Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.04.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970424026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897042402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897042402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-04
- Tag1897-04-24
- Monat1897-04
- Jahr1897
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
— Der „Reich-anzeiger* »eröffentlicht folgende Ver ordnungen: Auf den Bericht vom 15. d. M. will Ich hierdurch dem zweiten Direktor der Staatsarchive den Rang der Ministe» rial-Räthe dritter Elasse und den Staatsarchivaren (ersten Beamten) in den Provinzen, sowie den am Geheimen Staatsarchiv zu Berlin rtatSmätzig angesteüten Geheimen StaatSarchivoren den Rang der Räthe vierter Elasse beilegen und zugleich bestimmen, daß außerhalb der genannten Kategorien einzelnen älteren ver dienten Archivaren (Archivräthen), bis zu einem Sechstel der als Archivare «tat-mäßig augestellten Beamten, der Rang der Räthe vierter Elasse als persönliche Auszeichnung verliehen werden kann Berlin, den 24. März 1897. Wilhelm 8. v. Boetticher An den Bicepräsidenten des Elaatsministeriums. Aus Ihren Bericht vom 17. d. M. will Ich hierdurch den Ab« theilungSdirectoreu der königlichen Bibliothek zu Berlin und den Direktoren der Universitätsbibliotheken den Rang der Räthe vierter Elasse der höheren Provinzialbeamten verleihen und sie zugleich ermächtigen, sür die Hälfte der jeweilig auf Grund Von sachverständiger türkischer Seite wird der „Post" I Meines Erlasses vom 14. Februar 1894 ernannten Ober» hierzu geschrieben, daß eine solche Nachricht schwerlich aus b't>"oth.karr gleichfalls die Verleihung diese» Dirnstranges zu dem türkischen Hauptquartier gekommen sein kann, vielmehr > mr,rr m»tr. von interessirter Seile in böSw.lliger Weise in die Presse Hn den Miwster de?geistlichen «. s w Ang.l.genheü.n ' lancirt sein muß. Dann beißt eS m der Zuschrift I . " »» . weiter: „Nicht nur die Kämpfe an der tbessalischen I — Die Nachricht von dem Attentate auf den König ...... Grenze haben den Beweis geliefert, daß von einer Superiorität Humbert fübrte heute Morgen zahlreiche Herren zum Bot- veS französischen Geschützmaterials über das deutsche absolut ichaster Grafen Lanza. Im Aufträge der Kaiserin sprach bevorstehen und veranderteDlsposilionenverhaiigiiivvoll werden > sei» kann, sondern daS eklatanteste Beispiel I der Oberbofmeister Frhr. v. Mirbach vor; weiter erschienen können. Wenig besriedigend l,l im Augenblick die Lage für die I große Ueberlegenheit der Krupp schen Kanonen ! der Slaatssecretair Frhr. v. Marschall, der StaatSsecretair »n? »NP? diesen am weitesten gen Süden vorgeschobenen Posten im Diplomaten und viele andere Herren eine türkische Division davonaetraaen bat der allerdinas I ^ . Man ist sich ,n militair,scheu Kreisen langst I — Die osficielle Eröffnung der Verhandlungen zwischen da die Türken schleunigst Verstärkungen'erhielten bald ! klar, daß dieser exponirte Platz, dem eine gedeckte! vex deutschen und französischen Regierung über die Gurma- Philippiada ist also noch nicht in sicherem Besitz der I - - kaum zu halten ist, weSbalb die dortigen Be-1 Hälfte deS Mai zu erwarten sei». Voraussichtlich werden Ui.«" Ä,"»L,7ch ^ Akk'LT-L! m,"°« 2"""!M ,ii- S«i,is--i d., I - D-m d«, S-Itz.-d,-g-s>-,n -t.r. da sie nach einem unS aus Saloniki zugegangrnen Tele-, ^ ^ gramm dort am Dienstag nach heftigem Kampse den Ort l -LeNtinieS »re»«-« »s HaL^ Betz^baL^ A^ ^öck"7n?