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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970806029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897080602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897080602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-08
- Tag1897-08-06
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5741 Möchten gegtkiübtr in» Unrecht setzte und dadurch die Position der Grieche» verbesserte. Daß die türkischen Schiffe nach Kreta entsendet werden sollten, ist kaum als etwas Anderes anzusehen, als eine Revanche für die vielfachen Ent täuschungen, die die FriedenSverhandlungen den boch- strebenden Wünschen der Türkei gebracht haben. Die Pforte scheint die Chauvinisten dadurch beruhigen zu wollen, daß sie die Parole auSgiebt: „Können wir Thessalien nicht behalten, so wollen wir Kreta nicht nur nominell, sondern auch factisch unserer Herrschaft erhalten." Die Entsendung der Kriegsschiffe nach Kreta wäre nun aber in jeder Hinsicht ein verfehltes Mittel zum Zwecke. Die „Times" machen sich mit Recht darüber lustig, indem sie sagen, die Türken sollten doch um Gottes willen ihre alten Schiffe nicht den Gefahren einer so weiten Reise anSsetzen. Wenn die türkischen Kriegsschiffe etwa die Absicht hätten, sich den fremden Kriegsfahrzeugen in Parave gala zu zeigen, so sei das ganz überflüssig, denn die euro päischen Admirale wüßten obnedies ganz genau mit dem Zustande der türkischen Flotte Bescheid. Nach den bisherigen Meldungen ist die ganze Nordküste Kretas und ein Theil der Südküste von europäischen Kriegsschiffen blockirt worden, die der türkischen Flotte die Landung von Truppen ganz unmöglich machen würden. Bedenkt man, daß bereits, offenbar angeregt durch die Nachricht von der Ankunft der türkischen Flotte, Muselmänner Angriffe auf Christen gemacht baben, so wird man die Maßregeln der Admirale nur billigen können. Jedenfalls ist aber die durch den neuesten Schritt der Türkei entstandene Complication geeignet, die Friedens verhandlungen ebenso zu irritiren, wie die griechischen Winkel züge wegen der Finanzcontrole. Deutsches Reich. * Berlin, 5. August. Einer Gesellschaft öster reichischer Touristen gegenüber hat sich der Kaiser über den Unfall ausgesprochen, der ihn auf seiner Nordland reise an Bord der „Hohenzollern" betroffen bat. Graf Anton Auersperg mit seiner Gemahlin, Baron Friedrich Leitenberger und Robert von Schenk machten mit anderen Touristen, zu denen auch der Erbprinz zu Hohenlohe-SchilligSfürst gehörte, eine Fahrt rnach Spitzbergen, begegneten unterwegs der „Hobenzollern" und wurden vom Kaiser an Bord der Dacht geladen. Kaiser Wilhelm trug eine blaue Brille und sagte zur Erklärung: „Nehmen Sie mir eS nicht übel, daß ich Sie so empfange, aber mein Vetter Theodor hat mir sie «»befohlen." — Auf den Unfall kam er mit folgenden Worten zu sprechen: „ES kommt ein Unglück niemals allein, wir batten an diesem Tage den armen Hahnke verloren. Ich stehe am Großmast auf dem Verdeck, va wird eine von den Schnallen des Mast schutzes los, eS blies eben ein starker Wind. Das Tau fällt mir aus den Kopf ins Auge hinein, so daß ich sofort Nackt vor den Augen habe. Der Schmerz war so heftig, daß ich glaubte, einen Hieb über den Kopf erhalten zu haben. Zum Unglück war auch mein Leibarzt nicht an Bord, sondern be- theiligte sich an der Suche nach dem armen Hahnke." Im Sludirzimmer erzählte Kaiser Wilhelm, er arbeite eben an einem Entwürfe eines Denkmals für Hahnke. Äm weiteren Gespräche äußerte sich Kaiser Wilhelm, es freue ihn, wenn bei schwerem.Seegange die Herren vom Civil lange Gesichter machen und der Marineminister darin eine kleine Rache für die Kürzungen am Budget