Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.03.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970312022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897031202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897031202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-12
- Monat1897-03
- Jahr1897
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
S4.3» 101 — 101,»» »1.3» 101,— 101.3» .0.1 —» — ak, 135.40 L. 101.— ra. 8p. — v — nm — 65. H 3V«.— Qix 81.— etd. «5.— . r. 385.— 200,— v» 12«.— . 0. UM. 148.— 6t». 174,— t»d. ISS,— lbt» 298,50 pU» bsii. 119.— >dr.) 103,75 Nlr.) 111,50 ».-k. 300,— 70.— N,5. 108,— »1 — 119,— L. llk. . 0. — Cour» 1»0,— o. 8».— O. 1«?.— 6. 350.— O. 83.50 6. 84.— 0. SV.- 8. 104. — U 4S0.— 6. 8»,— v. ISS.— 6. IIS.— O. 17».— 6. 300.— O. 11».— L. SS,— O, 188,— U. 133.— 6. 130.50 8. 31».— 8. 105. ^ 6. , 111.50 d- ) ) 330,— 6. r sm Ltitck. > 7S2.— soll blV.- j 690,— IvUSL 3195 m <mt ^ 23,20 I^O >r»s v»r reck: Luklivoäolisr tr»8«. krsa^lt I. Lw. v.gäl. om 8. trMsl, S03 417 480 «20 irsxslm»,!»!»:. .-85»r,> 14^ ir.-S.et.! »7 >>4 lor. m.Sal. o. <to. ärsllt« Zäsur, ^r. Sol islld?r sk.8d»r. ksoiüo d.krioi. Lis.-kr oräostd. aioob. ictioosld ssrbsdo mplou lsoollt ^p.-S.-v. il'vul r.Sotd» »all eksüsllll 108.50 08.00 103.80 89,80 00,'. 0 55.10 36.70 48.30 86.10 80.50 137.70 131.20 03.25 124,— 03.25 03.25 3'!« 151,10 103.50 157.40 125.20 X 104.50. >,k,8t,-S Sisrdr. iMoMso Lucksrk. p<8oldr.) (8srtiu3 7. krk -V k.8etmiM sssr «rt Nr. 8»Uo -sx„ eon» >ck«INt 87.75 107.20 304.50 187.50 174.75 104.25 189.75 123.25 337.— 74.— 37«.— 78.— !175.,5 136.— >1. 7?rsd«r 540.— 80. OuLno 75.75 >v« L Oo. 305.25 lisrxMerk 339.50 dnrß 132,50. bare kr. > Ix. U»u kurr I 315.90 213 55 216.- MSSSll ozm-'dr. ,iusr mksimi > v.8t. rr. dNtts ekiredSL >nsr ai» l. Olovck >. ksckstt. 1» ksetüv 94.50 2«?.— 195.10 152.35 47^40 156.10 1S1.50 171.10 172.75 107.10 124 25 48.- Ldörss: l-astlvs iclUnse.t Vsirsll zr loe» 3S>—, Llsi -o <k>»u V.SS). k»u V.1SX pker ,8xlv»ois"; io /oll Srrsllttüi« vck" io vrswso asr io Imiprix, ,ot l-nitpvIN- tIÜ3> 8 3, b vdr 1l<rrx«os> oiptoo. 8pr»«- (10/3, 4 vd' ,o 6«m»; ,kk»l»' Bezugs-PreiS P -» h«»trMditio, oder de» i« Ht»dt- «UM vch den Hör orten «rricbtelen Aur- «dspeleu ahgeholt: vtrrtetjlchrltch^i4.L0, «t P»«tm«Itg», «lgltcher Zustellung ln» Durch dt. Lost bezogen sür Den sich l«»d u»d vesterrrtch: vtMrl,»hrlich Direct» täglich« Kreuzb«die«d»»g «G» monatlich X 7.Ü0. Mend-Ansaabe. Mt» Pkorgru-Avigabe erscheint um '/,7 Uhr. u» Nt«d-A»»g»b« Wochentag» um b Uhr. Lrtzactto« Erpeditiou: -nh«»ne»,gffe 8. Dielhdaditton ist Wochentag» anunterbroche» Geöffnet »o» früh » hi» Abends 7 Uhr. Filiale«: vtts Me««'» Aortt«. («lfretz Ha-«). Universitütsstrahe 3 (Pauliuum), Laut» Lösche, «atharinenstr. 14. pari, und Svnlg-plad 7. aWM.TMblatt Anzeiger. Ämtsökatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Aathes «n- Nolizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen-PreiS dir -gespaltene Petttzetle SO Pfg. Reclamen unter demNedactionsstnH (4ge» spalten) bO-4, vor den Famitiennachrichtr» (6 gespalten) 40 Gröbere Schriften laut unserem Preis- verjeichntb. Tabellarischer »"d Atffernjatz nach höherem Tarif. Extra-Beilage,» (gesalzt), nur mit d« Morgen-Ausgabe. ohne Postheförheruch 60.