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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.06.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970629010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897062901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897062901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-06
- Tag1897-06-29
- Monat1897-06
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Rrclame« unter dem Redactiou»strich (4 ge» spalten) 50^, vor den FamUtennachrtchteN (6 gespalten) 40 Größere Schriften laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer and Zifsernfatz nach höherem Tarif. Extra-Beilage» (gefalzt), nur mit der Piorgen»Ausgabe, ohne Postbefürderung vO.—, mit Postbeförderung 70.—. Tinnahmeschluß für Anzeigen: Ab end «Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Margen-AuSgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Aunahmestellru je eine halb« Stund« früher. Anzeigen sind stet» an di« Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Pelz in Leipzig. 91. Jahrgang. Ptastwitz Herr L. (el ütxinuun, Zschochersche Straße 7 s, Reudnitz Herr Lurznlrmii, Älarschallstraßc I, - Herr Lornll. N eber, Biützengeschäjt, Leipziger Straße 6, Thonberg Herr L. Lüiitsoli, Neitzenhcüncr Straße 58, Bolkmarsdorf Herr O. >rttttuuuu, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstraste 35 Herr L. 0. Litte!, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraste 1 Herr Illeoä. keter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 80 (Ecke Goethestraße) Herr Lerm. Uesslie, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Straste (Thomasiusstraßen-Ecke) Herr VltoLraur, Colonialwaarenhandlung, Löhrstraste 15 Herr Llluartl Uetzer, Colonialwaarenhandlung, Marschnerstraste 9 Herr Aax 8eUneUIer, vorm. kaul 8edieL)er, Drogengeschäft, Nürnberger Straste 45 Herr U. L. Albreelit, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Lodert (»reiner, Zweinaundorfer Straße 18, - Eutritzsch Lodert Bitner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Lodert Bitner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Lindenan Herr Albert Liutiner, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt 8elielt'8 ^nnoneen-Lxpeüition, Eisenbabnstraße 1, Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das III. Vierteljahr 1897 baldgefälligst veranlassen. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 50 mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen S 50 durch die Post bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn 8 In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johannesgasse 8, die Filialen: Katharrüerrstratze 14, Königsplatz 7 und Universitätsstraße 3, Nanftsche Gasse 6 Herr Lriedr. Lieber. Colonialwaarenhandlung, Nanstädter Steinweg 1 Herr 0. LnKeliurmn, Colonialwaarenhandlung, Schützenstraste 5 Herr ^ul. 8ellümi< den, Colonialwaarenhandlung, Westplatz 3Ä Herr L. Littried, Cigarrenhandlung, Uortstraste 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 0. Lebus, Colonialwaarenhandlung, Heitzer Straste 35 Herr V. Lüsrer, Cigarrenhandlung, in Der Schuh -er Lonfectionsarbeiter und -ie uationattiberale Partei. Fast unmittelbar vor dem Schluß des Reichstages batte bekanntlich die socialdemokralische NeichstagSfraction beantragt, in die Handwerkervorlage Schutzbestimmungcn für die Confectionsardeiler einzufügen. Diese Bestimmungen waren als besondere Novelle dem Reichstage zugegangen und kommissarischer Berathung überwiesen worden. Doch die Commission hielt eS der Geschäftslage wegen nicht mehr für angezeigt, die Berathunaen noch zu beginnen. Die Noth- wenvigkeit einer kommissarischen Berathung war, wie Abg. Frhr. von Hertling betonte, auch von den socialdemokratischen Commissionsmitgliedern anerkannt worden. Aber die Haupt sache bleibt für die „Arbeiterpartei" stets die Agitation, und so wurden denn HalS über Kopf die genannten Anträge ge stellt, obwohl der Abg. Singer rinräumte, die socialdemo kratische Partei würde auch nach der Annahme ihrer Anträge gegen die ganze Vorlage stimmen! Der Abg. Singer hat bei dieser Gelegenheit die Stellung der »ationalliberalen Partei zur ConfectionSarbeitersrage in geradezu schnöder Weise verdächtigt. Es erscheint unS deshalb angezeigt, die Ausführungen der Abgg. Freiherr Hehl zu HernSheim und Or. Friedberg, welche den nationalliberalen Stand punkt im Allgemeinen sachlich begründen und die Ver dächtigungen des Abg. Singer im Besonderen zurückweisen, nach dem jetzt vorliegenden stenographischen Bericht wieder zugeben. Zn der Reichstagssitzung vom 24. Juni führte Freiherr von Heyl auS: „. .Mr haben Lurch unsere Interpellation (im vorigen Jahre. Red.) erreicht, daß die 88 135 bis 139b der Gewerbeordnung, also der ganze Arbeiterschuü schon am 1. Juli d. I. Len Arbeitern in der Confection und Wäschebranche auch in den Werkstätten zu Tdeil werden wird. Dieser Fortschritt genügt unS aber nicht, weil wir die Uebertragung dieser Bestimmungen nicht nur aus die Werk stätten, sondern auch auf die Heimarbeit beantragten. Die An- träge Auer enlhalten nichts Anderes als die Vorlage, bearbeitet mit den uationalliberalen Anträgen. Leider haben sie diese nur theil- weise ausgenommen; sie haben sich nicht auf die Höhe der euro päischen Gesetzgebung in Bezug auf die Regelung der ConfectionSarbrit und der Heimarbeit gestellt. Ein Beispiel: wir legten da» größte Gewicht auf eine Spectalinspertion für dir Loi f ctions- und Wüschearbeiteriunen nnd für die Heimarbeit mit weiblichen Assistenten; in Ihrem Antrag ist davon keine Rede, — Sie begnügen sich mit 8 139b, der rin Provisorium für dir Fabrik- inspection darstellt, und verzichten auf bie Sprcialinspection, dir Sie vielleicht mit uns wünschen. Im Großdrrzogthum Hessen werden demnächst weibliche Fabrikinspectoren angestellt; es liegt also ein principielles Hinderniß nicht mehr vor. Wenn Herr Molkenbuhr jetzt auf ß 114a Bezug nimmt und glaubt, daß der Arbeitsvertrag für diese Leute geregelt ist, wenn man Lohnbücher einführt, so vedaure ich sehr, daß er unsere An träge und die damaligen Debatten nicht genau verfolgt hat. Wir haben einen NrbeirSvertrag gewünscht und vorgeschlagen, in welchem auch die Zeit, die Form der Ausgabe der Arbeit, die Angabe über die Zuthaten, welche der Arbeiter auf sein« Rechnung zu liefern Hal, — was äußerst wichtig ist, — und die Grenze der Arbeit angeg.ben werden müssen. Also der Antrag der socialdemokratischen Fraktion genügt uns in keiner Weise. Wir haben auch den 8 138 in Bezug aut die Anzrigepslicht ans die HauSeigenthümer auSzudehnen gesucht, auch den wichtigen 8 120a, der Schutz für Gesundheit ge währt, in der Weise auSdehnrn wollen, daß auch hierbei die HauS- rigenthümer unter eine gewisse Verpflichtung fallen. Ja, wie ist es denkbar, daß die Herren von jener Seit« sich damit begnügen, nur die Bestimmung des krankencassrngesetzes für die Confections- arbeiter einzuführen? Wir wollen auch die Invalidität-, bestimmungen haben. Wenn Sie so eilig sein wollen, wie wir es in Wirklichkeit sind, dann müßten Sie, da die Novelle zum Jnvoliditätsgesetz jetzt nicht verabschiedet werden kann, neben der Krankencassenversorgung auch die Jnvaliditätsversorgung in Aus sicht nehmen. Ich muß also constatiren, daß die