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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970827023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897082702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897082702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-08
- Tag1897-08-27
- Monat1897-08
- Jahr1897
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Lrisk slä 750 000 -000 1125 1300 1850 1050 ,200 1350 3550 11525 2850 3850 2830 5000 8825 11850 8400 8860 8000 3300 700 3050 1750 1020 12150 SLOO 2350 14200 10300 500 425 «10 240 800 >780 850 >550 .750 >300 >810 >860 725 1850 1700 1200 1800 2810 1300 1880 1600 1450 1010 800 S400 SSO 2875 160 26500 1840 3850 SSO 1050 — I 2425 — 13250 1125! 3225 sllodt, io»- »rdere oo4 ä SotuüliÄ i» 0,08). 1,«8. IS. e klxwüat» «Dick»': lQ (Ä/8) Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/,? Uhr. di« Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Filialen: lktt» Klemm's Sortim. (Alfred Hahn), Universitatsstraße 3 (Paulinum). LouiS Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und KönigSplas 7. Redaction und Expedition: JohanneSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Bezugs-Preis >N d« Hauptexpedition oder den im Stadt» be»irk und den Vororten errichteten AuS» aabestellen abgeholt: vierteljährlich^ 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteffährlich . Direcre tägliche Krruzbandjendung tuS Ausland: monatlich 7.50. Abend-Ansgabe. Anzeiger. Amtsblatt des Hömgkicljen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Aathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. -Anzeigen.Prei- die Sgefpaltme Petitzeile 20 Pf^ Reklamen unter dem Redactionsstrich (4am spalten) 50^, vor den Familiennachrichte» (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem PreiS- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit de» Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderun^l 60.—, mit Postbeförderung 70.—>» Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Rtorgen-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expe-ttian zu richten. > > Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig Freitag den 27. August 1897. S1. Jahrgang. „Alliaueo" kraueo-rusKö. —k>. Ueber den Abschied des Präsidenten Faure vom Zaren wird uns außer dem unter „Rußland" Mit- getheilten noch gemeldet: * Kronstadt, 26. August. Der Kaiser, die Kaiserin und Präsident Faure kehrten nach dem Besuche auf dem russischen Kreuzer „Rossija" an Bord der Kaiseryacht „Alexandria" zurück, wo der Präsident sich von den Majestäten verabschiedete. Faure dankte dem Kaijerpaare in bewegten Worten für die ihm bewiesene herzliche Gastfreundschaft, drückte der Kaiserin die Hand und um armte den Zaren. Um 6 Uhr lichtete die französische Flotte unter dem Donner der Geschütze der Kronstädter Forts, dem Hurrah- rusen der Matrosen und dem begeisterten Zurufen des Publikums. Zu den Abschicdsküssen von Chalons ist es also diesmal nicht gekommen, aber darüber wird man sich in Paris leicht Isinwegsetzen, nachdem man einmal einen Zipfel der „veritnble nlliaueo" in den Händen bat. Noch liegen nur sehr spärliche Nachrichten über die Aufnahme der letzten Toaste in Paris vor, aber das Wenige läßt schon erkennen, mit welcher lleberschwänglichkeit man die „neue Epoche" begrüßt. Wir haben folgende Nachrichten zu verzeichnen: * Paris, 26. August. Trotz strömenden Regens herrscht vor den Zeitungskiosken große Bewegung. Ter Toast des Zaren mit dem ersehnten Worte „Allianz" wird auf den Straßen laut vorgelesen. (Frk. Ztg.) * Paris, 26. August. Die Zeitung „Soir" schreibt: Das Land werde mit Ergriffenheit die heute an Bord des „Pothuau" ausgetauschten Trinksprüche lesen. Tie Allianz zwischen Frank reich und Rußland sei heute feierlich auf einem französischen Schiffe unter der Aegiüe der amnuthigen russischen Kaiserin be siegelt und der Welt verkündet worden. Frankreich und Rußland genießen heute die hohe Gcnngthuung, niemals an einander gezweifelt zu haben. Das Letztere ist Phrase. In Frankreick bat bis zum 26. August Niemand mehr Vertrauen zu Rußland gehabt, d. b. Niemand mehr geglaubt, daß je ein Nevanchebund bestanden habe oder bestehen werde, und in Rußland war man (wir erinnern nochmals daran, daß der Zar in seinem ersten Peterbofer Toaste von der Hoffnung engeren Anschlusses sprach) sehr zweifelhaft darüber ge worden, daß Frankreich dem Bündniß ohne das In gredienz der Revanche-Garantie noch einen sonder lichen Werth beilege. Die gegenwärtig französische Negierung allerdings thut dies zweifellos, fonstwürde sie nicht aufdieProcla- mirung einer „Alliance" gedrungen haben, von der sie wußte, daß der Zar ihr keine Spitze gegen Deutschland zu geben entschlossen sei. Rußlands Politik zielt auf den Zusammen schluß aller Continentalmächte, zunächst gegen England, ab, und in dieser Coalition könnten Frankreich und Deutschland sehr wohl gleichen Schritt und Tritt halten. Das verbehlt man sich auch jenseits des Canals nicht. Noch vor den Peterhofer „Alliance"-Toastcn schrieb die „Morning-Post", in der Meinung der Franzosen werde die Zusammenkunft des Zaren und Fanre'ü das Bündniß zwischen Frankreich und Rußland festigen. Ein Bündniß habe aber immer ein Ziel. Ein russisch - französisches Bündniß werde kaum gegen den Dreibund gerichtet sein können. Es gebe nur ein Land in der Welt, das anzugreifen der Mühe Werth sei, das sei Eng- Feuilleton. Eine Sommermondnacht. 8s Novelle von Wilhelm Jensen. Nachdruck verboten. Der Arzt reichte, sichtlich mit der Aufforderung einver standen, seine Hand nach ihrem Geheiß hin und sie setzten den Weg fort. Bald trafen sie vor der Aumühle ein, wo seine Begleiterin sich in einen weiblicken Untersuchungsrichter zu verwandeln schien, der die Oertlichkeit aufs genaueste in Augenschein nahm und sich den Vorgang von dem Zeugen nochmals bis in die kleinsten Einzelheiten wiederholen ließ. Er zeigte die Bäume, unter denen muthmaßlich von der Hallen fick verborgen gehalten, fügte hinzu: „Also mußte er einen Verdacht gefaßt haben und auf etwas warten." „Das scheint so," nickte die Zuhörerin. „Auf das, waS nach der Beendigung des Ständchens, das der junge Student ihr brachte, weiter geschehen würde." „Aber zu welchem Zweck kann sie diesen — denn das halte ich für zweifellos — dazu veranlaßt haben?" „Das weiß ich nicht, könnte ich mir nur erklären, wenn sie von der Anwesenheit ihres ManneS zu wissen vermocht hätte; dann bedurfte es für mich keines weiteren Fragens nach dem Zweck. So aber ist er auch mir rätbselhaft; denn wenn sie den Andern erwartete, verstehe ich nicht, welche Absicht sie mit der Bestellung des Ständchens gehabt haben sollte." „Die, welche ihr gelungen scheint, meint Herr von der Hallen, die Absicht nämlich, jenen wirklich Erwarteten eifer süchtig zu machen." Fräulein Käthe von Wachenheim zuckte leicht mit den Schultern. „Doctor, in der Frauenkunde müßten Sie noch erst ein Examen bestehen. Mir läufts der Annahme zuwider, daß sie den Baron von Wolfskeel wirklich um die Zeit er wartet hat; freilich wird die Sache dadurch nicht Heller. Wo stand der Andere?" „Wahrscheinlich dort seitwärts im Gebüsch." „Und ahnte nichts von der Gegenwart des ManneS, wie dieser nichts von der seinigen?" „Der letztere vielleicht, der erstere jedenfalls nicht, sonst würde er sich nicht hervorbegeben haben und hier in das Seitenfenster eingestiegcn sein." land. Rußland würde Frankreick niemals darin bei stehen, Elsaß-Lothringen wiederzugewinnen; cs würde ihm aber wohl mit seiner Flotte Beistand leisten können, wenn Deutsckland sich entschlösse, mit von der Partie zu sein.