—, mit Postbesördrrung ^ 70.—. Annalsvieschluz für Än)eigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anieige« sind stet» au die Expe-ittan zu richten. Druck und Verlag von S. Polz in Leipzig. 130. Freitag den ,2. Mürz 1897. 01. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 12. März. Verschiedrne Blatter deuten auch beute noch da» Vorhanden sein etnrr „Artsts" an, andere meinen wenigsten», die parlamen tarisch» Lage sei — durch den bisherigen Verlauf der Flott en- aagrlegenheit — «>ne sehr ernste geworden. Unter dem Aus druck „parlamentarische Lage" kann man sich Vielerlei denken; wenn damit die augenblickliche Stimmung der maßgebenden Stellen gegenüber dem Reichstage gemeint sein soll, so glauben wir nicht, daß sie sich zu einem Entschlüsse verdichten werbe. Jene Stimmung ist ungünstig, aber nicht allein und wohl nicht vornehmlich wegen desSlanves der Marinefrage. Es ist genau zu unterscheiden zwischen den Forderungen für die Kriegsschiffe und zwischen der Art, wie man sie neuerdings durchzusetzen versucht hat. Dir Sache der Flottrnverstärkung steht heute jedenfalls nicht schlimmer und wahrscheinlich besser als zur Zeit der ersten Berathung des Etats. „Aber" — so schreibt man unS aus Berlin — „die Uederraschung mit der Denkschrift und der Rede des eben von Wilhelmshaven nach Berlin zurückgckehrten Admirals Holl mann, ein Unternehmen, mit dem außer einem Eifolge in der Flottenangelegenheit noch ein politischer Zweck — ein con- stitutioneller darf man sagen, aber im uneigentlichen Sinne dc« Worles — erreicht werden sollte, dieser Schlag ist mißglückt. Und zwar dies vollständig. Der Abg. Vr. Hammacher erfreut sich nur insoweit der ungetbeitten Zustimmung seiner politischen Freunde, al« er in der Budgetcommission die Bereitwilligkeit kunvgab, die Marineforderung vor allen Dingen unter rem Gesichtspunkte der Sicherheit und deS Ansehens des Reiches zu betrachten. DaS Vertrauen hingegen, mit dem 0r. Ham macher die Fiction einer streng orvnungS- und verfassungs mäßigen Behandlung der zur Berathung stehenden Angelegenheit hinnahm, ist privates Empfinden dieses und vielleicht auch weniger anderer nalionalliberaler Abgeordneten. Im Ganzen hat man jedoch den Eindruck, als ob sich in der Eominissions- siyung vom 5. März das Walten eines autolratischen Systems verralhen habe, welches nicht nur der künftigen Stellung des Reichstags, sondern der nationalen Entwicklung im All gemeinen gefährlich werden müsse. Und man legt in parla mentarischen Kreisen auf diese andere, politische, Seile der Angelegenheit rin nicht geringeres Gewicht, als ihr anschcinenv von rer Regierungsstelle zuerkannt worden ist. DaS herrschende Unbehagen hat seine Quelle nicht allein in dem Verfahren in der Marineangelegenbeil, bei dem dem Reichs tage und in diesem vor Allem den positiv gerichteten Parteien die Rolle eines Vollstreckers persönlichen Willen» zugevachl war, es kommt, abgesehen von mannigfachen Erinnerungen, hinzu das wie aus der Pistole geschossene, in ganz ungewöhnlicher Weise sogar amtlich auf den Wunsch des Monarchen zurückgefiihrle anfröstelnde Project einer prunkenden Namenshalle für 100 000 bis 150 000 Krieger aus dem Jahre 1870/71, und eS mengt sich serner bei — warum damit hinter dem Berge halten? — das