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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189704165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18970416
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18970416
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-04
- Tag1897-04-16
- Monat1897-04
- Jahr1897
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.04.1897
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B^* *ss.Prei- t» d« Hauptezpeditton oder den im Stadt bezirk «ad den Vororten «richteten Au«, uabestell», ,dg,holt: vt«t»lj<chrtich^«4^0, sei Meimalioer täglich« Zustellnng in« Hau« » L.ÜO. Durch dir Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertrliährlich ^l 6.—. Direkte tägliche Kceuzbandienvimg in« Allsland: monatlich 7^0. Dl« Morgen-AuSgabe erscheint um V»? Uhr. dt« Abend-Ausgabe Wochentags um b Uhr. Redaktion und Expedition: Jehannesgafse 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend« 7 Uhr. Filialen: Ltto Klcmm'S Sortim. (Alfred Hahn). UniversitStsstraßr 3 (Paulinum), LoniS Lösche. Katbarinenstr. It, Part, und KöaigSplatz 7. Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Ruthes und Nolizei-Amtes -er Ltadt Leipzig. Anzeigerr-PreiA die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter demRedactiooSstrich («ge» spalten) 50^4, vor den Familiennachrichtru (S gespalten) 40/^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Zisfernsatz nach höherem Tarif. Ertra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefürdrrung >li 80—, mit Postbrförderung ^ 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags «Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je »ine > halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. . Druck uud Verlag von E. Polz in Leipzig. 1S3 O Freitag den 16. April 1897. 91. Jahrgang. Die amerikanischen Zollplane. <6 Der neue Mc Kinley-Tarif ist noch nicht Gesetz, wird es in seiner jetzigen unveränderten Gestalt vielleicht auch nicht werden. Aber der Geist der Rücksichtslosigkeit gegen fremde Nationen, der von dem amerikanischen Erwerbsleben mehr und mehr Besitz ergriffen hat. läßt der Hoffnung, daß erhebliche Abschwächungen der aufgestellten Zollsätze Platz greisen werden, nur wenig Raum. Diese Sachlage rechtfertigt den energischen Ton, der sich in der deutschen Presse vernehmen läßt, und rechtfertigt, wie vorweg bemerkt sei, auch die im Reichstag eingebrachte Interpellation, dahingehend, ob die Regierung an der Gewährung der Meistbegünstigung an die Vereinigten Staaten auch fernerhin festzuhalten gedenke. Für manchen Unterzeichner der Anfrage ist die allgemeine, auf nicht ganz sicheren Vorstellungen beruhende Abneigung gegen Meist- begünstigungSabkommen, wie sie vor zwei Jahren in dem Ansturm gegen unser Zollverbältniß mit Argentinien zum Ausdruck gekommen ist, ja gewiß bestimmend gewesen. Aber unS interessiren nicht die Interpellanten, sondern der Anlaß der Interpellation, der ein sehr dringlicher ist. Deutschland stebt handelspolitisch zu Nordamerika anders als zu irgend einem anderen Staate, nnd zwar gilt dies von dem Verhältnisse der beiden Länder auch dann, wenn man den neuen Tarif ganz außer Betracht läßt. Der ältere Mc Kinley-Tarif gab den Vereinigten Staaten daS Recht, für gewisse der Regel nach in Amerika zollfrei eingehende Erzeugnisse, darunter Zucker, wenn sie aus Ländern kommen, welche Zölle von amerikanischen Maaren in einer der Gegenseitigkeit unbillig und unvernünftig widersprechenden Weise erbeben, Zölle von bestimmter Höhe einzusühren. Dieses Rechtes begab sich der Präsident gegenüber deutschen zollfreien Maaren vertragsmäßig, nachdem Deutschland Nord amerika die Meistbegünstigung und