Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189703281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18970328
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18970328
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-28
- Monat1897-03
- Jahr1897
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1897
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
lvez«g-.Preir A» H« Hml-tqpedltto» »d« de» k» Stabt- baatrk web bei, Vorort» errichtet» Aus- ««estrll» abgrholt: vierteljährlich ^l4H0, vei zweimaliaer täglicher g,Peilung in» Hau» LchO. Durch dir Post bezogen für Drutfchlaud und Oesterreich: viertrliüdrUch . Direct» tägliche KreuzbMidkndung tu» LuSIaud: monatlich 7^0. Di» vrvrgeu^ln»gab« erscheint um V,? Uhr. dt» Lbend-Ansgab« Wochentag» um t Uhr. Arrzeigerr-Prei- die bgespaltme Petitzeile L0 Psg. Reklamen unter dem Redactioasstrich (4 a«» spalten) bO'H, vor den Aamilirnaachricht» (6 gespalt») 40/H. Gröbere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Zifferusatz nach höherem Tarif. Atra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung ^tl SO.—, mit Postbeförderung »> 70.—. Ledartto» «»- Lrpe-itio«: Johemaesgaffe 8. Dir Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» LLeud» 7 Uhr. Filiale«: Ltta Me««'» Sarti«. (Alfred Hahn). Universitätsskratze S (Pauliuum), Lout» L-sche, Eatharisenstr. 14, pari, und KiiuigSplatz 7. Anzeiger. Ättttsvlatt des Äönigtichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Aathes und Notizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. 158. Sonntag den 28. März 1897 Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je eine halbe Stund« früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. 91. Jahrgang. ^ „ ... 77 Vierteljahr 1897 baldgefälligst veranlassen. geehrten Leser die ^^tcllung für da^ ^ durch die Post bezogen für das Deutsche Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die T''v. » .^(ickies Nutraaen Der Bezngspr«,« beträgt wie bisher viertel ährlich sür L«Mg 4 ^ s« mit Bringerlohn sür zwe,m°l,ges tegl.ches ümrag Reich und Oesterreich.Ungarn « /ei In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, s « L MM,-.: sowie nachfolgende AusgabefteUen: ^ . ^ ^-ledr. Ll8elkei-, Colomalwaarenhandlung. Arndtftrasse SS Herr L. 0. Litte!, Colonialwaarenhandlung, Ranftfche iSane o ^ x,z^tmrmn, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraße 1 Herr ^Lvoä. keter, Colonialwaarenhandlung, . inl ^oliümicllen, Colonialwaarenhandlung, Brühl 8V (Ecke Goethestraße) Herr üenv. Uesske, Colonialwaarenhandlung, Schutzenstrahe » - Lilüttli Ciaarrcnhandlung, Krantfurter Straße (Thomasiusstraßen-Ecke) Herr Otto Lrrurr, Colonialwaarenhandlung, Westplatz ^ ^ Löhrttraße LS Herr Lduaril üetLvr, Colonialwaarenhandlung, Marschnerstraße S Herr Aax Seduelüer, vorm, kaut Ketireiirer, Drogengeschäst, Nürnberger Straße 45 Herr Ll. L. Aldreeül, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Erottendorf Herr Lodert ttreiuer, Zweinaundorfer Straße 18, - Eutritzsck Lodert Htuer, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Lodert Aitver, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Lindenau Herr Albert Lliiüver, Wettiner Str. 61, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt Sedeit's Auuoueeu-Lxpeüttiou, Eisenbabnstraße 1, S-E> He» 0-?"'»>». C°l°ui°lw°°renh°ndlung. L« Kratze ^ H-r- >. ««»-«r. CigarrenhandluW. kn °ss,°üwit>L--Ä. i)rii^,«-t,m. Zjch°ch--ich° Straß- 7». j P^7rSdirf H»r^'^>»uE '<Eck- Elisab-ihstr.,. Aus der Woche. Wir sehen auf erhebende Festtage zurück, die einen bleibenden Gewinn binterlassen. ES ist eine Bürgschaft sür die Zukunft eine» BolkeS, wenn es seinen Wobltbäiern Dank- barkeit zu brwabren weiß, und die Ehrung de» Gedächtnisses Kaiser Wilhelm'» I. bildete nicht nur den Anlaß, sondern den Inhalt dieser Feierlichkeiten; ihr Grundton war ein ernster. Daß die Erinnerung nicht bei dem ersten Kaffer weilen konnte, ohne daß sich der Blick aus den Fürsten Bismarck richtete, verstand sich von selbst Diese beiden Heroen sind wie vor der geschichtlichen ror- trachtung, so ia dem nationalen Gefühle unzertrennbar miteinander verbunden, man versteht Wilhelm I., ja man versteht den Reichsgedanken, wie er lebendig ist und bleiben soll, nicht, wenn man den ersten Kanzler verkennt. „Wie könnt' ich Dein vergessen", haben die Dresdner vor vier Jahren dem Fürsten Bismarck zugesungen und wie konnten wir sein vergessen an dem Geburtslage des Königsohne«, der ohne BiSmarck nicht die Gaben hätte entfalten dürfen, die ihn zur Einigung Deutschland» befähigten? Der 22. März stand unter einem glänzenden Zweiaestirn, und so mußte eS sein, wenn da» Fest eine völlig befriedigende Erinnerung binterlassen sollte. Was die deutschen Dundesfürsten getban haben, um ihrerseits dem Tage ein bleibende- Denkmal zu setzen, bat allenthalben freudigsten Dank erregt. In unserer Zeit, in der Aeußerlichkeiten nur allzuviel Raum im Leben be anspruchen, wird man sich doppelt hüten müssen, den Werth gemeinsamer Farben an der Krirgertracht zu überschätzen; sie könnten nicht ersetzen, wa» durch ein unrichtiges Erfassen veS BundeSverhältnisseS und durch Mangel an Opferwilligkeit sür die DasriuSbedürfnifse deS Nationalstaates verloren ginge. Aber, wie wir schon unter dem ersten Eindrücke, der frohen Kunde sagten, bedeutsamer noch al» der Besitz der ReickS- cocarde ist der Entschluß, sie zu verleihen, ein Entschluß, der für die Könige unter den Bundesfürsten die Aufgabe eines aus schließlichen Rechte- bedeutet. Kaum minder erfreulich als diese» Geschenk an die Nation ist die Rede, die Prinz Ludwig von Bayern bei der Hundertjahrfeier in München gebaltra bat. Zum letzten Male war der Name deS künftigen Beherrschers deS zweitgrößten deutschen Landes im Zusammenhänge zwar nickt mit einer irgendwie beunruhigenden politischen Kundgebung, aber doch mit einem Schönheitsfehler in der Geschichte des ersten BierteljahrhundertS deS Reich- allgemein genannt werden. Heute darf man von ihm als einem Redner sprechen, der nicht nur der Persönlichkeit Wilhelm'» l., sondern auch dessen politischem Lebenswerke ohne Vorbehalt warme Anerkennung gerollt bat — eine will kommene Verschiebung. So bot dir Jahrhundertfeier freudige Erscheinungen, die kein ernstlicher Mißton störte. Denn was den Fürsten von Neuß ä. L. anlangt — man verreibe die Aufeinanderfolge —, so braucht man sich über sein Verhalten nicht aufzuregen oder gar, wie Leute ohne Augenmaß thun, eine Remedur für dasselbe zu fordern; im Gegentheil: der dunkle Punct, den dieser kleinste Landesherr darstellt, zeigt erst recht den Glanz der deutschen Gesinnung, der den Kreis de» DundeSfürsten umgiebt. Und die- nicht nur dem Jnlande. E» wird noch viele Pochen dauern, bi« auch nur die kunstverständigen Berlins da» am 22. März enthüllte Denk mal so besehen haben werden, wie eS erforderlich ist, um ein Urtheil abzugrben. Man kann aber wohl schon jetzt voraus- seheo, daß eine Uebereinstimmung niemals erzielt werden wird. Es ist unser alter Kaiser nicht, der da, von einer weiblichen Figur geführt, in das Schloß zu reiten scheint, aber vom Schloßplatze aus, also von links aus richtig bemessener Entfernung gesehen, wird da» eigentliche Denk mal von Vielen als ein mächtig wirkendes Kunstwerk empfunden werden. Kaum ein Streit dürfte sich Uber die Unerträglichkeit deS den Hintergrund bildenden durchlöcherten Steinhaufens erheben. Diese Bemerkung gehört in den politischen Theil de» Blatte», denn eS scheint unvermeidlich, daß eine Aenberung erfolgt, die freilich, um eine Verbesserung zu sein, nicht in der Ausdehnung der BesichtigungSsläche eine« unschönen Bauwerkes bestehen dürste. Das Nationalfest war kaum vorüber, als der Krisen- Klatsch aufs Neu« einsetzte uud sich sogar ru der Meldung verstieg, Fürst Hohenlohe habe seine Entlassung gegeben. BemerkenSwerth an dem Unfug ist nur, daß demokratische und extrem-agrarisch-aotisemitische Blatter sich gegenseitig der Urheberschaft der Krisrngerüchte beschuldigen und beide mitRecht. Hier wie dort möchte man politisch im Trüben fischen; bei der GeschäfrSpreffe kommt noch hinzu, daß der Quartalswechsel vor der Thüre steht und aufregende „Informationen" ein Blatt interessant machen. Einem politisch bedeutsamen Personenwechsel sieht man in unterrichteten Kreisen zur Zeit nicht entgegen. Daß rin solcher jederzeit erfolgen kann, wird nicht bestritten, da» aber ist ein Zustand, in dem wir unS vor dem Auftauchen der Marinefrage befunden haben und in dem wir uns sofort nach jedem Wechsel wieder befinden würden. Die abfällige Beurtbrilung dieses Zustandes, seiner Ursachen und Übeln Begleiterscheinungen kann billigerweise nicht als Nörgelei bezeichnet werden. Sie entspricht vielmehr einer anderen an die deutsche Studentenschaft gerichteten Mahnung, welche lautete: „Pflegen Sie die Verfassung!" Die „Freisinnige Zeitung" setzt sich mit Organen der frei sinnigen Verewigung über den Zusammenhang zw,sch n„L.b ralismuS" und Verweigerung von Mitteln zur Landesvertbeid.gung auseinander. Das Blatt baust Sophismen auf SopbiSmen, kommt aber doch nicht Vem Em- gestandniß vorbei, daß in anderen Ländern der -vorgeschrittene Liberalismus und der Radikalismus über Geldbewilligungen ru Sicherungszwecken anders denken als bei uns die „Volis- partei". Aber „das liegt" nach Herrn Richter „einfach daran, daß in Frankreich und England parlamentarische Regierung herrscht und das Ministerium von vornberein nichts «ordert, dessen Gewährung seitens der Mehrheit nicht sicher ist. Denn *er Satz etwa« sür Herrn Richter beweisen sollte, se mußte dargetban sein, daß die englische oder gar die sranzo,ische Negierung auS Rücksicht auf die Parlamentsmehrheit semalS weniger gefordert, als sie für die Bertheidigung nothwendig erachtet hatten. Diesen Beweis versucht die „Freis. Ztg." klüglich nicht. Sie muß umgekehrt zugeben, daß in Frankreich über die Zwecke der Sicherung hinaus und für eine «ngriffspolitik anstandslos Mittel bewilligt werden. „In Frankreich kommt noch die Revancke-Jdee hinzu, der sich alle Rücksichten auf Seiten der Opposition unterorbnen." Die Revanche-Idee gilt bekanntlich Deutschland und wenn aus ihr die deutsche Demokratie daS Recht zum Ablehnen anstatt der Pflicht der Genehmigung von Mitteln zur Defensive herlrttet, so bestätigt sie eben, was ihr stets zum Vorwurfe gemacht wird, daß sie an Patriotismus und — Verstand hinter der Demokratie anderer Länder zurücksteht. Die beabsichtigte Verstärkung der Flotte, mit der sich der französische Minister trägt, wird den Freisinn natürlich auch nicht zu richtigerer Auffassung bekehren. Deutsches Reich. T Leipzig, 27. März. Wie wir aus der Freitag-Nummer deS „Reichsanzeigers" ersehen, hat Herr Rudolf Abt zu Passau die Titelseite der Monatsschrift „Der Armen-Seelen- Freund" alS Waarevzeichen nach dem Reicksaesetz vom 12. Mai 1894 eintragen lassen. Aus dieser im „Reichsanz." abgebildeten Titelseite ist zu lesen: „Der Armen-Seelen- Freund. Monatsschrift zum Tröste der leidenden Seelen im Fegfeuer." Von der „Concurrenzlosigkeit" seines Unternehmens scheint Herr Abt nicht überzeugt zu sein. ^ Berlin, 27. März. Auf der Gedenkfeier, die von Mit gliedern deS Kammergerichts veranstaltet worden ist, bat angeblich der Chespräsidrnt de- KammcrgerichtS Drenkmann in seiner Gedächlnißrede dabei verweilt, daß Kaiser Wilhelm I., „wo es die Erreichung des großen Zieles galt, sich sogar über Verfassungsbedenken binwegsetzte". Cs liegt un» die Rede im Wortlaut nicht vor. Wir sind daher nicht in der Lage, zu beurtheilen, ob dieser Passus lediglich die Bedeutung einer historischen Reminiscenz hat, oder ob er auf die gegenwärtige Lage im Reiche pointirt war. So lange das Letztere nicht feststebt, liegt kein Anlaß vor, die Ausführung abfällig zu krilisiren. Die „Kreuz-Ztg." vertheidigt diesen PassuS der Rede des Herrn Drenkmann; er habe nichts gethan, „als an eine einfache, feststehende Thatsache erinnert". Diese Bertheidigung ge winnt insofern Bedeutung, als die „Kreuz-Ztg." anläßlich der Gedenkfeier Aussprüche deS Königs Wilhelm I. ans dem materiellen und historischen Zusammenhänge riß, um eine dem Parlamentarismus wenig wobl gesinnte Blüthenlese daraus herzuslellen. Vielleicht bat das Blatt das Bedürfnis, nachträglich auch diese Zusammenstellung lediglich als eine geschichtliche Erinnerung an feststehende Thatsachen zu kenn zeichnen. Berlin, 26. März. Am 25. März ist hier die Probe- Nummer der neuen polnischen Tageszeitung „Dziennik BerliüSki", welche vom 1. April ab regelmäßig erscheinen wird, herausgekommen. Die bisher hier erscheinende „Gazeta Polska" stellt mit dem 3l. März ihr Erscheinen ein. Der Abonnementspreis des neuen polnischen Tageblattes beträgt 2 In Berlin erscheinen außerdem noch in polnischer Sprache die socialistische „Gazeta Robotnicza", ferner eine Monatsschrift für Naturbeilknnde „Przewodnik zdrowia" und einige andere kleinere periodische Preßerzeugnisse. In Berlin und Umgegend leben über 60 000 Polen. LZ Berlin, 27. März. In der vorigen Woche haben bekanntlich im preußischen Abgeordneten ba use über die freien Vereinigungen der Produkten Händler Verhandlungen stattgesunden, die jetzt von der „Freis. Ztg." in einer dem Verlause widersprechenden, irreführenden Weise ausgebeutet werben. Es ist ja begreiflich, wenn eine krieg führende Partei, um den Gegner kirre zu machen, ihren guten Muth und ibre günstige Posuion rühmt, aber Herr Richter thut als Parteigänger der Productenhändler im Berliner Feen palaste des Guten zu viel. Minister Berfeld batte im Abgeord netenhaus? geäußert, wenn der Getreideverkehr sich wieder belebte, würben die materiellen Interessen stärker wirken als das ReibungSbedürsniß und würde die Bereitwilligkeit beider Tbeile, eine Verständigung zu suchen, zunehmen. Diese Auf fassung des Ministers, meint Herr Richter, beruhe auf Ver kennung der Sachlage. Die Stärke des Produktenhandels im gegenwärtigen Kampfe liege in der Erkenntniß der Interessenten, daß der Handelsgewinn durch den Mangel börsenmäßiger Einrichtungen nicht vermindert, sondern eher Feuilleton. Kiebitzeier. Bon Heinz Bolkmann (Emden). N-Ldrnck virbotrn. Immer, wenn der greise Einsiedler im Sachsenwalde seinen Geburtstag feiert, befindet sich unter der Fülle der Gaben, die au» allen Zonen de» Vaterlandes und auS fernen Erdtheilen bei ihm eintresten, auch ein schlichtes Kästchen. ES enthält die 10t Kiebitzeier, die ihm jahraus, jahrein seine Getreuen auS Jever bisher gesendet haben und boffentlich noch reckt häufig senden dürfen. Mag auch der Vogel in manchen Jahren durch seinen Wandertrieb später heimgesührt und seine Brut dadurch verzögert werden, und mag e» in solchen Jahren auch große Muhe und Kosten verursachen, die Eier in der vorgrschriebrnen Zahl zu beschaffen: die Sendung auS dem Städtchen Jever bleibt trotzdem niemals auS, eben sowenig wie der in plattdeutschen Versen ausgesprochene Ge burtstagsgruß, der knapv und bieder die Gesinnung der treuen friesischen Spender dartyut. DaS Kiebitzei zeigt bald eine olivengrünliche, bald braun- gelbe Schale, von der sich dunkle Striche und Sprenkel deutlich abbrbeo. Die Form Lbnrlt derjenigen einer Birne. Wie aber sein kostbarer Inhalt mundet, welchen Genuß er dem Gaumen verschafft, da» weiß selbstverständlich nur der echte Feinschmecker zu würdigen. Der Durchschnittsmensch be sitzt da» aparte Verständniß dafür nicht; er wird sogar — Hand auf'» Herz! einem ganz gewöhnlichen frischen Hühnerei den Vorzug geben. In srdem Falle stehen Kiebitzeier, zu mal die zuerst im Jabre aufgefundenen, so überaus hoch im Werth» daß eS begreiflich erscheint, wenn sich beute so viele Menschen mit dem Aufsuchen der unscheinbaren Dinger befassen. Es giebt Jahre, in denen sich die Delicaleßgeschäfte der Großstädte bi» zu zebn Mark für ein einziges El zahlen lassen! Später werden sie allerdings billiger, und wenn die Ausbeute reichlich genug auSsällt, sinken sie gut und gern bis aus den Preis von „nur" einer halben Mark pro Stück. Sie bleiben also auch dann ein theurer Leckerbissen, und die allermeisten Menschen beschließen ihr Dasein, ohne daß sie emalS die betüpfelte Schale von solch' einem Ei gelöst und einen Inhalt gekostet haben. Noch viel geringer aber ist die Zahl Derjenigen, die den Vogel selber verzehrt baden. Freilich gehen die Urtheile über seinen Wohlgeschmack derart auseinander, daß eS schwer fällt, dir richtige Meinung fest,»stellen. Während die Einen daS Fleisch de« Kiebitz al» einen Leckerbissen ohne Gleichen preisen, schwören Andere Stein und Bein, daß es überhaupt nicht Zu ge nießen sei. Brebm spricht sich gegen den Genuß von Kiebitzfleisch auS, ältere Zoologen dagegen loben seine Verdaulichkeit und be- baupten.daß eS sür Den, der eS genieße,allerhand hygieinischeBor- theile im Gefolge habe. Im Allgemeinen ist jedoch der Deutsche kein Kiebitzeffer. Er begnügt sich mit den Eiern und überläßt es seinen südlichen Nachbarn, besonder» den Italienern, dem Vogel selbst den Garau» zu machen. Geschmort oder nach Art der Bekassine gebraten, also am Spieß oder in der Pfanne, soll er sogar sehr gut schmecken. Hab« und Rvsuer, die Sachverständigen auf dem Gebiete der Kochkunst, bebauptrn e» wenigsten», und die Belgier führen die zum Sprichwort gewordene Redensart im Mund«: „Wer noch keinen Kiebitz gegessen