tiefe Bedauern über den Versuch, dem deutschen Volke eine seinen gelehrten wie ungelehrten, den mehr denkenden und den mehr im Gefühle ausgehenden Gliedern gleichmäßig fremde Vorstellung von dem Wesen Kaiser WUHelm'S I. unv seiner großen Beralher im Kriege wie im Frieden aufzubrängen. Man findet in alledem einen gemeinsamen Zug. der auf eine den Anschauungen und Möglichkeiten unserer Zeit widerstreiten»« Auf fassung von den Grenzen des monarchischen Könnens hiudeutet. Wir glauben nach den in den letzten sechs Jahren gemachten Erfahrungen nicht die Hoffnung hegen zu dürfen, daß der Beklommenheit, die sich — leider im Angesicht der Gedächtnißfeier de- ersten Kaiser- — der Gemülher bemächtigt hat, im Reichstage Worte verliehen werden, aber so weit dürfte sich die berrschende Stimmung wohl geltend machen, daß osficiöse Andeutungen über kritische Verwickelungen auf die Abstimmung derjenigen nationale» Abgeordneten, die nicht schon bisher entschlossen waren, sämmllicde diesjährigen Marine forderungen zu bewilligen, ohne Einfluß bleiben werden. Die national liberale Fraktion scheint ja, was wir von unserem von Anbeginn eingenommenen Standpunkte natürlich mit Geuuglhuung begrüßen, einmütbig in der Absicht, an keinem Punkte eine Verzögerung der Flottenvervollständigung ein- treten zu lassen. Ader diese Uebereiustimmung war vor dem vorigen Freilag erzielt, und wir glaube», das Beste, was man der Aclivn dieses Tages nachrübmen kann, ist, daß sie nicht im Stande war, jene Einhelligkeit zu zerstören." Der Bundesrath hat, wie der Telegraph bereits ge meldet hat, gestern den umgearbeiteten Entwurf, betreffend die Organisation des Handwerks, genebmigt; bereits in der nächsten Woche soll die Vorlage dem Reichstage zugebe». WaS über sie verlautet, überrascht nicht, liefert aber noch kein vollständig klares Bild des nach so langer Flickarbeit zu Stanke gebrachten Werkes. DaS Princip der Zwangsorganisation, welche« der von der preußischen Regierung eingebrachle erste Entwurf enthielt und an dem einige Bundesstaaten Anstoß nabmen, soll in seiner ursprünglichen Strenge nicht mehr aufrecht erhalten werben. Die Zwangs in nung wird vielmehr davon abhängig gemacht, daß eine Mehrheit des betreffenden Handwerks von Fall zu Fall für die Ein führung desselben sich entscheidet. Die Möglichkeit einer folchen freien Entschließung der Handwerker war freilich auch in der preußischen Reformvorlage enthalten, doch sollte damals eine Ausnahme sein, WaS dem Anscheine nach jetzt al» Regel statuirt wird. Weggefallen ist in dem neuen Entwurf der Handwerksausschuß, um dessen Be seitigung Niemand bekümmert sein dürfte. Die Handwerks kammern sind bestehen geblieben, doch sind iure Befugnisse nicht unbeträchtlich erweitert worden. Die Bestimmungen über das LrhrlingSwesen und die Berechtigung zur Führung deS Meistertitels sind, dem Vernehmen nach, auch in den nmgestalteten Gesetzentwurf übergegangen. Eine eingebende Beurlbeitung des Eompromiß-EntwurfS muß Vor behalten bleiben bis zu dem Zeitpunkt, wo der Wortlaut der Neuerungen und deren Motivnung bekannt sein wird. In der griechisch-kretischen Frage hat daS entscheidende Wort gestern noch nicht gesprochen werden können, da in der sranzöfischen Kammer die Beantwortung der in der Angelegenheit