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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.05.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970521011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897052101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897052101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-05
- Tag1897-05-21
- Monat1897-05
- Jahr1897
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2. Mv zm LchM Ägeblatt uni AnMk Nr. W8, Keita-, 21. Rui ISS?. Wvu-AnUk.) bis „Le Lude", a. (6000 ./t), t. „Webinuth", 6j. (6000 ^L), „Crackshot, a. (6000 .^l), üj. "j. 4j. I/. Leipzig, 20.<Mai. Wegen Betruges istgvom Landgerichte Zwickau am 15. März der Viehhändler Franz August Acker» mann zu Strafe vcrurtheilt worden. — Seine Revision wurde heute als unbegründet vom Reichsgerichte verworfen. Vermischtes. ---- Das Sympathie ni ittel der Frau Marie Hirse menzel wurde vor der 129. Abtheilung des Schöffen gerichts inBerlin offenbart und erregte bei den Zuhörern Zport. tz Leipzig, 20. Mai. Mit allen Mitteln rüsten die zahl reichen auswärtigen Ställe für die Leipziger Nennen am 27., 29. und 30. Mai: darauf deuten die zahlreichen GalopS der verschiedenen LotS in Hoppegarten und Carls- Horst hin. Die einzelnen Concurrenzen hat der Leipziger Renn-Club wieder mit besonders reichen Preisen auS- gestattet; man darf daher einem stark besuchten Meeting entgegensetzen. Wie außergewöhnlich rege diesmal das Interesse für die Rennen ist, geht wohl am besten aus den schon jetzt * Ans der „Sport-Welt": Die Annahmen in den Leipziger Handicaps sind günstig ausgefallen, da im Wilhelm Lückc-Rennen 10, im Versuchs-Handicap 11 und im Großen Leipziger Jagd-Rennen 15 Pferde stehen blieben. — Für das Verkauss-Handicap in Leipzig sind „Maznret" und „Verdaut Green" nachgenannt worden. — „Le Lude", Rittmeister von Eynard's Steepler ist in Carts- borst eingetroffen, um sein Engagement im Großen Berliner Jagd- Rennen zu erfüllen. — Die Hoppe gärtner Armee schloß mit nicht weniger als 38 Nennungen. Rittmeister von Eynard hat folgende sechs Pferde genannt: „Attichy", „Auditor", „Brunhilde", „Le Lude", „Mistletoe" und „Tambour-Major". — Das Große Hoppegartener Jagd-Rennen hat zwölf Annahmen auf- zuweisen. — Tie Gröditzer Farben werden am Sonntag zum ersten Male seit dem Bestehen der Borsteler Bahn auf derselben zu sehen sein, da „Volapük" für Las Frühjahrs-Rennen in Aussicht genommen ist. — Tas Hahn-Memorial schloß mit 41 Unter- schriften. — „Saphir" soll am Dienstag mit seinem Führpserde die Reise nach Wien antreten. — „Frondeur" hat ein Engage- ment im Nauener Jagd-Rennen am Pfingst-Dienstag erhalten. — Für die vierte internationale Steeple - Chase liegen bis jetzt von siebzehn Pferden die Annahmen der Gewichte vor, darunter in „Craig" ein Vertreter Englands und in „Pylades" derjenige Oeyerreich - Ungarns. — Im Großen Berliner Handicap, für welches 40 Unterschriften Vorlagen, haben nur 19 Pferde Las Gewicht angenommen. — Wie der „Sport-Welt" aus Frankfurt a. M. geschrieben wird, haben Freunde des Sporls für die Reiter des zweiten, dritten und vierten Pferdes im Großen Preis von Frankfurt a. M. am 20. Juni Ehrenpreise in Aus sicht gestellt, wählend den für Len siegenden Reiter der Großherzog von Hessen zugesichecl yul. — Die schon viel besprochene „Bethel" gelangte am Mittwoch vor Beginn des Trab-Rennens in Berlin- Westend zur Versteigerung und wurde sür 5000 von Herrn C. Schmidt erstanden. — Für den Großen Preis von Krakau 1898 sind dreiuuddreißig Unterschriften abgegeben worden. — 2800 000 Kronen betrug der Umsatz beim Totalisator während des Pester Frühjahrs-Meetings. Dieses Ergebniß, obwohl sehr befriedigend, blieb gegenüber jenem des Vorjahres zurück, wo sich der Umsatz während des gleichen Meetings auf 3 350 000 Kronen belief. 