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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970723017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897072301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897072301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-07
- Tag1897-07-23
- Monat1897-07
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S404 des 1890 1891 1894 t«b 41886 4ÜLL4 47 231 48 984 »erunhrilungrn 121461 151 915 144 639 143767 kett -«» Ackrasttrete» des Gesetze«. . s» 1890 . . I» 1895 . . Di. Zahl sammtzahl d . Statistik ein Verhältnch von über SO Proc. für den ge jammten Rücks " mehr als 70 !, erlitten hatten. Uetzertretungen festgefiellt: Für die vergehunqtn Pr»c. 6,8 3,6 10,5 nach allen Richtungen hl» auf eine klare Stellung zu der Person de» Herrn Hahn zu dringen. * VerU«, 28. J»li. Nach de« Bericht au die belgische Repräsentautenkammer hat das 1888 erlasse« Gesetz über die bedingte Berurtheiluna und die bedingte Haft entlassung Aber Erwarte» sei« Ziel erreicht, zu ver hindern, daß die Gelrgenheitsverbrecher Gewohnheitsverbrecher werden. Die Polizriaerichte bewilligten die Vedirrgtheit bei über 25 Proc. ihrer Verurtheilungen; die Zuchtpolizeigerichte billigten an 30 Proc., also einem Drittel ihrer Verartheilten, die Bedingtheit zu, haben aber dir BefserungSfrist verlängert. Die Zahl der Rückfälle hat sich also gestaltet: Leterlretungen Proc. 1,5 0,8 2,1 möchte er nicht im Kriegerverein haben, sie müßten mit Füßen hinausgestoßen werden." Gleich darauf traten auch von selbst die bäuerlichen Kameraden, di« de» Bauern verein „Nordost" angehörten, aus dem Kriegerverein. Beide Borgänge können zeugeneidlich erhärtet werden." * Kitt«, 21. Juli. Die ultramontane „Rheinische BolkSstimrne" des Freiherrn von Lvö wendet sich ent schieden gegen die von uns schon znrückgewiesene» Aarfchläge der,^lölo. Ztg.", mit de» Centre.« einen Wahlcom- pr»«iß zu schließen, und sagt: „Die Sache lieg« gerade um gekehrt, wenigstens im EentrumSlager. Das katholische Volk ist mit Recht gewohnt, i» Liberalismus der „Köln. Ztg." seinen bösartigsten Feind zu erblicken und sträubt sich gerade deshalb, mit diesem in rin näheres Berhältniß zu treten. Die katholischen Wähler sind keine Landsknechte, die heute argen und morgen für den manchesterlichen, kircheufeindliche» Liberalismus kämpfen. Die bitteren Erfahrung.» der sieb ziger Culturkampfjahre hat das katholische Volk nicht ge macht, um eine Herrschaft deS manchesterlichen religionsfeind lichen Liberalismus zu ermöglichen; es wird deshalb daö Liebe-Werben der ,/koln. Ztg." nnt stiller Verachtung strafen." * Nürnberg, 21. Juli. Wir haben kürzlich über die vom Ministerium augeordneten Erhebungen über die Gefährdung der Gesundheit durch übermäßige Dauer der Arbeitszeit berichtet. Die „M. N. N." theilrn jetzt mit, daß nach dem Gutachten des Fabrik- und Gewerbe-JnspectorS für Mittel franken bei den Erhebungen in Mittelfranken haupt sächlich in Betracht kommen: 1) die Bierbrauereien, in welche» die Brauer und Mälzer meist ei»e bi« zu 13, 14 und 15 Stunden steigende Arbeitszeit haben; 2) die Roh- glaSschleifereien, in welchen die tägliche Arbeitszeit 15, 16 vis 18 Stunden beträgt; 3) die Maschinenwärter in den Hotel« mit eigenem ElenricitatSwerke, sowie in den Bade anstalten, da deren Arbeitszeit in der Regel 13 Stunden und mehr täglich dauert. Es haben daher m Mittelfranken di« Vorstände der Betriebskrankencafsen, bei welchen Arbeiter