-' ^ ' «tr.li. 2R April. Daß die wahren ^ffen Deuffch- schieden» retardirend wirkt der Umstand, daß die griechisch- landS ib« unseren Demokraten auf wen,g Verstandn.ß stoßen, Flott- die thessalische Küste bis hinaus nach Saloniki mit Er- bat sich, schon °st g-ze.gt Gerade,» unerbür. aber .st eS, folg bombardirt,ja daß man mit derBesckießung Salonikis selbst ! wenn eine deutsche Zeitung eme Nachricht verbre tet, d e ,n den nächsten Tagen rechnen muß. Es besteht di- Gefahr. S«'gn-t 'st. d,e brutsche Industrie auf Kosten der daß die Griechen landen und der türkischen Hauptmacht in I >ta"rof'frbk" in empfindlicher Weise ^ schädigen, den Rücken fallen können. Wie die „N. A. Z." aus Wien wodurch elbstverstandl.ch d-- Interessen der deuschen bestimmt erfährt, entsenden die Mächte Kriegsschiffe ^be.t-i' als deren Ver,echter sich d.e demok^ nach Saloniki zum Schutze der dort lebenden An- ° S"» auSgeben. .n e.ner wenig trfr-ul.chen We.s ver- gehörigen, weil es für möglich gehalten wird, daß Griechen- ""'"."»den. S° laßt sich jetzt d.e .,Frank,urter Ze.tung land das Geschwader, daS gebeime OrdreS erhalten bat, zum I Konstantinopel melden. Bombardement dorthin dirigirt. Die fremden Schiffe seien I. „Jedenfalls müssen die Griechen einen großen, Erfolg errungen unterwegs, Oesterreich entsende daS Thurmschiff „Stepbanie".! °us dem türkischen Hauptquart irr n, der n-» ül..^cr I Nacht elngetroffene Depe che unter Anderm meldet, daß die griechi- Edhem Pascha hat um einem -°e"uUenA»gr>ff von, System Canet. sich den türkischen Krupp» Norden her die Spitze zu bieten, 8000 Mann nach der ^^^^"^„legen gezeigt hätten." Küste beordert, und da es dabe, sein Bewenden nicht haben dürfte, erklärt eS sich, daß der längst erwartete Vorstoß auf Larissa, der mit voller Kraft geschehen müßte, sich verzögert. Hemmend mögen auck die Einflüsse der Konstantinopeler Palastintriguen wirken, mit denen nun einmal zu rechnen ist. Auf sie ist eS zurückzuführe», daß im , ^ Oberkommando der Ost-, wie der Westarmee ein Wechsel I' R.L7L'E?« LL'L "°L,L°EL -b-- früh Korst, und segelte nach der Bai von Aghioi Saranta,! dasselbe zur Uebergabe zwingen zu können. Die Kanonen I k-a wo sich groß- Niederlage» von Munition und »er Griechen. System Canet. darunter solche schwersten .-. AuS Anlaß dS ProcesseSKosch mann ,st ,etzb wv ^ ll,1 >. > v » """ I vermochten also innerhalb säst einer Woche nickt baS I wie die Berliner „DolkSztg." Mittheilt, eine s ch a rfe r e C o n < Lebensmitteln bestnden. Nach e.ner zwe.stunL.g-n B-ich.evnng ging ^^,a zu bnna^i waS tüikische Kreise welche den trole der zu den Gefaiigenen-Näum-n zuzelaffenen Rechts- ein großes Depot in Flammen auf. Tie türkische Bedeckung g . Stunden hielten- der «"wälte angeordnet worden. Ohne Vollmacht soll ferner derselben,6MMann stark, zog sich in das Fort Aghioi Saranta I den die Canet-Gesckütze der griechischen Panzer in ! unter keinen Umständen einem Anwalt der Eintritt in daS zurück. Gegen Mittag wurden unter dem Schutze der Artilleriedes I P.xvesa'aiizitrichteil vermochten, ist auch beute, nach fünf-! ^ukersuchungSgefängniß gestattet werben. Geschwaders und der TorpedobootS-Flotille griechische Truppen» I tägiger Beschießung, ein verbältnißmäßig unbedeuteuder. Die! — Zn dem Proceß gegen Auer und Genossen wegen Athcilungen gelandet, welche alle Len Ort umgebenden Höhen I geringe Anzahl