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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970608013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897060801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897060801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-06
- Tag1897-06-08
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Reklamen «ater demRedaetion«strich (4a»< spalten) 50^, vor den Famtltennachrichteo (6 gespalten) 40^. Größere Schrfltrn laut unserem Prel«. verzeichniß. Tabellarischer und giffernfatz »ach höherem Tarts. Extra-Vetlagen (gesalzt), nut mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbekördetung SOc—, mit Postbrförderung ^l 7v.-->. Iinnahmeschluß für Änzetgen: Abend-Au-gab«: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgab«: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je »in» halb» Stunde früher. Anzeigen sind stet» an die Expedition za richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 81. Jahrgang. Zur Geschichte und Verfassung des gewerblichen nnd kaufmännischen Unter- richtswesens in Leipzig?) Von vr. Stoerl. (Fortsetzung.) Die im Jahre 1875 errichtete Städtische Gewerbe schule hat eine kurze Vorgeschichte. „Weil Privatfortbildungs anstalten häufig falsche Bahnen einschlagen, so sei es", meinte die Gemeindevertretung unserer Stadt im Jahre 1870, „eine Pflicht der Gemeinde selbst, für Fortbildungsanstalten zu sorgen." Im Mai dieses Jahres wurden Schuldirector Schöne und Lehrer Burckhardt mit einer Reise nach Württemberg zur Besichtigung der dortigen Fortbildungs schulen beauftragt. Schöne war Director der zweiten Bezirksschule und zugleich der Leiter der SonntagS- schule der Polytechnischen Gesellschaft, und Lehrer Burck hardt stand zugleich an der Spitze einer Privatfort bildungsschule für Gewerbtreibende. Ihre Besuche erstreckten sich hauptsächlich auf die gewerblichen Fortbildungsschulen der Städte Ellwangen, Aalen, Gmünd und Stuttgart. Der Ausbruch des deutsch-französischen Krieges in diesem Jahre verzögerte zwar die Errichtung einer solchen Schule in unserer Stadt, dieselbe fand aber zu Ostern 1872 statt. Die neue Anstalt wurde nach dem Muster der Stuttgarter errichtet, erhielt den Namen „Gewerbliche Fortbildungsschule der Stadt Leipzig", und zum Director derselben wurde Julius Burckhardt ernannt, dessen PrivatfortbilvungSschule sich mit der Errichtung der städtischen Anstalt auflöste. Der Unterricht in dieser neuen Schule wurde an Wochen tagen in Tages- wie Abendstunden ertheilt. Nach drei jährigem Bestehen aber wurde diese Schule, deren Organi sation sich nicht recht bewährte, wieder aufgehoben. Es ge schah dies auch mit Rücksicht auf die nach der neueren Ge setzgebung zu Michaelis 1875 in unserer Stadt ins Leben zu rufende allgemeine Fortbildungsschule. An die Stelle aber der aufgelösten gewerblichen Fort bildungsschule trat im selben Jahre noch, zu Ostern 1875, die „Städtische Gewerbeschule".