der vorbezeichneten Art in Frage kommen, und auch die Gemeiudekrankeacassrn dem Fabrik- und Gewerbe-Jnspector ihr« Wahrnehmungen über rtwaigr Gesundheitsschädigung der betreffenden Arbeiter durch allzulange tägliche Arbeits zeit mitzutheilen. * Eichstätt, 21. Juli. In einem Erlaß de« bischöf lichen GeneralvicariatS wird den Geistlichen d«r Diverse da« Radfahren verboten, weil dieser Sport im Widerspruch stehe mit der Pastoralmsiruction äv vita et douestate Öleri. * Mannheim, 21. Juli. Da« hiesige Centrumsorgan schreibt: „DaS Deutschthum heimelt uns au. Aber das Meiste von dem, wa« mit dem Begriff« dieses Deutschthum« verbunden ist, stoßt unS ab, und da« Ende ist, daß wir in sehr vielen Fällen unseren deutschen Stammesbrüderu den Rücke« kehre« und, wenn auch ungern und halb wider willig, denen Beifall zollen müssen, die auf der Loderen Seite stehen, also, um volkSthümlich zu sprechen, de» Tschechen, Polen, Kroaten und anderen solchen Völ ker« mehr." « * Letzi, 21. Juli. Verschiedene Blätter haben di« Schale ihre« Spotte« darüber anSgrgoffen, daß ei« Fremder, der ich längere Zeit hier aufhielt, al» Spion verfolgt werden ollt«. Dieser Spott war gar nicht am Platz«. Denn e« cheint nach den sorgfältigsten Untersuchungen srstzustehen, daß wirklich Spionage versackst worden ist, und zwar von einem Kaufmann Blume aus Leipzig, welcher der Polizei in dem Augenblick entwischte, als er verhaftet werden sollte. Er scheint übrigen« der weniger Schuldige gewesen zu sein; sein Genosse hatte sich schon früher aus dem Staube machen können, da dessen LogiSwirth Unterlasten hatte, ihn polizeilich zu melden. — Blume und fein Helfershelfer sollen einem Unterofficier für die Auslieferung eines Gewehrs 10 000^? geböte« habe«. * AuS Elsaß » Lothringen, 21. Juli. Die klerikale Partei hat zu den Bezirk-tagSwahlen einen Wahl aufruf erlassen, worin eine Anzahl katholischer Candidateu empfohlen wird. Der von den LinkSklerikaten auf den Schild erhobene Protestler Preiß befindet sich nicht darunter. Die Parteileitung, an deren Spitze die ReichStagsabgeord- nrten Spie«, Guerber und Simonis stehen, scheint, so meint der „Schw. Mercur", vorläufig die offene Stellungnahme für den Protestler für bedenklich zu halten. Oesterreich-Ungar«. * Wie«, 22. Juli. (Telegramm) Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht eine kaiserliche Verordnung vom 15. Juli, betreffend die Eröffnung von NachtragS-Crediten zum Staat-voranschlage und zum JnvestitionS-Präliminare für da« Jahr 1897. Frankreich. * Pari«, 22. Juli. (Telegramm.) Der Präs,deut Faure ist heute früh 8 Uhr nach Havre abgereist. * Parts, 22. Juli. (Telegramms Der „Figaro" ver sichert^ Mag »in werde infolge deS Senatsbeschluffe«, betr. die ErneueruLg dev Privilegien der Bank von Frank* reich, auf^lein Amt al« Gouverneur der Bank verzichten, mn sich ^zMschließlich der Erfüllung seiue« Mandat- als Senator zu widmen. Sein Nachfolger werde Labeyriu, der Gouverneur de- „Credit foucier", sei». * Die Meldung von der Vernichtung einer fran zösischen Colonue bei Timbuktu hat in Frankreich große Bestürzung hervorgerufen. I« der Pariser Presse herrscht auch starker Mißmuth darüber, daß der Colonial- minister, der schon vor 5 Tagen um das Verschwinden einer Colonne SpahiS zwischenTimbukt» uud GaS-el-Ma gewußt haben soll, die Nachricht erst spät mittheilte unter dem Vorwande, er hätte zuerst die Familien der zwei wahrscheinlich gefallenen Ofsicieie und zwei Unterofficiere von dem Unglück in Kenntniß setzen müssen. Ferner soll der Minister gesagt haben, e- könne nicht von einer militairischar Operation die Rede sein, sondern nur von einem polizeilichen Streiszuge. Darauf entgegnet der Chef-Redacteur des „Soleil", «S gebe im Sudan keine Polizeitruppru. Da« OccupationScorps müffe für die Sicherheit im Innern jede- Kreise« sorgen, und eS nütze nichts, die Niederlage vertuschen zu wollen. Jeden falls beweis« diese, daß der Generalgouverueur von Wrstafrika allzu optimistisch urtheilte, al« er vor einem Jahr die officielle Versicherung wagte, die Beschwichtigung im Sudan sei voll ständig und e« werde kein Flintenschuß mehr falle». Die TuaregS in der Gegend von Timbuktu, so legte der Marine- Jnfanterielieuteuaut Gouraud noch kürzlich in einem Bortrage dar, den er in der Geographischen Gesellschaft hielt, haben sich nicht unterworfen und halten das Land noch für Eigen- thum, wo sie durch List und Gewalt alle Bortheile an sich zu reißen suchen. Sie brandschatzen die Karawanen und die ansässigen Stämme, uud sie waren e«, welche in der Nacht vom 15. Januar 1894 den Oberst Bonnier uud seine Gefährten, die sich auf einem RecognoScirungSzuge befanden, im Schlafe überfielen uud niedermetzelten. Sre unterwarfen sich scheinbar nach einer Reihe von Gefechte« dem Oberste« Jaffre; aber ihre Haltung blieb immer eine zweideutige, und man kann ihnen, wie die neuesten Vorgänge wieder bewriseu, nicht genug mißtrauen. Tchweders-Nortvegen. * Stockholm, l7. Juli. Der politische Burgfrieden der saison motte ist urplötzlich durch ein Ereigniß gestört worden, das für die skandinavischen Reich« nicht ohne erheblich« Folgen bleiben dürfte. Der bisherig« Inhaber de« schwedischen Finanzportefeuille«, Clae« Wersäll, hat feine Demission eingerricht uud auf dem aestern Abend abgehaltene» Minister rath« di« königliche Genehmigung derselben bekannt gegeben. Sntaclammt Pr»c. 3,5 2.3 4.4 s der Rückfälle erreicht nicht 4»/» Proc. der Ge ber bedingte» Verurtheilungen, während die SB ", kfall ergiebt und die Strafstatistik beweist, daß > Proc. der Gefangenen schon eine Bestrafung :n. Gleichzeitig wird eine Abnahme der l festgefiellt: Snszclammi 162 891 197 139 191 870 .... 186 731 Zuchtrvli^ittch« Bcrurthcilmtgkn rUaMitz« 1898 42 964 14 283 1803 Seit 1888 ... 340102 89283 6069 Priitcüich, «crurlhcauo,« 189» .... 143767 36 824 758 Bett 1888 . . 1064054 146022 2809 Bei Berufungen habe» die Appcllhvfe seit dem Bestehen Gesetze« 1116 Male die Bedingtheit bewilligt uud nur 436 Wal« die von der erste« Instanz bewilligte Bedingtheit wieder rückgängig gemacht. Auch die vorsichtig auSgcübte bedingte Haftentlassung hat günstige Ergebnisse geliefert. Bon den 1205 bedingt au« der Haft Entlassenen find nur 43, also gegen 3'/, Proc., rückfällig geworden und mußten ihre Straf« ganz verbüßen. (Soc. Praxis.) i (-) Berlin, 22. Juli. (Telegramm.) Der „Retchs- «lzetger" schreibt: Da- zeitweilige Verba« der Getrettze- olnfuhr, dessen Erlaß in ri»er an deo Reich-kanzler ge richteten Ergäbe de« Bunde« der Laubwirthe beantragt wird, würde mit den bestehenden Handelsverträge» nicht vereinbar feiu, uud es wird dem Antrag fch»» dieser- ßalb nicht fiattgegebe» werde« könne«. HH verktn, 22. Juli. (Privattelegram ».) Das Gtaatsmtnifinft«« trat heute Nachmittag 2 Uhr unter dem Vorsitz seines Bicrpräsidrnten vr. von Miquel im Dieust- aebände am Leipziger Platz zu einer Sitzung zusammen. — Staatsfecretair Gras PofadowSky hat nunmehr die früher« Dienstwohnung im Reichsschatzamt verlaffeu und die völlig renovirte Dienstwohnung im Reichsamt des Inner«, Milhelmstraße 74, bezogen. — Di« „Nat.-Ztg." schreibt* „Las Organ des Bnndes der Laubwirthe, dl» „Deutsche Lageszeitung", will endlich einmal klar stellen, wer dir Gründer der „Nationalzeitung" find, di« dies« Srüodung ONviß nicht vorgenommen haben würden, ohne einen Einfluß auf dir Haltung des Blattes sich auszubedingen." Zn diesem Zwecke thetlt das Matt „endlich einmal", und zwar mit theil. Weise kindischen Bemerkungen, einige Namen an« der voll- PLndigeu List« mit, welche — das Amtsgericht vor Jahr« bei der Begründung der Aktiengesellschaft „Natioualzeitniig" dem Gesetz« gemäß bekannt gemacht hat. Wa« nun den „Einfluß »ns di« Haltung des Mattes" betrifft, so empfehlen wir der »Deutschen Tageszlg.", sich hierüber bei Herr» vr. Diederich Haha zu erkundigt». Derselbe erinnert sich vielleicht auS der Zett, als er bei der Deutsche» Bank angestellt und al- dort seine Aufgabe war, die Zeitungen um di« Veröffentlichung Von Mittheiluugeu über Börje»-Aug«lege»heit«n zu ersncheu, der einzigen Unterredung, di« er mit dem Chefredakteur der „National- Ztg." gehabt hat; in dieser ist Herr Hahn über jenen vermeint lich« „Eiufiuß", welchen er, Herr vr. Hahn, zu vrrwertheu ver suchte, belehrt morde». Sollten Herrn vr. Hahn seine Erinnerungen aus jener Zett im Stich lasten, so fiod wir bereit, sie aufzufrischen." — Betteff« der von «ns erwähnten Kundgebung einer Anzahl Industrieller aus dem RegierungsbezirkKöln zu Gunsten der Bereinsgesetznovrlle constatirt die „Köln. VolkSztg.", daß „sie aus Wahlkreise» laut wird, di« sich im unbestrittene« und unbestreitbaren Besitze der CentrumS- vartei befinden; es sind dies Köln, Mülheim a. Rh^ Sieg burg, EuSkirchen-Bergheim". Danach ist die Kundgebung allerdings erst recht nicht dazu angethau, «ttimMcherak Abgeordnete zu der von Herr» von Stumm empfohlenen Stimmenthaltung z» veraalässeu. — Um de» in den verschiedenen Landestheilen al« Wander redner znr Förderung des kleingewerblichen Genossen schaftswesens thatigen Personen zu einer mündlichen Aus sprache über di« bis jetzt gesammelten Erfahrungen und zu em« armemsamen Erörterung verschiedener Fragen von grundsätzlicher Bedeutung Gelegenheit zu geben, hat der preußische Handelsminister beschlossen, sie zu einer mündlichen Besprechung auf den 26. ds. M. einzuladen. -r- Westerland aus Sylt, 21. Juli. Hier hat sich ein ComitL gebildet, dem verewigten Geueralpostmeister von Stephan ei» Denkmal zu errichten. Der Aufruf besagt, e» gelte nicht nur, dem geniale» Staatsmann, dem Schöpfer de- Weltpostvereins und de« modernen, von der aesammten Culturwelt übernommenen Berkehrswesens an der äußersten Nordmark de« deutsche» Vaterlandes national« Dankbarleit zu bezeuge», sondern eS müsse eine Ehrenpflicht sei», für de» Freund und Wohlthäter der Jusel Sylt ein bleibendes Andenken zu stiften, au der Stätte, wo er so gerne geweilt und Jahre lang Erholung gefunden habe. * An« Hinterpommern wird der „Lib. Corr." geschrieben: „Bor einiger Zeit theilte der Vorstand deS deutschen Kriegerbnndes, gezeichnet General der Infanterie z. D. v. Spitz, mit, daß nach den angestellten Ermittelungen »wischen den bäuerlichen Mitgliedern der Kriegervereine die Mitalieder des Bauernvereins „Nord ost" seien und den Großgrundbesitzern innerhalb der Kriegervereine PommernS daS beste Einvernehmen herrsche. Durch Erhebungen ist aber fefiaestrllt, daß dies nicht überall in Pommern zutreffend ist. Auf einer Versammlung deS BaueravereioS „Nordost" m der Ortschaft Beddin (Kr. Stolp) äußerte der Vor sitzende de» Kriegerverrin», Herr Rittmeister, Ritterguts besitzer und AmtSvorsteher v. Put tka mer-Lossin, als er von bäuerlichen Kameraden, die dem Bauernverein ,L?ordost" beigetrrten waren, gefragt wurde, ob der Kriegerverein nicht auch einmal in Beddin einen öffentliche» Umzug halten könne, ungefähr Folgendes: „Wie kau» ich das, ich Würde ja dadurch in Beddin meine Uuiform ver leugnen." Gleich daraus erklärten die bäuerlichen Veddioer Kameraden ihren An St ritt aus dem Kriegerverrin. Während einer Versammlung des Kriegerverein» Cuusow- Zirchow sprach sich der Vorsitzende Herr Ritterauts- administrator Premierlieutenant Siem er» über die bäuer lichen Kameraden, die dem Bauernverein „Nordost" an- gehören, etwa mit folgenden Worten aus: „Diese Kameraden Wersäü's Nachfolger ist Gras HanS H. v. Wachtmeister, bis her Expeditionschef im Finanzdepartement und zugleich ein Mann von hervorragender diplomatischer Begabung. DE Verwaltung der skandinavischen Finanzen ist durchaus keine Sinrcure, speciell i» jüngster Zeit, wo die Zoll- und Steuersrageo abwechselnd die Debatten des Riksdags be- herrschte« und überdies die Reorganisation der Armee nebst Erweiterung der Küstenvertheidignngs-Anlagen »» die staatSökonomisch« Geschicklichkeit des Säckrlverwalters ganz erheblich« Anforderungen stellten. Es darf dem ab gegangenen Minister »achaesagt werden, baß er sich in dieser Beziehung von allen Auswüchsen der, protektionistischen Agitation frei zu halten gewußt hat 'und den Stand der schwedische» Finanzen zu einem vollkommen prosperirenden gestaltete. Die Verhältnisse, welche Minister Wersäll bei der Ueberaahmc des Portefeuilles nach Rücktritt des früheren FinauzministerS Freiherrn v. Essen vorfand, waren sehr unerfreulich, auch die Beziehungen zwischen Cabinet und Volksvertretung waren zu jener Zeit un- aewöhnlich gespannte. Herr v. Wersäll wußte durch eiserne» Fleiß und Parlamentär,sche Sachlichkeit nach beiden Rich tungen hin daS Gleichgewicht wieder herzustellen. Welcher Art die Schwierigttiten waren, di« ih« jetzt i« tiefsten Sommerfrieden zum Rücktritte zwangen, ist durchaus un bekannt. Thatsache ist es allerdiogs, daß der Minister von jeher nur mit geringer Neigung auf seinem Posten beharrte uud sich ausdrücklich Vorbehalten hatte, daS früher von ihm als Landeshauptmann verwaltete Län Falun jederzeit wieder übernehmen zu dürfen. Mn» glaubt daher, vaß d«s Ruhe- bedürfniß des Alters hier vorwiegend den Anlaß zu seinem Abgänge bot. Der neu« Finanzches Graf Wachtmeister wird von der Presse mit Sympathie begrüßt. Man weiß, daß er leich seinem bisherigen Chef zur gemäßigt protektionistischer, Gruppe gehört und die stark moderate Färbung de« Cabmettes Boström wohl noch «m eine» wetteren „Ruck «ach Links" »bänder« dürfte. Orient» Die türkische Kruge. * Konstantinopel, 22. Juli. Nach "ihrer MvntagSsitzung richteten die Botschafter eine Depesche an ihre Regieruug, worin sie die Neberreugung auSdrückten, falls nicht Furcht vor Zwang erzeugt werde, würden die FriedcnSunterhandluogm nutzlos sein, uud um die Befugniß baten, Maßregeln zur Erzielung deS gewünschten Ergebnisses zu vereinbaren. Wäh rend der Sitzung überbrachte Aufs ns Bey eine Botschaft deS Sultans, welche die Botschafter bat, nichts Uebereiltes zu thun, da einige Tage Geduld Alles regeln wurde«. Dassns's Sendung blieb erfolglos. Im Ministerrath am Sonntag war der Plan der Entsendung eines neuen Rund schreibens an die Mächte in Erwägung, als ein Befehl des Sultans eintraf, ein« Mazbata vorzubeiten, wttche die Anna hm e der von den Mächten festgr stellt en Grenze befürworte. Eine derartige Mazbata wurde ausgefertiat uud nach dem Palast gesandt. Am Mittwoch theilte Tewsik Pascha dem Baron Calice einen Jrade des Sultaos mit, der die Vorschläge der ministeriellen Mazbata bezüglich der Grenze mit einigen Vorbehalten genehmigt. E» vermutet, dir deutsche Botschaft werde die Kriegsentschädiguugs- vorschläge ausarbeiten und zweifellos die Finanzcontrole in die Bedingungen einschalteu. Musik. Die Bayreuther Festspiele 1897. II. Tos Nheingoltz. Unter den bekanntlich sehr mannichfaltigen Auffassungen der Gestatt des Loge überwiegen in der Zahl diejenigen, nach welchen unter Berufung auf das unruhig ans- und ab flackernde Logeniotiv dieser Gott durch eine stete Unruhe, rin unablässiges Vor- und Rückwärtstänzeln, em schlangen artiges Sich-hin-und-her-biegen charakterisier wird; in Leipzig leister man sich hierin z.B. gern mehr als Zuviel. VondieserDar- stellungSart weicht nun die Bayreuther durch Vogl um ein Bedeutendes ab. Der Münchener Meister stellt als Loge eine Leistung hin, von der man sehnlichst wünscht, daß sie als Norm betrachtet werde. Er macht nur einen sehr mäßigen Gebrauch von der erwähnten akrobateuartigen Behendigkeit und weiß jeden Tonfall, jeden Blick, jede Geste glücklich zu einem überzeugenden Moment zu entwickeln; dabei verfährt er mit einer Logik und Consequrnz, die ein Ueberbieten einfach unmöglich erscheinen läßt. So und nicht ander- muß Wagner den listigen, verschlagenen, heimtückischen, immer spottenden und nie verlegenen Rathgeber der Götter sich gedacht haben. Daß die Maske vorzüglich gewählt ist, braucht kaum be sonder« betont zu werden, da sich da- in Bayreuth vcn selbst versteht. Interessant war uebeo ihm das Riefen paar der Herren Wachter (Fasolt) und Elmblad (Fafner); daS Organ des Letzteren ist von geradezu unheimlicher Kraft, uud finden, eS mit einer ge wisse» natürlichen Derbheit behandelt wurde, vermeinte »au schon die Tön« zu vernehmen, die Fafner später als Liwtzwnrm ausstößt. Die ebenfalls volle, aber weiche Stimm« des Herrn Wächter csnlrastirte bestens. Daß Fafner de» Fasolt erschlägt, ehe «och im Orchester die wuchtige» Schläge erdröhnen, mit denen Wagner den Vorgang malt, ist mir unerfindlich geblieben und läßt mich höchsten- ver- muthe«, daß man in Bayreuth in diesem Puncte anderer Ansicht ist. Wie ich von beteiligter Seite erfahre, will Frau Cosima Wagner es so habe», Wie eS am gestrigen Abend ausgeführt wurde. Dem Froh des Herrn Burgstaller war der Donner des Herrn Bucksath nicht ganz ebenbürtig; er ist stimmlich nicht zu dieser Rolle qualisicirt. Dasselbe gilt von Herrn Breuer als Mime, dem unser Herr Marion hierin entschieden über legen ist, und zwar nicht allein vermöge deö Klange- seines Organes in der gesanglichen Durchführung, sonder« auch in der schauspielerischen Detaillirung. Ebenfalls fällt ein Vergleich deS Alberich'-, den die Leipziger Bühne in Herrn Schelper be sitzt, mit dem des Herrn Friedrichs zu Gunsten Jene- au»; die Fluchscene z. B. erreichte nicht die Wirkung, die unser Musterdarsteller ihr zu sichern weiß und auch sonst mangelte es öfters au der nöthigen Energie in der Hervorbehrung der Grundzüge im Wesen des goldgierigen, herrschsüchtigen Schwarzalbea, der es über sich bringt, der Minne Macht zu versagen. Außerdem haftet der Stimme ein nasaler Bei klang au. Etwas zu sehr betont« Herr van Rooy in der Zeichnung seines Wotan daS AbhängigkeitSverhältniß, daS Gefühl deS Gebundenseins, in welchem er sich vorläufig noch aar nicht befiadetj denn e- ist zu bedenken, daß wir im Rhringold noch nicht den unfreiesten der Götter vor uns haben, der das Ende herbeisehnt; der Fluch, der an dem goldenen Reife haftet, lastet noch nicht mit drückender Schwere auf ihm. Man glaubte deu „Wanderer" vor sich zu haben, der rnheloS auf der Erde Rücken sich rührt. Vortrefflich in Spiel und Gesang, und nur der äußere» Erscheinung nach nicht imposant genug, verkörperte Frl. Brema die Fricka; die Freia des Frl. Weed war sympathisch, tiefgehend in der Wirkung di« prophetische Mahnung a«S dem Munde der Erda von Frau Schumann-Hein k. Da- Rheintöchterterzett, dessen wesentlichste Stütz« Fräulein v. Artner bildete, befriedigte im Allgemeinen; da die Rhein töchter frei schwebend über die Bühne bewegt werden, ist es für st« rin Schwere«, di« Stimme so zu entfalten, wir e« erwünsckl erscheint. Wundervoll spielte das Orchester; a»ch aus die Bläser d»rf diesmal diese« Lob bezogen werden; entzückend klangen die Violinsoli (Freia-Motiv) des Herrn Coucertmrister Prill, C. unglsuv. Vermischter. —Msesturg t. H., 21. Juli. Der verdiente Erforscher des römischen PfahlgraöenS, Herr GrheimrathSokdau a»s Darmstadt, gab am Sounabend auch Mitgliedern deS hiest-en G^chichtsverrinS Gelegenheit, seine neuesten, merk würdige» Ausgrabungen zu besichtigen. Von Butzbach auS wurden die Theilnehmer von Ortskundigen durch herrlichen Wald zu -em Höhenrücken geführt, der südlich von L«nggö«S di« Masserscheide bildet und weithin sichtbar ist. Hier waren uütteu im Walde die freilich geriugeu Spuren römischer Befestigungen gefunden worden, die Geheimrath Soldau als die Reste von Holzthürme» erklärte. Sie waren von Gräben umgeben und gegen Norden, gegen daS Landl der Chatten hin noch durch einen starken Palisad«»- zaun geschützt, von dem sich deutliche Reste im Bode» gesun den haben. Die auf der Wasserscheide stehenden Thürme würden zu einer provisorischen Sicherung der römischen Landesgrenze als Signalthürme gedient haben. Wir haben hier wahrscheinlich die von einem alten Schriftsteller erwähnte Befestigung vor uns, die etwa im Jahre 80 n. Chr. gegen die Angriffe der Chatten m Eile errichtet wurden. Später, nach Herstellung des weiter nach Norden vorgerückten Mahl- grabenS (LimeS) wurde» sie überflüssig. Reste von römischen Gefäßen innerhalb der Anlage« ««terstützen dies« Deutung. ---- Zwei Randbemerkungen Friedrich s des Grotzen fördert der „Bär" auS den preußische« Archiven z» Tage. Der General v. R., erzählt er, der dem König im Kriege als tapferer Soldat bttamtt w»r, liebte eS, sich dir Tage deS Frieden« durch muthwillige und ausgelassene Streiche zu verkürzen, die oft das Maß de- Ertaubten überschritten und schließlich seine Verabschiedung zur Folg« hatten. Aber eS wurde nicht besser. Die Generalin wußte keinen andern Rath, als sich unmittelbar an den König zu wenden, mit der Bitte, dieser möge ihren Gatten zu einem besseren Betrage» «»hatten, da er sich beständig m Händel der bösesten Art verwickele. Der König aber fühlte sich zn keiner Eiumisc! nug aufgelegt. Er sandte die Eingabe zurück und schrieb du Le» Rand: „DaS geht Mir nicht» an." Nach einigen Jahren kam ein neue« Schreiben der gekränkten Gattin, diesmal mit der ausdrücklichen Bemerkung, daß sich der Sünder auch durchaus unangemessene Ausdrücke in Bezug auf die geheiligte Person deS König« selbst zu Schulden kommen lasse. Doch wieder vergebens? An den Rand dieser Ein» gäbe schrieb der König: „DaS geht Ihr nichts an." --- 22. Juli. (Telegramm.) In ganz Oberschwaben gingen gestern schwere Hagelwetter nieder, di« beträchtlichen Schade» ««richtete». In St. George» am Bodensee entgleiste gestern Nachmittag aus den: auf geweichten Untergrund« ein Paffagierzug. Di« Fahrgäste haben nur Hautabschürfungen davongetrageu. Bier Wagen wurden umgeworsen. --- Noseiche«»», 21. Juli. In deu letzten Tagen sind i» Bruckmühl, Vagen und Umgebung wiederum 24 Personen wegen Verdachts der Thcilnahme an einem Haberfeld treiben verhaftet. Die Verhafteten sind meistens Familien väter. ---- Stockholm, 22. Juli. (Telegram m.) Auf eins Anfrage des Blattes „Dagens Nyheter" erklärt« Eck Holm, der vorjährige Begleiter Andrees, er glaub« nicht, daß die bei Stavanger gefangene Taube von Andree ab geschickt worden sei; Andree's Tauben trügen kein« silbernen Fußringe; zudem fehle der Name Andree's am Flügel der Taube; sodann mache die undeutliche Ausdrucks weise die ganze Sache zweifelhaft. --- Petersburg, 13. Juli. Vor etwa acht Tagen ging durch einen großen Theil der russischen Blätter die Nachricht, der gegen Fedor Kowalew wegen der lebendig be grabenen Sectirer- in Ternowka.riugcleitete Proceß solle niedergeschlagen und Kowalew zu lebenslänglicher Buße in ein im fernen Osten gelegenes Kloster eingespcrrt werden. Diese unglaubwürdige Nachricht erweist sich denn auch al- falsch. DaS Verfahren gegen Kowalew ist nicht eingestellt, die UntersuchungSacten befinden sich noch bei dein Untersuchungs richter, da die Sachverständigen des geistlichen Ressorts ihr Gut achten in der Sache noch gar nicht abgegeben haben. Nach Ab schluß der Untersuchung wird dieAngclegenheit dem Justizminister zur Entscheidung auf astministrativem Wege unterbreitet werden, wobei e« selbstverständlich bis jetzt Niemand bekannt sein kann, welche Strafe über den Angeklagten Kowalew verhängt werden wird. Letzterer befindet sich zur Zeit im Odessaer Gefängniß, ist sehr niedergeschlagen, gesteht seine Schuld unumwunden ein und sucht sich nur dadurch zu rechtfertigen, daß er zu sehr der Prophetin Bitalia vertraut und ihr« Befehle erfüllt habe. Er, der mit leichtem Herzen in seinem religiösen Wahn seine nächsten Anverwandten lebendig be grabe« konnte uud selbst bereit war, denselben schrecklichen Tod zu erleiden, fürchtet sich vor der ihm bevorstehende» Strafe und hat, in der Voraussetzung, daß die Angelegenheit vor den vorstehenden Behörden zur Verhandlung und Ent scheidung gelangt, sein nicht unbedeutendes unbewegliches Vermögen zu Geld gemacht, um einen der besten Advocaten zu seinem Vertbeidiger wählen zu können. Aus -em Geschäftsverkehr. k D*S Echuhwaarengeschäst de« Schuhmechrrnnislers Fer-tnan- Knoll in L.-Reuduitz ist nach Ehaussttstroße 19 ver legt worden, woselbst der Genannte rin Ladengeschäft nebst Reparaturwerkstatt eröffnet hat. Lrstoa uns »ltesle, k»drlk»t l» Vv«t,«-I»ns. »II« Lrtei» Lieder»!! r» LV ktx. dLuMvk. AUrrinination» - kat-rnen »eneste Muster! Salon- u. Gartenfeuerwerk, Luftballon«, Lecorat. Plaeette für Vereins- uu- Sommerfefte, Scheiben, Mappe« (Orden), G,ftbenk-Rrt. (Prämien) f. Schutze u. Tckmlfeste (Fahnen^ L LptallSollov vttL,
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