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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.04.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970424016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897042401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897042401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-04
- Tag1897-04-24
- Monat1897-04
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Gröbere Schriften laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarij. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschluß för Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen j« eine Halde Stund« früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^ M. Tonnabend den 24. April 1897. Die Eröffnung -er Leipziger Auskeilung. So ist denn der langerwartete große Tag herangekommen, an dem die „Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbe-Ausstellung", die in kaum mehr als Jahres frist in unserer Stadt erstanden ist, officiell eröffnet wird. In feierlicher Weise wird heute dieser EröffnungSact vor sich gehen, in Gegenwart Sr. Majestät des Königs und der Prinzen deS königlichen HauseS, der Mitglieder der StaatS- regierung und der Spitzen der Behörden, unter Betheiliguug der ersten und führenden Kräfte auf kommerziellem und in dustriellem Gebiete und unter der lebhaften, freudigen An- theilnahme der grsammten Bevölkerung unserer Stadt. Weitaus das bedeutsamste und größte Unternehmen, daS Leipzig je begonnen und durchgeführt, stellt sich in unserer Ausstellung dar. Jahre hindurch lebte bereits der Gedanke einer großen Leipziger Ausstellung in einzelnen Kreisen unserer Bürgerschaft; das Nahen des 400. Jubiläums unserer Messen ließ ihn wachsen und weitere Kreise in seinen Bann ziehen, aber erst den uneigennützigen Männern voll Thatkrast und rastlosem Eifer, die heute als die Schöpfer der Ausstellung die gebührende Anerkennung ernten, war es Vorbehalten, den Gedanken der Verwirklichung entgegenzuführen. Wie sie es gethan, wird heute jedem Auge sichtbar, daß sie es gethan, wird ihnen in Leipzig unvergessen bleiben. Denn sie luden eine Arbeitslast auf ihre Schultern, die zu tragen nur dadurch möglich wurde, daß sie all' ihre Liebe und Hingebung dem großen Werke zuwendeten, das der unter den deutschen Städten so hoch emporragenden Lipsia neuen Ruhm zuwenden soll und zu wenden wird. Trotz seiner Großartigkeit spricht daS Geschaffene, das vom heutigen Tage an vor das Auge deS Beschauers tritt, dennoch nur zu den Kennern eindringlich genug von den Mühen, die sich an die Schaffenszeit knüpften. Wir, die wir das Werk und seine Geschichte von Anfang an genau verfolgt haben, erfüllen daher eine Pflicht, wenn wir sagen, daß große Schwierigkeiten, mancher offene Widerstand, manche Lauheit und Zurückhaltung zu besiegen waren, ehe daS Interesse an dem großen Unternehmen so in Fluß gerieth, daß eS alle betheiligten Kreise mit sich fortriß, dem schönen Ziele zu. Dieses Ziel war klug und vernünftig begrenzt. Die AuS stellung sollte zeigen, was unser Sachsenland, was eaS ihm so eng verwandte Thüringen auf dem Ge biete der Industrie und des Gewerbes zu leisten vermögen. Und so eng auch gegenüber den Weltausstellungen dieses Ziel gesteckt war, welchen weiten Spielraum öffnete eS trotzdem dem fruchtbringenden friedlichen Wettstreite innerhalb der zur Ausstellung herangezogenen Gebiete! Denn wo wären Industrie- und Gewerbefleiß entwickelter, wo bedeutsamer für den gesammten Welthandel als gerade in diesen? Als man begann, den Gedanken einer Leipziger Ausstellung in die Thal umzusetzen, konnte man deshalb von vornherein auch auf ein Interesse rechnen, das weit über die Grenzen der an der Ausstellung betheiligten Gebiete