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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189704250
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18970425
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18970425
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-04
- Tag1897-04-25
- Monat1897-04
- Jahr1897
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1897
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WWVlWPWGW Bezug-.PreiS I» Her Hauptexpedickou oder den im Stadt- b«irk und dm Vororten errichteten ?lus- gavestellen abgeholt: vierteljährlich^ 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Lau» 5.50. Durch di» Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertrllädrlich ^l S—. Direttr tägliche Kreuzbandienbung tu» Au-land: monatlich 7.50. Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/»? Uhr, dt« Ubend-AuSgabr WochmtagS um 5 Uhr. Redaktion und Expedition: Johanne»sasse 8. Di«Expedition ist Wochentag» ununterbroche« geöffnet von früh 8 bis Abmd» 7 Uhr. Filialen: Ltt» Klemm » Tartim. (Alfred Hahn), Universitätsstraße 8 (Paulinum), Loui» Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und Königsplatz 7. WMr und Tagrblalt Anzeiger. ÄmtsScatt des Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Notizei-Nmtes -er Ltadt Leipzig. Attzeigen'Preis die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Reklamen unter dem RedactionSftrich (»ge spalten) 50 vor den Famtliennachrichtea (6 gespalten) 40-H. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffemsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbrsörderang 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck nud Verlag von E. Polz in Leipzig. 2V8. Sonntag den 25. April 1897. 81. Jahrgang. Aus der Woche. Wenn bei Gelegenheit der Hundertjahrfeier an dieser Stelle gesagt werden durfte, König Albert erfreue sich auch außerhalb Sachsens größter Popularität, so bat der Geburts tag unsere» König» diese Feststellung von Neuem bestätigt. Zn Berlin, wie in vielen anderen deutschen Städten baden die Blätter nationaler Richtung mit einer gegen die früheren Jahre noch gesteigerten Wärme der alten, der jüngeren und der gegenwärtigen Verdienste des sächsischen Monarchen um da» Gesammtvaterland gedacht und Wünsche für die noch lange Fortdauer seines gesegneten Regiments mit den unseren vereinigt. Bon der „Köln. Zlg." ist besonder» der Antbeil hervorgehoben worden, den König Albert an der Erkaltung des freundschaftlichen Verhältnisses zwischen Deutschland und Oesterreich und somit des Friedens genommen bat und nimmt. DaS rheinische Blatt hat damit ein Verdienst genannt, das in ganz Deutschland mit un getrübter Genuglhuung anerkannt wird; denn man weiß wohl, daß der Pflege der engen Beziehungen zum öster reichischen Herrscherhause, die unser König sich angelegen sein läßl, jeder Gedanke an die Wiederbelebung abgestorbener unv beseitigter Zustände in Deutschland fern liegt. Der Krieg im Südosten Europas hat in der ver flossenen Woche das Interesse an der inneren Politik nicht gänzlich in den Hintergrund zu drängen vermocht. Die Erörterung dreht sich noch immer um die Ange legenheit des preußischen VcreinS-GesetzeS, dein mit Hartnäckigkeit ein hochpolitischer Charakter bei- gclegt wird. Tie „Köln. Volkszeitung" spinnt sogar den Faden schon weiter, indem sie andeuret, die angeblichen Rück- lritlSabsichten des ReicbsjiistizsecretairS Nieberding hingen mit dem Umstande zusammen, daß der Kaiser auf einer neuen Umsturzvorlage bestehe, welche der nächsten Reichs tagssession als „Hauptarbeit" zugedacht sei. Tie Meldung von dem Vorhaben des Herrn Nieberding ist bestritten worden, und wenn dieses nicht besteht, entfällt die Frage nach Beweggründen. Wir glauben aber von der Per spective, die bas ultramontane Kölner Blatt eröffnet, doch nachträglich Noliz nehmen zu sollen, weil es be kannt ist, daß Pläne, die sich in der Richtung der verunglückten Umsturzvorlage bewegen, nicht aufgegeben sind. Es braucht nicht auscinandergesetzt zu werden, daß die Umstände einer solchen Aclion jetzt und im nächsten Winter noch weit weniger günstig wären, als vor zwei Jahren, und deshalb ist die Vermutbniig der „Köln. Voiksztg", Fürst Hohenlohe werde seine Hano nicht dazu bieten, zweifellos begründet. Wenn das Blatt hinzufügt, nach dem Rücktritt des Fürsten sei „bestimmt auf eine derartige gesetzgeberische Action großen Stils zu rechnen und vielleicht auf noch mehr", so hoffen wir, daß es dabei die Bedeutung gelegentlich gefallener Aussprüche überschätzt. Zm andern Falle zählen wir auf die miltelstaatlichen Regierungen die, mögen sie auch mit uns weitere gesetzliche Ahwehrmittel gegen die revolutionäre Propaganda für wünschenswerth erachten, sich gewiß sagen werden, daß eine ohne die Gewißheit des parlamentarischen Erfolges begonnene Aclion nur ver Socialdemokratic zu Statten käme. Vor drei Jahren konnte man das vcrmuthen, jetzt verbürgt auch die Erfahrung das Eintreten des unerwünschten Effectes. AlS man bei uns in Sachsen daran ging, gegen über dem socialdemokratischen Ansturm aus bas Wahl gesetz eine Gegenaktion eintreten zu lassen, war man der positiven Mitwirkung der Landtagsmehrheil sicher; unter anderen Umständen wäre der erste Schritt nicht getban worden. Zm Reiche darf künftig nicht weniger vorsichtig verfahren werden. Zm Uebrigen ist eS viel nothwendiger» der Ver mehrung dcS politischen Unzufriedenheitsstoffes, von dem die Sociatdemvkratie sich zu einem guten Theile nährt, Einhalt zu thun, als die staatlichen Machtmittel zu ver stärken. ES gicbt nun einmal bürgerliche Wähler, die berechtigtem Unmuthe durch die Abgabe socialdemokratischer Wahlzettel den wirksamsten Ausdruck zu geben glauben. Man mag das Tbörichle dieses Beginnens kennzeichnen, dringlicher aber noch ist es, von der Erzeugung berechtigten Unwillens abzustehen. Dieser hat eine der am reichlichsten fließenden Quellen in dem „Uebermuth der Aemter", der sich in Preußen bemerkbar macht, seine erregende Wirkung aber über die Grenzen dieses Landes hinaus übt. Wir sind Gegner der Freisinnigen Vereinigung und keine Bewunderer der „staatSmännischen" Begabung des Herrn Rickert. Wenn aber ein Landratk in dieser Eigenschaft die Aufforderung ergeben läßt, in Versammlungen des von der Freisinnigen Vereinigung begründeten Vereins „Nordost" einzudringen, und sich dabei der — im Norden Verachtung ausdrückenven — Wendung „des Rickert" bedient, so ist das ein Stück, das socialdemokratische Wähler macht. Und nicht besser ist cs, wenn in dem Kreise dieses Landratbö, eines Herrn v. Putt- kamer, Kriegervereine gegründet werden, die Angehörige dcS Vereins „Nordost" von der Mitgliedschaft ausschließen. Die Socialdemokraten stellen sich außerhalb der nationalen Ge meinschaft; pommcrsche Bauern thun da- nicht, auch wenn sie einen Freund Nickerl's wählen. Das Beginnen jener KriegervereinSgründer verneint also geradezu den Gedanken des gemeinsamen Vaterlandes, unv zwar, waS seine Frevel haftigkeit erhöht, in den Kreisen Derer, die das Vaterland zu vertbeidigen berufen sind. Es ist wohlfeil, den Fürsten Hohenlohe, als den preußischen Ministerpräsidenten, für