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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970610019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897061001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897061001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-06
- Tag1897-06-10
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2. MM« ÄiWM WM mit AnzM Zm Mf. (UvkPii-AOBe.) Tagesprogramm für Donnerstag, den 10 Juni. Eintrittspreis: 50 Besondere Veranstal tungen: Kunstausstellung, „Tiroler Bergfahrt", Alpen- Diorama (auch Abends). Scenische Vorstellungen im Alt- Leipziger Meßviertel und im Thüringer Dörfchen. Stadt museum. Elektrischer Aufzug im Wartburgthurm. Leuchtfontaine zwischen 9^/r und 10^/r Uhr. Elektrischer Scheinwerfer. Hagenbeck's Eismeer-Panorama. Hippodrom und Muster stall. Elektrisches Weltdiorama. Fesselballon. Wasserhahn. Altenburger Sing-Spielhalle. Deutsch-ostafrikanische Ab- theilung. — Concerte Nachmittags und Abends von den Capellen: Ausstellungsorchester, Dir.: Capellmeister Hans Winderstein. Königl. bayer. 18. Infanterie-Regi ment „Prinz Ludwig Ferdinand", Dir.: königl. Musikdirigent Alexander Löwe. Königl. sächs. 10. Infanterie-Regiment Nr. 134, Dir.: Stabshoboist A. Iahrow. — Deinen ersten Ankauf zur Verloosung in der Ännst- halle hat der geschäftssührende Ausschuß der Ausstellung besorgt. Die Wahl ist auf folgende Kunstwerke gefallen: Uhde, Fritz, Dresden, „Kummervoll". Weber, Theodor, Paris, „Landung bei hohem Seegang". Kunz, Franz, München, „Sommer". Fritz, Max, Gr.-Lichterfelde, „Bei den Netzen". Außerdem noch von demselben Künstler zwei Aquarellen. Schultze, Franz, Weimar, „Der Abend segen". Bröker, Wilhelm, Berlin, „Am Bach", „Am See" und „Abend". Kubiersky, Erich, München, „Sommerlandschaft". Müller-Kurzwelly, Berlin, „Am Watt", „Am Iasmunder Bodden" und „Fischer am Chiemsee". Riegel, Tina, Nürn berg, „Alpenrosen" und „Gebirgsdisteln mit Enzian". Kühn, Carl, Leipzig-Gohlis, Stillleben „Rebhuhn", „Weintraube" und „Weintraube und Früchte". Palm, Lilly, München, „Stillleben". Brandenburg, Catalina, Hannover, „Chrysan themum". Weise, Oskar, Leipzig-Reudnitz, „Orientalisches Stillleben". Feudel, Constantin, Florenz, „Ciociaren-Kind". Fritz, Martin, „Empirebildchen". — Außerdem ist heule das Pastell „Auf der Redoute" von Rens Reinicke in München durch einen Leipziger Kunstfreund angekauft worden. iä. Leipzig, 9. Juni. Der vom geschäftsfübrenden Aus schuß der Ausstellung eingerichtete unentgeltliche Woh nungs-Nachweis hat sich in den Tagen des Festes, das einen so großen Fremdenzufluß nach unserer Stadt brachte, außerordentlich gut bewährt. Namentlich konnten den Teil nehmern der verschiedenen jetzt hier stattfindenden Verbands tage und Congresse viele Wohnungen nachgewiesen werden. Deutscher Patriotenbnnd zur Errichtung eines Lölkerschlacht-Tenkuials bei Leipzig. Es ist vielfach die Meinung verbreitet, im Ausstellungs pavillon des Deutschen Patriotenbundes seien nur die preisgekrönten Entwürfe der letzten beiden Concurrenzen ausgestellt. Dem ist aber nicht so. Neben diesen preis gekrönten stehen zum Vergleiche die äußerst seltenen Ent würfe aus den Jahren 1813, 1814 und 1815, sowie von 1863 und 1864 und vom Jahre 1888, und erst diesen reihen sich die neueren Entwürfe an, wodurch eine hochinter essante Zusammenstellung der historischen Entwickelung der Denkmals frage zur Darstellung gelangt ist. Diese Sammel-Ausstellung bietet dem Besucher Veranlassung zu bedeutsamen Schlüssen sowohl auf die historischen und kultu rellen, als auch wirthschaftlichen Zustände der durch die verschiedenen Projecte vertretenen Zeiten. Schon 1813, gleich nach der Niederwerfung Napoleon's in der Leipziger Schlacht, geschah die erste Anregung zur Errichtung eines Völkerschlacht-Denkmals von dem Freiherrn von Seckendorfs. Seckendorfs selbst entwarf ein Projekt und veröffentlichte dieses in seiner 1814 erschienenen Schrift: „Die Resultate meines Planes, der Völkerschlacht bei Leipzig ein Denkmal zu setzen" nebst drei anderen. Diese vier Ent würfe find alle in sehr bescheidenen Dimensionen, einfachen Formen und in beinahe nüchterner Auffassung gehalten und stehen deshalb nicht im Verhältniß zu dem gewaltigsten und folgenschwersten Ereignisse der deutschen Geschichte. Immer hin erregen gerade diese Entwürfe besonderes Interesse, weil sie unseren Zeitgenossen fast ausnahmslos unbekannt geblieben sind. Sinnig ist der Vorschlag Kotzebue's, die Römersäule auf dem Odenwalde, das Siegeszeichen der ersten Unterdrücker Deutschlands, als Ruhmes- und Ehrenzeichen für den Sieg über dessen letzten Unterjocher auf dem Schlachtfelde von Leipzig auf zurichten. Doch würde dieses Denkmal äußerlich zu unscheinbar sein, um als National-Denkmal für die Völkerschlacht gelten zu können. Ein anderes in der v. Seckendorff'scken Schrift enthaltenes Projekt trägt auf einer abgestumpften Pyramide das christliche Kreuz und das deutsche Schwert als Verkörperung des Sieges echten Germanen- und Christen- thums über welsche Tyrannei, während die stark convergirenden Seitenflächen des Pyramiden-Sockels mit Siegespalmen ge schmückt find. Der dritte dieser Entwürfe, ein vierseitiges PriSma, dessen Seiten Inschriften und Symbole der in dem Geschicke der Völker wallenden Gerechtigkeit zieren und auf welchem ein altdeutsches Schwert mit seiner Spitze im Sockel befestigt gedacht ist, entspricht ebenfalls nicht der erhabenen Beveutung der herrlichen Befreiungsthat. — Es war nicht anders zu erwarten, daß nach Veröffentlichung dieser Pläne die deutschen Patrioten gegen eine so bescheidene Auf fassung der gewaltigen Volksthat protestirten in der Ueberzeugung, daß eine solche Bescheidenheit sich als Un dankbarkeit gegen diejenigen zeigen würde, welche in der Stunde der höchsten Gefahr mit Selbstverleugnung und TodeS- muth die Errettung des Vaterlandes aus Knechtschaft, Schmach und Schande erkämpft hatten. Am gewichtigsten erhob Ernst Moritz Arndt seine Stimme, indem er in einem Aufsatze: „lieber ein Denkmal bei Leipzig" schrieb: „Ein kleines, un scheinbares Denkmal, das sich gegen die Natur umher in Nichts gleichen kann, thut eS nicht; ein zierliches und blankes, etwa in Leipzig selbst auf einen Platz hingestellt, würde in seiner Armseligkeit von der großen That, wodurch die Welt von dem abscheulichsten aller Tyrannen und dem tückischsten aller Tyrannenvölker befreit ward, zu sehr beschämt werden. Das Denkmal muß draußen stehen, wo so viel Blut stoß, es muß so stehen, daß es ringsum von allen Straßen gesehen werden kann, auf welchen die verbündeten Heere zur Entscheidung heranzogen. Soll es gesehen werden, so muß es groß und herrlich sein, wie ein Koloß, ein» Pyramide, ein Dom in Köln. — Ich fürchte, wenn man mit kleinen Mitteln etwas AehnlicheS machen will, kommt etwas Erbärmliches heraus." — Er schlug deshalb vor, in der Mitte des meilenlangen Schlachtfeldes einen Erdhügel von 200 Fuß Höhe aufzutbürmen. Auf den Hügel werden Feldsteine gewälzt, und über diesen wird ein kolossales, aus Eisen gegossenes und mit mancherlei Anspielungen und Zeichen geziertes Kreuz errichtet, daS Zeichen deS Heils und der Herrscher des neuen Erdballes. Das Kreuz trägt eine große vergoldete Kugel, die weit in die Ferne leuchtet. Das Land rings um den Hügel wird für ein geheiligtes Land erklärt, mit Wall und Graben eingefaßt und mit Eichen bepflanzt. Dieser Hügel, dieses Kreuz und diese Bäume wären zugleich ein echt germanisches und echt christliches Denkmal, wohin unsere Urenkel noch wallfahren gehen würden. Ter Eichenhain würde zum Kirchhof großer deutscher Männer geweiht, wo berühmter Felbherrn und für das Vaterland gebliebener Helden Leichen begraben würden. — Dieser Vor schlag Arndt's wurde auf Veranlassung des Deutschen Patriotenbundes von unserem heimischen Architekten Rein hardt Lange in künstlerisch vollendeter Auffassung in einem Entwürfe, welcher seit dem 5. Juni im Pavillon deS Bundes mit ausgestellt ist, zeichnerisch dargestellt. Der großherzoglich badische Baudirector Friedrich Wein brenner veröffentlichte 1814 einen im Sinne deS Arndt'schen Vorschlages aufgesaßten Entwurf, der von keinem anderen an Großartigkeit der Composition übertroffen wird, an dessen Ausführung freilich auch infolge der enormen Baukosten — Weinbrenner selbst schätzte sie auf 6 Millionen Thaler — nie gedacht werden konnte. Auch dieser Entwurf ist höchst selten und in der That einer Besichtigung im Pavillon des Deutschen Patriotenbundes werth. — Sind die genannten Entwürfe Sieges- und Ruhmeszeichen für den siegreichen Befreiungskampf, so stellt das von dem Leipziger Rathsherrn Or. Stieglitz veröffentlichte Projekt ein Todtenmonument in Gestalt einer golhischen Capelle dar. Zn den Zeilen politischer Unterdrückung und Umtriebe war die Denkmalsfrage versunken und vergessen. Sie trat erst bei der 50. Jubelfeier der Leipziger Schlacht im Jahre 1863 wieder zu Tage und mit flammender Begeisterung wurde vom deutschen Volke die ehrwürdige Idee Ernst Moritz Arndt's ausgenommen. Unter dem brausenden Jubel der Bevölkerung, in Gegenwart der Abgeordneten 214 deutscher Städte und Angesichts 1400 ergrauterFreiheitshelden wurde am 19.October 1863 auf Leipzigs blutiger Wahlstatt auf der Höhe von Stötteritz der Grundstein zu einem National-Denkmal der Völkerschlacht in feierlichster Weise in die Erde gesenkt. — Heute, 34 Jahre nach jenem begeisterten Acte, haben von 54 000 durch Gesuche aufgeforderten deutschen Stadt- und Landgemeinden nur 1600 Beiträge geleistet, die in ihrer Ge- sammlsumme nicht einmal die Höhe deS Ergebnisses der Pfennigsammlung unter den Schulkindern Sachsens erreichen. Zwei, ebenfalls mit ausgestellte Entwürfe aus jenem Jubel jahre geben die begeisterte Stimmung jener Zeit wieder. Derjenige des Professor Schieoelbein-Berlin ist mit reichem bildnerischen Schmuck versehen. Der zweite Entwurf, im Jahre 1864 von einem unbekannt gebliebenen Münchener Künstler der Oeffentlichkeit übergeben, vereinigt Architektur und Skulptur in glücklichster Weise und ist mit einer der bemerkenswerthesten Entwürfe. Auch die 75. Jubelfeier des Jahres 1888 bot erneut Ver anlassung, sich der alten deutschen Ehrenschuld zu erinnern. Wieder flammte die Begeisterung auf und regte unsere heimischen Architekten Ludwig und Hülßner zu einem neuen Denkmalsprojecte an, das als Siegessäule gedacht ist und auch seinen Platz in dem Ausstellungspavillon gefunden hat. — Außer diesen und den preisgekrönten Entwürfen der beiden Concurrenzen sind von jetzt an auch sechzehn in engerer Wahl gestandene Entwürfe des letzten Preis ausschreibens mit ausgestellt, so daß die Gesammt- ausstellung ein treffendes Bild des jeweiligen Stadiums der Denkmalsfrage im Besonderen und der Denkmalsbaukunst im Allgemeinen in den einzelnen Epochen liefert, so daß die Aus stellung der Denkmalsentwürfe hierdurch und durch das in denselben enthaltene künstlerische Können und durch Dar bietung einer Fülle in den Plänen zum Ausdruck gebrachter monumentaler Ideen zugleich eine Kunstausstellung ist, eie Jedermann ausreichend Grund giebt, ihr einen Besuch abzustatten. Leider kann den Besuchern des Ausstellungsplatzes nicht das Zeugniß ausgestellt werden, ein besonderes Interesse für ein Unternehmen an den Tag zu legen, dessen eminente locale Bedeutung, neben seiner idealen nationalen, Niemand verkennt. Es sollten doch die Ausstellungsbesucher dem rühmlichen Beispiele des Wurzener Turnvereins folgen, der in corxors die Ausstellung ver Denkmalsentwürfe besuchte und — begeistert von der erhabenen Idee, der Heldenväter in Ehren zu gedenken — in den ausliegenden Sammelbogen einen Beitrag von 30 zeichnete. Gruppen - Besprechungen. Gruppe IV. Chemische Industrie. IV. Wenn wir bei den Besprechungen der einzelnen Objecte dieser Gruppe vielleicht über manche weggingen, die eine eingehendere Betrachtung verdient hätten oder manche Aus steller nur einfach genannt wurden, so ist dies in dieser Gruppe, in der eine Einzelnummer oft eine ganze Fülle von verschiedenen Objecten einschließt, recht Wohl erklärbar und es sei uns daher gestattet, auf einzelne derselben in ausführ licherer Weise zurückzukommen. So erwähnten wir nur kurz die Ausstellung der Leipziger Farbenfabrik von A. Wohlfahrt, Leipzig, die wir einer nochmaligen Besichtigung unterzogen. Was von der nunmehr 33 Jahre bestehenden Firma in der stilvoll aus geführten und geschmackvoll arrangirten Pyramide geboten wird, vermag eigentlich nur der Fachmann, im strengeren Sinne deS Wortes, zu würdigen. Erd- und Mineral farben in den verschiedensten Nuancen, in satteren oder fahleren Tönen, sind als die Specialfabrikate hier in erster Linie zu nennen. Daß auch auf diesem Gebiete in den letzten Decennien ganz erstaunliche Fortschritte gemacht worden sind und daß gerade die genannte Firma sich ganz besondere Verdienste darum erworben hat, steht fest. Wir können uns noch sehr Wohl der Zeit entsinnen, in der z. B. die Erd farben wie die gelben Ocker rc. in sehr primitiver Weise hergerichtet in den Handel kamen, heute bat man gelernt, diese scheinbar so rohen Produkte durch Schlämmen, Brennen und andere Zubereitungen in ungemein schöne und aus giebige Farben herzurichten und sie für die verschiedensten Anstrichzwecke nutzbar zu machen, denn die Erdfarben, je nachdem sie als Leim- oder Oelfarbe, oder Fußbodenanslrich dienen sollen, müssen besonderen Anforderungen entsprechen. Man sieht in der A. Wohlfahrt'schen Pyramide das Robmaterial, wie es zum Theil in Thüringen, Bayern, Hessen, Sachsen rc., zum Theil in Oesterreich, England, Frankreich, Italien gefunden und von dort bezogen wird. Ja selbst Eeylon liefert solches in Gestalt des schönen, blättrigen, silberglänzenden Graphits. Weiler sieht man die verarbeiteten, d. b. durch Schlämmen, Brennen rc. Farben wie sie für die Maler, Maschinensabrikanten rc. in den Handel kommen, ebenso schöne Mineralfarben, Holzbeizfarben, die für alle Holzarbeiter, Tischler, Drechsler rc. einen großen Werth baden und durch beste Zeugnisse ausgezeichnet wurden. Ein weiteres Product der Firma ist ein Lackfirniß. der billiger als Leinölsirniß ist und durch schnelles Trocknen und schöne haltbare Schichten sich namentlich zur Verwendung für Eisenconstructionen eignet. Besondere Beachtung verdienen aber auch die in Gruppe VI ausge stellten Dachlackfarben, die den Zweck haben den schwarzen Theer-Pappdächern ein freundliches Aussehen und längere Dauer zu verleihen. Besondere Beachtung verdienen aber auch die von A. Wohlfahrt hergestellten doppelfalzigen Cement-Dachziegel, Modell Standow, die mit Recht als „die Dachung der Zukunft" bezeichnet werden. Weder Schiefer noch gebrannte Ziegelsteine können mit dem Cementstein concurriren, der eine Dauer von vielen Menschenaltern ver spricht und wahrscheinlich so lange unversehrt auf dem Dache liegen bleibt, als Latten und Sparren halten werden. Auch bei Bränden hat sich der Cementziegel vorzüglich bewährt, da alle anderen DachungSmaterialien dabei unter gingen, dieser aber, wenn auch durch die Gluth gebleicht, so doch unversehrt verblieb. Selbstverständlich können diese Ziegel auch naturfarbig, hell- oder dunkelgrau, ebenso als mit Theerlack imprägnirte schwarze, verwendet werden. Wer ein schönes, billiges und dabei dauerbaftes Dach haben will, soll Cementziegel, und wer kein schwarzes Theerdach haben will, soll Dachsarbe nehmen, unter denen besonders die rolhe Dachfarbe eine hervorragende Rolle zu spielen berufen zu sein scheint. Wer die buntgestrichenen Dächer des schönen Etablissements Cbarlottenhof in Lindenau und das Dach der Gartenbau halle in der Ausstellung gesehen bat, wird dies zugeben. — Auch auf die bereits erwähnte Cbem. Fabrik Altherz berg, Alwin NieSke, greifen wir nochmals zurück, die sich in verdienstvoller Weise mit der Herstellung von Chrom salzen befaßt. Ausgestellt ist das Ausgangsmaterial Chrom erz, aus den Nieske'schen Chromgruben, eine dunkle, schwere Erzmasse, aus Eisenoxydul und Chromoxyd bestehend. Das Aus sehen läßt nicht ahnen, daß daraus die feurig farbenen Chromsalze und die schönen Chromfarben dargestellt werden, wie wir sie in den großen Glascylindern als geschmolzenes und crystallisirtes chromsaures Natron, krystallisirtes chromsaures Kali, chrom saures Baryt, Chromgelb und Chromgrün ausgestellt sehen. Prächtig wirkt die aus rothem chromsauren Kali lrystallisirte Krone mit dem Initial darunter, eine Huldigung für den hohen Protector der Ausstellung und zugleich ein schönes Schaustück. Die Chromsalze finden hauptsächlich in der Färberei, neuerdings auch in der Gerberei Verwendung. Jetzt sind sie auch als sehr beachtenswerthe Mittel gegen Kesselsteinbildung in Anwendung gekommen, worüber die am Ausstellungsorte zu entnehmenden Prospekte der Firma genauen Aufschluß geben. Für den wissenschaftlich Gebildeten ist auch das ausgestellte reine Chrommelall interessant. Es ist dies, als der Grund stoff, ein Metall, das früher, weil schwer darstellbar, sehr selten und theuer war. Dasselbe ist von glänzend silberweißer Farbe und luftbeständig, kann daher als Edelmetall, dem Silber ähnlich betrachtet werden und besitzt nebenbei die werthvollen Eigenschaften des Eisens, dem es zur Erzeugung eines sehr guten Stahles beigemischt wird. Auch mit der Ausnutzung für Gewerbe und Industrie werthvoller patentirter Erfindungen und Entdeckungen beschäftigt sich die Firma und stellt z. B. Aluminium-Präparate her, die als Zusatzmittel zu Gyps und Cement diesen eine ungemein hohe Widerstandskraft gegen Wasserdruck und Brandung geben. Das Aluminium- Palmitat wird benutzt, um Statuen, Denkmäler rc. vor dem Verwittern, bezw. vor den schädlichen Einflüssen der Atmo sphäre zu schützen. Auch die empfindlichsten Stoffe, wie Seide, Wolle, Federn rc., lassen sich damit wasserdicht und dauernd haltbar machen, ohne selb st die zarte st en Farben zu beeinflussen. Weitere Präparate sind daS doppeltchromsaure Ammonium, das zur Herstellung des rauch losen Pulvers gebraucht wird, Salmiake verschiedener Grade und Reinheit, Goldschwefel, Hirschhornsalz rc., alle diese Sachen in solcher Schönheit, daß sie das Interesse der Aus stellungsbesucher erwecken müssen. M. Brockmann, Leipzig-Eutritzsch, hat, wie eben falls bereits kurz berichtet, in Gruppe IV und im Muster stalle ausgestellt. Es sind dies für Landwirthe, Fabrikanten, Brauereien und Brennereien wichtige Erzeugnisse, von denen wir folgende namhaft machen: Kresolin, Kresolinseife, doppelt schwefligsaurer Kalk, doppelt Sulfitnatron, Brumataleim, Fleischzwieback für Hunde, Mäusevertilgungsmittel, Resti- tutionsfluid, streichfertige Versteinerungsmaffe, präparirtes VersteinerungSmehl, phosphorsaurer Kalk rc. Besonders hervorzuheben ist M. i-rockmann's weitbekannter phos phorsaurer Kalk, der uls die zweibasische Verbindung für Fütterungszwecke von hohem Werth ist, da nur diese allein im Magen der Thiere gelöst wird und diesen zu Gute kommt, während der drei- und vierbasische sich im Magen nur wenig löst. Hat sich lVrockmann'S Futterkalk überall in Deutschland gut eingeführ't, so giebt es doch Gegenden, in denen er noch gar nicht zur Anwendung kommt, obgleich man über seine vorzüglichen Wirkungen bei Knochenweiche, Knochenbrüchigkeit, Lecksucht u. s. w. in jedem landwirth- schaftlichen Blatte lesen kann. Fast allgemein wird der Futterkalk in Sachsen bei S-chweinen angewendet, weil man die Erfahrung gemacht hat, daß diese Tbiere obne Kalk fütterung häufig schwach auf den Beinen sind. Besonder seit dem trockenen Jahre 18!)3, als die Rinder in Folge ge ringen Gehaltes an mineralischen Stoffen im Futter Knochen erweichung bekamen, wurde der Futterkalk allgemein bekannt. Da durch diesen zugleich der Milchertrag der Kühe und die Eierproduction der Hühner erchöht wird, so sollte man gerade diesem Präparate allgemeine Aufmerksamkeit zuwenden. Auf dem Gebiete der Textilfarbenindustrie ist noch Theodor Peters, Chemnitz, zu nennen, welche Firma seit langen Jahren sich in Orseillepräparaten eines guten Rufes erfreut. Da durch die Lberhandnebmende Concurren; der Theerfarben der Verbrauch der Orseille sich bedeutend verringert hat, so stellt die Firma auch seil ca. 10 Jahren Theerfarben, von den AusgangDpuncten an, her und bringt diese, neben den erstgenannten Präparaten, zur Schau. Vom Rohbenzol an sehen wir das Reinbenzol, Toluol, Anilinöl und Anilinsalz, die Nitrirungsproducte des erstgenannten, sowie eine Axoße Zahl von Phenol-, Naphthol- und Azofarbstoffen. — Bei diesen Producten wollen wir auch der in der Halle für GaS und Wasser aus gestellten chemischen Fabrik unserer bekannten Firma C- F- Weber, Leipzig-Plagwitz, gedenken. Seit einer langen Reihe von Jahren stellt die Firma Producte der Theer- destillation her und zeigt die heute eine so umfangreiche Ver wendung findenden daraus gewonnenen Stoffe als Benzol roh und fractionirt, rohe Earbolsäure, Anthracen, An- thracenöl, Creosotöl, Naphtalin u. s. w., ebenso wie den destillirten Theer und die harten Pechproducte. -o- 8 Im Nusstellungs-VariStS-Theater, welches sich eines sehr guten Besuches zu erfreuen hat, finden die 3 Eisters Star light, das reizende englische Gesangs«, und Tanz-Terzett, die aller- günstigste Ausnahme. Hochelegante Lostüme, jugendliche, frische Erscheinungen und decente Vortragsweise zeichnen diese drei Eng länderinnen vor vielen ähnlichen Enfenibles aus. — Vielen Beifall findet auch das vor dem Theater cs-ncertirende Wiener Damen- Elite-Orchesler „Favorite". Vermischtes. ----- Tie RoSdziner Grubcnkatast^ophe bat noch größeren Umfang angenommen und schon am Dienstag war ein Viertel der Ortschaft Rosdzin von den Bewohnern ge räumt. Zu den Erdsenkungen war o»ch eine Wassersnoth getreten, da der Rawebach trotz aufgeworfener Dämme üher- getreten war und noch bewohnte Hauser unterwusch. Trotz aller Versicherungen der Fachleute hält die Panik der Be wohner an, da die bisherigen Beruhigungsversuche durch die Thatsachen widerlegt sind. Daß dwe Katastrophe derartige Dimensionen angenommen hat, ist selbst Fachmännern uner klärlich, wird aber allgemein auf übermäßige Ausbeutung zurückgeführt. Die durch den Bruch der Röhren beschädigte Wasserleitung ist wieder hergestellt mid die Gemeinden sind wieder mit Wasser versorgt. --- Zu den wenig liebenswürdigen Angewohnheiten der Amerikaner gehört das Gummikauen, eine Beschäf tigung, der besonders in New Jork All und Jung mit großer Ausdauer obliegt. Vor 25 Jahren diente hierzu noch prä parirtes Fichtenharz, später kamen Gemische 'von Harz, Tolubalsam und ähnlichen Substanzen in Mode, bis das gegenwärtig in gewaltigen Mengen gebrauchte „Chicle-Gum", das Gummi von Achras Sapota, alle früheren Präparate ablöste. Vor 12—14 Jahren war eS, als eine Fracht dieses Gummis im New Dorker Hafen ankar», wohin es theils als Ballast, theils in der Hoffnung, daß eS irgend eine Verwen dung finden würde, gesandt worden war. Doch diese Hoffnung erwies sich als trügerisch, und schon war man im Begriff, den ganzen Vorrath ins Meer zu werfen, als einer der am Bollwerk umherstehenden Leute an einer» zufällig aufgelesenen Stücke des Gummis fand, daß es sich zum Kauen eigne. Er erstand sofort billig die ganze Ladung, und heute ist der Mann, Namens Adams, der Chef einer Kaugummifabrik, die ungefähr 450 Leute, darunter 250—300 junge Mädchen, beschäftigt. Das Hauptergebniß dieser Firma ist ein „Pepsin- Tutti-Frutti-Gum", dem das wissenschaftliche Mäntelchen umgehängt wird, daß der geringe Pepsinz-asatz die Verdauung befördere, während die Aerzte darüber einig sind, daß daS ewige Gummikauen nur einen schädlichen Einfluß haben könne. Zur Bereitung der Kaupräparate wird das Gummi erst in einem Kessel gekocht, dann geknetet, in kleine Stücke zerrissen und wieder gekocht, wobei sich die Unreinigkeiten abscheiden. Es wird darauf gemahlen und in Dampfwannen mit Zucker, Pepsin, gepulverter Kola oder anderen medicamentösen Stoffen ver«ischt, woraus es in besonderen Maschinen die Consistenz von Brodteig erhält. Dieser Teig wird endlich mit PfefferminM, Wintergreenöl oder dergleichen parfümirt, auSgerollt, in Streifen zerschnitten und verpackt. Der Necepte zux Bereitung von Kaugummi giebt es zahllose. Das Chicle-Gummi konant vorzugsweise aus den Wäldern vonIucatan und den angrenzenden Staaten von Centralamerika. Der Baum ist von Mexiko bis Guayana heimisch und wird in allen Tropenländern cultivirt. Die Peons, die Nachkommen der Azteken, mache« in die Bäume Einschnitte, worauf der Saft austritt, erhärtet und dann gesammelt wird. Im Jahre 1895 wurden von Mexiko 4 Millionen Pfund Chicle-Gummi im Wrrthe von 1>/z Millionen Dollar nach New Jork ausgeführl'; das Gummi wird ausschließlich zur Bereitung von Kaugummi verwendet. VTsss« Vmiux nack LtissIitLsn's Llok, Markt 13, tLsIiok II llt «IIII von 86iä6N8tOÜ6N, Lammstsn u. kIÜ86ll6v kllr Srsntkloläor, ArsMon- u. vs8vU8vdaN8kIoilIsr, 8ovie kllr Monson. Svirlvnksus L L »
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