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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970315026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897031502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897031502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-15
- Monat1897-03
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LW4 auch nicht streng durchgeführt, besteht, längere Zeit be wenden, ohne den Hellenen zu zeigen, was eS bedeutet, Griechenland von allen Seeverbindungrn abzuschließen, so läuft man wieder Gefahr, daß in Athen an den Ernst der Situation nicht geglaubt und die dortige Regierung zur Fortsetzung ihres va-hLugue-SpieleS ermutbigt wirb. Entweder biegen oder brechen, muß jetzt die Parole sein Läßt die Hand der Großmächte nicht unnachgiebig und ehern ihren Druck verspüren, so ist hundert gegen eins zu wetten, daß mit oder ohne Willen deS Königs und des Ministeriums der gefürchtete riechisch-türkische Krieg in Makedonien doch noch zum AuS- ruch kommt. Dann hätten die Mächte zwei Feuer zu löschen. In Belgrad und Sofia sind in den letzten Tagen von Alben aus Versuche gemacht worden, die Regierungen zu gewissen Unternehmungen in Makedonien zu veranlassen. OfficiöS wird kundgegeben, sie seien vergeblich gewesen, und behandlet, weder Serbien, noch Bulgarien dächte daran, nationale Vor theile aus der Lage zu schlagen, aber die Einziehung der serbischen Reservisten giebt doch zu bedenken, und die Mel dungen von Unterhandlungen zwischen den beiden genannten Balkanstaatcn, sowie von der Ueberschreitunz der make donischen Grenze durch bulgarische Banden und Arnauten« einfällen in Altserbien sind nicht danach angethau, beruhigend zu wirken. Von Petersburg sind zwar nach Belgrad und Sofia nochmals strenge Ermahnungen, sich ruhig zu verhalten, ergangen, aber eS ist doch ausfallend, daß sie erneuert werden mußten, und wer garantirt schließlich da für, daß die serbische und bulgarische Regierung ihre Unter- thanen im Zaume Hallen kann! Wir sind ja überzeugt, daß Rußland und Oesterreich gemeinschaftlich auch den Balkan pacificiren können, aber welche Schwierigkeiten würde es kosten, bis sie zu diesem Ziele kämen, wie vielmal würde bis dahin die Einigkeit Europas aufs Spiel gesetzt werden! Allen diesen Eventualitäten beugt man vor, wenn man rasch und fest zugreift und Griechenland aus die Kaie zwingt. Wir möchten nochmals vor halben und lahmen Maßregeln gewarnt haben. Der Empfang, welcher dem Präsidenten der Tübasrika- uischeu Republik in dem stammverwandten Nachbarfreistaate u Theil geworden ist, berechtigt zu dem Schlüsse, daß Krüger einen Zweck, beide Staaten zu einem Schutz- und Trutz- bündniß fest aneinander zu ketten, in der Hauptsache er reichen wird. Allerdings meldet man unS: * London, IS. März. (Telegramm.) Nach einer Meldung deS „Reuter'jchen BureauS" aus Cap stabt vom gestrigen Tage ist in den Verhandlungen wegen eines engeren Zusammen schlusses zwischen der Südafrikaniichen Republik und dem Oranje- Freistaate eine vollständige Stockung eingetreten, weil die Ver treter des letzteren die Forderungen der Südafrikanischen Republik für übertrieben halten. Diese Meldung könnte sehr betrübend sein, aber sie stammt aus englischer Quelle und ist entweder ganz er funden, oder übertreibt maßlos Differenzen, die bei allen derartigen Verhandlungen zu überwinden sind. Wenn die englische Südafrikapolitik sich nur, dabei bescheiden würde, die Gleichberechtigung des Boeren- und des Briten- thums anzuerkenncn, so brauchte man sich in Londcn wegen deS in Bloemfontein bewerkstelligten Meinungsaus tausches nicht weiter zu ereifern. Daß man dies dennoch thut, ist ein weiterer Beweis dafür, daß Ehamberlain Dinge im Schilde führt, die eS volländig begreiflich machen, wenn daS Boerentdum sich für alle Fälle vorbereitet. Be kanntlich will England auf die Stellung als paramount over in Südafrika unter keinen Umständen verzichten; die üdafrikanische Union, welche daS Endziel der Be strebungen eines Ehamberlain und RhodeS bildet, und welche durch den Raubzug Jameson'S in die Wege geleitet werden sollte, bedeutet für das Boerenthum nichts Anderes als die Beugung unter englische Suprematie. Demgegen über hat Präsident Krüger in Bloemfontein von einer „wirklichen Vereinigung" Südafrikas, d. h. einer antienglischen, gesprochen, mit dem Hinzusügen, daß er dieselbe noch zu erleben hoffe. Da Präsident Krüger kein junger Mann mehr ist, so sieht er der Ver wirklichung dieser Hoffnung für einen zeitlich nicht allzuent fernten Termin entgegen, waS darauf hindeutet, daß der Augenblick nicht fern ist, wo die Frage der staatsrecht lichen Ordnung Südafrikas neu geregelt werden soll. Die Südafrikanische Republik ist, wie Präsident Krüger in Bloemfontein ausdrücklich erklärte, nach wie vor zum Fest halten an der Londoner Convention vom Jahre 1884 bereit, man weiß aber, daß England dieser Convention eine Auslegung giebt, welche die Boeren unmöglich zu der ihrigen machen können, wenn sie sich nicht an Händen und Füßen gebunden der Cecil NhodeS'schen Gewaltpolitik über antworten wollen. Und dazu bezeigen sie keine Neigung, ebensowenig wie England Neigung bezeigt, die Boeren in Ruhe zu lassen. Man darf sich daher der Erkenntniß nicht verschließen, daß die Beziehungen zwischen beiden in Südafrika concurrirenden Racen an Spannung nur noch zunehmen werden, bis der Augenblick eintritt, der den offenen Bruch vollendet. In der südafrikanischen Republik haben seit Jahr und Tag umfassende Rüstungen stattgefunden, welche darthun, daß die Beeren für Bewahrung ihrer staatlichen Unabhängig keit nöthigenfalls zu kämpfen entschlossen sind. Die englische KrieaSpartei drängt ebenfalls uachdrücklichst zur Fortsetzung der Rüstungen, und eS scheint, als sei die unlängst ertheilte, aber hinterher wieder zurückgezogene Marschordre für ein Bataillon aus dem Lager von Aldershot nur der Vorläufer umfassenderer militairischer Vorbereitungen. Die Dinge in Südafrika werden sich deshalb nicht in einem überstürzten Tempo entwickeln, weil die Boeren gegen Ueberraschungen L la Jameson auf ihrer Hut sind und vor der Rückkehr von Cecil RbodeS keine Verschärfung der Lage zu erwarten stebt. Würde aber RhodeS, ohne daß ihm wegen seines ein gestandenen ComplotS gegen den Status quo der Südafrika nischen Republik auch nur ein Härchen gekrümmt wäre, nach dem Cap zurückkchren, so ist eS nicht unmöglich, daß man in Pretoria den Anlaß benutzte, um Klarheit in eine jeden Tag mißlicher und zweideutiger werdende Lage zu bringen. Deutsches Reich. * Leipzig, 15. März. Den „Münch. N. N." wird aus Berlin gemeldet: „Der Prinz-Regent Luitpold wird bei der Centenar- feier direct hinter dem Kaiser rangiren, nachdem der König von Sachsen in liebenswürdigster Weise auf den Vortritt ver zichtet hat." Das deutsche Volk weiß König Albert seit langen Jahren Dank dafür, daß er seine Person der nationalen Sache urner- ordnet; ihn gerade bei dieser Gelegenheit seine bekannte Ge sinnung bekunden zu sehen, wird überall im Reiche mit be sonders herzlicher Freude begrüßt werden. 6. U. Berlin. 14. Mai. Daß Staatssecretair Hollmann am Sonnabend unmittelbar nach Schluß der Sitzung der Budgetcommission des Reichstages ein Entlassungsgesuch cingereichl habe, wird auch uns bestätigt. Aber es wird uns auch versichert, daß der Kaiser dieses Gesuch nicht bewilligen werde. Der Staatssecretair ist persoua gratissiwa beim Kaiser, und bei der jetzigen Lage der Verhältnisse ist ein Ersatz für Herrn Holtmann kaum zu schaffen. Nur ein Flaggofficier könnte sein Nachfolger werden, und zwar ein älterer, da im Reichsmarincamt selbst ein Flaggofficier Ab- theiluiigsvorstand ist (Plüddcmann ist Vorstand der nauti schen Abtkeilung). In Betracht kämen die Contre- Admiräle von DiederichS und Hoffmann, beide zur Zeit beurlaubt, der Erstere eine Zeit lang Chef des Stabes des Obercommaudos und der Andere vor Tirpitz Chef der Kreuzerdivision. Wäre das Commando des Letz teren nicht verlängert worben und wäre er andererseits nicht ein so junger Flaggosficier, so wäre er wohl, da er über eine ungewöbnlicke Beredsamkeit verfügen soll und ein sehr kenntnißreicher Ossicier ist, die geeignetste Persönlichkeit; aber, wie gesagt, Herr Hollmann wird seinen Posten nicht verlassen. An eine weitere Krisis glaubt man in maß gebenden Kreisen vorläufig nicht; jedenfalls ist eS vor der Cenlenarfeier ganz ausgeschlossen, daß der Reichs kanzler in irgend einer Weise in die unerquickliche Situation hineingezogen werden könnte. Admiral Holl- mann ist ein geborener Berliner, er hat am 19. Januar >842 das Licht der Welt erblickt. Im Jahre 185,7 trat er in die preußische Marine, wurde am II. August 1863 Unterlieutenant, avancirte am 16. September 1864 bereits zum Lieutenant zur See und am 20. Februar 1868 zum Capitainlieulenant. Als solcher befand er sich 1872 an Bord der „Vinela", die unter Capitain Bätsch ausgeschickl worden war, um deutsche Ansprüche gegen Haiti gellend zu machen. Herr Hollmann zeichnete sich bei dieser Expedition ganz besonders ans. In den beiden folgenden Jahren ge hörte er zu den Officieren des deutschen Geschwaders, das während der aufständischen Bewegung in Spanien im mittelländischen Meere kreuzte. Am 17. Februar 1874 wurde er Corvettcncapitain, war dann eine Zeit lang Vorstand der Centralabtheilung der kaiserlichen Admiralität, führte 3 Jahre später das Schisfsjungenscdulschiff „Medusa" und avancirte am 15. Februar 1881 zum Capitain zur See und am 14. August 1888 zum Contreadmiral. Er hat also nur 25 Jahre vom Unterlieutenant zur See bis zum Flaggofficier gebraucht. Im Jahre 1890 wurde er Staatssecretair des Marine-AmtS; am 18. November des genannten Jahres erfolgte seine Beförderung zum Viceadmiral. Admiral ist er seit dem 18. April 1896, er kann also auf eine ungemein rasche und erfolgreiche Carriöre zurückblicken. * Berlin, 14. März. Prof. vr. A. Wagner richtete an die „Kreuz-Ztg." ein Schreiben, in dem eS heißt: „Ich bedauere die Form des Briefes, den mein ältester Sohn in begreiflicher Entrüstung über die seinem Vater unverdient angethane schwere Kränkung seiner persönlichen und AmtSehre in leidenschaftlicher Aufwallung an die „Norddeutsche AUgem. Ztg." gerichtet hat, selbstverständlich ohne daß ich eine Ahnung von seinem Vorgehen hatte. Zur Entschuldigung dieser Form darf ich aber wohl erwähnen, daß meines Sohnes Vater der Mann ist, der in langen Jahren in allen politischen Kämpfen Berlins das Banner der nationalen, patriotischen und vom stärksten Staatsbewußtst!» getragenen Politik mit vorangetragen, in dieser Weise noch vor vier Jahren als Hauptcandidat der rechtsstehenden nationalen Parteien im 2. Berliner Reichstagswahlkreise offenkundig gewirkt, als akademischer Lehrer stets in allen bezüglichen wirthschaftlichen und socialen Fragen diese nationale und staatsbewußte Gesinnung neben und «och vor der socialen auf» energischste vertreten hat, wie jeder seiner Zuhörer weiß; und daß nunmehr diesem Manne von einem für öjficiös geltenden Blatte unter der Redaction eine» früheren Wiener Journalisten in allen diesen Puncten gerade die entgegen gesetzte Gesinnung zum Vorwurf gemacht wird, — allen bekannten Tdarsachen und insbesondere auch dem Inhalt, der Form und der Tendenz seines Schlußwortes in seiner neulichen öffentlichen Vor lesung über Socialpolitik zum Trotz." Wir hatten erwartet. Prof. vr. Wagner werde wegen feines bekannten Verhaltens zur Duellfrage nicht nur die Form deS beregten Briefe», sondern auch dessen Inhalt, näm lich die Ankündigung einer Herausforderung zum Zweikampf, mißbilligen. * Bcrliu, 14. März. Die deutsche Kauffahrteiflotte zählte am 1. Januar 1896 3592 Schiffe gegen 3665 am l. Januar 1895, 4257 im Jahre 1885 und 4602 im Jahre 1875. Die Abnahme betrug gegen daS letzte Jahr also 1010 Schiffe oder 2l,9 v. H. Dagegen ist der Raum- gehalt von 1875 zu 1895 von 1 068 383 auf 1 523 902 Kegistertons gestiegen und weist erst im Jabre 1896 einen Rückgang auf 1 502 044 Tons auf. Dieser Rückgang aber ist nur scheinbar, denn er beruht aus der am 1. Juli l895 in Kraft getretenen neuen Schiffsvermessungsordnung. Die ahl der Segelschiffe ist im erheblichen Sinken, die der Dampfschiffe im steten Steigen. 1875 wurden 4303 Segelschiffe und 299 Dampfschiffe, dagegen 1896 2524 Segelschiffe und 1068 Dampfschiffe gezählt. Im Ver gleich zu 1891 ist die Zahl der Segelschiffe um 233 zurllckgegangen, die der Dampfschiffe um 172 ge stiegen. Auf das Ostseegebiet entfielen am 1. Januar 1896 932 (1891: 1241) Schiffe mit 239366 (335 162) Registertons Raumgebalt, auf das Nordseegebiet 2660 (2412) Schiffe mit 1 262 678 (1 098 241) Registertons Raum gebalt. Die Ostsee tritt also immer mehr hinter der Nordsee zurück. Ueber die Verunglückungen deutscher Schiffe im Jahre 1895 sind vollständige Zahlen noch nicht vorhanden. Bisher ist der Totalverlust von 145 deutschen Schiffen ge meldet. Das Jabr 1895 wird jedenfalls die Vorjahre in der Zahl der Unfälle erheblich übersteigen; denn 1894 sind 122, 1893 125 und 1892 104 deutsche Schiffe verloren gegangen. Auch die Zahl der an der deutschen Küste vorgekommenen Schiffsunfälle war im Jahre 1895 größer als in den Vor jahren. Sie beziffern sich aus 390, an denen bei 116 Eollisionen 528 Schiffe betheiligt waren. Im Vorjahre wurden 354 Unfälle und 463 betroffene Schiffe gezählt. — Die Hundertjahrfeier wird von der Marine am 21. und 22 März begangen. Am 21. findet für die Ostsee station eine Boise,er und FestgotleSdienft statt. Am Morgen des 22. März wird vom Thurm deS Kieler Schlosses von der Matrosencapelle ein Cboral geblasen. Vormittags l l^/i Uhr findet am Kaiserdenknial Parade statt. Der Chef der Marine station der Ostsee, Viceadmiral Köster, hält die Ansprache, die Schiffe flaggen über die Toppen, und um 12 Uhr giebt die Flotte den Kaisersalut. Im Kieler Hafen werden 21 Kriegsschiffe mit einer Gesammtbesatzung von reichlich 7800 Mann anwesend sein. — Im Abgeordnetenhaus« wird wegen der Kaiser- Wilhelin-Feier und aus sonstigen Gründen bereits am 20. d. M. eine Panse in den Plenarsitzungen eintreten, zumal da am 25. d. M. wieder katholischer Feiertag ist. Die nächste Plenarsitzung wird erst am 26. d. M. stattfinden. — In Bezug auf die vom Bundesrathe beantragte Er richtung einer Gedenkhalle schreibt die „Kreuzztg.": „Wenn dabei der Gedanke bervorgeboben wird, die ganze Nation, soweit sie mitbandelnd an dem gewaltigen Kriegsdrama be theiligt gewesen ist, werde durch eine solche Gedenkhalle geehrt, so darf daran erinnert werden, daß Kaiser Wilhelm der Große an eine solche Ehrung bereits gedacht hat. Als dem preußischen Landtage im Jahre 1877 eine Vorlage zuging, das Zeughaus in eine Nubmeshalle für die preußische Armee umzuwandeln, schrieb Se. Majestät selbst hinter diese Worte: „und somit für die ganze Nation". — An dem im Etat für 1897/98 eingestellten Ueber- schusse des Etatsjahres 1895/96 sind betheiligt: Preußen mit 8 818 787 Sachsen mit 1031 112-X!, Würlemberg mit 211 355 Baden mit 409 260 Hessen mit 292 283 Mecklenburg-Schwerin mit 170 251 Sachsen-Weimar mit 95 994 Mecklenburg-Strelitz mit 28 843 ^e, Oldenburg mit 104,494 Braunschweig mit 118 813 Sachsen- Meiningen mit 65 691 Sachsen-Altenburg mit 50 297 Coburg-Gotha mit 60 793 Anhalt mit 80 059 »E, Schwarz- burg-Sondersbausen mit 22 228 Schwarzburg-Rudolstadt mit 25 276 Waldeck mit 16 863 Neuß älterer Linie mit 18 474 ^, Reuß jüngerer Linie mit 35 270 ^, Schaum burg-Lippe mit 11 528 Lippe mit 37 828 »L, Lübeck mit 22 516 .L, Bremen mit 53 119 Hamburg mit 183 280 Elsaß-Lothringen mit 395 842 Baiern hat dagegen eine Nachzahlung von 252 794 ^ zu leisten. — Gegenüber dem selbstständigen Vorgehen der Zahlstellen bei Streiks haben Vorstand und Ausschuß des Vereins deutscher Schuhmacher beschlossen, nur solche Streiks zu unterstützen, zu denen ihre Zustimmung vorher eingeholt worden ist; wo daS nicht geschehen ist, wird die Unterstützung „unnachsichtlich verweigert," werden. richten, als mir zum Glück besagter kleiner Umstand plötzlich wieder einfiel, dem ich anfangs, als er zur Sprache kam, noch nicht hatte eine so besondere Wichtigkeit beimessen können. Miß Pansy Russell war, als sie am Nachmittage jenes Tages zum Besuch in dem Hause der Merion Street erschien, mit einem Packet kommend gesehen worden, und man hatte nicht bemerkt, daß sie eS bei ihrem Gehen wieder mit sich fortgenommen". „Miß Pansy Russell? Nun -?" „Sie ist die Tochter meines Mr. Russell und — eh, mochte sie nun bewußt oder unbewußt eine handelnde Person in der Sache sein, für mich stand eS, wenn auch der sachliche Beweis fehlte, fest, daß das Packet, welches sie trug, den ExplosionS-Apparat enthielt, daß kein Anderer als sie eS war, der die TeufelSmaschine inS HauS brachte! Wer konnte so leicht als sie Einlaß in die Zimmer finden, wer so frei wie sie, sich dort bewegen; wer konnte " „Mensch, Mann. Sie sind ja ein TollhäuSler, ein Wahn sinniger, man müßte Sie zu Boden schlagen!" fuhr Flemminz- bam wüthend auf, und mit einem halbunterdrückten Schrei floh Pansy hinter der sie verbergenden Gardine hinweg und stürzte zu dem Nebengemach hinaus nach der Treppe zu ,hrem Zimmer. Die Anderen aber wandten sich entrüstet von dem Detectiv ab. XX. Die Berathung in dem Terrassen-Salan war zu Ende geführt worden. Mr. CateS Halle zwar rücksichtsvoll das Thema Pansy Ruffell fallen gelassen, sich jedoch in seiner Meinung hinsichtlich Mr. Russell'» selbst nicht irre machen lassen und an Blessington'S schonungsloser Entschlossenheit, vor keiner Richtung des Argwohns, vor keinem Schritt zur Verfolgung eines solchen zurückzuschrecken, eine entschiedene Stütze gefunden. Mr. CateS' Gründe reichten hin, den Amerikaner verdächtig erscheinen zu lassen, und der Tetectiv war an seine Mission gegangen — trotz deS ärgerlichen Protestes Lord Flemmingham'S und der eifrigen Verwendung Margarets — mit der Instruction, auf der Polizei station einen VerhaftSbefehl auSzuwirken und Ruffell sest- zunehmen. Einige Stunden waren vergangen, seit der Detectiv sich von der Abtei entfernt hatte; eS war gegen 8 Uhr Bles- sington hatte sich soeben auf daS ihm angewiesene Zimmer begeben, um zum Diner Toilette zu machen, da verabredet worden war, daß er in Anbetracht der in Comberbill herrschenden Zerstörung auf der Abtei speisen solle, al« ihm von einem Diener gemeldet wurde, daß Mr. CateS wieder da sei und ihn zu sprechen wünsche. Noch bevor er hatte antworten können, erschien Mr. CateS selbst in der Thür. Die frische muntere Miene, mit der er gegangen, war verschwunden; er sah zurückhaltend und nachdenklich aus. Fühlte er sich von den Anstrengungen seines Amtes ab gespannt oder waren ihm seine Pläne fehlgeschlagen? Bles- singlon glaubte daS Letztere. „He, Russell war fort, bevor Sie an Ort und Stelle waren. istS nicht so?" rief er ihm heftig entgegen, so bald der Diener die Tbür geschloffen. „Ich dachte eS mir Wohl! Sie waren nicht flink genug auf dem Posten. „Russell ist uns so sicher, wie Schloß und Schlüssel und zwei Mann Polizeiwache davor ihn machen können", entgegnete der Detectiv ruhig, sich mit der Hand bedächtig über die Stirn streichend. „ES ist nicht daS, war mir durch den Kopf geht." „Nun, waS dann?" Sind Sie in Ihrem Verdacht wankend geworden?" „Ich habe mir meine Ansicht über Mr. Ruffell bereits vor längerer Zeit gebildet, nach sorgfältiger Erwägung und eingehenden Ermittelungen und bade bisher noch nichts er fahren, was mich bestimmen könnte, meine Meinung zu ändern. Aber ein anderer Umstand hat sich mir in Bezug aus die vorliegende Sache aufgedrängt, der mir fast zur Ge wißheit geworden ist, daß er die That hier schwerlich ohne einen Helfershelfer verübt haben dürste. Wer war sein Gehilfe?" „Nun? Wer? Haben Sie einen Verdacht?" drängte Blessington eilfertig. „Ich muß darauf dringen, erst einige andere Puncte fest stellen zu dürfen, bevor ich die Frage beantworte." entgegnete der Beamte mit großer Zurückhaltung und mysteriöser Gewichtigkeit. »Könnte ich den Besitzer der Abtei Mr. Grey einige Augenblicke sprechen?" Blessington zog ungeduldig die Klingel. „Ist Mr. Grey gegenwärtig?" fragie er den eintretenden Diener. „Der Herr ist verreist — heute Morgen schon — mit der Eisenbahn von der nächsten Station, glaube ich," sagte der Mann, einigermaßen verwundert über die Frage. „Verreist? Ad! Ich balle gekört, daß der Herr sort- gefabren sei, aber ich wußte nicht, daß er eine Reise an getreten und glaubte ihn schon zurückgekehrt", meinte Blessington, nicht wenig verwundert über diese unerwähnt gebliebene Reise. Wer hat den persönlichen Dienst bei dem Herrn?" „Ich selbst. Aber ich weiß nichts Näheres. Er ließ sich seine Sachen von Hannab Hemming zurecht machen und hat dieser seine Aufträge ertheilt." „Hm! Wer fuhr ihn?" „Der Herr hatte den leichten Ponywagen genommen und fuhr allein. Er wollte den Wagen durch einen Mann aus Sletford zurllckschicken." Blessington und der Detectiv konnten sich nicht enthalten, einen erstaunten Blick mit einander auszutauschen, doch Mr. CateS verhinderte ein weiteres verwundertes Fragen, das auf Blessington'S Lippen schwebte. „Dann wird es am besten sein, ich spreche Hannab Hemming selbst einen Augenblick", sagte er mit angenommener Gleichgiltigkeit. „Wenn sie viel leicht gerade frei wäre —" „Senden Sie Hannab sofort ber," befahl Blessington, und der Diener verschwand. „Seltsam, wahrhaftig seltsam mit dieser Reise!" äußerte er nachdenklich, sobald sie allein waren. CateS antwortete nicht; er schien entschlossen, alle Reserve zu beobachten, bis er daS, um waS eS sich für ihn handelte, klar gelegt haben Werve. Als Hannah erschien, verließ er den Schaukelstuhl, auf dem er sich bisher langsam hin- und hergewiegt, nahm auf einem anderen Sitz Platz und maß daS Mädchen mit forschenden Blicken. „Um welche Zeit verließ Mr. Grey heute Morgen die Abtei, Hannah?" fragte er. „Halb zwölf Uhr Vormittags", lautete die Antwort. „Sie packten seine Sachen ein, wie ich gehört?" „Ja, Sir." „Viel oder wenig? ES war ja wohl nur wenig, nicht wahr, nur so für einen oder zwei Tage?" Hannah tbeilte mit so vielen beschränkten kleinen Leuten die Eigenschaft einer lebhaften mißtrauischen Scheu vor der Polizei, die sie wie eine Art selbstverständlichen Gegners betrachtete, vor dem man nicht genug auf seiner Hut sein könne. Sie batte sich kaum dem ihr wohlbekannten Mr. CateS gegenüber gesehen, als eS sich wie ein Panzer eiserner Ver schlossenheit »m daS Herz der jungen Schönen legte und ihre sonstige Schwatzhaftigkeit dem heiligen Entschluß Platz machte, der Wißbegier des Mannes die absoluteste Verstocktheit rnt- gegenrusetzen. Sie schwieg zu seiner Frage. „Weshalb antworten Sie nicht?" herrschte er sie an. Ferner sollen alle Streikgelder dem Vorstand zuzesandt und weiter soll nur auf solchen Sammellisten gezeichnet werden, die von diesem versandt worden sind. — Der JnnungSauSschuß der vereinigte» In nungen Berlins hat, wie wir der „Post" entnehmen, folgende Resolution einstimmig angenommen: „Die Delegirten der Berliner Innungen legen gegen den im Bundesrathe neu ausgearbeiteten Gesetzentwurf, betr. die Organisation des Handwerks, welcher, so weit bis jetzt bekannt geworden, die Einführung freiwilliger Zwangsinnungen bezweckt, einstimmig Verwahrung ein und beschließen, gleichzeitig an der von ber preußischen Regierung dem Bundesrathe eingereichten Vorlage mit den von der Handwerker-Conferenz im Sep tember 1896 daran getroffenen Abänderungen in der Er wartung festzuhalten, daß ber hohe Reichstag dieser Stellung nähme de» organisirten deutschen Handwerkerstand»- Rechnung tragen werde." — Die auf gestern Abend einberufene Versammlung der anläßlich derKaiserWilbelmfeier beschäftigten Zimmerer bat wegen mangelhaften Besuches von einem Beschlüsse Ab stand genommen. — Die „N. A. Z." wird um den Abdruck der nachstehenden Resolution gebeten: „Der conservative Bitrgervrrein Moabit steht nach wie vor auf dem Boden de» Tivoliprogramms, besonders auch in der Auffassung der „Judenfrage", und weiß sich hierin eins mit dem ersten Vorsitzenden des Berliner deutsch, conservalive» Wahlvereins, Freiherrn v. Langen. Der Verein er klärt die entgegengesetzten Auslassungen der „StaatSbürgrr-Zeitung" vom 21. Februar d. I. für unzutreffend und der thatjächlichen Grundlagen entbehrend, hält derartige Auslassungen auch für ge eignet, die sür die Reichstagswahlen des nächsten Jahres so wünschenswerthe Einheit der „Berliner Bewegung", sowie die Par- teien der Rechten auf daS Aeußerste zu gefährden." — Der Großhrrzog von Mecklenburg-Strelitz wird sich bei der Jahrhundertfeier durch den Erbgroßherzog vertreten lassen. — Der altenburgische Staatsministrr und BevollmächtigteAzum Bundesrath v. Helldorff ist hier eingetroffeu. — Dem Legationsrath Prinzen Alexander zu Hohenlohe- Schillingssürst wurde der Rothe Adler-Orden vierter Classr mit der Krone verliehen. — Dem „Kirchl. Monatsbl." zufolge beabsichtigt der General- Superintendent der Rheinprovinz v. Baur, der seit März 4396 wegen eines Herzleidens nicht mehr an den Sitzungen de» Eon- sistoriums hat theilnehmen können, am 1. Juli sein Amt nieder- zulegen. * Stettin, 13. März. Den drei in Folge de» Unfalls auf dem Panzer „Brandenburg" im vorigen Jahre vrr- urtheilten Beamten deS „Vulcan" in Stettin, Schubert, Nicolai und Freyberg, ist, der „N. Stett. Ztg." zufolge, auf dem Gnadenwege die Gefängnißstrafe in Festungshaft umgewandelt worden. * Posen, 14. März. Der Erzbischof von Posen- Gnesen vr. von Stablewski erläßt im kirchlichen Amts blatt folgendes Rundschreiben: „Auf den 22. d. M. trifft der hundertjährige Geburtstag de» Verewigten, seligen Andenkens Kaisers und König« Wilhelm 4., dessen Regierung reich war an so glorreichen, großen geschichtlichen Er eignissen. Da das Herz Sr. Majestät des uns huldvoll regierenden Kaisers und Königs aus dieser Veranlassung sehnlichst verlangte, Seine tiefe Verehrung und Dankbarkeit für seinen großen Vorfahren kund zu thun, und da Allerhöchst derselbe zur freudigen Theilnahme daran seine Unterthanen in einer Festseier beruft, so verordne ich im Gefühle unserer unverbrüchlichen Treue für den Thron und das Durchlauchtigste Herrscherhaus folgendes: Am Sonnabend, den 20. März, soll Abends in allen Pfarrkirchen und in allen anderen Kirchen, in denen besonderer Gottesdienst ab- gehalten zu werden pflegt, Glockengeläute stattfinden. Am Sonntag, den 21. d. M-, soll nach dem Hochamte der Ambrosianische Lob gesang „De veum" mit den Orationen pro gratiarum actione unter Glockengeläut angrstlmmt werden. Da wir aber als treue Söhne der Kirche fühlen und wissen, wie schwer Und nach göttlichem Willen verantwortungsvoll die Herrscherbiirde immer, zumal in unseren Tagen, lastet, so wollen wir uns auch an diesem Tage im Gebet zu Gott wenden, auf daß er Se. Majestät den uns huldreich regierenden Kaiser und König Wilhelm II. in seinen besonderen mächtigen Schutz nimmt, ihn mit himmlischem Lichte erleuchte und mit den Gaben des hl. Geistes reichlichst erfülle zum Wohl und Heil aller seiner Unterthanen, zum Ruhme seiner Regierung, zur Förderung des Glückes seine» ganzen Reiches, wie auch zur siegreichen Wehr der bedrohten Güter des Friedens und zum Schutze der Glaubenswahrheiten und unserer hl. Kirche. Dieses Rundschreiben ist am 21. Marz nach der Predigt zu verlesen. Der Erzbischof von Änesen und Posen, f Florian." Packender als dieses schwülstig-höfische Rundschreiben wird polnischen Ohren ein Artikel des „Goniec WielkopolSli" klingen, in dem eS heißt: „Wie sollen wir jedoch da» Andenken des Monarchen ehren? Wohl nicht ander», als durch fromme Betrachtungen zu Hause, oder durch einen Bortrag bezw. eine Vorlesung im Verein über den Kaiser selbst. Erinnern wir uns dessen, daß er in dem Jahre ge boren wurde, in welchem Heinrich Dombrowski die Legionen fomirte, daß er mit seiner Mutter Luise nach der Schlacht bei Jena nach Preußen flüchten und daß er schon als 9jähriger Knabe von der Gründung eines unabhängigen Herzogthums „Sie scheinen ja daS schon zu wissen, waS Sie fragten. Ich dachte, Sie hätten eS auch schon gekört," meinte sie trotzig. Ein bischen aus der Fassung gebracht durch ihr ent schlossenes Ausweichen und überlegend, wie er eS anders an fangen sollte, zögerte der Detectiv einen Augenblick. In zwischen batte Blessington, sder wegen früherer guter Trink gelder bei Hannah einen Stein im Brett hatte, aus ihr herausgebracht, daß Grey die Absicht hegte, den Zug um 12 Uhr 15 Minuten auf der Station zu treffen. „Und wie lange fährt man schnellstens von hier nach der Station?" wandte sich der Detectiv hastig an sie. „Ich hab'S noch nicht probirt, kann'S nicht sagen!" lautete die schnippische Antwort. „In zwanzig Minuten macht man den Weg zu Wagen bequem," erklärte Blessington. „Hat Mr. Grey gesagt, wohin er reiste?" fragte CateS mit einem vergeblichen Versuch, seine verstockte Gegnerin durch die Schärfe seine» TonS einzuschüchtern. „Ich will einmal Nachfragen, wenn Sie wünschen", meiute sie unerschrocken. „Teufel! Wissen Sie 'S oder wissen Sie 'S nicht, Mädchen?" herrschte er sie an. „Ich weiß nichts, ich weiß gar nichts und kann nichts sagen!" „Gut — gut, Sie können gehen!" brummte der Detectiv ärgerlich. „Ich wette darauf, sie hat nicht die Wahrheit ge sprochen und sie hätte unS Alles erzählen können, was wir zu wissen wünschen, wenn sie nur gewollt hätte!" fügte er, sich zu Blessington wendend, hinzu, als sie allein waren. „In zwischen ist es nothwendig, daß ich meine Auskunft erhalte. Wir werden MrS. Grey bemühen müssen." „Aber was bedeutet dies Alle»? Um wa» bandelt es sich?" fragte Blessington ungeduldig. „Sie werden schwerlich durch bloße Neugier geleitet werden!" „Nein", lächelte CateS mit einem schlauen Augenblinzeln, „sicherlich nicht. Wir pflegen in unserem kleinen Forscher berufe so reichlich mit überraschendem Neuen versehen zu werden, daß wir nicht Ursache baden, nach Dingen zu trachten, die unS nickt» angehen. Jndeß die Sache ist die", fuhr er fort, plötzlich seinen ernsten Ton wieder annehmend, „ich habe >m Laufe meiner Erhebungen festgestellt, daß Mr. Grey um etwa zwölf Uhr in Comberhill gewesen ist." (Fortsetzung folgt.)
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