^Rnß- land würde auf diese Weise viel Verlegenheiten in Indien schaffen können. Daraus folgert das Blatt die Nothwcndigkeit, die britische Flotte zu vermehren. Tie „Daily News" glauben, daß Deutschland der Gewinner beim russisch-französischen Bündniß sein werde. Das möge zunächst paradox erscheinen, ergebe sich aber klar ans der europäischen Lage. Tas „Journal des Töbats" glaubt, daß Präsident Faure mit einem nieder geschriebenen Vertrage von Rußland zurückkehren werde. Ein Peterhofer Vertrag aber, meint das englische Blatt, würdeZbat- sächlich den Frankfurter Frieden verbürgen. Sollte dies Jemand bezweifeln, so sollte ibn die Thatsachc belehren, daß der Besuch des deutschen Kaisers dem des Präsi denten Faure vorausgcgangen ist. Wenn Rußland Frankreich die Hand schüttele, so meine es damit keine Feindschaft gegen Deutschland. Im Gegentheil, wenn Frankreich Rußland die Hand gebe, so habe Frankreich alle Rache gedanken aufgegeben. Diese Idee sei allen auswärtigen Beobachtern längst klar; jetzt scheine sie auch in Frankreich Boden zu finden. Die Aeußerungcn des „Figaro", ter für ein Zusammengehen mit Deutschland auf colonialem Gebiete mit Zurückstellung der Revancheidee plaidirt batte, feien be zeichnend. Ob "das nun die Stimmung des gejammten französischen Volkes sei und ob dieses die russische Allianz i m Sinne des Zaren hinnehmen wolle, möge zweifelhaft fein. Das ist allerdings die Frage. politische Tngesschnu. * Leipzig, 27. August. Wir haben für den Gedanken der Arbeiterfchntzconferenz in Zürich unsere Sympathie ausgesprochen, aber dabei nicht die Bcsorgniß unterdrücken könne», daß bei der Zusammensetzung des Congresseö möglicherweise unerfüllbare Beschlüsse gefaßt werden würden. Diese Bcsorgniß ist durch die bisher in Zürich gefaßten Beschlüsse gerechtfertigt worden. Es war ein Beweis socialtemokratischcr klnnachgiebizkeit, daß man in Bezug auf die Arbeiterkinder sich nicht damit begnügte, die Altersgrenze, bis zu der Kinder nicht arbeiten dürfen, auf vierzehn Jahre fcstzusctzcu und auch blos die industrielle Kinderarbeit zu verbieten, sondern daß man bis auf das 15. Jahr heranfging und die Erwerbstbätigkeil schlechthin verbot. Der Unterschied von einem Jahre wäre noch nicht das Schlimmste, wenn cS auch Familien genug giebt, für die es von großer Wichtigkeit ist, daß die Kinder nicht noch ein Jahr länger von den Eltern völlig ernährt werden müssen; ganz unerfüllbar aber ist das Verlangen, daß auch im landwirthschaftlicken Betriebe die Kinder bis zum 15. Jahre nicht arbeiten sollen. Ter kleine Landwirth, der Arbeitskräfte nicht bezahlen kann, ist aus die Hilfe der eigenen, vielleicht auch fremder Kinder angewiesen. Und wenn die Kinder auf dem Felde maßvoll beschäftigt werden, so ist das ihrer Gesundheit in keiner Weise abträglich. Den Socialdemokratcn könnte es freilich passen, wenn der artige Bestimmungen Gesetz würden, denn sie wären das beste Mittel, die kleinen Bauern gegen den Staat zu erbittern. Nicht minder einseitig ist in Bezug auf den Maximalarbeitstag die Ablehnung der Anträge, die einmal für die einzelnen Berufszweige, der in denselben aufzuwcndenden Arbeit entsprechend, verschieden lange Arbeitstage