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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970315026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897031502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897031502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-15
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Gröbere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsa- nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ahne Postbesörderunzi SV.—, mit Postbesörderung 70.-- Annahmeschlnß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen nnd Annabmestellea je eine halbe Stund« froher. Anretge« sind stet« an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 135. Montag den 15. März 1897. Politische Tagesschau. * Leipzig, 15. März. Die Abstimmung der Budget com Mission des Reichs tag» über den Martne-Etat ist nicht nur unerfreulicher ausgefallen, als wir am Sonnabend, unmittelbar vor Beginn der entscheidenden Sitzung, annehmen zu dürfen glaubten, sondern sogar noch ungünstiger, als die besorgten Freunde unserer Marine vor Monaten befürchteten. Daß entweder die erste Rate für «in neues Panzerschiff, oder die ersten Raten für zwei neue Kreuzer 2. Claffe gestrichen werden würden, galt damals als sicher. Die Entscheidung, die sich Herr vr. Li eb er vielleicht an den Knöpfen abgezählt hat, denn eS sprach gleich viel für die Bewilligung der Kreuzer, wie für die de» Panzers, fiel zu Gunsten deS Letzteren; die ersten Raten für die Kreuzer wurden gestrichen. Es hat aber der Mehrheit der Commission weiter beliebt, alle sonstigen Nruforderungen im Etat der einmaligen ordentlichen Ausgaben abzuweisen, nachdem sie schon die Raten für im Hau begriffene Kriegsfahrzeuge um inSgesammt 4 Millionen Mark gekürzt hatte. Diese Perkürzung, die durch keine Neu- bewilligung ausgewogen wird, kennzeichnet die Beweggründe der Mehrheit besonder- deutlich. Mit diesem Beschlüsse ist den Reichsfinanzen, dem Steuerzahler gar nicht gedient; er bedeutet weiter nichts als einen Wurf Sand in die Augen der Wähler, die in Bewunderung über die Zähigkeit geralken sollen, mit der daS Centrum nebst Anhang die „Interessen ihres Geldbeutels" wahrnimmt. Der Effect dieser Kürzungen ist eine geringere maritime Sicherheit ohne jede nennenS- werthe Ersparniß für die ReichScasse. Dasselbe gilt übrigen- von der Ablehnung der beiden Kreuzer, wenn es Herrn Lieber ernst ist mit der Versicherung, daß diese Schiffe für das nächste Jahr zurückgestellt werden sollen. Ist eS ihm aber ernst, so charakterisirt er, beiläufig bemerkt, selbst seine Redensart vom „Schrecken obne Ende" als eine bohle Phrase. Die Ersparniß au» den Kürzungen und Ver schiebungen ist kaum höher als ver Betrag für den Bau eines Prunkbaues für den Reichstag-Präsidenten, den st eine Bagatelle Herr Lieber erst vor wenigen Tagen in den diesjährigen Etat einzustellen empfahl. Was die Gründe, die anführbaren Gründe, für die Ablehnung angeht, so ist der edle Sir John Falstaff, neben dessen RecrutirungSpolitik sich die der Mehrheit der Budgetcommission ja einigermaßen sehen lassen kann, diesmal deSavouirt worden. ES waren keine Gründe aufzutreibeit. Etwa» Stichhaltige» gegen die Forderungen ist nicht voraebrachl worden, alle Einwendungen standeu in Bezug auf Sachlichkeit auf der Höhe der Bemerkung des Herrn Richter in der „Freis Ztg.", wenn Admiral Hollmann von seinem Posten zurückträte, so könnte auch noch das von der Commission bewilligte Panzerschiff auf den Sand gerathen. Mit dieser Drohung verstattet der Mitkämpfer Lieber» einen dankenswertben Einblick in die Beschaffenheit ver Gewissen der Herren vom Anti-Kartell. Indessen, man muß eine Mehr heit, so lange eine andere an ihre Stelle nicht gesetzt werden kann, hinnehmen, wie sie ist. Es erscheint deshalb ganz nutzlos, sich für die Abstimmung im Plenum Hoffnungen wegen der abgelehnten zweiten Hauptforderung (ver beiden Kreuzer) hinzugebeti. Dagegen ist es nicht ausgeschlossen, daß von den anderen, zunächst gestrichenen Posten (für einen Aviso, ein Torpedodivisionßboot und acht Torpedbooste) noch der eine oder der andere bewilligt wird. Voraussetzung dieses Erfolge- aber ist, daß jede außer- parlämentittische Einwirkung unterbleibt. Die Bemühungen iu den SalonS des preußischen Finanzministers, die erste CommisfionSrede de» Admiral- Hollmann und die zu spät und obendrein ohne Vorwissen de- Reichskanzlers und de- ReichSschatzsecretair» in die Commission geschneite Denkschrift haben die Sache gerade genügend verfahren. Der Reichstag mag „gut" oder „schleckt" sein, er ist immerhin die Volksvertretung, deren Mitglieder es ablehnen müssen, von einem ankeren Factor der Gesetzgebung autori tativ der Verantwortung für ihre Abstimmung enthoben zu werden. Wie die Dinge sich entwickelt haben, ist schon da5 als ein Erfolg zu betrachte», daß sich die ehemaligen Kartellparteien in der Commission zu einer ausnahmslos bewilligenden Minderbeit zusammenfanben. Für das Plenum halten wir die gleiche Conslellation, d, h. die Genehmigung aller Forderungen durch die vollzählig erschienenen nationalen Parteien durchaus noch nicht für sicher. Die Haltung des Organs deS Herrn v. Ploetz, bas heute, also nach der Ent scheidung in der Commission, den Hinweis auf die nationale Pflicht gegenüber den Flottenbedürsnissen ein „Gerede" nennt, stützt auss Neue diesen Zweifel, und bei den — ohnehin plcnumscheuen — Antisemiten, die in der Commission schon zum Tbeil versagt haben, ist „bekanntlich nichts dauernd als der Wechsel." Nun könnte es scheinen, als ob das schließliche Verhalten der Gesammtheit der nationalen Ab geordneten als daS der Minderheit gleichgiltig wäre. Das ist jedoch keineswegs der Fall. Es ist, wie er wähnt, möglicherweise noch Einigung über die CommissionS- beschlüsse hinaus zu erreichen. Darf daS Centruin aber aus Lücken in den conservativen Reiben zeigen, so wird es diesen Umstand zur weiteren Begründung einer den Com missionsbeschlüssen entsprechenden Stellungnahme beranzieben. Die Herbeiführung einer so bequemen Situation der Klerikalen darf dadurch nicht erleichtert werden, daß man gewissen Ab geordneten für ihr Fernbleiben die AuSrebe an die Hand giebt, sie müßten den Schein vermeiden, als ob sie unter außerparlamen tarischen Einwirkungen votirten. Wenn daher die „Nat.-Ztg." „warnend auf die Wahrscheinlichkeit einer ernsten Gestaltung der Lage für den Fall der Ablehnung wesentlicher Forde rungen deS Marine-EkatS" hinweist, oder wenn die „Berl. Neuest. Nachr." für den gleichen Fall der Regierung „ganz andere Erwägungen" als die eines Wechsel- im Marine-Amt zur Pflicht machen -- die Gewohnheiten dieses Blattes lasten da eher an einen Staatsstreich als an die Rcichstagsauf- lösung denken —, so wird damit nicht nur den er klärten, sondern auch den verschämten Gegnern „wesent licher Forderungen" die Bethätigung der Gegnerschaft erleichtert. Die etwaige Annahme deS E n t l a ssu n gSge su ch e- des SlaatSsecrrtair» der Marine könnte allerdings ver- nllnftmer Weis« von keinem Abgeordneten al» ein zur Be einflussung de» Reichstage» vollzogener Act angesehen werdrn, Venn ver Staatssecretair ist kein politischer, sondern ein unter der politischen Verantwortlichkeit de» Reichskanzler» functio- nirender Beamter und — davon abgesehen die Entscheidung über sein Gesuch fällt ohne Zweifel ausschließlich in die Machtsphäre de- Kaisers. Uebrr die Dauer der laufenden ReichSta-Ssesston sind wieder einmal allerlei Gerüchte verbreitet. Nach dem einen soll in Bunde-rathSkreisen die Absicht bestehen, dem Kaiser di« Schließung der Session noch vor Ostern anzurathnl; »ach einem anderen soll in jenen Kreisen die Ueberzeugung herrschen, der ReichStagSschluß könne frühesten» kurz vor Pfingsten erfolgen. Der „Sckles. Ztg." wird endlich ver sichert, daß man in leitenden Kreisen wegen dieser Frage sich noch nicht schlüssig gemacht habe. Der Gewährsmann diese» Blatte», der Fühlung mit jenen Kreisen hat, fügt aber hinzu: „Anzunrhmen ist freilich nicht, daß der Reichstag noch vor Ostern sein Pensum erledigen könnte. Das Handelsgesetzbuch zwar wird keine Schwierigkeiten machen; wenn nicht etwa von der Linken noch Ueberraichungen bevorstehen, ist die Annahme dieser Vorlage eu dloe nicht unmöglich. Schwieriger würden die Verhandlungen über die Arbeiterverjicherungsnovelle sich gestalten, wenn dieselben, was vielfach bezweifelt wird, noch vorgenommen werden jollten. Bekanntlich befriedigt diese Vorlage eigentlich »ach keiner Richtung. Ebenso wird es vermuthlich in Betreff der Handwerker- Vorlage, die in den nächsten Tagen erscheinen wird, sein. Ob es dir betreffenden Coniniissionen, die sich mit diesen Entwürfen zu beschäftigen baden werden, für angezeigt halten, raiche, überstürzte Arbeit z» leisten, oder ob sie es nicht vorziehen dürsten, in Fühlung mit den Interessenten gründlich zu berathen und bessernd um- zugeslalte», wird sich gewiß bald zeigen. Was aber die aus der demokratischen Seile so heiß ersehnte Militairstrasproceß. Novelle berrifft, so ist der Abschluß der Vorverhandlungen über diese schwerwiegende Frage vorläufig »och in weiter Ferne. Aus all diesem geht hervor, daß der Reichstag in der tausenden Session kaum noch in der Lage ist. Großes zu leisten." Das klingt ganz so, als würde man es an maßgebender Stellung nicht'ungern sehen, wenn der Reichstag schon in allernächster Zeit abermals unbezwingliche Sehnsucht nach Ruhe zeigte nnd nach Durckberathung des ElatS seine Un fähigkeit zu weiterer Tbätigkeil bewiese. Die nächsten Wahlen würde eS schwerlich ungünstig beeinflussen, wenn der Reichs tag der 93. Crescenz in seine letzte Tagung eine Fülle un erledigter Arbeiten mit hinüberschleppte, die dann entweder übers Knie gebrochen oder unerledigt gelassen werden müßten. Die Verschleppung der Kreta-Krise, auf welche es Griechenland namentlich mit seiner „Ergänzungsnotc" ab gesehen hatte, scheint heute ausgeschlossen, nachdem die Mächt- sich dahin geeinigt haben, in weitere diplomatische Er örterungen mit der hellenischen Regierung sich nicht einzu- laffen, die Ergänzungsnote al» nicht vorhanden zu betrachten, den Admiralen den Befehl zu erthcilen, unverzüglich die ersten Zwangsmaßregeln zu ergreifen und — dies war der Vorschlag Deutschland« — Griechenland vom Beginn der Gcwaltmaßregeln gar nicht erst zu benachrichtigen. Dieser Befehl ist bereit- an die Admirale, mit Ausnahme des französischen, ergangen. Die Zögerung Frankreichs hat aber nur noch formale Bedeutung. Man