hat, versteht nicht- von Federwild." E» bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß der Vogel in unseren beimathlichen Gauen ein sehr häufig an zutreffender Gast ist. Sonst könnten unmöglich die unzähligen Eier auf den Markt kommen und von dort in die Küche und auf den Tisch de« Feinschmeckers. In der knappen Zeit spanne, die man als die Saison der Kiebitzeier bezeichnen darf, also etwa während des Monats April, werden in manchen Strichen gewiß mehrere Tausend Eier gesunden und natürlich auch verkauft. Dabei sei eS leider geklagt- auch die Mode bat einen großen Antheil daran, daß man beute so räuberisch Jagd auf Kiebitzeier macht. Seit man weiß, daß der große deutsche Staatsmann Geschmack an ihnen findet und sie alljährlich an seinem Geburtstage unter den Geschenken findet, will Jeder, der eS sich irgend leisten kann, gleichfalls da» dunkelgesprenkelte Ei auf seinem Tisch sehen. Natürlich muß dadurch der Vogel seltener werden und der Nutzen. den er wirthschaftlich gewährt, allmählich zusammenschrumpfen. Dazu kommt, daß er selber genug Feinde hat, deren er sich auf jede nur mögliche Weise erwehren muß. Der Heißhunger der Italiener) der alles dem Magen weiht, dessen er nur habhaft zu werden " selbstverständlich auch auf den Kiebitz ab- gesehen. Wenn dieser im Herbst aus unseren Gauen gen ^"^en >bn die Söhne der apenninische» Halb- msel unbarmherzig und hinterlistig fort, um dann sogleich die ergatterte Beute in die Küche wandern zu lassen 3agd,hieren aller Art so armen Lande ersetzt nickt 2 Wildprct, nach dem ihre obnclsin °».n x.," U wohl zumeist den Franzosen zum Opfer. Paris allein verzehrt in jedem Jahre gegen 15 000 Kiebitze (vkumeuu), von denen das Stück mit einem halben bis zu einem ganzen Franken bezahlt wird. Dazu kommen die Nachstellungen, die dem Vogel von den Feinden auS dem Thierreich ununterbrochen drohen. Aber der Kiebitz ist ein mutbiger kleiner Kerl, der keineswegs beim ersten Angriff die Waffen streckt. Am wenigsten, wenn es sich darum bandelt, Nest und Eier gegen einen Feind zu vertheidigen. Brehm schildert sehr anschaulich, wie er den Menschen, der auf solche Beute auSgeht, unter lautem „Kiwitt!" umschwärmt, und zwar mit einer Kühnheit, di« oft wahrhaft in Er staunen setzen muß. Denn der um seine Brut besorgte Vogel stößt oft so dicht an dem Kopfe deS Menschen vorbei, daß Vieser sogar den durch die schnelle Bewegung erzeugten Luftdruck spüren kann. Wer jemals Zeuge einer solchen rührenden Scene aus dem Vogelleben gewesen ist, dem wird sie nicht wieder aus der Erinnerung schwinden. In den Tönen, die der Vogel auSstößt, drückt sich die größte Herzens angst auS, und die Fittiche schlagen heftig auf und nieder »' den mannigfaltiasten Windungen de» Fluge«. Kein Wunder, wenn der Kiebitz vom Volksglauben mit säst mensch lichen Stimmungen und Gesühlen auSgrstattet wird. Wer ihn in solchen Momenten beobachtet, kommt wirklich beinahe selbst zu solcher Anschauung. Die ängstlich flatternden Fittiche rasten nicht, und daS Geschrei hält an, bis eS schließlich heiser ertönt. Der Kiebitz gilt darum manchem Volke ge radezu als die Verkörperung der Elternliebe, und die Griechro- beißen ihn im VolkSmunde allgemeinhin nur noch: „die gute Mutter". Daneben bat daS Volk dem Kiebitz allerdings noch ein Rolle zuertheilt, aus die er ein aut Theil weuiger stol sein dürfte. Danach ist er ein Schelm, rin Gauch, tz»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite