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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.04.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970429018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897042901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897042901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-04
- Tag1897-04-29
- Monat1897-04
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3204 und wenn selbst der deutsche Kaiser gemeint wäre, so würde der Artikel keine Beleidigung, sondern eine ungemein schwärmerische Verherrlichung darstellen. Der Artikel habe zweierlei bezweckt: Einmal sollte er «ine gedrängte IahreS- revue geben und dann in scharfem Contrast das Ideal mit der Wirtlichkeit zusammen prallen lassen. — Der Gerichtshof war, wie der Vorsitzende nach langer Berbandlung verkündete, keinen Augenblick darüber im Zweifel, daß Alles, was jene angebliche Idealfigur sagt, einen Maßstab für die Tkäligleit des deutschen Kaisers abgeben soll. Der Gerichtshof war der Ansicht, daß der Artikel den Zweck batte, den deutschen Kaiser zu verhöhnen und in der öffentlichen Meinung hrrabzusetzen. Zn einem zweiten Artikel hat der Angeklagte EySner über daS „meineidige Verdecken und Verschweigen der Gedanken" geklagt, welches so häufig an die Stelle der freien Aussprache der Wahrheit trete. Der Gerichtshof war der Meinung, daß dies auch bei dem unter Anklage gestellten Artikel der Fall sei und bei der Strafzumessung berücksichtigt werden müsse. ES ist des halb, wie telegraphisch schon gemeldet wurde, gegen EySner aus 9 Monate Gefängniß, gegen vr. Wrede auf 6 Monate Festungshaft erkannt worden, zugleich aus Unbrauchbarmachung der vorfindlichen Exemplare. (7) Berlin, 28. April. (Telegramm.) Die „Nordd. Allgem. Ztg." schreibt: Die Angaben der „Times" aus Paris über dieUnterre düng deS Reichskanzlers Fürsten Hohen lohe mit dem Minister des Aeußeren Hanotaux in der Transvaal - Angelrgenhett (s. Abendausgabe des „Leipz. Tagebl." vom 27. April) beruhen auf müßiger Erfin dung. Zn den Gesprächen zwischen Hohenlohe und Hanotaux wurde die Transvaalfrage überhaupt nicht berührt. (D Berlin, 28. April. (Telegramm.) Die „Nordd Allgem. Ztg"' erfährt auS guter Quelle, baß Hauptmann Morgen der kaiserlichen Botschaft in Konstantinopel beigegebcn worden sei, um sich als Militair-Bericht- erstalter auf den türkisch-griechischen Kriegsschau platz zu begeben L. Berlin, 28. April. (Privattelegramm.) Die „Nat.-Z." nimmt an, daß nach dem Eintreffen deS Kaisers in Berlin der Reichskanzler über die Angelegenheit der Militairstrasproectzordnnng Zmmediatvortrag halten werde. Von der Entscheidung des Kaisers werde eS dann abhängen, ob, bezw. wann der Reichstag in der Lage sei, sich mit der geplanten Reform zu befassen. L. Berlin, 28. April. (Privattelegramm.) Nach der „Magdeb. Ztg." sollte UnlerstaatSsecrelair Fischer einen halbjährigen Urlaub nachgesucht haben. Bon zuständiger Seile wird der „Nat.-Z." mitgetheilt, daß diese Nachricht auf Erfindung beruhe. §8 Berlin, 28. April. (Privattelegramm.) DaS EtaatSministerinm trat heute Nachmittag 3 Uhr im Reichs ragsgebäude unter dem Vorsitz deS Fürsten Hohenlohe zu einer Sitzung zusammen. — Der Reichstag fährt, der „F. Z." zufolge, am 29. Mai per Extrazug nach Hamburg zur Gartenbau Ausstellung. — Dazu werden die „Reichsfaulen" sich wohl zahlreicher einstellen. — Die Meldung, daß vr. PeterS bereit» Berufung an den ReichSdiSciplinarhof eingereicht habe, wird von der „Deutschen Tageszeitung" al» verfrüht bezeichnet. — Der Vorstand de» Bunde» deutscher Frauen vereine richtet im Namen von 50 000 Frauen, die zu den 75 BundeSvereinen gehören, an die Lehrer, Professoren und Docenten an den Universitäten, Akademien und anderen Lehr anstalteu da» Ersuchen, „ihre Schüler mit den Gefahren be kannt zu machen, die ihnen bevorstehen, die sie später über ihre Frau und Nachkommen bringen, wenn sie sich zur Trunkenheit, Rohheit und Unkeuschheit verleiten lassen". — Der Premierlieuteaant in der kaiserlichen Echutztruppe für Ostafrika, Schlobach, Ist nach längerer Krankheit im Lazareth in Langa gestorben. 8 Au» Westfalen, 27. April. Der bei der Berathung de» Postetat» im Reichstage erörterte Eooflict zwischen der ReichStrlegraphen-Berwaltung und der Berwal> tuugSbehörde BreSlau hat im Kreise Herford, Pro vinz Westfalen, ein Seitenstück gesunden. Der Platz Löhne in Westfalen, 5 Kilometer von Bad Oeynhausen, beantragte schon vor Jahresfrist Anschluß an den damals eröffnet«» Telrphonverkehr in Oeynhausen, welcher bereitwilligst von der ReichStelegraphen-Berwaltung genehmigt, aber in Folge de» Verbot» de» KreiSauSschuffr» gegen dir Aufführung deS Gestänges auf der Krri»-Cbaufsee nicht zur Ausführung kommen konnte. Obgleich der Präsident der Provinz Westfalen dem Kreise da» Recht absprach, ein solche» Verbot zu erlassen, b« harrte der KreiSauSschuß auf der Ansicht, daß der BundeSrath» beschließ vom 25. Zuniglstf nur auf Telegraph leauag stellte zwischen dem für Telegraphenlinien nothwendiaen Material: Stangen, Leitung»draht, Isolatoren, und dem für Telephonlinien einen solchen Unterschied fest, daß der Bau verboten werden mußte. Die ReiLSpost hat in anerkenornS- werthester Weise bi» jetzt diese» AssefsoriSmuS, die Loa Lou- »trlotor in der Verwaltung, wie BiSmarck sagt, nicht auf» kommen lassen und prattische Kräfte mehr geschätzt. Durch ihr schließlich gestellte» Ultimatum, dem Kreise alle Neuein richtungen vorzuenthalten, wurde der KreiSauSschuß, nachdem der Streit über ein Jahr gedauert, endlich zur Freigabe der KreiSstraße bewogen. Der in der westfälischen Cigarren industrie so bedeutende Platz Löhne darf sich nunmehr auch der Wohlthat de» Fernsprechverkehr» erfreuen. * Aronberg, 28. April. (Telegramm.) Der Kaiser unternahm heute früh 6»/, Uhr eine Spazierfahrt, besuchte Kaiserin Friedrich und Hessen begleitet, daS alte der Prinzessin Schloß und die später, von der Margarethe von Kirche. * Karlsruhe, 27. April. Der Kaiser empfing vor seiner Abreise hier den Statthalter Fürsten zu Hohenlohe- Langenburg. W. Stuttgart, 27. April. Am heutigen Tage sind eS dreißig Jahre, daß der jetzige Ministerpräsident vr. Frbr. v. Mitt nacht durch seine Ernennung zum Cbef des Justiz- departemenlS Mitglied des württembergischeu Ministeriums geworden ist. Zn den letzten 1t Tagen hat vr. Frhr. v. Mitt nacht eine schwere Influenza durchgemacht; sein Befinden zeigt jetzt eine erfreuliche Besserung. * München. 27. April. Die „AugSb. Postztg." schreibt: „In voriger Woche wurde gemeldet, der derzeitige Rector des Eichstatter Gymnasiums, Herr vr. Orterer, werde an das Lud wigs-Gymnasium in München versetzt werden, eine andere Mittdeitung ging noch weiter und theilte kurzweg die Ernennung des Herrn vr. Orterer mit. Herrn Rector vr. Orterer ist davon nichts bekannt; es ist wohl darüber auch noch nichts Näheres bestimmt." Die „Allg. Ztg." faßt die vorstehende Mittheilung durch aus nicht als Dementi auf, knüpft an sie vielmehr folgende ironische Bemerkungen: „Warum sollte dir Versetzung auch nicht erfolgen? Ein Mann, der die Würde eines Obersten Schulrakhs bekleidet, kann doch nicht in dem kleinen Eichstätt bleiben, wenn auch nicht geleugnet werden soll, daß für einen Centrumssührer gerade dort ganz besondere Anregungen zu finden ist. Herr vr. Orterer wird auch von den Gegnern als tüchtiger Fachmann anerkannt, deren es glück licherweise noch mehrere in Bayern giebt. Wenn aber gar die Qualification, die ihm seine Partei ausstellt, sine ira et stuclio ertheiit ist — und daran wird Niemand zweifeln —, dann wäre selbst die hervorragendste Stellung für den Eichstätter Gymnasial- rector gerade gut genug. Außerdem dürfen doch die ganz unschätz baren parlamentarischen Verdienste des Herrn vr. Orterer nicht außer Acht gelassen werden. Zur rechten Zeit weist rin Centrumsblatt daraus hin, daß er durch die Annahme des Münchener Rcctorats einen hochherzigen Act der Entsagung üben würde, weil damit der Verlust der Landtagsdiäten, die durch die Thätigkeit der Dauerredner sich ja immer mehr steigern, verbunden wäre. ES dünkt uns nur recht und billig, daß Herrn Orterer, falls er wirklich ver anlaßt wird, ein solches Opfer zu bringen, auch eine Entschädi gung geboten würde, wie sie das Directorium des HoUan- deums in so reichlichem Maße mit sich brächte. Und noch eines. Es hat uns immer schmerzlich berührt, daß ein so tüchtiger Rector in Folge seiner unentbehrlichen parlamentarischen Wirksamkeit in jedem zweiten Jahre der ersprießlichen Leitung seines Gymnasiums acht Monate entrissen wird. Wie lange wird es vielleicht währen, bis die LanLtagssession ein ganzes Jahr dauert? Da ist es denn hochersreulich, daß Herr vr. Orterer am Sitze seines Gymnasium- weilen und demselben wenigstens in der Pause zwischen Kammer- und FinanzauSschußsitzungen seine befruchtende Kraft widmen kann. Außerdem wird eS ihm auch in der Hauptstadt noch mehr alS bisher möglich werden, seine glänzende Begabung ins rechte Licht zu stellen und so — gui ^vru rerrs. — noch höhere Stufen auf der Leiter seines Ehrgeizes zu erklimmen. Wie können gegen solche zwingende Erwägungen so altfränkische Bedenken geltend gemacht werden, wir z. B., daß man einen solch prononcirtrn Parteimann nicht an die Spitze eines Münchener Gymnasiums stellen sollte und daß zum Leiter einer hauptstädtischen Studirnanstalt nur ein Schulmann tauglich sei, der ihr seine ganze Kraft widmen könne?" Oesterreich Ungarn. * Wien» 28. April. (Telegramm.) Abgeordnetenhaus. Di» Abg. Elvert und Genossen, sowie Schönerer und Genossen brachten Dringlichkeitsanträge wegen Aufhebung der Sprachen Verordnungen ein. Edenhoch und Genossen überreichten einen Dringlichkeitsantrag wegen Aufhebung der Gewerbe-Ord nung. Vor Uebergang zur Tagesordnung verlangt Gatz sofortige Verhandlung der Dringiichkeitsanträgr. In namentlicher Abstimmung wurde beschlossen, am Schlüsse der Sitzung über die Anträge zu verhandeln. Das HauS trat sodann in die erste Lesung der Regie rungSvorlag» über die Checks ein. Abrahamowicz beantragte Urberweisung der Vorlage an einen Juristen-AuSschuß von 24, Schicker Urberweisung an einen besonderen Ausschuß von 32, Funke an einen Ausschuß von 31 Mitgliedern. Ueber die letzten beiden Anträge wurde unter dem Beisall der Linken und großer Heiterkeit de» Hause» namentlich abgestimmt. Frankreich. * Pari», 28. April. (Telegramm.) der