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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970405015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897040501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897040501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-04
- Tag1897-04-05
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Ämlsökall des Königlichen Land- »nd Amtsgerichtes Leipzig, des Aathes «nd Polizei-Amtes -er Ltadt Leipzig. (Atra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen - Au«aabe. ohne Postbesörderuag sä.—, mit Postbesörderuag 70.—. Innahmeschluß für Ituzeigea: Abeud-Ausgab«: Bormittag« 10 Uhr. Margeu-Nu-gabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei deu Filialen und Annahmestellen je »iae halb« Stunde früher. Anreigen find stet- au die Expedition zu richte». Druck und Verlag von E. Polz dt Leipzig. ^ 172. Montag den 5. April 1897. St. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Wir beabsichtigen, zur Erlangung von Entwürfen zu den für hervorragende Ausstellungsobjecte der diesjährigen Sächsisch-Thü ringischen Industrie- und GewerbeauSstrllung zu verleihenden Medaillen einen Wettbewerb unter tu Leipzig wohnhaften oder dort geboren:n Künstlern zu eröffnen und laden diese hier durch zur Theilnahme ein. Programme können von unserer Nuntiatur kostenlos entnommen werden. Leipzig, den 3. April 1897. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Veorgi.Tröffe!. Ia.lE 47b. Waldpflanzen-Verkauf. Bon dem Forstrevier Leivzig.Eonnewitz können in diesem Früh jahre durch de» Herrn Revierförster Zacharta» in Leipzig-Eonnewitz nachstehende Holzpflanzen zu den beigejetzten Preisen gegen Baar- zahlung oder Nachnahme und nach vorheriger schristlicher Bestellung, sowie gegen Vergütung der Selbstkosten für Verpackung und Trans port zur Bahn pp. bezogen werden, al-: Stück Holzarten 100/200 100/200 100/200 75/100 I. Verschütte Laubhölzer: 500 Eicheii-Ausjchuff, tzuercu» veä. . . 1500 Eschen-, Ahorn- u. Rüstern-Ausschuff 500 Eschenblattol. Ahorn, ^oer. vex. . II Verschütte Radelhölzer: 1000 Fichten Lbies ere. vee. I. Wahl 1500 desgl. - - - II. - 1000 desgl. - - » I. » 2000 desgl. » - » H, » 1000 de-gi. . - . I. - 1000 desgl. - » » II. . 200 desgl. ... . I, . 1000 Weihtaniien Xbie» peot. .... Vorstehende Fichten I. Wahl eignen sich Tartenanlagen. II. Wahl zu Remisen. Leipzig, am 18. Februar 1897. De« Rath» Karstdeputation Höht om ^ 125/1S0 ^175/200 pro S.Uck i Prclsk 225/300 60/100 . besonders zu Park- und pro Vunt.rl 50 25 75 35 60 50 5 4 6 40 20 65 30 90 50 140 40l 30 Geschichte der Pleißenburg. ii. Nachdruck »krbotti,. Auf Heinrich den Frommen folgte 1541 als Landesherr Leipzig» Herzog Moritz. Herzog Moritz besaß die Gaben, die den großen Fürsten auSinachen, ein durchdringendes Ver- ständniß für weitausschauende Staatskunst, verbunden mit der Fähigkeit, seine Ideen zu Thaten werden zu lassen. Als Feuilleton. Verhängnißvolles Slond. solcher gehört er zu den Größten des Wettiner Geschlechtes und reiht sich würdig an Namen wie Heinrich den Erlauchten und Friedrich den Streitbaren an, denen die Länder an der mittleren Elbe die Sicherung ihrer deutschen Cultur durch Fassung in feste staatliche Form verdanken. Zu Ende des Mittelalter« erwächst dann auf diesem Boden in der Refor mation die folgenschwerste und fruchtbarste Bewegung der neuen Zeit. Friedrich der Weise versteht den Pulsschlag der seine Zeit durchströmenden Geistesrichtung durchzufühlea; diese seltene Kunst hat nach ihm noch ein anderer seines Ge schlechtes, Herzog Karl August von Weimar, besessen. Aber keinem andern Mann der deutschen Reformation waren so die Gaben verliehen, die geistigen Folgen der deutschen Refor mation auch in politische Resultate umzusetzen, wie dem Herzog Moritz. Und wenn die politischen Früchte der Reformation Deutschland verloren gegangen sind und seit dem Augsburger Religionsfrieden zwei unglückliche Jahrhunderte für dasselbe zur Folge gehabt haben, so ist «ine Hauptursache hiervon der frühzeitige Tod des Herzogs Moritz gewesen. Gerade die Geschichte der Pleißenburg erlaubt in dieser Zeit, wenn auch ganz im Kleinen, wichtige Ausblicke auf die großen Folgen der Reformation. Wie die deutsche Reforma tion überhaupt nach allen Seiten hin eine Stärkung des deutschen Mittelstandes herbeiführte, so verhalf sie im Beson deren durch Hebung der Sittlichkeit und Vertiefung dcS Pflichtgefühls dem deutschen Beamtenstand zu kräftigem Leben. Diesen Hauptvorlheil, den vie Reformation der deutschen Fürstenmacht brachte, hat Herzog Moritz am frühesten und klarsten erkannt. AuS dieser Erkenntniß entsprang 1543 die Gründung der drei Fürstenschulen und vor Allem eine gründ liche Neugestaltung der Leipziger Universität. Daß dieses gerade in Leipzig nöthig war, beweist schon ein Versuch hierzu, der bereits im Jahre 1502 unter Herzog Georg gemacht wurde, jedoch resultatloS verlaufen war. Jetzt wurden die Universitäts-Statuten revidirt, die vier Facul- läten verändert und verbessert und schließlich am 15. April 1543 auf dem Schlosse Pleißenburg diese Neugestaltung im Beisein aller Doktoren, Professoren und Magister feierlich ..onfirmirt und bestätigt. Und wie überall die Fürsten als Erben deS kirchlichen Besitzes eiutraten und denselben zur Kräftigung ihrer Staatsgewalt verwandten, so wurde auch hier der Universität daS aufgehobene Pauliner-Kloster mit Kirche und außerdem fünf Dörfer geschenkt. Der damalige Schloßhauptmann der Pleißenburg, Christovh von Carlowitz, hatte diesen Besitz an die Universität zu übergeben. Dieser Christoph von Carlowitz, der Nachfolger deS Georg v. Ben- dorff, wurde dann der einflußreiche Rath deS Herzogs Moritz bei seinen späteren Regierungsbandlungen: der erste der sächsischen Adligen, die an der großen Politik thätig Theil nehmen durften. Schloßhauptmann der Pleißenburg ist et nur wenige Jahre gewesen. Aus allen Regierungshandlungen Moritz' läßt sich ersehen, wie er gerade dem Besitze Leipzigs große berechtigte Wichtig keit beilegte; er sah außerdem den Eintritt deS schmalkaldi scheu Krieges am Zeitigsten von Allen voraus und erkannte auch, daß dieser Krieg nur in den wettinischen Ländern, wo die Hauptmacht deS Protestantismus ruhte, entschieden werden würde. So wurde schon Jahre vor Ausbruch deS Krieges mit der Verstärkung der Leipziger Stadtbefestiguug begonnen. Als im Jahre 1546, nach AuSbruch de« Krieges »wischen Kaiser Karl V. und dem schmalkaldischen Bunde, Kurfürst Johann Friedrich an der Donau stand, besetzte Moritz im Rücken der Verbündeten das Land seines sächsischen Vetters und machte hierdurch diese dem Kaiser so gefährliche Stellung für seine Feinde unhaltbar. Kurfürst Johann Friedrich mußte rurückkehren und eroberte nun seinerseits die herzoglich sächsischen Länder bis auf Leipzig und Dresden. Hier ereignete sich die Belagerung Leipzigs; dieselbe ist deshalb für den ganzen schmalkaldischen Krieg so wichtig geworden, weil ihr Mißlingen die Entscheidung von Mühlberg vorbereitete. Daß Leipzig nicht eingenommen wurde, erklärt sich nur daraus, daß Moritz selbst die Vertheidigung von Stadt und Schloß vorbereitet hatte, denn auch das kurfürstliche Heer hat bei dieser Be lagerung Thatkraft entwickelt und Kurfürst Johann Friedrich, der sich selbst vor der Stadt befand, hier kriegerische Energie, freilich erfolglos, gezeigt. Es war Januar 1547, als die Kurfürstlichen auf Leipzig heranrückten. In der Pleißenburg befanden sich ein Pflugk und Wolf von Breitenborn als Statthalter, in der Stadt außerdem noch die Obersten Walwitz, Dieskau und Ebeleben mit Fußvolk und Reiterei. Die Vorstädte waren sckon vorher niedergebrannt worden, um dem Feinde das Herankommen an die Stadtmauern zu erschweren. Die Namen der aus den Vorstädten in den Ring geflüchteten, aller Mittel ent bläßten Leipziger Bürger wurden ausgezeichnet und ihnen Korn vom Schloß auSzetheilt. Die Bestimmung, theilweise als Getreide- und Meblmagazin zu dienen, hat die im Mittel punkt der reichen Leipziger Kornebene liegende Pleißenburg seit ihrer Entstehung im Mittelalter bis heutzutage stet» nebenher beibehaiten. ES folgte nun die Beschießung Leipzigs, die sich natürlich besonders auch auf das Schloß richten mußte. So wurden schon am Anfang der Belagerung die Kirche de» Schlosses, wo sich die Frauen aufhieltea, daS fürstliche Gemach, die Kanzlei, das Zeughaus und die Schneiderei stark zerschossen. Vor Beginn der Belagerung hatten sich viele Frauen auS der Stadt der besseren Sicherheit wegen auf da- Schloß be geben; al« aber gerade hier die Beschießung besonder« heftig wurde, ließ man sie bald wieder nach der Stadt heraus. Von der Pleißenburg her vertheivigte man sich vor Allem aus einer Batterie, die über der Schloßküche lag. Ter 21. und 22. Januar waren die schlimmsten Tage, an denen der Feind am heftigsten bombardirte. Hierbei wurde auch der erste Statthalter Pflugk in der Silberkammer deS Schlosses durch eine fünfzigpsündige Kugel erschossen; nach ihm nahm Sebastian von Walwitz die Stelle de- ersten Statthalter» ein. Am 27. Januar war endlich die Belagerung so weil ge Liehen, daß mit Sicherheit ver Sturm erwartet wurde; zur Abwehr desselben hatte auch jetzt die in Leipzig von Anfang bis zu Ende gleich energisch geführte Vertheidigung Alles vorbereitet, doch der letzte Angriff unterblieb. Wiederum ah sich Johann Friedrich durch eine entfernte Bewegung eines Feindes Moritz genöthigt, seine Stellung zuwechseln. §r mußte diesem entgegenziehen, da sich derselbe eben bei Freiberg mit dem Böhmenkönig Ferdinand vereinigt hatte. Durch Zufall ist au- demselben Jabre, in welchen, diese Belagerung das Ende der alten Pleißenburg herbeiführte, noch eine ungefähre Abbildung derselben erhalten geblieben, in dem Prospecte „Wahrhafflige Abcontrafeyung der Stadt Leipzig", welche auch daS einzige oberflächlich erhaltene Bild deS alten Leipziger RathhauseS liefert. Viel ist freilick auch hieraus nicht zu ersehen, nur daß daS alte Schloß fast un gefähr auf demselben Platze, vielleicht etwas näher an der rnneren Stadt heran, gestanden haben mag, und daß dasselbe in dieser Belagerung wirklich jämmerlich -erschossen wurde. Mit dem Jahre 1548 beginnt die Geschichte der neuen Pleißenbura. Nach der Wittenberger Capitulation (1547) vereinigte Moritz in seiner Hand zum letzten Male die ge- sammten wettinischen Länder. Die Ausdehnung und der natürliche Reichthum diese- Gebiete-, seine Lage in der Mitte Deutschlands, die günstige Gestaltung seiner Grenzen machten diesen Ländervesitz zu einer Macht, wie sie seit Jahrhunderten kein deutscher Fürst wieder besessen hatte. Der natürliche Mittelpunkt dieses Gebietes war Leipzig. Als die sächsischen Länder in verschiedene Theile zerfielen, hatten sich nacheinander auch die verschiedensten Residenzen bezw. Hauptorte gebildet. Jetzt, in den letzten Jahren von Moritz' Regierung, von 1548—1553, begegnet man zum ersten, aber auch letzten Mal in der sächsischen Geschickte ge ringen, aber bestimmt ausgesprochenen Ansätzen, die Leipzig al- Hauptstadt der wettinischen Länder erscheinen taffen. Bon einer stehenden Residenz deS Kurfürsten Moritz läßt sick bei seinem bewegten Leben überhaupt nicht reden; in diesen letzten Jahren seiner Machtsülle wählte er jedenfalls Leipzig häufiger al» die anderen Städte seines Landes zu seinem Aufenthalt. Daß aber Moritz anfing, Leipzig als Hauptstadt seincr Länder zu betrachten, beweist außerdem die Abhaltung von vier Landtagen in dieser Stadt in dem Zeitraum von 1548—l553 und sein Plan, die Befestigungen Leipzig-, welche durch die Belagerung an allen Punkten sehr gelitten hatten, in umfangreichstem und großartigstem Maße, wie in keinem anderen Ort seiner Länder, wieder berzustellen. Es läßt sich gar nicht auSdeaken, welche Rolle Leipzig, das an sich schon an einem der günstigsten Straßenkreuzungspuncte Mittel europas liegt und ohne jede Hilfe politischer Ereignisse zu seiner heutigen Bedeutung gelangt ist, innerhalb Deutschlands und Europas zugefallen wäre, falls Moritz den Habsburger Karl V. als Kaiser abgelöst und Kursachsen dauernd die Führerschaft DeuschlandS übernommen hätte. So fällt die Erbauung der Pleißenburg in einen Zeit punkt, welcher diesem Gebäude eine andere, größere Geschichte versprach, al« ihr dann geworden ist. AlS 1548 Kurfürst Humoreske von H. Erlia (Berlin). Nachdruck vrrbvtkn. „Hör mal, Käthe — Du siehst aus, als wärst Du verliebt!" „Ach!" staunte Fräulein Käthe ebenso geschmeichelt wie überrascht. „Woran merkt man'S denn . . .?" „Na, weißt Du, wo ich selber zweimal unglücklich verliebt war, werb' ich doch die Sache kennen!" Die Freundin lächelte überlegen. „Also bat Vetter Karl doch noch . . „WaS — der?!" Entrüstet fuhr sich die kleine Siebzehn jährige mit beiten Händen nach dem wundervollen Haar, dessen goldiges Blond Vetter Karl schon als Primaner be sungen hatte. „Ich soll einen Menschen lieben, der zweihundert Pfund wiegt und der seinen Heirathsantrag mindestens folgendermaßen anfängt: „Liebes Kind, mir einen Korb zu geben, wäre eine Geschmacklosigkeit, die ich Dir nicht zu traue!" . . . Na, ich danke! ES giebt ja, Gott sei Dank, noch andere Männer!" Grete konnte dem nicht widersprechen. „Wer ist'S denn aber?" forschte sie neugierig. „Paß mal aus!" dabei rückte Käthe dicht an die Freundin heran. „Neulich — es regnete gerade sehr — kehre ich auö der Musikstunde heim. Plötzlich begegnet mir ein Herr . . . groß und schlank war er . . . kaum sieht er mich, so bleibt er wie vom Blitz getroffen stehen, schaut mich interessirt an und folgt mir dann eine Weile." „Ist das Alles?" Ein Seufzer ist die Antwort. „Wir sind uns von da an öfter begegnet... Er muß in unserer Nähe wohnen. Und immer schenkt er mir die gleiche Aufmerksamkeit." „Uud darum liebst Du nun gleich schon so blindlings drans loS?" Grete schüttelte bedenklich da« um ein ganze« Jahr ältere Haupt, Käthe'« Blauaugen aber hoben sich schicksalsergeben zur Zimmerdecke empor. ,»WaS willst Du .... eS giebt eine Liebe auf den ersten Blick." „Ich wünschte, Herz» ich könnte Deinen Verehrer einma sehen", meinte Grete jetzt lebhaft. „Ich, bei meiner Erfahrung würde Dir gleich sagen, wa» an ihm ist." Hm! Dl« Idee schien Käthe nicht Übel. Aber ehe sie darauf antwortete, warf sie einen prüfenden Blick auf die Freundin, dann besah sie ihr eigen»« Bild im gegenüber hängenden Spiegel, und nun lächelte sie zufrieden Selbst verständlich bliev sie Siegerin — schon allein ihre« schönen Haare« wegen. Da« war ja einzig in der ganzen Stadt. »Fveißt Du wa«. Grete?" „Run?" Käthe setzte eine Göunermiene aufs „Wie wär'S gleich jetzt mit einem Spaziergang? Um die Mittagsstunde ist die beste Zeit, ihn zu treffen." Natürlich war die Freundin damit einverstanden. Ihre Neugier war gewaltig rege. Unter Lachen und Scherzen wurde Toilette gemacht, wobei Kleiderbürste und Parsüm- läschchen die Hauptrollen spielten ... dann ging'- hopp, WPP, die Treppe hinunter. » * » Wenn er nun blo« kommen möchte und wenn er nur auch das gleiche Interesse für sie zeigen würde wie bisher, dachte Käthe, deren größte Sorge es war, daß sid sich am Ende vor ihrer besten Freundin blamiren könnte. Munter plaudernd, aber vor Erwartung aufgeregt, schritt sie an Grete s Seite einher, zuweilen zaghaft umherspähend. WaS war das nur heut«? Er ließ sich wirklich nicht blicken. Und sonst war sie ihm um diese Zeit mit fast regel mäßiger Pünktlichkeit begegnet. Plötzlich ein kleiner unterdrückter Aufschrei und ein Freund- schaftSkniff in Grete'S Arm. „Ach . . . Du!" Dank ihren Erfahrungen verstand Grete sofort. „Wo denn?" „Dort I" Den beiden Mädchen kam ein sehr sorgfältig gekleideter, hochgewachseuer junger Mann entgegen. „Der . . . ." Käthe nickte und bemühte sich, eia vortheilhafte« Gefickt zu machen, indem sie sehnsüchtig schmachtend vor sich in die Weite schaute. AlS er ihr aber dicht zur Seite vorübergiug, senkte sie erröthend daS Köpfchen. Vorher batte sie noch die Genug- thuuna, zu bemerke«, wie ihu ihr Anblick auch diesmal fesselte, so daß er in fast auffälliger Weise stehcn blieb. „Na, da hast Du'» nun!" DaS verliebte Blondchen triuniphirte. „Wie mag sich der Arme schon in Sehnsucht nach mir verzehrt haben! Ob er unS wohl folgt?" Grete, al« die weniger Brtheiligte, wagte etwas um die Ecke zu lugen. „Wahrhaftig, er hat umgedreht und kommt uns nach." Käthe preßte die Hände aus daS pochende Herz. „Der liebe Mensch! — Wie findest D» ihn?" „Mir wäre er zu fix und fertig! Zu geschniegelt und zu gebügelt! Einen ernsten Beruf hat der nicht." Aba! Neidisch! . . . Natürlich behielt die kluge kleine Siebzehnjährige diese Folgerung für sich. „Vielleicht ein Künstler", vermuthete sie. „Wissen möcht ich nur, wie er'S möglich macht, sich mir zu nähern." „Sehr einfach! Wenn ihm wirklich etwas daran liegt", Grete betonte da» besonders .... „dann wird er eben ver suchen, Deine Adresse zu erfahren, um Dir zu schreiben." Schon kostete Kätde im Stillen die ganze Wonne, ihren ersten Liebesbrief zu erwarten, al« sie mit einem Male krampfhaft die Hand der Freundin umklammert und nach der anderen Straßenseite deutet. „Da . . . o Gott, Grete, hilf mir! Vetter Karl!" „Wahrhaftig! Die rothe Studentenmütze möglichst »er wogen aufgesetzt, kam er mit jener Behaglichkeit, die allen schwer wiegenden Persönlichkeiten eigen ist, dahergeschlendert. „Grete ... wenn der un« steht, kommt er rüber und ... dann ist'S auö .... dann denkt der Andere, ich hätte schon einen Bräutigam." Grete lacht« hell auf. „Du . . . schau... er guckt rüber . . ." „Schnell in einen Laden!" commandirte Käthe und steuerte auf da« erste beste Handschuhgeschäft lo«. So, Gott sei Dank, die Klippe wäre umganzen. E« kostete freilich ein Paar neue Handschuhe, außerdem lag die Möglichkeit vor, nunmehr dem geheimnißvollen Fremden zu entgehen — aber immerhin noch besser, al« für Vetter Karl« Braut gehalten zu werden. Als die beiden Freundinnen da« Geschäft wieder verließen, war die rothe Studentenmütze nirgends mehr zu erblicken. Käthe« Bewunderer aber schritt noch wartend auf und ab. Nun, deutlicher konnte er sein Interesse nicht Wohl zeigen! Für heute war viel erreicht; jetzt galt'«, schnell den Heimweg anzutreten. Da Grete mit der Pferdebahn fahren wollte, verab schiedete sie sich bald, nicht ohne vorher der Freundin da« Versprechen avgeaominrn zu haben, sie sofort zu benachrichtigen, fall« ein Brief oder Bouquet eintreffen sollte. Etwa« außer Atbem erreichte Käthe endlich ihre Wohnung. Ehe sie ins Hau« trat, schaute sie sich ein wenig um — o freudiger Schreck! Dort stand „Er" und sah sich die Haus nummer an. Heimlich lächelnd zog sie die Thür hinter sich zu. War das romantisch! Kaum aber war sie die erste Treppe emporgeeilt . . . wa« hörte sie da? E« wurde an da« Fenster de« Portier« gepocht und dann fragte eine tiefe männliche Stimme, wer die Dame mit dem schönen blonden Haare sei, di« soeben hier eingetreten wäre... ob sie im Hause wohne . . . Mehr brauchte Käthe nicht zu vernehmen. Ihre Pulse flogen . . . Jetzt kam es so, wie e« in den Romanen stand und wie'« modern war. Anonyme Blumensendungea . . . heimliche Briese . . . Antworten . . . endliche Entdeckung ... Stürme . . . Selbstmordgedanken . . . glückliche Vereinigung und schließlich eine Villa am Eomersee. Oh Lieb» ... oh Jugend! ... oh armer verleugneter Vetter Karl! Am nächsten Morgen*stand Käthe schon sehr früh auf, um die erste Post nicht zu versäumen. Doch der erwartete Brief war nicht eingetrofsen. Minna, da« Dienstmädchen, mußte in« Vertrauen gezogen werden, im Fall nämlich ein Strauß abgegeben wurde. Da endlich — gegen Mittag — belohnt sich Minna'« Lauern an der SntrSethür. Der StephanSjünger brachte wirklich einen lilafarbenen Brief von unbekannter Hand für Fräulein Käthe. Der erste richtige htimlich« Liebesbrief! Fast scheute sich da« verliebte kleine Blondchen, ihn zu öffnen ,.. Von ihm war er sicher: Wa« er enthüllen mochte...? Ihr Schicksal? DeS Geliebten Name»? Ja, seinen Namen wenigsten«! Endlich! Langsam, feierlich öffnete sie nun da« Couvert und ent faltete den Bogen mit der klar leserlichen Handschrift. „Sehr geehrte« Fräulein," begann der Brief. Ein wenig poetischer hätte Käthe die Anrede erwartet, aber ... weiter! „Sehr geehrte« Fräulein! Endlich hat ein Zufall mir gestattet, Ihren werthen Namen zu erfahren, und so wage ich, Ihnen sreimütbig zu erklären, weshalb mich Ihr Anblick derartig überraschte, daß ich Ihnen mit meiner offenkundigen Bewunderung fast lästig wurde. Ihr wundervolles Haar, verehrtes Fräulein, mit der selten schönen blonden Farbe veranlaßt« mich, mich Ihnen zu nähern. Ich bin nämlich Haarkünstler von Beruf und ein junger An fänger dazu. Die Möglichkeit, dem Haar künstlich eine Farbe zu geben, die der Ihren gleich kommt, verehrte» Fräulein, müßte mein Geschält zur Blüthe bringen. Trotz aller Auf merksamkeit habe ich nicht festrustellen vermocht, ob die Farbe Ihre« Haare« echt oder künstlich ist. Und daher fasse ich nun Mulh . . . Sie haben solch liebenswürdige« Gesicht, ver ehrte« Fräulein, sonst hätte ich'« nicht gewagt . . . und bitte Sie, mir unter Zusicherung vollster DiScretion mitzutheilen, ob Ihr, diese« herrlich leuchtende. Blond echt oder künstlich ist. Durch freundliche Nennung de« Mittel«, dessen Sie sich eventuell bedienen, wurden Sie sich einen strebsamen Geschäfts mann ewig zu Dank und selbstverständlich zu unentgeltlicher Lieferung de« Präparates verpflichten. Hochachtungsvollst uud ergebenst Casimir Bendel." Hier sank Käthe der Brief auS der zitternden Hand. Erstarrt lehnte sie am Tische. DaS ... daS mußte sie erst fassen! DaS war fürchterlich! O, über solchen Sturz aus dem Himmel der ... Ach Uu- sinn! Liebe war daS nie gewesen! Aber schaal und öde war doch da» ganze Dasein und die Männerwelt taugte nichts! Ach, diese Enttäuschung! Was nur der Grete sagen? Hätte sie nur gleich sterben können. Uud Käthe senkte den wahrhaft echten Blondkopf tief auf die verschlungenen Hände hernieder und ihre Thränen flössen bitterlich. Lange, lange verblieb sie so. Daun aber hob sie daS Gesichtchen wieder wie eine Blume nach dem Regen. Und während sie am Ofen ihres kleinen Zimmer» niederkauerte und zusah, wie die Flammen den Brief ihre» „Verehrer»" langsam verkohlten, verdrängte ein Hoffnungsschimmer die letzten Thränenspuren in ihren Augen. Ob Karl wohl...? Der Arme! Ihn hatte sie ver leugnen können, um — um ... Ja, Vetter Karl war ganz gewiß «in anderer Mensch und sie hatte ihm vielleicht großes Unrecht gethan. Manchmal war er doch sehr nett zu ihr und dann überhaupt ... Sie nahm sich vor, ihr. heute Abend, wenn er kam, bedeutend besser zu behandeln.
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