solche Dinge und dafür, daß sie keine Remedur erfahren, ver antwortlich zu machen. Wir sind aber überzeugt, daß der Fürst thut, was er zur Verhütung von Schädigungen des StaatSwohleS thun kann. Daß ibm hierin die Grenzen eng gesteckt sind, ist nicht seine Schuld, und daß er sich durch die Gesammtlage bewegen läßt, trotz der inconstitutionellen, traditionswidrigen Einschränkung seiner Wirksamkeit auf dem dornenvollen Sitze zu bleiben, ist sein nicht hoch genug zu schätzendes Verdienst. Wie viele Briefe von hierarchisch hochstehenden Bitru- glaubigen besitzt Herr Taxil? Diese Frage legen sich jetzt sorgenvoll die deutschen Ult ram onta n en vor. Wir glauben aber, die Herren können sich beruhigen. Taxil ist ein Spaßvogel und ein Geschäftsmann. Seinen Spaß hat er gehabt; jetzt wird er wohl an das Geschäft denken. Und Briese, in denen Cardinäle, Bischöfe, Jesuiten- palres rc. ihr Interesse für die bevorstehende Geburt der Groß mutter des Antichrist verratben, sind, nachdem die Weis- sagung sich nun einmal nicht mehr aufrecht erhalten läßl, den Briesschreibern schweres Geld wertb. ES wird bezahlt und dann weiter in Teufels- und verwandten Ge schichten gemacht werden. Was Taxil über die Scband- thaten der Freimaurer erzählt hat, unterscheidet sich nur im Grade und auch in diesem nicht sehr erheblich von Büchern, die mit bischöflicher Approbation im Volke verbreitet werden. Hätte der Franzose sich nicht selbst entlarvt, so würden die romanischen Jesuiten seine Geschichten als unum stößliche Wahrheiten weiter verbreitet haben und die deut schen, die nicht in dem zusammengefabeltcn Blödsinn, sondern in der Wirkung seiner Verbreitung auf gebildete Katho liken zuletzt ein Haar gefunden batten, wären von Rom aus zur Unterdrückung ihrer Zweifel vermocht worden. Solches hat man ja schon erlebt. Freisinnige Blätter, denen rin evangelisch-orthodoxer Ausspruch Nervenzuckungen verursacht, für die aber alles Ultramontane „tabu" ist, finden freilich die Ausbreitung, den der Miß-Vaughan-Glaube gefunden batte, harmlos. Sie schleppen eben, um in ihrer Sprache zu reden, die Ketten der CentrumSherren an den Füßen nach. Deutsches Reich. * Leipzig, 24. April. Die diesjährige General versammlung der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung findet den 8. und 9. Juni (Pfingst- woche) in H a l l e a. S. statt. Außer den üblichen Berichten und Wahlen sind folgende VerbandlungSgegenstände auf die Tagesordnung gestellt: I) Volkshochschulen. Referent Herr Di. Max Hirsch-Berlin. 2) Elternabende, Schul inspector Trebst-Halle. 3) Der Lebrplan der Volksschule nud seine Reform, Lebrer Z. TewS-Berlin. 4) Dichter - und Tondichterabende, vr. Raphael Löwenfeld-Berlin. Am 2. Verbandlungstage finden Vormittags unter Führung von Bürgern der Stabt Halle Besichtigungen statt, Nachmittags Tafel und gemeinschaftlicher Spaziergang mit Gondelfahrt, Abends Commers. Am nächsten Tage soll ein Ausflug nach dem Kyffhäuser gemacht werden. -l- Berlin, 24. April. Zn der Presse werden jetzt zahl reiche Ungereimtheiten über das Verbältniß der national- liberalen Partei zum Bunde der Landwirthe aufgetischt. Sie knüpfen an angebliche in Hannover ge troffenen Abmachungen an. Wir können versichern, daß von Vereinbarungen, die G-sa mm'Partei die politische Haltung Rede war noch sein wird, zurückwirk.n könnten, mckt d, R-de war, " ' ^ Ls bandelt sich um Verbandlnngen der^ natt°.^^^^ Parte, m Hannovern,^ ^ wirtschaftliche Fragen Hannover. Sie "streu ^.^sN.s-».i»hung überhaupt welche die Provinz ^ (Hrcif Arnim unv „ i», b,rild r-" 7° n-b- v 1° I-r» ^ ^ daß n- !