hinausging, ja das die fernen überseeischen Staaten direct ergriff, denen sich Sachsen-Thüringens Export zuwendet. Ist es also auch keine jener unübersehbaren Weltausstellungen, wozu Leipzig vom heutigen Tage ab einlädt, so bietet eS doch eine Landesausstellung von solcher Vollkommenheit, von einer so harmonischen Schöne, wie sie wenig andere Ausstellungen gleicher Art auSzeichnete. Wenn die letzte Maschine montirt, der letzte Ausstellungsschrank an seine Stelle gerückt sein wird, dann eröffnen die schimmernde Industrie- und die weite Maschinenhalle dem Blick ein so vollkommenes Bild leimischer hochentwickelter Industrie, auf hoher Stuf« der Technik stehender Gewerbe, daß Sachsen-Thüringen mit gerechtem Selbstgefühl nicht nur allen deutschen Stämmen, ondern auch allen fremden Nationen zurufen kann: „Kommt, chaut und staunt!" Wahrlich, eS ist nicht kleinlicher und unkritischer Local- latriotiSmus, der uns dieses Urtheil fällen läßt. Vom ersten Spatenstich, von der ersten auf den Platz der Ausstellung gefahrenen KieSkarre an haben wir mit gewissenhafter Prüfung das Werk verfolgt und haben uns täglich inniger mit ihm verwachsen gefühlt, täglich mit größerer Freude die Bedeutung deS Unternehmens sich steigern sehen. Und wie wir Zeugen gewesen sind der unendlichen Mühen, deS rast losen Ringens und Kämpfens für die glückliche Durch führung deS Ausstellungsplanes, so treten wir auch heute in die erste Reihe der Anerkennenden: Ehre den Männern, die daS gewaltige Werk glücklich zum Ziele führten! lüpsm rult exsxectsri! DaS alte, von bedächtiger Zu rückhaltung zeugende Wort wird für daS neue Leipzig glück licherweise immer weniger zutreffend. Nicht daß der Sinn, von dem es Kunde giebt, schon ganz verschwunden wäre; ein Rest davon klebt unS noch an, und eS wäre unnatürlich ge wesen, wenn daS Leipziger AusstellungSunrernehmen nicht seine Wirkung verspürt hätte. Wie die Bedeutung alles Großen zuerst nur von Einzelnen richtig ersaßt und gewürdigt wird, so ging es auch dem großen Unternehmen, das jetzt vollendet vor uns steht. Selbst Viele von Jenen, denen der Plan durchaus sympathisch war, zagten vor der Ausführung. Wie hat sich das in den letzten Monaten gewendet! Je mebr daS Werk fortschritt, ie ver wunderter und erstaunter der Blick auf den imposanten, viel gestaltigen Bauten ruhte, die auf den noch vor Jahresfrist öde und nebelüberhangen am Waldrande liegenden Wiesen entstanden, die zu einem im Niveau einheitlichen großen Aus- stellungSplatze durch eine Monate erfordernde Aufschüttung um gewandelt wurden, desto mehr verschwanv der Einfluß jenes alten Wortes, desto reger wuchs daS Interesse, desto antheil- freudiger ward die Stimmung in der ganzen Leipziger Be völkerung. Und so ist „unsere Ausstellung" heute ein Monument der Freude und de- Stolze- Leipzigs für alle seine Bewohner! Nicht aus dem eitlen Gedanken, der Schaulust der Menge eine neue, flüchtige Unterhaltung zu gewähren, ist die Leip ziger Ausstellung entstanden. In erster Linie will sie deu friedlichen, so überaus anregenden und fördernden Wettstreit innerhalb der heimischen Industrie und des Gewerbe- zur vollen Entfaltung bringen. Da- Neueste auf allen diesrn Gebieten, die reifsten Früchte menschlichen Sinnens und Schaffens will sie dem Besucher barbieren. So geht von ihr ein mächtiger Strom der Anregung zu neuen Plänen, neuem Wirken au-, befruchtend und belebend, neue Großthaten auf dem Gebiet« heimischer Industrie vorbereitend und erzeugend. Dieser vornehmsten und bedeutungsvollsten Wirkung unserer Ausstellung stehen andere Wirkungen wenig nach Mit verschwenderischer Hand streut sie den Samen nutz bringender Anregung auch auf zahlreichen aodereo Gebiet,» auS. Was die Kunst in ihrer prangenden Halle an Herr lichkeiten vereint, wie Bielen wird es zu Herzen sprechen, den Sinn läutern, die Empfindungen veredelu! WaS in der lieblichen Gärtnereihalle an Blumen und Blüthen tausendfarbig dem Auge entgegeulacht, wie Bielen die Natur die im harten Tageskampfe den Sinn für und ih« umndUch-n Schli-b-U-n °<-I°-°n w di- Li-b- i»- --w-ckm, es die Vieve zu "-r ^ ^ mit auf nachzukommen. Dieselbe Schlußfolgerung läge auch für die Blick aufs Neue scharfen und >b ^ ^ Stein- Freisinnige Volksparte, nahe aber bei dem Abg. Richter über wiegt die bange Sorge, daß seine Getreuen lm Hintertreffen bleiben werden. In Rücksicht daraus legt er zunächst der frei- den Weg geben: Vergiß in den unendlichen starren Steur Haufen der Großstadt nicht, daß draußen vor den ^b°r.n Blume und Strauch auch für Dick, blühen, Baum »n ^ auch für Dick ihren Sckmuck angelegt haben! Und redet das reizende Dörfchen nicht eine für Jeden, d" ^ Idylle versenkt, deutlich vernehmbare Sprache. Ihr s b Euch angezogen von den einfachen n.edr,gen Hausern 2hr weilt gern in den kleinen und n.edr,gen Stuben mck den schmucklos getünchten Wänden und Ihr verwohnten Grovstadter meint, Freundlicheres und Anheimelnderes noch nicht gesehen z. haben. Und in diesen Räumen, deren Fenster einst den AuS- blick gewährten auf den Thüringer Wald, haben friedliche und genügsame Menschen gewohnt. Liegt nicht auch dann eine Mahnung, die Mancher verstehen. Mancher zu seinem Besten mit beim nehmen wird? Und wenn wir unS m da« alte Meß viertel" begeben und auS den kleinen Ge wölben, den von schmalen Fensterchen erhellten Wohnungen unserer Altvorderen die gleiche Genügsamkeit erkannten, sollte nicht auch in dieser Erkenntniß ein Korn deS Segens liegen, den unsere Ausstellung auf den empfänglichen Besucher aus Ironien läßt?! , , Aus all' diesen Empfindungen heraus begrüßen wir heute voll gerechten Stolzes und voll hoher Freude da- auf Leipzigs Boden erstandene Ausstellung-Werk. Möge es Hunderttausenden eine Quelle der Belehrung, der Freude uud deS Genusses werden und den Namen unserer theueren Stadt mit neuem Glanze umkleiden! Deutsches Reich. ä Berlin, 23. April. In dem Reichstagswahlkreis WieSbaden-Rheingau-ObertaunuS ist der Aufmarsch der Parteien vollzogen. Als Kandidat deS gemäßigten natio nalen Liberalismus ist von der nationalliberalen Partei des Wahlkreises Stadtrath Bartling aufgestellt und hat die Candidalur übernommen. Die Conservativen baden ihm ihre Unterstützung zugesagt und dasselbe steht von der freisinnigen Vereinigung zu erwarten. Wie unS auS Wiesbaden geschrieben wird, ist diese Wahl eine besonders glückliche. Stadlrath Bartling erfreut sich als maßvoller Politiker und persönlich in weiten Kreisen einer außerordent lichen Beliebtheit. Auch daS Centrum ist mit emer Candidalur ausgetreten, ebenso die freisinnige Volks- Partei und die Socialdemotratie. Der Wahlkreis hat zuletzt im Jahre 1893 gewählt, wo in der Stichwahl I ihätig gewesen sind S1. Jahrgang. esammten Nheingau zum ruhmreichen Siege führen" werde As liegt kein Grund vor. diese- Pathos tragisch zu nehmen es kann höchstens den nationalliberalen Wählern ein Ansporn sein, ihrer Pflicht nach allen Richtungen hin im Wahlkampf der Candidat der fressinnigen Vereinigung, Fabrik besitzer Koepp, über den Socialdemokraten mit 11870 gegen 9566 Stimmen siegte. Zehntausend Wahl- berechtigte hatten dabei ihre Stimmen nicht abgegeben. Auf Seiten der bürgerlichen Parteien waren im ersten Mahlgang von den Wählern de- Herrn Koepp 6290, von der frei- sinnigen Votkspartei 4895. vom Centrum 5027 Stimmen aufgebracht worben. Da seitdem vier Jahre mit großen politischen Verschiebungen vorübergrgangen sind, so läßt sich über die Aussichten der einzelnen Candidaturen Bestimmtes nicht sagen. Nur so viel steht fest, baß alle Wähler, gleich viel welcher bürgerlichen Partei, das gleiche Interesse daran haben, daß der Wahlkampf in einer Form geführt wird, welche da- gemeinsame Eintreten gegen den Social demokraten in der unausbleiblichen Stichwahl nach Möglichkeit erleichtert. Mit großen Hoffnungen zieht das Centrum in den Wahlkampf; der Abg. vr. Lieber hat selbst die Parole ausgegeben, daß mit aller Energie eingetreten werden solle» und hoffnungsvoll fährt das Wiesbadener CeatrumSorgan fort, daß er „auf seinem unaufhaltsamen SiegeSzuge seine Getreuen auch in der Weltcurstadt und im sinnigen Bereinigung nahe, ihre Anhänger auf die Seite der freisinnigen Volkspartei zu commandiren, obwohl er vor wenigen Monaten noch es ablehnte, sich mit den ehemaligen Partei freunden auck nur im Allgemeinen principiell zu verständigen, und zugleich die Stirn runzelt, daß in Königsberg i. Pr. die Candivatur deS Herrn Bromel erwogen wird. Dana richtet er an daS Centrum, obwohl dieses 1893 mehr Stimmen hatte, als die freisinnige Volkspartei, die Aufforderung, auf die Aufstellung eines eigenen Candidaten zu verzichten; sonst ge- riethe Wiesbaden in die Hände der Nationalliberalen! Wenn der Abg. Richter, der sich noch immer als die Säule des Liberalismus betrachtet, diesen AuSgang so sehr fürchtet, warum verzichtet er dann nicht lieber zu Gunsten des Cen trums auf seinen Candidaten? Ein weiterer Zug in diesem Bilde ist der Rath an die Conservaliven, für de» CentrumS- candidaten zu stimmen, anstatt für den Nationalliberalen — weil sie sonst bekunden würden, daß ihnen der Liberale lieber wäre! So die Bemühungen der „Freisinnigen Zeitung" uni die „liberale Sache". Wir enthalten unS der Kritik. Die Wähler in Wiesbaden, dem Rbeinzau und dem Untcrtaunus- kreiS werden schon die verdiente Antwort darauf mit dem Stimmzettel zu geben wissen. Ö. ü. Berlin, 23. April. Die staatliche Aus zeichnung treu bewährter Arbeiter nach zurück gelegter fünfundzwanzigjähriger Dienstzeit ist bekanntlich schon in einzelnen Bundesstaaten eingesührl worden; jetzt hat der außerordentlich rührige Papierverein eine Eingabe an den preußischen Minister für Handel und Gewerbe gerichtet, worin dieser gebeten wird, „in Erwägung ziehen zu wollen, ob eS im allgemeinen Interesse nicht wünschenswerth erscheinen dürfte, Arbeitnehmern nach vollen deter mindestens fünfundzwanzigjähriger treuer Dienstzeit in ein und demselben Betriebe eine staat liche Auszeichnung gnädigst zu verleihen". Mit Recht weist der Verein in seiner Eingabe weiter darauf bin, daß es gegenüber der künstlich erzeugten Unzufriedenheit unter den Arbeitern einen günstigen Eindruck machen würde, wenn Treue und ehrliche Arbeit, verbunden mit Pflichtbewußksein, auck vom Staate Anerkennung finden. „Durch solche Gnaden beweise würde sicherlich mancher treue Mann im Kampfe gestärkt, mancher Unsichere gehalten und mancher Unzufriedene zu seiner Pflicht zurückgeführt werden. Ein seßhafter und zufriedener Arbeiter ist eine Stütze der Allgemeinheit, und diesen zu erhalten, ist daS Be streben unseres Vereins." Der Verein hat künstlerisch auS- gestaitete Diplome an solche Angestellte (Beamte sowohl als Arbeiter) verlieben, die mindestens 10 Jahre hindurch 1 treu und fleißig in dem Betriebe eines seiner Mitglieder ! thätig gewesen sind. Bis jetzt sind 500 solcher Diplome I vergeben; sie werden unter GlaS und Rahmen vom Verein ' überreicht und von den Empfängern erfahrungsmäßia sorg- fältigst ausbcwabrt als eine Errungenschaft, auf die sie mit einem gewissen Stolz blicken können. Solche Angestellte, die bereits nach zehnjähriger treuer Dienstzeit prämiirt worden, nach fünfundzwanzigjähriger Dienstzeit abermals durck den Verein allein zu prämiiren, erscheint den Mitgliedern nickt empfeblenswerth; sie wünschen deshalb eine mehr ehrende öffentliche Anerkennung. Die Sache ist mindestens der ernsten Erwägung wertb, denn in allen Bundesstaaten, in denen die staatliche Anerkennung treu bewährter Arbeiter bereits ein geführt ist, hat man mit ihr nur gute Erfahrungen gemacht. L. Berlin, 23. April. (Telegramm.) Die Kaiserin empfing gestern Nachmittag eine Abordnung des hier tagen den 26. CongresseS der deutschen Gesellschaft für Chirurgie unter Führung des Vorsitzenden Geheimrath Professor von BrunS-Tübingen. (-) Berlin, 23. April. (Telegromm.) Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: „Se. Majestät der König von Lachsen begeht heute festlich den Tag, an welchem er in daS 70. Lebens Feirrllet-n. Der erste Schultag. Lange schon war von dem ersten Schnlgang geredet worden — endlich war der Tag herangekommen. Wir be traten mit unserem Aeltesten den Schulsaal, in dem di» Schaar der kleinen Recrutrn sich bereit- versammelt Halle. Bald darauf begann der Direktor den Actu». Er begrüßte die An wesenden und richtete eine Ansprache an sie. DaS ist einmal eine Gelegenheit, wo r» einem klar wird, daß doch dem Capitel der „Beziehungen zwischen Schule und HauS" eine Bedeutung zukommt. Da lauschen di« Mütter und Väter, und da ist alles richtig und schön, was in der Rede gesagt wird; denn «- sind lauter Wünsche und Mahnungen und gute Rathschläge, was da zur Sprache kommt. Und da faßt nun ein jede- die besten Vor sätze. E- hat doch wahrhaftig etwa- auf sich, daß man sein Kind zum ersten Male au- dem Hause giebt, daß man mit der Uebergabe an die Schule die Fürsorge für seinen Lieb lina, die Leitung und die ganze fernere Zukunft zu einem wesentlichen Thecke in fremd» Hände zu legen gezwungen ist Nachdem der Directvr sriue Ansprache beendet hatte, schritt er zur Brrtheilung der Neuaufgenommenen in di« «mzelneu Elaflen. Ich war einigermaßen gespannt, zu welchem Lehrer unser Junge kommen werde. Ich jage „einigermaßen", denn «» ist mir nicht entgangen, daß in den Reiben der vielen Mütter diese Frage den hauptsächlichsten Stoff der Unter. Haltung bildete; ja, eine Frau erklärte einer anderen hinter -er: »Ich Hab« ordentlich gezittert, bi- unser Map aus gerufen wurde — ob er denn mit zu Herrn P. kommen möchte." Macht denn da- in Wirklichkeit etwas auS, zu welchem Lehrer daS Kind kommt? Diese Frage ist eine müßige, so fern eS sich nur um die pflichtmäßige Leistung der amtlichen Tbätigkeit der Lehrer handelt; auf Grund des Anstellung-- modus im Lehrfache eutscheidet die Behörde kurz und bündig, daß die Lehrer au einer bestimmten Schulgattung einander gänzlich gleich seien. Die Leut« haben hierüber nun freilich zumeist eine «twa- andere Meinung; denn nicht nur bei der Ausnahme in die Schule, sondern auch bei jedem Claffenwechsel find nur gar zu viele Eltern, die Kinder aber jedenfalls fast au-vahm-lo-, m hohem Grade iuteresstrt, wer diese und jene Elaste be kommt. Wie sind dies« Anschauungen «ad Beurtheilaagen zu erklären? Hören wir zuvörderst, wie die gewöhnliche» Leute ihre Urtheil« ia dieser Dache begründen. Da heißt r- etwa: Der «ine Lehrer ist sehr gut »der gut; der andere ist da- nicht in dem Maße, wenn nicht gar von manchem gesagt wird, er ist kein guter. Im einzelnen b,deutet da- so viel als: Der eine hält di« Kinder nicht so streng, straft nicht so häufig und so heftig al« «in anderer; dieser ist freundlich uud gewinnt leicht da- Zutrauen Her Kinder und Eltern; er läßt einmal in einem besonderen Kalle mit sich reden, er ist nickit pedantisch, giebt vor allen Dingen nicht zu viel auf. Welcher Wertb darf dergleichen BeurthrilNugrn veigemeffrn werden? Zunächst fällt «- dabei auf» daß sie all« ganz vorwiegend auf da« persönliche Wesen und Verhalten der Lehrer sich beziehen; durchaus erst in zweiter Linie wird dabei die Tüchti gkei t der einzelnen in Betracht gezogen, welche« dann für gewöhnlich in der Weise auSgedrückt wird, daß die Kiader bei einem viel oder nicht virl, mehr oder weniger lernten. Sofern nämlich in dieser letzteren Be ziehung wirklich wesentlichere Unterschiede unter den Lehrern einerSchulanstalt vorhanden sind, wird das von den Leuten immer gar wohl gewußt und sehr feinsinnig, und zumeist ganz richtig be- urtheilt; ja dafür haben selbst dir Kinder in den oberen Classen schon em gauz deutliches Gefühl. Aber wie gesagt, liegt heutzutage die Unterschiedlichkeit der Lehrer untereinander gerade am wenigsten nach dieser Richtung der berufsmäßigen Tüchtigkeit. Darum, daß jedem Kinde in dem Lernen sein Recht werde, brauchen sich jetzt die Eltern nicht mehr zu besorgen; darin kann wahrhaftig nirmal« ein Kind durch die Schuld der Schule und der Lehrer zu kur, kommen, und em« wirkliche Einbuße erleiden. Da« ist ein außerordentlich wichtiger Punct für die Beurtheilung de- Schulwesen- in unserer Ze,t. Uud daß für die Kinder da- Lernen und das gesammte Schullebe« bei dem einen Lehrer einigermaßen zweckmäßiger nnd annehmlicher verläuft al, bei einem anderen, da« wird wohl immer so bleiben; denn e« beruht ans der sehr natürlichen Grundlage, daß die Menschen über haupt alle untrremander nicht gleich, sondern mehr oder wemger verschieden sind. Da« ist aber auch gar nicht so )chlunm, und wenn in einem Falle Eltern mit der ganzen Art oder Maßnahme eine- Lehrers durchaus nicht einver standen sein zu können meinen, so mögen sie sich nur in gebührender Art mit ibm in- Einvernehmen setzen — aus mrse Weise läßt sich auch jeder Rest eine« unliebsamen Ver- haltniffe- au-al«ich«n und zum besten wenden. .. 2ung, war seiner Clafs« zuartheilt. uud al- di« kleine Schar nach verschiedenerlei Mühen einigermaßen ^runrt war. führte sie ver Lebrer in da- Clasiensimmer Er veranlatzte die begleitenden Mütter und Väter und anderen Angehörigen, um ein,»treten, und aus Grundlage ,ine« da walte Gott!" hielt auck er wieder eine kleine Ansprache. Er betonte die große Nothwendigkeit gegenseitigen Ver trauens und deS besten Einvernehmens zwischen Schule und HauS und wies besonders darauf hin, was gerade die Leute selbst dazu beitragen können und sollen. Darauf wandte sich der Lehrer auch sofort an seine kleine» Pflegebefohlenen und zwar so recht herzlich, so daß wir um der geliebten Kleinen willen nur wünschen konnten: „Ach, wenn eS doch immer so bliebe!" Ia, dieser Gedanke drängt sich Einem bei einer solchen Gelegenheit ganz unvermeidlich auf, da- heißt also der, ob den» nicht der Unterricht auf der untersten Stufe vorbildlich sein müßte für die gesammte Unter- richtSertheilung auf allen weiteren Stufe»; denn hier gebt Alles ohne Zwang, obne den vielgliedrigen Apparat de« Aufgaben-, auch de» StrafwesenS. Hier vollzieht sich die Wirkung des Unterricht- allemal im Augenblick, da er erthrilt wird, nicht erst hinterher durch Anwen dung verschiedener künstlicher Mittel; und hier ist die ganze Wirkung immer im eigentlichsten Sinne deS Wortes ««ne innere und damit erst eine wabrhaftig fruchtbringende und segensreiche. Hier ist da- gesammte Lernen in Wirklichkeit ein organische» Wach-thum, nicht ein mechanische« Angliedern und Anleimen; da werden sich die Lernenden Dessen gar nicht bewußt, daß sie lernen, fühlen sie auch nicht im Geringsten einen lästigen Zwang und Druck. Hier ist da-Vrrhältniß zwischen Lehrer und Schüler rin wahrhaft persönliche-, da wirkt der Geist ganz unmittelbar auf den Geist — hier ist man Kind, hier darf man - sein! X.
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