bekanntlich angemelteten Interpellation auf Wunsch Hanotaux' auf Montag verschoben worden ist. Als Grund bezeichnete der Minister die Rücksicht darauf, daß zwischen den Eabinelten noch ein lebhafter Meinungs austausch über die griechische Antwortnote im Zuge sei. Daß dieser sich nur auf die einzelnen Modalitäten deS gemeinsamen Vorgehens, nicht aber auf das Princip des selben beziehen kann, wird auch beute als sicher an genommen. Aus London verlautet, es herrsche bei den Machten nunmehr ein Einvernehmen in der Frage, ob Zwangsmittel gegen Griechenland anzuwenden seien. Auf den Vorschlag Rußlands solle Griechenland nochmals aufgefordet werden, seine Trnppen abzuberufen, und zwar unverzüglich. Gegen das Zwangsprogramm der Admirale bade nur England einige Einwänbe erhoben, die das ver einigte Vorgehen indeß nickt hindern würden. Die einzige Sckwierigkeil sei, daß die Truppen der Mächte, die gegen wärtig auf Kreta seien, für die Pacificirung Kretas nickt ausreichten. Dieser Schwierigkeit wird allerdings nicht so leicht zu begegnen sein; denn wenn sich die Säuberung der Infel von den griechischen Truppen und die Unterwerfung der Insurgenten nöthig machen sollte, so wird es sich um einen langwierigen, gefabr- und mühevollen Guerillakrieg bandeln, ähnlich wie auf Cuba. „Die Kanonen der Geschwader", schrieb dieser Tage einer der kretischen Insurgentenführer nach Athen, „können wohl unsere Häuser ausfliegen machen, aber nicht das Gebirge, dessen Schluchten für die Armeen Europas unzugänglich sind." So schlimm ist es nun nicht, denn aus die Tauer kann auch der zäheste Insurgent nickt von Wurzeln leben; immerhin ist es erklärlich, daß die Frage der Pacificirung Kretas Schwierigkeiten be reitet, die so leickt nicht zu überwinden sind. Man wird sich also noch einige Tage mit Geduld wappnen müssen, die zu lernen der Kreta-Conflict überhaupt eine gute Schule war. In Frankreich führen die ernsthaften Blätter noch immer eine energische Sprache gegen Griechenland. So schrieb gestern der „TempS": „Frankreich hat nicht ver gessen, was ihm die chimärische Campagne für das Nationalitäkenprincip unter Napoleon Hl. gekostet hat. Frankreich kann sich beglückwünschen, daß eS, indem es seinen Allianzen treu bleibt und loyal das europäische Concert aufrecht bält, dem Hellenismus einen Dienst er weisen kann, den die Gegenwart verkennt, die Zukunft jedoch gebührend schätzen wird." Da der „Tempö" als Organ deS Ministers Hanotaux gilt, so darf man sicher sein, baß die französische Regierung entschlossen ist. mit den übrigen Mächten zusammenzugeben, woran sic das Parlament voraus sichtlich nicht hindern wird. Die letzten unerhörten Türken- massacreS der kreti'chen Christen haben ihren Eindruck auch auf die öffentliche Meinung in Frankreich nicht verfehlt, und das wird am Montag in der Devutirtenkammer nicht ohne Einfluß auf die Abstimmung sein. Aber noch ein anderer gestern bereits erwähnter Umstand ist geeignet, Stimmung gegen Griechenland zu machen, und zwar nicht nur in Frankreich. Wir erbalten folgende Nachricht: * Paris, 12. März. (Telegramm.) Mehrere Blätter ver- urthrilen auf da« Strengste doS Vorgehen de« griechischen Com- Mandanten Rrineck, der die friedlichen Kundmachungen der europäischen Admirale an die kretischen Christen