>» m eine Sprung erw-°en, d ß '^Aj^eit gezerrt werden. L'b-daLich7r aber ist eS, daß^-aMberale^tung.», Wand malen. O II Berlin. 24. April. Wie wir von zuverlässiger Seite erfahren wird die Einberufung eines auverordenl- UcheV^ n.ckt «'°lgen. Allerdings ist i" Aussicht genommen, auch dem -ö"u>S- gencssenschastslage Gelegenbeil zu geben. gegenüber den - schlössen der Unsall-Versicherungsgeietz-Comm, ston des Reichs- taacS Siellung zu nehmen, nach Ansicht des geschaslssubrendeii AussthuffeSde/hicsige» Verbandes wird aber die,e-Stellungnahme mit Aussicht auf Erfolg erst nach Beendigung der Zweiten Lesung oer Unfallkersicherungsgesetz-Novclle ,n der Reich - laas-Con,Mission, bez. nachdem die,e ihren Bericht "'lallet des Gesetz Entwurfs nur dann wirksam sein, wenn eine Petition auf die Beschlüsse der zweiten Comm.jstonsberathung Bezug uäbme. Dazu wird eS der Einberufung eines auk-r- ordenil.che., Berussg-noff-nschastslagS nicht bedürfen da n jedem Frühjahr der ordentliche Berujsgenoffenschaststag zu- sammenzutreten pflegt, resp. zusammentreten muß. * Berlin, 24. April. Zn Sachen dcS Lippe'schenErb- solaestreiteS erhält die „Nat.-Z." von Professor vr. Kahl folgende Zuschrift: „Ich bin mehrfach um Auskunft darüber angegangen, ob und wann meinerseits eine Entgegnung auf die Schrift des Herrn vr. Kekut6 von Stradonitz „Die Ahnen der Modeste von Unruh", Berlin 1897, erfolgen werde. Im Einverständniß mit Sr. Erlaucht dem Grafen Ernst zur Lippe-Biesterfeld beehre ich mich, diese und künftige Anfragen durw die Erklärung zu erledigen, daß, soweit jene Schrift einer sachlichen Entgegnung und Widerlegung bedarf, diese lediglich im Nahmen deS Schiedsgerichtsverfahrens und durch lieber- reichung eines Schriftsatzes bei dem hoben Schiedsgerichte selbst erfolgen wird. Dagegen wird eine öffentliche und persönliche Auseinandersetzung mit Herrn O>. Kekul5 aus verschiedenen Gründen, und schon deshalb abgclebnt, weil von ibm Schrift sätze, welcbe lediglich zur Kennlmß der am Schiedsgerichts verfahren betheiligten Richter und Parteien oder deren Ver treter bestimmt waren, benutzt unk ritirt worden sind. Für die rechtliche und elbische Beurtbeilung dieser Verfahrensweise ist eS ganz gleicbgiltig, ob der Verfasser schon bisher bekannte oder aber unbekannte Tbatsachen der Oeffentlicbkeit preis- giebt. Ich bin weit entfernt, dem Herrn 1)r. Kekuls die Möglichkeit beschranken oder gar das formelle Recht bestreiten ru wollen, auch nach Einsetzung des Schiedsgerichts seine Forschungen und Ansichten über den Lippe'schen Thronfolge streit im vollsten Umfange der Oeffenttichkeit vorzutragen. Aber ich kann ihm nickt die Berechtigung zuerkennen, einen bei dem hoben Schiedsgericht eingereichten Antrag des Grafrn Ernst zur L>ppe-Biesterseld in seinen auf buchhändle rischem Wege zur Verbreitung gelangenden Streitschriften beranzuzieben. Das Schiedsgerichtsverfahren ist aus guten Gründe» nicht öffentlich. Die Belbeiligten müssen also darauf rechnen können, daß ihre Erklärungen nicht vor abgeschlossenem Verfahren Gegenstand der allgemeinen DiScussion werden. Herr Vr. KcknlS wird binnen Kurzem mit aller nur wünscbenS- werthen Gründlichkeit und Deutlichkeit den Nachweis der völligen Ui,Haltbarkeit seiner Ausstellungen erbracht sehen. Aber in diesem, wie in allen künftigen Fällen wird von Seiten der Vertretung Sr. Erlaucht de« Grasen Ernst zur Lippe-Biesterfeld eine öffentliche Polemik mit Herrn vr. Kekulö vermieden und die Rechtfertigung an der jetzt allein zuständigen Stelle deS hohen Schiedsgerichts vorgetragen