damit die im Handels verträge mit Oesterreich den landwirtbschastlichen Erzeugnissen dieses Lande- zugrstandene Zollrrmäßigung eingeräumt und überdies durch die in Amerika eingefübrte Fleischbeschau sich batte bewegen lassen, das auS gesundheitlichen Rücksichten er lassene Einfuhrverbot für amerikanisches Schweinefleisch zurück- znnehmen. Deutschland hat diese seine mannigfaltigen Zu sagen gehalten, Amerika die einzige für unsere Ausfuhr in Betracht kommende nicht. Dieser Staat bat im Iabre 1894 eine Zuschlags-Besteuerung für Zucker, der aus Prämien gewahrenden Ländern kommt, decretirt. Ein deutscher Ein spruch blieb wirkungslos, weil der Tarif inzwischen Gesetzeskraft erlangt hatte. Der Einwand war, da eS sich um Verpflichtungen gegen andere Staaten handelte, selbst verständlich nicht begründet, man beruhigte sich aber auf deutscher Seite, um den Zollkrieg zu vermeiden. In dem neuen Tarif soll nun dieser amerikanische Vertragsbruch verschärft werden. Es ist außer der Erhöhung der bisherigen Zuckerbelastung um etwa das Doppelte ein Zuschlag für Zucker auS Prämien ländern in der Höhe der ganzen Prämie in Aussicht ge nommen. Gegen dieses Vorhaben hat bekanntlich die deutsche Regierung und haben, wie eS heißt, auch andere Prämien länder Verwahrung eingelegt. Was die sonstigen exorbitanten Zollauflagen der Dingley- Bill anlangt, so wird Amerika bei ihrer Festsetzung formell innerhalb seines RechtSkreiseS handeln. Aber sie stellen materiell Deutschland nicht minder dringlich als der rechts widrige Zuckerzoll vor die Frage, ob es die furchtbare Schädigung seiner Industrie hinnehmen darf, ohne Amerika mit gleicher Münze »u zahlen, mit einem Worte, ob es tenZustand beS Zollkrieges eintreten lassen soll oder nicht. Diese Frage muß unsere- Erachten- als eine geschäftliche mit geschäft-mäßiger Kälte erwogen werden.^ Weder das sehr wohlfeile Hurrahgeschrei gedankenloser oder zollfanatischer Herren, noch da- Stöhnen feiger Nurfreihändler darf Gehör finden. Der nichtwirthschaftlichen Envägung, daß Deutsch land sich von Amerika nicht in- Gesicht schlagen lassen dürfe, gebührt Raum bei den Entschließungen wegen des Aufschlages auf den Zuckerzoll, der deutsche- Recht verletzt, nicht aber gegenüber dem Zolltarif im Allgemeinen, mit dem die Vereinigten Staaten, wie gesagt, nicht- Vertragswidriges unternehmen würden. DaS Interesse allein bat zu sprechen, dieses zu ermitteln, ist Aufgabe der Sachkunde, die das Für und Wider zu erwägen vermag. Eine- aber scheint sicher: die Frage, vor die Deutsch land gestellt ist, wird dahin zu lauten haben, ob cS sich angesichts deS neuen Tarif« noch verlohnt, den Zollfrieden mit Amerika zu erhalten. Die Sätze sind derart, daß andere deutsche Maaren als sogenannte Specialitäten auf dauernden Absatz in Nordamerika an scheinend nicht mehr rechnen dürfen. Es ist da zu erwägen, ob z. B. in der Strumpfwaarenindustrie der Zollschutz in Amerika sofort oder in sehr kurzer Zeit seine volle prohibi- live Wirkung üben, oder ob die technische Ausbildung der Unternehmer und Arbeiter der amerikanischen Concurrenz- industrie eine so lange Zeit erfordern wird, daß es für die deutsche Fabrikation vorthrilhast erscheint, die Galgenfrist noch zu nützen. Die Frage wird vielleicht für dir verschie denen Branchen verschieden zu beantworten sein, und dann gilt eS, die Interessen, für die ein Zollkrieg gleichgiltig ist. und diejenigen, denen die Vermeidung eines solchen noch nüyen kann, in ihrer nationalwirthschaftlichcn Bedeutung genau abzuwägen. Leiden werden alle an der Einfuhr nach Amerika bethei- ligten Gewerbe, und die deutsche Landwirthschaft überdies nicht nur wegen ihrer directen Belbeiligung am Zucker import, sondern auch indirect, da gewisse Erzeugnisse, vie die Union nicht aus Deutschland, sondern auS andern europäischen Ländern bezieht, wie z. B. Flachs, nach der Aussperrung von Amerika aus den deutschen Markt drücken werden. Im Großen und Ganzen handelt eS sich da nicht um Erschwerung des Absatzes nach der Republik, sondern um frühere oder spätere Vernichtung de- Absatzes. Nur wenigen Industrien, wie der chemischen, droht die Gefahr in solchem Umfange nicht. Zu diesem, wie betont, wichtigsten Momente tritt die tacnsche Frage, ob Amerika den Verlust seiner Ausfuhr nach Deutschland nicht mehr zu befürchten hat, als Deutschland die Einbuße seines Exports nach Amerika. Wir haben im Jahre 1895 für 368 Mill. Mark Waaren nach der Union abgesetzt, die Union aber für mehr als 500 Mill. Mark bei unS. Der große Mehrverlust, der Amerika bei einem Zoll krieg droht, ist allerdings kein Trost für diejenigen deutschen Industriezweige, die von der gegenseitigen Grenzsperre be troffen werden. Da aber schließlich daS nationale Gesammt- intereffe den Ausschlag geben wird, so fällt jene Differenz von über 130 Mill. Mark bei der Beurtheilunz der deutschen Chancen in einem Zollkampfe doch sehr erheblich inS Gewicht. Ohne den furchtbaren Ernst der durch die amerikanischen Staatsmänner allzu leichten Herzens aufgeworfenen Frage zu verkennen, wird man roch sagen müssen, daß die deutsche Regierung richtig gehandelt hat, als sie sich von der Möglichkeit eines Zollkrieges auf der ganzen Linie nicht abhalten ließ, für den Fall der weiteren Nichtbeachtung des über den Zucker getroffenen Abkommens Repressalien anzukündigen. Deutsches Reich. * Leipzig. 15. April. Der Verband der Metall industriellen im Bezirk Leipzig hat in Bezug auf die Maifeier folgende, vor vier Jahren erlassene Bekannt machung seinen Mitgliedern in Erinnerung gebracht: ,.1) Der Verband erachtet die sämmtlichen Arbeitgeber für ver pflichtet, mit aller Entschiedenheit und Strenge gegen diejenigen Arbeiter einznlchreitrn, welche sich an der Arbeitseinstellung am 1. Mai d. I. belheiligen sollten. 2) Jedem Arbeitgeber liegt die Pflicht ob, etwaige Gesuch» von Arbeitern um Beurlaubung für den I. Mai abschlägig zu bescheiden. 3) Fehlen am 1. Mai nur einzelne Arbeit« ohne nach» weiSlich gerechtfertigten Grund — so sollen diese sofort entlasten werden. 4) Wenn in einem Betriebe zwei Drittel der Arbeiter feiern, so liegt es dem Arbeitgeber ob, nach eigenem pflichtmäßigen Ermessen selbst bis zum vollständigen Schließen seines Betriebes zu schreiten. 5) Wegen Arbeitsverweigerung am 1. Mai entlasten« Arbeiter dürfen nur mit reducirtem Lohn und nur von ihrem alten Arbeitgeber wieder eingestellt werden. 6) Arbeiter, welche an läßlich des 1. Mai entlasten werden, dürfen während der folgenden 6 Wochen in keinem andere» Betriebe des Bezirkes Ausnahme finden." Die „Leipz. Bolksztg." nennt zwar diese nothgedrungene Abwehr socialdemokratischer Terrorisirungsversuche einen „UkaS, der wieder einmal die ganze brutale Unterdrückungs sucht des deutschen Unternehmerthums inS hellste Lickt rücke"; das genannte Blatt räth aber weislich den Metallarbeitern zur Vorsicht, indem eS schreibt: „Die Leipziger Metallarbeiter werden kühl abwägen und zu thun wissen, was ihnen frommt." Das hoffen wir auch. * Berlin. 