^) Hebung des Ge werbestandes durch Unterricht in allgemein wissenschaftlichen, sowie besonders in denjenigen technischen Fächern, innerhalb deren eine gründliche Ausbildung sür das Gewerbe vorzugs weise erforderlich ist, ist ihr Zweck. Die Anstalt gliedert sich in eine Tagesschule, eine Abendschule und zwei Fachabtheilungen sür Lehrlinge der Tischler und Maler. Zwei andere Fachabtheilungen, welche kurze Zeit mit der städtischen Gewerbeschule verbunden ge wesen sind, haben diesen Zusammenhang mit ihr wieder auf gegeben. In die Tagesabtheilung der Gewerbeschule werden diejenigen^ Schüler ausgenommen, welche das Lehrziel der zweiten Classe einer Leipziger Volksschule erreicht haben. Zum Besuche der Abend curse ist für Lehrlinge der vorhergehende mindestens einjährige Besuch der Tagesschule over zweijährige Besuch der Fortbildungsschule erforderlich. Der einjährige Besuch der Tagesschule befreit vom Besuche der allgemeinen Fortbildungsschule. Die Unterrichtsdauer beträgt bei der Tagesschule und bei den Abendcursen je ein Jahr, an den Fachabtheilungen drei Jahre. Schulgeld wird in der Tagesschule 40 in der Abendschule und in der Fachabtheilung für Tischler 20 in der Fachabtheilung sür Maler 10 jährlich bezahlt. In der Tagesschule erkalten die Schüler wöchentlich 38 Stunden Unterricht (dazu kommt facultativ das Modelliren ') Auf Wunsch einer Anzahl Leser erscheint der Gesammtartikel unter gleichem Titel in Buchform im Commissionsverlage von See mann L Co., Leipzig, 1897. ') u. Beiträge zur Uebersicht über das Leipziger Schulwesen; 1879 und 1883. Leipzig, Hinrichs. b. Die Städtische Gewerbeschule in Leipzig, Ostern 1887. Leipzig, W. Drugulin. in wöchentlich 5 Stunden), und es sind in ihr Classen für Schüler verschiedener Berufsarten, sür Maschinenbauer und Mechaniker, im Winterhalbjahr anch für Bauhandwerker ein gerichtet. In der Entwickelung ist eine besondere Abtheilung als „Werkmeisterschule". In den gewerblichen Fortbildungsschulabtheilungen wird der allgemeine wie gewerbliche Unterricht in acht Abendstunden ertheilt, an vier Werktagen der Woche finden je zwei Unter richtsstunden statt. Bis Ende des Jahres 1892 unterstand die Gewerbeschule der Leitung des Geh. HofratheS Professor vr. Niep er; der derzeitige Director, Paul Schuster, ist Architekt und die an der Schule wirkenden Lehrer sind Architekten, Ingenieure, Bildhauer, Zeichenlehrer (Maler, Kupferstecher, Muster zeichner rc.), Maschinentechniker, Berufslehrer und zum Theil auch Handwerksmeister. Die Schule besitzt jetzt ein schönes für sie eingerichtetes Gebäude. Seit einigen Jahren ist in demselben Hause mit unter gebracht die „Deutsche Fachschule für Drechsler und Bildschnitzer", die im Jahre 1884 in Leisnig gegründet wurde, seit 1891 sich aber in Leipzig befindet. Der Unternehmer ist ein Verein zur Unterhaltung einer deutschen Fachschule für Drechsler und Fachgenossen. Der Vorstand wird zusammengesetzt aus 15 Vereinsmitgliedern und einem Curatorium. Die Aufzunehmenden müssen das Lehrziel einer guten Volksschule erreicht und mindestens zwei Jahre lang in ihrer Berufsart praktisch thätig gewesen sein. Der Unterricht dauert ein Jahr, ohne ausreichende praktische Vorbildung entsprechend länger. Das Schulgeld beträgt 200 Schüler waren in den letzten Jahren immer 20—30 vorhanden. Unterstützt wird die Schule von der Reichs regierung, der königl. sächsischen Regierung und auch der Stadt Leipzig. Der Director derselben ist Hermann Wald e, von dem zugleich mit geleitet werden einige mit der genannten Fachschule verbundene „Fachschulvorclassen". Der Unterricht in denselben, 3 Jahre lang dauernd, mit allerdings nur 4 Unterrichtsstunden wöchentlich, soll den Lehrlingen des Drechsler- und Bildhauergewerbes allgemeine und berufliche Keniitnisse vermitteln. Das Hauptgewicht wird auf daS Fachzeichnen gelegt. Die Schule erhebt ein geringes Schulgeld, jährlich 6 Besucht wird sie von 50 bis 60 Schülern. Der Besuch auch ihres Unterrichtes befreit vom Besuche der Fortbildungsschule. Nicht so aber der Besuch des Unterrichtes, den die Angehörigen einiger anderen Berufsarten ihren Lehrlingen in den letzten Lehrjahren er- theilen lassen, wie z. B. die Drogisten und Schornstein feger. Die Drogistenfachschule wurde 1883 begründet, 1889 umgestaltet und bezweckt die Ausbildung der Drogisten lehrlinge in der Chemie und Waarenkunde. Der Unterricht wird von einem Chemiker ertheilt. Ein in unserer Stadt bedeutend hervorragendes Gewerbe, das Buchgewerbe, das eins der wichtigsten Bildungs mittel dem Gelehrten wie Ungelehrten durch den Handel zu gänglich macht, entbehrte noch bis in die Mitte unseres Jahr hunderts eines besonderen Unterrichts sür seine Lehrlinge. Am 29. März 1852 aber wurde durch Beschluß der General- Versammlung des „Vereins der Buchhändler zu Leipzig" auf Antrag des Stadtrathes Fleischer die „Oeffentliche Buch- bändlerlehranstalt" ^ gegründet und am 2. Januar 1853 er öffnet, welche den in Leipzig den Buchhandel Erlernenden Gelegenheit zur weiteren Ausbildung zu bieten hat. Die Schule wird von einem SchulauSschusse verwaltet, vr. Möbius, vr. Bräutigam und vr. Sachse waren ihre früheren Diri genten; jetzt steht vr. Willem Smitt als Leiter an ihrer Spitze. Erhalten wird die Anstalt theils aus den Mitteln des Vereins der Buchhändler, theils durch freiwillige Bei träge der Mitglieder desselben. Daö Schulgeld beträgt 30 für das Jahr, wofür die Schüler wöchentlich 12 Unter- ') vr. Smitt, Zwanzigster Bericht der Oefsentlichen Buchhändler lehranstalt rc. Leipzig, Breitkopf L Härtel. 1889. richtSstunden erhalten, an jedem Werktage der Woche 2, und zwar im Sommer in denß Morgenstunden von 6—8 Uhr, im Winter von 7—9 Uhr. Unterrichtsfächer sind in den 3 aufsteigen den Classen: Deutsche Sprache, Literatur, französische und englische Sprache, Weltgeschichte, Rechnen und Buchführung; in der 3. Classe wird wöchentlich auch eine Stunde natur wissenschaftlicher Unterricht ertheilt, und in der 1. Classe wöchentlich 1 Stunde Encyclopädie getrieben. Im Schul jahre 1887/88 zählte die Anstalt 105, im Schuljahre 1896/97 140 Schüler. Als Aufnahmebedingungen gelten: Tie Schüler müssen Lehrlinge hiesiger Buchhandlungen sein, sie müssen ihre Volksschulpflicht erfüllt und der Regel nach daS Ziel der achtclassigen Volksschule erreicht haben. Ob dieses Ziel er reicht sei, das wird alljährlich vor dem Wiederbeginne des Unterrichts nach einer stattgehabten Aufnahmeprüfung fest gestellt. Der Anlauf zur Gründung einer zweckmäßig eingerichteten „Buckdruckerlehranstalt" aber mußte, wie auch der zur Gründung einer Handelslehranstalt, in unserer guten Stadt Leipzig mehrmals genommen worden. Die Genossenschaft der Buchdruckereien zu Leipzig richtete zu Ostern 1869 eine Buch druckerlehranstalt ein, deren Zweck sein sollte, „Lehrlinge hiesiger und auswärtiger Buchdruckereien in dem Streben nach weiterer Ausbildung in ihrem Berufe zu unterstützen." Lehrer Julius Burckhardt, der Ostern 1872, wie bereits er wähnt, auck zum Director einer gewerblichen Fortbildungs schule der Stadt Leipzig ernannt wurde, leitete dieselbe. Der Vereinigung dieser beiden Anstalten aber wurde zu Ostern 1873 von den Stadtverordneten die Genehmigung versagt, und damit war auch, weil „die geeigneten Räume zur Unter bringung der Buchdruckerlehranstalt in unserer Stadt fehlten", die Auflösung dieser Schule ausgesprochen. Im Jahre 1886 jedoch wurde sie innerhalb des Rahmens der städtischen Gewerbeschule wieder aufgethan und auch vom Director dieser Anstalt mit geleitet. Als ihr Zweck wurde jetzt festgesetzt: Förderung deS Buchdruckgewerbes und Hebung des Geyllfen- und Lehrlingsstandes feiten« der Principal«. Zu Ostern 1893 jedoch wurde sie dem Rahmen der Gewerbe, ichule wieder entnommen, bekam auf Ansuchen des V-ceinS' Leipziger Buchdruckereibesitzer Räume im Gebäude der III. Bürgerschule angewiesen und wird seit dieser Zeit von vr. Krancher geleitet. Von der Stadt erhält die Innung Leipziger Buchdruckereibesitzer einen Jabresbeitrag von 4550 und 1000 Vergütung an die III. Bürgerschule für Heizung und Beleuchtung. Das Schulgeld beträgt 20 zährlich. Dreijähriger Besuch der Anstalt befreit vom Besuche der FortbilduiigSschule. Im 1. Schuljahre erhalten die Schüler an 3 Wochenabenden, im 2. und 3. an 4 Wochen abenden je 2 Stunden Unterricht. Seit Ostern 1894 ist an der Anstalt ein 4. Schuljahr eingerichtet, iu welches aber nur ausgewählte beste Schüler eingeführt werden. Es wirken jetzt an der Anstalt außer dem Director 12 Berufslehrer, 2 Zeichenlehrer und 7 Fachlehrer. Die Schülerzahl bestand im Schuljahre 1896/97 aus 415 Lehr lingen, von denen 259 Setzerlehrlinge und 156 Drucker lehrlinge waren. Für die Lehrlinge der Gewerbtreibenden, Buchhändler und Buchdrucker, gab es also Unterricht. Kann es da Wunder nehmen, wenn auch ein anderer hockangesehener Stand unserer Stabt alsbald es unternahm, Schule und Praxis bei der Ausbildung junger Leute zusammenwirken zu lassen? Es war der immer rege Handelsstand, der schon im Jahre 1772 den Wunsch nack einer sogenannten Kaufmannsschule dem Rathe gegenüber ausgesprochen hatte. Dieser war da mals auch dem knndgegebenen Wunsche entgegengekommen und ließ „bei der Schule zu St. Nikolai in einer besonderen Stube täglich in einigen Stunden Unlerrickt ertheilen in der französischen, italienischen und englischen Sprache, im Buch halten und dergleichen. Die Sckule ließ sich zwar gut an, ging aber aus Mangel an Betbeiligung nach einigen Jahren wieder ein. Erst im Jahre 1831 wurde von der Kramer innung der Plan wieder ausgenommen, eine Handelsschule zu gründen, eine Berufsschule, die in ihrer Lehrlingsabtheilung eine Fortbildungsschule geschaffen hat, mit der man sich nach den ersten Verhandlungen über die Schulgründung beinahe schon begnügt hätte. Wie vorsichtig die damalige Kramer innung bei der Gründung dieser Anstalt zu Werke ging, er hellt daraus, daß sie in ihrer ersten Eingabe an den Nath vom 8. April 1830 u. A. auch darum bittet, „daß die Allerhöchste Zusicherung huldvollst ertheilt werde, daß ein ähnliches In stitut im Königreiche Sachsen, so lange das ihrige bestehe, nicht solle errichtet werden". Damit, daß sie in einer anderen Abtheilung den Unterricht auf die Zeit vor Beginn der Praxis verlegte, schuf die Handelslehranstalt ihre „Höhere Abtheilung", ja sie erweiterte später ihren Wirkungskreis noch mehr, in dem sie einen „fachwissenschaftlichen Cursus" einrichlete, in welchen Jünglinge behufs Erwerbung von Fachkenntnissen ausgenommen werden, welche an anderen höheren Unter- richtsanstalten das Zeugniß zur Erlangung des Berechtigungs scheines für den Einjährig-Freiwilligen-Dienst sich bereits er worben haben'). Im Jahre 1881 feierte die Schule den 50. JahreStag ihres Bestehens; sie war nach Ablauf eines halben Jahr hunderts in ihren drei Abteilungen von 9146 Schülern be sucht worden, von nah und fern. Am Schluß ihres ersten Schuljahres, Ostern 1832, zählte die erste Abtheilung der Schule, ihre Fortbildungs- oderLehrlingsabtheilung, 89 Schüler, am Schlüsse deS Schuljahres 1895/96 war der Schüler bestand 527. Am 18. April, dem ersten Tage des Schuljahres 1887/88, fand die feierliche Uebergabe der Schule von der Kramer innung an die Leipziger Handelskammer statt. Der CursuS ist in der Lehrlingsabtheilung ein dreijähriger, und in jedem CursuS werden wöchentlich zehn Stunden am Morgen oder am Nachmittage ertheilt. Das jährliche Schulgeld beträgt nahe an 100 Im October 1890 siedelte die Schule in ein neues, schöne« Schul gebäude über. Der erste Direktor der Handelslehranstalt war Schiebe; ihn: folgten vr. St rnhau «. Professor vr. Odermann unr Wb lfrunk, und Ostern d. I. ist Professor Raydt an die Spitze der Anstalt nach Leipzig berufen worden. Im Laufe der Jahre wurden in verschiedenen Städten unseres Königreiches nach dem Leipziger Muster Handels lehranstalten, zum Theil als kaufmännische Fortbildungs schulen, errichtet. In Leipzig selbst sind der Lehrlingsabtheilung der Handels lehranstalt noch zwei kaufmännische Lehranstalten oder Fort bildungsschulen an die Seite getreten, jetzt nach ihren Direc toren die Kühn'sehe») und die Gläser'sche^) genannt. Tie zuerst erwähnte wurde im Mai 1867 von Vr. Zimmermann gegründet, der als Lehrer aus dem Collegium der Oeffent- lichen Handelslehranstalt ausgeschieden war. Zu Michaelis 1873 ging die Leitung der Anstalt an den jetzt noch an ihrer Spitze stehenden Eduard Kühn über. Ein Vorstand bürgt „für die ernsten Ziele, denen die An stalt zustrebt". Als Zweck der Schule wird nämlich hin gestellt: „Jungen Leuten Gelegenheit zu geben, ihre allgemeine Bildung zu erweitern und sich die kaufmännischen Fach kenntnisse zu erwerben." Als Lehrer wirken an der Schule der Direclor und 13 Berufslehrer. DaS Schulgeld be trägt jährlich 75 außerdem sind 5 Eintrittsgeld zu i entrichten. Der CursuS ist wie in der Lehrlingsabtheilung I der Handelslehranstalt ein dreijähriger, und wöchentlich werden I 10 Unterrichtsstunden ertheilt. Die Schülerzahl ist von 66 > im Gründungöjahre bis auf 250 am Ende deS Schuljahres 1896/97 gestiegen. G. Do eng es, Lehrer an der Kühn'schen kaufmännischen Fortbildungsschule, gründete im Jahre 1874 dieser eine ') Berichte über die Oeffentliche Handelslehranstalt. Leipzig, B. G. Teubner. ") Eduard Kühn, Programm der Kaufmännischen Fortbildungs schule zu Leipzig. Leipzig, Druck von Loui« Seidel. 1892. ') Bericht über die Fortbildungsschule für jüngere Kaufleute rc. Ostern 1883 bis Ostern 1886. Leipzig, Klinkhardt. FririHeton. Heckenröschen, Pfingstrose und Klalschrose. Eine Pfingstnovellette von Conrad Hübner. Nachdruck verbeten. Ein halbe« Jahr war der Assessor von Steineck nun schon am Landgerichte von P. thätig, und er hatte die Zeit eigent lich mehr benutzt, der größten Schönheit von P., der Tochter de- Landgerichtspräsidenten Münckmann, deu Hof zu machen, als sich dem Actenstudium zu widmen. Wenn er sich ihr bei all den vielen Winterbällen nicht erklärt hatte, so lag daS nicht an angeborener Schüchternheit und auch nickt daran, daß sein Freund v. Glasenapp, der bei den xten Kürassieren in P. stand, sich ebenfalls ziemlich auffallend um die schöne Erna bemühte. Darüber wäre er schon hinwegzekommen, aber er wußte eben nicht, ob nicht Erna vielleicht den Lieute nant bevorzugte, und sich einen Korb zu holen, das wäre dem bockmüthigcn Steineck unerträglich gewesen. So war der Frühling herangekommen. Mit ihm zog ein kleines Cousinchen der sckönen Erna, ein Fräulein Spohr, in da« Münchmann'scke Haus als Gast ein. E« war ein niedliche« Ding, aber da das arme Kind mit seinen 17 Jahren neben der glänzenden Erna keine rechte Rolle spielte, so kümmerten sich auch die Gäste deS Hauses wenig um sie. Namentlich Steineck „schnitt" sie, nnd nur der immer liebenswürdige gutherzige Kürassier lieutenant widmete ihr gelegentlich eine Viertelstunde der Unterhaltung, gerade weil sie von den Anderen vernach lässigt wurde. In den ersten Nachmittagsstunden deS ersten Psingstseier- tage« faßen von Steineck und sein Freund von Glasenapp »ach einem guten Frühstück in dem ersten Wiener Cass von P. Man hatte noch ein Stündchen Zeit, um eine Tafle Kaffee zu trinken, denn erst um 4 Uhr sollten die beiden Herren bei Präsident Münchmann sein, um die Familie zu einem kleinen PfingstauSflug abzuholen. Man sprach von Münchmann'S, und Steineck sagte, während er behaglich seine Havanna rauchte, scheinbar gleichgiltig zu seinem Freunde: „Weißt Du, Botho, diese kleine Spohr ist doch eigentlich ein ganz niedliches Mädchen. Es fällt mir übrigens auf, daß Du ihr ein bischen den Hof machst. Ei, ei!" und er erhob schalkhaft den Zeigefinger. Botho lachte. „Kurt, ich bin ja nur ein Kürassier-Lieutenant, aber ganz so dumm, wie Du es wohl möchtest, bin ick leider doch nicht; möchtest Wohl gern bei Erna freies Feld haben, was? Daraus wird nichts. Es bleibt bei unserem Pact. Es wird ehrlich gekämpft, wer sie erringt, der hat sie eben, und wir bleiben trotzdem gute Freunde." Er reichte Kurt treuherzig seine Hand, in die dieser etwa« zögernd einschlug. * * M In dem MLnchmann'schen Haus« war e« inzwischen etwas weniger gemüthlich zwischen Mutter und Tochter hergegangen, als zwischen den Heiden Herren im Cafs. Und da« kam so: Die fcköne Erna begünstigte den Lieutenant ein wenig vor dem Assessor. DaS wußte ihre Mutter sehr genau, aber eS war ihr wenig lieb. Sie, die geborene von Löwenklau, war in ihren jüngeren Jahren innerlich wir äußerlich ganz wie ihre Tochter gewesen. Dieselbe Eitelkeit hatte sie erfüllt, und mit derselben Gedankenlosigkeit, wie c- Erna thun würde, wenn sie den weichmüthigen Lieutenant zum Manne bekäme, batte sie da« Vermögen ihre- Manne« für Putz und allerlei Tand zu verbrauchen gewußt. Steineck war reicher als Glasenapp, und er war energischer. Er würde, da« wußte sie, sein» Frau eine Hau« führen lassen, aber er würde dafür sorgen, daß sein Vermögen nicht unter ihren zarten Fingern zerranne. Und gerade eben batte sie wieder ein Pröbchen von Glasenapp'« Leichtsinn erfahren. Ihr« Friseurin war die Frau des Oberkellners im CafS Mellini, wo die jermösss ckoräs bis tief in dis Nacht hinein verkehrte. Der hatte ihr Mann im Vertrauen mitgetheilt, daß der Lieutenant von Glasenapp in der letzten Nacht wieder einmal stark gespielt und viel verloren hätte, und sie hatte e«, natürlich im strengsten Vertrauen, gleich der Präsidentin gesagt. Nun stritten die Damen darum, wer im Wagen ihr Eavalier sein sollte. „Aber Mama, ich will es, daß Du und ich im ersten Wagen heute mit dem Lieutenant fahren, und daß der Assessor im zweiten Wagen mit Papa und Cousine Gretchen fährt." „Und ich will," rief die erzürnte Mama, „daß der Assessor mit uns fährt. Ich bin die Mutter, und ich habe zu be stimmen." „Gut," sagte Erna, „dann verlaß Dich aber darauf» Mama, daß ich mit dem Assessor nicht ein Wort spreche und daß ich in irgend einer Weise einen Scandal herbeiführe, damit er nicht mehr in unserem Hause verkehrt." Die beiden schönen Frauen maßen sich mit zornigen Blicken. Frau Münchmann war noch immer ein» schone Frau, wenn sie auch ein wenig stark geworden war. Erna aber war in der Blüthe ihrer Schönheit. Wie sie jetzt mit ihrer schlanken hohen Figur vor ihrer Mutter stand, sah sie mit ihren leuchtenden großen braunen Augen, dem dichten, röthlich braunen Haare und dem schmalen, vornehmen, seingeschnittenen Gesichte diabolisch schön »u«. Und doch hätte einen Mann von feinem Empfinden ein harter, häßlicher Zug fum den Mund gestört. Die Mutter kannte ihre Tochter gut genug^ um zu wissen, daß sie nicht nachgeben würde. „Wie Du willst", sagte sie und rauscht« hinau«. Als eine Viertelstunde spater Lieutenant von Glasenapp mit den beiden Münchmann'schen Damen im Wagen saß, herrschte zwischen Mutter und Tochter eine Zärtlichkeit, als ob nie etwas zwischen ihnen vorgefallen wäre. Und doch war Frau Münchmann innerlich wülhend über Erna. Nur um sie zu ärgern, verschwendete Erna ihren ganzen reichen Schatz an Künsten der Koketterie an den Lieutenant. Glasenapp war selig. Wie sie durch die Straßen fuhren, folgte mancher beneidende Blick der Kameraden dem wackeren Botho, der da mit der schönen Mutter und der schönen Tochter im Wagen fahren durfte. Ja, Botbo'S feines Ohr hatte es vernommen, wie Kamerad Graf Griebenow halblaut zu dem Rittmeister von Zettau gesagt hatte: „So ein Glückspilz!" Da hatte Botho freilich lächeln müssen. Griebenow hatte ihm Nacht« vorher drei braune Scheine im Baccarat ab genommen und nun nannte der ihn «inen Glückspilz. Die schöne Erna ließ ihm nicht viel Zeit zum Nach denken. Jeder ihrer kokelten Blicke, jedes Wort aus ihrem kleinen Munde, jede Bewegung ihrer feinen schlanken Hand fesselten ihn. Die Stunde der Wagenfahrt verging ihm so im Fluge. Nun mußte man aussteigen, und eine halbe Stunde durch den Wald zu einem am Wasser gelegenen Restaurant gehen. Lieutenant von Glasenapp sprang rasch au« dem Wagen und half den Damen hinau«. Al« er Erna'« Hand berührte, glaubte er einen leisen Druck zu verspüren. Erna wollte den arglosen Lieutenant heute einfangen; sie wollte ihm deswegen keinen Augenblick gönnen, um zur Besinnung zu kommen. „Bitte legen sie mir meinen Ghawl um, »S wird etwa« kühl", befahl st«, al« sie kaum au« dem Wagen gestiegen waren. Eilfertig^ legte der Lieutenant das duftige Nicht« au« schwarzem Mull, mit kleine» weißen Federn garnirt, über ihr« Schultern. Nun gingen si, selbander durch den Wald. Vornweg ging der Präsident mit seiner Gattin, dann folgten Gretchen Spohr und Steinrck, der beut, nothgedrungen Gretchens Eavalier sein mußte, weil Erna ihn „schnitt", und zuletzt kamen Erna und Glasenapp. Glasenapp war nicht« weniger al« ein Poet, aber al-
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