entgegen seinem Versprechen nicht übermittelt hat. Der Um stand, daß die Aufständischen die Absicht der Großmächte betreff« der Autonomie Kreis nicht gekannt haben, beweise gleichfall- die böse Absicht Griechenlands. Es sei zu befürchten, daß die griechische Regierung, wenn die Mächte wirklich das Plebiscit bewilligen würden, alsbald ähnliche Umtriebe ins Werk setzen werde. Wie wir schon mittbeilten, haben die Admirale mit den Aufständischen auf der Halbinsel Akrotiri Erörterungen wegen der Autonomie Kretas gepflogen und diese schienen Aussicht auf Erfolg zu haben. Es liegt uns darüber noch folgende Meldung vor: * Suva, 11. März. (Meldung der „Agenzia Stesani".) Bei den Unterhandlungen, dir der italienische, der französische und der englische Admiral mit den Führern der Aufständischen ans Akrotiri führten, schienen die Aufständischen, obwohl sie sich entschlossen zeigten, die türkische Herrschaft abzuschütteln, gerne die Auto- nomie Kretas annehmen zu wollen. Die Admirale sandten, als sie erfuhren, daß die Aufständischen Kranke und Verwundete hätten, denselben ärztliche Hilfe. Käme es thatsäcklich zu einer Vereinbarung der Mächte mit den Insurgenten über die der Insel zu gewährende Autonomie, so würde die Kretafraae in ein ganz neues Stadium treten, das eine baldige friedliche Lösung derselben garanlirte. Wir haben von vornherein nicht geglaubt, daß die Kreter großes Verlangen danach tragen, in die Arme Griechenlands „zurückzukehren", von dem sie ebenso gut wie alle Welt wissen, daß cs seine eigenen Angelegen heiten nicht verwalten kann. Nur ,FoS von der Türkei!" das ist das einzige Ziel der kretischen Christen, und so ist es begreiflich, daß sie eine, die türkische Willkürherrschaft absolut ausschltcßende Autonomie mit Freuden begrüßen. Nehmen sie dieselbe an, so hat Griechenland nichts mehr auf der Insel zu suchen, es könnte sich, blamirt für immer, zurück- zichen, und die Lust zu ähnlichen BefreiungSthaten dürfte ihm vergangen sein. Ein Plebiscit allerdings oder eine Abstimmung der kretischen Deputirtcnkammer über Autonomie oder An schluß an Griechcnland, die stattfände, so lange die regulären griechischen Truppe» aus der Insel sind, könnte, da eS an hellenischen Aufstachelungen, nölhigenfallS auch an gewalt samem Druck nicht fehlen würde, kaum ander- als zu Gunsten Griechenlands ausfallen. Deshalb besteht man in Athen auch mit Consrquenz darauf, daß die griechischen Truppen auf Kreta verbleiben. Daran wird auch nichts geändert, wenn Griechenland den Truppen der Mächte „erlaubt", an der Pacificirung der Insel theilzunebmen. Diesen Compromißvorschlag soll bekanntlich die griechische Negierung als Ergänzung der Antwortnote den Mächten unterbreitet haben. Die Nachricht wurde im englischen Unter- Hause amtlich dementirt, aber etwas scheint doch daran zu sein, wie aus folgender Meldung hervorgeht: * London, 11. März. (Unterhaus.) Harcourt richtete an die Regierung die Anfrage, ob Griechenland den Mächten eine weitere Mittheilung gemacht habe, die dahin laut«, daß Griechenland die Suzeränität der Türkei aus Kreta anerkenne, daß es sein« Flotte aus den kretischen Gewässern zurückzirhe und zum Zwecke der Herstellung der Ordnung die griechischen Truppen auf Kreta unter die Ucberwachung der Mächte stelle mit