melvrt uns darüber: * Paris, 15. März. (Telegramm.) In Parlamentskreisen wird versichert, die heutige Erklärung de» Ministers des Aeußeren Hanotaux in der Kammer werde da» völlige Einvernehmen der Mächte feststellen »nd betonen, daß der Friede demzufolge al» gesichert anzusehen sei. Die meisten Blätter hoffen, die Kammer werde Hanotaux ermächtigen, am europäischen Concert theil- zunehmen, da gegenwärtig nichts unheilvoller wäre als eine Jsolirung. ^V. Paris» 1ö. März. In der heutigen Kammrrsitzung wird Hanotaux einen Eredit für die Entsendung von Ma- rinesoldaten nach Kreta fordern und im Verweigerfalle den Rücktritt de» Ministerium» ankündigen. Der Sieg der Regierung ist gesichert. Auch wir zweifeln nicht an der Zustimmung der französischen Kammer, zumal da der Spott, den die radikalen italienischen Freiwilligen über den „Humbug" in Athen ausgegossen haben, sehr viel dazu beitragen wird, das philhrllenische Fieber abzukühlen. Eine Sache, die sich lächerlich macht, ist 91. Jahrgang. in Frankreich mit tödtlicher Sicherheit verloren. Wir freuen uns, daß wieder Deutsch la nd eS gewesen ist daS mit Entschiedenheit seinen consequent festgehaltenen Standpunkt, mit Griechenland sich in keine Verhandlungen einzulafsen, durchgesetzt hat. 2a, es hat erreicht, daß die Mächte auch nicht den Schein zu er wecken gewillt sind, als möchten sie durch Notifikation der Gewaltmaßregeln Griechenland zu einer „weiteren" entgegen kouimenderen Ergänzungsnote animiren. Da» ist ein neuer großer Erfolg der deutschen Diplomatie; denn man weiß, daß mehrere Mächte nur zu bereit waren, Griechenland auf dem Wege „gütlicher Ueberredung" zum Rechten zu bringen, wodurch zwkisfelloö der Hochmuth und die Renitenz der Hellenen auf den Gipfel getrieben worden wäre. Letztere Einsicht ist jetzt allgemein geworden, und man weiß wie in Berlin, Wien und Petersburg so jetzt auch in London, Paris und Rom wieder, waS Ehrgefühl ist; Europa kann sich nicht länger von Griechenland auf der Nase berumtanzen lassen, das Prestige der europäischen Mächte fordert die unverzügliche Durchführung deS Ultima tums: darüber ist man sich letzt allseitig klar. Endlich! Die unvermeidlichen Zwangsmittel werden in der Blockade der kretischen und der griechischen Häfen bestehen, aber man wird schrittweise Vorgehen und zunächst Kreta blockiren. Nach einer uns telegraphisch auS London übermittelten Nach richt der „Times" aus Kanea vom gestrigen Tage wird in dortigen amtlichen Kreisen angenommen, daß die streng durchgesührte Blockade der Insel heute beginnen werde. Offenbar erwartet man, daß die Absperrung der Insel und die Landung weiterer europäischer Truppen — jede Macht soll ihr Detachement auf ungefähr 1500 Mann bringen — Griechenland, das sich jetzt dem einigen Europa gegen übersieht, zur Unterwerfung veranlassen und die Anwendung weiterer Gcwaltmaßregeln unnötbig machen wird. Die Blockade bezweckt zunächst die Zurück ziehung der griechischen Truppen von der Insel; ist diese er folgt, dann hoffen die Admirale auf die günstige Wirkung ihrer directcn Einwirkungen auf die Insurgenten, denn dann sind diese dem Einfluß Griechenlands entzogen. Wie die „Daily News" nach einem unS vorliegenden Telegramm aus Kanea von gestern berichten, hat der britische Consul die Weisung erhalten, gemeinschaftlich mit den anderen Consuln eine Proclamati on auSzuarbeilen, in der den Kretern die von den Mächten ausgehende Autonomie auseinandergesetzl werden soll. An ein activeS Vordringen der Detachements in daS Innere scheint zunächst nicht gedacht zu sein. Vielmehr dürfte, wenn die Blokade Kreta» wider Erwarten erfolglos beiden sollte, erst zur Blockade der griechischen Häfen geschritten werden, um Blutvergießen, das bei einer Verfolgung der Insurgenten inS Innere der Insel unvermeidlich wäre, so lauste wie möglich zu verhüten. Die Blockade Griechenlands wird zunächst eine friedliche sein, wenn die griechischen Schiffe gehorchen, andernfalls wird sie eine Beschießung nicht auSscdließcn. In weiterer Folge erst kommen die Ernennung eines vorläufigen Gouverneur- von Kreta und die Beauftragung zweier Mächte, etwa Frankreichs und Italiens, mit der zeitweiligen BesetzungKretaS in Frage. Die auf der Insel garnisonirenden türkischen Truppen sollen, wie es heißt, auf drei bis vier Punkten innerhalb des Küstengebietes concentrirt, zum PacificationSwerke jedoch nicht herangezogen werden. Durch die Belastung dieser Garnisonen auf der Insel soll ausschließlich die Suzeränität des Sultans markirt werden. Wir können uns mit diesem schrittweisen Vorgehen ver Mächte einverstanden erklären, aber nur für den Fall, daß di« zu unternehmenden Sckrittr rasch aufeinander folgen. Läßt man es bei der Blockade Kretas, die ja schon, wenn ----- SS L0> Fäoilletsii Ein Frauenherz. Roman frei nach dem Englischen bearbeitet von Emil Bernfeld. Nachdruck verdaten. Major Willmor, der eintrat, legte die Hand gutmüthig auf die Schulter Blessington'S. „Du mußt Dich trösten, mein Junge", sagte er über redend. „Das Schicksal der armen Thiere geht Einem zu Herzen, eS ist wahr; aber WaS hilft- — sie sind nun einmal lodt und haben nicht lange zu leiden gehabt. Den materiellen Verlust wirst Du za, denke ich, ertragen können. Damit Du nicht Mangel an einem guten Gaul hast, wenn Du in den Sattel freisten willst, trete ich Dir den SchweißfuchS ab, den Du in Duvlin bei mir geritten hast. Er ist ein edleS Thier, ein guter Gänger und ich habe nichts für Ihn zu tbun. Ich verwende ein gutes Thier lieber in dieser Weise, als daß ich es an den ersten Besten verkaufe." „Sehr freundlich — Du bist sehr freundlich, Onkel. Und der Schweißfuchs ist ein gutes Thier, ganz recht — aber meine Pferde — meine Pferde — „O, wie leid — wie sehr leid e» Dir thun muß, den armen Thieren daS anaethan zu sehen", stammelte Margaret halblaut, zum ersten Male da» Wort nehmend. „Leid thun ist nicht da« rechte Wort! ES bringt mich außer mir — e» treibt mich fast zum Wahnsinn vor Wuth! „Der die That verübt, weißt Du nicht?" fragte stt gespannt. „Nein. Ick jagte, nachdem ich den Schauplatz der Un- that besichtigt hatte, hinüber zur Polizeistation und setzte sie in Kenntniß; ebenso sandte ich nach jenem Burschen, dem EateS. der damals die Angelegenheit in Eurem Hause in Dublin führte. Er bat sich zwar schlecht genug dabei be währt, aber Russell sagte mir, daß er in Stettford sei und er war gerade der einzige Detectiv, der in der Nähe war. So nabm ich ibn vorläufig, und Ruffell übernahm eS au» Gcfälligkeit, in Comberhill zu bleiben, um ihn über alle- Erforderliche zu informrren, wenn er komme. Bis ich also einen fähigeren Mann beschafft habe, mag dieser CateS sein Ungeschick versuchen." »Du urthrilst sehr hart über den Mann", bemerkte Willmor Mißbilligend. „Er gilt al» einer der Fähigsten seine- Berufes und wurde mir al» solcher empfohlen." „Die Resultate haben das jedensans nicht gerechtfertigt. Er hat absolut nichts herausgebracht." ,,E» fehlte eben jede Spur. Er seiaerseit» that sein Beste»." „Dann muß er bei mir eben Mehr al» sein Beste» tbur«, muß er bei meiner Sache Himmel und Erde in Bewegung etzen! Ich schwöre, daß ich nicht ruhen Noch rasten werde, 'iS die Schurken, die mir da» gethan, entdeckt und über führt sind!" Margaret schauderte zusammen. „Geben wir hinein, es ist kühl hier", sagte st«. „Pansh ist wohl schon auf ihr Zimmer, glaube ich, Nickt wahr?" Während sie noch sprach, vernabm Man Pfervegetrappel auf der Landstraße und sab einen Reiter auf einem kleinen scheckigen Pony herangetrabt kommen. Al» er wenige Augen blicke später vor dem Portal hielt und aus dem Sattel sprang, erkannte matt, daß e» der Wolf an» der Fabel war: Mt. CateS selber, von dem man soeben gesprochen. „Wie, Sie sind nickt nach meinem Hause, nach Comberhill?" redete ihn Blessington scharf an. „Nein, noch nicht, Sir", entgegnete der Gefragte rubiz. „Ich bin auf der Polizei von der Sachlage in Kenntniß gesetzt worden, allein ich hörte, daß Sie hierher geritten seien und kam zunächst gleichfalls hierher. Ich liebe es, meine Instructionen prompt und au» erster Hand zu erhalten." „Diese sind einfach genug. Sie lauten: Bringen Sie mir die Schurken herau», die Mir meinen Stall in die Luft ge sprengt haben, und ich zahle Ihnen hundert Pfnnd Belohnung." „Ich kann bei den Recherchen ganz meinen eigenen Weggehen?" „Nun natürlich? Ich werde Sie nickt bindern!" meinte Blessington mit einem wegwerfenden Achselzucken. „Haben Sie einen leitenden Faden, dem Sie folgen wollen ?" fragte Flemmingham, der gleichfalls hinzugrtrrten war. EateS blickte lächelnd in dem Kreise um ihn her um sich. „Wenn ich frhlgreifen sollte, dürfte e» geschehen, weil ick der leitenden Fäden zu viel habe!" meinte er bedeutsam. Dann, al- er die fragenden Blicke Aller auf ihn gerichtet sah, fuhr er mit gedämpfter Stimme fort: „Ich habe bei jener Untersuchung in Mrrrion Street in Dublin nicht meinen eigenen Weg gehen können, ich war gehindert. Dennoch komme ich heute auf jene Sache zurück. Sie erinnern sich der Personen, welche damals an dem Abend der Explosion in brr Gesellschaft anwesend waren, nicht wahr? Gut. Dann bemerken Sie vielleicht da» zufällige Zusammentreffen, daß die verschiedensten Personen von jener damaligen Affaire heut« auch hier in ver Gegend anwesend sind. Aber einige kleine Veränderungen sind mit Einigen vorgegangrn. Zum Beisviel Miß Margaret Willmor hat Mr. Grey geheiratdel und da» Mädchen Hannah Hemming ist nickt mehr in Diensten der Miß Margaret Willmor, sondern in Diensten der Miß Paitsy Ruffell, und der Mann, der früher Bedienter bei Mr. Grey war, ist jetzt als Parkwächter bei ihm angestrlll." Margaret fubr stutzend zusammen. Wie kam e», daß der Detectiv von dieser Sache mit Grüne« Kenntniß hatte? Er mußte nackgeforscht haben, um davon unterrichtet zu sein; und wenn er nachgrforscht hatte, konnte er dann nicht auch mehr wissen? „War Ihnen der Umstand unbekannt, Ma am?" fragte Cates, der ihre Bewegung bemerkt hatte. „Nein, mein Mann hatte Mir davon gesagt." „Ab, ganz recht. Gewiß." „Nun, also? Wen haben Sie nun im Verdacht?" rief Blessington ungeduldig aus. „Langsam, langsam!" mahnte CateS, warnend die Hand emporhebend, „überstürzen wir uns nicht! Und lassen Sie uns, bitte, eintreten, daß wir unbelauscht sind!" Sie zogen sich ,n den seitwärts von der Halle gelegenen Terraffen-Salon zurück, dessen Thür sie hinter sich schloffen. „Die gewöhnliche Art meines Vorgehen- in solchen Dingen ist, einen sorgfältigen Blick in die Vergangenheit jeder einzelnen Person zu werfen, die möglicherweise in die Sache verwickelt sein kann", Hub der Detectiv a», um den sich die Anderen gespannt lautchend gruppirten, „und indem ick diesem meinem System folgte, war da- Erste, waS mich damals nach der schlimmen Affaire in Dublin stutzen macht«, der Umstand, daß über di« Antecedentien eines Herren, der erst eine neuere Bekanntschaft Major Willmor s war, rin gebeimnißvolleS Dunkel obwaltete. Was dieser Mann ge wesen, ehe er amerikanischer Nabob war, und womit er sein Vermögen erworben, wußte Niemand zu sagen. Der Eine batte gehört, er habe in New Kork eine große Brandy- Stube gehalten; der Andere, er habe Gold gegraben; der Dritte, er habe mit den Selavenhändlern in Afrika seine Geschäfte gemacht. Ich übertrug die Sache zum weiteren Nach forschen einem College» in Amerika und erhielt von ihm als Resultat die Mittbeüuna, daß kurz vor der Zeit, wo Mr. Ruffell in England erschien, ein Mann dieses Namen», dessen Signalement bi« in» Detail auf dasjenige unseres Mr. Ruffcll'S paßte und welcher drüben «in großes Geschäft mit Sprengstoffen, besonder- Dynamit, betrieben, New Bork verlassen und sich nach England eingeschifft habe. Der Mann war stets viel auf Reisen und galt als der Haupt Lieferant von Dynamit für die Fenier beider Länder, durch deren hohe Preise er große Summen verdienen sollte. Mein Argwohn wurde zum dringenoen Verdacht. Ich beobachtete meinen Mann scharf und fand heraus, daß er hier wieder holt den Demonstrationen und Ruhestörungen der revolutio- nairen Partci beiwohnte, daß er mit Vorliebe die Schauplätze solcher Kundgebungen aufsuchte, fast stet» dort zu finden war, und baß er noch iminer mit dem Dynamitgeschäst in New Jork thätia war." „War es durchaus noch nicht gerechtfertigt, den Mann deswegen einer verbrecherischen That für fähig oder schuldig zu hatten", nahm hier zur Ueberraschung der Anderen Lord Flemmingham plötzlich daS Wort, mit einem Ernst und einer Festigkeit des Auftretens, die bei seiner sonstigen lässigen, gleichgiltig blasirten Manier Niemand an ihm gewohnt war. „Der Handel mit Dynamit ist in Amerika gesetzlich erlaubt. Mr. Ruffell kann ihn betreiben, um Geld damit zu ver dienen, und eS folgt daraus noch nicht, daß politische Ab sichten bei ihm zu Grunde liegen oder er im Geringste» mit Dingen zu thun bat, die ichn in Conflict mit dem Gesetz bringen müßten. Auch der Waffenhändler wird nicht ver antwortlich gemacht für den Mißbrauch, den Andere etwa mit den Waffen treiben, die sie von ihm gekauft." Die berabhangende Portiere von einer Seitenthür des Gemachs bewegte sich leise, als ob sie sich öffnen wolle, aber im selben Augenblick vorsichtig wieder geschloffen wurde. Panjy, durch daS Nebenzimmer kommend, war im Begriff gewesen, einzutreten; sie hatte Flemmingbam'S Worte ge hört, zog hastig ihre Hand von der Portiöre zurück, stand athemlo» still und lauschte. Niemand hatte ihr Kommen bemerkt. Mr. Cates verbeugte sich höflich gegen den Lord. „Vollkommen richtig deducirt, Mylord!" sagte er mit einem schlauen Zwinkern des AugeS, das einen besonderen Rückhalt in seinen Worten anzudeuten schien. „Dieselbe Anschauung hegte auch ich und ohne einen bemerkenswertben kleinen Um stand, der hinzukam, würde ich ihr vielleicht auch gefolgt sein. Ich ging darin schon so weit, meinen Verdacht bereits nach anderer Seite hin, auf jenen unbekannten Liebhaber des Kammermädchen- al- den speciellen Au-sührir der That »u
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