01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970412011
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897041201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-04
- Tag1897-04-12
- Monat1897-04
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248.— ISS,— 226.S0 536.— 43,— 80,10 138.— SS,— 58.67'^ 118,00 47.38 8.51 38,67 ^ 1.37 106.7b 258.— reu »vü '«ilsufe >supt«>t 83 63>» 22'^- 86 37'» v>» 3 SN 18 88^, t»tt. 50-., l^'o 28- .. 738.— 507,— 653.— ll 3172 ! 32,30 «tvss 0n4oil«l LSll ^11- llsr lest. 108,50 88,80 108,90 100,35 81,30 56, lv 34 70 48,50 85,80 81.— VezugS-VreiS tz« Hanptexpedttton oder den im Stadt- bmtrk und de» Vororten errichteten A»«- aaoeftellen ab geholt: vi»rt»1jahrltch^l4LV, bet Pvetmaltaer täglicher Zustellung tu» Hau» K^O. Durch die Post bezogen für Leutfchland und Oesterreich: viertestüdrlich L—. Direct« tägliche -rru-bandseaduag in« Ausland: monatlich 7.50. Die Morgrn-AnSgab« erscheint um '/,? Uhr. die Abeud-Ansgab« Wochentag« um b Uhr. Ne-artün» «»> Lrvrditiou: Johanne«, affe 8. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geäffnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: Ott» Me««'» Sorti«. <Alsrc» Hahn). Universitätsstrabe 3 (Paulinnmi, Loai» Lösche. Natharinenstr. 14, vart. und KönigSpIatz 7. Morgen-Ausgabe. 'tlMMTagMatt Anzeiger. Ämtskkatt des königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, -es Nathes «nd Volizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzelgen'PretS die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Reklamen unter dem Redaetionsftrtch («ge spalten) LO^L, vor den Familien Nachrichten (6 gespalten) 40 >4. Größere Schriften laut unserem Preis» verzeichuiß. Tabellarischer und Zifferusatz uach höhere» Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit de« Morgen»Ausgabe, ohne Postbesürderuna » SO—, mit Postbeförderung A 70.—. Anaahmeschluß für Anzeige«: Abend-Au-gab«: vormittag« 10 Uhr. Marge «»Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je ein» Halde Stande früher. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von <k. Polz in Leipzig, 185. Montag den 1>. April 1897. 91. Jahrgang. 128 80 106 10 81 80 124 10 84.— 7825 2'l« 151.75 10350 161.75 SO. 86.— 105,20 203,80 183,50 174,10 97.— 188.25 123,— 329,— 73.— 361.25 75.— 174 50 126 50 r 480,— mo 73.60 0. 394,— k 333,50 !3,2S, 216,— 213,55 316,15 > 80.75 365,50 190.40 153.40 47 20 153,80 101,— 172.75 171.75 1> 5.10 117 — 48,25 k°e,t. > Vsiren 89.30, >,1Ü), lurilLwxker lsaäaiopksr von Xev?or>l; Lwdllis, Lrems», 1-siprix. ltkLMvtoll: Oläellburg" N tzllessslli lr: „Irrvs- vsl" «27 ln Iisll" «2V l), tu: „Viite : »Oodle::r .kvellssell" „SivttxLrt- ttvocb un 4 »L Llorzeu lsiiclltkk- >s««i Vacks »rell 4i»0«- >u xslisxtsll rvisedell iu 4arct> k«r- >«krllllz 4er cktell,»»r>lr k« ms klicU d äurcti xui r ^'iklsrullx in4««s tlsutu dvlsäunx-iu 20 ULeli x38 ^>,ll»,ct> 55 ^ «rixem vm >su se nscti 341reu 4«w 5«ll4ell 7°sn xe , ll»ct» Xken Nlr 100 kx. 4srllllx sill- -15 L. oacli Nlr 100 >-x llsedlissslien cklsslr xtlt »s Ossel, »N rr»i4« ll»c>, , »llk 37 dis ix» kksnuix« , iu istrler icksll llsis Nlr I1»,»sn Ar Ltticlixu: ricditflluxsn rrsiod. 4oc>, » «Io xro»»sr >cdIU»»s vor- ?o»r«o Uksr li»r»uf, 4»,s »m vmf»oxo s»cd»kU,lloL Geschichte -er Pleißenburg. in. Die Ereignisse, die jetzt auf die Pleißenburg entfallen, vor Allem die Gäste, die sie beherbergt, versinnbildlichen auch hier wieder ganz den Gang der sächsischen Geschichte. Während sie noch im Bau begriffen war, zog -sier auf eine Nacht der unglückliche und selbst in Rücksicht auf die Härte der da maligen Zeit bedauernSwerth streng behandelte Ernestiner Friedrich der Mittlere von Sachsen ein, der nach seiner Empörung gegen Kaiser und Kurfürst schließlich in Gotha batte capituliren müsse». Am 20. April 1567 kam er in einem mit schwarzem Tuch auSgeschlagenen Wagen unter starker Bedeckung in Leipzig an, um den folgenden Tag nach Meißen weiter geführt zu werden. Da« Scheitern seines Versuches, die sächsische Kur wieder an sein Haus zu bringen, zeigt der endgiltige Sieg der jüngeren über die ältere wettinische Linie. Ein zweites Hanptereigniß auS deS Kurfürsten August Regierung, die Unterdrückung des KryptokalviniSmus, hat dann ebenfalls seine Schatten auf die Pleißenburg geworfen. Seit Luthers Tode batten sich die beiden Zweige der evangelischen Lehre, Lutheraner und Calvinisten, in ihrer Auffassung einander genähert. Diese Annäherung, welche an sich nur eine für Deutschland segensreiche und für den Wider stand gegen Rom kräftigere Vereinigung beider Consessions- richtungen vorbereitet hätte, vollzog sich in den mittel deutschen Gebieten anfangs ohne von den Fürsten bemerkt zu werden. Ais sie jedoch an das Tageslicht trat, wurde sie in Kursachsen vom Kurfürsten rasch, streng und entschlossen unterdrückt, sehr folgerichtig für eine rein sächsische Politik: Knrsachsen hatte damals noch unbestritten die Führerschaft der strengen Lutheraner. Um diese Stellung auch nach einer Vereinigung aller evangelischen Neichsstände zu behalten, bätte eS erst die Rivalität von Kurpfaiz, dem Haupte der Resormirten im Reiche, besiegen müssen. Die Folge dieser Politik war die Festnahme und Ein- icrkerung derjenigen Räche und Theologen, die an der Ver einigung des Lutherthums mit dem Ealvinismus mitgearbeitet batttti, so vor Allem die des kurfürstlichen Gcheimraths vr. Cracau. Derselbe wurde im Zuli 1574 auf der Pleißenburg gefangen gesetzt, wo er schließlich in Folge der aus der Folter ausgestandenen Qualen eines elenden TvdeS starb. Ebenso saßen hier die Wittenberger Theologen Crnciger der Jüngere, H. Möller, Fr. Widebram, A. Pegel und auch der srüdere lursürstliche Leibarzt vr. Kaspar Pencer, Melanchtbon'S Schwiegersohn, längere oder kürzere Zeit gefangen. Dieser Letztere hat in seiner bekannten Uiskoiia oaicoiuw selbst seine Leipziger Haft beschrieben. Die für ganz Deutschland stille Zeit bis zu Beginn des dreißigjährigen Krieges ist sonst auch für die Pleißenburg creignißlos verlaufen. An den bohen Festtagen wurden die Stücke auf der Burg abgesenert, wa« des Oefteren nicht ohne Unglücksfälle ablicf. Gefangene kamen und wurden gefoltert, starben oder wurden wieder in Freiheit gesetzt. Die Ekroniken jener Zeit verbreiten sich mit dem ihnen dabei eigenen Behagen über die Unthaten derselben. Im Jahre >591 wurde noch als Nachzügler wegen calvinischer Umtriebe der Pfarrer der Leipziger ThomaSkirche, Gondermann, auf raS Schloß in Gewahrsam gebracht, ebenso der Pfarrer aus Markkleeberg, „der die Bilder auS der Kirche gerissen und verbrannt und auS dem Erucifix ein Fischholz gemacht batte". Die Hauptleute der Pleißenburg haben in dieser Zeit oft gewechselt; eS ist von ihnen nicht viel mehr als ihre Namen betannt. Der erste Commandant der neuen PleiIenburg war 1551 Graf Johann von Hihdeck, dann folgt EraSmuS von Könoeritz, 1584 M. Knoblauch und 1566 Peter Caesar. Letzterer fand in Karlsbad seinen Tod, wo ihn ein meckien- vurgischer Adliger erstach. 1576 kdar Georg Richter Sidloß- hauptmann. Derselbe wurde wegen Begünstigung der calvi- niscken Gefangenen mit Schimpf und Schande seines Postens enthoben und schließlich mit Schlägen aus der Stadt gejagt. Ihm folgte erst Nikodemus von der Eiche, dann N. Luft, 1603 Wölf Aldrecht von Carlowitz und 1612 Johann Dopel. Der dreißigjährige Krieg berührte im Verlaufe seines ersten Jahrzehntes zunächst Leipzig wenig; die beinahe einzige Wirkung war die Neuaufstellung und öftere Musterung der Leip ziger Bürzermiliz, des berühmten „DefensionS-WerkeS",wiediese genannt wurde mit «lS solche öfters rühmend Hervorgeboben wird. Viel haben diese Defensioner jedoch in den folgenden Kriegsjahren meist nickt ausgerichtet. Einige Male kam so gar der sächsische Kurfürst Johann Georg I. zur Musterung derselben nach Leipzig, wobei er dann stets in der Pleißen- burg Quartier nahm. Erst mit dem Erscheinen Gustav Adolf s wurde Kursachsen und somit auch Leipzig und seine Pleißenburg gezwungen, an den Geschicken des Kriege- theilzunehmen. Hier trifft es sich wieder, daß die Pleißenburg einem wirbligen geschichtlichen Ereigniß, dem Leipziger Convent vom Jahre 1631, nahe zu stehen kommt. Die von Anfang deS .Krieges an durch Kurfürst Johann Georg l! befolgte, seiner Charakteranlage entsprechende Politik des ZuwartenS und Vcrhütens war dem äußeren Wohle KursachsenS vortheilhast, aber der Machtstellung deS Landes nachtbeilig gewesen. Als jedoch mit dem Jahre 1629 die Macht Kaiser Fer dinands II. ihren Höhepunkt erreicht hatte und dieser au« jenem Machtgefühl heraus zu dem Erlaß deS RestitutionS- edickes, das den Anfang zu einer völligen Ausrottung des Protestantismus bedeutete, sckrilt, waren alle evangelischen Stände, auch Kursachsen, gleichmäßig iu ihrer Existenz bedroht. Deshalb sab sich jetzt auch Kurfürst Johann Georg I. ge zwungen, eine andere Politik als die bisher eingeschlagene zu ergriffen. Für den 10. Februar 1631 berief Johann Georg, um gegen das Edier Stellung zu nehmen, eine Versammlung der evangelischen Stände nach seiner Stadt Leipzig, in diesen Mittelpunct des evangelischen Deutschland«. Ohne Weigerung, beinabe freudig stellen sie sich ein; e« ist das letzte Mal, daß die Mehrzahl der deutschen Evangelischen wie selbstverständlich Kursachscn als ihre Vormacht anerkennen. Am 14. Februar zog Kurfürst Johaua Georg durch da« Grimmaiscke Tbor, wo lbn die Bürger empfingen, in Leipzig ein und begab sich auf die Pleißenburg. Am nächsten Tage musterte er die Garnison und ließ die Besatzung deS Schlosses verstärken. Dann versammelte sich der Convent; acht Reichs fürsten und achtzehn Gesandte anderer evangelischer Stande kamen hierzu nach der Stadt. Die Sitzungen des Convents selbst wurden auf dem Rathhause abgehalten. In diese Zeit fiel am 15. März der Geburtstag deS Kurfürsten. Johann Georg lud bei dieser Gelegenheit seine fürstlichen Gäste zu einem großen Mahle auf die Pleißenburg ein. Am 14. März, noch rechtzeitig vor Schluß deS Convente-, langte auch ein französischer Gesandter, Deli«le, an. Wa» damalS uin die Pleißenburg vor sich geht, ist ein treue« Abbild der Lage Deutschlands in dieser Zeit: deutsche Fürsten, die den Unseaen des habsburgischen KaiserthumS empfinden, aber keine Mittel mehr haben, ihn zu bannen; der fran zösische Gesandte bildet bei ihren Berathungen stets eine der nolhwendigsten Persönlichkeiten. Dieser Gesandte DeliSle war mit 14 Pferden in Leipzig angelangt; er wohnte in der Burgstraße und wurde vom Schlöffe auS bewirthet; zwei Tage später wurde er dann durch Hosjunker in einem sechsspännigen Hofwagen feierlich nach der Pleißenburg eingeholt, woselbst seine erste Audienz beim Kurfürsten stattsand. Da« Resultat bei den Berathungea des Convente- war, dem Charakter der leitenden Persönlichkeit, des sächsischen Kur fürsten, entsprechend ein halbe«. Im Einzelnen sollte zwar gerüstet werden, aber die Allgemeinheit kam nur zu einem einzigen schwachen Entschluß: eS sollten beim Kaiser erneute Vorstellungen um Zurücknahme des Restitutionsedicte« er hoben werden. Wie solche Vorstellungen überhaupt noch nie in der Geschichte Thatsachen gegenüber etwas auSgerichlel haben, so mußten sie besonder- in diesem Falle, be, einem Ferdinand H., ganz fruchtlos bleiben. Aber doch ist auch dieser Leipziger Convent mittelbar ein für den geistigen Fort schritt Deutschlands segensreiches Ereigniß geworden. Es wurde hier der Grund gelegt zu dem Anschluß Kursachsens an Gustav Adolf, und diese Vereinigung half schließlich durch die Breitenselver und dieLützener Schlacht dazu, da-Wallenstein sche Zeitalter in Deutschland zu brechen. Der Kaiser, wegen inberusung des Convente« aus Johann Georg erzürnt, ließ, um diesen einzuschüchtern und zu strafen, Tilly'S Heer nach der Einnahme Magdeburgs in Sachsen einfallen. Diese Maßregel, welche Tilly mit dem ganzen Fanatismus des Katholiken ausführte, batte aber gerade die entgegengesetzte Wirkung, als beabsichtigt war: sie trieb Johann Georg in Gustav Adolfs Arme. Der Kurfürst war nach dem Convent noch bis zum Mai in Leipzig geblieben und dann nach Dresden zurückgekehrt; aber schon im Juli riefen ihn die politischen Ereignisse wieder auS Dresden nach der Pleißenburg zurück. In den letzten Augusttagen geschah von Thüringen her der Einfall Tilly'S in Sachsen. Der Kurfürst befand sich damals mit seinem eere, zu welchem auch der Haupltheil der Pleißenburg« esatzinm gestoßen war, bei Düben, in jenem Landstrich Torgau-Düben-Mühlberg, der so oft im Laufe der Jahr hunderte zur Versammlung der sächsischen Truppen diente und die großen Entscheidungen sich vorbereiten sah. Hier kam 1. September der förmliche Bundesvertrag zwischen Gustav Aböls und Johann Georg zu Stande, und kurz darauf erfolgte die Vereinigung der Sachsen mit dem schwedischen Heere. Die Stadt Leipzig sah schon Anfang September Tilly'sche Reiter in ihrer Umgebung; am 9. begannen die Verband- lungen der Stabt mit Lilly. Das Erscheinen deS schon vorher gefürchteten Generals verursachte jetzt, nach der Zer störung Magdeburgs, einen um so größeren Schrecken; die begonnenen Verhandlungen zerschlugen sich bald; beide Theile machten Anstalt für die Belagerung. Die Leipziger brannten wiederum die seit 1546 stark vergrößerten Voritädte nieder, die bei einer Belagerung der Stabt sich jedeSmal für den Bertbeidiger sehr hinderlich gezeigt haben. AtS dann am 15. September die Belagerung ernstltch ihren Anfang ge nommen hatte, fuhr jedoch die Furcht vor einer Eroberung den Bürgern bald derart in die Glieder, daß die Stadt capitulirte. Zur Vertheidiguug hatte der Kurfürst noch rasch von Torgau her einige Fähnlein unter OberstUeutenant HanS von der Pforte als Besatzung in die Stadt hineingeworfen. Entgegen den Abmachungen des AccordS,sämmttich abzumarschiren,zog sich ein Tbeil deS Leipziger DefensionSfähnleins in die feste Pleißenburg zurück; denn nur die Stadt Leipzig hatte für sich capitulirt, nicht die landes fürstliche Festung. Hier commandirte noch der alte Schloß- bauptmann Vopel; Tilly nötbigte jetzt den Leipziger'Ratü, bei den Verhandlungen mit Vopel zu vermitteln, und drohte sehr zweckmäßig im Falle des Scheiterns der Verhandlungen mit Repressivmaßregeln gegen die Stabt. So übergab auch schließlich Vopel noch am 17. September Vormittag-, dem Tage von Breitenfrld, die Festung; mit ihr fiel eine Masse Munition und Vorräthe in die Hände der Kaiserlichen, welche außerdem die kurfürstlichen Hofbedienlen, die hier noch ge blieben waren, mit Schimpf und Schande herausjagtea. Damals schon galt diese Uebergade durch Vopel als ein Act der Mutlosigkeit des Commanvanten, und es ist dies ein Vorwurf, der auch heule noch aufiecht erhalten werden muß. Allein der noch ungebrochene Schrecken de- Tilly'schen Namens brachte hier die Pleißenburg zu Fall, obgleich sie mit Besatzung und Munition ausreichend versehen war und der Commandant außerdem erst die Entscheidung abwarlen mußte, die, wie er merken konnte, sich außen vorbereitete. Eine für die allgemeine Geschichte bemerkenswertbe Tbatsack« ist auch aus diesen Vorgängen herauszulefen: welch' schwach« Widerstandskraft damals selbst diese vom Kriege biSber noch unberührten und rein protestantischen Gebiete dem Kaiser gegenüber besaßen, und welch' hohe Zeit e« war, daß ein diesem gewachsener Gegner auf den Kampfplatz trat. Die Schlacht bei Breitenseld, unweit Leipzigs, brach diese Uebermacht. Der Haupltheil der geschlagenen kaiserlichen Armee ging nach Halle, während der kleinere sich nach Leipzig zurückzog. Am 18. September lagerten Tilly'sche Truppen in den Straßen Leipzigs, der Markt und der Hof der Pleißenburg standen voll von den Bagagewagen de« ge schlagenen Heeres. Die Erschöpfung war so groß, daß die Thiere weder abgespannt, noch gefüttert wurden und so haufenweise umfielen und starben. Die Stadt und die Festung waren nun natürlich nicht mehr für die Kaiserlichen zu halten am 23. übergab der Oberst Wangler, den Tilly als Eom Mandanten hierher gesetzt hatte, die Pleißenburg an Jobanu Georg I. und zog mit seiner ganzen Besatzung, die Fahnen eingewickelt und ohne klingendes Spiel, durch daS PeterSthor nach Süden ab. Jetzt folgten wieder einige ruhige Monate, Gustav Adolf zog an den Main und nach Südbeutschland, Johann Georg 1 besetzte Böhmen. Während dieser Zeit wurden die Be festigungen Leipzigs nothdürftig reparirt, die Schanzkörbe, welche die Kaiserlichen bei der Belagerung benutzt batten, zur Verstärkung der Umwallungen verwendet, auch auf kurfürstlichen Befehl eine Neuanlage weiter hinausgeschobener Befestigungen prvjectirt; zu einer energischen und gründlichen Neubesestigung der schwachen Stellen scheint eS jedoch nickt gekommen zu sein, eine Bersäumaiß, die sich bald bitter räcben sollte. Noch in diesem Jahre beherbergte das Schloß einen Koben Gast. Die Königin Marie Eleonore, Gustav Adolf s Ge mahlin, kam im December mit großen» Gefolge in Leipzig an und nahm in der Pleißenburg Quartier. Hier hielt sic aus kurfürstliche Rechnung 13 Tage Hof, nahm von der Stadl und der Universität prächtige Geschenke in Empfang, um schließlich, unbewußt des schon über ihr schwebenden bittere» Schicksals, ihrem Gemahl nach Mainz nachzureisen. Im Januar 1632 war dann auch der sächsische Kurfürst wieder auf der Pleißenburg; die in Leipzig ve'ffügbaren Mannschaften und Geschütze wurden jetzt nach Dresden ab- aesührt, weil sie an dem Zug gegen Schlesien, vrr für diese« Jahr vom Kurfürsten beabsichtigt war, theilnehmen sollten. Daß sich schon binnen wenigen Monaten der Krieg wieder hierher spielen würde, haben also damals weder der Kurfürst, noch Leipzig- Bewobner angenommen. Als daher im Oktober die Wallenstein'sche Armee über die Höhen des Erzgebirges cvncentrisch gegen Leipzig, den Mittelpunct Sachsen-, vor- rückle, war hier Niemand auf eine ernstliche Verheidigung eingerichtet. Somit wiederholen sich jetzt die Ereignisse des vorigen Jahres. EndeOctober war dieWallenstein'scheArmee süt lich von Leipzig versammelt. Auf die Aufforderung, sich zu ergeben, girbt der Rath einrausweichende Antwort; Hauptmann Vopelaus der Pleißenburg schickt das an ihn „als Eommandanten von Leipzig" gerichtete feindliche Schreiben als falsch adressirl zurück. Hierauf beginnen die Kaiserlichen die Belagerung; durch die Anstalten hierzu eingeschüchtert, ergiebt sich zunächst die Stadt und empfängt kaiserliche Besatzung, während Vopel die städtischen Defensioner zu seiner Verstärkung iu da« Scbloß hereinnimmt. Nun beginnt der kaiserliche Genrral Holck ohne Säumen mit der Bestürmung deS Schlosse«. Da von Gustav Adolfs Anmarsch noch nichts bekannt ist, wird diese mit der größten Energie in« Werk gesetzt. Sir ist außerdem den Kaiserlichen dadurch erleichtert, datz di« Stadt schon in ihren Händen ist; denn nun können sie den Angriff auch von der städtischen Seite her, wo die Gebäude am nächsten an die Burg beranstehen, ansrtzen. Aus der Burzstraße und bei der alten PeterSkirche, deren Platz jetzt etwa die ReichSbank einnimmt, werde» Die letzte Mark. Line heitere Geschichte von Hugo Klein. Nachdruck »«rbotkn. An einem Hellen Morgen stand rin junger Mann von etwa fünfundzwanzig Jahren am Fenster seiner hübschen, kleinen Stube und betrachtete nachdenklich ein Geldstück. Es war ein« Mark — die letzte Mark auS riarm ganz anseha- licken vätrrlichen Erbthril, welche« der junge Mann, mit Namen Or. Cajus Rabe, in zwei Jahren verjubelt hatte. Cin letztes Geldstück, welche« keinen Nachfolger hat, ruft immer allerlei tiefsinnige Betrachtungen hervor. Der junge Taugenichts gedachte der vielen lustigen Vorgänger dieser Mark und überlegte, ob er diesem letzten Mohikaner nicht eine ernste Verwendung geben sollte. Nun, wa« läßt sich GeschridtrS anfaagen mit einer Mark? Wie läßt sich rin solche« Geldstück am klügsten und nützlichsten verwerthrn? Für eine Mark hätte er in einer Zeitung rin kleine« Inserat erscheinen lassen können, das für einen viel versprechenden jungen Mann von Fähigkeiten und tüchtiger Bildung eine passende Beschäftigung suchte. Dann konnte man iür die Mark zehn Briefmarken kaufen und gehn freundlichen Gönnern seine Dienste anbitten. Man erhalt dafür auch so viel weiße« Papier, daß man eine GensationSkomödir nirder- schrriben könnte, für die mancher neu« Dramatiker, wie man erzählte, bundkrttausend Mark erhalten soll. Kurz, e« ist erstaunlich, wozu eine Mark Alle« verhelfen konnte, wenn man nur auf schnöden Erwerb auSging. Da aber Vr. Rabe seine Pension auf vierzehn Tage noch vorauSbezahlt hatte, so meint« er, e« sei noch Zeit zum Erwerben. Die letzte Mark vom väterlichen Gut», da» ihm so viel Vergnügen bereites mußte würdiger verauSgqht werden. Eine Weile schwankte der junge Mann, ob er dir Mark vertrinken oder eine gute Eigarre für st, kaufen sollt». Da er noch einig, Cigarren hatte, die leidlich waren, entschied er sich am Ende fürs Vertrinken. Er kannte eine Weinstube, wo für eine Mark eine ganz gute Flasche zu haben war. Dorthin begab er sich. Er freute sich auf den Genuß, den ihm bei jedem Schlucke der Gedanke bereiten mußte, daß dies ein Wein war für die letzte Mark baaren Geldes, da- er besaß. Leider hatte er, kaum daß er die Weinstube betrat, ein unangenehme« Ren contre. Als er den Ueberrock au»zog, stieß er, natürlich zufällig, an einen schlanken Herrn an, der eine mächtige rolbe Narbe auf der Stirne hatte. Er entschuldigte sich, doch er mußte dem Herrn wehe gethan haben, denn dieser brummte einige Worte ärgerlich in den Bart. „Sagten Sie etwas?" fragte Rabe. „Ich meine", erwiderte der Fremde, „daß neuestens Leute in dies« Weinstube kommen, di« wenig Lebensart bekunden." „Und ich meine", erwiderte Rabe, „daß man hier manch mal Leute findet, die betrunken sind." ,Srrr!" „Sie wünschen?" „Sie werden mir für diese» Wort Rechenschaft geben I" „Ich stehe zu Diensten", erwiderte Rabe kalt. Der Fremde zog seine Brieftasche hervor, entnahm ihr eine Visitenkarte und überreichte sie dem jungen Mann. „Zwei meiner Freunde," fügte er hinzu, „werdrn sich er lauben, bei Ihne« vorzusprecheu." „Ich erwarte die Herren morgen zwischen 10 und 12 Uhr. Meine Adresse steht auf der Karte." Tamil gab er dir eigen« Visitenkarte dem Fremden, der sie sorgfältig in di« Brief tasche legt«. Darauf grüßten sich Beide kalt. Der Herausforderer ging von dannen und vr. CajuS bestellte seine Flasche Wein. Die kleine Episode verdarb ihm beinah« dir Freude der Stunde Nicht, daß ihn die Aussicht auf einen Zweikampf ernst gestimmt hätte; er batte schon einige Affairen gehabt und daoei nicht übel seinen Mann gestellt. Er war aber etwa« abergläubisch. Ein Duell in dem Augenblick«, da da» Geld zu End» ging — da« kam in einem unglücklichen Moment« zu Stande UebrigenS — war da« nicht ein stilgerechter Abschluß einer tollen Zeit? Vielleicht enthob ihn dieser Zweikamps aller weiteren Sorgen . . . Das war ja auch etwas! Er trank wieder wolilgemuth seinen Wein und sab die Karte an, die ihm der Andere gegeben batte. „I. Meier, Reserve-Lieutenant." Sonst nicht«. Nun, Meier gab es viele. Von einem Meier aufgespießt zu werden, schien ihm auch ein wenig rühmliches Ende. Was war gegen die Tücke des Schicksal« zu thun? Er wollte sich seiner Haut wehren, so gut er konnte. Nützte eS nicht«, so konnte r« ihm egal sein, wer ihm den Gnadenstoß gab, ob rin Herr mit siebzehn gräf lichen Abnen, ob ein bürgerlicher Meier. Al« Nabe seine Flasche Wein getrunken, zahlte er sie mit seiner letzten Mark. Der Kellner sab ste kaum an, als er sie eiustrich und in seine Geldtasche fallen ließ. Und e« war doch eine schöne, bedeutungsvolle Mark gewesen. So war auch die letzte dahiagegangrn. Al« vr. Caju« die Weinstube verließ, schlug eS 4 Uhr. Er begab sich in seinen Club, um die Zeit zu vertrödeln. Einer seiner Freunde lud ihn in seine Theaterloge. Es war «ine heitere Posse, und der Mann ohne Geld unterhielt sich vorzüglich. Auch da« Souper ließ er sich trefflich munden. In dem Restaurant, wo er speiste, brauchte man nicht- zu bezahlen; eS wurde Alle« auf dir Rechnung geschrieben. Er stand am nächsten Morgen bei Zeiten auf, um die Sekundanten seine- Gegner« zu erwarten; er war schon nach 9 Uhr fertig, wa« bei ihm nicht wenig beißen wollte. Aber r« wurde 10 Uhr, II Uhr, und Niemand kam. vr. Rabe hatte die Zeit benutzt, um seine Briefschaften in Ordnung zu bringen — Testament brauchte er au« Gründen, dir wir nicht näher erörtern müssen, nicht zu machen. Gegen Mittag war er mit der Arbeit zu Ende, und da der angrsagte Besuch bi« zur bestimmten Frist nicht eingetroffen war, hätte er Wohl seiner Wege geben können. Trotzdem beschloß er, noch eine Weile zu warten: vielleicht hatten sich di« Herren verspätet. Endlich, um halb Eia«, ertönte dir Klingel. E« war aber nur der Briefbot«, welcher für Herrn vr. Caju« Rabe rin Schreiben abgab. Er öffnete dev Brief. Er war von dem HeirathSvermittlungsbureau „Hymen". „Devise: Durch die Ebe zum Glück", stand an der Spitze deS Briefbogen» zu lesen. „Wozu der seltsame Umweg?" murmelte der junge Mann. „Was aber wollte überhaupt daS Heirathsvermittlungd- bureau „Hymen" von ihm? Er laS: „Sehr geehrter Herr! Bezugnehmend auf unsere gestrige Rücksprache —" vr. Rabe unterbrach sich und sah wieder »ach der Adresse deS Briefe«. Aber da stand sein Name ganz drntlic! vr. Cajus Rabe. Auch di« Adresse war sehr genau, bi« aiff die Tbürnummer iu der Etage augegrben. Merkwürdig! Und er batte doch niemals mit Vem Heiratb-vermittrlungs bureau „Hymen" etwas zu thun gehabt. Sollte sicb eine: seiner Freunde einen Spaß erlaubt haben? Er begann nochmals zu lesen: „Sehr geehrter Herr! Bezugnehmend auf unsere gestrige Rücksprache theile,1 wir Ihnen mit, daß es uns heute schon gelungen ist, ein weibliche« Wesen ausfindig zu machen, welches allen Ihre» Wünschen entsprechen dürste. Es ist eine junge Wittwc. 22 Jahre alt, Vermögen 100 000 Die äunerea Reiz.: der Dame werden alle Ihr« Erwartungen übrrtreffen. Bitte, stellen Sir sich noch beute ihrem Vater, Herrn Cigarre» fabrikanten Karl Brrnauer, vor (Adresse weiter unten), an, besten gegen 2 Uhr. Dir Dame weiß nicht« von der Sache, Herr Bernauer wird Jbnrn alle« Wetter« mittheilen. Indem wir Ihnen den besten Erfolg wünschen, zeichnen wir :c. »c ' Dir Adresse de« Herrn Bernauer war am End« de« Brieses angeaebrn. Offenbar hatte sich einer seiner Freunde einen Spaß er laubt und ihn bei dem HeirathSvermittlungsbureau „Humen" angemrldet. Aber die Sache traf sich nicht Übel. Eine junge, hübsche Witt«« mit 100 000 Mark — da« durfte man sick schon aasrhen! Ein reicher Eiaarrensabrikant al« Schwieger- papa — auch keine schlechte Erfindung. Immerhin sab bei der Sach« ein Nein»« Abenteuer herau«. Der jung« Mann aber langweilt« sich — ohne Geld gab »« kein« Zerstreuung.
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