Anträge Auer weder den nationalliberalen Anträgen noch den Wünschen der Arbeiter ent- sprechen, und wir es mit unserem Gewissen nicht vereinbaren können, solchen Anträgen mit Rücksicht aus die schwerwiegenden Interessen der Arbeiter zuzustimmen. Im Januar dieses Jahres sprach ich den Wunsch aus, daß in die Gewerbeordnung ein neuer Titel über die Heimarbeiter ausgenommen werden möchte, und daß auch solche Familienbetriebe, welche nicht unter den neuen Begriff der Werk- statt, den wir im Gesetz zu definiren haben werden, was Sie leider in Ihrem Antrag nicht versucht haben, fallen — eine Werk- statt soll fürderhin nämlich einen Raum darstellen, in welchem auch nur rin fremder Arbeiter beschäftigt wird —, unter die gesetzliche Eontrole gestellt werden, wenn nachgewiesen ist, Laß ein dauernder Arbeitsvertrag mit Zivischrnmrister oder Confectionair besteht. Wir meinen also, Laß in der Consectione- und Wäichebranche und verwandten Geschäften drei Betriedsformen denkbar sind. Erstens der Betrieb in der Wrrkstätte, welche zu Lest, nireu Sie leider Unterlasten haben — der Begriff wäre dahin zu präcisiren, daß jeder Raum als Werkstatt anzusrhrn ist, in welchem auch nur ein fremder Arbeiter beschäftigt wird, ein Wunsch, den auch die Commission für Arbeiterstatisiik dem hohen Hause vorgrlegt hat. Die zweite Betrirbssorm wäre dadurch zu charakterisirrn, daß auch solche Farn iUenbetriebr unter den Schutz des Gesetzes zu stellen sind, welche in einem dauernden Arbeit-- oder Vertragsverhältniß stehen; die dritte Betrirbssorm würde alSdanu die einfache unbeschränkte Familienarbeit darstellen. Ja, wenn derart complicirte Ver hältnisse in der Werkstätten- und Hausindustrie vorliegen, wie solche I durch die Enquete in gründlicher Weise nachgewiesen sind, so kann I man es kaum verstehen, wie eine ganze Fraktion es übers Herz I bringt, die Bestimmung über Fabrikarbeiter aus der Gewerbe- ordnung mechanisch in diese Vorlage einzuschieben. (Sehr gut!) Tie Bestimmungen über Fabrikarbeiter passen doch gar nicht für die complicirien Belriebsformen der Hausindustrie. Ich begreife nicht, wie die Herren, welche Loch in diesen Dingen orientirt sind, dem Haus eine solche Bestimmung Vorschlägen können. (Sehr gut!) Wir Eommisjionsmitgliedcr sind alle bereit, die Vorlage und Len Antrag Auer, obschon ich denselben sür sehr ungenügend halte, in der Commnsion weiter zu beralh,n, wenn der Reichstag es wünscht; es wird zweifellos kein Lonunijsionsmitglied davor zurück schrecken, dies« wichtige Angelegenheit, eines der schwerwiegendsten Capitel der socialen Frage, weiter zu bearbeiten; ober wir lehnen es ab, in überstürzter Weise dies im Plenum zu thun, und lehnen es ab, diese Angelegenheit in irgend einer Weise zu behandeln, welche man mit agitatorischen Bestrebungen in Verbindung bringen könnte. (Beifall bei den Notionalliberalen.) Ur. Friedberg: Ich fühle mich nur genöthigt, ein paar Aeuße- rungen des Herrn Abgeordneten Singer zurückzuweisen. Der Herr Abgeordnete Singer hat die socialpolitische Haltung meiner politischen Freunde angegriffen; er hat behauptet, wir ver treten die Tendenz, in der Socialpolitik so wenig wie möglich zu leisten. Ich werde nicht in der Lage sein, dem Herrn Abgrord- ordneten Singer eine andere Meinung beizubringen. Nur im Vorübrrgehen will ich sagen, daß wahrscheinlich unicre freisinnigen Nachbarn hier werden bezeugen können, daß es gerade der socialpolitische Standpunct meiner politischen Freunde ist, der in den sonst in manchen Beziehungen verwandten Parteien eine starke Scheidung der Geister herbrigesührt hat. Aber der Herr Abgeordnete Singer bringt es nicht nur fertig, eine derartige Behauptung aufzustellen, er bringt eS auch fertig, sich mit feiner Logik vollkommen im Kreise herumzudreben, um diejenige Grobheit zu verbergen, die er uns eigentlich an den Kops werfen wollte. Er sagte: ja. Sie glauben vielleicht, was Herr von Heyl vorgctragen Kat, aber im Lande glaubt eS kein Mensch. Nun, wo ist daS Publicum, an das Herr Singer hier oppellirt? Soweit natürlich die socialdemokratischen Wählermassen in Betracht kommen, hat er wohl zutreffend grurtheilt; denn diese Leute sind durch dir Art der socialdemokratischen Agitation so urtheilslos geworden, daß sie Alles glauben, was Eie ihnen sagen. (Sehr richtig I bei den Nationalliberalen. Lebhafter Widerspruch bei den Socialdrmokraren.) Wenn dann Herr Singer auf meiaen politischen Freund Möller hmgrwirsrn hat und ihn alS denjenigen Mann geschildert hat, der in der Brrschlechterungscommission eine große Rolle gespielt habe, jo glaube ich drn früheren College» Möller gegen eine solche Insinuation nicht besonders in Schutz nehmen zu brauchen; denn daß Herr Möller mit größerer Sachkunde über socialpolitische Dinge urtheilt als Herr Singer und seine Freunde, daS ist für mich so klar, daß ich da kein Wort darüber zu verlieren brauche. Herr Möller versteht es eben, die socialpolitischen Anforderungen und Ziele, die wir alle anstreben, auch in Verbindung zu bringen und zu vereinigen mit den gegebenen Verhältnissen der Industrie. Wenn das ein Vorwurf sein soll, so muß ihn natürlich Herr Möller auf sich nehmen: aber in meinen Augen ist das ein Vorzug und kein Vorwurf. (Sehr gut!) Wenn Herr Singer dann gesagt hat: ja, warum sind Sie nicht gleich in die zweite Berathung eingclreten, anstatt die Vorlage in die Commission zu verweisen, jo muß doch dem Herrn Abgeordneten Singer bekannt ein, daß in der Commission sich so viel Schwierigkeiten und be denkliche Puncte gesunden haben und zu erledigen waren, daß gerade dadurch die CommisstonSberalhung sich evident als nöthig heraus gestellt hat. Wenn die Sache so liegt und wenn die sachlichen Gründe vorhanden sind, die Herr von Heyl ausgesührt hat, und wenn die formellen Bedenken des Herrn Richter zu treffend sind, dann hätte auch Herr Singer daraus die Schluß folgerung ziehen können, daß die Verabschiedung einer solchen Vorlage nicht mehr möglich ist; aber da Herr Singer die Dreistigkeit gehabt hat, uns zu sagen — (Zwischenrufe links) — ja, das ist eine Dreistigkeit, wenn er uns den Vorwurf macht, daß wir Lurch Len Mund unseres FractionsredncrS, dcS Herrn von Heyl, etwas Anderes erklären ließen, als was wir selbst glaubten — wenn Herr Singer diese Dreistigkeit gehabt hat, dann habe ich auch nicht mehr nöthig, Rücksicht aut ihn zu nehmen, sondern kann nur den Vorwurf wiederholen, daß es sich bei diesem Vorstoß der socialdemokratischen Partei lediglich um ein agita- torisches Vorgehen handelt. Wenn der Herr Abgeordnete Singer dann zur Rechtfertigung dieies unvollkommenen Antrages, den er und seine politischen Freunde gestellt haben, gesagt hat, die Verhältnisse könnten nicht schlechter werden, als sie sind, sie könnten auch nicht verwirrter werden, so überlasse ich dem hohen Hause, ob das die richtige Basis für das Vorgehen in der Gesetzgebung ist. Ich glaube, daß eine solche Motivirung eines unzulänglichen Antrags kein Zeichen von politischer Reise oder von politischem Verständlich ist. (BravoI) Freiherr Heyl zu HernSheim, Abgeordneter: Meine Herren, der Herr Abgeordnete Richter hat Bedenken darüber ausgesprochen, daß dem Bundcsrathe in dem 8 114 a eine neue Vollmacht gegeben werden soll. Diese Vollmacht bezieht sich darauf, daß der Bundes rath befugt sein soll, Lohnbücher und Arbeitszettel für gewisse Kategorien von Arbeitern rinzusühren. Ob man diese Vollmacht in Verbindung mit der bestehenden Ministrrkrisis bringen kann und politische Bedenken an die Einrichtung dieser Lohnbücher und Arbeits zettel in so weitgehendem Maße anknüpsrn soll. Las überlasse ich dem Urtheil des hohen Hanfes. Wenn der Herr Abgeordnete Richter, wie bei der ersten Berathung, auch heute wieder behauptete, daß durch die Enquete, welche in der Commission für Arbeiterstatistik ausgearbeitet ist, meine früheren Schilderungen der Verhältnisse in der ConsectionSbranchr widerlegt sind, so gestatte ich mir, ihm zu erwidern, daß ich vorauSsetzen muß, daß er nur dir Motiv« zu der Vorlage und nicht die Verhandlungen auS der Enquete gelesen hat. Ich widerspreche den Motiven der Unfreiwilliger parlamentarischer Humor. Die nachstehenden humoristischen Goldkörner sind im Jahre 1896 und 1897 im preußischen Abgeordneten hause von den Lippen verschiedener Parlamentarier und hoher Staatsbeamter gefallen. — Ein Mitarbeiter der „Kreuzztg." bat diese Aussprüche, deren Komik von den Rednern nicht beabsichtigt war, sofort ausgezeichnet. In den stenographischen Berichten dürften sie nicht zu finden sein, da die Redner wahrscheinlich bei der Correclur ihrer Reden auf ibr Versprechen aufmerksam geworden sind. Nm bei der Veröffentlichung jede Unfreundlichkeit zu vermeiden, sind die Namen der Redner weggelafsen worden, aber meist ist da» Datum hinzugesügt. Diese Sache hat doch eia zweischneidiges Gesicht. (24. 1. 96.) Diese Vorlage ist rin Kind meine» Herzblutes. (30. 1. 96 ) Ich spreche hier nicht al« Abgeordneter, sondern al» Vertreter meiner Wähler. (30. 1. 96.) Biele- auf dem Lande ist Zwang, nur die Production von Kindern ist nicht Zwang, die steigt stetig. (31. 1. 96.) Da war eine Mauer da uud mit der Mauer war schließlich nicht mehr zu rechnen. (31. 1. 96.) Wir thun, wa» wir thun und werden eS auch in Zukunft thun. (1. 2. 96.) Wir müssen auf die Vereinfachung dieser Mißgeburt hin wirken. (S. 2. 96.) Wir machen ja alle in den großen StaatStopf. (7. 2. 97., Bedenken Sie, daß sich die alten Werderschrn Obstfrauen mit der Zeit in elegante Dampfschiffe verwandelt haben. (19. 2. 96l) Nach sieben Jahren glauben wir endlich der guten Hoff nung entgegenseben zu können. (26. 2. 96.) Ich will noch zwei Gesichtspunkte anführen, welche ge eignet sind, die Sache von einem weiteren Gesichtspunkte an- zusehen. (7. 3. 96.) Es stehen dem Eölibat gewiss« andere schwerwiegende Verpflichtungen gegenüber. (9. 3. 96.) Im vorigen Sommer batte unser Herrgott ein Einseben sür unsere gerechte Sache und ließ in Steinbruch eine groß artige Schweinefeucht auSbrechen. (13. 3. 96.) Der kleine Metzger, welcher das kleine Schwein vielleicht nur einmal im Jahre schlachtet. (19. 3. 96.) Unpraktische Sachmanipulationen. (l6. 4. 96.) Dabei sind zwei Wege in den Vordergrund getreten. (17. 4. 96.) Dann ist die Genossenschaft eia todtgeborene» Kind, ehe eS geboren ist. (18. 4. 96.) Ich habe mich in meinem logischen Gewissen verpflichtet gefühlt. (22. 4. 96.) Dann haben Sie in den letzten Jahren der Bewegung mit geschlossenen Augen zugesehen. (23. 4. 96) Bei un» in Westfalen, wo die Leut« weit auseinander wohnen, muß die Frau, wenn sie Nachmittag» au- der Kirche kommt, ihre Bedürfnisse befriedigen können. (7. 4. 96.) Wir lassen un» in Decaden von drei Jayrrn Sanität«- berichte erstatten. (12. L. 96.) Der Gesetzentwurf ist von allen Seiten d«S Hause» mit schweren Bedenken begrüßt worden. (12. 5. 96.) Man kann einem gescheiten Menschen «ine Dummheit so lange Vorreden, bi- er sie glaubt. (9. 6. 96.) DaS Reich ist der ärmste StaatSverband im Deutschen Reich, da eS vom reichen Staate Preußen auSgepowert wird. (25. 12. 96.) Nun hören wir von demselben Munde des Herrn General- steuerdirectorS (5. 12. 96). Keine obligatorische, sondern eine fakultative Möglichkeit. (14. 12. 96). Es ist dies ein Punkt, der für uns nicht gangbar erscheint. (17. 12. 96.) Ich kündigte in einer Versammlung an, ich würde über Maigesetze sprechen. Da wurde ich aufgelöst. (9. 1. 97.) Wenn die Lehrer Kinder bekommen in dem Alter, daß sie aufs Gymnasium gehen. (11. 1. 97.) Wie steht es nun, wenn Herr k. auftritt und einen Heiligenschein um die Person des CentrumS zu weben ver sucht. (13. 1. 97.) RegierungSräthe sind solche Beamte, welche avancirrn, und solche, welche nicht avanciren. (18. 1. 97.) Diese Thatsacke würde nicht richtig sein. (20. 1. 97.)*) Man zieht die Hosen nicht stramm, um dabei die schönen Formen zu bewundern. (21. 1. 97.) * Der Redner, der diesen Satz verbrochen, ist jedenfalls ein Jurist, der öfter in die Lage kommt, den tz 131 de» Reich »«St ras-Gesetz buche» in Anwendung zu bringen, der mit Geldstrafe bi» zu 600 oder Gefängnißstrafe bi» zu 2 Jahren solche UebelthLter bedroht, dir „erdichtete .... Thatsachen" öffentlich behaupten oder verbreiten. Wer sich daran gewöhnt, von „erdichteten Thatsachen" zu reden, wird sich auch nicht bewußt werden, daß er Unsinn spricht, wenn er behauptet, »in Mensch habe bleierne Goldstücke ge stohlen, eine Ebene sei gebirgig oder «ine Thatsachr würde nicht richtig sein. Eigentlich dürfte auf Grund de» genannten Paragraphen kein Mensch verurtheilt werden, da Niemand „erdichtete Thatsachen" behaupten oder verbreiten kann. Nicht-, waS Tdatsache ist, kann erdichtet sein und wa» er dichtet ist, ist keine Tbatfache. Wann endlich wird diese tolle cvntraäictio in aäjeoto auS unserem Strafgesetzbuche ver schwinden? D. Rev. d. „Leipz. Tagebl." Der starke Tabak, welchen er im Reichstage verzapft hat. (22. 1. 97.) Man wirft den Handwerkern vor, daß sie sich auf alte Zöpfe stützen wollen. (30. 1. 97.) Nun ist, m. H., da» Schwein gar nicht einmal so ein Schwein, al» welche- eS immer geschildert wird. (6. 2. 97.) Die Streitaxt wird nicht begraben, sondern erst recht zum Leben kommen. (22. 2. 97.) DaS Abgeordnetenhaus ist eine Herberge der Gerechtig keit. (2. 3. 97.) Der Nauhreif preußischer Fiscalität. (6. 3. 97.) Ich hörte von einer Künstlerin, der ich gern einen Ge fallen tbäre. (9. 3. 97.) Der Umbau des Bahnhöfe» Cassel ist nicht rin Local-, sondern rin Weltschmerz. (10. 3. 97.) Er bat geschwiegen und auf meine zweite Aufforderung sein Schweigen verdoppelt. (29. 4. 96.) Meine parlamentarische Erfahrung, welche doch schon auf einige Jahre zurückblickt. (10. 5. 97.) DaS Ei wird noch ganz andere Dinge ausbrüten. (17. 5. 97.) Sie Haven geschwiegen sowohl nach der einen, wie nach der anderen Seit«. (17. 5. 97.) Eine Fassung, die einen Mißbrauch so unmöglich al- möglich macht. (19. K. 97.) E- giebt auch eine platonische Liebe, die dem Geliebten wenig rmbringt. (19. 5. 97.) DaS sagte der Minister, al» er schon die Genehmigung zum Legen de- Eie« in ver Tasche hatte. E» ist für un unschmackhaft. Aber r« giebt eine zahlreiche Partei im Reichs tage, die durch ihr« Schadenfreude beweist, wir schmackhaft ihr da- große Ei d«S Minister- ist. (17. 5. 97.) Ich werbe die erwähnte König-bergrr Kaufmannschaft auf den Tisch de- Hause- niedrrlegen. (29. 5. 97.) Mein« Herren, wir halten daran fest, daß die Gemeinde- Vertretung ein überflüssige» Bedürfaiß ist. (1. 6. 97.)
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