cinführen, „Der Mann meiner Freundin sah's und schlug hinter ihm den Laden zu . . ." „Um ihm keinen andern Ausweg als vorn durch die Verandathür zu lassen." Die junge Zeugenvernehmerin dachte kurz nach, daun äußerte sie: „Sonderbar!" „Was?" „Ging Wind?" „Nein, es war vollkommen still." „Er mußte doch das Zuschlägen des Ladens hören, sich sagen, daß eine Menschenhand dabei im Spiel sei, und stand trotzdem nickt von seinem Vorhaben ab. Das nenne ich sonderbar. Wo stand Cäcilie?" Doctor Viereck wies nach dem Platz vor der obersten Verandastufe, und Fräulein Käthe trat an die Stelle mit der Frage hinaus: „So das Gesicht nach vorn gewendet, daß sie den vom Schlafzimmer Ker hinter ihrem Rücken Erscheinenden nicht gewahren konnte?" Und auf die bejahende Antwort fuhr sie eifrig fort: „Ich bitte Sie, in das Zimmer hinein- zugehen und das Herankommen jenes Andern zu wiederholen, damit ich mir ein Urtheil bilden kann, ob sie seinen Fußtritt hören mußte." Die Thür setzte, unverschlossen geblieben, dieser Gehör probeanstellung kein Hinderniß entgegen, der Arzt begab sich in die Stube hinein und kehrte, vorsichtig anstretend, zurück, während die junge Dame sichtbarlich gespannt aufhorchend stand. Dann rief sie: „Kommen Sie denn nicht? Ich höre keinen Laut." Eine Entgegnung erfolgte wahrheitsgemäß: „Ich stehe unmittelbar hinter Ihnen", woraufhin Käthe von Wachen heim befriedigt sagte: „Dann ist auch sie überrascht worden, ohne etwas vorher vernommen zu haben. Wie geschah's weiter?" Die letzte Frage entflog ihr hörbar im Untersuchungseifer, ohne daß sie einen weiteren Gedanken, als die Feststellung deS nachgesolgten Verlaufs damit verband, und augenscheinlich ward auch Gerlach Viereck völlig von dem gleichen Eifer, seine Beihilfe dazu zu leisten, miterfaßt. Denn er versetzte: „Der Baron von Wolfskeel rief: „Hab Dank, Geliebte, daß du mir endlich dies Rendezvous bewilligt hast!" und schlang so von rückwärts beide Arme um sie", und mit den Worten zugleich ahmte er, genau dem von ihm mitangesehencn nächtlichen Geschebniß getreu, jene Vorwärts-und Umfassungs bewegung mit seinen Armen nach. Das ließ Fräulein Käthe, und die zweitens für die Landwirthschaft den Arbeitstag be- sendsrs behandelt wissen wollten. Es mag — angenommen, der MaxikN..larbeitStag ließe sich für alle Berufszweige einfübren — zugegeben sein, daß der Kräftcaufwand bei der Arbeit nicht den einzigen Maßstab für die Tauer des Arbeits tages abzugebcn hätte; es wäre z. B. auch zu berück- sicktigeu, inwieweit die betreffende Arbeit schon an sich die Gejuntbcil der Arbeiter gcfäbrdct. So viel aber ist doch tlar, daß es nnmöglick wäre, schablonenhaft für alle Betriebs zweige ein und denselben Arbeitstag scstzustellen. Und es ist erst reckt klar, daß bei der Landwirthschaft die Feststellung eines bestimmten Arbeitstages für alle Zeiten des Jahres ein Unding ist. In der Landwirthschaft giebt es nicht nur Tage, sondern ganze Wecken, in denen etwa ein 16stündiger Arbeitstag nothwendig ist. — Ueber den dritten Verband- lungötag liegen erst telegraphische Nachrichten vor; diesen zufolge scheint der Congreß im Fassen socialdemokratifch- utopislisckcr Beschlüsse fvrtznfahren. Für den praktischen Arbeiterschutz kann unter solchen Umständen nichts hcrauS- kommen. Das Projcct der „Sammlung aller Liberalen" ist von uns am Mittwoch an dieser Stelle als ein ausschließlich von der Freisinnig en Vereinigung gehegter Traum zurück gewiesen worden. Ein süddeutsches nationalliberales Blatt, der „Schwäb. Merk.", lehnt heute ein Zusammengehen mit der Freisinnigen Vereinigung aus denselben Gründen wie wir rundweg ab. Der „Schwäb. Merk." führt aus: „Die Freisinnige Vereinigung ist Las stark zuiammengesckmolzene Ueberbleibsel der ehemaligen Secejsion. Sie brennt vor Begierde, ihren gegenwärtig auf 13 Mandate beschränkten Besitzstand, aus wessen Kosten es immer sei, zu erweitern, und hat cs in diesem Bestreben vor zwei Jahren über sich gebracht, Len Antisemiten dafür, das; sie ihr dazu halsen, den Eonservativen einen poinmcrscheu Wahlkreis abzujagen, den stets von Leu National- liberalen innegchabtcn Wahlkreis Waldeck auszuliefern. Nach dieser Erfahrung könnte man gefaßt daraus sein, daß bei etwaigen Eartellverhandtungcn die Freisinnige Bereini gung den Nationalliberalen alsbald klar machen würde, wie eine Auzabl der von den letzteren inucgehabten Mandate eigentlich ihr gebühre. Zum mindesten ist nicht einzusehen, was die National liberalen bei einem Abkommen mit der Freisinnigen Vereinigung gewinnen könnten, gar nicht zu reden davon, daß bei dem diametralen Gegensatz in den wirthschastlichen An schauungen zwischen der rein manchesterlichen Freisinnigen Ber einigung und der große» Mehrheit der Natioiialliberaleii sich ein solches Abkommen überhaupt als undurchfütirbar erweisen würde. Nein, man muß sich schon in die Thatsache finden, daß die Zusammenfassung aller Liberalen ein frommer Wunsch bleiben wird." Man kann das bedauern; denn die bisherige Zersplitte rung ist ohne Zweifel eine der hauptsächlichsten Ursachen, daß das liberale Bürgerthnm — den Begriff im weitesten Sinne genommen — nicht den Einfluß auf die öffentlichen Dinge besitzt, der ibm »ach seinem socialen Gewicht zukäme. Aber ist denn die Zersplitterung etwas Zufälliges oder gar Will kürliches? Ist sie nicht vielmehr dadurch eingetreten, daß der LinkSlibcralismus eine ersprießliche Mitwirkung in den wichtigsten nationalen Lebensfragen versagte? Dieser Zu stand ist heule noch derselbe wie vor 30 Jahren, nnd an dieser brutalen Thatsache muß die „große liberale Vereinigung" immer von Neuem scheitern. Zum Glück darf man sich aber sagen, daß die nationalliberale Partei dadurch, daß sie allezeit eine zuverlässige Stütze der nationalen Politik gewesen ist, dem Liberalismus sehr viel mehr genützt hat, als alle die Anderen, die sie des Verraths an den offenbar ganz in ihr Nachsinnen vertieft, einen Augenblick lang, ohne sich zu regen, geschehen, und erst als der Dar steller des Vorganges diesen in seinem Trachten nach aller- getreulichster Wiedergabe der Wirklichkeit gleichfalls durch ein Näherrücken seiner Lippen gegen die ihrigen zu vervollständigen suchte, übernahm auch sie unwissentlich genau die Handlung Frau Cäcilies von der Hallen und that das nämliche, was diese gethan. Nur nicht ganz so heftig wehrte sie ihn ab, doch mit entschiedener Willenskundgebung, machte sich aus den Armen los, schöpfte einmal Athem und äußerte danach: „Ich danke Ihnen und bin jetzt vollkommen unterrichtet. Sie hätten im klebrigen die Durchführung Ihrer Rolle nicht so gewissenhaft zu nehmen brauchen, Doctor; man sieht, daß Se kein Schauspieler sind, denn der begnügt sich in solchen Fällen mit einem geschickten Markiren der ihm zugefallenen Aufgabe. Wir wollen jetzt noch die Zimmer näher in Augen schein nehmen." DaS Wörtchen „geschickt" batte eine leichte Klangfarbe besessen, als ob es sich in seiner gegenwärtigen Anwendung mit dem Begriffe „schicklich" zu identisiciren beabsichtigt habe; über das Gesicht des Arztes goß sich eine etwas rothe Färbung aus, während Fräulein Käthe von Wachenheim das ihre rasch abkehrte, um einen sie Plötzlich interessirenden Gegenstand zu betrachten, und zugleich den Fuß unter dem Weißen Kleide nach der Verandathür hin vorsetzte. In den Zimmern ließ sie den Blick überallhin umhergeben; das un berührte Bett legte Zeugniß ab, daß es vor der nächtlichen Katastrophe nicht benutzt gewesen und die Bewohnerin des Raumes nicht wieder hierher zurückgekommen war. Das nördliche Seitenfenster war noch vor dem Laden geschlossen, während durch das nach Osten gerichtete die Sonne hell bis auf den Tisch in der Mitte fiel; gleicher Weise mußte in der Nacht der Vollmond hereingeleuchtet haben. Alles sprach von OrdnungS- und Anmuthssinn der Verschwundenen, den einzigen Verstoß gegen vollendete Sauberkeit beging eine kleine, umgefallene, auf dem Tisch liegende Blumenvase, aus der etwas Wasser auf ibn herausgcflossen war und gleichfalls unter ihm auf dem Fußboden stand. Eine in unvorsichtiger Eilfertigkeit vorgestreckte Hand schien das blaue Gläschen unigestoßen zu haben, und Fräulein Käthe, die sich bisher weiterer Zwiesprache niit ihrem Begleiter enthalten, richtete jetzt wieder eine Anrede an ihn: „Nach Ihrer Mittbeilung, meine ich, ist Cäcilie, als sie ihren Mann gehört und gesehen, nicht mehr ins Zimmer gekommen, sondern an ihm vorbei draußen davongeeilt." liberale» Grundsätzen beschuldigen. Es ist die Stimme Bennigsen's, nicht diejenige der Richter und Rickert, gewesen, die im Jahre 1892 die entscheidende Stelle ver mocht hat, die Schulgesetz vor läge zurückzuzieben. Die iiativnalliberale Partei hat damals den sührenden Staat im Reich vor einer Reaction von unabsehbarer Tragweite be wahrt. Sie wird auch in Zukunst gegen Reaclionsversuchc ein wirksames Gegengewicht auszuüben vermögen, wenn sie sich den blanken Schild ihrer um die nationale Sache so hochverdienten Vergangenheit nicht durch zweifelhafte Ver brüderungsexperimente trüben läßt. Die englische .,^rir>x auä Kavzc Larette" vom 21. August bringt unter der Bezeichnung: Ills 6örmrui.,AaviU Losie^ (etwa die deutsche Flotten-Scheuche) eine Besprechung der vom Alldeutschen Verbände herausgegebenen Schrift „Rieder gang deutscher, der Aufschwung fremder Seemacht" vom Capitainlieutenaut a. D. B. Weyer. Vor der sehr ein gehenden Kritik wird eine Bemerkung des französische» „Lloniteur cko la bllottö*' angeführt, in welcher die Er wartung ausgesprochen wird, Laß unser Kaiser für den Aufschwung der deutschen Flotte iu derselben Weise wirke» werde, wie einst Colbert's Genie die französische See macht nach deren gänzlichem Verfall wieder auf gerichtet habe. Der englische Kritiker bemerkt dazu, es sei wohl hohe Zeit für eine gründliche Reform der deutschen Seemacht, doch könne nur die Zukunft lehren, ob es den rastlosen Anregungen und persönlichen Arbeiten des Kaisers und den vielfachen Bemühungen der eine Kräftigung der Marine wünichenden Männer und des ebenso denkenden Thciles der Presse gelingen werde, das deutsche Volk aus seiner apathischen Stumpfheit (axa- tlletio cluln688) in Bezug auf Seemacht und die Mittel, sie zu erlangen, aufzurütteln. ES sei darin ein bemerkens- werther Unterschied zwischen Deutschland und England; während bei den Deutschen die Anregung zur Vergrößerung der Seemacht von oben her käme, hätte iu England die Stimme des Volkes und die öffentliche Meinung dazu gedrängt. Die genannte Schrift des Capitainlieutenants a. D. Weyer wird als daö beste und wirkungsvollste Mittel be zeichnet, um dem Volke die Flottenfrage klar zu machen. Die Zahlenangaben werden von englischer Seite als richtig nnd die Beweisführung als scharf und sehr gelungen bezeichnet. Man könne sich nicht darüber täuschen, daß große Anstrengungen in Deutschland zu Gunsten der Flotten reform gemacht würden, nichtsdestoweniger geschehe noch nicht genug dafür, vor Allem dürfe man nicht, wie Viele es thun, nur für zahlreiche Kreuzer wirken, man müsse durch Be gründung des Programms für den Bau einer Schlachtflotte der Abneigung des Volkes gegen Ausgaben für maritime Zwecke entgegcntreten. Vom englischen Standpuncte aus könne Niemand begreifen, wie man mit Kreuzern allein aus kommen wolle, ohne eine überlegene Schlachtflotte sei kein wirklicher Schutz der Handelsflotte durch Kreuzer allein aus führbar. — Möge diese offene Aussprache englischer Ansichten von unseren deutschen freisinnigen Bewunderern deS englischen commou 86US beherzigt werden! Die mit dem Empfange Kaiser Wilhelm's in Pest sich beschäftigende, von uns schon erwähnte, außerordentliche Generalversammlung des Pest er Gemeind er athes ge staltete sich in Folge eines unerwarteten Zwischen salles sehr stürmisch und endete mit einer lebhaften Ovation für den deutschen Kaiser. Nachdem die Das bestätigte der Arzt nochmals und setzte hinzu: „Wes halb zweifeln Sie daran?" „Ich zweifle nicht an der richtigen Wahrnehmung Ihrer Augen, waS die körperlichen Vorgänge betrifft. Diese Un ordnung auf dem Tisch hätte sich mir nur besser erklärt, wenn meine Freundin in ihrer Aufregung noch einmal hier gewesen wäre, um vor ihrer Flucht noch etwas mitzunehmen. Aber nach Ihrer Darstellung kann daS ja nicht geschehen sein." 2m Gesichtsausdruck der Sprecherin stand zu lesen, daß nickt nur die umgestoßene Base ihr keinen Aufschluß ertheile, sondern überhaupt der Besuch der Aumühle dem Zweck ihrer Hierherwanderung durch nichts entsprochen habe. lLie äußerte dies nunmehr auch unverhohlen: „Ein längeres Verbleiben an dieser Stelle ist offenbar nutzlos, heißt nur Zeit ver lieren. Die einzige Erklärung, die mir hier zu Theil ge worden, dient nicht zu einer Aufhellung der Sache und kann deshalb vor der Hand nicht weiter in Betracht kommen." Damit scklug Fräulein Käthe von Wachenheim den Rückweg von der Aumühle ein, ohne sich näher darüber zu äußern, was sich ihr eigentlich während des Aufenthaltes hier, wenn auch vor der Hand nebensächlich, erklärt habe, und da Doctor Gerlach Viereck ihr einmal seine Hilfeleistung zugesagt hatte, gab er ihr auch weiter das Geleit. Der Tag war wundervoll, wie von Goldglanz überschüttet und dabei doch von einer um diese Jahreszeit nur seltenen durchsichtigen Klarheit der Luft. An allen Köpfen und Hörnern rund um das GraSecker Thal sah man jede graue Felszacke, jede einzelne Tanne an den hohen Steillehncn und unterschied die dort grasenden Kühe und die hier und dort auf niedrigen Matten zerstreut liegenden, in der Sonne flimmernden Alm hütten. Ein erfreulicher Augengenuß war's, bequem hier unten herauszuschlendern, und wenn auch die ziemlich nah zusammengerückten Bergwände daS Gleichniß von der Mund sperre einer Thalschlucht äußerlich einigermaßen rechtfertigen mochten, so tbat dieser, was die ästhetische Seite anging, die Zusammenstellung mit einer immerhin nicht liebenswürdige» anatomisch-pathologiscken Erscheinung entschiedenstes Unrecht an. Fräulein Käthe schien iudeß für die Anwendung deS bei ihrer Ankunft von ihr gebrauchten Wortes eine besondere Neigung zu hegen, denn sie bediente sich desselben beim Gehen, nachdem sie vorher ihre Zähne etwas aus die Unterlippe fest gedrückt gehalten, nock einmal wieder in der Frage: „Doctor, haben Sie die Mundsperre?" „Ich? Warum?" versetzte er. DaS erste war'S, waS ihm seit etwa zehn Minuten über
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