Republik, Fan re, ist heute Vormittag gekehrt. Defekte» Schiff. * Pari», 28. April. (Telegramm.) DaS zur Der starkung de» Kretageschwaders bestimmte Kanonenboot „Etoile" muß in Toulon bleiben, weil seine Maschine bei der Probefahrt schadhaft wurde. Schweden und Norwegen ,,, , * Berlin, 28. April. (Telegramm.) Der „Nordd unig186S nicht auf Fernsprech., sondern > Allg. Ztg." wird aus Stockholm geschrieben: Die Nachricht henliniea anzuwendra sei. Dies« AuS-1 deutscher Blätter, die Kronprinzessin Victoria von Der Präsident hierher zurück Schweden und Norwegen weile wegen eine» Lungenleidens in Italien, ruft dort nicht geringe» Erstaunen hervor, da Jedermann wisse, daß die Kronprinzessin wegen eine« Nervenleiden» im Süden weile. Rustland. Kaiser Kranz Josef in Petersburg. * Petersburg, 27. April. Bei dem heutigen Prunk mahl im Winterpalai» erschienen die Großfürsten und die russischen Würdenträger mit den ihnen verliehenen Ordens auSzeichnungen, ebenso die österreichischen Herren mit den ihnen neu verliehenen russischen Orden. Gras GoluchowSk trug den St. AndreaSorden, ven ibm Kaiser Nikolaus bei der heutigen Audienz persönlich übergeben hatte. Der Feldzeugmeister Freiherr v. Beck hatte die Brillanten zum Alexander-NewSki-Großkrenz angelegt. Kaiser Franz Zofef verlieb noch vor dem Diner dem Kriegsminister General der Infanterie WannowSki und dem General adjutanten Richter daS Grvßkreuz des StepbanSordenS. Während des Festmahles unterbielten sich die beiden Kaiser äußerst lebhaft. Nach dem Diner wurde Cercle abgehaltcn, wobei Kaiser Nikolaus den vsterreichisch- ungarischen Botschafter Fürsten Liechtenstein, den Grafen GoluchowSki, den Gcneraladjutanten Grafen Paar und den Feldzeugineister Freiherrn von Beck i» eine längere Conver- ation zog, während Kaiser Franz Joses sich insbesondere mit dem Grafen Murawjew, den Ministern Goremykin und Fürst Chilkow sowie dem früheren Botschafter in Konstan tinopel Zgnatiew unterhielt. — Abends war die Stadt seen- >aft erleuchtet. Orient. Der griechisch-türkische Krieg. * Konstantinopel, 28. April. (Telegramm.) Der General- tabSchef der Operationsarmee Omer Ruschdi Pascha und der Jnjpecteur der Artillerie von Grumbckow Pascha erhielten den Großcordon des OSmanie - Orden» in Brillanten. Der Souschrf des GeneralstabrS, Oberst Seifullah, wurde zum Brigadegeneral ernannt und erhielt ebenso wie der Comman» dant der Artillerie Riza Pascha den Großcordon des Medschidie- Ordens. Das griechische Schiff „Spetsai" ist» vereint mit dem Ostsergeschwader, 75 Seemeilen von Saloniki gesehen worden. Eine Dcpeschr des „Jkdam" meldet: Die griechischen Truppen owie der größte Theil der Bevölkerung haben Trikkala und Aviv verlassen, daselbst sind bereit» türkische Cavallerie- Abtheilungen eingetroffeu. * London, 28. April. (Telegramm.) „Daily News" erfahren über Rom, Griechenland werde die Vermittelung der Mächte weder nachsuchen, noch annehmen, wenn sie an- geboten werde; eS sei entschlossen den Krieg sortzusetzen, indeß regelrechte Schlachten zu vermeiden. Ein Wiener Tele gramm der „Times" besagt, ein europäischer Congreß zur chnellen Lösung der Orientkrisis sei in Aussicht genommen. (Boss. Ztg.) * Paris, 28. April. (Telegramm.) Dir Blätter sind der Ansicht, daß die Athener Zustände eine Vermittelung der Mächte noch dringender erscheinen lassen, obgleich der Beschluß der griechischen Regierung, den Krieg sortsetzrn, eine auf die Herstellung des Friedens