8 Der Radfahrer-Club „Schwalbe" in Leipzig begeht, wie bereits erwähnt, am Sonnabend, den 22. d. M., im großen Saale des Hotels Stadt Nürnberg sein fünftes Stiftungsfest, verbunden mit Banner weihe. Ein gediegenes Programm, sowie das gute NenommSe, dessen sich der genannte Club in Radfahrer kreisen zu erfreuen hat, lassen ans eine starke Betheiligung schließen; ist doch ein Jeder — und die Radlersleut' wohl nicht zuletzt — stets gern dabei, wo es ein paar gemüthliche Stunden unter gleich gesinnten SportSgenossen zu verleben giebt. Die Feier beginnt pünctlich '/z9 Uhr. Der Zutritt ist nur tu Gala-Sport-, bezw. Ball anzug gestattet. Programme, die allein zur Betheiligung an dem Feste berechtigen, können noch bei den Herren Paul Clauß, Kalha- rmenstraße 23, nnd O. Meinhardt, Kurprinzstraße 6, in Empfang genommen werden. Die Musik wird von dem Leipziger Concert- Orchester (Musikdirector Otto Weide) ausgeiührt. — Sonntag, den 23. Mai, Vormittags '/glO Uhr, findet ein Frühschoppen im Clublocal „Eberl-Bräu", Thomaskirchhof, statt und darauf eventuell eine Besichtigung der Ausstellung, was gewiß vielen auswärtigen Festtheilnehmern eine sehr willkommene Gelegenheit jein dürfte. 8 Ter Radsahrerverein „Wcttin" hält Sonntag, den 23 Mai, früh 9 Uhr auf der Bornaijchen Landstraße sein Frühjahrs- wettfahren ab. Dasselbe besteht aus einem 10 km- und 3 km- Fahren. Nach dem Rennen findet PreiSvertheilung im Vereinslocal Hotel „Stadt Nürnberg" statt. * Ein alter Osficier, der in Naumburg im Ruhestand lebt, Oberstlieutenant v. Scholten, hat vom 4. bis 7. d. M. den Weg nach Görlitz, etwa 250 Kilometer, zu Fuß zurückgelegt, indem er folgende Stationen machte: Lausigk-Meißen-Bischosswerda- Görlitz. Der Herr ist jetzt 66 Jahre alt und hat schon vor einigen Jahren einen ähnlichen Gewaltmarsch von Naumburg nach Colmar im Elsaß ausgeführt. zahlreich einlaufenden Billetbestellungen von hier und aus wärts hervor. Die Bürgerschaft wird die hochinteressanten sportlichen Peraustaltungen wie auch immer gewiß wieder durch regen Besuch unterstützen. Die mit besonders reichen Preisen dotirten einzelnen Concurrenzen versprechen bei der Betbeiligung der besten Pferde einen höchst spannenden Verlauf. 8 TreSSeu. Die dritte Dresdener Sportfestwocke nimmt nächsten Sonntag mit dem ersten Renntag ihren Anfang. Der herrlich gelegene Dresdener Rennplatz wird sich in voller Frühlingspracht dem Besucher präsentiren. Für bequeme Be förderung nach dem Rennplatz wird die General-Direclion der Kgl. StaatSbahnen wiederum besorgt sein, da Extrazüge in erforderlicher Anzahl von« Böhmischen Bahnhof (Schandauer Vorortsbahustcig) von 1 Uhr 25 Minuten ab verkehren werden. — Am Dienstag schließt sich als zweite Festlichkeit das Terassensest an. Als Glanz nummer des Programms findet am Tage darauf dcr Blumen- Corso statt. Die Anmeldung der Blumen-Corjv-Wagen Hal spätestens Montag Abend zu erfolgen. Nennen zu Bcrliii-Varlshorst am 20. Mai. (Privattelegramm.) I. Ermunterungs - Hürden - Nennen. Preis 1500 Tist. ca. 3200 m. Hrn. I. Miller's br. St. „Hainichen", (unverksl.), 71 k^, 1., Hrn. H. Suermondt's br. St. „Niobe", lunvcrkfl.), 71 kx, 2., Hrn. Kißling's F.-W. „Petermann", , (unverksl.), 69'/, ko:, 3. Tot.: 60. Platz: 29, 25, 36. Acht Pferde liefen. II. Preis von Schlachtensee 2000 Jagd-Rennen. Herren-Reiten. Dist. ca. 4000 m. Lt. v. Zastrow's (3. Ul.) br, St. „Hurtig", a. (2000 ./L), 73 kg:, 1., Lt. v. Fritzsche's (21. Trag!) schwbr. St. „Wäscherin", 6j. (4000 ./4), 77 kA, 2., Hrn. I. Kühn's br. St. „Alcantara, 5j. (2000 ./t), 68 k°;, 8. Tot.: 14. III. Küstrincr Jagd-Rennen. Preis 2000 Tist. ca. 3200 m. Gr. Seydlitz-Saiidreczki's br. St. „Nessel", 4j. (unverksl.), 63 kx, 1., Hrn. R. Haniel's br. St. „Tonkunst", 4j. (3000 ./l), 63 kx, 2., Lt. Dulon's F.-St. „Cassandra", a. (1500 .M, 67'/- kx, 3. Tot.: 32. Platz: L9, 38, >10. Sieben Pferde liefen. IV. Großes Berliner Jagd-Rennen. Ehrenpreis dem siegenden Reiter und 8000 Herren-Reiten. Dist. ca. 5000 in. Rittm. v. Eynard's (Carab.) br. H. 76'/.. kg, 1., Hrn. H. Suermondt's F.-( 73 kg, 2., Graf Schweinitz' F.-W. .. . , 76'/- kg, 3. Tot.: 28. Platz: 25, 34. Fünf Pferde liefen. V. Grunewald-Jagd-Rennen. Preis 2600 Dist. ca. 4000 m. Hrn. K. v. Tepper-Laski's schw. W. „Waldmeister II", 4j„ 65 kg, 1., Hrn. H. Suermondt's F.-St. „Rote Tante", 4j., 65 kg, 2., Hrn. H. v. Kotze'S F.