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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.07.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970714018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897071401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897071401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-07
- Tag1897-07-14
- Monat1897-07
- Jahr1897
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5184 Anregung zu geben und den zwar von gutem Willen beseelten, aber ver nähern Belehrung und Unterweisung bedürftigen Männern und Frauen ui allen Theilen des Landes eine kräftige Stütze zu gewähren, soll eine ständige Central stelle mit der Aufgabe geschaffen werden, Jedem, der in seinem ländlichen Kreise oder sonst in dem gedachten Sinne gemeinnützig wirken will, mit Rath und Anleitung bei zustehen, die ländlichen Wohlfahrts-Einrichtungen in Deutsch land und andern Ländern aufmerksam zu verfolgen, die ge machten Erfahrungen zu sammeln, für weiteres Borgeben zu verwerthen und so den Mittelpunkt für die gesammte Wohl fahrtspflege auf vem Laude zu bilden, in dem alle Fäden der in großem Maßstabe gedachten zielbewußten Thätigkeit zusammenlaufen. Dieser Plan wird vom preußischen Land» wirthschaftö- und vom sächsischen Ministerium des Innern materiell unterstützt und gefördert, zahlreiche weitere Behörden und viele Bereine dürften sich ««schließen. Die Hauptsache ist vorläufig die Gewinnung von Ver- trauenSmännern in den einzelnen ländlichen Bezirken. Zu nächst hat sich die Organisation als ländliche Abtheilung der Centralstelle sür ÄrbeitswohlfahrtS-Einrichtungen mit einem besonderen Ausschuß und besonderen Personal con- stituirt. D Berlin, 13. Juli. (Telegramm.) Zum Unfall des Kaisers meldet Wolff'ö Bureau aus Odde unter dem 13. Juli: Der Kaiser Konnte bei ruhiger, niilder Luft mehrere Stunden auf Deck verweilen. Die Nacht ruhe war sehr gut. Die Absorbirung des Blutergusses im Auge vollzieht sich regelrecht. — Die Heranziehung von Frauen zur genossen schaftlichen Arbeit wird jetzt vom deutschen Genossen- schastSverbande eifrig ins Auge gefaßt. Es sollen allerorten weibliche Bertrauenspersonen gewählt werden, um die Wünsche der weiblichen Genossenschaftsmitglieder entgegenzunehmen und der Leitung zu übermitteln. Auch in den Einkaufs- und Waarenprüfungö-Commissioncn will man den Frauen Sitz und Stimme zugestehcn. — Ter hiesige italienische Botschafter Graf Lanza hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt der Botschaftssecretaic Mattioli-Pasqualini als Geschäftsträger. * Apcnradc, 12. Juli. Die königl. Regierung hat, so berichtet der „Apenr. Anzeiger", gegen den Bürgermeister Breden die Disciplinaruntersuchung infolge einer Beschwerde der Stadtverordnetenversammlung eingeleitet. * Hannover, 12. Juli. Wegen seines Verhaltens bei der kirchlichen Cenlen arseier ist, wie die welfische „Deutsche Volksztg." „auS guter Quelle" vernimmt, vom LandeS- consistorium noch ein vierter Gei st licherder hannoverschen Landeskirche auf dem Disciplinarwege bestraft worden, nämlich der Pastor Lau en st ein in Erbsen. Er wurde, weil er bei der Feier „von dem Consistorialerlaß abgewichen war", zu einem Berweise und 100 Geldstrafe verurtheilt. * Münster, 12. Juli. Der erst vor einigen Wochen in sein Amt eiugeführte Regierungspräsident Gescher, der frühere conservative Abgeordnete, hielt bei dem BczirkS- Thierschauseste in Warendorf eine Rede, in der nach dem „Westfalen" folgende Sätze vorkommen: „Ich habe gesehen, daß der westfälische Bauer sich nicht unterkriegen läßt", er schafft, er arbeitet und erzielt auch Erfolg. Ich weiß, die Landwirthschast hat schwere Zeiten durchzumachen; dieselben liegen begründet tbeils in der Concurrenz des Auslandes, lvo