abzielende Intervention sehr erschwere. Der „Matin" meint, die Enthebung deS Kronprinzen vom Obcrcommaudo sei gleichbedeutend mit dessen etwaiger Verzichtleistung auf dir Thronrrchtr Mehrere Blätter halten übrigens die Abdankung de-König- Georg zu Gunsten seines zweiten Sohne» Prinz Georg für wahrscheinlich. Die Nachricht von einem Rücktritte des Ministerpräsidenten Delyannis ist bisher unbestätigt, doch glaubt man, sie werde eine Folge der heutigen Kammersitzung sein. — Der „Jntraasigeant" meldet aus Athen, der Bankier Awer off habe der Regierung 30 Millionen Drachmen für Kriegszwecke zur Verfügung gestellt. * Petersburg, 28. April. (Telegramm.) Gestern ging die erste Ablheiiung ves russischen Rothen Kreuzes nach dem griechischen Kriegsschauplätze ab. Die Abordnung besteht aus zwei Aerzten und zwanzig barmherzigen Schwestern, welche unter der Leitung eines Chirurgen stehen, und führt chirurgische Instrumente, Verbandmittel und Las übrige Zubehör zu riuem Lazareth voo 50 Betten mit. * London, 27. April. Die englische Regierung hat bei den Mächten eine Milderung der Blockade der Insel Kreta angeregt, um die Zufuhr von Lebensmitteln zu erleichtern; die Stellung der Mächte zu diesem Anträge ist hier noch nicht bekannt. * Pest, 28. April. (Telegramm.) Abgeordnetenhaus. Gras Apponyi richtete an Len Ministerpräsidenten Baron Banffy folgende Interpellation: 1) giebt es unter den Mächten eia lieber- rinkommrn bezüglich der Grundsätze, welche beim türkisch griechischen Friedensschlüsse zur Geltung gelangen sollen, 2) wenn, wie vorauszusetzen ist, der territoriale Status guo und die Autonomie Kretas auch jetzt da- Hauptprincip ist, be züglich dessen rin Einvernehmen unter den Großmächten besteht, hält das österrrichisch-ungarische Auswärtige Amt den Zeitpunkt nicht für gekommen, um Schritte zu thun, damit dem zwecklosen und politisch schädlichen Kriege ein Ende gesetzt werde uud Zustände herbeigesührt werden, welche dem internatio nalen Rechte und der Humanität entsprechen, 3) bezweckt die PeterS- burger Reise des Kaisers eine solche Action, welche unsere Bündnißverhältnisse modificiren oder bezweckt die Reise des Kaisers ohne solche Modification eine Vereinbarung mit Rußland bezüglich der Lage im Orient? Ist die Regierung geneigt, seiner Zeit daS Abgeordnetenhaus über die politischen Er gebnisse dieser Monarchenrrise zu orienttren? Asien. Rußland in Korea. * London,28.April. (Telegramm.) Dem „Reuter'schen Bureau" wird auS Yokohama vom heutigen Tage gemeldet, der koreanische Kriegsminister habe die Anwerbung von 168 russischen Soldaten für den Dienst auf Korea beantragt. DaS koreanische Cadinet sei über diesen Vorschlag getheilter Meinung. Die japanische Regierung erhebe Ein spruch gegen denselben. Afrika. Englische Machenschaften in Egypten. * Paris, 28. April. (Telegramm.) Der „Eclair" be richtet auS Kairo: Die englischen Missionare Hetzen die Muselmanen gegen die in Egypten wohnenden Griechen auf. Offenbar soll durch Unruhen ein neuer Vorwand für eine Rechtfertigung der englischen Occupation geschaffen werden. Mililair un- Marine. * Berlin» 28. April. Der Chefcoastructeur der kaiserlichen Marine Wirkliche Geheime AdmiralitätSrath Dietrich hat sich mit einer Anzahl Ingenieure und Mariueosficirre nach Danzig be geben, um den neuerbauten Kreuzer 2. Classe „Ersatz Freya" zu besichtigen. * Kiel, 27. April. DaS Erste Geschwader wird den Kieler Hasen am 1. Mai wieder verlassen und in der Nordsee