erblicke. Der Kaiser gab, der Kiener „Freien Presse" zufolge, den Damen den Rath, gegen Seekrankheit kalten Sekt, Pumpernickel, stark gewürzte eng lische Bouillon und feste Leibbinden zu gebrauchen. Auf dem Oberdeck sagte er: „Hier läßt es sich gut tanzen, ich gebe jede» Jahr in Kiel einen Ball für die Theilnehmer der Segelregatta. Zur Regatta lade ich auch die Oesterreicher jedes Jahr ein, aber Ihr kommt ja nicht! Da heißt es nun, sich eine Dacht anschaffen und nach Kiel kommen! Ich heiße Sie im vorhinein willkommen." — Der Aufenthalt der Gäste aus der Kaiseryacht währte dreiviertel Stunden. Während des Besuches waren der Herzog Karl Theodor in Bayern und der Botschafter Graf Eulenburg an der Seite de« Kaisers. ß Berlin, k. August. Eine ArbeitSnachweiS-Con- ferenz wird am 13. September d. I. in Karlsruhe i. B. stattfinden, wo am Tage vorher eine Versammlung von Gewerbegerichts-Vorsitzenden und am Tage nachher der Ver ein für öffentliche Gesundheitspflege eine große Anzahl kom munaler VerwaltungSmänner zusammenführt. Hauvtgegen- stand der Berathung ist die engere Verbindung der Arbeits nachweisverwaltungen in den einzelnen deutschen Ländern. DaS Referat für Baden hat Geheimer Oberfinanzrath Fuchs - Karlsruhe übernommen; für Württemberg: vr. Hartenstein-Stuttgart; für den Verband im Regie- rungS-Bezirk Düsseldorf: Geschäftsführer Arnolds-DLssel- dorN für Bayern: RechtSrath Menzinger-München. Ueber die Verbindung städtischer Arbeitsnachweise mit ihrer näheren Umgebung wird, mit besonderer Rücksicht auf die Einrichtung der Konstanzer Anstalt und ihrer Filialen, Gewerbelehrer Heinrich Muller-Konstanz sprechen. Als Beispiele für die innere Einrichtung und den Bureaudienst in Arbeitsnachweisen wird der Geschäftsgang deS Arbeitsamts München von In spector Hartmann und der der ArbeitSnachweiSstelle Quedlin burg von Verwalter Wehrstedt besprochen werden. Als Gegenstände für Gruppenversammlungen sind angemrldet: die Vermittelung weiblicher Dienstboten; die Ver mittelung ländlicher Arbeiter; der Verkehr der Lffent- ichen Arbeitsnachweise mit den am Orte befind lichen Fach-Nachweisen (Assessor vr. Naumann-Hamburg); die Streikklausel in den Statuten öffentlicher Arbeisnachweise Stabtrath vr. Flesch-Frankfurt a. M.), mißbräuchliche Be nutzung der Arbeitsnachweise zur Erlangung von Beschei nigungen gegen ArbritSscken; Nichtantritl trotz endgiltiger Annahme der Stelle. — Mit der Confercnz wird eine Aus legung der Statuten, Gesckäftsordnungen, Berickte, sowie namentlich auch der in Gebrauch befindlichen Formulare von Seiten sämmtlicher betheiligter Arbeitsnachweise verbunden sein. Die Geschäfte deS Ortsausschusses hat die Anstalt für Arbeitsnachweis, Karlsruhe, Hebelstraße 23, übernommen. Anmeldungen von Verwaltungen und Privatpersonen (Herren und Damen) sind zu richten: an das Bureau der ArbeitS- nachweiS-Conferenz, Charlottenburg-Berlin, Berlinerstrabe 131 (Garten). — „Wolffs Bureau" verbreitet folgende anscheinend inspirirte Auslassung der „National-Zeitung": „Der Artikel der „Nowoje Wremja" über die deutsch russischen Beziehungen klingt an mehreren Stellen für deutsche Ohren etwas fremdartig. Mau könnte diesen Artikel als einen Ausfluß der altmodischen russischen Vorderlader-Diplomatie bezeichnen, die den obwaltenden Verhältnissen indessen nicht mebr entspricht. Richtig erscheint uns an diesen Ausführungen nur der Grundgedanke, daß nämlick Deutschland und Ruß land, wo es gemeinsame Interessen zu fördern gilt, ersprießlich zusammengehen können. Dieses Zusammengehen läßt sich durchführen, ohne daß der eine oder der andere Theil die Nothwendigkeit empfände, der Verbindung die Form eines Abkommens zu geben. ES bleibt von Fall zu Fall eine von beiden Seiten freiwillige Cooperation. Sollten einige russische Zeitungspolitiker dir Sache anders auffassen, so dürften sie sich über kurz oder lang Enttäuschungen aussetzen, deren nicht geringste die sein wird, daß sie in Widerspruch zu dem geratheo, waü als reale russische Politik erkennbar ist." — Hauptmann Morgen vom 12. Grrnadierregiment, welcher bei Beginn des türkisch-griechischen Krieges der Bot schaft in Konstantinopel als Attache und militairischer Bericht erstatter beigegeben wurde, wirb, der „Schl. Z." zufolge, wenn der englisch-eghptische Feldzug im Sudan wieder aus genommen wird, nach dem Sudan zurückkehren und sich dem Stabe des Oberstcommandirenden der englisch-egyptischen Truppen Kitchener, wie im vorigen Jahre, anschließcn. — In der „Post" lesen wir: „Wenn jetzt Herr von Köller vielfach als Reaktionär verschrien wird, so ist daran zu erinnern, daß Herr v. Köller 1887 sehr entschieden für das Car teil eingelrcten ist und mit großem Erfolge für die Durchführung desselben gewirkt hat. Er bat u. a. lange Zeit mit den Abgeordneten Hobrecht und Freiherr» v- Zedlitz zusammen der von den Leitungen der drei Parteien zur Ausgleichung der in den einzelnen Wahlkreisen natur gemäß öfter hervortretenden Meinungsverschiedenheiten ein gesetzten Commission angebört und sehr wesentlich dazu bei getragen, daß man sich schließlich auch im Einzelnen auf ber ganzen Linie verständigte. Wir zweifeln nicht, daß Herr von Köller auch jetzt durchaus im Sinne der Sammlung der auf dem Boden deS Schutzes der nationalen Production stehenden Elemente erfolgreich wirken wird." — Die „Germ." rechnet aus, daß die Vereinsgesetz novelle nicht mit 209 gegen 205, sondern mit 210 gegen 205 Stimmen abgelehnt worden sei; die Schriftführer hätten sich um eine Stimme zu Ungunsten der Gegner des Gesetzes ver rechnet. Von den Freunden des Gesetzes wären 112 Adlige und 93 Bürgerliche, während von den Gegnern deS Gesetzes 28 Adlige und 182 Bürgerliche seien. — An Invalidenrenten waren am 1. Juli 1897 nach den im Reichs-VersicherungSamt angefertigten Zusammen stellungen 185 S35 gegen 172 632 am 1. April 1897 und an AlterSrent en 203 V5S gegen 204 198 lausend. Beitrags erstattungen sind bis zum 30. Juni d. I. an 117 621 weibliche Versicherte und 30 560 Hinterbliebene von Ver sicherten erfolgt. — Der Reichsanzeiger veröffentlicht eine Zusammen stellung der Berichte von 41 deutschen Fruchtmärkten für den Monat Juli d. I. — Im Neichsgesetzblatt wird daS neue Gesetz über den ServiStarif und die Classeneintheilung der Orte veröffentlicht. — Wie dem „Hann. Cour." in Sachen der deutschen Schulen im Orient auS Smyrna geschrieben wird, ist von einer daselbst Mitte Juli abgehaltenen Conferenz evan gelischer Pastoren deS Orients beschlossen worden, an den Reichstag eine Eingabe zu richten, in welcher unter fest zusetzenden Bedingungen für die deutschen Schulen des Orients die Befugniß erbeten «erdensoll, da-sog.Einiährigen -Zeugniß auSzustelleo. Auf Erlangung dieser Befugniß legte man deswegen sehr großen Werth, weil dann vielen im ÄuSlande ausgewachsenen Deutschen die Pflicht des MilitairdiensteS erleichtert würde. Andererseits hat der Staat selbst ein Interesse daran, daß möglich viele der zahlreich im Orient lebenden Deutschen ihm durch diese Maßregel als Angehörige erhalten werden. — Der italienische Botschafter am hiesigen Hose Graf Lanza ist nach Berlin zurückgrkehrt. — von der Socialdrmokratie öffentlich loSgesagt hat sich «in bekannter früherer Gewerkschaftsführer, der Bureaubeamte A st or. Astor zählte zu den Mitbegründern der ersten Organi- satton der Bureauangestellten, trat auch in Versammlungen anderer Kategorien al- Referent auf. Er leitete überdies daS soclalistische Fackorgan „Der Bureauangestellte". Wegen seines Gesinnung-. Wechsels ist zwischen Astor und seinem früheren Genossen, dem gegenwärtigen Führer der Burcaugehilfen-Bewegung, ein Streit auSgebrochen, der, wie die „Post" berichtet, vor Gericht zum Aus. trag kommen soll. * Harburg, 4. August. Die Antwort auf den versuckten Eindruck deS Bundes der Landwirthe in die westlichen Wablkreise ist nicht auSgeblieben und dürfte die Hoffnungen der Bllndler wohl etwas herabstimmen. Im 17. hannover schen Wahlkreise trat in einer Wahlversammlung sogar ein früheres Mitglied des Bundes der Landwirthe, der bisherige freiconservative Vertreter des Wahlkreises Oekonomierath Müller, gegen den Bund auf. Er sprach sich gegen den „Antrag Kanitz" und gegen die neuerliche Eingabe deS Bundes au» und empfahl als Candidaten der reichStreuen Parteien den Hofbesitzer Depken in Schwach hausen. In dieser Empfehlung unterstützten ihn der Ge heime Negierungsrath FrantziuS und der Syndikus Denecke, der als besondere Empfehlung für Herrn Depken anführte, daß er nicht Mitglied des Bundes der Landwirthe sei. Aus den Erklärungen des Herrn Depken ging hervor, daß derselbe dem Bund sogar direkt feindlich gegenübesteht. Es ist bezeichnend und für den Abg. Hahn, der von einem SiegeSzuge deS Bundes der Landwirthe durch Hannover träumt, nicht eben ermuthigend, daß ein früheres Mit glied des Bundes in einem ländlichen hannoverschen Wahl kreise einen dem Bunde feindlich gesinnten Candidaten em pfiehlt, und daß dann, wie mit Herrn Depken geschehen ist, dieser Candidat auch formell als solcher aufgestellt wird. * Aus Pommern, 4. August. Der Landratb des Kreises Stolp, der Geheime RegierungSrath Herr v. Puttkamer, erließ am 28. v. M. „portofrei lt. AverS pp." ... an sämmtliche Lehrer des Kreises folgende Verfügung: „Neuerdings hat Herr Richard Hasse hierfelbst unternommen, vor Beginn der von idm arrangirten Versammlungen des Bauern- Vereins „Nord-Ost" das „Deutsche Reichsblatt" und den „Bauernfreund" durch noch schulpflichtige Kinder verweilen zu lassen. Ich kann hierin nur einen Mißbrauch der Schulkinder zu gemeingefährlichen Zwecken erblicken, da die ver- tbeiltrn Schriften ohne Zweifel Aufreizungen der verschiedenen Bolksclassen gegeneinander, und auch oft Verdächtigungen der königlichen Behörden enthalten, und ersuche die Herren Lehrer recht dringend, diesem Mißbrauch der Schuljugend aus daS Entschiedenste entgegenzutreten. ES wird dies am Zweckmäßigsten dadurch ge. schehen, daß jeder Lehrer, der von einer beabsichtigten Versammlung in seiner Ortschaft Kenntniß erhält, einige Tage vorher die Schul- kinder auf dir Möglichkeit, daß der pp. Hasse auch an sie mit dem gleichen Verlangen herantritt, aufmerksam macht und ihnen unter- sagt, sich in irgend einer Weise mit ihm einzulasseu." Seiner Zeit hat der Landrath in Uebereinstimmung mit dem Kösliner Regierungspräsidenten auf Grund deS nicht mehr zu Recht bestehenven ß 10 des preußischen PrcßgesetzeS von 1851 verboten, das „NeichSblatt" und den „Bauernfreund" in den Versammlungen Les Bauernvereins „Nord-Ost" zu vertheilen. Gegenwärtig werden die Blätter durch Bolen in die Wohnungen der Ortseingesessenen geschickt und hierzu schulpflichtige Kinder in ihren freien Stunden ver wendet. Die Kinder verbreiten auf dieselbe Weise auch die Blätter deS „Bundes der Landwirthe". Zweifellos hat, wie die „Nat.-Ztg." zutreffend hervorbebt, weder der Landrath noch die von ihm aufgeforderten Lehrer das Recht, den Kindern Vorschriften für ihre schulfreie Zeit zu geben, die sich in Widerspruch gegen Aufträge ihrer Eltern setzen können. * Cassel, 4. Miaust. Es steht nun fest, daß das Kaiser paar am 14. d. M. ans WilbclmShöhe eintrifft. Abgesehen von einer kurzen Reise nach der Senne bei Paderborn, um die dort übende combinirte Cavalleriedivision zu inspiciren, wird der Kaiser bis zum 24. dS. MtS. seinen Aufenthalt dauernd aus WilhelmShöhe nehmen. Dir Reise in das Gelände der diesjährigen Kaisermanöver, die Wetterau, wird der Herrscher zu Anfang September von Berlin aus antreten. (Wescr-Z.) tft. Rudolstadt, 6. August. (Privattelegramm.) Consiflorialrath vr. Braune in Gehren ist hierher als Nachfolger deS verstorbenen Generalsuperintendenten Traut vetter berufen. * München, 5. August. Die „Münch. N. N." schreiben: „Die „AugSb. Postztg." hat etwas Fürchterliches entdeckt. Man hat der Kaiserin erlaubt, den Hofprediger Dryander nach Tegernsee kommen zu lassen, um dort Gottesdienst und öffentliche Predigten zu halten, während man schon öfter nichtbayerischen katholischen Geistlichen und So herb war sie und voll Kraft und Neuheit, und doch dazwischen gemischt sein leiser, die Glieder umschmeichelnder Atyem der Wonneempfindung der Mutter Erde, die neu zur Jugend und Blüthe erwachte! WaS sie noch einem grauen Kopfe für Empfindungen in daS Herz brachte! Die ewige Werdekraft wirkt unzweifelhaft anregend selbst auf alte Leute, dachte die Gräfin. Mochte sie sich äußern, wie sie wollte, im Frühlingssturm, im Sonnenstrahl, oder in junger, lebensvoller Menschenbrust — daS war die Harmonie zwischen Werden und Vergehen. Die Gräfin empfand eine ordentliche Sehnsucht nach jungen Menschen. Sie fühlte auf einmal deutlich, daß sie ihre Nichte Renate dock eigentlich vermißte. DaS Mädcken hatte eine ansteckende Lebenskraft in sich, die reizte und erfrischte, wenn sie auch zuweilen durch Herbheit und Un gefügigkeit absticß. WaS hatte ihr Renate heute wieder für einen langen, anregenden, interessanten Brief gesandt! Sie schilderte darin Menschen und Umgebung so klar und verständig, stand mitten im bewegten Leben einer reichen, vornehmen Welt, die sie mit geistvoller Feder zu charakterisiren wußte, und au» jedem Worte zuckte dabei die unbändige Freude an dem unbe schränkten Lebensgenuß. In Genua war sie zwei Tage mit dem Fürsten und Clarissa zusammen gewesen. „Du kannst eS mir glauben, liebe Tante", schrieb sie über dieses Zusammentreffen, „daß diese beiden verliebten Menschlein immer noch nicht zu anderen Sterblichen passen. Wenigstens Clarissa ist durchaus nichts anderes als Träumerei, in sich selig, wie ein sich selbst beschauender Hindu. Und der Fürst lernt eS. So gehen die Beiden an der schönen Welt inter esselos vorbei und schwelgen in Selbstsucht. „Du wirst Dich wundern, daß ich so offen schreibe. DaS macht, weil man mich damit incommodirt hat. Nun liegt eS mir in den Gliedern. Zwei schöne, lachende Frühlings tage habe ich mich von ihnen langweilen lassen. Am dritten riß ich aus. „Ein Beispiel mag Dich lehren, über sie zu urtbeilen. Da weigerte sich Clarissa, nach dem Diner mit hinab anS Meer zu geben, daS Sitzen auf dem Balcon des Hotels mit dem Rundblick in die Landschaft sei gerade das, was ihr dir größte Lust gewähre. Der Fürst hat selbst den Vorschlag zu der Partie gemacht, weil sie diesen Rundblick seit acht Tagen stündlick genossen. TituS sollte nun mich begleiten, ihm war ein AuSgang recht gut. „Jetzt aber, denke Dir, hängt sich Clarissa an den Arm ihres Mannes und giebt ibn einfach nicht frei. Eine halbe Stunde füge ich mich in Geduld, dann werde ich unwirsch und will allein fort. Jetzt wundert sich die junge Frau über di« Flüchtigkeit der Zeit, die sie ganz vergessen hat, und der Fürst lächelt glücklich und bleibt bei ihr. Wie lange wird Herkules am Spinnrocken hocken? Onkel Lothar wird seine Güter dies Jahr noch allein bewirthschaften müssen. Scheint eS mir so oder ist eS wirklich der Fall? Fürst Schwarzenburg trägt seinen schönen Kopf ein klein wenig geneigt, und das rührt davon her, daß er immer lauschen muß, wenn seine Gattin spricht, da eS ihrer Natur zuwider ist, daS Gesicht auszuheben, wenn sie spricht. „In Genua war meine Rettung von der Langweile ein Gras Janos Feilath, ein Ungar, ein Freund des Fürsten, ein weltgewandter, weitgereister Mann mit geistvollem Gesicht und guter Unterhaltungsgabe. Von Genua wollen Schwarzen burg und Frau noch einige Wochen nach Nervi, wo eS in diesem Frühjahr leer an Gästen der Gesellschaft sein soll. Dort sind sie dann ungestört. „Ach, Tante, wie freue ich mich meiner Lebenslust. Ich spüre sie in allen Gliedern mit der Freiheit, nach meinen Wünschen handeln zu können. Nichts würde unheilvoller auf mick wirken als eine Liebe, die mich einschnürt, wie sie dem Fürsten zu behagen scheint. Wenn Liebe nur in der Beschränkung auf sich selbst di« höchste Glückseligkeit in sich trägt, wenn sie sich weltabgewandt geberden muß, um ganz zu ihrem Rechte und zum Glücke zu kommen, so will ich sie nicht kennen lernen. „Clarissa ist mir nicht unbegreiflich, da sie ja immer verträumt war nod nie handelte, sondern nur genoß. Aber der Fürst war doch ein anderer Mann, als daß man hätte glauben können, ein solches einseitiges LiebeSlrben wäre sein Ideal. Wie man sich in Menschen täusche» kann! „Nun aber genug davon! — Ich denke bis zum Mai noch in Nizza zu bleiben, wenn PapaS Unpäßlichkeit, von der Du mir schriebst, nicht ernsthafter wird. Marquis Bernier mit seiner Mutter, die jetzt hier sind, vermehren unseren lustigen Kreis durch den französischen Adel, mit dem sie im engsten Verkehre stehen . . ." Die Gräfin ließ den Brief in den Schooß sinken. Also der Marquis Bernier tauchte auch in Nizza auf. Er war wirklich beharrlich, und Beharrlichkeit führt zum Ziel. Und er war doch kein Gatte für Renate, trotzdem daß er elegant, gewandt und bis über die Ohren in sie ver liebt war. Für Renate paßte wahrlich nicht so eine französische Ehe mit ihrem zerfahrenen Leben. In Nizza besaß der Marquis eine Villa und in der Du- rance eine verpachtete Herrschaft mit einer für ihn reservirten Wohnung, in der er zur Jagdzeit Quartier nahm. In Paris batte er ein Palais, und in Deutschland würde er in einer MiethSwohnung Hausen müssen, wenn er sich hier aufhielt. Für eine Tochter aus erbeingesessener deutscher Landadel familie war da« kein Leben so ohne jeglichen Zwang der Verhältnisse und einschränkender Pflichten. Sie nahm sich vor, dies Thema ernstlich mit der Nichte zu besprechen. Renate konnte eine andere Wahl treffen, sie wurde genug begehrt. Da war Graf Pahien von den Ulanen, dann der reiche Hohenfels und Fürst Steinach vom aus wärtigen Amte. Sie hatte gewiß nicht nöthig, den Marquis zu nehmen, nun eS mit dem Erden von Eberstein nichts mehr war. Die Gräfin erwog in dieser ruhigen Stunde gleich daS Für und Wider der einen Partie vor der andern. Es hatte für sie wie für jede Frau ihres Alters großen Reiz, Ehen zu stiften oder wenigstens sie sich auSzudenken. ES verstand sich ja von selbst, daß ihre Nichte heiratben würde, und daß eS bei Renates Jahren bald geschehen müsse. Sie war jetzt gerade im besten Alter. Mitten in diese Erwägungen hinein drang der scharfe Trab von Pferden an da- Ohr ber Gräfin. Ein Wagen fuhr schnell die Rampe hinauf. Sie verwunderte sich darüber. ES konnte nur ihr Gatte sein, der kam, unv dieser liebte ein langsame- Anfahren. Es mußte etwas AußergewöhnlickeS sein, was ihn veranlaßte, von seiner Gewohnheit abzuweichen. Denselben Gedanken hatten auch alle übrigen Schloß bewohner, als sie den Grafen ankommen hörten. WaS mochte passirt sein? „Der General wird sterben", flüsterte der Kutscher dem Pförtner zu, als der Graf in da« Schloß getreten war und sich ohne Aufenthalt nach den Zimmern seiner Gattin wandte. Der Teppich dämpfte seinen Schritt im Vorzimmer, so daß dir Gräfin, die ihren Gatten nicht sogleich erwartet hatte, erschreckt auffuhr, als sie von ihrem Gemahl ange- rufen wurde. von * D Torpedo um spät ist Cor: manöv behelfen, Schulsch werden Gneft * B Dureaut als Sch Einwan 8«schlag< r. i von D Normst langen besitze» Leipzig vr. steher! Dei Verbai Kaife schlug senden. Namer Verba, bewilli stimm! 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Die Gräfin war aufgcstanden und ihrem Manne einige Schritte entgegengegangen. Dabei faßte sie ihn genauer ins Auge und bemerkte sofort den Scharten, der seine Stirn umwölkte. Gespannt schaute sie ihn an. Graf Lothar reichte ihr die Hand zum Gruß und führte sie zu ihrem Sitze zurück. Er ließ sich ihr gegenüber eben falls auf einen Sessel nieder und sagte ernst: „Ich bringe schlechte Nachrichten von meinem Bruder heim. Ja, ja, wie ich sage, es geht schlecht", wiederholte er, al« sie ibn erschreckt und wortlos anhlickte, als begriffe sie das Gehörte nicht. „Wir müssen uns auf daS Ende gefaßt machen. Hermann ist sehr krank. Der Arzt hat e» mir nicht verheimlicht." Die Gräfin schwieg immer noch. Es entstand tiefe» Schweigen. „Wie ist daS möglich?" sagte sie endlich. „Seit gestern diese Wendung zum Schlimmen. Ich kann «S nicht für möglick halten!" Sie scküttelte verneinend den Kopf. „ES hilft nichts, sich damit trösten zu wollen. Zu der Herzverfettung hat sich Wassersucht eingestellt. Der Tod kann schnell eiotrrten." „Arme Renate", seufzte die Gräfin tief auf und faltete die Hände resignirt in dem Schooß. „Ich habe sofort an das Mädchen depeschirt und die Rückantwort in den Händen, daß sie unverzüglich abreisen wird. Morgen Abend, spätestens übermorgen früh wird sie eintreffen." „Ach, daS arme Mädchen", wiederholte die Gräfin und versank wie ihr Gatte in brütendes Schweigen. Der Schatten des Tode» drückte sie beide. Der Schwager sterbenskrank! Wer hätte da» gedacht! Er war Mitte der Sechziger. In ihrem eigenen Alter, und sie selbst hatte noch nie an'S Sterben gedacht! Und Renate mit zweiundzwanzig Jahren eine Waise, ohne Heimath! Vielleicht entschloß sie sich nun bald zu einer Heirath, um wieder eine gewiss« Selbstständigkeit zu gewinnen. Bei Verwandten zu leben, war nicht ihre Sache. Wie fröhlich wollte sie noch in Nizza den Frühling ge nießen! Ja, ja, eS kommt oft ander-, al» man denkt! (Fortsetzung folgt.) Bischöfen gottesdienstliche Functionen innerhalb der Lande»- grenze unter Berufung auf Allerhöchste Verordnungen rc. untersagt habe, wie z. B. seinerzeit dem Bisckof Ketteler von Mainz in Oggersheim (Pfalz) und erst vor ein paar Jahren dem Bisckof Korum von Trier in Regensburg beim Wolfgang- Jubiläum. Soviel wir nun wissen, war der Gottesdienst für die kaiserliche Familie rein privater Natur, und das wird man wohl Niemandem verwehren können. Doch abgesehen davon, ist die bayerische Staatsregierung nicht so intolerant gegenüber den Katholiken, wie die „Postzeitung" glauben macken möchte; denn man weiß z. B. „ganz genau", daß hier in München seit ein paar Jahren in einem bekannten Institute an der Ecke der Otto- und Max-Josesstraße während der Fastenzeit für Damen auS der höchsten Aristokratie religiöse Vorträge stattsinden, und daß der Prediger dem Jesuiten orden angebört, der bekanntlich, wie die CentrumSpresse nicht müde wird, schmerzverzehrt zu betonen, auS Deutschland „verbannt" ist." Oesterreich-Ungarn. Ausstände. * Triest, 5. August. Die Forderungen der Holzarbeiter sind von den Arbeitgebern theilweise angenommen worden. Dagegen baben sich die Unterhandlungen der Bäckermeister und Bäckergehilfen zerschlagen. Die Brodversorgung der Stadt erfolgt anstandslos und ausreichend. Der Ausstand der Tischler ist unverändert. Die Ruhe wurde nicht gestört. Frankreich. Faure. * Thcruiiguou, 5. August. Der Präsident Faure traf beute Vormittag gegen 11 Übr zu Pferde bei dem Col Solliöre» in der Nähe der italienischen Grenze ein und wohnte dem Abschluß der Manöver bei. Dieselben endeten mit einem Angriff auf die feindliche Stellung. Bei dem darauf folgenden Frühstück krackte Faure in seiner Antwort auf einem Trinkspruch des Kriegsministers General Billot das Ver trauen des Landes zur Armee zum Ausdruck. AuS den Alpen kommend, wolle er deren Truppen dem Lande zeigen; er habe ihre Leistungen mit patriotischen Gefühlen und liebe voller Sorgfalt verfolgt. Der Präsident schloß mit einem Hoch aus die Armee und im Besonderen auf die GebirgS- truppen. Nach dem Frühstück hielt Faure über die Truppen Parade ab. Großbritannien. Preßfreiheit in Indien. * London, 5. August. (Unterhaus.) Bei der Berathung des ostindischen Budgets wurde ein Unterantrag Mac NeillS, durch welchen die Angriffe aus die indische Preßfreiheit, sowie die summarische Verhaftung und Gefangenhaltung ohne Verhör bekämpft werden, mit 97 gegen 17 Stimmen abgelehnt. Rußland. Zum Kaiscrbcsnch. * Petersburg, 5. August. Heute Nachmittag traf das deutsche Schulschiff „Charlotte", aus Reval kommend, auf der Nheve von Kronstadt ein und dampfte nach dem Wechsel deS üblichen Saluts nach Petersburg weiter, wo eS 9 Uhr Abends ankam und bei der Nikolai- brücke vor Anker ging. * Petersburg, 5. August. Allenthalben ssind hier die eifrigsten Vorbereitungen für den Empfang des deutschen Kaiserpaares im Gange. Insbesondere sind in den pracht vollen Gärten zu Peterhof Hunderte von Arbeitern beschäftigt. Die berühmten Wasserkünste und sämmtliche Hauptalleen sind mit Anlagen zur Beleuchtung versehen worden. Der Ausblick vom Schlosse nach dem Meere zu ist durch eine gewaltige Beleuchtungsfront abgeschlossen, deren Mitte der deutsche Reichsadler mit den Insignien des deutschen Kaiserpaares krönt. Auch an anderen DecorationSceutren und am Palais sind derartige Fronten errichtet worden. Die Cascade, die durch den Abfluß der großen Fontaine» gebildet wird, soll eine Beleuchtung durck unter dem Wasser angebrachte Lichtquellen erhalten. Eine zahlreiche Mensckenmenge durch- fluthete im Laufe deS Abends die herrlichen Parkanlagen und verfolgte mit lebhaftem Interesse den Fortgang der Arbeiten. Ueberall macht sich eine festliche Stimmung geltend, die auch in Petersburg durch den gesteigerten Zuzug aus der Provinz deutlich erkennbar wird. Alle Hotels find überfüllt, so daß die Fremden schon Privatquartiere aussuchen müssen. Die festlicken Veranstaltungen, die für die deutschen Marine-Mannschaften vorbereitet werden, versprechen besonders glänzend zu werden. Nicht nur die russischen Marinekreise, sondern auch weite Volksschichten bekunden daran die lebhafteste Theilnahme. Dieselbe erreichte bereits heute Abend bei dem schon ge meldeten Einlaufen des deutschen Schulschiffes „Charlotte" ihren Höhepunkt. Viele Hunderte von Zuschauern füllten die Ufer und bewunderten das elegante Schiff, während eS langsam die Newa bis zur Nikolai-Brücke herauffuhr. * Petersburg, 5. August. Ueber das Programm für den Besuch des deutschen Kaisers und der Kaiserin wird ergänzend mitgetheilt: Am Montag, den 9. August, findet nach der Rückkehr aus dem Lager von Kraßnoze-Sselo in Peterhof ein Familiendiner bei den russischen Majestäten
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