-H. „Saint Barnabö", a., 76'/» kg, 3., Lt. v. Hcyden-Linden's br. St. „Last not least", 5j., 71 kg, 4. Tot.: 37. Platz: 24, 22. VI. Preis von Fürstenbrunn 2000 Hürden-Nennen. Herren-Reiten. Dist. ca. 3200 m. Hrn. W. Schombardl's br. St. „Marga I", 6j., 71 kg, 1., Hrn. H. Suermondt's dbr. St. „Zofe", 4j., 71 kg, 2., Hrn. M. Freyslcben's br. St. „Kaffee bohne", 4j., 67 kg, 3. Tot.: 50. Platz: 44, 30. Sechs Pserdc liefen. VII. Biennial für Hindernis)-Rennen 1896 97. Preis 5000 Jagd-Rennen. Für Vierjährige. Dist. ca. 4000 m. Hrn. R. Haniel's F.-St. „Fosjalta", 63kg, 1., Hrn. W. Schombardt's F.-H. „Sonntagsbub", 65 kg, 2., Hrn. H. Suermondt's br. St. „Donna Diana", 63 kg, 3. Tot.: 59. Platz: 28, 25. * Das diesjährige von der Campagne-Reitergesellschast zu Wien veranstaltete Preisreiten findet am 28. d. M. im Prater statt. Gerichtsverhandlungen. Königliches Schwurgericht. IX. Sitzung. 6. Leipzig, 20. Mai. Wegen Zeug kN Meineides wurde hcnie gsgen den am 5. Juli 1877 in Hinterottendors geb. Tieuslknecht Hermann Emil Jein sch und den Bückergehilfen Gotllieb Emil Baar, geb. am 18. Januar j875 in Brücken, vor dem königl. Schwurgericht verhandelt, während die am 12. April 1870 in Fürsten-Elputh bei Namslau geb. Gürtncreibesitzerin Johanne Caroline verehelichte Wolf, geborene Kalinke, der Anstiftung zu diesem Verbrechen be schuldigt war. Ter Gerichtshof bestand ans den Herren Land- gerichtsdirectvr Bartichals Vorsitzendem, Landrichter Or. Mauckisch und Landrichter von Einsiedel als Beisitzer». Die Anklage ver trat Herr Staatsanwalt vr. Düring, die Verthcidignng lag in Len Händen dec Herren Rechtsanwälte Otto Emil Freytag, Gottschalck und Melos. Die Geschworenenbauk wurde gebildet aus den Herren Kaufmann Kraft-Leipzig, Rittergutsbesitzer und Major a. D. von Thielau - Lampenswalde, Fabrikant Koch- Lausigk, Rittergutspachter Kuntze-Schönefeld, Rentier Paul-Rölha, Professor I)r. Stessen-Leipzig, Rittergutspachter Edelmann-Gras dorf, Mühlenbesitzer Lehmann-Großdeuben, Kaufmann Richter- Leisnig, Maschinenfabrikant Schwager-Reudnitz, Ritterguts besitzer von Einsiedel - Hopfgarten und Bankier und Viceconsul von Stieglitz-Leipzig. Jentjch nnd Baar werden beschuldigt, vor der Strafkammer IV Les diesigen Landgerichts in dec Straf- fache gegen den Handelsgärtncr Wolf und den Tischlermeister Linus aus Taucha wegen schweren Diebstahls am 21. Januar 1897 den von ihnen geleisteten Zeugeneid wissentlich durch eine falsche Aussage verletzt zu haben. Die verehelichte Wolf soll in der Zeit von Mitte November bis zum 21. Januar Jentjch und Baar durch Zureden zur Erstattung der falschen Aussagen veranlaßt haben. Jentjch diente bei dem Schüsereibesitzer Wolf, dem Vater des Handelsgärtners Wolf, und will die falsche Aussage erstattet habe» aus Mitleid gegen Wolf, den er für unschuldig gehalten habe und um sich bei seinem Dienstherr» einen guten Stand zu machen. Frau Wolf habe, als ihr Mann am 16. November verhaftet wurde, gejammert und wiederholt geäußert: Wenn ich nur wüßte, wie ich ihn retten könnte. Sie habe dann geineint, wenn sie angäbe, daß ihr Mann an lenem Tage völlig betrunken sei, vielleicht könne das ihm helfen. Sie müßte aber noch einen Zeugen haben, La ihr als der Ehefrau allein nicht geglaubt werde. Auch Baar, der mit der Schwester Wols's, der Martha Wolf, ein Liebesverhültuiß unterhielt, Las zur Ehe führen sollte, gestand zu, daß er ein falsches Zeugnig abgelegt habe, behauptete aber, er habe nur aus Fahrlässigkeit gehandelt, da er durch die Redereien der Wolf und des Jentjch sich die Meinung gebildet habe, daß der von ihm geschilderte Vorfall thatjüchlich am 11. November passirt sei. Erst drei Tage später habe er erfahren, daß er an jenem Abend auf dem Bäckerball im Schützenhause gewesen sei. Frau Wolf habe ihm vorher gesagt, daß er seine Aussage beschwören müsse, aber nicht zur Erstattung einer sastct.en Aussage veranlaßt. Die Wolf bestreitet, Jentjch und Baar ausgcfordert zu haben, etwas Falsches zu beschwören, sie will nur Jentjch gejagt haben, es müsse Loch an jenem Abend gewesen ein, an welchem sie mit ihm ihren Mann betrunken in die Schlaf kammer getragen hätte, und Jentjch habe ihr erwidert: „Ja, Las weiß ich noch genau." Die Beweisaufnahme, zu welcher 18 Zeugen geladen waren, er gab Folgendes. In der Nacht vom 11. zum 12. November wurden aus einem dem Schuldirector W. gehörigen Landyause in Taucha Honig und mehrere Bienenstöcke gestohlen. Der Verdacht der Thäter- schaft lenkte sich auf den Handelsgärtner Hermann Robert Wolf und den Tischlermeister Linuö, die denn auch am 16. November in Untersuchungs haft genommen wurden. Beide leugneten hartnäckig, Len Diebstahl verübt zu haben, Linus wurde aber Lurch eine Verwandte veranlaßt, schließlich der Wahrheit die Ehre zu geben und seine und seines Complicen Schuld cinzugestehen. Wolf dagegen blieb beharrlich beim Leugnen und suchte in der Hauptverhandlung vom 21. Januar durch einen großen Zeugenapparat seine Unschuld nachzuweijen. Seine als Zeugin abgeyorte Ehefrau machte nun plötzlich in der Haupt verhandlung zu Gunsten ihres Ehemanns geltend, daß er am Abend des 11. November sinnlos betrunken gewesen sei und den Diebstahl nicht begangen haben könne. Merkwürdiger Weise halte in der Voruntersuchung der Angeklagte Wolf hiervon nicht ein Wort gesprochen, auch in der Hauplverhandlung erwähnte er nichts davon und erst, als auch Zeutsch die sinnlose Trunken heit bestätigte, kam ihm die Erinnerung an diesen ihm günstigen Umstand. Jentsch hatte bekundet, er habe sich am Abend des 11. November von 7 Uhr Abends mit einer kurzen Unterbrechung im Wohnzimmer LcS Angeklagten Wolf befunden und Mooskränze geflochten. Wolf habe völlig betrunken auf dem Sofa gelegen und sich mehrmals erbrochen. Um 9 Uhr habe er mit der Ehefrau Wols's diesen zu Belt gebracht und es habe Wolf bis Mitternacht die Schlafkammer nicht wieder verlassen. Auch dcr Zeuge Baar bekundete, er sei am 11. November von 4 Uhr Nachmittags bis 8 Uhr Abends beim Schäfereibesitzer Wolf gewesen, zwischen 5 und 6 Uhr sei Wolf von Leipzig mit seinem Geschirre zurück gekommen und so betrunken gewesen, daß er im Stalle über den Stanbbaum gefallen sei. Er habe daher selbst das Pferd ausgeschirrt und Frau Wolf und ihr Schwager, der Schafmeister Gustav Wolf, Hütten den Betrunkenen nach der Kammer getragen. Es wurde Len beiden Zeugen mehrfach vorgehallen, Laß dcr Vorgang sich wahr scheinlich an einem anderen Tage abgespielt hätte, La Wolf öfters betrunken sei, Jentsch und Baar blieben indessen dabei, es sei dies am 11. November geschehen und beschworen ihre Aussagen. Zwar hielt der Gerichtshof die Angaben der beiden Zeugen nicht für glaubwürdig, er konnte aber nach Lage der Sache nicht zu einer Bestrafung Wolf's gelangen, sondern verurtheilte nur Len Angeklagten Linns zu sechs Monaten Gesängniß. Tie sofort angestellten Erörterungen ergaben jedoch, daß die Aussagen des Jentjch, wie des Baar falsch gewesen waren. Es wurde festgestellt, daß Jentsch nur von 7—9 Uhr Abends in dcr Wölfischen Wohnung gewesen war, aber auch sür die Martha Wolf nach der Stadt gegangen war, um ein Paar Handschuhe zu holen, da die Wolf mit Baar zum Bäckerball nach dem Schützeuhauje gehen wollte. Als drei Tage nach dem Termin der Schützenhausivirth Baar vor hielt, wie er denn habe falsch schwören können, er sei doch zum Bäckerball gewesen, wurde Baar anfangs grob und wollte den Wirth wegen Beleidigung verklagen, überlegte es sich aber, ging zum Bürgermeister und erklärte zu Protokoll, Laß er eine fasiche Aus sage gethan habe. Es sei dies aber — so behauptete er — nur aus Fahrlässigkeit und Leichtsinn geschehen. (Die Verhandlung dauert fort.) * Dresden, 20. Mai. In der heutigen Schwurgerichts sitzung wurde u. A. auch der am 4. October 1871 in Neuseller- Hausen geborene Kellner Albert Georg Koch wegen versuchter räuberischer Erpressung zu 3 Jahren Zuchthaus, Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 3 Jahren und Zulässig, leit der Stellung unter Polizeiaufsicht vcrurtheilt. Die Sitzung war geheim, doch war aus dem öffentlich zur Verlesung gebrachten An- klageveschlutz zu entiiehmen, Laß dcr