Raubbau mit dem Boden getrieben wird, theilS im wilden Intcressenkampf. Dadurch ist die Landwirthschast zurückgegangcn. Doch das wird anders werden; ihre Kraft hat sie gezeigt, sie hat ihr gutes Recht im Interessen kampf gefordert." Es ist recht eigenthümlich, daß ein Regierungspräsident in so allgemeinen Wendungen die agrarischen Forderungen als „gutes Recht" bezeichnet. Zu den agrarischen Forderungen gehören Münzverschlcchterung, Antrag Kanitz, canal- und verkchrsfeindliche Politik, Er schütterunader soliden Grundsätze der Reichsbankzebarung u. s. w. Man sollte, meint die „Köln. Ztg." mit Recht, auch den Schein vermeiden, als wolle man von hoher Stelle auS zu solchen Forderungen ermulhigen. * Cisenach, 13. Juli. Der Großherzog hat heute Schloß Wilhelmsthal bezogen. (M. Z.) * Greiz, 12. Juli. In einem nahe bei Greiz gelegenen Orte soll sich nach der „Greizer Zeitung" ein Vorfall zugetrage» haben, der alle deutsch Empfindenden empören muß. „Eine fast unglaubliche Geschichte" nennt daS genannte Blatt das Vorkvmmniß, über das ihm Folgendes berichtet wird: „Am Sonntag, den 4. dieses Monats, hatte ein Gesangverein sein Stiftungsfest in einem dortigen großen Locale abgehalten. Tie Mitglieder hatten den Saal schön Lecorirt, ein Arbeiter von hier brachte auch die Büste unseres durchlauchtigsten Fürsten im Saal neben verschiedenen Blattpflanzen an und dieser gegen- über sollten die Bilder des Kaisers und der Kaiserin aufgchängt werden. Ein Kaufmann aus Greiz brachte schwarz-weiß-rothcs Fahnentuch, um auch damit zu dccoriren. Darüber entstanden Uneinigkeiten. Der Weber, der die Büste Sr. Durchlaucht ausgestellt hatte, wollte seine Sachen wieder nach Hause nehmen, wenn die Reichsfarben nicht entfernt würden. Nach längerem Hin- und Herstreiten mußten schließlich auch die Bilder deS Kaisers und seiner Gemahlin aus dem Saale weichen. Tie Reichsfarben kamen aber auf die Galerie der Musiker. Der Kaufmann aus Greiz wollte das Fest nicht stören, aus dem Vereine aber wird er mit mehreren anderen Herren aus treten. Er, sowie andere Mitglieder des Gesangvereins haben gedient und wollen mit Recht bei einem solchen Feste, wo deutsche Lieder gesungen werden, daß auch die deutsche Flagge und des Kaisers Bild nicht fehlen." Man sieht, daß in Reuß ält. L. antideutsche Gesinnung ungeschwächt fortbesteht und daß die Bestrebungen dieser Kirchthurmspolitiker über die der deutsch-national gesinnten Kreise hier und da obsiegen. * Aus Bayern, 11. Juli. In einem Urtheil des Schöffen gerichts Traunstein in Sachen des Wallfahrtspriesters von Maria-Eck gegen Eisenberger wird ausgeführt, daß es leider „öfter vorkomme, daß von den geistlichen Herren in unwürdiger Weise auf den letzten Willen ein gewirkt werde". Diese Stelle der Urtheilsbegründung liegt der ultramontanen Presse schwer im Magen. Die Capitulare des Curatcapitels Traunstein protestiren in einer im „Wendelst." veröffentlichten Erklärung „gegen diesen all gemein gehaltenen und in seiner Verallgemeinerung un- ciwiescnen, geradezu den Gesammtklerus auf'S Schwerste beleidigenden Vorwurf". Doch es ist in Stadt und Land bekannt, was die Geistlichkeit im Erbfang leistet, und wie darin die Concurrenz der Ordensgeistlichkeit der Weltgeistlich keit sehr unangenehm ist. * Acarn, 12. Juli. Bei der Wablmännerwahl für den Urwahlbezirk Regen wurden 118 Wahlzettel abgegeben. Gewählt wurden die vom Bayerischen Bauernbunde aufgestellten Candidaten mit 69 bezw. 68 Stimmen, während die Candidaten des CentrumS nur je 47 Stimmen auf sich vereinigten. Oesterreich-Ungarn. Tie Vorfälle in (Sger. * Wien, 13. Juli. DaS ofsiciöse „Fremdenblatt" bespricht die Vorfälle in Eger und erklärt: Stehe man den Deutschen noch so nahe, so müsse man doch die von ihnen eingcschlagene