werden." (7) Berlin, 24. April. (Telegramm.) Der Reichs kanzlcr wird dem Vernehmen nach am Montag wieder hier einlreffen. (7) Berlin, 24. April. (Telegramm.) Gegenüber der Blättermeldung, daß die Vereinigung für Auswanderungs- sragcii beschlossen habe, ein Auskunftsbureau für AuS- wanverer ins Leben zu rufen, da zur Zeit die Errichtung einer staatlichen Auskuiist-stelle für Auswanderer nicht wahrscheinlich sei, erklärt die ,.N. A. Z.": Der Errichtung einer solchen Stelle bedarf es nicht, denn sie besteht und functionirt bereits im Auswärtigen Amte, wenn auch nicht unter diesem Namen. Eine etwaige weitere Ausgestaltung bleibt der Zukunft Vorbehalten. Die Voraussetzung, von der die Vereinigung für das Auswanderungswesen bei dem Unternehmen anSgeht, trifft daher nicht zu. L. Berlin, 24. April. (Privattelegramm.) Gestern traten liier die beim Ecntralausschuffe vereinigter Innung» verbände Tentschlanvs belbeiligten Verbandsvorstände und die ständige Deputation des ZnnungS- ausschusses vereinigter Innungen Berlins zu einer Besprechung zusammen über idre Stellungnahme zur Handwerkerorganisationsvorlage. Es wurde eine Resolution angenommen, in der es heißt: Wir stehen behuss Erlangung einer für ganz Deutschland gleich- mäßigen und Dauer versprechenden Organisation des Handwerks fest ans der Forderung der unbedingten Zwangsinnung nach den B'l'chiüssen der allgemeinen Handwerkerconserenz am 8. bis lO September 1896 zu Berlin. Tie sacultative Zwangs- innn»g lehnen wir sowohl in der Fassung de» 3. 100 der Novelle zur Gewerbeordnung, als auch nach dem Anträge Gamp in der Gewerbecominijsion des Reichstages, wie in jeder anderen Form als nicht nur ungeeignet ab, um dem Handwerkerstande zu befriedigenden korporativen Zuständen zu verbeifen, sondern wir ver nrth eilen sie als geradezu dazu an- gethan, die Keime der Zwietracht in die Mitgliederkreise immer von Neuem auszustrcnen und zwar um so mehr, weil die Inhaber fabrikmäßiger Betriebe jederzeit sich der Zugehörigkeit zu der Zwangsorganisation entziehen können und damit der letzteren nur die kleinen und schwachen Betriebe alS bestimmt zugehörig verbleiben. Deshalb richten wir an die handwrrkers-ennd- tichen Fraktionen deS deutschen Reichstags da- dringende Gesuch, den von Len Zmangsinuungen handelnden 3 160 der Bor tage gänzlich zu streichen und statt dessen die unbedingte Zwangs- innung einzusühren. Sollte es nicht gelingen, eine Majorität für die Ablehnung der fakultativen Innung im Reichstage unter gleich zeitiger Annahme der unbedingten Zwangsinnung zu finden, so empfehlen wir. die ganze Vorlage, weil eine Verschlechterung des heutigen gesetzlichen Zustandes, abzulehnen. — Zu den romantischen Jagdgründen ver Schorfheide will Kaiser Wilhelm II. seinem Großvater ein Denkmal eigener Art errichten. Auf einer Anhöhe des waldumkränzlen Wehrbellin-Sees, wenige Minuten vom Jagdschlösse HubertuS- stock entfernt, soll ein riesiger Granitblock seinen Platz er halten. Der Block, welcher etwa 4 m lang und 2'/, m hoch und gegen 700 Centner schwer ist, wurde jetzt ausgegraben und an seinen Bestimmungsort geschleppt. An dem Steine wird eine l'/z m im Quadrat messende Platte mit einer vom Kaiser bestimmten Inschrift angebracht werden. Nack Fertigstellung des Denkmals, welches dem Kaiser Wilhelm I. als „WaidmannStank von der Jägerei" gewidmet ist, sollen um dasselbe 100 Eichen gepflanzt werden. Sämmtliche Kosten der Anlage werden aus der kaiserlichen Privat- schalulle bestritten. Die Vildhauerarbeiten sind dem Bild hauer Borsdorff übertragen. * Königsberg, 24. April. (Telegramm.) Die Reichs tags-Ersatzwahl ist auf den 10. Juni anberaumt. * Königsberg. 2L. April. Der Vertrag des FiScus mit der Königsderger Firma Stantirn und Becker betreffs der Bernstein- gewinnung läuft am 1. Januar 1898 ab und wird dann nicht mehr erneuert. Es wird dann die Regierung zu entscheiden haben, ob die Nutzung des BernsteinregatS künftig im Wege einer Actiengesellictiatt oder dadurch, daß der Staat die ganze Sache übernimmt, erfolgen soll. Die „Zeitung für Hinterpommern" empfieblt nun, da für die zu fassenden RtgierinigSbescblüfse die Kenntniß des vorhandenen Bernsteinareals von aus- schlagender Bedeutung sei, möglichst bald eine öffentliche Aus- sorderung dahin ergeben zu lasten, daß alle diejenigen, welche abbauwerthe blaue Erde auf ihren Besitzungen vcrmuthen, dem Staate hiervon Mittheilung machen und ihm die Erlaubniß zur Anstellung von Bohrveriuchen ertheilen. Diese Versuche sollten dann auf Staaiskosten an mögt chst vielen Stellen und in möglichst kurzer Zeit angeslellt werden. Die Uebersicht, welche die Regierung hier- durch über die Zukunft des BerusteinbergbaueS gewönne, würde F»«rHetsi». Neues aus Pompeji. Von Woldemar Kaden (Neapel.) Nachdruck verbeten. Wenn wir von den hundertjährigen MaulwursSarbeiten in Pompeji sprechen, so glauben wir gemeinbin Alles blos- aelegt, waS uns zu erfahren wichtig und interessant war. Die Menge dcS Gefundenen, Gemälde, Sculpturen, Schmuck sachen, Geräthe, fing bereits an — emdarrus cks rickessv — den Museen lästig zu werden, und man scbarrte und schürfte weiter, weil die Regierung durch ihr Unterrichts ministerium nun einmal 6000 Lire für die „Scavi" a»S- aeworfen bat, die, wenig genug, aufgebraucht werden müssen. Zm Uebrigen war bei erlahmtem Interesse, auch von „außen", von anderen Ländern her, ein gewisser Schlendrian nicht zu vermeiden und zu verkennen. Dieser ward keines wegs durch den Tod Fiorelli'S, deS „VaterS der Pompe- janiscken Ausgrabungen", veranlaßt, denn sein Nachfolger, der Director deS neapolitanischen Museums, Professor Giulio de Petra, übertrifft womöglich den Verstorbenen noch an lebhaftem Interesse für die Stadt am Vesuv und an der bei Verfolgung dieser schönen Ziele nöthigen Energie und vielleicht auch Wissenschaft. Die Mittel, die ihm zur Verfügung sieben, sind, wie ge sagt, recht armselig, und werden bedeutend geschmälert noch durch Abgänge für die Ausgrabungen in Pästum, Stabiä, Herkuianum, und — doch weiß ich da« nicht bestimmt — in der Ebene von SybariS. Zu Vergütungen an Private und Neuankaufe von angrenzendem Ackerboden, der noch einen guten Theil Pompejis birgt, reicht daS nicht, und daS ist ein großes Hemmniß für die Fortsetzung der Ausgrabungen. Wohl giebt eS ein bourbonischeS Gesetz, daS den natürlichen Constict zwischen jenem Privatinteresse und dem moralischen Jntereffe veS Staate- auf pompejanischem Boden voraussah und auS diesem Grunde dem Staate das Recht der Enteignung und der Erwerbung angrenzenden PrivatbesiyeS zum Nutzen der Wissenschaft und zum damaligen Kaufpreise vorbehielt — darüber sind aber hundert Jahre vergangen, und man denke sich, ob der Staat jene Rechte noch geltend machen könnte. Welche Processe würden entstehen, welche Summen durch sie verschlungen werden! Wo immer man auf solche Klippen stößt, muß man sie umgeben oder daran scheitern. Noch die jüngste und schönste Ausgrabung, von der hier besonders die Rede sein soll, die daS herrliche Hau» der Vertier zu Tage förderte, mußte ab gebrochen werden, weil ein Theil diese- großartigen Gebäude- complexe« unter Privatboden liegt. Vor einiger Zeit