der Bedingung, daß schließlich das kretische Volk zwischen der Autonomie und der Einverleibung in Griechenland entscheiden solle. Auf Liese Anfrage antwortete der Parlaments- unterjecretair des Acußeren, Curzon: Der griechische Geschäfts träger Metaxas habe gestern Abend im Auswärtigen Amt« eine mündliche Mitlheilung gemacht, doch entspreche deren Inhalt nicht genau der Anfrage Harcourt's. Auf die Zwischenfrage Harcourt's, ob er nicht das Wesentliche der Mittheilung angegeben babe, erwiderte Curzon: „Nein, es sind in der Anfrage wesent liche Ungenauigkeiten. Eine Niederschrift der Note wird möglichst FeniHrtsi, i8, Ein Frauenherz. Roman frei nach dem Englischen bearbeitet von Emil Brrnfeld. Nachdruck verboten. „Pah! man braucht ein bischen Scandal, Sensation, Effect!" „Ein Effect, für den ich böflichst danken würde, wenn er vielleicht zunächst darin bestände, den Zorn dieser Herren auf mich geladen zu haben!" bemerkte Mr. Russell, auf dessen gleichmütkigem Gesicht etwas wie ein spönischeS Lächeln spielte. „Nock einmal pab!" rief Blesstngton unbekümmert anS. „Wir sind hier auf englischem Gebiet, nicht mehr auf irischem! In diesem Falle ist Irland ein Land und Eng land zum Glück ein anderes! Hier herrschen Gottlob andere Zustände." „Eb, Sie meinen, hier könnte man Sie nicht erreichen?" fragte Russell. „Die Burschen haben bisher noch keinen Versuch gemacht, auf englischem Gebiet ihre Streiche zu spielen; und sollten sie mit mir anzubinden wagen — meiner Treu, sie sollten hier ihren Mann an mir finden!" brüstete sich Blessinaton keck. Der Major, der hier bemerkte, daß da« Gespräch Margaret peinlich berührte, gab ihm eine andere Wendung und man brach von dem Tbema ad, aus das nur die junge Frau selbst noch einmal zurückkam, als man sich vom Diner erhoben hatte und sie mit Pansy ein Zwiegespräch begann, wahrend die Herren eifrig einige Detail« de« wichtigen Gebietes: Pferde, Jagd und Hunde discutirten. „Die Gefahr, in die sich Tom begiebt, erfüllt mich mit Sorgen", äußerte sie zu der Freundin thrilnadm-voll. „Er sollte von seinem leichtsinnigen Spiel mit vergleichen ablassrm E» drückt mich wie eine dunkle Vorahnung, daß uns au» diesen Dingen neue» schwere» Unheil erwachsen werde." Vergeblich sucht« Pansy sie zu berudtgen, unter dem Hin weis, daß der gute Mr. Tom wohl «in di«ch»n mehr al» nötbig mit seiner Keckheit prahle, da er sich selbst hier für vollkommen sicher halte; daß man aber seitens einer ernsten politischen Partei seinen Schmäbartikeln in einem Unter- haltungSblatt schwerlich eine besondere Bedeutung beimessen werde, und daß sogenannte „Ahnungen", wie sie lustig hinzu setzte, doch gewiß etwas seien, was die Freundin doch eber einer kleinen GemüihS-Indisposition, als einer gebeimniß- vollen Einwirkung prophetischer Mächte zuschreiben dürfe. Margaret blieb verstimmt und klagte über Kopfschmerzen; ihr unbehagliches Befinden steigerte sich, eine seltsame, be klemmende Unruhe gesellte sich dazu, die sie unablässig bang nach Hause denken ließ, ohne daß sie sich einen Grund dafür anznaeben wußte und ebne daß sie von ihr zu sagen wagte, au« Furcht, sich den Neckereien Pansy'S auszusetzen. Sie ver mochte jedoch bald nicht mehr, ibrem ängstlichen Verlangen zu widerstehen und sprach ihren Entschluß ans, nach Hause zu fahren, unter dem Borgeben, daß ihre Kopfschmerzen sie nöthigten, die Ruhe auszusucken. Pansy wollte sie begleiten, Margaret protestirte jedoch aufs Eifrigste dagegen. „Tein Mitaufbruch würde die Gesellschaft söfort auf- lösen", sagte sie, „und wir würden Tom seine ganze Freute verderben. Er könnte eS uns nie vergeben, wenn wir seine Gesellschaft vollständig der Damen beraubten. Ich bitte Tick, inständigst zu bleiben. Ich sende Euch den Wagen, sobald er mich nach Hause gebraucht, unverzüglich zu Eurer Ver fügung zurück." So geschah eS, daß Pansy, die nur ängstlich darauf be dacht war, Alles zu vermeiden, WaS wie eine Flucht vor Flemmingham erscheinen konnte, einwilligte, zu bleibe», und Margaret allein zurücksuhr. xvm. Die Fahrt durch die Stille der späten Abendstunde in der erquickenden frischen Vukt, im offenen Wagen, da da« Wetter schön geworden, lhat Margaret wohl, ihre Kopfschmerzen schwanden und sie wurde ruyiger. Am Parkthor ließ sie den Wagen halten, stieg au» und sandte ibn zurück, um den Weg durck den Park nach dem Hause zu Fu j zu macken. Die Gräser und Kräuter der weiten Rasenflächen dufteten so lieblich in der Frische nach dem Regen deS TageS, di« tiefe Ruhe um sie her nach dem Geräusch und Geschwirr der Gesellschaft, da« fl« ermüdet hatte, war so angenehm, die Luft mild und schön, und Licht oder Dunkelheit galt ihr ja gleich in ihrer Blindheit — die kleine Promenade durch den Park an ibrem Stocke, den sie stets bei sich führt«, war ihr eine Erholung. Sie öffnete die Gitterpforte, die sie unverschlossen fand und schritt langsam hindurch, den Weg auf daS nahcgelegene ParkwärterbäuSchen zu. Plötzlich erinnerte sie sich de« kranken GrimeS, machte Halt nnd stand einige Augenblicke zögernd. Er war krank und allein, er bedurfte vielleicht irgend einer Handreichung, die ibm zu leisten er Niemand batte — war cs recht von ihr, wenn sie vorüberging, ohne einmal nach ihm zu sehen, ohne eine Frage für ihn zu baden, ob er etwas bedürfe? Ihr Beginnen batte ihr selbst um so mehr als Hartherzigkeit erscheinen müssen, als sie den Mann nicht leiden mochte, und sie hatte Stephen gesagt, daß ihre persönlichen Gefüble gegen den Mann sie nicht hindern würden, ibm in 'einer Krankheit Beistand und Tdeil» nähme zu zollen. Schnell entschlossen kreuzte sie den Weg, öffnete die Tbür des HauseS und schritt hinein. Ob der Raum, in dem sie sich befand, erleuchtet oder dunkel sei, wußte sie nicht, allein sie wußte sofort, daß er leer war, denn ihr scharfes Ohr vernahm keine Atbemzüge eines Anwesenden; sie war indeß von ihrem Hiersein am Nachmittag her noch orientirt genug, nm ihren Weg nach der gegenüberliegenden Thür zu dem Krankcngemach zu finden, pochte leise an und trat, da Niemand antwortete, geräuschlos ein. „Sind Sie wach, GrimeS?" fragte sie mit vorsichtig gedämpfter Stimme, um den Kranken nicht zu wecken, falls er schliefe. „Ich komme, um zu hören, ob Sie irgend etwa- bedürfen. Wie geht es Ihnen?" Abermals ersoigte keine Antwort. Schlief der Mann so fest? Margaret stand und lauschte. Aber was war das? Nicht der leiseste Laut war hörbar, kein regelmäßiges tiefes Alhmen eine- Schlafenden, kein unruhiger, keuctienber Athem- zug eine« schlummernden Kranken drang an ibr Okr — in diesem Raum befand sich kein Lebender außer ihr! Ein kalter Schrecken durchrieselt« sie. War GrimeS seinen Leiden er legen. befand sie sich an einer Stätte deS Todes? „Um GotteSwillen, GrimeS, was ist mit Ihnen?" schrie sie entsetzt auf. „Sprechen Sie zu mir, wo sind Sie?" Im nächsten Augenblick ertönte ein dumpfes Getös« irgendwo, wie unter der Erde; eine Tbür wurde bestig auf- gestoßen, die polternd auf den Fußboden niederzuklappen schien, als sei eS eine Fallthür; Schritte stürmten im Ge trappel eine Trepve von »nten heraus, als komme man all dem Keller, der Raum erfüllte sich offenbar mit einer Anzahl hastig herbeicilender, dumpf murmelnder Personen, die wie auS dem Erdboden bervorgrstampst schienen, und einen Moment später fühlte sich Margaret von harten Fäusten ergriffen und fesigebalten, daß sie sich nicht bewegen konnte, während eine rauhe Hand sich auf ihren Mund legte, um sie am Schreien zu verhindern. Die letztere Vorsicht war überflüssig, denn die arme Blinde war so von Entsetzen gelähmt, daß sie kein Wort zu sprechen oder keinen Schrei auszustoßen vermocht hätte, und wenn sie damit hätte ihr Leben retten können; ihr Herz scklug so heftig, daß sie fast vergeblich nach Atbem rang, und sie würde zu Boden gesunken sein, wenn nickt die Griffe an ihren Armen sie gewaltsam aufrecht erhalten hätten. Sie fürchtete, die Be sinnung zu verlieren, als plötzlich eine Stimme an ihr Ohr schlug, welche, so schmerzlich es sie zugleich auch berührte, sie in diesem Kreise zu vernehmen, sie doch in dem Moment der gegenwärtigen Gefahr neu belebte — die Stimme ihres Gatten! „Zurück, Ihr Wahnsinnigen!" donnerte er, „zurück von ibr, sag' ich! Seht Ihr nicht, daß eS mein Weib unv daß sie blind ist?" Die Fäuste, welche Margaret gepackt hielten, ließen in ihren Griffen ein wenig nach, aber wurden nicht entfernt; man schien zu schwanken, ob man dem wilden Zorn Grey's Folge leisten dürfe, bis eine matte, gebrochene Stimme, die Margaret als diejenige GrimeS erkannte, so sehr auch Schwäche und Leiden sie verändert hatten, sich unerwartet zn ihren Gunsten einmischte. „Sie ist seine Frau — und seht Ihr nicht, daß die Aermste blind ist?" stöhnte der Kranke mühsam, den einige Männer zu tragen schienen. „Legt mich auf mein Bett bier — aber vorsichtig, ihr Männer — jede Bewegung geht mir wie ein Dolchstich bis ins innerste Mark! Sie ist seine Frau, sag' ich, und sie ist blind, ich weiß eS. Ihr könnt ihm trauen." Man ließ sie loS und die Hände wurden von ihr zurück gezogen. Dir Männer flüsterten mit einander. „Wenn sie keine Augen hat, um zu sehen, so hat sie dock einen Mund, um auszuplaudern," brummte eine mürrische halblaute Stimme. „Was^soll mit ihr geschehen?" „Sie wird schweige»! Ick stehe mit meinem Leben für sie rin!" rief Stephen Grey heftig dazwischen. „Es ist nickt ihr Leben, auf daS es uns hier ankommt, sondern unser eigenes," grollte der erste Sprecher mißmutbig. „Weiber sind schwatzdafl! Ich möchte meinen Hal» nicht in der Gewalt einer Wriberzunge wissen!" murrt« ein Anderer drobend. Wieder folgte ein Augenblick de« Flüstern«. „Geschwätz!" rief dann plötzlich eine Stimme rauh auS. „Machen wir kurzen Proceß! SS giebt nur rin Mittel, un» vor ihr sicher zu stellen und — und da« ist . .
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite