Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970323013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897032301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897032301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-23
- Monat1897-03
- Jahr1897
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2149 Volkswirtschaftlicher Theil des Leipziger Tageblattes. «L« für diesen Theil bestimmte» Sendung«» find t» richte» « de» verantwortliche» Rrdacteur drstelbe» E. G. va«e 1» Let»,t^ — Sprechzeit.- »ur v», 10—11 Uhr Bar«, »ud vo» 4—ü Uhr «ach». Telegramme. Petersburg, 22. März. (Privat-Telegramm.) In Datum ist ein« »ene Raphthatndustrie.Gesellschaft mit 4 Millionen Rubel Actiencapital gegründet worden. Au der Spitze steht di« Firma G. F. Tscdiknaweroff L Co. — Ein au» französischen und russischen Lapitaltsten bestehende» Cooso rtium, welche» über 3'/, Millionen Rubel Grundkapital verfügt, errichtet in Zarizyn eine metallurgische Anstalt. — In U»pen»k im Donrz-Gebtrt ist unter der Bezeichnung Gesellschaft der Hohösen und Fabriken an der Olchowa in U»pen»k ein neue» Actieouuteraehmrn mit 2 Millionen Rubel Grundkapital in» Leben getreten. Papierfabrik von C. F. Leonhardt in -lte-erschlema. * Wenn über Sachsen» Großindustrie gesprochen und geschrieben wird, möge die Papirrfabrikation nicht unerwähnt bleiben, denn sie bildet einen wesentlichen Bestandtheil derselben, und wir besitzen Fabriken dieser Branche, deren Erzeugnisse in weite Ferne gesandt werden, sich überhaupt eines sehr großen Rufe» zu erfreue» haben. Biele solcher Fabriken befinden sich in unserem Erzgebirge; namentlich zahlreich sind sie am oberen Laufe der Zwickauer Mulde anzutreffe», zwischen Zwickau und Aue; eine förmliche Colonie von Holzstoss- Papier-Fabriken hat sich aber in Niederschlema und dessen Umgegend angesirdelt; eine der ältesten und größten, nicht allein daselbst, sondern io Sachsen und Deutschland ist die der Firma C. F. Leonhard. Nach Niederschlema gelangt man von Leipzig über Werdau mittels der stet» am Muldenufer sich hinziehenden Eisenbahn Zwickau» Aue; eine Fahrt auf dieser Strecke gehört unstreitig zu den reiz vollsten, denn die Umgebung besitzt nicht allein einen durchaus ge birgigen Charakter, sondern sie bietet auch viele Abwechselung und wird noch dadurch interessanter, als man an vielen industriereichen Ortschaften, wie Cainsdorf, Wilkau rc., ferner an verschiedenen größeren Fabrik-Anlagen und Kohlenwerken vorüberfährt. Di« Bahn verfolgt, an waldigen Bergen entlang fahrend, alle Windungen der Mulde und muß deshalb oft scharfe Curven beschreiben; be- sonders eng und romantisch wird das Thal bei der Station Stein, woselbst das alterthümliche Schloß nahe dem Bahnhofe auf einem Felsen steht und die Umgebung beherrscht. Unweit davon, in steiler Felsenwand, ist die berühmte „Prinzenhöhle" und aus der anderen Seite der Mulde die Holzstoff-Fabrik von G Tölle; hinter derselben bemerken wir mancherlei Bauarbeit, sowie Felsen sprengungen, Abholzungen rc., die behufs Veränderung der Bahn anlage hier auSgeführt werden, denn die Eisenbahn soll zukünftig von hier aus in möglichst gerader Linie bis nach Aue fortlaufen Während wir in dem Anblick dieser vielfach wechselnden, an Natur- ichönheiten reichen Bilder vertieft sind, ertönt der Pfiff unserer Lokomotive, wir passiren noch eine steinerne Brücke und befinden unS alsdann im Bahnhofe der Station Niederschlema, welches, am linken Muldenufer liegend, ungefähr noch eine Wegstunde von Aue und Schneeberg entfernt ist. Neben dem Stationsgebäude erheben sich die hohen gen Himmel weisenden Schornsteine sowie die lang ausgedehnten Fabrikgebäude der Firma C. F. Leonhardt, deren Papierfabrik hier 1875 gegründet ward und jetzt zu den leistungsfähigsten Deutschlands zählt. Wie viele andere solcher Anlagen, ist auch diese aus kleinen Anfängen hervorgegaugrn und ihr Gründer war ein ein sacher Landmann, dessen Geburtshaus in einem Dorfe bei Zwickau noch vorhanden ist. Erst nach und nach, durch unermüdliche Thätigkeit, glückliche Benutzung der Verhältnisse, Fleiß und Ausdauer, bekam diese Fabrik ihre Bedeutung, welche sie jetzt besitzt; sie ist stets vollauf beschäftigt und sieht sich genöthigt, jährlich ihren Betrieb zu vergrößern. Derselbe wird nicht allein durch die Wasserkräfte der Mulde, sondern auch durch mehrere starke Dampf- und elektrische Maschinen, sowie ein zahlreiche» Arbeiterpersonal Tag und Nacht ohne Unterbrechung fortgesetzt, ebenso sind viele vorzüglich coastruirte Arbeits-Maschinen unablässig in Thätigkeit, um Papier aus Holzstoff rc. herzustellen. Eine Besichtigung dieser mit den besten Einrichtungen versehenen Fabrik ist lohnend und belehrend, denn wir gewinnen hierdurch einen Ueberblick über den Gang der Fabrikation deS Papier», wie es jetzt allgemein für den Druck von Zeitungen, Tapeten rc. ver wendet wird. Das hierzu nöthige Holz gelangt zumeist aus Bayern oder Böhmen mittels der Eisenbahn aus besonderer Gleisanlage in die Fabrik; hier wird eS zunächst in gewisse Längen zerschnitten, auch von der Rinde gesäubert und sodann auf die Schleif steine gebracht, wo es vollständig zu einem flüssigen Breie ver wendet wird. Derselbe gelangt alsdann in große Bottiche, um noch mit verschiedenen anderen Stoffen vermischt, geläutert, gereinigt zu werden: nachdem er auch den nöthtgen Farbstoff erhielt und vielen anderen Umwandlungen unterworfen ward, kommt er endlich auf die ca. 40 m langen Papiermaschinen, woselbst er, mit Wasser gemischt, viele Walzen, Drahtgewebe, Filzplatten rc. durchlaufen muß, um endlich an der einen Seit« der Maschinen alS fertiges Papier herauszukommen. Besondere Maschinen zerschneiden das selbe in vorschriftsmäßige Breiten und Längen; im Pack raum werden daraus schwerwiegende Rollen geformt, die mit Holzbrettern umkleidet und durch Eisenbänder zusammenaehalten auf Las Verladeglei» der Eisenbahn gelangen, um mittel» derselben in die weite Welt geführt zu werden. Zumeist wird das Papier direct nach den städtischen Druckereien gesandt, woselbst es in den Druck maschinen mit den neuesten Nachrichten bedruckt, sodann beschnitten und gefalzt al» fertige Zeitung in die Hände der Leser gelangt, von denen vielleicht nur wenige davon unterrichtet sind, auf welche Weise und an weichem Orte da» hierzu verwandte Papier entstanden ist. Die Lage der Papierfabrik von E. F. Lronhardt ist in geschäft licher Beziehung al« eine sehr günstige zu bezeichnen, denn sie liegt am fließenden, stet- ausreichenden Wasser und an der Eisenbahn, welche Umstände für eine derartige Fabrik von hoher Bedeutung sind: aber ihre Lage kann auch in landschaftlicher Hinsicht als eine glückliche genannt werden, denn ihre Umgebung ist voll von Natur schönheiten; sie wird von hohen Bergen eingeschlossen, auf deren Abhängen die Wohnhäuser der Fabrikdirectoren erbaut wurden, während neben der Fabrik selbst herrliche Parkanlagen sich ausdehnrn, in deren Mitte dir umfangreiche Billa de» Herrn G. Lehmann in Leipzig, einem Mitbesitzer der Fabrik, liegt, die jetzt durch den Architekten H. Alteudorff in Leipzig gründlich «mgebaut und ver schönert wird. Wie schon erwähnt, befindet sich in Niederschlema außerdem noch eine Anzahl anderrr Papierfabriken» die sich sämmtlich einer großen Blüthr zu erfreuen haben. ES herrscht überhaupt daselbst ein reges industrielle- Leben, «ad allen Freunden de» deutschen GewerbefleißeS sei ein Besuch diese- reitend gelegenen FabrikorteS bestens empfohlen, besonder- auch eine Besichtigung der oben beschriebenen bedeutenden und vortrefflich geleiteten Fabrik von E. F. Leonharde, der wir hiermit ei» fernere- glückliches Blühe» und Gedeihen wünschen! Dir deutsche Margarine-Jndustrie hat eine Jahre-production von rund 1800 000 Ctr. im Werth« von etwa 100 Millionen Mark, ist also zu einem Production»zweige erwachsen, der sich zwischen den übrigen des vaterländischen Erwerbsleben» wohl sehen lassen darf. Bon ihren Rohprodukten bezieht diese Industrie rund 1090000 Etr. im Wrrthe vo» 40 Millionen Mark aus dein AuSlande, während sie 480000 Ctr. inländischer Fette im Werthe von 17 Millionen Mark und 60 Millionen Liter Milch (4 12 berechnet) im Werthe von 7,2 Millionen Mark verwendet, wozu noch al- weitere» in ländisches landwirthschaftlicheS Product 5,4 Millionen Mark für Fastaaen kommen, fo daß also die Margarine-Industrie der heimischen Landwtrthschaft schon jetzt für fast 30 Millionen Mark Produkte abkauft, wobei zu bemerken ist, daß dieser Verbrauch in ländischer Fette in steigendem Maße gewachsen ist. Um das Bild zu vervollständigen, führen wir an, daß die Margarine-Industrie an Eingangszöllen etwa 7,3 Mill. Mark er legt, an Steuer etwa 300000 an Frachten 4'/, Mill. Mark verausgabt, während Post und Telegraph wohl an 2 Mill. Mark erhalten dürften, der FiScus also rund 14 Mill. Mark von der Mar garine-Industrie bezieht. Wenn endlich etwa 4600 kaufmännische Angestellte, incl. der Verkäufer, 6 Mill. Mark und die Arbeiter der Margarine-Jndustrie, deren Zahl incl. ihrer Familienangehörigen auf 18 000 geschätzt werden darf, 4'/, Mill. Mark beziehen, so er geben sich folgende Gruppen, die ein specielle» Interesse an der Margarine-Industrie haben: Ausland alS Lieferant von Rohprodukt mit 40 Mill. Mark, deutsche Landwirthschaft von Rohprodukt mit 30 Mill. Mark. FiscuS mit 14 Mill. Mark und Arbeit-markt mit 12 Mill. Mark. In Geld ausgedrückt laßt sich also daS deutsche Interesse an dieser Production auf 56 Mill. Mark, daS de» Auslandes auf 40 Mill. Mark beziffern; während sie rin Anlagekapital von 15 und ein Betriebskapital von 25 Mill. Mark beschäftigen dürfte. Wie diese Zahlen ergeben, bezieht die deutsche Margarine-Jndustrie bisher nur einen Theil ihre- Rodproducles von der deutschen Land- wirlhschaft. Aber dieser Theil ist fortdauernd gewachsen mit der verbesserten Einrichtung der deutschen Schlachthäuser. Würden überall Schlachthäuser angelegt, welche in ihren Einrichtungen derart modrrnisirt wären, wie es bisher nur bei einem Theile der Fall ist, so ivürde die Margarine-Jndustrie «inen sehr großen Theil der bisher noch vom Auslande bezogenen Fette vom Inland« kaufen, also ein noch beachtenöwertherer Kunde der deutschen Landwirthschaft werden können. Vollzöge sich bei uns eine Umgestaltung der Schlacht häuser, wie sie in Oesterreich bereits ist, von wo unsere Margarine- fabrikanten einen so großen Theil ihres Bedarfes von Rohmargarinr einkausen müssen, jo würde dir Margarine-Industrie fast ihren ganzen Bedarf an diesem Rohstoff von der deutschen Landwirthschaft be- ziehen können. Ein Umstand, welcher zeigt, daß eS sehr reale gemeinsame Interessen der Margarine-Jndustrie und der Land- wirthschast qiebt, deren Verfolgung vielleicht beiden Thrilen größeren Nutzen schaffen würde, als es der „Margarinekrieg" jemals vermag; selbst dann, wenn er mit einem noch so rigorosen Margarinegesetz enden sollte. v. V. 6. Die vorstehenden Ziffern lassen Export noch Oesterreich-Ungarn in Jahren allerdings zwischen 45868 geschwankt hat, keinesfalls aber 32000 D.-Ctr. gesunken ist, statistik vom Jahre 1895 in erkennen, daß unser Faßbier- I den hier berücksichtigten acht j D.-Ctr. und 61189 D.-Str. auf ein Quantum von etwa wie dies nach der deutschen Handel»- ! diesem Jahre der Fall sein soll.^ Landwirthschaft und Margarine-Jndustrie. Man hat sich — wahrscheinlich zum Schaden beider - gewöhnt, Landwirthschaft und Margarine-Jndustrie al» unversöhnliche Gegner zu betrachten, well im Interesse der Buttrrproduction ein nun schon Jahre währender „Kampf gegen die Margarine" geführt wird, statt diesen Kampf ausjchlteßlich gegen unlautere WettbewerbShandlungen zu führen. In Wirklichkeit aber giebt e- vielfache Puucte, in denen sich daS laudwlrthfchaftltche Interesse mit dem der Margarine voll- ständig deckt. So hat z. v. die Bereinigung deutscher Margarine- fabrikantea in ihrer an den Reichstag gerichteten Eingabe zu den Morgarine-Anträgen mit Recht daraus hingewirsrn, daß hinsichtlich der Einfuhr ausländischer Margarine und geringwertiger, z. B. finnischer und galizischer Butter eine Jaterrffengemeinsamkeit besteht, welche bedingt, daß bet etwaigem Erlaß eine- neuen Margarinr- gesrtze» je nach vrffrn Inhalt Bestimmungen getroffen werden münen, um zu verhüten, daß das AuOanhOproduct gerade zu solchen unlauteren Zwecken fortgesetzt dienen kann, denen da» Margarinegesetz für da- Jnland-product die Möglichkeit abschneidrn will. Nachdem sogar die „Krruzztg." anerkannt hat, daß dies« Interessengemeinschaft vorhanden ist und eine entsprechend« gesetz geberische Berücksichtigung erfordert, darf man einerseits darauf gespannt sein, wie sich die Reich-tag-commission mit dieser un- obweisbaren Forderung praktisch obfinden wird, andererseits erscheint es angezeigt, einmal daraus hinzuweise», baß neben solchen mehr negativen «in« sehr reale und positive Gemeinsamkeit der Interesse» zwischen Landwirthschaft und Margarine-Jndustrie besteht, indem letzter« ein dicht zu verachtender Lonsument landwirthjchastlicher Erzeugnisse bereits ist und rin noch viel stärkerer werde» könnte. Aeber unrichtige Angaben der deutschen Handels-Statistik und deutscher HandelSderichte. Von W. May-Münchrn. In Beilage Nr. 4 zu Nr. 101 des „Leipziger Tageblattes" vom 25. Februar d. I. haben wir den „Außenhandel Deutschland» in Bier und seine Entwickelung in den Jahren 1892 bis 1896" dar- gestellt und bet dieser Gelegenheit mancherlei unrichtige Angaben der Tages- und Fachpresse richtig gestellt, soweit es sich nament lich um die Entwickelung de» deutschen Bierexports seit dem Jahre 1889 handelte. Heute sehen wir uns veranlaßt, und zwar im weiteren Inter esse des deutschen Handels, auf eine Reihe von auffälligen irrthümlichen Angaben aufmerksam zu machen, denen wir be bäuerlicher Weise in der amtlichen deutschen Handels statistik und in amtlichen deutschen Handelsberichten in jüngster Zeit begegnet sind. ES handelt sich zwar in den uns heute vorliegenden Fällen zunächst nur um Verhältnisse deSBiererportS, nichtsdestoweniger verdient die Sache auch in ferner stehenden Kreisen Beachtung, da eS sich principiell um die Frage der Zu verlässtgkett amtlicher handelsstatistischer Angaben handelt. Denn thatsächlich haben die von unS hier ins Auge gefaßten Fälle bereits zu ganz irrthümlichen Schlußfolgerungen sowohl in der Tage-- alS in der bethetligten Fachpresse geführt, Schluß folgerungen, die den betreffenden Interessenten ein schiefe» Bild von der Lage der in Frage kommenden Absatzgebiete zu geben geeignet sind. Die Fälle, welche wir hier im Auge haben, beziehen sich auf zweihervorragendedeutsche Absatzgebiete:Oesterreich-Ungarn und die Schweiz. I. Was zunächst Oesterreich-Ungarn betrifft, daS — wie wir a. a. O. gezeigt haben — unter den für die deutsche Faßbier- AuSsuhr in Bewacht kommenden Absatzgebieten einen hervorragenden Platz behauptet, wird im December-Heft, Jahrgang 1895, der „Monatlichen Nachweise über den auswärtigen Handel de» deutschen Zollgebiete»" auf S. 115 die Faßbier-AuSfuhr Deutschlands nach Oesterreich-Ungarn pro 1895 auf 32687 Doppel-Centner und im December-Heft, Jahrgang 1896, für dieses Jahr aus 64588 D.-Etr. angegeben. Weiter heißt e» im „Statistischen Jahrbuch für daS Deutsche Reich" XVII. Jahrgang (1896) auf S. 108, daß im Specialhandel die Bier-AuSfuhr Deutschlands nach Oesterreich-Ungarn im Jahre 1895 38190 D.-Etr. im Werthe von 600000 betragen hat; da in der vorerwähnten Menge 5506 D.-Etr. Flaschenbier« enthalten sind, so siellt sich auch nach dieser letzterwähnten amtlichen Angabe die Faßbier-Aussuhr Deutschlands nach Oesterreich-Ungarn pro 1895 auf 32 684 D.-Etr. Da ferner in der deutschen tzandelsstatistik die correspondirend» Faßbier-Aussuhr pro 1894 auf 51892D.-CW. angegeben wurde, io würde aus einem Vergleich der Jahres-AuSfuhrziffern 1894 und 1895 resultiren, daß Deutschland ,im Jahre 1895 19205 D.-Ctr. oder 37 Proc. Faßbiere weniger nach Oesterreich-Ungarn auSgeführt hat. Diese, wie wir noch sehen werden, thatsächlich unrichtige Schlußfolgerung ist auch in der Tage»-, namentlich aber in der betheiligten Fachpresse aus Grund der erwähnten amtlichen deutschen Angaben gezogen worden. So heißt e» beispielsweise in Nr. 15, S. 241, Jahrg. 1896 der in Nürnberg erscheinenden „Allgemeinen Brauer- und Hovsen-Zritung": „Nach allen Ländern, mit Au-nahme Oesterreich.Ungarn», das eine ganz wesentliche Einbuße im Bezüge auf- wrist, nud Belgien», gingen sonach im letzte» Jahr« (1895) größere Mengen deutschen FaßbiereS al- im vorangeaangeuen. Für Oesterretch-Ungarn kann die Abnahme nicht weiter auffallen (?), denn sie ist wie bei der Einfuhr (nach Deutschland) auch hier be gründet in der wachsenden Vorliebe de» österreichischen Publicum» für Helles Bier." Und in der Berliner „Wochenschrift für Brauerei" heißt e» in Nr. 7. S. 166, Jahrg. 1896: „Nur nach den Niederlanden und ganz Oesterreich.Ungarn gingen im Jahre Mengen deutschen FaßbiereS. Demgegenüber sei nun daraus hingewiesen, daß hinsichtlich der Faßbier-AuSfuhr Deutschlands nach Oesterreich-Ungarn im Jahre 1895 die amtlichen Ausweise der deutschen und öster reichisch-ungarischen tzandelsstatistik in ausfälliger Weise differjren! Di« vom statistischen Departement de« k. k. österreichischen Handelsministeriums herausgegebenen „Statistischen Uebersichtrn, be treffend den auswärtigen Handel deS östrrreichisch-ungarijchen Zoll gebietes im Jahre 1895" geben aus S. 18 die Total-Faßbier- ein fuhr des letzteren aus 64 087 D.^Ltr. im Werthe von 930 543 fl. und die respective Einfuhr au» Deutschland auf 63598 D.^ltr. an, während letztere nach der deutschen Handelsstatistik, wie erwähnt, nur 32687 D-Ctr., also etwa die Hälste der vor genannten Menge, betragen haben soll! Hier liegt zweifello» auf deutscher Seite eia bedauerliche» ver sehen vor, da» zu den oben erwähnten falschen Schlußfolgerungen führte und rücksichtlich der 1896er Statistik zu weiteren falschen Schlüffen geführt hat. Dir Faß bier-Einfuhr Oe st erreich», welch« seit Jahren beinahe ausschließlich au» deutsche», beziehungsweise bayerischen Bieren besteht, bewegte sich in den dem kritischen Jahre 1895 voraufgegangenen acht Jahren nach der amtlichen deutsche» Statistik, soweit deutsch« Faßbiere in Frage kommen, in folgenden Mengen: 1887 47 438 D.-Etr. 1891 53806 D.-Ctr. 1888 45 868 - 1892 59210 - 1889 58146 « 1893 61189 , 1890 5721? - 1894 51892 . und betrug im letzten Jahre (1896) 64588 D.-Etr. Für einen derartigen bedeutenden Rückgang unserer Faßbier Ausfuhr nach Oesterreich-Ungarn wäre auch gar kein ersichtlicher Grund vorhanden, nachdem gerade in Len letzten Jahre» neue AuSschankstellen insbesondere Münchener Brauereien in Wien und anderen großen österreichischen Städten entstanden sind, und in den besseren Gesellschaftskreisen Oesterreich-Ungarn», wie Schreiber diese» an» eigenen Wahrnehmungen bekannt ist. die Bor- liebe sür bayerische Biere, die hauptsächlich nach dort exportirt werden, nach wie vor anhält, ohne Rücksicht aus die Helle oder dunkle Farbe dieser Biere, ja gerade die letzteren bevorzugt werden. Dazu kommt, daß — wie ich dies schon tm Jahre 1893 rognosticirt hatte — *) in Oesterreich sowohl als in Ungarn Puncto Biereonsum seit mehreren Jahren eine sehr bcachtenS- werthe Wandlung etngetreten ist, die einem Import bayerischer Biere nach dort nur förderlich sein kann. Ich habe a. a. O. damals u. A. darauf hingewiesen, daß in Folge der kolossalen Verheerungen, welch« die Phylloxera und andere Rebschädlinge im Weinbau Ungarns und Oesterreichs auf Jahre hinaus angrrichtrt haben, Oesterreich-Ungarn in Volks- wirthschastlicher Hinsicht insofern an einem Weudepuncte angelangt sei, als es seinen Ruf alS Weinland pur exeol- lenoo verloren hat, da der Import von Wein Len bezüg lichen Export weit übrrtrifft, und daß die in Betracht kommenden kulturellen Verhältnisse die überwiegend an den Weingenuß gewöhnte Bevölkerung Oesterreich - Ungarns immer mehr dahin drängen und drängen werden, das übliche Getränk zu entbehren und sich dem Biergenuß zuzuwenden! Die seitherige Entwickelung der Bierproduction in Oester reich und in Ungarn hat meine Voraussage ja auch vollauf bestätigt. Oesterreich (ohne die Occupationsgebiete) pro ducirte an Bier: 1889 12937 752 KI, 1890 13570339 KI. 1891 14 038234 kl. 1892 15 565 446 KI, 1893 16 233 345 KI. 1894 16 729 955 kl. 1895 17 904 456 KI. Die Bierproduction Oesterreich» ist also seit dem Jahre 1889 konstant gestiegen und weist seitdem in der JahreS-Er zrugung eine Zunahme um 4966 704 kl oder mehr als 38 Proc. auf. Charakteristisch ist in dieser Hinsicht ein Vergleich mit Bayern. Im Jahre 1889 producirte Bayern 14270070 KI Bier, seine Production überwog also in diesem Jahre die Bier- production Oesterreichs um 1332318 KI oder 10,3 Proc.; seitdem jedoch das umgekehrte Brrhäitniß eingetreten, denn Bayer» producirte 1895 nur 16 034 092 kl Bier, es wird also in diesem Jahre seine Production durch die Bierproduction Oesterreichs bereits um 1870364 KI oder 11,6 Proc. übertroffen! Ungarns Biererzeugnng, die sich im Jahre 1890 aus 546 569 kl belief, hat sich seitdem mehr als verdoppelt und eine Reihe von Großbrauereien sind dort in jüngster Zeit neu errichtet worden. Diese sehr bedeutende Entwickelung der Bierproduction in Oester- reich-Ungarn hat vorzugsweise in der mißlichen Lage des dortigen Weinbaues und in dem dadurch bedingten stärkeren Co ns um von Bier ihren Grund und keineswegs etwa in einer entsprechenden Verbesserung der allgemeinen wirthjchaftlichen Verhältnisse, welche im Gegentheil besonders in Oesterreich sehr viel zu wünschen übrig laffen. Um so weniger ist aber alsdann anzunehmrn, daß unsere aßbi er-Ausfuhr nach Oesterreich-Ungarn gerade in einer dem lterconsum äußerst günstigen Periode so erheblich zurück «gangen sein sollte. Die amtlichen österreichischen Handels iatistischen Ziffern dürften daher zu treffen und diesen zusolge betrug diese Einfuhr im Jahre 1895 nicht, wie deutscherseits angegeben wird, nur 32 687 D.-Ctr., sondern 63598D.-Ctr. und im Vorjahre 63374 D.-Ctr. Für 1896 wird dieser Export deutscherseits ja auf 64 588 D.-Ctr. beziffert. Eine amtliche Correctur der 1895er Ausfuhrziffer deutscher seits scheint aber um so mehr angezeigt, alS aus der bezüg- lichen unrichtigen Angabe fortgesetzt irrthümliche Schluß folgerungen gezogen werden. So heißt eS beispielsweise in der Berliner „Wochenschrift für Brauerei" auf S. 73,Jahrg. 1897, bei Besprechung des deutschen Bierexports im Jahre 1896 wörtlich: insbesondere hat sich die Faßbier-AuSfuhr nach Oesterreich Ungarn gegen 1895 nahezu verdoppelt (nachdem sie von 51892 D.-Ctr. im Jahre 1894 auf 32 687 D.-Ctr., also um 19205 D.»Etr. im Jahre 1895 herabgegaogea war)". Weiter wird in der Nürnberger „Allg. Brauer- und Hopfenzeitung" auf S. 229, Jahrg. 1897, bei derselben Gelegenheit gesagt: „Die bedeutendste Verschiebung findet sich in dieser Auf- stellung bei Oesterreich-Ungarn, welches diesmal nahezu mit dem doppelten Betrag wie tm Vorjahre figurirt. Auch unS ist leider rin ähnlicher Jrrthum bei der erstmaligen Bearbeitung der 1896er Export-Statistik an dieser Stelle passirt (vrrgl. 4. Beilage zu Nr. 101/97 des „Leipziger Tageblattes"). Wir haben jedoch hinterher diesen Jrrthum in Nr. 11, S. 156, Jahr gang 1897, der „Zeitschrift sür da» grsammte Brauwesen" bereits richtig gestellt, bezw. dort aus die oben erwähnten differirenden handelSstatistijchen Daten hingewirsrn. II. Was nun die Schweiz betrifft, mit der wir einen äußerst lebhaften Verkehr in Bier, Berste, Malz und Hopfen unterhalten, so macht der im Octoberheft de» „Deutschen Handels Archivs", Jahrg. 1896, Th. II, S. 539 ff. abgrdruckte Handelsbericht au- Zürich, anläßlich einer Besprechung der braugewrrblichen Ver- hältnisse in der Schweiz über den Bierexport der letzteren durchaus unrichtige Angaben. Diesen zufolge soll sich derselbe belaufen haben: 1893 auf 8666 kl, 1894 auf 6954 kl, 1895 auf 8230 kl. Thatsächlich liegen diese Verhältnisse jedoch ganz anders. Der vorerwähnte deutsche Bericht benutzt augenscheinlich den vom Vorort de» Schweizerischen Handels- und Industrie-Vereins Zürich alljährlich veröffentlichten „Bericht über Handel und Industrie der Schweiz". Denn die von ihm mitgetheilten Bierrxport-Ziffrrn decken sich mit den in diesen Berichten ver- öffentlichten correjpoudtrendru Ziffern über die Faßbier Ausfuhr der Schweiz. Der deutsche Bericht berücksichtigt aber auffälliger Weise die in der von ihm benutzten Quelle an derselben Stelle angeführte Flaschenbier - Ausfuhr der Schweiz überhaupt nicht, obschon letztere mindesten» ebenso bedeutend ist wie die Faßbier-AuSfuhr derselben. Der Flaschenbier-Export der Schweiz bezifferte sich nämlich in Doppelcentncrn netto: Kaiserlich deutsches Consulat I. Sir. 5568. Zürich, de» 5. December 1896. Die Redaktion ersuche ich recht ergebenst um gefl. nähere Bezeichnung des Werkes, indessen Octoberheft 1896 — II-Th . S. 539 — sich die Angaben über den Bierexport der Schweiz befinden, ev. wäre dieUeberjenduug eines Exemplare» erwünscht. Der Kaiserliche Eonsul. Unterschrift. An die Redactio» d- " ..Zeitschrift sür das gejammte Brauwesen". besonder- nach 1895 geringere ,i-ich Frankreich Toial 1892 aus 9169 9195 1893 - 9474 9 522 1894 10 283 10312 1895 - 12398 12440 Die Bier-AuSfuhr der Schweiz liefert also thatsächlich ein wesentlich anderes Bild, al» dir» der citirte deutsche Bericht erkennen läßt. Wir haben aber ein besondere» Interesse daran, über die Bierexportverhältnisse derSchweiz zutressend unterrichtet zu sein; dir- schon au» dem Grunde, weil die letztere auf dem sran zösischen Markte unser voruehmlichster Concurrent ist und der Export der Schweiz nach dort in jüngster Zeit eine wesentliche Ver schiebung erfahren hat. Daß eine derartige Berichterstattung im „Deutschen Handels Archiv" den Werth der dort mitgetheilten handelsstatistischra Daten erheblich beeinträchtigen muß, liegt auf der Hand. E» erscheint daher wünschenSwerth, daß in der hier augrdeutetrn Richtung baldigst Remedur geschaffen wird. Bemerken wolle» wir noch, daß di« Redactio» der „Zeitschrift kür da« aesammte Brauwesen" sich au dt« officielle schweizer if che Stelle brieflich um Aufklärung der Sache wendet und von dort di« Bestätigung erhalten hat, daß that sächlich außer der vom deutschen Handelsbericht lediglich berück- jichtigten Faßbier-Aussuhr eine Flaschenbier-Ausfuhr Schweiz in dem oben mitgetheilten Umfange stattgesunden hat, daß hingegen da» kaiserlich deutsche Consulat zu Zürich aus eine gleichzeitige Anfrage eine befriedigende Auskunft nicht «rtheilt hat. Die Antwort de» letzteren lautet bezeichnender Weise wörtlich: während er sich iaden sehr gut iadenlänge und noch nicht alles. *) Vergl. »itincn Aussatz: „Die Wandlung in den Bier- > productiv»»-Verhältnissen rc. Oesterreich-Ungarn» und ihr« Beachtung seiten» der deutschen, in»besouder« der bayerischen Exportbrauereien" im Jahrg. 1894, S. 164 ff. i der „Zeitschrift sür da- gesammte Brauwesen". Das Glänzendmachen der Laurnwolle. Ein französisches Patent. Wiederholt ist in dem Fachblatt „Seide" das Glänzendmochen der Baumwolle und die Bedeutung dieser Neuerung sür die Industrie besprochen worden. Bekannt ist das patentirte Verfahren der Firma Thomas L Prevost in Crefeld, mit Hilfe dessen man im wahrsten Sinn des Wortes „glänzende" Ergebnisse erzielt. Jetzt kommt von Frankreich her, aus Argentcuil, die Kunde, daß dort eine ,.Anstalt zum Gläuzeudmachen der Baumwollsäden und anderer Web-Roh- stoffe nach patentirtem Verfahren" gegründet worden ist. Die Inhaber deS /Patentes, die Herren L. Boursier L Ginier, stellen dem genannten Blatte eine von E. Rangy geschriebene Abhandlung zur Verfügung, der Nachfolgendes über die neue Erfindung zu ent- nehmen ist: Das Gläuzeudmachen deS Baumwollfadens auf gewöhn liche Art besteht bekanntlich in dem Befeuchten desselben mit einer wachsähnlichen Masse, welche dem Garne nach einer mechanischen Abbürstung ein glattes und glänzendes Anssehen verleiht. In der Hauptsache wird diese Methode nur auf gezwirnte Garne angewandt, also auf Fäden, welche dublirt und gedreht zu einein einzigen verarbeitet werden, um eben für die Behandlung die nöthige Widerstandskraft zu erlangen. Für die feinen Nummern war das Glänzendmachen bisher iin einfachen Faden so zu sagen ein Ding der Unmöglichkeit, und für sehr feine Nummern, selbst wenn gezwirnt, wegen der geringen Widerstandsfähigkeit des Fadens, der die Spannung und mechanische Arbeit des Bürstens nicht vertragen konnte, unausführbar. Durch ein neues Verfahren ist nun die „Mannfactur von Argenteuil" dahin gelangt, Garne von äußerster Feinheit, Nummern von 150 und höher, und zwar alS einfache Gespinuste, was bisher sür unmöglich galt, glänzend zu machen. Wir können natürlich nicht Len Schleier des Geheimnisses lüsten; eS liegt uns nur daran, auf die Aussichten hinzuweisen, welche sich durch die neue Erfindung darbieten. Nicht nur, daß da» Blänzend- machen mit Garnen von großer Feinheit außerordentlich praktisch ausgeführt wird, nein, inan findet sogar den Faden nach dem Proceß verdreifacht, d. h. er besitzt, obgleich einfach gesponnen, eine viel größere Widerstandsfähigkeit, als ein gezwirnter Faden gleicher Nummer, der auf gewöhnliche Art glänzend gemacht wurde. Nehmen wir z. B. ein Garn Nr. 75, welches einfach 150000 m per Kilogramm mißt, so müßte man es. um es glänzend zu machen, zuvor dubliren, also auf 75 000 m verkürzen, während man nach dem neuen Verfahren den einfachen Faden in seiner ursprünglichen Länge von 150000 m pro Kilogramm glänzend macht. Nehmen wir aber Nr. 150» so ist der Proceß nach dem bisherigen Verfahren selbst nach der Dublirung, nicht mehr möglich, nach dem neuen Verfahren auch im einfachen auSführen läßt. Man spart also die Hälfte der verdreifacht zugleich seine Stärke. Das ist abcr Mit dem Glänzendmachen geht die Färberei vor sich, beide Operationen sind so zu sagen mit einander verbunden, sie gehören zusaiuen, und wenn die Garne auf diese Weise behandelt worden sind, sind sie unveränderlich, die Farbe bleibt und widersteht allen Waschungen, dem Sonnenlicht, der Seeluft, kurz allen denk baren Einflüssen, welche Baumwollgarne, aus die gewöhnliche Art glänzend gemacht, verderben würde. Sodann, und das ist ein Haupt- pnnct, besitzen die Garne einen vorzüglichen Glanz, «in glatte- und angenehmes Gesühl, mit einem Worte, sie haben das Aussehen einer schönen Seide. Wir sahen Bobinen mit ans alte Weise glänzend gemachter Baumwolle, welche eine Zeit lang der Sonne ausgesetzt waren und verglichen sie mit anderen, welche nach dem neuen Verfahren behandelte Baumwolle enthielten. Die Baumwolle der erstere« be gann die Farbe zu verlieren, zu verschießen, verlor schon ihren Glanz, während die der letzteren ihre schöne Farbe ebenso wie ihr seidige- Aussehen bewahrt hatte. Dies ist sicherlich ein großartiger Erfolg, aber bevor man dahin gelangte, hat man viele Enttäuschung, viele Versuche und Mißerfolge durchwachen müssen. Heute nun ist die Sache endlich auf dem Wege zum Gelingen. Nebenbei sei er wähnt, daß die Eigenthümer der Fabrik von Argenteuil mit ihrem neuen Verfahren auch andere Rohgcspinnste, wie Ramie, behandeln und auch hierbei vorzügliche Ergebnisse erzielen. Aber der Ursache folgt die Wirkung, und jo geben die aus erwähnte Weise prä- parirten Fasern in Folge ihrer Eigenschaften natürlich auch ein ebenso eigenartiges, neues Gewebe. ES ist klar, daß, sobald diese Fäden gegen eine schwache Lösung widerstandsfähig sind, ihre Farbe nicht mehr verändern und einen Glanz und eine Weichheit ähnlich der Seide erhalten, auch die aus ihnen gefertigten Gewebe dieser dreifachen Bortheile theilhaftig werden. So ist eü in der That, und die Fabrik von Argenteuil verfertigt schon au« diesen neuen Fäden Gewebe, die überraschend schön genannt werden können. Die Natur dieser Fäden macht sie besonder- für gemischte Ge- webe, in welchen man bis zu 75 Procent Argentruil-Fäden ver arbeiten kann, brauchbar. DaS übrige Rohmaterial kann au» Seide, Chinaseide, Schappeseide, Mohair, kurz, au» einem leicht faserigen Rohstoff bestehen, der sich durch seine Beschaffenheit zur Vereinigung eignet und dem Gewebe zugleich Griff und Geschmeidigkeit verleih:. Mit einem Worte, daS fertige Gewebe ähnelt in vorzüglicher Weise der Seide; wir sahen daraus Crepes, die den besten englischen gleichkamen, Surahs, enthaltend 75 Procent der neupräparirtcn Baumwolle, die den ganzseidenen Surahs vergleichbar waren. Spitzenmuster, aus dieser Baumwolle gewebt, sind auf die schönste Art herauögekommrn; diese Spitzen kamen den seidenen außerordenl- lich nahe, und e» ist gewiß, daß diese neue Erfindung aus dem Markte sehr geschätzt werden wird. Ein neues, besonders angefertigtes Gewebe, bestehend aus Schappe-Kette für die Rückseite und Einschlag aus der neuen Baum wolle, welche allein auf der rechten Seite erscheint, besitzt trotzdem Sammt-Effect, schillert jo schön in wechselnden Grundfarben, wie man es nur bei wirklicher Seide für möglich gehalten hätte. Ferner werden Kleiderstoffe in den verschiedensten Farben und Mustern daraus gewebt, die jeder eleganten Dame für billige» Geld eine ent- zückende Robe mit seidenartigem Glanze liefern, die unveränderlich und unempfindlich gegen Sonne, Regen, Wäsche rc. ist und ihre ur sprüngliche Schönheit bis zum Verschleißen behält. DaS ist offenbar rin großartiger Vorzug, denn man weiß, ».it welcher Leichtigkeit die Stoffe aus gewöhnlicher Baumwolle verschleißen und ein unangenehmes Aussehen annehmen. In der Wäsche ändert sich die Farbe und in der einen oder anderen Weise hört da» Kleid bald auf, tragsähig zu sein. Schon von diesem einzigen Gesichts- puncte anS betrachtet, sind die „Gewebe von Argenteuil," (wie kurzweg die au» der in Argenteuil behandelten Baumwolle hcr- gestellten Gewebe genannt.werden sollen) als sehr vortheilhast zu bezeichne», denn man kann annehmen, daß eine Dame ein solches Costüm 4mal länger trägt, alS eine aus der gewöhnlichen Baumwolle hergestellte Robe. Endlich mag noch auf einen Punct besonders hingewiese» sei». Die „Gewebe von Argenteuil" maßen sich nicht an, die SciSc ersetzen zu wollen, und ihre Fabrikanten betrachten sie auch nicht al» einen Ersatz für die letztere. Die schönen Lyoner Seidengewebc werden immer ihre Stellung behaupten, und niemand denkt daran, ihren Werth und ihre Vorzüge zu verkleinern. Der einzige Anspruch, den diese Gewebe erheben, liegt in der Thatiache begründet, daß sic ein neues vollständig, brauchbares und vortheilhafteS Erzeugniß sind, welches die Mitte hält zwischen den schönen Seidengeweben und den Stoffen aus gewöhnlicher Baumwolle, also einem Gewebe, welches neben anderen seinen Platz einnimmt, ohne deren Vorzüge zu ver- kleinern, aber unter allen Umständen die Aufmerksamkeit zahlreicher Interessenten auf sich lenkt. In der That, nach Allem, was gesagt wurde und wa» Jeder mann prüfen kann, hat mau diesen neuen industriellen Erfolg nur lebhaft zu begrüßen. Etwas über warben, die man von Insekten gewinn». (Nachdruck verboten.) Wie berichtet, sagte unser Herrgott zu dem frisch- geschaffenen Menschenpaarr Adam und Lva: „Füllet di, Erde und ! machet sie Euch untrrthan und herrschet über Fische im Meer und 1 über Vögel unter dem Himmel und über alle» Gethier."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder