WIE LEBEN DIE INDIANER IN DEN USA HEUTE? N ach ihrer Niederwerfung deportierte man die Indianer in vorher für diesen Zweck ausgesuchte und in ihrem Landschaftscharakter größten teils öde und unfruchtbare Gebiete, in die sogenannten Reservationen. Stämme, die ihrer Unterwerfung besonders harten Widerstand geleistet hatten, wurden nicht selten in einzelne Gruppen aufgesplittert und über weit auseinanderliegende Orte verteilt. Die Regierung der Vereinigten Staaten schloß mit den Indianern, die ihre uralten Lebensgebiete ver lassen mußten, im Laufe der Zeit 372 „Landverkaufsverträge“ ab. Bis auf den heutigen Tag sind davon nur wenige realisiert und die zuge sicherten, oftmals geringbemessenen Entschädigungssummen gezahlt worden. So ist die Regierung der USA, um ein Beispiel zu nennen, den kalifornischen Indianern die bereits 1856 vertraglich zugesicherte Summe von 5 Millionen Dollar noch immer schuldig geblieben. Im Jahre 1955 verklagten 3100 Indianer der ehemaligen Südwestgebiete der Vereinig ten Staaten die Regierung vor dem Verfassungsgericht zur Zahlung von rund 375 Millionen Dollar. Sie stützten sich in ihrer Forderung auf einen nicht eingehaltenen Vertrag, der vor 125 Jahren abgeschlossen worden war. Der Klage wurde stattgegeben, um nach außen zu dokumen tieren, daß die Indianer in den USA nicht rechtlos sind. Die erfolgte Zahlung von lediglich einem Hundertstel der Vertragssumme beweist je doch das Gegenteil. Wenn auch nach der Unterbringung der Indianer in Reservationen die Regierung der Vereinigten Staaten mit einem Gesetz von 1871 jeden Landraub verboten hatte, so wurden doch im Verlauf der folgenden Jahre den Indianern weitere große Lebensgebiete entrissen. Ursache dafür war, daß man in den Reservationen öl, Erze und andere Roh stoffe entdeckte oder sie als geeignet für andere Anlagen fand. Die Re servationen zusammen umfaßten im Jahre 1932 noch rund 190 000 Qua dratkilometer. Bis in unsere Tage dürfte sich aber diese Fläche weiterhin wesentlich verkleinert haben. Wie wenig Möglichkeiten den Indianern zu Gebote standen, sich diesem erneuten und gesetzwidrigen Landraub zu widersetzen, beweisen die folgenden Worte der Sekretärin des Na tionalkongresses der amerikanischen Indianer, Ruth Bronson, aus dem Jahre 1947: „Um das Gewissen zu beruhigen, erklärte man den India nern, sie hätten das Recht, gegen die USA wegen der Konfiszierung der Ländereien, die die Regierung ihnen wegzunehmen beabsichtigt, einen Prozeß anzustrengen. Als ob ein Raub deshalb weniger schwerwiegend wird, weil der Dieb, wenn er sich entfernt, einem gnädigst das Recht gibt, eine Klage einzureichen.“ 30