wurde ein Lorbeerbaum aufgrfunden, oder richtiger der Abdruck eine- solchen in G'p», auS dessen Hieroglyphen der Botaniker das richtige Datum de» Unter ganges der Stadt fcststrllte, für da» bisber der August des Jahre» 79 n. Chr. gegolten hatte. Man batte auf der Böschung, recht- von dem zur Porta Stabiana hinan«- gebenden, gegraben und war auf die Abdrücke von drei menschlichen Körpern gestoßen, zwei Männern und einem Weib, und dann auf den eine» Baume». Die Ab- oder richtiger Eindrücke wurden wie immer mit flüssigem Gips ausaesüllt und man erhielt vier gelungene Abgüsse. Der wichtigste Abguß war der des BaümeS, in dessen Buschwerk man deutlich die Reste der Blätter und der Beeren unterscheiden konnte. Der treffliche Professor der Botanik F. PaSquale untersuchte die Sacke aufs Genaueste und stellte fest, daß der also wie in einem Herbarium aufbewabrte Baum ein OLUI-US uobili», ein Lorbeer war, dessen Früchte Ausgang Herbst zur Reife kommen. Die hier conservirten Früchte bewiesen aber durch ihre Form und Größe ihre vo ljtandige Reise, und so bestätigt dieser pompejanische Lorbeer den Sieg derer, die schon immer behauptet halten, die Eruption von 79 hätte nicht im August, sondern im November stattgefunden. Mehr Lärm al» diese bescheidene, aber hübsche Ent- deckung hat der Silberfund von Boscoreale gemacht Nörd- *"nHuß de« Vesuv» zu, liegen und agen zweifellos schon zur Blüthezeit Pompejis eine Menge Gemeinden, die wie Bosco Trecase (mit 10 000 Einwohnern' Hoggio Marino (mit 5000), BoScoreale (mit 9000) u. v. A mitten in dem alten Aschenboden sieben, auf den Ruinen unlergtdangener Herrlichkeit, nach denen zu graben wobl ^ ^'.emand eingefallen ist. Hier muß der Zufall als Schatzgräber austreten. Und hier bat er vor zwei Jabren zu Ostern einem großen ungeabnten Schatze zur Auievst,8»ni verbolsen. Wer der Glücklich.Unglückliche^ar^er" "m kam in der grauen Asche um, begraben sammt seinem Gute achtzebnbundert Zabre lang, durch jenen Zufall erst wieder ans Lickt gebracht. Mil dem Gefundenen hätte ein ganzer Goldschmiekladen auSgestattet werden und an den gegen hundert Silbergeräthen auch die moderne Kunst noch viel Schönes lernen können. PriSco, der glückliche Finder, ein Weingutsbesitzer von Boscoreale, schmuggelte den, italienischen gesetzlichen Verbote der Veräußerung antiker Kunstwerke jenseits der Grenze, wie so viele Andere vor ibm, ein Schnippchen schlagend, seinen köstlichen Schatz nach Frankreich hinüber, wo ihn Rothschild für daS Louvre- museum, man sagt um mehr als eine halbe Million, erwarb. Jetzt wühlen die Bauern und Winzer von Boscoreale und BoSco Trecase ihr Land aufs Fleißigste um und suchen »ach dem „Schatz im Acker". Em Zabr danach ward ein schönerer Schatz noch ans Licht gebracht, und der wenigsten- wird nun für lange Zeit an Ort und Stelle bleiben; es ist dies ras Han» des Aulus VettiuS, gemeinbin lu Oasu ckei Vet-tii genannt, daS endlich, endlich als erstes (eS war daS ein aller Traum schon Fiorelli«) eine vollständige schöne und wissenschaftliche Reconstruirung erfahren bat. Pompeji — wie Mancher ist in seinen Erwartungen arg getäuscht worden! — glich, nachdem die AuSraubung der Häuser über ein Zabrbundert lang als „Bergung der Fund- s'ücke" systematisch oder nicht betrieben worden, einer großen Brandstätte, oder einer unerfreulichen Sammlung von Muschelschalen und Schneckengehäusen, oder einem alten ver trockneten Herbarium, und gab uns ein Bild von der Flucht der Bewohner aber kein» oder aber ein sehr dürftige» von ihr«
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