Krupp'jcher Kanonen von nur 15 cm, welche! Vergehens gegen das Vereinsgesetz hat die Staatsanwalt besetzten und nach Einschließung der Stadt alle bis dahin ver»! bei dem in der Mehrzahl veralteten Material Prevesas Haupt-1 schaft die gegen das freisprechende Erkenntniß eingelegte Be schont gebliebenen Gebäude und Depots in Brand stcckteu. Tie» I sächlich bei der Vertheidigung in Betracht kommen, hat I rufung zurückgezogen. selben wurden g ä nzl ick zer st ör t. Die t ü r k i s ch e Bes a tz u n g I ^^übstrn niehrfach die griechischen Schiffe zum Rückzugei — Eine Eonserenz von Arbeitgebern und Ärbeit- hatte sich inzwischen auf die Höhen zurückgezogen und unterhielt gezwungen und 'br Feu-r zun, Schweigen g-brachb Wie nebmern inAccumulatorenbetrieben ist.wie d-r Vorw" »in Ni.ni-i,»?»..»» k^^.°n l kann man angesichts dieser unbestreitbaren That achen die meldet, am Mittwoch IM Bureau der BerusSgeno sen,chaft von dort ein G wehrsE ^ den Werth der Krupp'schen Kanonen gegenüber für Feinmechanik abgehalten worden. Den ^weck der au LaiielbeinLeß bald zum schwelgen und zwangen die tnrkiiche Belobung I Canets herabzusetzen! — Wie wir Türken schon seit I Veranlassung des Reichskanzlers anberaumten Verhand- zu weiterem Rückzuge. Während der Beschießung hatten sich I Jahren deutsche Art und deutsche Bildung zu schätzen gelernt I lungen sollte die Begutachtung eines Entwurfs gewerbe- ctwa 50 christliche Einwohner in ein Haus geflüchtet, aus welchem I haben und nichts auf die Deutschen kommen lassen, so wollen IhygieinischerVorschristen bilden, welche die möglichste sie die weiße Flagge gehißt hatten. Nach dem Kampfe wurden sie I wir auch nicht, daß die deutsche Industrie, so weit wir dabei! Verhütung von Bleivergiftungen in Anlagen zur Her an Bord genommen und nach Korfu gebracht. Aus griechischer! betheiligt sind, verunglimpft werde, und deshalb bitten wir ! stellung elektrischerAccumulatoren bewirken sollen. Die Verband Seite wurden nur zwei Matrosen verwundet. I um Veröffentlichung dieser Zeilen!" I lungen wurden geleitet von dem Vorsitzenden der Berufsgenoffen Handelt es sich auch nicht um bedeutende Truppenmassen. » Berlin. 23. April. Der „Weser-Ztg." wird von hier Mer mun"unwrn^E worden sind, so befinden dieselben I den Kreisen der älteren Baubeamten I auS den in Betracht kommenden Betrieben, zwei Arbeiter sich doch an, Eingang einer direkten VerbinbungSstraße nach I bx„sckt große Erregung, da man im Ministerium anscheinend ! Vertreter und zwei Beamte der zuständigen Berussgenossen schwächt. Immerhin stehen den gurken noch große Reserven > xjn gleichbedeutendes Schreiben erhalten, nach welchem, , -r^ - - er» -e er r» zur Verfügung d,e schließlich doch den Ausschlag geben I Minister zu der erprobten Gewissenhaftigkeit Ver!^ ^,ne polu,sch-soc,al,stische Ma,sest-Ze,tuns müssen. Eine Meldung des „Standard" auS Konstantiuopel I B^mten das Vertrauen bat daß sie sich der Ein-1 ^ ^"eitS erschienen. Siehst, wie wir der „Post" entnehmen besagt, daß nach einem amtlichen Berichte die Türkei gegen- si^ ,Mt verschließen, daß ' mit zunehmendem Alter 64 Setten und enthält neben einer Anzahl wartig 357 000 Mann unter den Massen hat, davon ^ Geistes- und Körperkräste so abnehm^ «"7?^ "°U>land.ge «ammlung pol- allein 217 000 Mann in Europa. AuS Athen wird daher > jjchx Wahrnehmung der Amtspflichten schwierig ist. ES wird I N'sch-sociallstlscher Arbeiterlieder. auch nach einem unS zugeheilden Londoner -l.elegramm gemeldet, > vaher den Betreffenden anbeimgestcllt, im Laufe dieses SommerS I — Verhaftet wurde, nachdem er von der politischen Polizei daß trotz der günstigen Nachrichten aus Epirus wenig I jhxx Versetzung in den Ruhestand zu erbitten. ES ist diese I vorgeladen worden war, der Anarchist Dempwolf, seiner Zeit Zweifel bestehe, daß man an verantwortlicher Stelle die Lage als I Aufsorderuim auch an solche Baubeamten ergangen, die I focialdeinokratischer Agitator und Verleger, der im vorigen Jahre höchst kritisch ansehe. Seine Hoffnung setzt man in erster „otorisch zu den tüchtigsten ihres Faches gehören und erst im ?"s Sachsen ausgewi.sen wurde, dann nach Berlin kam und hier Lmie immer noch aus d,e Tbe,lnahme der übrigen Balkan-^ tz^fe dieses Jahres das 65. Lebensjahr erreicht haben. Daß ? N» staaten an dem griechischen Naubzug gegen die Türkei, diese verdienten alten Beamten sobald die seit lanaer Heilig' 'einer Festnahme um die auswiegelnden Reden handeln, die Wie ans den Meldunaen der leNten Taae bervoraebt ^ r ^ -oeamien, sovald die seil langer >jeii I Dempwolf IN den aus Anlatz der Centenarseier emberusenen sunf ^vie aus ven ^ceidungen der letzten -e.age yervorgeyt, ersehnte und für nothwendig erkannte BesoldungS-1 anarchistischen Versammlunaen aehalten bat. führt man in Belgrad eine sehr scharfe Sprache gegen «rhöhung eintritt, nun dieser Wohllhat durch Pensionirung I m ^ ^ ns . . e- iaa-7,aa r a. die P orte, und IN Sofia hat die elbe bereits einen verlusiia aeben sollten erreat natürlich eine bittere Stimmuna I . ^ Nach dem preußischen Staatshaushaltsetat für 1897/98 sollten ' »syen sollten, erregt natürlich eine vitlere ivtlmmung 1. April ds. Js. in der Zoll» and Steuerverwaltung 90 und verschiedene dieser Beamten werden sich buten, sich selbst I ne Obercontroleurstellen geschaffen werden. Da das Ab- das Zeugniß auszustellen, daß sie sich ihrer Amtspflichten I geordnetenhaus den Etat erst in der zweiten Lesung genehmigt hat. nicht mehr gewachsen fühlen. Trotzdem werben sie voraus-1 die dritte Lesung und die Zustimmung des Herrenhauses aber noch sichtlich auch wider ihren Willen pensionirt, wozu daS Gesetz I auSstehen und erst im letzten Drittel des nächsten Monats zu er» die Regierung formell zweifellos berechtigt. Ob eS aber recht! warten sind, so haben die Beförderungen und Versetzungen der gehandelt ist, von solcher Berechtigung in solchem Umfange I Beamten in die neuen Stellen zum l.d.M. nicht stattfinben können. thatsächlich Gebrauch zu machen, wo die meisten Minister und I Da» Finanzministerium hat daher, laut der „Schles. Ztg. , den be- 'm °-n B-w-l-u-i-r». °.ß s.- NL« Äd"L noch im höheren Alter als 6v Jahre den schwierigsten AmlS-I ^chnen konnten, mittheilen lassen, daß die Besetzung der neuen pflichten gewachsen sind, ist eme andere Frage, die w,r Nicht I Stellen aus dem oben mitgrtheiltrn Grunde frühesten- zum ohne Weiteres bejahen möchten." 11. Iuni d. I. stattfinben werde. drohenden Ton angenommen. Es glaubt wohl Niemand, daß eS sich dabei nur um eine Pression handelt, um augen blickliche nationale Vortheile zu erlangen, sondern, daß man lüstern nach erklecklichem Landerwerb ist und daß diese Lüsternheit steigt, je günstiger die Lage sich für Griechenland gestaltet. Nur ein rascher Sieg ver Türkei kann diesen Aspirationen mit einem Schlage ein Ende machen. Von einem Einschreiten Rußlands und Oesterreichs erhoffen wir dagegen nicht sonderlich viel. * Schwerin, 23. April. Die verwittwete Groß« »erzogin Anastasia ist heute früh mit der Herzogin Ulexandrine von Ludwigslust nach Cannes zurückgereist. Der Groß Herzog begiebt sich am Sonntag früh von LudwigS- lust nach Schwerin und wohnt hier einem GevächtnißgotteS- dienste für den verstorbenen Großherzog bei. Abends wird er ebenfalls nach Cannes abreisen. * Arievrichsrnh, 23. April. In Friedrichs ruh sind wie der „B. L. A." meldet, gestern Graf Henkel-DonnerS- marck und Professor Schweninger angekommen. DaS Befinden des Fürsten ist gut, allein er hat sich in Anbetracht der regnerisch-kalten Witterung in den letzten Tagen Schonung auferlegt und ist nicht auSgefabren. * Bromberg, 22. April. Die Vermuthung, daß die Be- chlüsse der Bromberger städtischen Behörden, betreffend die lufbringung der für 1897/98 erforderlichen Gemeinde te» er n durch Erhebung von 130 Proc. Zuschlag zur Ein- oinmensteuer, 130 Proc. der Gebäudesteuer, Grundsteuer und Gewerbesteuer, sowie 100 Proc. Betriebssteuer, die Ge nehmigung der Aufsichtsbehörden nicht finden würden, hat sich chon bestätigt. Der Bezirksausschuß hat in seiner letzten Sitzung diese Genehmigung versagt. Derselbe stellt die Forderung, daß die Einkommensteuer mit einem niedrigeren Procentsatze (120 Proc. statt 130) herangezogen und daß daS Fehlende durch höhere Belastung der Realsteuern oder durch indirekte Steuern, z. B. die Biersteuer, aufgebracht werde. (Ostd. Pr.) * Hannover, 23. April. Eine gestern abgehaltene Ver sammlung von tausend Tischlern beschloß, in den AuS st and einzutreten. * BreSlau, 23. April. DaS Mitglied deS Herrenhauses, Kammerberr Gras DorotheuS v. Roth kirch-T rach auf BärSdorf (Kreis Goldberg-Haynau), ist, der „Schl. Ztg." zufolge, gestern au Lungenentzündung gestorben. * Nürnberg, 22. April. In der „Frank. TageSp." nimmt beute Abg. Grillenberger das Wort zu der Preßsehde Liebknecht-Schönlank. Er stellt sich mit Entschiedenheit auf die Seite Schönlank's. Er meint, daß Schönlank dem Parteisenior mit der Bemerkung, daß Liebknecht mit Vorliebe die deutschen Zustände schwärzer male, als die in anderen Staaten, kein Unrecht zugefügl habe. Allerdings hätte die Behauptung von der Unhaltbarkeil deS Satzes von der „sich stetig verschärfenden Verelendung" sortgelassen werden können, aber so, wie Schönlank seine Bemerkungen gemacht habe, enthielten sie nicht den geringsten Verstoß gegen die Partei grundsätze und die Thalsachen. Sehr scharf bekämpft dann Grillenberger die „Sächs. Arb.-Ztg.", die Schönlank durch den Hinweis auf die „fortwährende Proletarisirung der Bauernmassen" zu widerlegen versucht hatte. Grillenberger weist darauf hin, wie oft von derselben Seite diese nämlichen Bauern nicht zur Arbeiterklasse gerechnet worden seien, wenn es galt, der bayerischen socialdemokratischen Landtagsfraction eins auszuwischen. (Franks. Ztg.) * Pforzheim, 22. April. DaS katholische Stadtpsarramt bat beim Bezirksamt um die Erlaubniß nachgesucht, die Fronleichnamsprocession fernerhin auf einige Straßen der Stadt auszudebnen. Auf ergangene Anfrage hat sich der Stadtrath gegen die Genehmigung des Gesuchs aus gesprochen, in Anbetracht der „paritätischen Bevölke rung" unserer Stadt. Oesterreich-Ungarn. Krise»,gerächte. * Pest, 23. April. Die in Blättern aufgetauchten Gerüchte von einer Cabinetkrise, sowie die Meldungen von einer Uneinigkeit innerhalb der Regierung entbehren dem Ver nehmen nach jeder Begründung. Bezüglich der Quoten frage wird versichert, daß zwischen beiden Regierungen hierüber noch keine Verhandlungen stattgefunden hätten; es müßten erst beide Quotenausschüffe über die Quote ver handeln. Der ungarische Quotenausschuß hält morgen eine Sitzung ab. * Pest, 23. April. Die ungarischen Krisengerückte werden bestritten. Besonders unzutreffend sind die Mel dungen, als ob zwischen dem Ministerpräses Banffy und dem Finanzminister LukacS in der Quotenfrage Gegen sätze beständen. Gleichwohl ist die Lage eine ernste, da eine Einigung zwischen den beiden Regierungen bezüglich der Quotenfrage fast gänzlich aussichtslos ist. Die Lage kann daher in den nächsten Wochen zu einer Regierungskrise führen, die sodann nicht auf die ungarische Regierung allein beschränkt bleiben dürfte. (Magdeb. Ztg.) * Wie wir hören, hat Kaiser Wilhelm gelegentlich seiner letzten Anwesenheit in Wien dem Großgrundbesitzer und Mitglied des österreichischen Herrenhauses Baron Oppenheimer auf Kleinskal in Böhmen (bekanntlich ein Leipziger Kind), den Kronen» ocden II. Elasse mit dem Stern verliehen. Schweiz. Arbelterfchntz. * Zürich, 23. April. Die nationalräthliche Commission, betreffend die Frage der internationalen Arbeiter- Und wirklich mochte wohl das Schlimmste vorbei sein, da daS Stirnrunzeln Zarnow'S sich jetzt nicht mehr auf DaS, was er schon wußte, sondern auf den weiteren Inhalt des Schreibens bezog. Iuanita'S Brief aber lautete: .Lieber Herr vr. Zarnow! „Sie werden sich gewiß wundern, daß ich Ihnen auS Bergedorf schreibe. Ich bin nämlich in Pension bei den beiden Fräulein Winkelmann, seitdem mein Papa Gerard mit meiner jetzigen Mama — Sie kennen sie auch, Fräulein Cäcilie Friedrichsen hieß sie früher — Hochzeit gemacht hat und dann mit ihr gleich auf Reisen gegangen ist. „Lieber Herr vr. Zarnow, Sie können mir Wohl glauben, daß ich lieber zu Hause geblieben wäre, obgleich ich eS hier sehr gut habe. Die beiden Fräulein Winkelmann haben mich am ersten Tage so lieb ausgenommen, als wenn ich ihre Tochter wäre, und die andern jungen Mädchen waren gar nicht fremd gegen mich, so daß ick mich ganz heimisch fühlte. Nur als ich zu Bette ging und alle Anderen schliefen, da bekam ich ein solches Heimweh, daß ich vor Weinen gar nickt cinschlasen konnte. Und auch jetzt noch, wenn ich daran denke, wie schön eS in Fontenay war, und an den braven Nero und an mein Geigenspiel, dann kommen mir immer wieder die Tbränen in die Augen. „Wenn ich hier nur wenigstens Geige spielen könnte! Aber ich darf eS nicht, denn der Musikunterricht ist besonders und ich bekomme ihn nicht mit. Manchmal habe ich eine solche Sehnsucht nach meiner Geige, daß ich fast krank werde — und damit hängt eine sehr merkwürdige Geschickte zu sammen, die ich Ihnen nun erzählen will. „Ich hatte neulich sehr starkes Kopfweh und konnte den Spaziergang nicht mitmachen, den die anderen Pensionairinnen mit den Lehrerinnen und Vorsteherinnen nach Reinbeck machten. Wie ich ganz allein war, schlief ich anderthalb bi- zwei Stunden. AlS ich aufwachte, hatte ich keine Kopf schmerzen mehr, aber solche Sehnsucht — o solch eine un beschreiblicke Sehnsucht nach Musik, daß ich zu unserer Liese ging, dem Stubenmädchen, und sie so lange bat, bis sie mir daö Musikzimmer öffnete. Da machte ich den Flügel auf und spielte, was mir gerade durch den Kopf ging. Und dann mit einem Male hätte ich beinahe laut aufgejauchzt — denn ich sah eine Geige daliegen, ein elendes Ding, da« unser Tanz lehrer immer benutzt — aber eine Geige! „Ick schloß den Flügel und nahm die Violine zur Hand Anfänglich zitterte ich rin wenig, weil eS mir vorkam, al« sündigte ich gegen ein Verbot; aber das war rasch vergessen, nnd, wie Papa Gerard zu sagen pflegte, ich „fiedelte darauf öS, wie die himmlischen Heerschaaren vor dem Hergott". ES muß recht albern auSgesehen haben, weil mir anfänglich vor Heimweh die Tbränen über die Backen liefen, und ich dabei immer fort geigte. Alles, was ich wußte, kam daran; wenn ich irgendwo die Noten vergessen halte, machte ich meine eigenen Uebergänge, und so kam ich von einem Stücke in das andere, und endlich an meinen unvergeßlichen Carneval von Venedig. „Ja, das hätten Sie sehen sollen, lieber Herr vr. Zarnow; ich machte die Augen zu, um mich ganz in unsere Wohnung versetzen zu können. Mir warS, als sähe ich das Clavier und die Blumen, und Papa Gerard und Sie leibhaftig vor mir. Ich vergaß alles Andere. Bei jeder Variation klangen mir die tiefen und klagenden Töne deS Cellos in den Ohren — ich glaubte zu hören, wie bei den leise verklingenden Passagen die Canarienvögel im Nebenzimmer laut wurden, und dann wieder mußte ich lachen, wenn die bizarren Figuren kamen, bei denen der arme Nero so herzbeweglich beulte — wissen Sie noch? So geigte ich weiter und weiter, immer die Augen zu, bis daS Ende kam; daran knüpfte ich dann noch einen Schluß von meiner eigenen Erfindung — und dann sprang ich auf.. . „Aber o den Schrecken, den ich bekam! DaS ganze Zimmer war voll von Pensionairinnen, die sckon eine ganze Weile still wie die MäuSchen zugehört hatten. Fräulein Julie, daS ist eine von den Winkelmann'-, stand dicht vor mir und sah mich mit ernsten Blicken an, und Fräulein Natorp, unsere Musiklehrerin, kam zu mir und küßte mich, und ich sab, daß Tbränen in ihren Augen standen. „Darüber war ich sehr betrübt und ich fürchtete, daß man mich und die Liese bestrafen würde, weil sie mir da» Musikzimmer geöffnet hatte. Während die Anderen fort gingen, um sick umzukleiden, nabm Fräulein Julie mich in ihr Zimmer, und ich meinte, sie würde mich sehr auSschelten. Daher sagte ich gleich: „Ach, Fräulein Julie, seien Sie mir nicht böse, ich habe mich so gelangweilt, als ich allein war, daß ick mir von Liese daS Zimmer öffnen ließ." „Fräulein Julie schüttelte den Kopf und sagte, sie wäre mir nicht böse, und dann bat ich für die Liese. Sie lächelte mir zu und antwortete: „Ich bin auch der Liese nicht döse. Was mich verdrießt und betrübt, ist etwa» ganz anderes." „Was mag da- wohl sein? Sie wollte e- mir nicht sagen; aber sie fragte mich, wie lang« ich schon spielte. Ich erzählte ihr Alle- und sie wurde dabei immer ernster. Ist es denn etwas so Schlimmes? Ich traute mich nickt, sie weiter mit Fragen zu drängen, obgleich sie gegen mich so freundlich war wie immer. „Nun muß ich Ihnen aber noch etwas Merkwürdige- erzählen. Unter den Pensionairinnen ist eine, die mich sehr gern hat, und die mir Alles anvertraut, da- ist Hannchen Pemöller. Die fragte ich Abends, ob sie mir schon lange »ugehört hätten, und sie sagte: „Ja, gewiß über eine Viertel stunde, und keine von uns rührte sich, weil Du gespielt hast wie ein Engel. Wir waren aber Alle ganz starr vor Er staunen, wie wir Dich mit der Geige sahen, denn Fräulein Natorp hat einmal gesagt, Du wärest ganz unmusikalisch, und kältest keine Spur von Gehör." „Ist da- nickt merkwürdig? Woher konnte denn Fräulein Natorp das wissen?" „So — nun ist auch gleich der zweite Bogen zu Ende und ich muß schließen. Ich habe Ihnen diesen langen Brief geschrieben, weil ich allein bin — dir Andern sind alle nach Hamburg, wo Fräulein Seebach die Philippine Welser spielt. Kennnen Sie das Stück? Ich hätte es gar zu gern gesehen, aber ich darf nicht, denn Mama Gerard hat verboten, daß ich in- Theater gebe. „Nicht wahr. Sie schreiben mir einmal wieder? Ihr Name erinnert mich so an die schönen alten Zeiten, und ich habe noch immer so viel Heimweh. ES grüßt Sie von Herzen Ihre dankbare Schülerin Juanita Mitena." Einmal war sich vr. Zarnow mit der Hand über die Augen gefahren, dann aber legte sich «in harter Zug über sein Antlitz und verließ eS nicht mebr. „Wahrhaftig, Du hast Dich wunderbar entwickelt, Cäcilie!" murmelte er voll zornigen Hohne-, als er den Brief zu Ende gelesen hatte. „Frau Cäcilie Gerard ist wirklich ein Weib, zum Herrschen geboren! Sie duldet keine anderen Götter neben sich! Arme Juanita! Nicht einmal die Musik gönnt sie Dir! Natürlich! Denn damit hast Du ja den festesten Halt an Gerard. Und in» Theater darfst Du auch nicht! Warum nicht? Aber da» ist doch sehr einfach! Du bist ihre Nebenbuhlerin, und da- Theater würde Dir Vergnügen macken! Da» darf doch nicht sein!" Er ließ die Hand schwer auf den Tisch niederfallen. ES war für Frau Cäcilie Gerard gut, daß sie in diesem Augen blick in den Azaleenhainea von Lugano weilte und nicht dem furchtbar erbitterten Manne gegenüber stand, der es schwer und schmerzlich empfand, daß das Ideal seiner Jugend, das er nicht mehr lieben durfte, auch seine Achtung nicht mehr verdiente. DaS machte den herben Verlust unerträg lich schwer. Nach einer schlaflos verbrachten Nacht ging Zarnow am nächsten Vormittag seinen Pflichten wie gewöhnlich nach. Nach Hause zurückgekehrt, schrieb er einen ausführlichen, zehn Seiten langen Brief an Juanita, worin er sie in liebevollen Worten tröstete, ermuthigte und zu geduldigem AuSbarren ermahnte. Er erzählte ihr von seiner neuen schönen Heimath, und daß auch er Musik und Theater entbehren müsse. Aber er hoffe auf Entschädigung in der Zukunft, und Juanita, die noch daS ganze Leben vor sich habe, dürfe die- noch viel mehr als er. Dann schrieb Zarnow an Gerard. Er wünsche ihm Glück zu seiner Verheiratbung und bat ihn, über sein häusliches Glück die arme Juanita nicht zu vernachlässigen, ibr namentlich die Musik, die für sie geradezu ein Leben-- bedürfniß sei, nicht zu entziehen. Von diesen beiden Briefen ging aber nur der an Juanita ab, den andern zerriß er wieder; denn ihm war ein besserer Gedanke gekommen. Er wollte persönlich in Ordnung bringen, was da drüben in der alten Heimath von einem herzlosen Weibe gesündigt wurde. Sie glaubte ihn fern und gegen den Einfluß, den sie auf Gerard auSübte, ohnmächtig: sie sollte sich täuschen. Er wollte ganz unerwartet wieder vor ihr er scheinen, und er wußte, daß wenige Worte genügen würden, um der verstoßenen Juanita wieder zu ihrem Rechte zu verhelfen. Denn — merkwürdig genug! — da- ihm selbst zugefügte Unrecht trat schon vor dem Gedanken an die schimpfliche Verfolgung der armen spanischen Waise in den Hintergrund. Nicht in eigener Sache wollte er der Treulosen Vorwürfe macken, sondern die GewiffenSdiffe, die sie bei seinem Anblick empfinden würde, sollten Juanita zu Gute kommen. (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder