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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.07.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970731015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897073101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897073101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-07
- Tag1897-07-31
- Monat1897-07
- Jahr1897
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VVS0 Provinz wohnen", wie das Blatt geschmackvoll bemerkt — ist sogar nur ein Rittergutsbesitzer, und dieser ist Graf Herbert Bismarck, der dock nebenbei auch Staatsminister a. D. ist. Am meisten ärgert sich das Blatt aber darüber, daß auch der Chefredacteur der „Voss. Ztg." zum GesammtauSschusse gehört. Es nimmt an, daß Herr Stcphany nur durch ein Versehen in „diese Gesellschaft" hineingekommen sei. Sollte nicht die Vermuthung näher liegen, daß die „Voss. Ztg." sich mehr bewußt ist, ein deutsches Blatt zu sein, als manche andere freisinnige Zeitung? Jedenfalls ist eS sicher, daß die „Voss. Ztg.", wenn sie als fortschrittliches Blatt sich ihrer Pflicht, die Interessen dcS DcutschthuniS zu vertreten, bewußt ist, das Ansehen ihrer Partei besser wahrt, als die freiwillig polnisch-gouvernementale »Posen. Zeitung". Auffallend ist eS übrigens, daß die journalistischen Vertreter deS „Miquel- CurseS" nicht nur vollständig über die Stellung ihres Herrn und Meisters zur Polcnfrage, sondern auch über die Polen freundlichkeit deö Centrums schweigen. Herr von Miquel glaubt doch nicht etwa, dem Centrum zu Liebe auch die Polen durch Nachgiebigkeit um sich sammeln zu können? * Berlin, 30. Juli. Der erfreulich wachsende Zusammen schluß der Deutschen im Auslande zeigt sich auch in der Bildung deutsch-evangelischer Gemeinden. Die meisten derselben suchten und fanden Anschluß an die preußische Landeskirche. Diese Anschlußbewegung ist namentlich in den letzten zwölf Jahren sehr angewachsen; während in einer der Generalsynode 1885 zugezangenen Uebersicht nur 34 auswärtige deutsch - evangelische Gemeinden ver zeichnet wurden, die dem Evangelischen Oberkirchenrathe unterstellt waren, sind jetzt 64 solche vorhanden. Inter essant ist ihre Vertheilung: Aus Rumänien kommen neun: Jassy, Galatz, Almadscha, Constanza, Braila, Pitesti, Crajova, Turn-Severin und Rimnic-Valcea; auf Serbien: Belgrad; auf Bulgarien: Sofia, und binnen Kurzem wird sich Rustschuk anschließen, für welches bereits ein Geistlicher bestimmt ist. Daran reihen sich neun Gemeinden im Orient, nämlich: Konstantinopel, deren Geistlicher der Botschafts prediger ist, Smyrna, Beirut, Jerusalem, Haifa, Bethlehem, Alexandrien,Kairo undJaffa.wohin erst Anfang 1897derPastor Schlaich entsandt wurde. Südamerika hat zwanzig deutsche Kirchengemeinden, zu PetropoliS, Juiz de Fara, Jnstclstraße bei Joinville, S. Jzabel, S. Leopoldina I. und II., Curityba, Sao Bento, Blumenau, Jndayal bei Blumenau, diese zehn sämmtlich in Brasilien, Asuncion in Paraguay, Montevideo in Uruguay, Estado Espiritu Santo in Californien, Buenos Aires, S. Esperanza und Humboldt in Argentinien, endlich Osorno, Puerto Monti, Santiago und Valparaiso in Chile. Südafrika hat zwei deutsche Kirchengemeinden, zu Pretoria und zu Johannesburg; die letztere ist erst im Frühjahr 1897 (am 22. März) angeschlossen worden. In Südeuropa erstreckt sich die Jurisdiction des Oberkirchenrathes auf neun Gemeinden zu Rom, Florenz, Bari, Bologna, Genua, Messina, Genf, Lissabon und Barcelona; in den Niederlanden und England sind dergleichen Gemeinden vorhanden zu Rotterdam, Haag, Hüll, Sunderland, Bradford, Newcastle on Tyne und Edin- burg. Im April 1896 hat sich in der Südsee die Gemeinde zu Apia auf Samoa angeschlossen. Schließlich kommen noch fünf Gemeinden des Auslandes hinzu, deren Geistliche sich für ihre Person dem Oberkirchenralbe unter stellt haben, nämlich zu Bukarest, zu Rio de Janeiro und Sao Paulo in Brasilien, zu Neapel und San Remo in Italien. Wie die Zahl der Gemeinden sich in kurzer Zeit verdoppelt hat, so wachsen auch die Geschäfte der Verwaltung, das Bedürsniß einer eigenen Organisation macht sich recht fühlbar. Von den in den auswärtigen Gemeinden an gestellten Geistlichen sind drei vorhanden, welche schon länger als 25 Jahre ihres Amtes dort walten: Pastor HarmS in Sunderland (England) seit 1869, Pastor Suhle in Konstantinopel seit 1870 und Pastor vr. Gruel in Rio de Janeiro seit 1871. (Berl. N. N.) V. Berlin, 30. Juli. (Telegramm.) Die Kaiserin, die gestern in Tegernsee mit dem Herzog und der Herzogin Karl Theodor daS BezirkS-KrankenhauS und die Herzogliche Augenklinik besuchte, verläßt heute Tegernsee und trifft mit Umgebung morgen früh in Kiel ein. Die Prinzen und die Prinzessin bleiben vorerst in Tegernsee. (-) Berlin, 30. Juli. (Telegramm.) Die Staats minister vr. v. Miquel und v. d. Recke reisten um 1»/« Uhr nach Kiel ab. 8. Berlin, 30. Juli. (Privattelegramm.) Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe und der Staatssecretair des Auswärtigen v. Bülow werden, wie der „Nat.-Ztg." bestätigt wird, die Reise nach Petersburg in den ersten Tagen deS August gemeinsam von Berlin auS antreten und den Landweg benutzen. 8. Berlin, 30. Juli. (Privattelegramm.) Daß der bekannte Deutsch-Amerikaner Karl Schnrz zum Botschafter der Vereinigten Staaten in Petersburg ernannt ist, bestätigt sich. Schurz kommt Anfang August nach Deutsch land und wird seinen Verwandten in Wiesbaden einen Besuch abstatten, um dann seinen Posten in Petersburg anzutreten. — In der „Kreuzzeitung" liest man folgendes, mit den Initialen v. ü. U. gezeichnetes Eingesandt: „In der Provinz versteht man die Haltung der Re gierung nicht. Zuerst eine beispiellos lange Landtagssitzung, um das Bereinsgesetz noch zu verabschieden; und nach aller Mühe und Noth und der Erklärung der Regierung im Herrenhause, den Gesetzentwurf im anderen Hause energisch zu vertreten, beruhigt sich die Regierung und schließt Len Landtag, anstatt als einzig Richtiges den Wählern durch Auflösung des Abgeordnetenhauses Gelegenheit zu geben, ihrerseits das letzte Wort zu sprechen. Die Haltung der Regierung, besonders die Rede desBicepräsidenten des Staatsministeriums, scheint auch nicht auf die unbedingt nothwendige Einigkeit in der Regierung selbst zu deuten. Und so fragt sich vergeblich der Staatsbürger: Warum hat der letzte Ministerwechsel stattgefunden, wenn alles doch beim Alten bleibt? — Cs müssen energische Leute an die Spitze treten, conservativ oder liberal, aber Leute, von denen man weiß, was sie wollen; nur so läßt sich »in großer Staat auf die Dauer regieren! Durch ewiges Laviren sammelt man nicht, sondern zerstreut." — Die „Nordostsee-Zeitung" theilte kürzlich mit, daß in Altona daS Gerücht verbreitet sei, Fürst Bismarck werde dem Generalobersten Grafen Waldersee zu Anfang des Monats August einen Besuch machen. Den Kreisen, die von einem bevorstehenden Besuch des Fürsten Bismarck in Altona unterrichtet sein müßten, ist nach dem „Hamb. Corr." von solcher Absicht deS Fürsten bisher nichts bekannt. — Die national-sociale „Zeit" deS Herrn Pfarrers Naumann hatte neulich berichtet, daß in dem eine Stunde von Gießen gelegenen preußischen Dorfe Kroffdorf ein Hilfsbriefträger zweimal täglich in Kroffdorf und dem eine halbe Stunde davon — ans einem Berge — gelegenen Torfe Gleiberg die Postsachen auStragen müsse und für diese Arbeit, die zwei Mal je einen Vierteltag in Anspruch nehme, 30 täglich erhalte; die „Zeit" fand eS nur natürlich, wenn er unter diesen Umständen Unterschlagungen begangen hat. — Dazu wird der „Kreuzztg." geschrieben: Den Hilfspostboten hatte sich zur Unterstützung der Postbote engagirt, und zwar, wie verlautet, zu etwa 30 für etwa zwei Stunden Abtragen der Briefe in Kroffdorf selbst. Nach Gleiberg (Burg und Dorf) hatte der Betreffende nicht zu gehen." — Ein Wiederaufleben der Bewegung unter den städtischen Arbeitern der verschiedenen Kategorien steht für die nächste Zeit bevor. Tie Gasanstaltsarbeiter beabsichtigen, nachdem im Lause des Jahres eine starke Agitation zu Gunsten einer Verkürzung der Arbeitszeit in ihren Reihen staltaesunben hat, die Durchführung der ihnen im Vorjahre von der städtischen Verwal tung vor dem Gewerbegericht gemachten Zugeständnisse zu verlangen, und wollen zu diesem Behuf« die socialdemokratische Fraktion der Stadtverordueten-Bersammlung um ihre Unterstützung angehen. Die Straßenreiniger, welche sich gleichfalls in letzter Zeit »in« gewerkschaftliche Organisation geschaffen haben, gedenken zunächst auf dem Wege der Petition ^ne Erhöhung deS Tageslohn» an- zustreben. Eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen suchen auch die Arbeiter der Markthallen, die sogenannten „Helfer", zu erreichen, deren Organisationsbrstrebungen im vergangenen Jahre gescheitert sind. Endlich soll auch bei de» städtischen Lateru- anzündern eine Bewegung zwecks Erhöhung der Lohnsätze vor- bereitet werden. * Kiel, 30. Juli. (Telegramm.) Der Kaiser ist an Bord der „Hohenzollern" heute Vormittag 10>/r Uhr unter dem Salut deS im Hafen liegenden Geschwader» hier ein getroffen. Die „Hohenzollern" ging gegenüber der Marine akademie vor Anker. Alsbald begab sich Prinz Heinrich, der von Hemmelmark hier angekommen ist, an Bord der kaiserlichen Dacht. Desgleichen gingen der StationSchef Admiral Koster und der Geschwaderchef Vice-Admiral Thomsen zur Erstattung von militairischen Meldungen an Bord der „Hohenzollern". * Lncllcndors b. Cüthen, 30. Juli. (Telegramm.) Für das heutige 70jährige Dienstjubiläum und 87jährige Geburtsfest deSGeneralfeldmarschallsG rasen von Blumen thal war jede Feier verbeten worden, da der Jubilar leidend ist und seine Enkeltochter kürzlich erst eine Opera tion überstanden hat. Das Dorf selbst ist festlich ge flaggt. Eine Deputation des hiesigen KriegervereinS überreichte eine Adresse. Im Laufe des Vormittags liefen Hunderte von Glückwunschdepeschen ein, darunter solche von dem Kaiser, den deutschen Fürsten, hohen Würden« trägern, von Vereinen, Kameraden und Freunden. Der Herzog von Anhalt-Dessau ließ ein Glückwunschschreiben durch einen Feldjäger überreichen. * Bonn, 29. Juli. Auf das Gnadengesuch, welches die wegen des bekannten Zusammenstoßes mit Mitgliedern der „Alemannia" verurtheillen Alsaten eingereicht haben, ist nunmehr die Entscheidung ergangen. Für Paulus und Hurten, die je zwei Monate Gefängniß erhalten hatten, ist diese Strafe in Festungshaft von gleicher Dauer umgewandelt worden; die gegen Holzapfel und Hannen erkannte Gefäugniß- strafe von je 4 Monaten hat keine Abänderung erfahren. * Hof, 29. Juli. Zur Wähle andidatur bringt der „Hofer Anzeiger" im Jnseratentheile eine Erklärung, in der gesagt wird, daß in der Versammlung, von der der Land- gerichtSrath Scopin als Candidat für die Abgeordneten kammer aufgestellt wurde, von den 11 anwesenden national liberalen Wahlmännern neun ihre Stimme nicht Herrn Scopin, sondern dem Commerzienrath Heinrich gegeben haben. — Der „Hofer Anzeiger" tritt übrigens für die Wahl des LandgerichtSrathes Scopin ein. ^V. Stuttgart, 29. Juli. Die Beschwerde deS RedacteurS Keil gegen die Briefsperre, welche das Ulmer Amts gericht vor einigen Wochen über die „Schwäbische Tag wacht" verhängte, ist von der Ferienstrafkammer deS Land gerichts Ulm als unbegründet verworfen worden. Der Beschwerdeführer hat die Kosten deS erfolglos eingelegten Rechtsmittels zu tragen. In der Begründung wird u. A. betont, daß die Briefsperre in keiner Weise mit den gesetz lichen Bestimmungen in Widerspruch stehe. — Unter dem Vorsitze unseres Oberbürgermeisters Rüm elin fand gestern im Rathhaussaale hier eine nichtöffentliche Sitzung deS würt- tembergischen Städtetags statt. Einer halbamt lichen Mittheilung zufolge betrafen die Berathungen u. A. die Lieferung statistischer Mittheilungen, die Zuziehung auch der Vorstände jener Städte, die weniger als 15 000, aber über 10 000 Einwohner haben, zum Stadtetag, einige Fragen der Steuerreform und die Wahrung der Gemeindcautonomie in der Ausstellung von Ortsbaustatuten und OrtSplänen. Bezüglich der Frage der Ueberweisung deS Einzugs der künftigen all gemeinen Einkommensteuer an die Gemeinden wurde beschlossen, eine Petition an daS StaatSministerium und an den Landtag in dem Sinne auszuarbeiten: eS möge in Abänderung des Einkommensteuer-Gesetzentwurfs nach den Beschlüssen der Abgeordnetenkammer in Gemeinden mit mehr als 10 000 Einwohnern der Einzug der allgemeinen Ein kommensteuer, sei eS auf Grund einer absoluten Gesetzes bestimmung oder nur auf Antrag der einzelnen Gemeinden, den Staatsbehörden übertragen werden. * Strahburg, 29. Juli. „Die beste Art zum Germanisiren." Unter dieser Ueberschrift veröffentlicht die demokratische „Elsaß Lothringische Volkspartei" in Kolmar einen langen Bericht über eine Scene, die sich am vorigen Sonntag in Barr abgespielt haben und bei welcher, nach Angabe des genannten BlatteS, ein Regiments- commandeur den Bürgermeister und die Einwohner schaft von Barr gröblich beleidigt haben soll. Die gleiche Nummer des Blattes enthält einen Bericht über wiederholte nächtliche Ruhestörungen, deren sich Officiere in Kolmar schuldig gemacht haben sollen. Vor einiger Zeit bereits hatte dasselbe Blatt ähnliche Berichte veröffentlicht. Die „Straßburger Post" bemerkt dazu: „Wir halten eS für dringend nothwendig, daß diese Behauptungen seitens der zuständigen Behörde genau untersucht und daß ein Bericht über diese Untersuchung und deren Ergebnisse veröffentlicht werde. Sollten die Behauptungen der „Volkspartei" sich als richtig erweisen, so ist in der That gründliche Abhilfe nöthig. Sollten sie sich als unrichtig Herausstellen, so ist eine berich tigende Darstellung erforderlich. Jeder, der die Verhältnisse hier zu Lande kennt, weiß, daß Vorkommnisse, wie die ge schilderten, sehr böseS Blut machen. Die, die ein Interesse daran haben, daß die Verhältnisse sich nur in erwünschter Art weiter entwickeln, haben daher auch die Pflicht, dafür zu sorgen, daß Alles vermieden bleibt, waS diese Entwickelung hemmen oder inS Gegentheil verkehren könnte." * München, 29. Juli. Im Anschluß an die Sigl'sche Aeußerung giebt die „Neue Bayer. LandeSztg." folgende nicht uninteressante Erinnerung wieder: „ . . . . unser Redakteur Anton Memminger hatte unmittelbar vor der NeichStagS- wahl 1893 in Straubing eine mehrstündige Unterredung mit dem Grafen (v. Preysing). In dieser erklärte derselbe ganz unumwunden, daß sein intimer Freund Windthorst oftmals seine schweren Bedenken gegen die Führerschaft Lieber'S aus gesprochen und dieselbe für ein Unglück angesehen habe. Der gleichen Meinung war auch der Graf. Der Redacteur benutzte diese Verstimmung zu einem Versuch, den Grafen für den Bauernbund zu gewinnen. Allein der Graf erwiderte, er könne sich doch unmöglich jetzt von einer Partei trennen, der er durch 25 Jahre als Abgeordneter angehörte, obschon er anderer seits selbst die Berechtigung der Bauernbewegung zugab, weil die Handelsvertragspolitik, die vom neuen CurS mit Hilfe deS CentrumS gemacht wurde, für die Bauern ver derblich sei. — Die „N. Bayr. LandeSztg." schreibt ferner: .... „Für die Bauern handelt e» sich nicht um den Kampf gegen das Borufsenthum, sondern um Sein oder Nicht sein. Der staatsrechtliche Standpunkt wird für sie gleichgiltig, wenn ihr wirthschastlicher Standpunkt unhaltbar wird. Die Herren in München sollen über diese Empfindung der Bauern nicht mehr länger getäuscht werden. Und so wie die Franken, denken sicher ouck die Altbayern, Pfälzer und Schwaben. Eine bayerische Volk-Partei, die mit hochobrigkeitlicher Bewilligung ge gründet wird, hat keine Berechtigung und keine Zukunft. Eine Regierungspartei in diesem oder jenem Sinne ist völlig überflüssig, wir haben ja bereit» drei solche im Landtage, da» Centrum, die liberale Partei und den reichSräthlichen Hofadel. Eine bayerische Volk-Partei kann nur daSVolkSinteress» vertreten, dir verändrr- lichen Launen von hohen Herren rühren un« ebensowenig wie die Sehnsucht einzelner Streber nach Landtagsmandaten. Wenn vr. Sigl das Gleiche denkt, so mag sein Plan diScutirbar werden. Aber für den heimlichen Segen großmächtiglichrr Herren mag die neue Partei schönsten» danken. An solchem Segen ist un- nicht gelegen." * Sigmaringen, 29. Juli. Der Fürst von Hohen zollern ist auS Bukarest zurückgekehrt. Oesterreich-Ungarn. Sprachenkampf; Verhaftung; Lppositto« in Ungar«. * Prag, 30. Juli. (Telegramm.) DaS jung- tschechische Executivcomitö beschloß gestern, beim StaN- halter einen Protest gegen die angebliche Unterdrückung und Mißhandlung der tschechischen Minderheiten im geschloffenen deutschen Sprachgebiete zu überreichen. Der Protest sagt, der Kampf der Deutschen, die sich nicht scheuten, die Hilfe de» Auslandes anzurufen, sei Hochverrathe- rischcr Natur, ein Schandfleck der Humanität und ersticke jede Möglichkeit der Aussöhnung beider Nationalitäten. DaS passive Verhalten der Regierung gegen die an den Tschechen verübten Gewaltthätigkeiten sei tadelnSwerth. DaS tschechische Volk werde zu den äußersten Mitteln der Wiedervergeltung greifen, falls nicht sofort Abhilfe erfolgt. Ein gleichlautender Protest wird durch eine Deputation dem Ministerpräsidenten Badeni überreicht werden. DaS ExecntivcomitL beschloß ferner, für den 25. Sep tember einen tschechischen Städtetag nach Prag einzu berufen, an dem alle tschechischen Abgeordneten Böhmens, Mährens und Schlesien« theilnehmen solldn. (Magdeb. Ztg.) * Karlsbad, 30. Juli. Im benachbarten Alt roh lau wurden plötzlich viele Porzellanarbeiter, darunter der dortige Socialistenführer Dietl, verhaftet und unter starker Bedeckung nach Karlsbad übergeführt. Die Ursache ist un bekannt. D * Pest, 30. Juli. (Telegramm.) Sämmtliche Oppo sitionsparteien, mit Ausnahme der Volkspartei, sind zu einer Verständigung bereit, die in einer Modifikation deS Paragraphen 16 der Strafproceßvorlage zu bestehen hätte, wogegen die Opposition ihre Obstructiv» jetzt ein stellen und die Einstellung auch für die Berathung deS Budgets und deS AuSgleichSprovisoriumS im Herbste ver bürgen würde. Frankreich. LenkmalSfeier tn Sedan; LrehfuS. * Paris, 30. Juli. (Telegramm.) Angesichts des LärmS einiger Hetzblätter wegen des Fernbleibens der Minister von der Enthüllungsfeier des Kriegerdenkmals in Sedan erklärt Handelsminister Boucher, der ursprünglich die Regierung bei der Feier vertreten sollte, er gehe nicht nach Sedan, weil er Faure nach Südfrankreich begleiten müsse. Die Enthaltung einem Schritte Deutschlands zuzuschreiben, sei kindisch und zugleich betrübend, da eS zeige, welche Vor stellung gewisse Leute sich von Frankreichs Stellung in der Welt machen. Bei der Enthüllung der Krieger denkmäler in Geradmer und Remiremont, die näher zur Grenze liegen als Sedan, sei die Regierung ver treten gewesen. — Colonieminister Lebon hat eine neue Verordnung erlassen, welche die Teufelsinsel, den Ver- mnnungsort deS Hauptmanns Dreyfus, unter noch lrengere Bewachung stellt als bisher. Ohne besondere christliche Erlaubniß der Oberbehörden darf kein Schiff, ranzösische Kriegsschiffe und Postdampfer in regelmäßiger Zahrt ausgenommen, innerhalb dreier Kilometer von der Teufelsinsel vorbeifahren oder innerhalb dreier Seemeilen von irgend einer Stelle der ganzen Heilsinselgruppe vor Anker gehen oder ein Boot aussetzen; auf Uebertretung stehen Haftstrafe und Geldbuße. tzloluchowski und Hanotaux. * Paris, 29. Juli. In politischen Kreisen mißt man dem Aufenthalte GoluchowSki's in Paris eine gewisse Bedeutung bei. Die Reise GoluchowSki's bezweckte zunächst, mit dein Minister des Auswärtigen, Hanotaux, die persönliche Bekanntschaft zu machen. Beide Minister, die sich früher nie gesehen, äußerten sich sehr befriedigt über die von einander gewonnenen Eindrücke. In den Unterredungen wurde natürlich die Orient frage berührt. Auffällig ist, daß der „TempS" gerade heute in feinem Artikel Frankreich, Rußland und Oesterreich zusammen al» diejenigen Mächte nennt, deren Einfluß bei den Friedensver handlungen vorwaltet. Gegenüber den Gerüchten, die bereits von einer österreichisch-französischen Annäherung wissen wollen, wird freilich von unterrichteter Seite aus die Freundschaftsbezirhungen hingewiesen, die seit Langem zwischen Goluchowski und Bülow be stehen, sowie auf den Umstand, daß am gleichen Tage, an dem Goluchowski von Hanotaux empfangen wurde, der Kaiser von Oester reich in Ischl den deutschen Reichskanzler empfing. (Frkf. Ztg.) Italien. Et« ,Zwischenfall". * Rom, 29. Juli. Der „Esercito" meldet: Am 23. Juli richtete eine französische Feldbatterie, welche Schieß übungen vom Col di Beccia am Mont Cenis veranstaltete, mehrere Schüsse auf den Gebirgstheil von Pattecreuse, wo sich ein italienisches Fort mit einer Garnison befindet. Einige Granaten fielen nahe dem italienischen Fort nieder. Der französische Hauptmann, der die Batterie befehligte, entschuldigte sich wegen deS Vorfalles, wobei er angab, daß derselbe durch den Nebel veranlaßt worden sei. Großbritannien. * Portsmouth, 30. Juli. (Telegramm.) Der König von Siam ist heute Vormittag 9 Uhr hier eingetroffen. Zu seinem Empfange war der Herzog von Dork erschienen. Rußland. Besuch des deutschen KaiscrpaareS. * Petersburg, 30. Juli. (Telegramm.) Für die Zeit der Anwesenheit des deutschen Kaisers und verdeutschen Kaiserin im Lager von Krasnoje Sselo sind, wie der „Re- gierungSbote" meldet, folgende militairische Veranstaltungen vorgesehen: Am 8. August findet eine Fahrt durch daS Lager statt, am Abend großer Zapfenstreich; am 9. August große Parade der Truppen; am 10. August taktisches Exerciren eines combinirten CavalleriecorpS mir Infanterie und reglementsmäßiges Exerciren deS Wiborg'schen Infanterie-Regiments. Für die Ankunft der deutschen Majestäten sind folgende Ehrenwachen befohlen worden: am 7. August in Peterhof am Landungsstege eine Compagnie der Garde-Flotten-Equipage und beim großen Palais eine Compagnie deS Petersburger Leib-Garde-Regi- mentS „König Friedrich Wilhelm III." am 8. August in Petersburg am Dampfersteg in der Nähe der Nikolai-Brücke eine Compagnie vom 88. PetrowSky-Jnfanterie-Regiment und in KraSnoje Sselo auf dem Bahnhofe eine Compagnie vom Wiborg'schen Infanterie-Regiment „Kaiser Wilhelm". Orient. Die türkische Krage. * London, 30. Juli. (Telegramm.) Der Wiener Ver treter deS „Standard" will auö zuverlässier Quelle wissen, der Vorschlag Deutschlands, der Friedensvertrag solle Fürsorge treffen für die Herstellung einer internationalen Controle über die griechischen Finanzen, sei von sämmtlichen Mächten genehmigt. ES verlautet, die Mächte würden eine neue griechische Anleihe verbürgen unter der Bedingung, daß die alten wie die neuen griechischen Anleihen unter inter nationale Controle gestellt werden. * verltu, 29. Juli. Der „Post" wird aus Konstantinopel gemeldet: Dschevad Pascha verlangt telegraphisch Ver stärkung der türkischen Truppen auf Kreta. Nur mit einer Macht von ungefähr 20 000 Mann hält er eS für möglich, die Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. Vor Allem dringt er auf die Schaffung einer starken Gendarmerie, für die er als bestes Material Albanesen angeworben wissen will, da sich diese allein der Natur deS Landes und Volkes der Insel anzupafsen vermögen und außerdem Griechisch verstehen. Die entgegenkommende Haltung der Admirale gegenüber den Aufständischen habe in erster Linie daS Erlöschen deS Ausstandes verhindert. Ob es der Pforte gelingen wird, die Mächte für die Pläne Dschevad'S zu gewinnen, Lleibt abzuwarten. (Frkf. Ztg.) * Belgrad, 30. Juli. (Telegramm.) Gestern fand an der türkischen Grenze wieder ein Arnaute neinfall, an dem auch türkisches Militair theilnahm, bei Trebinje am Kopaonikgebirge statt. Der Kampf währte über fünf Stunde» und war längs der Grenze weit ausgedehnt. Es gab Todte und Verwundete auf beiden Seiten. (Voss. Ztg.) Asien. Unruhe« in Brittsch-Jndie». * Ttmla, 30. Juli. (Telegramm.) Meldung deS „Reuter'schen Bureaus". Die zur Verstärkung der Garnison Malakand beorderten Truppen sind an ihrem Bestimmungs orte angekommen. Amerika. Spaniens Kampf um Cuba. * Rew Vork, 30. Juli. (Telegramm.) Der „New Dork Herald" meldet aus Havannah, daß die Aufstän dischen in der Mittwoch Nacht die Vorposten Hav an nah S in einem mehrstündischen Feuergefecht angrisfen. Colonial-Vachrichten. * In Deutsch-Südwestafrika wird, wie mir meldete», an gesichts der Rinderpest mit dem Bau einer Maulthierbahn von Swakopmund nach Windhoek unverzüglich begonnen werden. Tie Strecke ist etwas über 300 liw lang. Bei den günstigen Boden verhältnissen kostet der Kilometer etwa 10000 ./l zu bauen, so daß für den Ausbau der ganzen Strecke über drei Millionen Mark er forderlich sind. Die Summe soll vom Reichstag in der nächsten Tagung gefordert werden. Vorläufig sollen die Kosten aus den Mitteln gedeckt werden, die in den letzten Jahren für Hafenanlagen, Bauten und Verbesserungen im südwestafrikanischen Schutzgebiet bewilligt und noch nicht aufgebraucht worden sind. * Die Ausbreitung der Rinderpest in Südafrika hat nicht nachgelassen; fast jede Post weiß von neuen Ansteckungsgebieten zu berichten, und es unterliegt kaum noch einem Zweifel, daß diese ent setzliche Seuche erst Halt machen wird, wenn da- Meer erreicht ist. Vorläufig geht die Ausbreitung der Pest mehr in die Breite; so ist sie jetzt in Natal und der östlichen Provinz der Capcolonie auf getaucht, überall Schrecken verbreitend, aber von dem Süden der Capcolonie noch immer entfernt. Das Koch'sche Serum, so gut es auch an und für sich sein mag, kann leider bei den südafrika nischen Verhältnissen nicht zu der Verwendung kommen, welche es verdienen mag, und wir werden uns auch mit Bezug aus Südwest- afrika in das Unvermeidliche fügen müssen. Der Bahnbau von Swakopmund, für dessen Einleitung dem Freiherr» v. Richt- hofen der Dank aller Colonialfreunde gebührt, wird jedenfalls das Aeußerste abwenden können. Tie Rinderpest ist nach unserem Schutzgebiet von Nordosten eingeschleppt worden, aber der Süden ist bislang, Dank der sorgsamen Controle, verschont ge blieben. Jetzt rückt nun aber auch aus der Südostecke die Gefahr heran, da aus Upingtonia bereits Klagen kommen. Die Engländer beschweren sich dabei noch, daß die Grenze voll kommen geschlossen ist und sogar kein Mensch von der Cap colonie nach Südwestasrika hineinkommen kann, während die Hottentotten aus englisches Gebiet hinüberziehen. „Banden von bewaffneten Hottentotten kommen über die Grenze", so schreibt die „Asrican Review", „stehlen unser Vieh, lassen sich auf Re- gierungsland nieder, und wir haben keine Polizei, dies zu ver- hindern. Wir füttern in der That die faulen und armen Hotten totten auS dem deutschen Protektorat." Diesen Klagen kann leicht abgeholfen werden, wenn die englische Regierung ihre Polizeitruppe vermehrte und besonders aus den Waffenschmuggel, der uns sehr unangenehm ist. Acht geben würde. Am 2. August wird übrigens eine Rinderpest-Commission in Pretoria zusammentreten, an der auch Vertreter von Deutschland und Portugal theilnehmen werden. Marine. * Berlin, 30. Juli. (Telegramm.) Laut telegraphischer Meldung an das Ober-Commando der Marine ist S. M. S. „Cormoran", Lommandant Corvettencapitain Brussatis, am 29. Juli in Taku angekommen. Verkehrswesen. * Auf der Strecke Grafstein.Frauzensseste der öster reichischen Südbahn, die infolge Muhr-Niederganges gesperrt war, ist der Verkehr in vollem Umfange ausgenommen worden. Aus dem Geschäftsverkehr. I Praktisch und gleichzeitig eine Zierde für den Haushalt! 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