Verurtheilte vor der Thot einer hiesigen Putzmacherin nahe stand, welche ihm auch Geldunter, stützungen zugeheu ließ. Als er am 24. Februar d. I. wieder eine solche verlangte, dieselbe aber von der Zeugin verweigert wurde, ging er mit starkem erhobenen Stock aus dieselbe los und drohte ihr, den Schädel auseinander zu schlagen, wenn sie nicht ver nünftig werde. Musik. Leipzig, 20. Mai. Seit einer Reihe von Jahren veranstaltet Fran Marie Unger-Haupt, früher eine Zierde der deutschen Oper, nunmehr ausschließlich als Gejanglehrerin thätig und als solche ebenso beliebt wie gesucht und an Erfolgen reich, ungefähr in der Mitte Mai einen „Musikalischen Abend", an dem ihren Schülerinnen Gelegenheit geboten wird, vor einem größeren Publicum die erworbene Kunstfertigkeit zu zeigen. Von Jahr zu Jahr haben diese „Abende" an Interesse gewonnen, der Anfangs gewählte kleine Saal des Lehrer-Vereinshauses genügte lang» nicht mehr, ebenso wenig wie der später gewählte, größere des Kaufmännischen Vereinshauscs, der doch einem zahlreichen Publicum oeräumigen Platz bot; seit vorigem Jahre veranstaltet Frau Unger- Haupt die „Musikalischen Abende" im Concertsaale des Hotel de Pologne, der einen ebenso behaglichen wie vornehmen Aufenthalt bjetet und, wenn gefüllt, auch eine, namentlich sür Gesangsvortrüge geeignete Acustik auszuweisen bat. Daß auch dieser Raum für die Veranstaltungen kaum ausreicht, zeigte sich gestern wiederum: kein Platz war leer geblieben, ja selbst der Nebensaal war von Zuhörern zur Benutzung herangezogen. Wie gewöhnlich wurde der„Abend"eingeleitet und beschlossen durch dreistimmige Frauenchöre, an deren Ausführung sich wohl etwa 40 Schülerinnen der Frau Unger-Haupt betheiligt haben mögen. Den Anfang machte „Abendfeter" von Fr. Lachner, den Beschluß „Libellentanz'^ von Demselben und „Morgenstündchen" von A. Krug. Die wohlgebildeten, jugendfrischen Stimmen, das vortreffliche Ensemble, dem Frau Unger-Haupt durch ihre energische Direktion jede gewünschte Sicherheit verlieh, machten den besten Eindruck, und es wurden diese Leistungen vom Publicum auf- Freundlichste ausgenommen. Den Hauptinhalt des Programms bildeten natürlich Solo-Vorträge. Frau Martha Straube aus Merseburg begann dieselben mit der Arie „Nun beut die Flur" aus Haydn's „Schöpfung" und zeigte dabei beträchtliche Gewandtheit, ebenso wie auch Frl. Lina Täschner aus Zuckel haufen bei dem Vortrag zweier Lieder: „Du bist wie eine stille Sternennacht" von Ed. Kretschmer und „Winterlied" von Kotz. Beide Damen sangen später zusammen noch das „Bricsduett" aus Mozart's „Figaro's Hochzeit", ebenfalls mit gutem Gelingen. Mit drei Liedern: „Mondnacht" von Schumann, „Vöglein, wohin so schnell" von Lassen und „Wiegenlied" von Perri debutirte, gleich den beiden vorher Genannten, zum ersten Male Frau Marie Hecht aus Leipzig; auch sie erzielte sich einen ansehnlichen Erfolg, trotzdem sich eine Neigung zum Sentimentalen, bisweilen stärker al» nöthig, fühlbar machte. Großen Beifall fand das von den Damen Fräulein Dorothea Pank aus Leipzig, Fräulein Elise Salomon aus Halle und Fräulein MarthaSchaller aus Posen zum ausdrucksvollen Vortrag gebrachte Terzett aus Rossini's „Tell". Ziemlich gleichwerthig Gutes boten Frl. Agnes Becker aus Leipzig mit einer Arie aus „Simson und Delila" von St. Sasns, Frl. Schall er mit der Arie aus „Odysseus" von M. Bruch und Frl. Salomon mit einer Arie aus „Stradella", der wohlklingende Alt der Ersten, die ausdrucksvolle Vortragsart der Zweiten bestechen ebenso, wie die bereits hübsch entwickelte Coloraturfertiakeit der Letzten. Konnte man den bisher angeführten Leistungen freudigste Anerkennung zollen und diesen selbst, wie auch dem pädagogischen Talem derFrauUnger-Haupt lebhaften Beifall zuTheil werden lassen, socr- hoben sich die noch weiterfolgenden Vorträge bereits weit über alleSchülcr- Hastigkeit und zeigten zum größten Theil geradezu künstlerische Reife, ja wir können sagen, daß Frau Unger-Haupt damit ganz seltene Triumphe zu feiern berechtigt war und auch feierte. Das große Duett des zweiten Actes aus Waguer's „Lohengrin" zwischen Elsa und Ortrud, gesungen von Frl. Marie Gaertner aus Bremen und Frl. Else Cantor aus Halle gab den ersten Anlaß zu unein geschränkter Bewunderung und blieb auch die Glanznummer des ganzen umfangreichen Programms; die Ausführung mar nach allen Seiten eine bühnenreife, dramatisch belebt und in Len Höhepunkten fortreißend. Nicht zurück stand Frl. Gaertner allein milLer Ocean- Arie aus Weber's „Oberon", der sie eine bedeutende Wirksamkeit sicherte und die sie gesanglich mit ausgezeichnetem Gelingen und mit der nöthigen Kraftentfaltung, doch mühelos, aussührte. Auch die Liedervorträge des Frl. Pank: „Meine Liebe ist grün" von Brahms, „ES blinkt der Thau" von Rubinstein, und „Niemand hats gesehn" von Löwe standen auf künstlerischer Höhe und thaten besonders wohl, da sie von der jugendsrischen, außerordentlich sympathischen Stimme der Sängerin aufs Beste unterstützt wurden. Frl. Cantor feierte noch einen zweiten Triumph mit den Liedern „Von ewiger Liebe" von Brahms, „Der Fremde" von Winterberger und „Neue Liebe" von Rubinstein. Die Leistungen wurden sännnt- lich, namentlich die letzteren, mit wahrem Enthusiasmus aus genommen, die jungen Damen oftmals hervorgerufen und mit ihnen auch ihre vorzügliche Lehrerin, Frau Marie Unger-Haupt. In die Clavierbegleitung theilten sich die Genannte und Herr vr. F. Stade, der die Abende der Frau Unger-Haupt seit vielen Jahren freundlichst unterstützt. G. Schlemüller. > — »' ' . große Heiterkeit. Frau Hirsemenzel war deS Betrüge- vk- schuldigt. Als Zeugin trat ein sungeS Dienstmädchen auf, das den Eindruck einer „Unschuld vom Lande" machte. Jedenfalls wohnte ihr eine kaum verständliche Leichtgläubigkeit inne. Die Zeugin erzählte Folgendes: Von Bekannte» habe sie gehört, daß die Angeklagte eine sehr tüchtige Karten legerin sei und diese Kunst gegen Entgelt von 50 für jeden Besuch ansübe. Ende März habe sie sich zu diesem Zwecke zu der Kartenlegerin begeben. Während der Prophezeiung habe die Angeklagte in geschickter Weise ausruhorchen ge wußt, daß sic einen Liebhaber habe, ihr Liebhaber ihr aber untreu sei. Tie Angeklagte versicherte ihr, daß sie so im Besitze eines ausgezeichneten Sympathiemittels sei, wo durch sie schon manchen Ungetreuen seiner Braut wieder zu geführt habe. — Die Zeugin fragte schüchtern, was dies Mittel koste, und erhielt die Antwort „neun Mark". Dies Opfer wollte die Verlassene wohl bringen, sie hatte aber nur 2 -L bei sich und versprach, die fehlenden 7 gleich nach dem 1. April zu bringen, nachdem sie Lohn erhalten hatte. Die Angeklagte war hiermit einverstanden. Sie nahm einen Zettel, erkundigte sich nach dem Namen der Zengin und ihres früheren Bräutigams und schrieb dann Folgendes: „Ich, Ida Reetz, schwöre Dir, Paul Winkler, bei Feuer und Salz, bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, daß Du nicht Ruhe haben sollst keine Stunde, weder bei Tag oder Nacht, bist Du zu mir zurück gelehrt bist." Diesen Zettel erhielt daS Mädchen mit nach Hause, mit der Aufgabe, den Inhalt auswendig zu lernen und dann nach dem 1. April wiederzukommen, um die Beschwörung selbst vorzunehmen. Bei dem nächsten Besuch batte das Mädchen zunächst die sieben Mark zu zahle» und dann wurde in dem traulichen Gemach der Sybille zur „Beschwörung" geschritten. Die Angeklagte baute aus kleinen Holzstücken eine Art Scheiterhaufen und begleitete ihr Tbun mit geheimnißvollen Bewegungen und unverständlichen Worten. Tann zündete sie den Stapel an und übergab der Besucherin zwei Tüten, eine mit Salz nnd eine mit einem anderen Weißen Pulver. Den Inhalt dieser Päckchen musste die Zeugin in das Feuer streuen und dabei den auswendig gelernten Spruch hersagen. Damit war der Zauber beendet; das Mädchen wurde mit der festen Versicherung entlassen, daß ihr Brämigam sich demnächst wieder einstellen würde. Ob er durch den HocuSpocus in Unruhe versetzt worden ist, konnte nicht fcstgestellt werden, wieder gekommen ist er nicht. Die Angeklagte wollte behaupten, daß ihr Mittel fast immer Erfolg gehabt hätte, und ihr Ver- theidiger, Rechtsanwalt Poppelauer, hielt eS nicht für aus geschlossen, daß die Angeklagte an die Wirksamkeit ihres Mittels geglaubt habe. Seien doch selbst Angehörige von den gebildeten Kreisen fleißige Besucher von Karicnlegerinnen. Der Gerichtshof war mit dem Staatsanwalt der Ansicht, daß die Angeklagte eine abgefeimte Betrügerin nnd ihre Hand lungsweise gemeingefährlich sei. Sie wurde nach dem An träge deS Staatsanwaltes zu drei Monaten Gesängniß ver- urtheilt. — Frau Anna Friedmann, die Gattin des vielgenannten früheren Rechtsanwalts I)r. Fritz Friedmann, bat sich „im Interesse ihrer Kinder" einem neuen Fach gewidmet. Sie, die s. Z. „im Interesse ihrer Kinder" öffentlich als Sängerin auftrat, will fortan als Schauspielerin wirken, wozu sie be sonders beanlagt zu sein glaubt. --- Ter Tank Ser Französin. Eine kürzlich verstorbene französische Dame Kat cines braven preußischen Füsiliers, der ihr im Jahre 1871 während der OccupalionSzeit das Leben gerettet hat, großmülhig in ihrem Testament gedacht. Ein Herr Lang aus Berlin machte den französischen Krieg bei dem brandenburgischen Füsilierregiment Nr. 35 mit. Nach Beendigung des Feldzuges bezog das Regiment als ein Theil der Occupationsarmee die Champagne. In Epernay, wo das dritte Bataillon stand, gestattete sich der Verkehr mit der Bevölkerung zuerst reckt schwierig. Tie feindliche Stimmung schlug jedoch zum Besseren um, als bei einer großen Feuersbrunst die Brandenburger wacker und mit Erfolg eingriffen. Dem Füsilier Lang glückte es, eine Dame den Flammen zu entreißen. Die Gerettete sowie deren Angehörige wollten die muthige Tbat durch eine größere Geldsumme belohnen, waö von dem Soldaten abgelehnt wurde. Die französische Familie vergaß ihn aber nicht, als er zur Entlassung gekommen war. Bereits dreimal besuchten Verwandte der Geretteten Herrn Lang hier in Berlin, wo er in bescheidenen Verhältnissen als Tischler lebt, und überbrachten ihm wcrthvollc Geschenke. Vor einigen Tagen erhielt er, wie die „Fr. Z." mittheilt, die Nachricht, daß die von ihm aus dem Feuer gerettete Dame im Alter von 66 Jahren verstorben ist und in ihrem Testamente die Bestimmung getroffen hat, daß ihm außer einigen Werth sachen die Summe von 50 000 Francs ausgezahlt werden soll. Da in dem Schreiben an ihn der Wunsch ansgedrückt war, daß Herr Lang persönlich nach NheimS, wo die Familie dcr Dame jetzt wohnt, kommen möge, wird er demnächst dahin abreisen. ^V. Ttuttglirt, 19. Mai. Ein Temperenzler-Con- greß findet im nächsten Monat hier statt. Neber tausend Temperenzler aus allen Erdtheilen sollen dazu bereits an gemeldet sein. An den in der letzten Woche hier gepflogenen Vorbesprechungen nahm auch der Bischof der Wesleyaner in London Theil. O Passionsspiel i» Nordbühmcn. Der rege Zuspruch, den seit Jahren die Passionsspiele in Höritz nn Böhmer- Wald finden, hat die Anregung zur Veranstaltung eines ähn lichen Spieles in der Nähe der sächsischen Grenze gegeben. In dem am Fuße des Nosenberzes, etwa eine halbe Stunde von dem als Sommerfrische beliebten Herrnskrctschen ge legenen Jonsdorf wird daS erste Passionsspiel am ersten Psingstfeiertag staltfinden. Der nach dem Muster von Höritz und Oberammergau errichtete Bau, der 2000 Personen fassen soll, dürfte Ende nächster Woche fertig gestellt sein. An den Spielen, die 14 Wandlungen umfassen und die von 3 Uhr Nachmittags bis 8 Uhr Abends dauern, velheiligen sich 120 Personen aus Jonsdorf. ----- Paris, 20. Mai. (Telegramm.) In der Nähe Laons erschlug der Blitz vier Arbeiter. ----- Neue anstralische Briefmarken. Aus Sy d n ey, 5. April, wird der „Frkf. Ztg." geschrieben: Briefmarkensammler wird die Nachricht interessiren, daß anläßlich deS 60jährigen Regierungs-Jubiläums der Königin von England für den Bereich der Colonie Neu-Süd-WaleS neue Postwerth zeichen zur Ausgabe gelangen sollen. Ueber den Zeitpunkt der Einführung der neuen Marken ist indessen ebenso wenig etwas bestimmt, wie darüber eine Entscheidung getroffen ist, ob die Verausgabung auf das Jubiläumsjahr beschränkt oder zu einer dauernden gemacht werden soll. Dagegen steht be reits fest, daß auf die Schönheit der Zeichnung diesmal ein besonderes Gewicht gelegt werden wird, da die im Jahre 1888 zum ersten Mal zur Ausgabe gelangten sogenannten 100 Jahr-Feier-Marken in dieser Hinsicht zu begründeter' Ausstellungen Anlaß gegeben Haden. Entscheidungen des NeichKgetWs. (Nachdruck verboten.) I-. Leipzig, 20. Mai. Das Gratificationsunwcsen in einzelnen Grundbuchämtern des Amtsgerichts Dresden. Der 8 331 des Strafgesetzbuches bedroht mit Geldstrafe bis zu 300 Mark oder mit Gesängniß bis zu 6 Monaten einen Beamten, welcher für eine in sein Amt einschlagende, an sich nicht pflicht widrige Handlung Geschenke oder andere Vortheile annimmt, fordert oder sich versprechen läßt. Auf Grund dieser Bestimmung hat das Landgericht Dresden am 23. Januar eine Anzahl Beamte des dortigen Amtsgerichtes vcrurtheilt und zwar den Secretair Emil Richter wegen Vergehens gegen die genannte Bestimmung in 989 Fällen zu I Jahre 8 Monaten Gesängniß, den Secretair Robert Rummel zu 3 Monaten Gesängniß und mehrere andere Angeklagte zu Geldstrafen. Seit einer Reihe von Jahren hatte sich in einzelnen Bureaux, in denen Grund- und Hypotheken sachen bearbeitet werden, eine eigenartige Erscheinung gezeigt. Es wurden bei der Erledigung der sür das Publicum bestimmten Arbeiten einzelne Personen und Institute, insbesondere die Dresdner Baugcsellschast, bevorzugt und zwar durch schnellere Abwickelung der betr. Angelegenheiten und liebenswürdiges Eingehen der Beamten aus die Wünsche der Interessenten. Tasür erhielten dann die Beamten von diesen aus Dankbarkeit, meist zu Weihnachten, Gratificationen, die häufig in einem 100-X-Scheine bestanden. Der Umsang dieser einfachen Beamtenbesiechungen wäre gar nicht bekannt geworden, wenn der Angeklagte Richter nicht als gewissenhafter Mann genau über jedes einzelne Geschenk Buch geführt hätte. Als bei ihm Haussuchung abgehalten wurde, hatte er sofort das Gefühl, daß ihm LaS ominöse Buch mit seinen Aufzählungen nachtheilig werden könne. Er steckte es deshalb heimlich in seine Rocktasche, um es vor Len Augen der Criminalbeamten zu verbergen, vergaß aber dabei, daß man auch .in seiner Tasche Hausjuchen würde. So hat seine Gewissenhaftigkeit dahin geführt, daß annähernd tausend Einzelsälle gegen ihn festgestellt werden konnten, während seine mitangeklagten College» bedeutend besser wegtamen, Das Urtheil hat ausdrücklich festgestellt, daß die Handlungen, sür welche die Angeklagten Geschenke angenommen haben, zunächst zwar privater Natur waren, in ihrem Ergebnisse aber stets anitliche Acte darstellten. — Gegen ihre Verurtheilung hatten nur Richter und Rummel Revision eingelegt. Gerügt wurde, Laß zu Unrecht die belohnten Handlungen als Amtshandlungen an- gesehen worden seien und daß, soweit Richter in Frage kommt, nickt eine fortgesetzte Handlung angenommen worden sei. Rummel fühlte sich durch das Urtheil um deswillen besonders beschwert, necl er im Gegensatz zu den übrigen Mitangeklagten (die Revision nicht eingelegt haben) zu Gesängniß und nicht zu Geldstrafe ver- urtheilt sei und nun sein Amt verlieren werde, während die nur zu Geldstrafe Verurtheilte» theitweise schon wieder im Amte thätig seien.— Das Reichsgericht erkannte in der heutigen Verhandlung nach dem An träge des Reichsanwaltes auf Verwerfung der Revision, weil aus reichend sestgestellt sei, daß die Beschwerdeführer die Geschenke für ihre amtliche Thätigkeit erhalten haben und weil mit Recht eine Mehrzahl von Einzelhandlungen sestgestellt sei. Es komme nicht dacaul an, daß die Gejchenkgeber das Geld für die vorbereitenden, nicht in das Amt einschlagenden Arbeiten der Angeklagten gegeben an'ehen wollten, sondern darauf, daß die endliche, schnellere Ab wickelung dcr einzelnen Geschäfte, die in das Amt der Angeklagten einjchlugen, Las Motiv bildete, aus welchem die Geschenke gegeben wurden- pi-sektvolle Ii8cklleeken Lek» Xupkerg»»«». keine ^Voilv. 8ski' soUä. kiektix x?088. 8ekr' §68ekmLekvoiI. Ainderwagendecken, größte Auswahl, zu bisher nicht gekannten billigen Hreisen SM 4,80 M SA N. '
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