15. April. In einer Erörterung über die Aus sichten der Mili tairstrafproc eßordn un g wird in dem „Hann. Cour." darauf hingewiesen, daß die Frage, ob Bayern an einem gemeinsamen obersten Militair- gerichtshof belheiligt sei oder nickt, keine durchgreifende Bedeutung habe, also auch eine weitere Verzögerung der Reform nicht rechtfertigen könne. Es wird an die Geschickte des Reichsgerichts erinnert. Auch damals habe Bayern der Errichtung des Reichsgerichts widerstrebt und schließlich nur zugestimmt unter der doppelten Bedingung, daß das Reichs gericht seinen Sitz nicht in Berlin erhalte und die Zuständig keit des Reichsgerichts für diejenigen Staaten, in denen mehrere Oberlandesgerichte bestehen, durch die Landeögesetz- gebung beschränkt werden könne. Bayern habe auch ein besonderes oberstes Landesgericht geschaffen, sich aber mit der Zeit von der Nützlichkeit der einheitlichen Spitze der Rechtsprechung im ganzen Reich überzeugt, und als das Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch geschaffen wurde, habe Bayern dem vom Reichstag in den Entwurf eingefügten Artikel 6 ebne Weiteres zugestimmt, wonach für alle Streitigkeiten aus Ansprüchen auf Grund des Bürger lichen Gesetzbuches das Reichsgericht in letzter Instanz zu ständig sein solle. Das sei für das bayerische oberste Landesgericht einem Todesurtheil gleich zu achten. Wenn jetzt Bayern einen besonderen obersten Militairgerichtshof verlangen sollte, so könne man das beklagen, aber nicht ändern. Es sei auch zu erwarten, daß mit der Zeit auf militairischem Gebiete dasselbe geschehen werde, wie bei der neuerlichen Erweiterung der Zuständigkeit des Reichsgerichts auf dem Gebiete deS bürgerlichen Rechts. Der „Hann. Cour." fährt dann fort: „Die Frage, ob wir endlich ein modernen Anforderungen ent- sprechendes Strafverfahren «halten, ist von viel größerer Wichtigkeit als die Frage, ob das bayerische Heer in Strassachen einem obersten Reichsmilitairgerichtshof oder einem obersten bayerischen Militair- grrichtShos unterworfen wird . . . Wir würden hierin unmöglich eine Cabinetssrage erkennen können, von welcher die Herstellung der Reichsmilitairstrafproceßordnung abhängt. Mit der Zeit würde sich daS oberste Militairgericht sein Geltungsgebiet auch in Bayern erobern." Wir pflichten dieser Anschauung vollkommen bei. * Berlin, 15. April. Zu den wichtigsten Vorlagen, mit deren Beratbung sich der Reichstag im weiteren Verlauf der gegenwärtigen Session noch zu beschäftigen haben wird, gehört der Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung der Unfall versicherungsgesetze. Von besonderem Interesse ist daher die folgende, anscheinend osficiöse Auslassung der „Berliner Polit. Nachr." über den Entwurf und sein mögliches Schick sal: „Die mit der Dorberatbung dieses Gesetzentwurfes betraute Reichstagscommission hat die erste Lesung beendigt. In dieser ersten Lesung sind von der Commission eine Reihe von Beschlüssen gefaßt, die eine erbebliche Mehr belastung der deutschen Industrie im Gefolge haben muffen und hinsichtlich deren man sich um so mebr auf Widerspruch wird gefaßt machen dürfen, da die Mehrbelastungen als gerechtfertigt nicht anerkannt werden können. Solche ungerechtfertigte Mehrbelastungen haben u. A. im Gefolge den Beschluß der Commission zu tz 6, wonach für jedes Hinterbliebene Kind bis zu dessen zurückgelegtem 15. Lebens jahre 20 Procent des Arbeitsverdienste- gezahlt werden sollen, und ferner die Ausdehnung deS Kreises der Rentenberechtigten auf den Witt wer und die Hinterbliebenen mutterlosen Kinder. In diesen Bestimmungen muß, wie bereits in der letzten Delegirtcnversammlung deS CentralverbandeS deutscher Industrieller ausgeführt wurve, eine unberechtigte Entlastung der Gemeinden hinsichtlich ihrer Unterstützungspflicht und zwar auf Kosten der Industrie erblickt werden. Auch der neu vor geschlagene Rentenbezuz elternloser Enkel wurde von dem Centralverbande deutscher Industrieller abgelehnt, da ein Bedürfniß für diese Neubelastung nicht anerkannt werden konnte. Endlich wurde vom Centralverbande deutscher Industrieller auch jede Ausdehnung der Unfallversicherung auf daS Handwerk, das Klein- und Handelsgewerbe bekämpft, da es gegenüber der ungünstigen wirtb- schaftlichen Lage desselben nicht rathsam erscheinen könne, jetzt schon eine Regelung zu versuchen. Dem gegen über bat die ReichStagscommission beschlossen, die Unfall versicherung auch auf die Schlosser, Schmiede, Klempner, Fleischer und gewerblichen Brauereien auSrudehnen, die den Berufsgenossenschaften angegliebert werden sollen. Schließ lich ist noch zu erwähnen, daß die Reichslagscommission die Zeit, währenv welcher die Krankencassen für die Folgen eines Unfalles aufzukommen haben, von 13 auf 4 Wochen herab gesetzt hat. Diese Verminderung der Carenzzeit ist von einer so einschneidenden Bedeutung, daß unter Umständen die ganze Vorlage an ihr scheitern könnte." * Berlin, 15. April. Zum Diana Vaughan- Schwindel schreibt die „Germania": „Zur Vorstellung der Diana Vaughan am Ostermontag in Paris haben wir noch immer keine Einladung erhalten. In einer glück licheren Lage ist die Redaction des „Osscrvaiore cattolico" in Mai- land, der eine solche bereits empfangen. Sie trägt die Nummer 215 und die Unterschrift der Diana, ferner das Programm der Sitzung. Dasselbe enthält folgende Puncte: 1) Anfprache Leo Taxil's über das Thema: „12 Jahre unter dem Banner der Kirche." 2) Rede Miß Diana s über den ..niedergeschmetterten Polladismus". Die Conferenz wird auch Lichtbilder bringen; Briefe verschiedener Persönlichkeiten, palladislische Hebungen, legalisirte Familien-Actenstücke, betr. Miß Vaughan, endlich das Original des zwischen Thomas Vaughan und Lucifer abgeschlossenen Vertrages u. s. w. Der holländische „Maas- Kode" theilt das Programm einer Conferenz in Rotterdam am 26. April mit, wo dieselbe Person erscheinen wird, aber in Beglei tung einer,Miß Edith" und wahrscheinlich „eines Geistlichen aus Paris, eines ihrer besten Freunde, des Abbe Joseph." Hoffentlich erhalten wir doch noch eine Einladung. Freilich trösten wir uns einstweilen mit dem Pariser „Univers", der auch noch nicht von der Diana Vaughan eingeladen ist." Die „Germania" ist früher munter in dem Fahrwasser Taxil — Diana —Vaughan — Or. Bataille unihergeplätschert; damals wäre ihr die Versagung einer Einladung zur „Vaughan-Vorstellung" wohl schmerzlicher gewesen als beule. Indesten — die Freute über einen Bekehrten ist größer als die über zehn Gerechte — freuen wir uns deshalb der Be kehrung der „Germania" aufrichtig, weil sie aufrichtig ist. V. Berlin, 15. April. (Telegramm.) Der Kaiser nahm gestern Nachmittag 6V« Uhr den Bericht deS Prinzen Ludwig von Bayern über den Stapeliauf deS neuen Kreuzers in Stettin entgegen. Zum Thee bei dem Kaiser paar waren Prinz Ludwig und Prinzessin Marie von Bauern, sowie die Erbprinzessin von Hobenzollern geladen. Den Abend brachten der Kaiser und die Kaiserin in Zurückgezogen heit zu. Abends 11 Uhr begab sich der Kaiser nach der russischen Botschaft und begrüßte dort den Großfürsten und die Großfürstin Wladimir von Rußland, welche auf der Durchreise nach Schwerin zu den Beisetzungsfeierlichkeiten sich befinden. Heute früh nahm das Kaiserpaar in der Capelle deS Palais Kaiser Wilhelm's I. das heilige Abendmahl. D Berlin, 15. April. (Telegramm.) Die „N. A.Z." giebt auszugsweise ein in den letzten Nummern der „Zanzibar Gazette" erschienenes Urtheil über die deutsche Cnitur- thätigkeit in vstafrika wieder, daS den ungemein starken Eindruck der deutschen Arbeit und der deutschen Erfolge da selbst widerspiegelt. Der englische Berichterstatter äußert Feuilleton. Sie Leicherifteine an -er Iohanniskirche. Zum Friedhof ging von Sankt Johanne- ich. Ost stand ich still und lag Biel Nomen, di« die Welt schon längst vergaß. Nur hi« «nd da rin Name, den ich kannte, Well ihn die Welt ob Glanz und Reichthum nannte. Ernst Pseitschmidt. Alle Leipziger, die sich nur ein wenig für die Erhaltung alter Denkmäler in unserem sich fortwährend verjüngenden Leipzig interessiren, muß eS mit Freud« erfüllen, daß an dem schmucken Neubau der Iohanniskirche wieder jene alten Leickenstrine angebracht worden sind, die früher auf der ring- um die Kirche befindlichen ersten Abtheilung de» Fried- kose» hi< zur Einebnung derselben im Iabre 1848 tbrilS lagen, tbeilS standen. Ja, die Zahl dieser Grabdenkmäler bat sich sogar um zwei vermehrt, die ehemals in der Nähe von Gellen'« Grab sich erhoben und jetzt freistehend, die beiden Seiten de- westlichen Eingang« der Johanniskirche schmücke«. Don allen jenen „herrlichen, kostbaren Epitaphien aus Marmorsteinen, Holdwrrck und Mahlwerck, die herrlich geziert waren mit biblischen Gemäbldea, Sprüchen, Figuren, Historien und anderen Gemäbldru von Bildhauern, Mahlern und Künstlern, wie im gantzen Römischen Reiche nicht zu Naben gewesen", ist da« Meiste durch die Schweden de« dreißigjährigen Kriege« bei den Belagerungen Leipzig« ver- nichirt, zerstört oder verstümmelt worden. Elia« Wridemann war 1847 der Erste, der auf dem wüsten Gottesacker sein Erbbegräbniß wieder in Stand setzen ließ. Im Laufe der Zeit verfielen gar manche sonst sorgsam gepflegte Grabstätten, weil da« Geschlecht der hier Bestatteten au«g»storben war; Schutt «nd M»d,r lagert, in den düsteren Schwibbögen. und die Franzosen, die nach der Völkerschlacht auf dem JohanniSfriedbofe als Gefangene hausten, vollendeten das Zerstörungswerk. In den folgenden Zeilen soll nun Alles das, waS noch erhalten an den äußeren Wanden der Iohanniskirche oder vor derselben sich befindet, der Reihe nach aufgeführt und die Grabinschriften — soweit möglich — ausgezeichnet werden. Dabei ist von großem Werthe Heinlein'S Schrift, denn wa» ihm oft noch klar und leserlich vor Augen stand, ist jetzt ver wittert oder abgebröckelt. UebrigenS konnten wir nicht allein auf Heinlrin fußen; er ist und wollte gar nicht vollständig sein. Wir haben hier da» Fehlende nachzutragen versucht. Kleine Versehen bitten wir mit der Schwierigkeit deS Lesen» zu entschuldigen. Bon der inneren Stadt kommend beginnen wir mit den link» am Westportale befindlichen Grabsternen und gehen dann link- um die Kirche herum. An der Kirchenwand ist da zuerst eingemauert ein Stein, der oben da« Bäckerwappen, zwei eine Brezel haltende Löwen zeigt, darunter steht mit deutschen Buchstaben: Znm Andenken und nach Christen Pflichten/hat diese« Grabmal lassen er richten/1773 der Mstr. Gottl. Horn eia Weiß-Bäcker allhier/und Bürger bey der Stadt und auch zugleich zur Zier/für dessen Ehegattin Johanne Christiane geh. Pnffendorf, die auf de« Leben« Bahn mit ihm vereinet war, und für die Kinderlein / di« auS dieser Ehe entsprossen seyn / daß sie zu seiner Zeit dem kühlen Schoß der Erden / bi« auf den jüngsten Tag einverleibet werden./Gott lass» un« alSdann mit Frieden aufrrstrhe» / und in die Himmel«- freud und Seeligkeit eingeben. Daneben halten auf einem gleichfalls eingemauerten Steine oben ei« Löwe und «in Tiger eia Tbiersrll. Darunter mit deutschen Buchstaben: Christoph OelSner, Bürger und der Kürschner-Innung in Leipzig Obermeister, ist aeb. zu OlbrrSdorff bei Zittau am 4. Juni 1848. Selig verstorben am 20. Februar 1708. — Magdelena, sein« Ehefrau, zurrst verehelichte Kleinertin, geb. Martinin ward allhier in Leipzig für die Welt geb. d. 24. Juni .... gest 1720. — Mein Herr und Gott, tröste nur meine Seele in Todesnoth- In der Mitte dieses Raumes stebt ein von einer Urne gekrönter Stein, der in lateinischen Buchstaben folgende In schriften zeigt: Hier ruht ckie Hoffnung uuck Kremls rärt- lioker Litern, Dsrukarck Luäevig von Locksnstei-u, vou Nuelceuckorf in Lcdveckiscd Kammern gebürtig. Iu ckem letzten ckadre seines acackemisokeu Lebens starb er nickt unvorbereitet auk ckie Aulcunff im 22. ckadre seines Alters im ckakre 1786 am 3. ckauuar. Auf einem mit EnzelSköpfen verzierten Steine stehen in deutschen Buchstaben folgende Worte: Komm, du schöne Freuden Krone. Bleib nicht lange — Deiner wart' ich mit Verlangen. — Johann Heinrich Zeuner, deS Löbl. Tischler handwerk» Eltester Obermeister, geb. 1642 den 24. Februar und gestorben 17.. (unauSgefüllt). Darunter: Tischlerembleme. Der nun folgende große Grabstein befindet sich in sehr trümmerhaftem Zustande. Wahrscheinlich ist er errichtet zu Ehren der Frau des Bürgermeisters Seidel. Die Umschrift am Rande lautete >n großen lateinischen Buch staben: veu Xo. 18 .. (unau-grfübrt) lst in Oott »evlig entseklaffeu ckis ekreutugevcksame Llatro ... cker Oott «lue kdüllcke ^uffsrsteduug verleiden volle. Besser erbalten ist die daneben stebenve Männergestalt mit Schwert und Dolch und der Randschrift: Hier rubt cker ebrsuvesto uuck volgolarts uuck dookveiss Herr ckoduuu ksicksl cke» odurfiürstliodeu secbeiecksu Lcküppeustusle Xseeesor uuck Lurgemeietor etard cksu tk. ^ug. 1604. Die nächste Tafel enthält außer Wappen folgende In schriften ip großen lateinischen Buchstaben: Sorr Kot er vvokuor Lngem. v. ckes Zoküppvuet. ^see«. ged. ck. XXII. K«dr. -Io. MXXVIII. Starb ck. V. Oct. 4o. LWLXXXII. — Krau Xon» ged. Lackekoruiu Herru keter övckver» edel. Uav,-. ged. ä. XIIH. Xug. Xo. LWXLVIII. Starb ck. XII. slaf. Xo, LlvcXV. — ?r»v ^uu» g,d. Vvodueria Herrn voct. Oasp. Trillers edel. Havskr. H.o. LlvLXVII. geb. Starb ck. XII. Xov. LIDO. Es folgt eine Tafel mit dieser Bemerkung: Hier stand ehemals das Rotbesche Erb-Begräbniß. Soll aber nach ge troffener Uebereinkunft mit der Kirche Niemand mehr hierher begraben werden. 1794. Die beiden nächsten Steinbilder stellten nach der Volls- sage, die überhaupt auf diesem Friedhöfe sehr geschäftig g. wesen ist, ein am Hochzeitstage zugleich gestorbenes Braui aar vor, in Wahrbeit jedoch sind eS zwei Kinder in der rächt ihrer Zeit. Die jetzt verlöschte Umschrift lautete: ^mwolie Uviten ist ged. 1610 ä. 22. ^.prUU» vuä ist gesl. ^o. 1617 ck. 3. llnlf ikrss Liters 7 ckadr 3 Llovate cker Eon Euacke. — ?avl Lvttvu ist ged. ^o. 1608 am Sonntag ckvdilats vvck ist gest. ^.o. 1818 ä. 30. Hov. »eines -Uters 5 lladr 7 Llonate. Recht- von der nördlichen Kirchenthür erhebt sich die statt liche Figur eine- Mannes mit leider verstümmeltem Gesichte ES ist: Oer Ldrenveste Veracht bare uuck >Vokivsise Len Lrleckricd Oonrack ckes Kalks unck Hospitals ra 8l. ckodanois Vorsteher auch tllrvskwer llanckelswann ged. (verlöscht) gest. 1654 äen 7. Oot. Leines Liters 45 ckakrs 6 Llonate 22 Tage. Oott verleide idm eins savside Kake unck krülickv ^ufferstodung. Heber die link- von der nördlichen Kirchenthür stehende, >etend dargestellte Figur eines weiblichen Wesens zu ent- cheiden, wäre bei dem verwischten Zustande der Umschrift chwirrig. wenn nicht Heinlein die Umschrift eine- Grabsteins m folgenden Zeilen so überlieferte: /^nno 1602 ck. 6. Oec. ist im Herrn seelig verschieden ckungCer LUsadetk Herrn vr. Oeorg Vieinricds Lnperiotenckevts alkier Tocdtor idres Alters im 8. lladrs. Da nun di« Worte XLUIKK . . . . OLX 6. VL6 MKKX noch zu entziffern find, so in e« wohl zweifelbaft, daß wir »S hier mit einem Kinde Wein rich'S, der den Tov vieler Kinder beweinen mußte, zu tbun haben. Die Wappen über diesem Stein» baden wohl nur zufällig hier Pl»tz gefunden. (Schluß f»lgt0
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