Taktik verurtheilen. Eine Politik auf die Straße zu verpflanzen, sei ein zu gefährliches Beginnen. Einmal aus diese Bahn gebracht, könne sich die Bewegung den Händen Jener entwinden, die sie leiten wollten und noch zu leiten vergäben. Der VolkStag in Eger sei be hördlich untersagt worden. Trotzdem sei unter Patronanz von Abgeordneten ein massenhafter Zuzug dahin eingeleitet. Dadurch seien Verhältnisse herbeigefübrt, die mitunter einen höchst kritischen Charakter annehmen könnten. Auch ein Ausflug auf bayerisches Gebiet sei unternommen und auf fremdem Boden gegen die Heimath Klage erhoben worden. Actionen dieser Art gingen weit über daS hinaus, was man unter der Obstruction sich anfänglich voraenommen habe. Deshalb müsse man diese Bewegung auf das Schärfste verurtheilen, die unter Umständen zu Situationen führen könnte, für welche daS Bedauern vielleicht zu spät käme. Daß eS bei einer solchen Ansammlung von Zündstoff zu keinem ernstlichen Conflicte gekommen sei, dürfe als das Crgebniß vielfacher und viel seitiger Bemühungen aufgefaßt werben. Es sei ein schlüpfriger Boden, welchen die Herren Funke, Schlicker u. a. betreten hätten, und welchem sie hoffentlich in Zukunft fern bleiben würden. Auf diesem Boden wüchsen keine Früchte, welche große politische Männer erfreuen könnten. (Wir haben schon bemerkt, daß auch von uns die Vorgänge in Eger beklagt werden. Aber wir haben für sie auch eine Entschuldigung und Erklärung in dem bis aufs Aeußerste verletzten deutschen Volksgeiste. Die vorstehende Auslassung deS Regierungs blattes erweckt in unS das Gefühl, daß es gewissen Kreisen in Wien gar nicht unwillkommen gewesen ist, daß sich so ernste Vorgänge abspielten, und eS scheint fast, daß man die Dinge kommen sah, als man die tschechische Polizei nach Eger beorderte, wenn man sie überhaupt nicht wünschte kommen zu sehen. Red. d. „L. T.") * Eger, 13. Juli. (Telegramm.) Der Gemeinde ausschuß beschloß, gegen die am Sonntag zur Anwendung gelangten Polizeimaßregeln Verwahrung einzulegen, und nahm einstimmig einen Antrag an, über die Vorkomm nisse einen Bericht zu veröffentlichen. Derselbe soll, mit einer Denkschrift versehen, dem Kaiser durch einen Abgeordneten übermittelt werden. — Der Protest richtet sich gegen die ungesetzliche Heranziehung tschechischer Polizeitrupen, die friedliche Bewohner ohne Unterschieb des Alters und Ge schlechts brutal angegriffen und thätlich und wörtlich be leidigt haben. Als die berittenen tschechischen Polizisten gestern Nachmittag Eger verließen, gab eine Menschenmenge am Bahnhofe ihrem Unmuthe lauten Ausdruck. Die Polizisten knüpften aus rolhen, blauen und Weißen Taschentüchern eine slawische Tricolore zusammen, die sie höhnend zum Waggonsenster hinauSsteckten, das Publicum gleichzeitig mit den Fäusten bedrohend. Die Fahne blieb bei der Abfahrt an einer Weichenstange hangen und befindet sich auf dem Egerer Polizeiamt. * Troppau, 13. Juli. (Telegramm.) Gestern Nach mittag haben in der Gußstahlfabrik der Martinhütte der Witkowitzer Werke 122 Arbeiter der Tagschicht wegen verweigerter Lohnerhöhung die Arbeit eingestellt. In Jägerndorf haben 150 Arbeiter, welche bei der Ovpa- Rezulirung beschäftigt waren, ebenfalls die Arbeit nieder gelegt. Ruhestörungen fanden nicht statt. Frankrei ch. * Paris, 13. Juli. (Telegramms Die meisten Blätter sind der Ansicht, daß infolge der Abstimmung in der gestrigen Sitzung der Kammer eine Verlängerung der Parlamentssession fast unvermeidlich sein werde, da die Opposition in der Hoffnung, noch in letzter Stunde eine Ministerkrise herbeizuführen, zahlreiche Zusatzanträge ein bringen dürfte, um die Bewilligung der vier directen Steuern zu verzögern. * Parts, 13. Juli. (Telegramm der „Voss. Ztg.") Man batte verbreitet, Prinz Louis Napoleon, Befehlshaber eines Petersburger Garde-Regiments, habe Urlaub ge nommen, um sein Regiment nicht Faure vorsühren zu müssen. Der Prinz läßt heute erklären, sein Urlaub habe den Zweck, sein Erscheinen an der Spitze seines Regiments vor Kaiser Wilhelm zu vermeiden. Nach Kaiser Wilhelm's Abreise werde er jedoch nach Petersburg zurückkehren, um Faure zu begrüßen, der für ihn Frankreich selbst bedeute. (Der Prinz Napoleon wird der Kritik deS deutschen Kaisers nicht ohne Grund aus dem Wege gehen. Red. d. „L. T") — Menelik soll bei französischen Fabrikanten eine große Gewehrlieferung bestellt haben. — Der Panama auSschuß verhörte gestern Ar ton im Zimmer deS Untersuchungsrichters. Er sagte über die Verhandlungen aus, die Ribot'S Abgesandter DupaS und Ricard's Vertrauensmann Lefövre mit ihm gepflogen haben, um seine Papiere zu erlangen. Dem Lefövre legt Arton folgende Worte in den Mund: „Geben Sie uns Ihr Papiere gegen die Parlamentarier, wir versprechen Ihnen einen guten Gerichtsvorsitzenden, einen ausgezeichneten Staats anwalt, sorgsam gewählte Geschworene und einen Geldbetrag, den Sie selbst bestimmen mögen, und zwar ohne Schüchtern heit. Sie werden vermuthlich fünf Jahre Gefängniß be kommen, aber nur ein Jahr in einer Zelle absitzen und dann freigelaffen werden." Großbritannien. * London, 13. Juli. (Meldung des Reuterschen BureauS.) Dem Vernehmen nach wird dem Berichte des Südafrika- AuSschusseS ein Absatz hinzugefügt werden, welcher besagt, das ComitS habe innerhalb der Grenzen der Parlaments session keine Zeit gehabt, die Verwaltung der Charteret) Company zu prüfen und über wünschenSwerthe Abänderungen, betr. die Verwaltung ihrer Territorien, zu berichten. Orient. Die türkische Frage. * London, 13. Juli. (Telegramm) Die „Times" meldet aus Konstantinopel vom 11. d. M., daß England und Frankreich sich die Antwort auf die Circularnote der Pforte Vorbehalten hätten, in welcher die letztere die Absicht kund giebt, türkische Truppenverstärkungen nach Kreta zu senden. Italien habe die Note mündlich beantworten lasten, indem es der Pforte die nochmalige Erwägung ihres Vorschlags empfahl. * London, 13. Juli. Eine Athener Drahtung des „Standard" hesagt, die Antwort deS deutschen Kaisers auf die Drahtung deS Sultans sei derart, daß sein Entschluß, sich nicht vom Concert zu trennen, nicht iänger bezweifelt werden könne. Diese Thatsache verursache große Befriedigung in Athen. Obwohl der Sultan seit dem Empfang der Antworten der StaatS- häupter Schweigen beobachte, gelte eS als gewiß, daß Tewfik Dienstag oderMittwock den Botschaftern begegnen werde. Eine Athener Drahtung deS „Daily Telegraph" meldet, falls die Unterhandlungen nicht aus genommen oder andere wirksame Schritte ergriffen würden, werde die griechische Regierung einen Appell an die Mächte erlassen, einer Lage ein Ende zu setzen, die für Griechenland ebenso unglücklich wie der Krieg sei. DaS Cabinet werde wiederholen, eS sei bereit, alle von den Mächten vereinbarten Friedensbedingungen anzunehmen und auSzufübriN. Diese Note werde wahrscheinlich Dienstag oder Mittwoch abgesandt werden. (Voss. Ztg.) * Belgrad, 13. Juli. DieArnauten sind beiKasanic wieder über die serbische Grenze eingefallen, wurden aber mit Verlust von Tobten und Verwundeten zurückgewiesen. Mlitair un- Marine. * Berlin, 13. Juli. (Telegramm.) Laut telegraphischer Meldung an daS Oberkommando der Marine ist S. M. S. „Loreley", Lommandant Eapitaiulieutenant von Krosigk, am 12. Juli in Odessa angekommen. U Am 6. Juli sind vom Panzergrschwader 40 Anwärter zu einem bi- Mitte November dauernden besonderen Geschütz- fnhrercursu« an Bord S. M. S. „MarS" commandirt. Eine Eommandirung zu dem bereit« Mitte Mai begonnenen zweiten Geschütz- fiihrercursu« de« Jahre« war nicht angängig, weil da- Geschwader diese Leute nicht vor der Ende Juni beendeten Jnspicirung abgeben konnte. Zur Abhaltung der Hochsreschießübuog des zweiten Geschützsührer- cursu» wird S. M. S. „Mars" sich voraussichtlich Ende Juli auf ungefähr acht Tage nach der Nordsee begeben. Der dies jährige Cursus des ältesten Seecadettenjahrganges auf dem Artillerieschulschiff und dem Torpedoschulschiff ist so geregelt, daß auf jedem der beiden Schiffe kür je eine Hälfte der Seecadetten «in LehrcursuS von Anfang April bis Pfingsten bestand, worauf rin zweiter für dir andere Hälfte von Pfingsten bis zum 1. August olgt. Dann tritt S. M. S. „Blücher" als Fiottenflaggschiff zur Manövrrflotte und sämmtliche Seecadetten werde» an Bord S. M. S. „Mars" eingeschifft, um ihre zum ZugführercurluS gehörige Schießübung zu erledigen, welche bis Mitte Sep tember dauert. Colonial-Nachrichten. * Berlin, 11. Juli. Die Deutsche Colonialgesellschaft für Südwestasrika hat, nachdem ein von ihr im Anfang dieses Jahres befrachtetes Segelschiff an der Küste von Südwestasrika ge strandet und die Ladung gänzlich verloren gegangen war, in »euerer Zeit einen Dampfer gechartert, welcher Mitte Juni mit einer Ladung von ungefähr 1300Tonnrn von Hamburg abging und in diesen Tagen Swakopmund erreichen wird. Die Ladung besteht zu einem großen Theil aus Nahrungsmitteln, die gerade jetzt, da die Rinder pest in die dortigen Lebensverhältnisse verwüstend eingreist, doppelt willkommen sein werden. Mit dem Dampfer „Sperber" ist auch rin sür Lüderitzbucht bestimmter Dampfcondenser zur Bereitung von Trinkwasscr hinausgesandt worden, da die bis her dort benutzten Sonnencondenser für den Bedarf nicht mehr ausreichten. Der Dampfcondenser ist so eingerichtet, daß er in 24 Stunden 5000 Liter Wasser liefern kann. Dadurch wird dem Verkehr zwischen Lüderitzbucht und dem Innern ein außerordentlich wichtiger Dienst geleistet. Denn bisher konnten die Zugochsen in Lüderitzbucht nicht getränkt werden, und es ging auf der Durst- strecke jährlich eine große Menge von Ochsen verloren. Vor der- artigen Verlusten werden die Frachtführer in Zukunft geschützt sein, und auch den Ansiedlern im Innern wird die voraussichtliche Ver minderung der jetzt sehr hohen Frachtsätze Vortheil bringen. Die Colonialgesellschaft thut überhaupt ihr Möglichstes zur Hebung von Lüderitzbucht. So hat sie sür Len dortigen Hafen kürzlich eine Dampf- pinasse und ein großes Leichterboot angeschaffl, um ein rascheres Ent- jaden der ankommenden Schiffe zu ermöglichen. In vollem Maße wird freilich den Bedürfnissen des Verkehrs in Lüderitzbucht, ebenso wir in Swakopmund, erst genügt sein, wenn diese beiden Plätze durch Schienenwege mit dem Hinterlande verbunden sind. Hin sichtlich der sogenannten Bayweg-Bahn zwischen Swakopmund und Windhoek darf man als sicher annehmen, daß die Regierung unter dem Druck der durch die Rinderpest erzeugten Noth mit voller Ent- schlossenheit an das Werk geht. Was die Lüderitzbucht betrifft, so sind jetzt dort die Ingenieure der South African Territories Com pany an der Arbeit, um ihre Vorschläge wegen des Bahnbaues zu machen, und in sechs Monaten muß diese Gesellschaft sich entscheiden, ob sie die Bahn aussühren will. Da eine verneinende Entschließung den Verlust aller Rechte der Gesellschaft nach sich ziehen würde, so darf man hoffen, daß sie in den säuern Apfel beißen und die Last des sehr kostspieligen Baues und Les voraussichtlich niemals rentablen Betriebs der Bahn auf sich nehmen wird. (Allg. Ztg.) * Die Kamerutt-Hinterland-Äesellschast versendet folgende Mittheilung. Von unserer am 10. April d. I. nach Kamerun entsandten Expedition sind Nachrichten eingetroffen, welche die An- kunst im Schutzgebiet melden. Am 1. und 10. Juli d. I. geht die zweite Expedition vom Hamburg ab, um in Kamerun und Edea neue Factoreien anzulegen. Die schwierigen Landungsverhältnifse in Malimba, sowie der erhöhte Frachtsatz — die Tarifgrenze ist zwischen Kamerun und Malimba — und andererseits die Unab- hängigkeit und öftere Beförderungsgelegenheit haben uns bewogen, in Kamerun selbst einen Platz zu kaufen, um dort die europäischen Maaren zu löschen und die einheimischen Produkte zu ver laden; daneben kann auch an diesem Puncte ein Handels geschäft betrieben werden. Um die Maaren von Kamerun durch den Ouaqua-Kriek nach den Stationen Malimba und Edea zu bringen und umgekehrt, haben wir von der Schiffs- werft und Rhederei-Gcsellschaft „Anker" zu Rummelsburg ein Dampfboot gekauft, das von R. Holtz-Harburg a. E. gebaut ist. Dasselbe ist 11 m lang, 2 m breit, 1,50 m hoch, bei einem Ties- gang von nur 0,35 m und hat bei der aus der Oberspree an gestellten Probe 40 t in der Stunde 7 1cm weit gegen den Strom bei einer Entwickelung von 15 Pferdekräften geschleppt. Am 19. Juni fand auf der genannten Werst in Gegenwart mehrerer Mitglieder der Gesellschaft und anderer Colonialfreunde die Taufe statt, woran sich ein Festessen in Grünau anschloß. Der Dainpfer hat seinen Namen nach dem bekannten Forscher Robert Flegel, der als Bahnbrecher für die Erwerbung und Nutzbarmachung des Hinterlandes von Kamerun sich große Verdienste erwarb und in Verfolgung feiner Ziele sein Leben opferte. Mit dem Dampfer werden zugleich zwei neue Ruderboote in Stralau auf der Werft von W. Rettig, Inhaber W. Deutsch, gebaut, nach Kamerun gesandt, und ist ein eiserner Leichter mit einer Tragfähigkeit von 15 t in Auftrag gegeben. Als Angestellte der Gesellschaft verlassen am 1. Juli Hamburg mit dem englischen Dampfer „Akassa", aus dem auch das neue Dampf boot verladen wird, Herr H. Hirsch-Berlin und am 10. Juli mit dem Woermann-Dampfer „Aline Woermann" die Herren R. Banse- Hamburg, George Mathieu-Berlin. Mit dem letzteren Dampfer geht auch der eine Director der Gesellschaft Herr H. Jaeger auf einige Monate nach Kamerun, um die nöthigen Verhandlungen mit dem Gouvernement zu führen und die weiteren Unternehmungen einzuleiten. Akademisches Theater-Ensemble. Leipzig, 13. Juli. Das von Herrn Director Alfred Werner in Verbindung mit der „Leipziger Theaterschule" gebildete „Akademische Theater-Ensemble", welchem ehemalige Zöglinge der Schule angehören, hatte gestern im Theatersaale „Stadt Nürnberg" eine Vorstellung, unter Mitwirkung des Directors, veranstaltet, welche trotz Ausstellung und Hundstagen so zahlreich besucht war, daß sogar die „Stehplätze" in Anspruch genommen werden mußten. Zur Ausführung kamen „Marcel", Drama in einem Aufzug von Sardeau und Decorcelle, „Die Hochzeitsreise", das alte, beliebte Lustspiel von Benedix, und ein nicht minder glücklicher Einacter von Ernst Wichert „An der Majorsecke". Sämmtliche Stücke sind zu bekannt, als daß wir ihnen hier noch eine besondere Betrachtung widmen müßten. In dem Drama „Marcel" handelt es sich, wie in MöleSville's „Sie ist wahnsinnig", einem Stück, das namentlich Friedrich Haase zu höherer Bedeutung in Deutschland gebracht hat, um die Heilung eines Wahnsinnigen. Gaston de Valgrand hat seinen kleinen Sohn au» Fahrlässigkeit erschossen und ist darüber in geistige Umnachtung verfallen. Wir erleben nun auf der Bühne rin vom Irrenärzte unter- nommenes Heilungsexperiment, das zur Wiedcrgrnesung des Erkrankten führt. Gaston ist, als er schon in Geisteskrankheit verfallen war, rin zweiter Sohn geboren worden, der ebenfalls den Namen Marcel erhalten hat, und darauf baut der Arzt seinen Plan. Gaston wird in sein Heim zurückgeführt und in den Glauben versetzt, als habe er nur in Liebesdelirien gelegen. Durch den Knaben wird er gerettet. Er glaubt zunächst, seinen Sohn, den er durch den verhängnißvollen Schuß getödtet hat, wieder vor sich zu sehen, und erlangt dadurch seine geistige Kraft wieder, so daß er auch, als ihm die Wahrheit zur Gewißheit wird, nicht in die alte Krankheit zurück verfällt. Die Rolle des Gaston de Valgrand, welche bauptsächlich pathologisches Interesse gewährt, spielte Herr Director Werner mit scharfer Charakterisirung. Die wechselnden Stimmungen deS Geisteskranken, die nervöse Erregung und die daraus folgende körperliche wie geistige Erschlaffung wußte er trefflich wiederzugeben, und der Aufschrei des Affectrs hatte erschütternde Wirkung. Wenn uns auch einzelne Nuancen des Spieles zu sehr an Effecthascherei grenzten, so können wir doch nicht leugnen, daß die Leistung im Ganzen eine seine, wirkungsvolle, psychiatrische Studie war. Die übrigen Rollen deS Stückes sind von keiner hervorragenden Bedeutung. Frl. Schiefler als Henriette secundirte in dankenswerther Weise und Frl.Leyser wußte auch die Rolle der Germaine zu Bedeutung zu bringen. Herr Kneschke als vr. Favre, Herr Jansen als Maxime Duverney und Frl. Francke als Susanne waren lobens- Werth und auch die kleine Marcel sprach ganz tapfer. Al- zweites Stück erschien „Die Hochzeitsreise" von Benedix, in welcher Herr Director Werner bei Wiedergabe des Professor- Lambert bewies, daß er auch für eine feine, scharf charak- terisirende Komik die nöthigen Farben auf seiner Palette hat. Die allmähliche Verwandlung des verknöcherten Gelehrten in einen ver- liebten Ehemann gelang vorzüglich. Neben ihm boten Frl. Schiefler al« junge Profrssor-siau, Herr Jansen als schüchterner, unbe- holfener Famulus, Herr Kneschke als Stiefelputzer Hahnensporn, eine köstliche komische Charge, und Frl. Leyser als Kammerjungfer Guste durchschlagende Leistungen. Die Letztere wurde besonders durch Applaus ausgezeichnet. Den Beschluß bildete Ernst Wichert'- einactigrS Lustspiel: „An der MajorSeckr". Herr Direktor Werner hatte bei dieser Auf führung den Artillerie-Hauptmann Cäsar Neumann übernommen, dem er dir nöthige Schnridigkeit und Bärbeißigkeit verlieh. Bolle- Lob verdiente» auch Herr Kneschke als Feldwebel Panse, Frl. Schiefler al« Alexandrine und Frl. Leyser als Elvira. DaS Werner'sche Theater-Ensemble hat bei dieser Gelegenheit gezeigt, daß es nicht nur auf Hohem Kothurn, sondern auch im SoccuS gewandt einherzuschreiten weiß. Hermann Pilz. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Ministerium der Finanzen. Bei der Post-Verwaltung sind ernannt worden: Keltsch, seither Ober-Postdirectionssecretair, als Postcassirer bei dem Post amt 6 in Dresden; Hüne, seither Postpraktikant, als Postsecretair im Bezirke der kaiserl. Ober-Post-Direction zu Chemnitz; Hebold, seither Postanwärter, als Postajsistent im Bezirke der kaiserl. Ober- Post-Direclion zu Leipzig. Departement des Ministeriums deS CnltuS «nd öffentliche» Unterrichts. Zu besetzen: die 4. ständige Lehrerstelle zu Hochkirch. Collator: das königl. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen: 1000 .4t, freie Wohnung mit Garten genuß und 180 sür 2 Ueberstunden und 2 Stunden in der Fortbildungsschule. Der Inhaber der Stelle muß der wendischen Sprache mächtig sein. Bewerbungen sind bis zuin 20. d. Mts. an den königl. Bezirksschulinspector Bach in Löbau i. S. einzureichen. Umsatz bei der Sparkasse und dem Leihhause im Monat Juni 1897. Bei der Sparkasse sind 1009 337 83 eingezahlt*) und 957 490 ^6 57 zurückgezogen, überhaupt aber 26 288 Bücher expeoirt, darunter 1457 neue und 1204 erioschene. Das Leihhaus hat 203 032 -4t — aus 14535 Pfänder ausgeliehen und 188944 auf 10968 eingelöste Pfänder zurückempfangen. Annahmestelle 2. Annahmestelle 3. 4. Annahmestelle 5. Annahmestelle zwar bei der Annahmestelle auf 178 alte Bücher 8 347 28 9 neue - 890 .4t — *) einschließlich bei den Annahmestellen in 2678 alten und 169 neuen, zusammen in 2847 Büchern eingelegten 137 990 68 und zwar bei der auf 187 Bücher 9 237 28 aus 743 alte Bücher 33 129 42 48 neue - 2 256 50 auf 791 Bücher auf 668 alte Bücher 31683 60 neue » 2 818 auf 728 Bücher 34 501 aus 553 alte Bücher 27 829 28 neue - I 530 35 385 92 - 54 19 73 40^L 50^ auf 581 Bücher 29 359 90 aus 536 alte Bücher 28 089 60 24 neue - 1 416 25 auf 560 Bücher 29 505 85 Ausstellung keiprig I897. Oie uuterreictmetea Lrsuereien beebren sied, Oie Lesuclier suk ckea ibrer leinsten kxpoet- UI«e« im I'Lvillou Oer LIpkoei KoesterLLo teipris (Kueipenviertel) aus ckeren 6Iodu8-8e!b8l8ctiänI<ek-n sr bestes' und vinfaebstsi' Sisk.-8ipkon — rmtmerksam ru macken. teonk. kbeeleln » itulenbuei, Vertr.: k. LertrLM-I^eiprix. Vertr.: O.LckLrät,LL2rmLon'sI§cii5.I^eixrjx. K.-L. « ßHüneken u. In »Usn LUU» Univnbfauefel K.-L. * Vertr.: Lernk. ^VLxner-I^eiprix. Oedraucksmuster.^Vaarenreicken allen Oänckern gut unck sckaell ckas patsntdursau Mm M K LM WiLitt ü) IMsl, gexr. 1877, 8ekletter8tru88e 2, ertd. ^usüünkte üb. kirm. ock. krivatperZ.ck.Iu-u.^usI.; besorgst tüebt, u.solv.^<Ir. all. Lrnnob.,sov.l!lill2. v.Oelcl.u. x.öeck. tl.Ret'.n.all.lst. L»e» k. Fernspr. 1998. T L. L. Odsrlälltsr Illachs. Inhaber Vedrllcker Kölner. ; Lchjia, Mdimhiciißrch A. i Xronleuektvi». vaskeräs, 6as- bslrkaminv, VasbLäeöken. Vertreter der * iMÄdeii KllsMiM-lWi'rte. Tageskalender. Telephon-Anschluß: Expedition des Leipziger Tageblattes .... Nr. 222 I -4 Rcdaetio» des Leipziger Tageblattes .... - 153 Bnchdrnckerei des Leipziger Tageblattes (C. Potz) - 1173) sr Otto Alemin'S Sortiment (Alfred Hahn), Filiale: Universität-- stroße 3: Amt I 4046. Lonis Lösche, Filialen des Leipziger Tageblattes: Katharinenstr. 14: Amt I 2935. Köniasplatz 7: Amt IV 3575. AnSkunftSstclle für See-SchifffahrtS- nnd Reise-Verkehr. Relies-Weltkarte der HamburgerRhedereien: F.W.Gra upenstein, Packhofstr. 11/13. Unentgeltliche AuSkunstsertheilung: Wochen- tags 9—12 Uhr Vormittags und 3—6 Uhr Nachmittag-. Patent-,ptebrauchSmnfter-u Markcn-AnSkunftSstellc: vrühl 2 lTuchhalle), I. Exped. Wochentag« 10—12,4—6. Fernspr. I. 68L keffentlichc Bibliotheken. Universitäts-Bibliothek. Die Bibliothek ist an ollen Wochentagen geöffnet: Früh von 9—1 Uhr und (mit AuSnohm« des Sonnabends) Nachmittag» von 3—5 Uhr. Der Leseiaal ist geöffnet: Früh von 9—1 und (mit Ausnahme de« Sonn abends) Nachmittags von 3—6 Uhr. Die Bücher-Ausgabe und Annahme erfolgt täglich früh von 11—1 Uhr und (mit Aus nahme de- Sonnabends) Nachmittag- von 3—5 Uhr. Stadtbibliothek. Montags und Donnerstag» 11—1 Uhr, di» übrigen Tage 3—5 Uhr. Bibliothek der Handelskammer (Neue Börse) 10—12 Uhr und 4—6 Uhr. Bibliothek der Innern Mission, Roßstraße 14 Bolksbibliothrk, Roßstr. 14. Mittwoch u. Sonnabend 2—3 U. Volk-bibliotbek I. kAlexanverstr. 35, v.) 7'/«—9'/« Uhr Abd«. Musikbibliothek PeterS ,Königsstraße 26- ist an allen Wochen tagen von 11—l und 3—8 Uhr geöffnet. Bücher, Muflkalieu nnd Mnsikzeitnngen können im Lesezimmer unentgeltlich stodirt resp. gelesen werden. Pädagoaifche kentralbibliothek lTomeniu-stiftnng), Lehrerverein«- hauS, Kramerstr. 4, I, geöffnet Mittwoch und Sonnabend von 2',—4'/, Uhr. Lesehalle von 2'/, bi« 8 Uhr geöffnet. Bibliothek deS Vereins sür Nrdkmide. Geöffnet Dienstag und Donnerstag von 5—7 Uhr Nachmittags. „VoikSbnrean". AuSkunstSstellesürArbeckerversicherungs-.Gewerdo- und ähnliche Sachen Elsterstraße 14, Part. links. Geschäftszeit: von 5'/, bi« 7V, Uhr, Sonntag« von 11 bi« 1 Uhr. Katholische- Casino, Berein«local Zill'« Tunnel, Barfoßgäßch. 9.t,
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