Uebungen vornehmen. Am 24. Mai trifft dasselbe hier wieder ein. Vom 24. Mai bis Mitte Juni wird das Geschwader durch den Geschwader- ches inspicirt. Herr Heinrich Thießen, der bekannte Leipziger Schneider- meister, der „nur gegen baare Zahlung arbeitet", dafür aber billige Preise zu stellen in der Lage ist, hat der heutigen Stadtauflagr als Extrabeilage einen Prospekt beigelegt. Der heutiaen Gesammtauslage liegt als Extrabeilage eine Flugschrift „Zur Abwehr" des Herrn G. Fell. Geschäftsführers de» Consum-Berein» Leipzig-Plagwitz und Umgegend, bei. Fernspr.1998. Wie laßt sich eine wohlschmeckende geformte Speise aus Milch bereiten? Sehr leicht und schnell durch einfaches Kochen derselben mit Mondamin, dann in eine Form gestürzt und erkaltet, mit Fruchtsafl oder Compot, auch mit ge kochten Früchten, Aepsel rc. beigegeben. Der Vorzug einer solchen Speise liegt in dem großen Nährwerth, wie auch in der leichten Verdaulichkeit, und ist außerdem besonders gern willkommen unfern lieben Kleinen, wie auch den Großen. Zusatz von Citrone, Vanille. Mandeln rc. erhöht, je nach Wunsch, den Geschmack. Für die gute Qualität de» Mondamin bürgt am besten das mehr denn 50jährige Bestehen der weltbekannten schottischen Firma. Es ist überall in Packeten L 60, 30 und 15 ^ i" haben. ttlerr-LiIceWblleli ko>1«Ll»a«r B«rkcdriUuL»U UaflMlU»» turroar 8spdv'ieIl«iV«rI»z«tiieI>d..^eipri5. Einem Uebel in seinen An fängen zu steuern, Wer also von dem häufigsten und verbreitetsten Uebel, dem Kops weh, heimgrsucht ist. der versäume nicht, bei Zeiten dem drohenden Unheil Einhalt zu thun, bevor es sich zu einem chronischen Leiden gesteigert oder zur Migräne ausgebildet hat. Ein sicher wirkendes Mittel gegen alle Arten von Kopsweh bis zur acuten Form der Migräne ist das von den Farbwerken in Höchst a. M. hergeslellte Migränin. — Migränin ist in den Apotheken aller Länder erhältlich. Neues Theater. Donnerstag, den 29. April 1697. Anfang S Uhr. 1l4. Abonnements-Borstellung (2. Serie, roth). v«»« tu v « ^ » n » e. Für die Aufführung als Mysterium in 2 Tagewerken eingerichtet von Vr. Otto Dcvrient. Musik von E. Lassen. Regie: Regisseur Borcherdt. — Direktion: Capellmeister Porst. Zweites Tagewerk. In 5 Aufzügen und einem Vorspiel. Personen des Vorspiels. Ariel Frl. Kernic. Faust Elsen. Personen des Schauspiels: Kaiser Herr Otto. Bischof-Kanzler Herr Körner Heermeister Herr Krause. Marschalk Herr Searle. Schatzmeister Herr Prost. Bannerherrea ....... Herr Henning. Herr Feistel. Kämmerer Herr Schröder. Herr Normann. Pagen Frl. Wildner. Frl. Klerwin. Gelahrter Herr Neldcl. Poet Herr Stephany. / Frl. Friese. Fr. Kuntzschmann. Fr. Hofer. Hofdamen s A,. Hittke. Frl. Lauterbach. Fr. Schröder. Narr Herr Ernst Müller. Mephistopheles Herr Borcherdt. Faust. . " » LSaaenleuker KI. Buchmann. Hosherren. Hofdamen. Masken. Trabanten. Pagen. Erscheinungen. (Helena: Frl. Mancke. Paris: Herr Ltrigel.) Wagner Herr Thiele. Baccalaurens Herr Hänselcr. Homunculus Frl. Müller. Sirenen . . U. ? Frl. Kernic. Frl. Touka. Sphinxe Frl. Osborne.^Frl. Beuer. Chiron Herr Wack. Greifen Herr Keller. Herr Richter. banden gewesen war. Obschon jetzt Rübe herrschte und für uns keinerlei Gefahr bestand, ließ Ali Effendi eS sich nicht nehmen, uns zu begleiten. Ein kräftiges Maulthier reitend, seine Mannschaft durch Händewink und mit der Schützenpfeife leitend, ließ er uns ringsumher sichern. Durch Gestrüpp und Wald, über Geröll und Steinblöcke hinweg liefen und sprangen seine „Lämmer"*) wacker und unverdrossen neben uns her, mit unseren Pferden und Maul- thieren Schritt haltend. Unwillkürlich erinnerten sie mich an emsige Jagdhunde, die ringsum die Wilduiß nach Beute durchspürten. Es ging unausgesetzt bergauf und bergab. Der Hauptpfad selbst war vielfach von Steiuschutt und Blöcken bedeckt; zur Seite sab'» noch übler au». Zn etwa 5000 Fuß MeereShöh« wurde eine MittagSrast gehalten; dann ging'S steil in daS GcbirgStbal der Diaussa hinab, etwa 2000 Fuß tief, und jenseit» fast ebenso hoch wieder hinan. Zch forderte den talrid memuru mehrfach auf, seine Leute zurückzulassen, aber er versicherte mir, daß e» ihnen eine Freude sei, mitzukommen. Erst gegen Ende de» Marsche» brachte er im Städtchen Biaussa etwa fünfzehn der schwächeren Mannschaften unter. Alle klebrigen machten den dreizebnstündigen Marsch bi» zum Ende mit. Unter wegs halten sie nicht» genoffen al» rin wenig Brot, Ziegen käse und Bergwasser. Abend» lagerten sie seelenvergnügt unter meinen Fenstern um die Feuer, an denen die ihnen geschenken Hammel brieten. Die rurückzelegt, Entfernung mag 50, vielleicht 55 lau betragen haben; auf dem Morfa Dagh hatten wir die bedeutendste Paßhöhr mit nahe an 1800 w überschritten. Früh Morgen» ging der Marsch wieder beimwärt«. — Freilich war diese Infanterie durch schwere» Gepäck nicht belastet. Ein Tornister ist in Südalbanien ,i» unbekannte» Drug. Ihre ganz geringfügigen Habsrlig- *) Gewöhnlich, «urede an die jünger» Mannschaft. keiten trugen die Leute in einer kleinen Umhängetasche von Ziegenleder, daneben nur noch „eu bunckelier", den Patronen- gürtel. Bekleidet waren sie sämmtlich mit den aus grober Wolle gefertigten, über daS Knie hinausreichenden Strümpfen*), die dem Dornengestrüpp widerstehen, und dem bekannten albanesischen Bergschuh mit der Quaste auf der Spitze.**) Nur der kurze blaue Rock und der Fez konnten als „vor schriftsmäßig" bezeichnet werden. Ein älterer türkischer General, der sein ganzes Dienst- leben in der Provinz zugebracht hatte, sagte mir in jenen Tagen: „Wenn Du mit unseren Soldaten einen Krieg mit- mackea solltest, fürchte nickt«! Sie werden Dick nie im Stiche lassen, wohin Du ihnen auch vorangebst." Damit stimmen auch alle unparteiischen Urtheile überein, die man aus dem Kriege hört. Ich verzichte an dieser Stelle auf eine Wiederholung bekannter Berichte und führe nur den eine« damals noch jungen preußischen OsficierS an, welcher brühwarm auS seiner vornehmen preußischen Garnison in die türkische Feldarmee versetzt wurde. Mit frischem Sol- datenmuth fand er sich schnell in die ganz veränderten Ver hältnisse und machte, offenen AugcS, sehr treffende Beob achtungen, die er später mit einem ibm selbst wahrscheinlich unbewußten, recht ansehnlichen Erzäblertalent zu Papier ge bracht hat. „Nach kurzem, aber erquickendem Schlafe erwachten wir in Eski Djuma unter den Sonnenstrahlen, die in unser Zimmer fielen", schreibt er. „An unseren Fenstern zogen schon die tapferen Krieger vorbei. Als ich beruntersah, drfilirte gerade daS Regiment deS Tscherkessenobersten Mustapha Bey mit klingendem Spiele. Trotz der sehr mangelhaften Kleidung machten die Truppen einen außer- *) Dotaq. ")T1-a«>k. ordentlich günstigen Eindruck durch die Frische ihres Aussehens undjdie Strammheit ihres MarschirenS. Wenn diese Soldaten eine gleichmäßige Uniform hätten und in etwa« organisirt wären, so würden sie fürwahr eine der schönsten Armeen der Welt bilden. Aber auch so boten sie durch die Berschieden- artigkeit deS Anzuges einen äußerst pittoresken Anblick. Es war unmöglich, zwei gleich gekleidete Soldaten herauSzufinden; selbst die gemeinsame Kopfbedeckung, der Fez, zeigte sich in allen möglichen Tönen vom grellsten Ziegelrolb bis zum Kaffeebraun in eckiger und runder Form, mit ShawlS von Len schreiendsten Farben umwickelt. Die nun wirklich muster- giltig vorbeisabrenden Batterien vcrrietben, wie sehr die Artillerie in der Wahl deS Ersätze« bevorzugt ist. Alles stramme, schön gewachsene Leute, welche dem 1. Garderegiment in Potsdam Ehre machen würden." An anderer Stelle, bei der Schilderung deS Vormarsche« rum Gefecht von Elena auf entsetzlichen Wegen und bei eben solchem Wetter, sagt er: „Wir machten un« so früh wie möglich auf den Marsch. Das Wetter war sich gleich geblieben; die Straßen und Wege bildeten eine schlammige Masse, die Felder und Berge waren weiß bedeckt.*) Der Sturm hatte nachgelassen; die Flocken fielen in weißen dichten Massen, so daß wir bald wieder gründlich durchnäßt und bi- an den Kopf mit Schlamm bespritzt waren. Traurig sah eS bei der Artillerie auS. Wir stießen auf sie in einem schmalen Thale, wo sie biwakirt hatte. Die Geschütze standen bis an die Achsen im Schlamme, Pferde und Menschen versanken bis an die Kniee im Morast. Ich habe mich gewundert, wie frisch und munter noch die armen Soldaten au-saben, trotzdem sie ganz durchweicht waren und seit zwei Tagen nicht» *) Am SO. November 1877. als Peksimet (SchiffSzwiback) und Wasser genossen hatten. Sie arbeiteten wacker daran, die Kanonen auS ihrer heiklen Lage zu befreien. Da die Pferde nicht mehr ziehen konnten, spannten sich die Leute selbst zu je 20 vor ein Geschütz und ick sah sie daS Unglaubliche vollbringen: sie zogen die Ge schütze einen steilen, glitschigen Abhang hinauf. Ueberhaupt giebt es Wohl in keiner anderen Armee Soldaten, welche an Ausdauer mit den türkischen wetteifern können. Sind sie erst einmal auS ihrer träumerischen Uathätigkeit aufgerüttelt, so leisten sie beinahe Unmögliche«." In der Bertheidigung sowohl al« im Angriffe erklärte unser Gewährsmann nach seinen Erfahrungen die türkische Armee der russischen für ebenbürtig, und wiederholt bevauert er, daß die ungenügenden Leistungen de« OfficierScorpS, der mangelhafte Generalstabsdienst und die Uneinigkeit der Führung die Armee so oft um dir Früchte ihrer An- strenaungen brachten. Wer im Orient gelebt bat, wird ihm die Klage nachempfinden können, die er in die Worte legt: „Ich fiible immer einen Stich durch« Herz gehe», wenn ich daran denke, in wie wenig glücklichen Händen sich da» über alle« Lob erhabene türkische Menschenmaterial befindet. Mit solchen Soldaten hätte ein Napoleon oder Wilhelm die Welt erobert!" Sicher ist also, daß die türkische Armee nicht nach ihrer äußeren Erscheinung, nicht einmal nach den vom flüchtigen Beobachter in ihrem Lehen und Treiben gemachten Wahr nehmungen abgrschätzt werdea darf; eine solche Schätzung wird meist unter dem wirklichen Werthe auSfallen. Aehnlich steht es mit dem Reiche selbst, über dessen unrettbaren Ver fall heute in Europa so viel geredet und geschrieben wird und dem doch noch eine Lebenskraft uud eine Leistungsfähigkeit innewohnt, die alle Welt, wie vor 20 Jahren überraschen würde, wen» e» zu einem Kampfe aus Lebe» uud Tod ge- sollte. (Militair-Wochenblatt). zwungra werden sollte.
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