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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970324025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897032402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897032402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-24
- Monat1897-03
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UL 4 d« SS.40 isUso 1»8.S0 4^80 ISS,10 1SS.S0 178,80 !W Dezugs-Preks k der Hauptexpedition oder den im Stadt» bezirk und den Bororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich >L4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« HouS L.üO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Directe tägliche Kreuzbandienoung in« Ausland: monatlich 7.Ü0. Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/,? Uhr. di» Abend-Ausgabe Wochentag- um b Uhr. ZUeLaction und ErpeLition: AohanneSgafse 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: ktto KltMin'S Tortim. (Alfred Hahn). Universitätsstraffe 3 (Paulinum), Louis Lösche, Katharinrnstr. l4, Part, und Königsplat» 7. Abend-Ausgabe ttp)igcr,Tllgel>latt Anzeiger. Ämtslilatl des Lömgkichen Land- «nd Ämtogenchtes Leipzig, des Nathes und Noüzei-Ämtes der LLadt Leipzig. Anzergen-Prei- die S gespaltene Petitzetle so Pfg. Recl amen unter dem RedactionSstrich <4ze» spalten) öO^j, vor den Famiiiennachrichtea <6 gespalten) 40-E. Größere Schriften laut nuferem Preis» verzeichniß. Tabellarischer und Ziffer,rjatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderum; ^l SO.—, mit Posibeforderung >1 70.—. Älmuhmeschluk für Änzeigen: Abend-Au-gab«: Vonnittag» 10 Uhr. Borgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. M. Mittwoch den 24. März 1897. 91. Jahrgang. Die Hundertjahrfeier. In Berlin. Berliri, 23. März. Die Mitglieder der national liberalen Fraktion des Abgeordnetenhauses mit ihren Damen begingen gestern die Hundertjahrfeier durch ein Festmahl im Westminster-Hotel. Den ersten Toast auf den Kaiser brachte der Abgeordnete von Eynern aus. Wie uns geschrieben wird, sprach er etwa wie folgt: Wenn deutsche Frauen und deutsche Männer am festlichen nationalen Tage sich vereinigen, dann gilt das erste Glas, der erste Gruß Sr. Majestät dem Kaiser und Könige. Ihn haben wir heute gesehen inmitlen seiner Macht, inmitten der Groß- würdeuträger des Reichs, des Staats, an der Spitze deutscher Truppen. Bewundernd haben wir auf diese Armee geschaut — jeder von uns hat Wohl den Gedanken gehabt, daß es ihm nicht schwer fallen würde, kriegerischen Ruhm zu erwerben und dem Lorbeerkranz seiner Ahnen neue Blätter zuzufügen. Aber wir wissen, daß sein Sinnen daraus nicht gerichtet ist, gerichtet ist es nur darauf, den Frieden zu erhallen — den Frieden für Deutschland und Europa, dessen Grundlagen geschaffen sind vurch die Groß- tbaten seines Großvaters und des Fürsten Bismarck. Aber nicht leicht wird ihm die Durchführung dieses seines Willens. Wieder wird von mächtigen Parteien im Lande das Wort vergessen, daß, wer den Frieden will, zum Kriege gerüstet sein muß. Wir aber, wir wollen wie früher so auch jetzt geloben, in unwandelbarer Treue zu unserem Könige zu stehen. Er beben wir das Glas: Seine Majestät der deutsche Kaiser und König von Preußen lebe hoch! Freudig wurde dieser Trink spruch ausgenommen. Herr Abg. Knebel hielt daraus die Festansprache, indem er den Empfindungen für Kaiser Wil helm I, begeisternden Ausdruck verlieh und mit einem Trink spruch aus das deutsche Vaterland schloß. Herr Or. Sattler toastete darauf launig auf die deutsche Frau. Herr v. Knapp gedachte darauf des Fürsten B iSmar ck in zündenden Worten. An den Fürsten wurde folgendes Telegramm abgesandt: Sr. Durchlaucht Fürsten Bismarck, Friedrichsruh. Die zur Erinnerungsseier an unseren erhabenen Kaiser Wilhelm im Westminster-Hotel versammelten Mitglieder der nationalliberalen Fraction des Abgeordnetenhauses und des Reichstages mit ihren Damen senden dem groben Staatsmann, dem großen Baumeister an der Einheit und Freiheit unseres Vaterlandes ehrerbietigen Gruß. v. Eynern, Knebel, v. Knapp. * Vcrlin, 23. März. Um 6 Uhr Abends fand bei den Majestäten in der Bildergalerie des königl. Schlosses eine größere Tafel zu etwa 200 Gedecken statt. Bei derselben laßen die Majestäten sich gegenüber, der Prinzregcnt von Bayern zur Rechten der Kaiserin, zur Linken derselben der Kronprinz von Schweden. Dem Kaiser zur Linken saß die Prilizessin Friedrich Leopold von Preußen, zu seiner Rechten die Prinzessin Friedrich Carl von Preußen. Neben dem Prinzregenlen von Bayern folgten der Reihe nach Prinzessin Albrechl von Preußen, Erzherzog Friedrich von Oesterreich, Prinzessin Friedrich Carl von Hessen, der Großherzog von Sachsen, Prinz Albrecht von Preußen rc., links vom Kronprinzen von Schweden schlossen sich an der Erb- großberzog von Baven, Herzog von Connaught, Prinz Fer dinand von Rumänien u. A. Die Tafelmusik halte das 4. Garde-Regiment zu Fuß gestellt. Nach dem Diner nahmen die Herrschaften in den Nebengemächern den Kaffee ein. Nach dem Empfang der Studentenbeputation (s. unten. Red.) subren die Majestäten mit ibren Gästen in das Opernhaus, um der Wiederholung der gestrigen Festvorstellung kurze Zeit beizuwohnen. Fackelzug -er Studenten. Schon um 7 Uhr Abends standen in den Feststraßen, be sonders Unter den Linden, dichtgedrängte Menschenmengen. Das Wetter war klar und schön; der Regen batte kurz vor der aufgehört. Gegen ?'/« Uhr ertönten Fanfaren vom Brandenburger Thor her, und leuchtender Feuerschein verkündete das Herannahen des FackelzugeS. Der Eindruck der im Winde flackernden Fackeln wurde noch dadurch erhöht, daß, außer an der Fatzade des Opernhauses, keine Illumination im östlichen Tbeile der Linden stattfand. Um r/,8 Uhr traf die Spitze des Zuges unter den Klängen dcS Trompetercorps der 2. Garde-Ulanen am Schlosse ein. Ein Zug Cbargirter zu Pferde leitete ihn ein, blumengeschmückte Wagen mit Studenten in vollem WichS, von Fackelträgern umgeben, folgten, dahinter kam in breiter Front die Menge der Fackel tragenden Studenten, deren Verbindung man an der Farbe ibrer Kackelstöcke erkennen konnte. Es war ein wunderschöner Anblick die Linden herunter, ein sich vorwärts bewegendes bell loderndes Feuermeer! Am Dome, wo der Zug Halt gemacht hatte, hob sich der Feuerschein gegen das mächtige Gebäude wirkungs voll ab. Während der Zug das Signal zum Weitermarsch erwartete, musicirten die begleitenden Musikcorps, und als eins derselben die Melodie „Deutschland, Deutschland über Alles" spielte, fiel der Chor der Studenten begeistert ein. Nach längerem Warten setzte sich der schier endlose Zug, einer Feuerschlange gleich, wieder nach dem Schlosse zu in Bewegung. Wohl gegen 2000 Studenten nahmen an der festlichen Veranstaltung Tbeil. Den Schluß des Zuges bildete die Akademische Hochschule, welche um bald neun am Schlosse anlangte. Die Spitze des Zuges schwenkte am Dom vorbei und hielt vor der Schloßterrasse. Der Lustgarten glich einem Flammenmeer. An den Fenstern der zweiten Etage des königlichen Schlosses erschienen die Majestäten und die Fürstlichkeiten, welche am heutigen Diner theilgenommen batten. Eine Deputation von Chargirten begab sich ins Schloß und wurde vom Kaiser empfangen, dem sie die Huldigung der Studentenschaft überbrachte.*) Unter den *) Die „Nordd. Allg. Ztg." berichtet über den Empfang Folgendes: „Die Studenten wurden durch die Theatertreppe in den Vorsaal des Rittersaales geführt, wo ihnen der Ober-Hofmarschall Graf zu Eulenburg mit den Worten entgegentrat: „Meine Herren! Sie sind uns etwas zu früh gekommen!" Herr Dinglinger ent gegnet«: „Wir haben Majestät eine Ueberraschung bereiten wollen", welche Erklärung Graf zu Eulenburg lächelnd entgegennabm. Die Stu deuten wurden nun voni Ober-Hosmarschall in den Rittersaal ge leitet, wo die Fürstlichkeiten bereits versammelt waren. Da der Kaiser zunächst noch von seinen fürstlichen Gästen in Anspruch ge> nommen war. trat zunächst die Kaiserin aus die Deputation zu. begrüßte sie in buldvoüer Weise und ließ sich von Jedem Namen und Beruf nennen. Inzwischen war auch der Kaiser näher ge- treten. Er ließ sich von Herrn Dinglinger Jeden einzeln vorstellen und hatte für Jeden ein herzliches Wort. Dann wandte er sich der ganzen Abordnung zn und begrüßte sie mit folgenden Worten: „Meine Herren! Ich danke Ihnen herzlich für die lieber raschung, die Sie mir bereitet haben. Sorgen Sie dafür, daß Das, was der alte Herr Ihnen vermacht hat, stets treu bewahrt werde, sorgen Sie vor Allem auch dafür, daß im Volk nicht so genörgelt werde, wie es jetzt leider so viel der Fall Ist." Jetzt nahm cnnä. tseim. Dinglinger das Wort zu folgender Ansprache: „Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät dürfen wir Klängen der Nationalhymne setzte sich der Zug wieder m Bewegung, um am Nationaldenkmal vorüberzuziehen. So bald die einzelnen Gruppen des KaiserpaareS ansichtig wurden, wurden Fahnen und Fackeln geschwenkt, und brausende Hochs ertönten. DaS Kaiserpaar grüßte nnauf- börlich, die Kaiserin winkte mit dem Taschentuch. — Der Zug bewegte sich dann nach Moabit hinaus, wo auf dem Exercirplatz deS 4. Garde-Regiments die Fackeln zusammen geworfen wurden. Festconcert im EtrcuS Renz. Das Festconcert des Comitös für die Hundertjahrfeier, welches heute Abend im Circus Renz stattfand, nahm einen äußerst glänzenden Verlauf. Der CircuS selbst war durch die prachtvollsten Dekorationen und durch mannigfachen Blumenschmuck im reichsten Maße auSgestattet. Die Arena war in eine Estrade verwandelt, auf der die Ehrenjungfrauen und die Ehrenritter Platz genommen hatten. Gegenüber der Kaiserloge war eine Riesenbüste des seligen Kaisers ausgestellt, von einem rolben Baldachin überragt, zu dessen Seiten überall duftiges Grün hervorschimmerte. Das äußerst reichhaltige Programm war aus auserlesenen Werken zusammengestellt, die der Feier des Tages angepaßt waren, und die Aus führung desselben, woran außer der königl. Opernsängerin Frl. Reinl und dem königl. Kammersänger Bulß, der Erk'sche Männergesangverein, die Berliner Liedertafel, der Sänger bund des Berliner Lehrervereins und das Neue Berliner Symphonie-Orchester betheiligt waren, wurden mit lautem Beifall ausgenommen. Eingeleitet wurde die Feier durch einen Prolog, den Herr Director Müller verfaßt hatte und verlas. Der Kaiser traf mit glänzendem Gefolge gegen 9 ftr Uhr em und wurde mit stürmischen Huldigungen empfangen. Der Empfang der im Austrage der gelammten Berliner Studentenschaft den unter- thänigsten Dank ausjprechen für die Erlaubniß, Ew. Majestät als dem Schirmherrn unseres geliebten deutschen Vaterlandes, als dem Erben Kaiser Wilhelm's des Großen unsere Huldigung in alter Stndentenweije darzubringen. Meist Angehörige der Reichshaupt- stadt, war es uns noch vergönnt, das gütige Antlitz unseres geliebten Heidrnkaijers im Leben zu schauen. Als Deutschland in den Märztagen des Jahres 1888 seinen Kaiser zur letzten Ruhe geleitete, erfüllte das Herz der Knaben, mit der Traner um den Dahingeschiedeneu, der Wunsch und der Wille, fest zu halten an des Kaisers Bermächtniß, treu zu sein im Kleinen wie im Großen. Und heute, da weit über die deutschen Gaue» hinaus das Gedächt nis des Heldenkaisers gestiert wird, heute hält es den Jüngling nicht zurück. Das, was der Knabe gewollt, durch ein Gelübde zu be kräftige». Uns aber ist es vergönnt, Ew. Majestät gegenüber froh und frei den Schwur der Studentenschaft zu erneuern, daß wir unsere ganze Kraft und, wenn es gilt, unser Leben einsctzen wollen für unser geliebtes Vaterland, daß wir allezeit fest und treu stehen wollen zu Kaiser und Reich!" Der Kaiser hatte diesen Ausdruck patriotischer Gesinnung mit Befriedigung entgegengeuommen und gab dieser Empfindung in folgenden Worten Ausdruck: „Ich danke Ihnen für Das, was Sie mir da versichert hoben, und wünlche nur, daß sich Das, was Sie versprochen, auch später erfüllen wird und daß Sie stets zn Ihrem Kaiser halten." „Im Namen meiner Commilitonen", so bekräftigte mit bewegter Stimme nochmals der Sprecher der Studentenschaft, „verspreche ich Ew. Majestät, daß wir die Wünsche Ew. Majestät stets erfüllen werden." Die Herren wurden nun in das Nebenzimmer geführt, wo ihnen die jugendlichen Prinzen entgegentraten und sie be- grüßten. Der Empfang hatte mehr denn eine halbe Stunde gedauert." Die beiden Auslassungen des Kaiser- werden auch vom Wolffschen Bureau in der obigen Form verbreitet. Kaiserin, welche kurz vor 10 Uhr eintraf, gestaltete sich ebenso. 'Zur Rechten deS Kaisers saß der Herzog von Genua, zur inken der Kaiserin Großfürst Wladimir von Rußland. Von fremden Fürstlichkeiten waren noch der Kronprinz von Schweden und der Prinz Ferdinand von Rumänien, von den deutschen Fürsten außer dem Prinzen Friedrich Leopold und den Söhnen dcS Prinzen Albreckt der Fürst zu Schwarz- burg-Rudolstadt erschienen. Die Majestäten verblieben bis zum Schluffe des Concerts, welches gegen '/ill Uhr sein Ende erreichte. * Berlin, 23. März. Von einem Besuche, den das Kaiserpaar am Montag Vormittag im Sterbezimmer Kaiser Wilhelm's I. nach der Rückkehr vom Mausoleum machte, berichten hiesige Blätter noch Folgendes: Das Kaiser paar tritt vom Seitenportal her in das Palais ein. Im Empfangssalon, den die Majestäten auf dem Wege nach dem Sterbezimmer zu durchschreiten haben, harren ibrer schon der Großherzog und die Großherzogin von Baden. Sie begeben sich durch das Arbeitscabinet nach dem Sterbe zimmer. Ans dem Tische steht ein schlichter Kornblumenstrauß. Wohl zebn Minuten verweilen die hohen Herrschaften an dieser weihevollen Stätte, dann verläßt das großherzogliche Paar die denkwürdigen Räume, und bald folgt ihnen das Kaiserpaar. — Von den Mitgliedern einzelner Gruppen, die in dem B ürger fest zuge vor dem Kaiser defilirten, wurden un mittelbar nach dem Festact Huldigungs-Telegramme an den ersten Kanzler des deutschen Reiches nach Friedrichsruh abgesendet. Solche Telegramme sind z. B. von Gruppe neun und zehn deS FestzugeS, dem Bund der Berliner Grund besitzer mit seinen 15 Vereinen und von dem alldeutschen Verband abgesandt worden. Feier im Reiche. * München, 23. März. Der Prinz-Regent bat allen denjenigen bayerischen Staatsangehörigen, welche durch Ver leihung der vom Kaiser gestifteten Erinnerungsmedaille aus gezeichnet werden, die gebührenfreie Bewilligung zur Annahme und zum Tragen derselben ertheilt. * Karlsruhe, 23. März. Die Allerhöchste Entschließung des GroßherzogS von Baden bezüglich der Einführung der deutschen Cocarde lautet nach der „Karlsr. Ztg.": Um dem heutigen Tage, als dem hundertjährigen Geburtstage des hochseligen Kaisers Wilhelm, eine besondere Weihe zu geben, haben wir Uns im Eiuverständniß mit Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser, König von Preuße», gnädigst bewogen gesunden, zu be stimmen, daß die Ossiciere, Sanitätsofficiere, Beamten und Mann schaften Unseres Truppenkontingents fortan neben der badischen Lcindescocarde die deutsche Cocarde anlegen. Letztere tritt bei Len Osficieren rc. an die Stelle der bisher neben der Landescocarde ge tragenen preußischen Cocarde. Gegeben zu Karlsruhe, Len 22. Mürz 1897. (gez>) Friedrich. (ggez ) Nokk. * Hagen, 22. März. Die Erben Wilhelm Funke über wiesen dem Ausschuß für das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf Hohensyburg 10 000 * Düsseldorf. 23. März. Die Firma Haniel L Lu eg in Düsseldorf-Grafenberg spendete 10 000 für den Unter- slützungsfonds ihrer Angestellten und Arbeiter. (Köln. Z.) * Aachen, 23. März. Herr Robert Suermondt stiftete 10 000 für den Vaterländischen Frauenverein. (Köln. Z.) * Wiesbaden, 23. März. Prinzessin Luise von Preußen richtete anläßlich ver Huudertjahrseier ein Handschreiben au Fdirrllsts«« Ein Frauenherz. «I8o «! »S N»> 1S4.7S . Iiuü Sb,-. - tu» 70« loeo Sstrslä«-, Uvkiobrttt w ur«>« r Na«»L, »o Wb »drk« «lulK« > ch» ITimÜslr I. 'aod, OM). 5, 0M>. »»I». 4M«» r.OorloU»!»-; <88 D a»oborä»wpk«r 8,«»m vLl<,r>a»wvktzr :«» 8»4»M8> l» Sr4w4o, »-»4«! »84144' vdr XMI 271 Roman frei nach dem Englischen bearbeitet von Emil Bern selb. Nachdruck verboten. Stephen Grey hatte, niedergebeugt, vereinsamt, von aller Welt zurückgezogen, nach dem Weggehen seiner Gattin als ein Einsiedler auf der verlassenen Abtei seinen Sitz genommen und lebte dort seinem schmerzlich stillen Träumen, seinem Gram und Kummer. Als er eines Tages traurig und allein am offenen Fenster seines HauscS stand, düster in den herbst lichen Garten hinauöblickte, zuckte er plötzlich heftig zusammen und griff mit der Hand nach seiner «ttrn, als fürchte er, von einer Hallucination getäuscht zu sein, als traue er seinen Sinnen nicht .... er sah eine schlanke, graziöse Frauen- gcstalt mit vom frischen Seewinde gezausten Lockenbaar und vom schnellen Schritt flatternden Kleidern aus das Haus zueilen, eine liebliche Gestalt, welche als diejenige Margaret'- Kälte erscheinen müssen, wenn nicht ihren rasche», sickeren Bewegungen die Aengstlichkeit und Unsicherheit der Blinden gefehlt hätte, ein strahlende-, lächelndes EngelSantlitz, das er für dasjenige der geliebten verlorenen Gattin hätte halten müssen, wenn er nicht so schmerzlich gewußt, daß es ja nicht möglich sei, da Margaret fern, fern weile, und nie kommen werde, ihn, den Verstoßenen, zu suchen und jetzt eilte die Gestalt, winkend und jauchzend und „Stephen, mein Stephen'" rufenv, doch die Stufen der Terrasse herauf, jetzt flog sie in das Zimmer — und seine Gattin, seine geliebte, verlorene, wiedergefundene Gattin lag in seinen Armen! »Ich bin zurückgekommen, Stephen I Zu Dir! Siebst Du mich gern, freut eS Dich?" flüsterte sie schüchtern, leise, als er seine Umarmung endlich löste, um in das so lange und schmerzvoll entbehrte theure Antlitz zu blicken. Jetzt erst bemerkte er den ungewohnten, neuen Ausdruck in den schönen Augen und errictb plötzlich, was geschehen sein mußte. »Margot, was ist VaS — ist eS möglich — Du kannst sehen?" rief er in höchstem Entzücken auS. Sie lachte jubelnd auf, ein glückjauchzendes, wonniges Lachen. »Ja, ich kann sehen, ich bin nicht mehr blind! War je I eia Weib so glücklich wie ich, Stephen? Ich bin daheim — für immer — um nie wieder hinwegrugeben. Ich habe meinen Gatten wieder und ich kann sehen! — Aber, o, Stephen, was ist das, wie bleich und erschöpft siebst Du aus! Bist Du krank gewesen?" „Nicht krank — nur schweren Herzens und kummervoll. Kannst Du glauben, Margot, daß ich unter Deinem Fort gehen nickt gelitten?" Sie ließ bestürzt den Kopf sinken. Ihr Verhalten, jetzt von ihr mit seinen Augen betrachtet, erschien ihr schlechter als Worte eS auszudrücken vermochten! Sie batte ihn in seinem Schmerz, m seiner Noth verlassen und grausam auf Seiten der gegen ihn gerichteten Welt gestanden! »Vergieb mir, o vergieb mir!" rief sie auS und warf sich weinend ihm zu Füßen. „Ich Dir vergeben! Ich bin es, der der Verzeihung bedarf und der vor Dir auf Knien liegen sollte!" sagte er, sie sanft emporrichtend. »Ich habe Dich getäuscht, mich des bittersten Unrechts gegen Dich schuldig gemacht, als ich Dein Schicksal an das meine knüpfte. Es war nur zu natürlich, daß Du zurückschrecktest, als Du hörtest, waS meine Ver gangenheit gewesen." Er drückte sie sanft auf einen Stuhl nieder und nahm seinen alten Platz zu ihren Füßen ein, mit dem innigsten Interesse ihren Blick beobachtend, wie er forschend, neugierig von einem Dinge zum anderen wandert«, es aus der Be schreibung, die sie davon durch ihn empfangen, erkennend. Dann erzählte sie ihm, wie eS gekommen, daß sie fort- gegangen, wie sie gelebt und wie sie durch jenen Augenarzt in der Schweiz ihr Gesicht wiedererlangt, und er lauschte ihr mil der größten Aufmerksamkeit, selig, ibre Trimme wieder zu hören und nach keinem größeren Glück in der Welk mehr verlangend. Als sie endete, lag nichts als wahrste, treueste Liebe in ibren Augen und im Ausdruck ihrer Stimme, indem sie hinzufüate: „Und nun, mein Stephen, sage Du mir Alles. Nein, sage mir das Eine, ob Tu denn nicht, als Du gezwungen das Unheilwcrkzeug der Explosion in unserem Hause in der Merrion Street niederlegtest, an mich backtest — daß eS mich treffen und verletzen könnte? Und ob Du jene armen Pferde, so vertbeidigungSloS und so unschuldig an jedem Unrecht, daS begangen war — o, sicherlich, Stepben, ich bin überzeugt, Du beabsichtigtest nickt, ihnen da» zu thun! „Margot l Du glaubst mich dessen schuldig?" „O, Stephen — Stephen, Du wärst eS nicht?" „Und obwohl Du mich schuldig glaubst, kehrst Du zu mir zurück? O, welch' ein wunderbares Ding von unerschöpf licher Liebe, treuer, hingehender, erhabener Selbstaufopferung ist ein reines, edles FrauenberzI — Die Schuld, die auf mir rubt, Du, mein theures, geliebtes Weib, ist mein Fehl gegen Dich, daß ich Dein Schicksal an das meine knüpfte und weder offen Dir mein Elend, meine Vergangenheit und Zukunft zu bekennen wagte, noch Dich zu fliehen vermochte, um dem über wältigenden Zauber Deiner Gegenwart, dem alle meine Widerstandskraft erlag, zu entgehen, — doch wisse, daß keine andere Schuld auf meinem Gewissen lastet. Diese Hand, frei ist sie von Thaten der Schmack und des Verbrechens! Einst in meiner thörichten Jugendzeit, durch Leichtsinn, durch Verzweiflung an meinem Schicksal, durch augen blickliche Erbitterung und durch falsche Vorstellungen, die man mir gemacht, zum unüberlegten Eintritt in eine geheime revolutionaire Verbindung, die, wie ich glaubte, zum Wohle der Menschheit eine Umgestaltung unserer socialen Welt, eine neue Zeit anstrebte, verlockt, wurde ich in den unzerreißbaren Banden dieses GebeimbundeS sein machtloser Sclave, allein der Verlauf der Dinge, den ich segnen muß, so schwere« Schicksal er auch über mich brachte, schützte mich davor, zur Tbeilnahme au den Unthatcn der Verschwörer gezwungen »u werden — anfangs, weil die Ent deckung meiner Mitgliedichast mich im Gefangniß ans lange, bittere Jahre ihrer Macht entrückte; später, weil mein Reich thum es sie verziehen ließ, mich in anderer Weise auSzunützen und ich daher, um nicht in dem wichtigen, materiellen Nutzen, den ich ihnen gewährte, beargwöhnt zu werden, vorsichtiger weise nie zu Thaten erwählt wurde, welche ich entweder, mich ihrer Mörderband preisgebend, zu vollbringen mich hätte weigern müssen, oder welche mich unwürdig gemacvt haben würden, Dir je anzugehören. Nie geschah eine solche Wahl bis zu jener letzten Reise, die Du mich antreten sabest — bi» zn jenem Tage meiner Verhaftung unter der An klage, die Explosion in Blesstngton'S Stall herbeigeführt zu haben." „Ab! Und diese Verhaftung rettete Dich vor der furcht baren Entscheidung, vor die Du gestellt warst, befreite Dich von der Ausführung der Tbat, die man Dir übertragen wollte — nicht so?" fragte sie atbemloS. „Befreite mich von mehr als Dem! Heute stehe ick als ein von den Ketten des Bundes freier Mann vor Dir. Mar got. Der Umstand, daß ich ein verdächtiger Mann geworden, raubte meiner Person und Stellung ihren bisherigen Werth für die Verbündeten, ich konnte ihnen in meiner beargwöhnten Stellung in der Gesellschaft nur gefährlich werden, wenn sie sich meiner noch bedienten; man begann niit mir zu unter handeln, um sich pecuniäre Vortbeile zu sichern. Ein Brief des sterbenden Grimes, den dieser ihnen znzustellen gewußt und worin er reuig über das Schlimme, daS er in mein Leben gebracht, über das Unbeilvolle, das er Dir Aermsten zugefügt, als «odtwundes Opfer der feniscken Sache für sich und seines Bruders Leben meine Freigebung verlangte, sprach zu meinem Gunsten. Die Unterhandlungen führten dabin, daß man mir gestattete, mich von dem Bunde loSznkaufen. Ich opferte eine große Summe, es kostete mich fast ein Dritttheil meines Vermögens, aber ich war frei — ich bin frei — ich bin nicht mehr Mitglied deS Fenierbunde-, wie er keine Rechte mebr an mich bat!" „Dem Himmel sei Dank, o, tausend, tausend Dank? Aber Stephen, Stephen, weshalb kehrtest Tu nicht zurück! Ich war so hilflos, so ralhloS, so auf Andere angewiesen, die Alle gegen Dich sprachen — weSbalb eiltest, flogst Du nicht zurück zu mir, daß ich nicht an Dir zweifeln mußte?" „Du vergissest, daß meine Schritte nicht frei waren, bevor die Unterhandlungen ihr Ende erreicht, — ich durfte nicht wagen z» geben, wenn ich nicht Alles verderben, selbst tödt- licke Gefahr über mich bringe» wollte . . . mau betrachtete mich finit um so gesteigerterem Mißtrauen, da man meine Absicht, mich von dem Bunde loszulösen, kannte, und jever Schritt von mir gegen die Zustimmung der Verbündeten, die mich am Platze hielten, wäre als Fluchtversuch oder beab sichtigte Verrätberei erschienen. Und Margot, ich rechnete auf Deine Festigkeit, auf Deinen Glauben an mich, die nicht an mir zweifeln würden. Nur meine Versicherungen, meine Worte sind eS auch jetzt noch, die ich Dir bieten kann, um Deinen Glauben an mich aufrecht zu erhalten. Der einzige Mann. GrimcS, der Alles hätte bezeugen können, ist tobt." „Ab, GrimeS! Ich war in seinen letzten Augenblicken bei ihm und er gab mir diese Papiere für Dich — ick habe sie mit mir gebracht, hier, nimm sic bin — sein Geständaiß, wie er selbst sagte — sein Zeugniß muß, eS wird Dich von den Anklagen reinigen " Sie zog daS Couvert auS ihrer Tasche und überreichte eS ihm. Er öffnete eS und überflog den Inhalt flüchtig, nur hier und da bineinblickend, dann legte er da» Schriftstück langsam und kopfschüttelnd bei Seite.
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