Vorwort Von Nikolaus Ludwig von Zinzendorf ging eine Wirkung aus, die sich auf die ganze evangelische Christenheit in der Welt er= streckte. Schwerlich wird man einen Bereich finden, der nicht auf irgendeine Weise direkt oder indirekt von ihm berührt worden wäre. Dieser erste Band einer Zinzendorf=Biographie, hinter der aus= gedehnte Quellenstudien stehen, möchte die Freude an einem unvergleichlichen Mann wecken und vertiefen, der nur eine Passion kannte, die er mit seinem ganzen Herzen ergriff: seinem Herrn und Heiland in nimmermüder Fröhlichkeit zu dienen. Dabei habe ich nicht umhingekonnt, ein Einführungskapitel über die Welt des alteuropäischen Adels voranzustellen. Nicht, daß ich darüber grundlegend Neues ausspreche, was nicht in jüng= ster Vergangenheit auch andre getan und gründlicher tun konn= ten. Der Leser, der schnell zum jungen Zinzendorf selbst kommen will, mag es ruhig überschlagen. Er wird wohl zu ihm zurück* greifen. Ich hoffe auf besinnliche Leser, die sich Zeit lassen wol= len, um den Grafen Zinzendorf erst einmal voll und ganz in seiner damaligen Welt zu beobachten und in dem Wurzelboden zu sehen, dem er angehörte. Erst dann, wenn man Vergangenheit nicht vorschnell zur Gegenwart macht, wird die Zeit dazwischen transparent und die Begegnung mit einem der größten und gesegnetsten Zeugen Jesu Christi zum Geschenk. Dieser erste Band stellt sich zum fünfhundertjährigen Jubiläum der Böhmischen Brüder, jenes unvergleichlichen Geschlechts von Zeugen, die schon Zinzendorf bewunderte, erst kurz vor Tor* Schluß des Festjahres ein. Das ist spät, aber vielleicht nicht zu spät, um ihn aus festlichen Stunden in neue frohmachende Arbeit mitzunehmen. Leipzig, im August 1957 Erich Beyreuther 8