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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970324015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897032401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897032401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-24
- Monat1897-03
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Mit dem Gefühle der Dankbarkeit für den durch hohe Tugenden zum Begrünver de« Reiche« gewordenen Herrscher verschmolz sich das klare Bewußtsein, daß der mit schweren Opfern erkämpfte gemein same deutsche Vaterlandsboden niemals ein sanfter Nasen sein werde und dürfe, auf dem Fürsten und Volk weichlicher Ruhe pflegen könnten. Nicht nur rückwärts gewandt, den be friedigten Blick auf die Errungenschaften des Gefeierten und seiner Mitkämpfer gerichtet, sieht dies Fest die Deutschen; ernste Gelöbnisse sind ihm entsprungen und Wilhelm'« I. Ausspruch, Preußen sei e« nicht beschieden, dem Genuß er worbener Güter zu leben, bat in den Festesjubel geklungen und daS Verständniß seiner Giltigkeit für Alldeutschland ge sunden. Der schlicht nicht nach literarischen Reminiscenzcn Redende hat mit diesem Ausspruch Goethe's unumstößlichen Satz: »Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muß" als Mahnung für ein staatlich nur allzu leicht irrendes Volk sinngetreu inS Politische übertragen. Wenn die Nation am gestrigen Tage Opferbereitschaft sich gelobte, so haben die Fürsten sich den Anspruch auf Dank für eine schöne Erfüllung erworben. Die gemein same Cocarde für alle Krieger ist an und für sich ein nationalpolitischer Gewinn. Ersteht sie doch als ein Zeichen, das auch im Frieden das Vorhandensein eines deutschen HeereS vergegenwärtigt und bei jedem Soldaten das Bewußtsein der Zugehörigkeit zu einer über das Contingent hinausreichenden Waffengemeinschaft erweckt. Sie wird noch werthvoller durch ihre Entstehungsgeschichte, die einer freien Gabe der Bundesfürsten, die mit ihr neuerdings bekunden, daß sie in der Fortentwickelung gemeindeutscher Einrichtungen keine Beeinträchtigung des bundesstaatlichen Charakters des Reiches erblicken. Wir Sachsen dürfen über das neue Band um Deutschlands Stämme — das auch im Auslande seinen Eindruck nicht verfehlen wird — doppelte Freude empfinden, da unser König es gewesen ist, auf dessen An regung de» ersten Kaisers Angedenken so edel geehrt wurde. König Albert hat damit ein neues Glied an die Kette der Verdienste geschmiedet, die ihm die Ver ehrung ganz Deutschlands zugewendet haben. Am Tage der DenkmalSenthüllung, noch ehe die Initiative des Königs von Sachsen zur Verleihung der deutschen Cocarde in Berlin be kannt sein konnte, schrieb man uns von dort: »Berlin ist zu grcß, wenigstens zu rasch gewachsen, als daß bei Veranstaltungen, die die ganze Stadt ans die Leine bringen, einzelne wenn auch starke Schichten der Bevölkerung ihre Gefühle zum Ausdruck bringen können, und bei derHunderl jahrfeier war überdies daS Arrangement nicht dazu angethan. Unter anderen Umständen würden den Bundesfürsten, vor allen aber dem Könige von Sachsen und dem Großherzog von Baden, heute begeisterte Huldigungen dargebracht worden sein. Die gebildete Bevölkerung der Reichsbauptstadt, trotz ihrer Stadtvertretung national gesinnt, verrätb ein wachsen de- Verständniß für die Lichtseiten deS Bundesstaate», und in den beiden genannten Fürsten verehrt sie, wie in dem Fürsten Bismarck, einen geradezu un schätzbaren nationalen Besitz. Die Popularität, die König Albert und Großherzog Friedrich in dem beutschgesinnten Berlin genießen, kann in ihren eigenen Ländern nicht übertroffen werden und dem Bedauern über die Unmöglichkeit diesem Gefühle in der Riesenstadt den angemessenen Aus druck zu geben, sind wir gestern und heute geradezu über> raschend häufig begegnet. Das »Leipziger Tageblatt" hat in einer viel beachteten Besprechung auf Puncte hingewiesen, in denen sich Berlin in anderer Beziehung Resignation gegenüber den festlichen Veranstaltungen zu Ehren Kaiser Wilhelm's auferlegen muß. Berechtigte Klagen können allerdings nn Allgemeinen nur die Anordnungen für morgen erregen, heute als am Tage der DenkmalSenthüllung, konnte angesichts des zu erwartenden ungeheuren Menschenandranges nicht sehr viel anders verfahren werden, als geschehen. Die Er Wartungen hinsichtlich der Massenbewegungen sind noch über troffen worden. Berlin hat heute einen so gut wie all gemeinen Feiertag gehabt.* Die Hundertjahrfeier. In Berlin. D Berlin,23.März. (Telegramm.) Das„Militair- Lochenblatt" schreibt an der Spitze deS nichtamtlichen TheileS unter der Ueberschrift „DaS letzte eiserne Großkreuz" : „Am 22. März 187l wurde Sr. Maj. dem Könige von Sachsen vom hochseligen Kaiser Wilhelm!, das Großkreuz des eisernen Kreuzes verliehen. So schließt dieser denk würdige Tag, an dem daS deutsche Volk den hundert- iährigen Geburtstag seines ersten großen Kaisers als Nationalfest feiert, den besonderen Gedenktag ein für den etzten noch lebenden Feld Herrn aus jener gewaltigen Zeit. Gott erhalte ihn noch lange dem deutschen Heere und einem Sachsenvolke!" (-) Berlin, 23. März. (Telegramm.) Der Kaiser jat angesichts der patriotischen Bewegung, die aller Orten im Lande durch die Feier des hundertsten Geburtstages Kaiser Wilhelm's insbesondere auch unter den alten, seiner Führung unterstellt gewesenen Kriegern hervorgetreten ist, befohlen, daß auch den Veteranen der Feldzüge t864, 1866 und 1870/71 die Erinnerungsmedaille ver lieben werden soll. Die Kosten der Herstellung der Medaille will der Kaiser aus eigenen Mittel bestreiten. Der Bürgerfestzug. ch Berlin, 23. März. Der Bürgerfestzug ist vorzüg lich gelungen. Unter den zahllosen Zuschauern gab es nur eine Stimme deS LobeS und der Anerkennung. Man hatte nicht obne Sorge dem Festzuge entgegengesehen. Nach dem farbenprächtigen militairischen Schauspiel am Montag würde, so glaubte man, der Abstand groß sein. Man hat sich ge- läujcht; es war ein harmonisches geschlossenes Gesammlbild. Der Himmel machte am frühen Morgen ein recht grämliches Gesicht. Der Regen klatschte an die Fenster. Gelegentlich brach freilich die Sonne durch, aber kurz vor der elften Stunde, da der Festzug seinen Anfang nehmen sollte, zog wieder regen- schwereS Gewölk herauf und jeden Augenblick fürchtete man einen Regenguß. Ein heftiger Wind vertrieb zum Glück die unheilverkündenden Wolken, so daß dem Festzug leidlich günstiges Wetter beschieden war. Auf dem Festplatz sah eS heute früh ganz anders als gestern auS. Die glänzenden militairischen Uniformen waren fast verschwunden, der bürgerliche Rock dominirle, die Damen trugen statt der Hellen, lichlsarbenen Gewänder, die sie gestern angelegt, dunkle, und Anfangs sah das Bild etwas ein tönig auS. Dann aber kam allmählich Leben in die Scenerie. Die Tribünen rechts und links von dem Denkmal wurden von Kriegsveteranen im geschloffenen Zuge besetzt. Die italienische, die österreichische, die russische Abordnung be trachtete längere Zeit das Denkmal. Unausgesetzt wurden Kränze am Denkmal niebergelegt, Fahnen von Kriegervereinen über den Platz getragen; ein ganzes Heer von Photographen war anwesend. Die Tribünen hatten sich gefüllt; KriegS- veteranen mit dem eisernen Kreuz erster Claffe standen vor vem Denkmal; zwei Deputationen von Kriegervereinen flankirten dasselbe. ES war 11 Uhr geworden, an der Schloßfreiheit tauchten die ersten Meldereiter auf, in weißen Uniformen, auf statt lichen Pferden, und verschwanden wieder. Schmetternde Musik, Commandorufe; der Zug naht. Der Kaiser in der Uniform der GardeS du Corps, die Kaiserin in einem stahl blauem Kleide, die Kaiserin Friedrich, wie meistens in Schwarz, der Prinzregent von Bayern, der König von Sachsen be treten den Pavillon und nehmen in einer Reihe Platz; der König von Sachsen unterhielt sich unausgesetzt mit dem Prinz> rezenten; die Meldereiter sprangen wieder an; zu Dreien kamen sie; ihnen folgen zwei Musikcorps zu Pferde, bas erste in einer wundervollen HeroldStracht, daS zweite bilden panzerbewehrte Ritter; sie blasen den Preußenmarsch, weit hin werden die Klänge vernommen; der Vorstand deS ComitSs für die Hundertjahrfeier schreitet langsam vorbei; er nimmt vor dem Denkmal, dem Kaiserpavillon gegenüber, Stellung, der Wagen der „Germania" naht, er ist herrlich auegeschlagen, auS dem weißen Untergründe heben sich die Kornblumen Stickereien und Verzierungen wirkungsvoll ab, acht stolze, -F-b. A, mit weithin y, Schlüsse erschallt von tausende» der mit dem Kreuz erster Claffe Zeit. Eine Anzahl worden; aber als sie Kaiser und dem Denkmal wieder aufgerichtet. Dtt^stark ^besetzte" Matrosencapelle Weisen -rsch-ll-n i ZU v°» frauen in we.ßen, n-'t K°inblume^ge,chmuace ^ ^ ^ ^/rnea Kren- Erster Claffe decorirten Kämpfer aus der -"'E Kbuz erst" 2 II ^ ^att und siech g-' großen Ze - ^ unter Trompetengeschmetter andern vorüber drfiliren, haben sie sich die Erinnerung an die Vergangeubelt sie kür eine Weile wieder jung gemacht. MustkcorpS auf MnsikcorpS folgt, ihrer hunbertfünfzig sind im Zuö, Nnn5c !e,bt sich an Banner, Fahne an Fabne ihrer T rufende. Die Kriegerverbände ziehen vorüber, 7600 -Rann, unter der Führung der Kameraden Wolkewiy, Pfanstiel und Daub alle Kriegerverbände der Umgegend sind vertreten. Meldereiter und stattliche Herolde te.ten zu der neuen Kruvve über, zu den Innungen. Jede Innung, jeder ikrieaerverein legt einen gleichgeformten Kran; an dem Denkmal nieder. Die Fleischer sind natürlich zu Pferde, behäbige, frische Gestalten, die fich auf chren mit herrlichem Zaumzeug geschmückten Pferden -l^chlen - Die Bäcker erscheinen mit Degen; sehr hübsch machen sich die Gärtner mit ibren frischen Blumen. Line wirkungsvolle Gruppe bilden die Gerber. Die Goldschmiede fuhren die alten ungemein kostbaren Gerathe ihrer Innungen im Huge auf. Von den ZnnungSfahnen, von den viele hundert Jahre und darüber alt sind, fehlt keine. Manchen sieht man das Alter an. Die Innungen, geführt von Herrn Beutel, sind 3000 Manu stark, desgleichen die Gruppen Handel und Industrie. Auch hier giebt eS viel Schöne» und Origi nelles zu sehen. Die Arbeiter der Spandauer Mifitaw Werkstätten marschiren stramm vorüber. Die-Gesang-, Musik und Theatervereine, 1500 Mann stark, führt der KreiSbau inspector F. ZcW an. Diese Gruppe gehört zu den wirkungsvollsten. Die Kunstacademiker in den Trachten der alten Landsknechte mit den Fahnenschwenkern erregten bewunderndes Aufsehen. Unter den Mitgliedern gemein nütziger Vereine, die nun folgen, befindet sich eine größere Anzahl Frauen; mehrere davon sind mit Orden decorirt. Von den Beamten-Vereinen sehen wir zuerst die Post assistenten; dann kommen die Briefträger.die Stepbansboten sehen vorzüglich auS. Die Eisenbahner reihten sich in langer Colonne an. Die Grundbesitzer-Vereine folgen, hinter ihnen marschirt der Alldeutsche Verband und die Deutsche Colonial gesellschaft. Dann folgen die landsmanuschaftlichen Vereine, die österreichischen, ungarischen und italienischen Vereine an der Spitze. Der ungarische Verein hat sich prächtig heraus- gemachk, seine Mitglieder erscheinen durchweg in ihrer National lischt. Die SporkSvereine setzen sich meist auS elastischen Ge> stallen zusammen. Die Schützen eröffnen die Reihe ,n ihren grünen Joppen; dann folgen die Ruderer und Schwimmer; die Radfahrer schreiten neben ihren Rädern, deren Speichen mit Kornblumen oder schwarzweißrothen Bändern garnirt sind, einher. Alle sind mit Schleifen geschmückt, bei jeder der vielen Unterabtheilungen findet sich eine andere Nuance in der Ausschmückung des Rade-. Ein buntes Bild gewährte die Berliner Studentenschaft, welche die Gala wagen, den Farben einer jeden Verbindung entsprechend, mit Blumen reich geschmückt Halle. Die religiösen und politischen Vereine, die der Geheime Rath Schrödter führt und die etwa 1500 Mann stark, schließen den Zug. Anderthalb Stunden hat das Vorbeipassiren gedauert, an 30 000 Menschen haben ihn gebildet, und Alles bat ganz vorzüglich geklappt. Wiederholt drückte der Kaiser seine Freude und seine Befriedigung aus. ES war ein schöner, imposanter Bürgerfestzug, der unter den vielen Darbietungen der erbebenden Feier mit an erster Stelle genannt zu werben verdient. D Berlin, 23. März. (Telegramm.) Anschließend an den Bürgerfestzug fand in den reichgeschmückten Prachtsälen des Circus Renz für die Mitglieder des Comitös und für die Ehrenjungfrauen, sowie für die Mitglieder de« Krieger vereins eine Festtafel statt, an der etwa 400 Personen theilnahmen. Geh. Ober-ReaierungSrath v. Broich brachte den Trinkspruch auf den Kaiser aus. S Berlin, 23.März. (Telegramm.) Der Kaiser über reichte nach dem 2. Acte der gestrigen Festvorstellung „Wille- ,alm" dem Dichter deS Festspiels, C. v. Wildenbruch, den Rothen Adler-Orden 3. Claffe mit Schleife und Krone. (7) Berlin, 23. März. (Telegramm.) Abends um Uhr findet bei den Majestäten eine größere Tafel in der Biloer«Galerie des königl. Schlosse» statt. Die Gäste unsere- Hofe» waren heute zur Frühstückstafel bei dem Prinzen und der Prinzessin Albrecht von Preußen geladen. * Berlin, 23. März. (Telegramm.) Zwei Theilnehmer deS Bürgerfrstzugcs legten am Nationaldenkmale namens der Deutschen in Odessa eine große bronzene Kartusche mit der Inschrift nieder: „Dem Andenken des großen Kaisers Wilbelm I. die dankbaren Deutschen Odessa»." Oben war der Reichsadler mit der Kaiserkrone, unten das Wappen Odessa» mit silbernen Zweigen angebracht. * Berlin, 23. März. In den zehn Kinder-Voltk- küchen Berlins wurden aus Anlaß der Hundertjahrfeier mehrere tausend arme Kinder durch die Ehrendamen bewirthet. Die Bezirks - Vorsteherinnen wiesen auf die Bedeutung des Tageö hin. Im Reiche. ft. Gera, 23. März. (Privattelegramm.) Beider gestrigen Centenarseier erhielten 72 Veteranen 3600 aus Stadtmitteln; Depeschen wurden an den Kaiser, an Bismarck, an den Fürsten und an den Erbprinzen abgrsandt. v. Apolda, 23. März. Nach dem Festgottesdienste am estrigen Tage fand die Grundsteinlegung zu dem Kaiser srievrich-Denkmal auf der Insel statt. tfi. Meiningen, 22. März. Der Landesverein der Kaiser Wilbelm-Stiftung für deutsche Invaliden hat sich der Feier des heutigen Tages angeschlossen, indem er den seiner Fürsorge unterliegenden Invaliden und Hinter bliebenen eine der regelmäßigen IahreSunterstützung gleiche außerordentliche Unterstützung zugewiesen hat. Es war hierzu ein Betrag von über 3000 erforderlich, zu dem der Herzog 1000 ^ bewilligte. * Bingen, 22. März. Um 8 Uhr Abends wurde am Nationaldenkmal auf dem Niederwald ein Feuer werk abgebrannt; daS Denkmal selbst erstrahlte in benga lischem Lichte. Zur gleichen Zeit boten die illuminirten Rheinorte, vorab RüdeSheim und Geisenheim, bei dem dunklen Abendhimmel einen unvergleichlich schönen Anblick. Das Stimmungsbild gestaltete sich insofern noch wirkungsvoller, als im Thale Böllerschüsse donnerten und auf den Höhen Freudenseuer aufleuchteten. (Franks. Ztg.) Feier im Auslande. * Nyiregyhaza (Ungarn), 23. März. (Telegramm.) Das hiesige 10. Husaren-Regiment „Wilhelm, Deutscher Kaiser" hatte zur Feier deS gestrigen Tages einen Dank gottesdienst veranstaltet. Abends vereinigte ein glänzendes Festmahl daS Osficiercorps, welches seinen Oberst in Be gleitung eines Rittmeisters zur Theilnahme an der Hundert- lahrfeier nach Berlin entsandt hat. * London, 23. März. (Telegramm.) Die Ortsgruppe London des Alldeutschen Verbandes beging die Kaiser- Wilhelm-Gedenkfeier durch einen FestcommerS im Restaurant „Zum Rodenstein", die glänzend verlief. Hugo Diederich hielt eine schwungvolle Festrede, Gustav Krause, der Gründer der Ortsgruppe, brachte einen Trinkspruch auf Bismarck auS, der wie der auf den jungen Kaiser begeisterte Aufnahme fand. Dem Kaiser wurde ein Drahtgruß gesandt. (Voss. Ztg.) * London, 23. März. (Telegramm.) Die „Times" besprechen die deutsche Hundert;ahrfeier und sage, Kaiser- Wilhelm sei wahrhaft groß gewesen, in der mannhaften Klarheit seines UrtheilS und in seinem mannhaften Pflicht gefühl. Die Deutschen thäten gut, ihn zu ehren, als weisen und guten König, welcher daS Vaterland liebte und ihm diente von ganzem Herzen. (Den Rath brauchen unS die „Times" nicht erst zu geben, die „Times" am allerwenigsten. D. Red.) „Standard" sagt, wir können alle sympathisiren Kaiser Wilhelm I. un- -ie Kunst. AuS der Festrede deS StaatSministerS Oberpräsidenten von Goßler, welche er als Ehrenmitglied der Akademie der Künste am Sonnabend zur Gedenkfeier für Kaiser Wilhelm I. in der Singakademie gehalten bat, tragen wir nach dem „ReichSanzeiaer" noch folgende Einzelheiten nach, welche Helle Lichter aus deS Kaiser» persönliche und stets charakteristische Antheilnahme an der Kunst und ihren Fragen werfen. Als der Kaiser tiefbewegt von dem hochherzigen Ver- mächtniß de- Consul» Wagener die Sammlung der National- Galerie begründete, fügte er mit eigener Hand dem Aller höchsten Erlasse den Satz hinzu, daß er e« sich angelegen lassen sein wolle, die Sammlung au» seinem eigenen Besitz zu vermehren. Der ersten Schenkung folgte bald eine zweit«, unter ihnen Perlen der Kunst, wie Lessiug'S Hussitenpredizt und Gustav Richter'« Tochter deS IairuS. Dir Zahl der Kuastsachen, welche an da« Kunstgewerbe-Museum und die älteren Kunstanstaltea übergingen, entzieht sich der Schätzung und die Auflösung der Kunstkammer krönte die dem Staats interesse gebrachten persönlichen Opfer. Rasche und bedeutende Erfolge sind bei der Erwerbung von Kunstschätzen fast nur durch da« unmittelbare Eintreten deS Kaisers erzielt worden und bahnbrechende Unternehmungen, wie die Ausgrabung von Pergamon und die Gründung der Hochschule für Musik nur durch die von ihm zur Verfügung gestellten Mittel er möglicht. Unterstützt wurde der Kaiser bei seinen Arbeiten durch eia seltenes Gedächtniß, durch eine hervorragende Gabe der Concentration, durch ein sichere« Auge und eine bedeutende Fähigkeit, rasch Pläne und Zeichnungen zu verstehen. Al« ihm die Risse und Schnitte des Museum« für Naturkunde vorgelegt wurden, bemängelte er sofort die Belichtung der unteren SammlungSsäl«. So sehr der Kaiser auch geneigt war, auf sachliche Darlegungen einzugeben, so fand seine Nachsicht eine Grenze, wenn Meinungsverschiedenheiten, Competenzstreitigkeiten oder finanzielle Erörterungen da« Fortschreiten eine« Werke« zur Ungebühr verzögerten. Seine Bemerkungen über Verschleppungen zeichnen sich durch eine nicht mißzuverstehende Deutlichkeit au« und Aeußerungen, wie „man solle die Commiffare und die Künstler" wechseln, wenn die Verschleppung nicht aufhöre oder ,^r könne nicht dulden, wenn zwei Ressort« sich zankten", gehören nicht zu den Seltenheiten. Die Errichtung de« Reiter standbildes Friedrich Wilhelm'« HI-, di« Erhöhung de« Denkmal« auf dem Kreuzberge, die Ausführung de« Giege«- denkmal« entsprangen ausschließlich der eigenen Bewegung de« Kaisers, und Ernst Curtiu« bezeugt, daß der Kaiser „aus eigenem Antriebe" die Frage nach der Ausgrabung von Olympia ausgenommen. Als der Kaiser die Arbeiten am Kölner Dom betrieb und die Geldbeschaffung ihm Sorge machte, regte er selbst die Veranstaltung einer Geldlotterie an. Gegen die rechtliche Zulässigkeit wurden Bedenken er hoben, der Kaiser überwand sie aber mit groger Entschlossen heit und sicherte hierdurch die über Erwarten rasche Voll endung dieses mächtigsten Bauwerke« unsere« Vaterlandes (1880). Im Uebrigen nahm der Kaiser wiederholt Ver anlassung, Sparsamkeit zu empfehlen. „Dieser Anschlag" — so heißt eS bezüglich einer Arbeit für die RuhmeShalle — „erscheint mir ganz enorm hoch und verräth die Tendenz aller neuen königlichen Bauten, Pracht-Arcbitektur- Bauten darstellen zu wollen, die der Hauptsache Schaden td.u"-'' Mit des Kaiser« Pietät hielt die Selbstlosigkeit, sein Bedurfniß, mit seiner Person zurückrutreten, gleichen d" Reiterfigur Friedrich Wilhelm'« III. bei der Rückkehr der Truppen au« dem Feldzuge gegen Frank- Fer?«" sollte, wünschte der Künstler die Inschrift: Dem König« Friedrich Wilhelm Hl. Kaiser Wilhelm. Der Kaiser bestimmte „König Wilhelm", er wollte nickt höher rrichemen al« der Vater. Für da- Giebel-Dreieck der National- der Minister in Vorschlag die Inschrift- König Wilhelm der Deutschen Kunst. Eigenhändig strich der die Worte „ König Wilbrlm " und -r? ?l^rtikel »der mit einem großen Buchstaben „Der Deutschen Kunst" leuchtet beute von dem Bauwerke entgegen. An der Siegessäule war probeweise die Inschrift angebracht: König Wilhelm seinem siegreichen Volke zur Er- nineruog an die Kampfe der Jahre 1864, 1866, 1870, 1871 ^ ' Das dankbare Vaterland Für d,e Rotunde in der Ruhmesballe ^ ""d Kurfürsten vorgesehen, übrun? s c besonders kostbarer Au«. fiUbrung. Der Kaiser verwarf diese Hervorhebuna seiner s"r die Mitte eine «ia au" !in^n M"m°r und befahl, daß seine Statue weder nen höheren Preis, al« dir seiner Vorgänger, erfordern, noch zu feinen Lebzeiten zur Aufstellung gelangen sollte. Tief in die künstlerische Conception griff der Kaiser ein bei dem Rundbilde in der Halle der Siegessäule. Die eigentliche Composition sollte in dem Hauptvilde auf der Vorderseite deS Denkmals gipfeln und darstellen: Die Proclamirung des deutschen Kaiserreiches in Versailles am 18. Januar 1871 als Abschluß und Ergebniß des Kampfe«. Auf erhöhter Estrade Seine Majestät, umgeben von den Prinzen . . . ." Mit eigener Hand strich der Kaiser die Worte „Seine Majestät" und schrieb: „Auf erhöhter Estrade Germania, die Preußischen Fahnen senkend." Der kaiserliche Wille ist befolgt, aber unter der Germania zeigen sich in leisen Zügen die Worte: „l/,oeo imperatvris" — an Kaiser- Statt. Auch weiter gaben die Reliefs und da- Rundbild dem Kaiser noch reiche Gelegenheit, seine zarte Rücksichtnahme auf die BundeSgenofsen, wie auf die Gegner zu beweisen. So unter sagte er die Anbringung der Person Napoleon'- auf dein Relief und einer „Portrait - Easaren - Gestalt" auf dem Rundbilde. Die persönliche Auffassung de» Kaiser« gelangte natur gemäß zum klarsten Ausdruck bei den Werken der historischen Kunst. Bei der ihn beherrschenden Liebe zur Wahrheit ver langte er, daß historische Denkmäler und Bilder selbst wieder historische Monumente bilden sollten und daß — wie er bei der Beurtheilung der Skizze zur „Schlacht bei Leipzig" in der Rubme-halle eigenbänviz vermerkte — „die historische Treue nicht ohne Noth verletzt werde." Selbstverständlich bezog sich die» Verlangen auch auf die genaue Wiedergabe der äußeren Erscheinung der dargestellten Personen, auf Kleidung, Ausstattung, auf Pferde.
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