: „Aber so wagt- bock' einmal, Euch anrureden!" „Kälbchen, darf ich Dir eine Partie Mandeln knacken?" fragte Hugo; ein Sturm von Heiterkeit brach loS, in den Käkb- einstimmte. „O ja, wenn Du so gut sein willst!" erwiderte sie, von Neuem wie mit Glukb iiberqossen. Hugo ging sodann daS „Du" sehr rasch und leicht von der Zunge, es schien, als habe er sich im Geist schon sehr darinnen geübt! Wie wirds aber, wenn wir allein sind? fragte sich Kätbe ängstlich. In meinem ganzen Leben, gestand sich Hugo, sage ich nicht wieder „Sie" zu Käthe. ES war ihm ja so süß, sie zu nennen, als gehöre sie ihm bereits. Er war ordentlich eifer süchtig, wenn Clara so ohne Weitere» seine Käthe duzte. Seine Käthe? Wollte sie'S aber auch sein? Ermutbigt hatte sie ihn wahrhaftig nicht! Er hoffte, daß dies Vielliebchen sie einander näher bringen sollte, vom „Du" dursten Beide den Weg zum „Sie" zurück nicht mehr finden! Wenn nur Käthe sich nicht versprach! Er zitterte ordentlich vor dieser Möglichkeit. Wie süß schmeichelte ihr schüchternes, geflüstertes „Du" an sein Ohr! Und Käthe, sie hätte nie geglaubt, daß es gar so schön auf der Welt sein könnte! Heute früh noch hatte sie sich in die Zeit zurückgesehnt, wo ihr dies Hoffen und Bangen fremd gewesen war. Jetzt, als Hugo sie so wie selbst verständlich — „Käthchen" und „Du" nannte, war sie glücklich. Nock batte Keines sich versprochen. Beim Kaffee ward diese Thatsache vom Doctor Korn mit grausamer Lust er örtert Wieder hatte Clara Gelegenheit, über ihren Mann zu erschrecken, als dieser mit schelmischen Blicken murmelte, während er in kleinen Zügen seinen Kaffee trank: „Hm, hm, merkwürdig, das scheint einmal ein Bielliebchen zu sein, waS Keiner verliert!" Er schwieg, seine Leute musternd. „Dann endigt die Sache eben mit einem ewigen Du!" sagte er nach einer kurzen Weile des Schweigens. Käthe sprang ans. „Es klingelte!" rief sie, zur Thür hinauSstürzenv. „Na, da sind doch die Dienstboten zum Oeffnen da!" meinte Mar. Aber Hugo sprang ebenfalls auf. „Wer weiß, vielleicht ein Bettler!" Damit war er eben falls draußen. „Die sorgen für unsere persönliche Sicherheit! Rührend!" sagte Max, während Clara ihrem Mann mit dem Finger drobtc. Die Beiden benutzten die Pause des Alleinseins, sich zn küssen und dann ihr LieblingSthema zu besprechen, die be ginnende Praxis. Er halte gestern seiner Frau eine Banknote überreicht mit einem stolzen: „Selbstverdient, Schatz!" Strahlend batte Clara ihren Mann angetächelt. Hugo, der Böse, aber batte gemeint: ..Max, hebe Dir den Schein gut ans! Es ist in sväteren Jahren immer von besonderem Jntereffe und ein rührendes Gefühl, sieht man seinen ersten selbstverdientcln Schein an!" Der böse Hugo! Jetzt gab sich wenigstens Gelegenheit, ihm seine Neckereien nach Kräften beimzuzahlen! Käthe war durch den Hausflur geeilt und öffnete die HauSlhür. Keines der Dienstboten hatte das Klingeln ge hört. Ein Junge, hinkend und auf Krücken gestützt, stand da, einen Korb voller Rosensträußchen in den Händen. „Kausen Sie, bitte, eS sind bald die Letzten!" bat er. Von Mitleid übermannt, ohnedies in einer wunderbar weichen Stimmung, suchte Käthe ihr Portemonnaie und sagte: „Geben Sie mir sechs Sträußchen!" Da stand plötzlich der Herr Baumeister neben ihr. Er beugte sich über die Schulter des jungen Mädchens und fragte, al» verstände eS sich von selbst: „Mochtest Du gern ein paar Sträußchen, Käthe?" Bor deren Augen verscbwammen die Geldstücke. Dem armen Jungen flog ein Lächeln Lber'S Gesicht. „Ihre Braut hat sich schon welche ausgesucht!" meinte er leise. Ein leiser Schrei au» Käthe'S Mnnv. „Sie soll sie alle haben!" sagte Hugo schnell und faßte den Korb mit den Blumen. „Halte die Schürze auf, Käthchen!" bat Hugo. Da hob sie gehorsam das weiße, spitzenbesetzte Schürzchen, und während er m dieses die Blumen schüttete, begegneten sich ihre Äugen. ES lag so viel unausgesprochene Seligkeit in diesem Blick, daß sic Beide schnell wieder wegsahen. „Hier, mein Junge", sagte Hugo, seiner Börse eine Doppel krone entnebmend, „daS hast Du verdient!" Der arme Schelm hinkte weinend vor Freude davon, er batte sich nur mit Blicken bedanken können. Käthe, ihre Blumen iu der Schürze, hatte Alle- gesehen, als Hugo die HanSthür schloß, und die dämmerige Kühle Beide umfing, sagte sie: „daS war sehr gut von —" Sie stockte, sie wußte jetzt nicht mehr, ob Du oder Sie. „Von Dir, willst Du doch Wohl sagen", flüsterte Hugo au ihrem Ohr. Er legte den Arm um sie: „Wollen wir nicht für unser ganzes Leben beim „Du" bleiben, mein liebe», geliebte« Käthchen?" Er beugte sich über sie uud sucht« ibre Augen. Da flogen die sämmtlichcn Sträußchen auf die steinernen Fliesen. Käthe schlang ibre Arme um den Hals ibre» Bräutigams. — Max Korn erklärte sich später für den Ehestistrr der beiden Glücklichen, indem er als Dielliebchen zum „du und du" geratbeu batte. Seine Frau giebt ihm natürlich recht und empfiehlt seitdem all' ihren jugendlichen Bekannten da» Vielliebchen- rfsen, aber nur jene- auf du und du.
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