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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970327011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897032701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897032701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-27
- Monat1897-03
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Daß Letzterer bei einigermaßen gutem Willen zu fassen sei, daran zweifelte wohl Niemand, und einige be sonder» ungestüme Luftreiniger hörten denn auch nie auf, seine Ergreifung zu fordern, aber die Regierenden hüteten sich wohlweislich, ihnen nachzugebrn. Jetzt sieht da» Bild ganz ander» aus. Der vermeintliche Todte hat sich in seiner ganzen Größe wieder aufgerichtet und man findet, daß noch recht unangenehm viel Leben in ihm steckt. Da- nicht ganz zweifellose Verdienst, diese Wendung der Dinge herbeigesührt oder wenigstens den Anstoß dazu ge geben zu haben, gebührt bekanntlich Herrn Ricard, dem einstigen Großsiegelbewahrer im Ministerium Bourgeois. Ob er wirklich die Absicht hatte, den Stein wieder ins Rollen zu bringen, oder ob sein Beamter mit oder ohne seinen Willen semen Wink falsch auSgelegt hat. das wird wohl stets ein unaufgeklärter Punct m der Weltgeschichte bleiben. Kurzum, Arten wurde, wie Jedermann weiß, sest- genommen, nach langwierigen Verhandlungen von England auSgeliefert und war mit einem Male nicht mehr die gunndit^ negligend!« von ehedem, sondern der gefürchtete Träger wichtiger Geheimnisse, von dessen Verschwiegenheit eine ganze Reihe von Existenzen abhing. Alles erwartete nun zunächst mit Neugierde — manche mit Beklommenheit — seinen großen Proceß. ^rton par- leru-t-il, wird Arton sprechen?, war der Titel unzähliger Leitartikel, in denen mit großem Scharfsinn alle Chancen für und wider erörtert wurden. Der große Tag kam und der Schuldige wurde wegen Bankerutts, Fälschung, Betrugs und einiger anderer schöner Sachen zu achtjähriger Deporta tion verurtheilt. Er hatte nicht gesprochen. Man konnte er leichtert aufathmen. Wenn er wiederkam von da unten, wo der Pfeffer wächst — und wer wußte, ob er je wiederkommen würde—,dann war ja Alles längst vergessen und verjährt. Allein man hatte sich gründlich verrechnet. Dem schlauen Fuchse, der Wohl fühlte, daß seine Deportation einem Abschied fürs Leben gleichgekommen wäre, mußte daran liegen, die Sache auf alle Weise in die Länge zu ziehen. Ein noch so langer Aufenthalt im Uutersuchungsgefängniß, bei dem ihm doch bin und wieder eine seiner beliebten Gänseleberpasteten zugesteckt werden konnte, war dem ZuchthäuSlerdasein entschieden vorzuziehen. So wußte er eine neue Verhandlung herbeizusühren. Wieder kam das den wackeren Leitartiklern zu statten, und wieder fand der brave Pariser jeden Tag bei seinem Morgenkaffee in der Zeitung die berühmten Worte: ^rtvu purlsru-t-ll? Diesmal glaubten die Meisten, daß es dazu kommen würde. Allein er sprach wieder nicht. Erst als er von Neuem ver urtheilt worden war und seine Uedersübrung ins Zuchthaus Tonnabend den 27. Mürz 1897. S1. Jahrgang. unmittelbar bevorstand, besann er sich eines Besseren, ließ eines schönen Morgens Herrn Le Poittevin, den Unter suchungsrichter, in seine Zelle bitten und erklärte ihm, er sei nun wirklich bereit, alle gewünschten Aufklärungen über die berühmten Eheckvertheilungen zu geben. Seit dem finden täglich lange Unterredungen zwischen den beiden Leuten statt und täglich gelangen gebeimnißvolle Andeutungen an die Oeffentlichkrit, aber etwa» Gewisses weiß Niemand. Herr Le Poittevin wird von Interviewern förmlich belagert, scheint sich aber mit gutem Humor auS der Verlegenheit zu ziehen. „Nun wie geht»?" „Danke, sehr gut; meiner Frau auch." „Nein, ich meine die Untersuchung." „Auch ausgezeichnet." „Wie viel Parlamentarier sind eS denn?" „Mehr als Sie denken, — oder auch weniger." Und die Berichterstatter ziehen mit langer Nase ab. Eins aber scheint sicher zu sein. Man hatte geglaubt, Arton würde auch hier wieder die Sache unendlich lange hinauszuschieben verstehen und schließlich höchstens die Namen einiger inzwischen längst verstorbener Checkempfänger nennen. Da« ist wohl nicht mehr zu befürchten. Vielleicht hatte er eS beabsichtigt. Dann ist er überlistet worden. Die Pariser Zeitungen wußten darüber vor einigen Tagen höchst anschauliche Mit theilungen zu machen, wie der kluge Richter sich dumm gestellt und dadurch Arton verleitet habe, immer mehr aus seiner Reserve heraus und von theoretischen zu praktischen Demonstrationen zu geben. Dies und die Reise deS Unter suchungsrichters nach London, von wo er bereits am nächsten Tage mit einem umfangreichen Koffer zurückgekehrl ist, sind aber auch da« Einzige, was man weiß. Inzwischen ist die Temperatur im Palais Bourbon un gemein schwül geworden. Man weiß nicht, ob wirklich 104 Un ehrliche in der Versammlung sind, wie zuerst gesagt wurde, oder ob ihrer nur achtzig, sechzig oder vierzig sind, aber man glaubt bestimmt, daß über einer ganzen Anzahl das Damokles schwert bängen. Denken Sie sich nun die schreckliche Lage, nicht zu wissen, wenn man seinen freundlichen Nachbar be grüßt, ob man einem Manne die Hand schüttelt, der bereit» in der nächsten Woche im Grfängniß sitzen wird. Man spricht davon, daß einige Deputirte bereits ihre Koffer gepackt haben und eisrigst die CurSdücher studiren; andere sollen etwas kaltblütiger sein, aber vorsichtshalber doch schon die Bureaux der berühmtesten Rechtsanwälte bestürmen. Weiter gehen kann eS so jedenfalls nicht, eS muß 'Kd Licht geschaffen werden. Am Montag hat deshalb der Deputirte Ar geliLs eine Anfrage in der Kammer an den Justizminister gerichtet „über die Echtheit dessen, was gerücht weise in die Oeffentlichkrit dringt, und über die Absichten der Regierung". Der Justizminister hat geantwortet, daß die Untersuchung zu einem Ergebniß zu führen scheine, und schließlich mit Emphase verkündet: „Was die Ehre des Parlamentes anbetrifft, so wird sie in jedem Falle über alle Angriffe erhaben sein." Dieser Satz hat den Hohn und Spott aller monarchistischen und einiger unabhängiger Blätter herausgeforderl. Er ist aber auch köstlich. Ja, wann ist denn die Ebre des Parlaments befleckt. Soll man rechnen wie Abraham beim Untergänge von Sodom und Gomorra und erklären: Das Parlament ist makellos, wenn nur vierbundert, nur dreihundert, nur zweihunderlundfünfzig Gerechte in ihm sitzen, aber eine gemeine Bande, wenn ^ als"solche"ooch wohl sollte meinen, eS d,e Kvrxe^m , rlwa« an, wenn unwld«rl«gl>ch I Stande gekommen in id- LK " ^ ^ L«: LL r:"S-"L'amn erhöhen. Deutsches Reich. 4 Berti.., 20. März. Ein bN°ndere- Inte«.,- bean spruchen diesmal die Resolutionen, v" NAs in d7r zweiten Lesung deS Etats angenomme. bat m. M die -ndziltige Erledigung >n dr.tter Lesullg varten, ^>e eilte verlangt einen Nachtragsetat, der 300 000 >§tnr reu Bau eines Präsidial-Gebändes ausw.rst, für den Grunderwerb und die Bearbeituug des -SauprotectS. Cm -weite verlangt vom Reichskanzler „baldthunlichst eine Denkschrift^ über die erkennbaren votkSwirtbfchaslllchc» Wirkungen der Handelsverträge sicht auf die Laiidwirtbschaft', eine dr"te die Eibe i S der Vorspannsätze bei Manövern. Für die Aussnbrunz der Handelsverträge ist besonders bedeutiam der Antrag deS Abg. v.' Hammacher. über die Einrichtung e.ner neuen ZotlauSkunstsbehörde, in jedem Z»r ^ebunA und Verwaltung der Zölle berechtigten BunveSstaat. «ie M über Höbe und Berechnung deS EmgangSzolleS für aus ländische Maaren den Interessenten Auskunft ertbkllen, m,t der Wirkung, daß die auf Grund dieser Auskunft emgejuhrten und verzollten Waaren keiner Nachverzolluna wegen Jrr- tbumS der Auskunftsstelle unterliegen. Auf Jn.t.atwe vou nationalliberaler Seite ist Weiter die Resolution ange nommen» welche von der Regierung verlangt, in einem Nach tragsetat allen hilfsbedürftigen, erwerbsunfähigen KriegS- Veteranen 120 jährlichen Ehrensolde«, soweit e« möglich, auszuwerfen und beim nächstjährigen Erat euien anderen VertheilungSmaßstab walten zu lassen. Ter Nach- tragSetat wird die Wirkung haben, daß statt E» "00 Veteranen, wie biSber, 23 000 in den berechteten Bezug de« EhrensoldrS gelangen, und die Veränderung deS Vcrtheilungs- moduS, daß nicht nach der Kopfzahl der Bundesstaaten mechanisch die Vertheilung der au- dem Reichst,ivalidenfondS ausgeworfenen Gelder erfolgt, sondern nach der wirklichen Zahl der bedürftigen Veteranen. Sonst sind noch ;n er wähnen die Resolutionen, welche eine Vereinfachung der Personentarife und eine Reform der Gütertarife wünschen, die sich niehr den Selbstkosten nähert und der allgemeinen Förderung deS WirtbschastSlrbens dient, schließ lich die Resolution, daß an Sonn- und Feiertagen, mit Aus nahme der Tage vom l8. bis 30. December, nur Eil- packete bestellt werden. X. Berlin, 20. März. In Mainz ist bekanntlich vor kurzer Zeit ein ultr am on taner Caudidat zum Reichs tage in der Stichwahl gegen den Socialisten mit Hilfe der nalionatliberalen Wähler gewählt worden. Wie wenig aber die dortigen Ullramontanen hinsichtlich der nationalen bezw. antinationalen Gesinnung von den Sociatdemokraren fick unterscheiden, ergiebt sich au« folgendem HrrzenSergnß res ultramoutanen „Mainzer Journals" zur Centenarfeici - . Wir haben dem Andenken des ersten deutschen Kaisers die gebührende Achtung nicht vorentdalren . . . dem alten Kaiser Hai diese Huldigung gegolteu, nicht dem Herzog von Lauen bürg... dem die Verwünschungen eines großen BruchtheileS der Nation in den Sacbsenwald gefolgt sind. Die tactlose Ausschlachtung des Festes an manchen Orten zu Gunsten des „Heros" Bismarck »nutzte deu Widerspruch gerade herausfordern und Hat gewiß daS Andenken an den „Reichsnörgler" bei der großen Mehrbeit des Volkes nicht genießbarer gemacht." Wenn man bedenkt, daß rin freisinniges und dem Fürsten Bismarck nicht wohlgesinnt gewesenes Blatt wie die „Vossische Zeitung" ausdrücklich die ofsicielie Nicht beachtung des Fürste» Bismarck bei der Centeiiarfeier lebhaft bedauert hat, so bat danach da« nltramontane Blatt bei der Bemerkung der Verwünschungen nur die eigene Partei und die Socialdemokratie ini Auge gehabt. Im klebrigen über rascht dieser GesühlSerguß, dieser fanatische Haß gegen Deutschlands größten Mann keineswegs den Kenner der Gesinnungen der Klerikalen. Wie aber stimmt dieser robc AnSbruch deS HaffeS mit der in der Volksvertretung ge thanen Aeußerung zusammen, das Centrnm stebe an nationaler Gesinnung hinter keiner Partei zurück. * Berlin, 20. März. Die Frage der Deportation von Verbrecher» nach unseren Colonialgebieten erörtert Gras Joachim Pfeil mit Rücksicht auf Südwest afrika in einem Aufsatz, den da- neueste Heft des „Colonialen Jahrbuchs" veröffentlicht. Graf Pfeil, ein genauer Kenner des fraglichen TbeilS von Afrika, bestreitet die Möglichkeit der Ausführung dieses Gedanke»- in einem solchen Umfange, daß das Mutterland dadurch merklich entlastet würde. Nack, den Berechnungen de« Prof. Brnck, eines lebhaften Für sprechers der Deportation, kämen zunächst etwa 10 00" Ber brecher in Frage, die nach dem Farmsystem anzusiedeln und zu CultivationSarbeiten zu verwenden sein würden. Wenn man denselben auch nur zwanzig Morgen pro Mann zu ihrem eigenen Lebensnnterhalte anweise, so würde ein Gebiet von 200 000 Morgen zu der ganzen Unter nehmung erforderlich sein, und da man später ihnen ein Stück Land als selbstständiges Besitztbuin würde überweisen müssen, so würden »och eiunial 400 000 Morgen für den Fall erforderlich sein, daß selbst, wenn nur die Hälfte der Ver brecher dieses Vorzugs tbrithastig würde, jeder nach dem von Pros. Bruck gei»achten Vorschläge nur 40 Hektar erhielte. Beide Gebiete mm, die Strasfarm und der FreisiedelungS- district, müßte» selbst von einander, gleichzeitig aber auch zu sammen von denjenigen Gegenden getrennt sein, welche der freie Colonist bewobnt oder einmal bewohnen wird. Do aber ist nun innerhalb der Colonie diejenige Gegend, in welcher die beiden Nicsendistricte unter Erfüllung der oben ausgesprochene» Bedingungen gefunden werden könnten? Gras Pfeil sucht den Nachweis zu führen, daß es nickt möglich sein würde, ein entsprechendes Gebiet zu ermitteln, wobei er hervorbebt, daß die Gegenden, die in nächster Näbe der Siedelungsgesellschafteii oder des portugiesischen Gebiets In jungen Jahren. Zur Hundertjahrfeier veröffentlicht der bekannte Auto- araphensammler Herr Alexander Meyer Cohn in einem Professor Oncken gewidmeten Heft eine Reihe von Briefen Kaiser Wilhelm'S I., die dieser in den Jabren 18l1 bis 1815 an seinen Bruder, den Prinzen Karl von Preußen, gerichtet hat. Wir lassen einige hier folgen. Berlin, den 2lten December 1811. Lieber Carl Ich zeige Dir hiermit an, daß Du weiß« Lrinrwandten Hosen zur Parade mit nach Potsdam nehmen mußt, weil die Parade wahrscheinlich in Weißen Hosen sehr, wird. Fritz soll Dir seine Scherpe leihen, hat Papa befohlen. Auch weiße lange tuchen Hosen mußt Du mit nebmen, weil Du sie der Kälte wegen wohl unter der andern ziehen wirst, wie wir e» thun. Es wird gepudert. Du auch hat Papa de sohlen. Du hast Dich also hier nach zu richten. Dein Bruder Wilhelm. Lützen, den S. November 1813. Wir sind glücklich bi» hier ber gekommen, wie auch gestern nach Aken; unser gestriger Weg gina über Brandenburg Ziesar, Zerbst nach Aken, wo Gel: Hirschfeld sich befand; unterwegs hörten wir eine Canonade: eS war Bennigsen welcher einen avancirten Posten vor Magdeburg angrifs u. warf. In Aken war der Herzog von Dessau angekommen um Papa zu sehen; ein sehr guter alter Mann. Wir dinirten um 5 Ubr u. um r/r9 tranken wir Thee u. aßen dicke sauere Milch. Heute früh um 6 Ubr reisten wir ab u. über Eöthen Radegast, Zörbig, Leipzig bier her. In Leipzig hielten wir uns eine Stunde auf. Gl: Tauenzien war dort und sehr wobl; auch Thielemann, Minister Stein, Prz: Reynin, u. Jomini waren dort. Letzterer ist Rußischer Gen: Adj: — Die Schlachtfelder sind zwar von Tobten gänzlich gereinigt, indeß Pferde Zcako«, Patronentaschen etc. stehet man noch in großer Anzahl. Leipzig ist eine recht hübsch« Stadt; in den Vorstädten sind die Häuser wie besäet mit viel Kugellöchern; mehrere sind ganz verwüstet. Ich bade die Stelle gesehen wo Poniatow-ky ertrunken ist. Hier in Lützen sind wir denn wieder auf einem classischea Boden. In Weimar werden wir anhalten: die beiden Groß fürsiinuen sind dort. Den 11 nach EiSnach, den 12 nach Fulda den IS nach Frankfurt am Mayn. Also wenn Du diefrn Brief erhältst sind wir schon dort. Ich wird auch allen etwas schiken; Kayser Franz ist den 5 angekommen — Alexander gestern. Da werden reckt viele große Herren zu- amen kommen. Prz Louis von Homburg ist General Lt. geworden; Onkel §arl, den ich mehrere mahl sab, hat für Warteburg den Orden kouv Is mLrits mit Eichenlaub erhalten. — Wie stehts in BreSlau; noch immer beim alten? Viele Empfehlungen an Herr von Menü (Menu Ab kürzung für Minutoli), und alle klebrigen Dein Bruder Wilhelm. Frankfurt a. M., den 21. November 18l3. ... Heute ist großes Diner beim Kayser Franz II. zu Ehren de« Königs von Würtemberg. Eben kommen wir zurück von dem Diner. Der K: Alex: ist unten bei Papa mit dem Staatskanzler zur Conferenz. Man spricht von sehr wichtigen Dingen. Nächstens boff' ich werd ich etwas Näheres darüber sagen können. Wir werden bald von dannen ziehen. Wittgen stein marschirt schon runter, indeß über Alle«' berrscht eine große Geheimnißvolligkeit. — Ich bade beute unfern Cousin Weilburg kennen gelernt der die Cousine Louise von Hil- durgShausen zur Frau bat: er ist sehr hübsch; ein halb Jahr jünger als Wilhelm v. O. — Gestern Abend bei Tante Taxi« sind wir sehr munter gewesen. Zweimahl sind wir überS Pappwasser hergefallen und einmahl hat uns die Tante obendrein noch damit begoßen. Heute süllt sie unsere Flacons. Hier baben wir das aechte noch nicht gesunden. Außerdem haben wir gestern noch mehrere kleine Spiele gespielt. Beseknek war sehr munter. Der Kayser A: gehet heute Abend u. Kays. Franz morgen früh nach Hanau um die Großfürstinnen zu sehen; mir ists als ginge Papa auch hin. Nun adieu. Viele Empfehlungen an Herrn von Menü, wie auch an Charlotte, Alexandrine. Louiie, Abatte, Filfis, Fr: von Kameke. Mutter u. Tochter, Frl: Wildermut, Jule, Bold, Frl: BisckwfSwerder, Mlle CalvL Mad: Bock, Grf v. Tauenzien. Da ist doch wohl keiner vergessen? Dein Bruder Wilhelm. Frankfurt a. M., den 24. Novbr. 1813. Herzlichen Dank liebe» Karlchen für Deinen Brief vom ILt.; er hat mir um so mehr Freude gemacht, da ich sab, daß Du Dich nicht mit Abschreiben gequält hast. — Ich be finde mich recht wohl. Damals als Du den Brief schriebst, reiste ich nicht mebr mit Papa, denn wir waren schon den 15t. bier. Die näheren Detail« der Urbergabe von Dresden wirst Du Wohl schon wissen; eine recht heffliche Geschichte. Nr thut scheinbar in Frieden-Unterhandlungen etnzugeben, um Zeit zu gewinnen. ar ver Ball hübsch? Hast Tu mit Isabelle getanzt? Also hast Du mein Cabinet bezogen. — Baschkiren ziehet man hier so viel, daß man sie satt bat wie die Cosacken. Der Kayser A: läßt fick Dir empfehlen. Viele Empfehlungen an Menü, die Lehrer, Kökritz u. Dierke, ». Gaudi Ich muß schließen; heute zieht JSmailof die Wache, wo wir hin müssen. Dein Wilhelm. Freiburg, den 8. Januar 18l4. In fünf Tagen ziehen wir in Basel ein, mit allen Ruß: u. Preuß: Garden zu Fuß n. zu Pferde. LaS wird ein schöner Anblick sein. Unsere Garden haben gegen die Ruß: den Vorzug, daß sie weit leichter auSseben; die'R: sind ein wenig steif. Maj: Reiche iu gestern als Courier von Bülow gekommen. Er brachte uns Briefe von Fritz O. mit. welcher sich euch allen empfiehlt n. zur Rückkehr nach Berlin gralulirt. Nun, wie kommt eS Dir denn in Berlin vor; bist Du schon wieder ganz eingewohnt? Schreib mir dock einmal wieder; die« ist der dritte Brief den ich schreibe ohne Antwort erhallen zu baben; freilich die Abreise bat eine kleine Störung gemacht. Nun Adieu, liebes Karlchen. Biele Empsehlungen au Herr von Menü. Noch eins — beim Rhein Uebergana von Mannheim bab ich unser,, Vorsänger Baladkos wiedergeselicu Heute Mittag waren die Sänger bier; sie haben schon die Neue Uniform. Seid Ihr alle recht wobl? Ich bin immer seit den Zahnschmerzen noch nickt reckt bergrftellt. Da» Zabnfleisch ist noch etwas dick, auch bin ich feit zwei Tagen febr heiser n. habe etwas Fieber; ich gehe aber dabei bei allem Wetter aus, u. eS muß sich so curireu. Dein Bruder r, , , ImManme. Loli» U6 aampuwau » 8otsr Wilhelm V son ältesso liovalo Nmwiem- le I'riucs b'I.arle-, .1« ?rtw8k;, man I rLre. Nebst vielen Empfehlungen an deu Hof incl. Grf Boß me,ne zu Fuß Werfung an den übrig gebliebenen ... Radziwill A Rovoir. -ix kavis, den 4. April 1814 ^°örn Sündenpfuhl wo ich in kommen glaubte. Ich is?* alle« viel detaillirter ist. al« ich e- auch ichreiben könnte, um so mehr da der Fourier in diesem Augenblicke adgrket. Die Journale sind L 2-b-l d» M-A d»d,n wi? »ii Haurlsachcn IM bi-Iiqm-, dem in "tim li-iniu > In,°.,„n Mi, ,.m„ °,iLitt,7i!7-N' t,; So.,».' 1400 lange wunderschöne Bildergallerie, daS antiken Cabinet (Apollo u. Laokoon waren verpackt) die Jnvaliden- Anstallt, Ic- .lailliu ckv5 l'Iautes mit dem Naturalien-Cabinet und wilden lebendigen Thieren. Ein Elepbaut unter andern,. Das Schloß Luxemburg, PetitS Augustin-, eine Sammlung von Monumenten und Statuen seit dem 14. Jahrhundert, s.ljx interessant, das Panteon, das Attellier von Gerard, das Corps LegiSlatif, Palais Royal, in welchem alles, alle« z>i haben ist. Ein andermal mehr, beute keine Zeit mebr. Nein eine solche Stadt U! Man kann sich keinen Begriff von machen, Berlin ist mir indeß doch lieber. Napoleon Bonaparte ist abgedankt. Welch eine merkwürdige Zeit!!!!! Empfehlung an alle« Dein treuer Bruder Wilbelui. Nein die himmlischen Ballets der großen Oper!!! gött lich ü! Die Vestalin wurde gegeben —. Auch Herr Rudolf BrockbauS veröffentlich: auS seiner so reichen Handschristensammlung eine» bisher noch un bekannten Brief deS jungen Prinzen Wilhelm an seinen noch jüngeren Bruder Carl, einen Brief, der aus Paris vom 22. Mai 18l l vatirt ist, also kurz vor Abschluß des Pariic. Friedend geschrieben wurde. Er plaudert darin über mancherlei, besonders über die großen Verluste, welche die Schlackt von Paris den preußischen Truppen gekostet bai. über Uniforme», Besuche in Malmaison und beim Duc d'Orleaiid, über daS'1'Iwutro Ibuiu.-ai*, wo die allercbristlickste Majestät, der König von Frankreich, bei seinem Erscheinen mit einem „rasenden Lärm" begrüßt wurde. Der Schwer punct der Veröffentlichung liegt auf dem Briefumschläge. „Es ist allgemein bekannt", sagt der Herausgeber im Nack wort, „und wird als febr bezeichnend für den alten Kaiser Wilhelm angefübrt, daß er in seinem einfach sparsamen, man möchte sage», bürgerlich anspruchslosen Behaben oft Brief Umschläge, die er erhalten, sogleich zm Adressirung von Mit tbeiliiligeu weiter verwendet hat, die Worte „An de» Kaiser? Majestät" in „Herrn . . . ." ändernd. Benutzung eine» von ihn, selbst in seiner elften Jugendzeit geschriebenen Brief Umschlag», wie ihn da« Facsimile aufzeigt, ist mir sonst nicht vorgrtommen. Man bemerke: der Prinz hat ein un benutzt gebliebenes Briescouvert von seiner Hand an seine Sckwester Cbarlotte, nachmalige Gemahlin de» Kaiser- Nikolaus, i» seinen Papieren vorgesunden. und nun er dem Bruder Carl schreibt, ändert er (und man beachte mit welcher Genauigkeit) wohlüberlegt „der Prinzessin Charlotte" in „den, Prinzen Carl". So hat venn da» Couvert noch seine Ver Wendung gefunden." Da» Autogramm ist jedenfalls eine
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